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Sonntag, 22. Februar 2009

Unterbrechung der Staffel - Auslöschen der Fackel

Auch wenn es niemanden davon freispricht, alles Erlittene hinter sich zu lassen und allen Startproblemen zum Trotz das Gute und Beste zu wählen:

Die Umwandlung der Bildung von der Bring- zur Holschuld mußte zwangsläufig zu einem Verfall derselben binnen kürzester Zeit führen. Den Verlust des Geistes, der sich seit der Revolution der späten 1960er-Jahren endgültig (Jahrzehnte zuvor noch schleichend) vollzog, und zu einem erschütternden Siegeszug des Technizismus führte, der selbst persönlichste Lebensbereiche durchdrang, indem er sie auseinanderriß und zu mechanischen Prozessen machte, aber schlicht als Klage an die Jugend zu richten ist unerträglicher Zynismus.

Er geht auf das Konto der Nachkriegsgeneration, die schlicht die Fackel - in allen Bereichen - nicht mehr weitergab: aus Mißtrauen auf den Sockel, auf dem die Welt errichtet wurde? Aus politischem Kalkül, weil der Sozialismus (der nie eine andere Waffe hat als auf menschliche Schwächen und Laster zu bauen - Neid, Jähzorn, Wollust ...) aus dem Zweifel seine Wählerstimmen zog?

Wer immer heute aber an seine eigenen Wurzeln anknüpfen will - er muß sie erst mühsamst rekonstruieren, ja noch mehr: Die aktuelle Gegenwart abschütteln, um überhaupt diesen Weg der Anknüpfung noch wählen zu können.




 *220209*

Mittwoch, 18. Februar 2009

Rechtmäßige Nachfolger

"Die Bischöfe sind die recht mäßigen Nachfolger der Apostel." (Aus einem Schulaufsatz; nach der Rechtschreibreform.)




*180209*

Wer mit der Herde geht



Titelverlinkung: "Die Hirten folgen den Herden" - Die Erklärung der österreichischen Bischöfe zur jüngsten "Kirchenkrise"




                                                    *180209*

Freitag, 13. Februar 2009

R. i. p. - Amerika hat keinen Präsidenten mehr

Was Barack Obama so treibt, nett, nicht wahr? Fliegt mit der Airforce One und sagt nachher, daß es geil war. Bekennt offen Fehler, ernennt die Falschen, macht nix, er korrigiert es notgedrungen, jeder macht mal Fehler! Nicht Du, nicht ich, nicht wir alle auch? Ein Mensch wie Du und ich! Er geht durchs Weiße Haus, und bestaunt den Ort, wo Geschichte gemacht wurde, ehrfurchtsvoll fast. Dann flieht er mal wieder in den nächsten Kindergarten, in die nächste Schule, um mit den Kids zu quatschen, wenn ihn im Oval Office alles mal wieder erschlägt. Nett. Sicher bestellt er, wie Clinton, seine Hamburger nachts. Oder nein: Obama holt sie sich selber! Oder schickt seine Frau, weil er grad mit China telephonieren muß, um den dritten Weltkrieg zu verhindern.

Armes Amerika, armer Westen. Amerika hat keinen Präsidenten mehr.
Es hat endgültig den Technizismus auf den Thron gesetzt. Und was an Menschlichkeit so warm rüberkommt, ist die entfleuchende Verwesungsenergie letzter Kulturreste. Aber die gibt es nur einmal, und dann nie mehr wieder.

Das Wesentliche am Absolutismus war - heute völlig mißverstanden, weil ideologisch mißbraucht - daß für alle, ausnahmslos, und den Regierenden zur nicht unbeträchtlichen Last (Ludwig XIV. wollte nie regieren), der Staat am Kopf nicht nur anfing, sondern das war, was sich an diesen Kopf anschloß, weil erst daraus erwuchs. Das hat den Spruch "L'etat - c'est moi!" geprägt, und das macht ihn verständlich. Der König war Ursprung, Prinzip und Spitze eines Staates, gab allen Identität und Bestimmung.

Erst Niedrigkeiten in Person - wie Rousseau - lösten dann alles in Funktionen auf, weil aus ihrer Person nichts erwuchs.

Aber es ist ja heute alles anders.




*130209*

Dienstag, 10. Februar 2009

Die Destruktivität der Folgen


Manchmal wünschte man sich, man wäre in Amerika, und hätte (mehr) Teil an dieser lockeren Art, sich selbst nicht ernst zu nehmen. (Titelverlinkung: Interviewaussagen von John Goodman) Ich wußte ja, warum ich ihn mochte ... als Schauspieler. Eine Kunst, die auszuüben enorme Vorsichtsmaßnahmen erfordert, weil sie über die größten Schwächen des Menschen wie eine Brücke gebaut sein muß.

Wieso leben Sie nicht in Hollywood?
Ich habe ein Mädchen aus Louisiana geheiratet. Und ich wollte meine Tochter nicht in L.A. in der Nähe des Filmbusiness erziehen. Die Fixierung auf Celebrities, die Hollywood bestimmt, ist destruktiv, das ist echt eine Krankheit. Ich kann dort nicht leben. Die Unterhaltungsindustrie hat nichts mit mir zu tun. Ich bin Schauspieler von Beruf, der andere Teil dieses Business ist Scheiße. Die andere Seite des Glamours ist tödlich.




*100209*

Montag, 9. Februar 2009

Prüllereien - man gönnt sich ja sonst nix

Das "stehle" ich dem KURIER (der sich mit der Titelverlinkung zufrieden geben muß), das ist köstlich: Aussprüche von Heinz Prüller, TV-Kommentator von Formel 1-Rennen seit ich denken kann, nunmehr ausgebootet. Es sind im übrigen interessante Sprachspielereien, die auf den Konflikt zwischen der immer ärmeren Logik und der Mimesis der Poesie hinweisen.

"Besonders hier in Estoril sind die Seitenwinde besonders gefährlich, weil sie nämlich auch von vorne und von hinten kommen."

"Ich darf ihnen leider noch nicht verraten, dass die Slicks nächstes Jahr wiederkommen, da es noch geheim ist."

"Mansell führt mit sechs Sekunden Rückstand."

"Noch 68 von 42 Runden zu fahren."

"Die Kurve ist sehr eckig."

"Ralf Schumacher fährt schneller als sein Auto fahren kann."

"Die ganze Williams-Box jubelt. Frank Williams kann leider nicht aufstehen, er ist ja an den Rollstuhl gefesselt."




*090209*

Samstag, 7. Februar 2009

Die kranke Idee

Egon Friedell: 

"Es ist bekannt, daß gewisse Irrsinnige sich durch tadellose Logizität auszeichnen. Nur die erste Prämisse ist bei ihnen falsch, von da an folgern sie mit einer staunenswerten Schlußfähigkeit, Geistesstärke und Denkschärfe."


Gilbert K. Chesterton über den Wahnsinn: 

"Große Rationalisten sind nicht selten geisteskrank; und Geisteskranke sind in der Regel große Rationalisten. (...) Wer mit einem Irrsinnigen diskutiert, wird wahrscheinlich den kürzeren ziehen; denn in mancher Hinsicht funktioniert sein Geist nur um so schneller, je weniger er sich bei all den Erwägungen aufhält, die für den gesunden Menschenverstand in Betracht kommen. Er wird durch keine humoristische Anwandlung gehemmt, durch keine Regung der Nächstenliebe, durch keinen Einwand der eigenen Lebenserfahrung. Er ist gerade deshalb logischer, weil gewisse Sympathien bei ihm nicht mehr vorhanden sind. Insofern ist der Terminus 'irrsinnig' irreführend. Der Irrsinnige ist nicht ein Mensch, der die Vernunft verloren hat, vielmehr ist er der Mensch, der alles verloren hat, nur nicht die Vernunft. Die Aussagen, die ein Irrsinniger macht, sind stets erschöpfend und, vom rein rationellen Standpunkt betrachtet, auch einwandfrei (...) Sein Geist beherrscht einen vollkommenen, aber zu engen Kreis. Die Erklärungen eines Wahnsinnigen sind ebenso vollkommen wie die eines Gesunden, nur sind sie nicht so umfassend. (...) Das stärkste und unverkennbarste Merkmal des Wahnsinns ist eben jene Vereinigung von fehlerloser Logik und geistiger Kontraktion. (...) Der Kranke befindet sich in der leeren und grellen Zelle einer einzelnen Idee, auf die sein Geist mit peinvoller Schärfe konzentriert ist. (...) Der Materialismus trägt den Stempel einer gewissen wahnwitzigen Einfachheit, genau wie die Argumente eines Irrsinnigen; man gewinnt sofort den Eindruck, daß hier alles gesagt und zugleich alles ausgelassen ist. Der Materialist versteht alles, aber dieses 'Alles' erscheint zugleich als sehr nichtig."

Vielleicht erweitern wir noch diese Definition, machen sie auf hin zur menschlichen "Identität", um aus dem Wahnsinn den Wahnsinnigen zu machen. Aber mit Vorsicht. Sonst sind wir gar zu tief in den Diskussionen der Gegenwart.




*070209*