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Montag, 31. März 2014

Das kann gar nicht anders sein (1)

Die FAZ berichtet von einer Welle der Empörung als Reaktion auf ein Urteil eines deutschen Gerichts: Ein Afghane hat seine (von ihm) schwangere Ex-Freundin hinterrücks erstochen. Sie hatte sich geweigert, das Kind abtreiben zu lassen, aber auch, es islamisch zu erziehen. 

Das Urteil fiel aber milde aus: Denn die Richter befanden, daß der Täter sich aufgrund seiner kulturellen und religiösen Situation (samt einer nicht sehr gefestigten Persönlichkeit) in einer persönlichen Zwangslage befunden habe. Der Mann hatte die Beziehung zu der Deutsch-Amerikanerin seinen Eltern verschwiegen, weil unter den Jesiden, denen er angehört, einer islamischen Glaubensrichtung, die Wahl des richtigen Ehepartners - was heißt: von der Gemeinschaft anerkannt, auf jeden Fall muslimisch - von größter Bedeutung ist. Das hatte ihm die Frau verweigert. Deshalb konnte der Richter keine "besondere Schuld" feststellen, wie der Staatsanwalt verlangt hatte, um eine (übliche) vorzeitige Haftentlassung des Mannes aus seiner spruchgemäß lebenslangen Haftstrafe zu verhindern.

Die Empörung, von der die FAZ berichtet, ist aber nicht wirklich zu verstehen. Denn es ist ein Rechtsgrundsatz UNSERES Rechts, die subjektive Gewissenssituation eines Täters zu berücksichtigen. Zwar ist einerseits die Tat Maßstab für das Strafmaß, aber in gewissem Rahmen. Die Strafe hängt immer von der Größe der individuellen Schuld ab. Täter in Zwangslagen, wie immer die begründet sein mögen, haben geringere Schuld, als völlig frei und bewußt Handelnde. Für Letzteres aber reicht bloße Kenntnis des Strafrechts nicht aus, wie es dem Täter, der hier geboren und aufgewachsen ist, natürlich zugeschrieben werden muß.

Hier ist eben der Punkt, wo die Religion einsetzt, und jener Punkt aus dem (wie hier schon mehrfach hingewiesen) wir mit der Zuwanderung auch unterschiedliche, zwangsläufig parallele Rechtssysteme aufbauen. Und zwar aus unserem eigenen Rechtsverständnis heraus. Unterschiedliche Religionen aber bringen unterschiedliche Ethik, ein unterschiedliches Moralbefinden. Recht setzt aber (auch) auf subjektivem Moralbefinden auf. Ist eine Kultur religiös homogen, so kann davon ausgegangen werden, daß das Rechtsempfinden überall in ihr gleich ist. Wenn diese Voraussetzungen aber nicht gegeben sind, muß auch das Recht differenzieren - und bei Beurteilung einer Tag auf den kulturellen Hintergrund der Täter eingehen, aus dem heraus erst das Wesen der Tat wirklich hervorgeht.

Wenn wie hier der Ehrbegriff völlig andere Dimensionen hat, als einem christlichen Abendland eigen, so muß das Gericht auch darauf Bezug nehmen. Nur wenn wir die Fundamente unseres eigenen Rechtssystems aushebeln wollten, würden wir das vergessen können. Und auch (wie hier) Muslime (der unterschiedlichsten Prägungen) nach christlich-abendländischem Rechtsempfinden aburteilen können. Darin aber würden wir genau diesem Rechtsempfinden widersprechen. Denn in der Berücksichtigung subjektiver Handlungsmotive berücksichtigt das Recht den christlichen Aspekt, daß Gott gleichermaßen urteilt, daß Schuld und damit die ihr notwendig folgende Sühne durch die Strafe eine sehr subjektive Dimension hat. Wir holen uns mit der Zuwanderung also selbstverständlich auch die Anfänge zu parallelen Rechtssystemen (Mehrzahl!). Selbstverständlich werden wir also mit der Zuwanderung von Muslimen auch muslimisches Recht MIT einführen.

Wobei man sagen muß: Das wäre keineswegs neu, ja darauf baut unser Rechtssystem überhaupt auf! Denn in seinem historischen Herkommen war Recht das Recht von Personen und Personengruppen. Ein auf Territorium bezogenes Recht, wie wir es heute haben, entstand erst mit der Gründung von Marken im Osten, die keine ansässige Bevölkerung hatten. Über Preußen schließlich überzog im 19. Jhd. endgültig dieses Rechtssystem ganz Deutschland. Aber Recht und Urteilsspruch war zuvor immer das Recht von Spezialgruppen, und kein Richter sah sich das Recht, einen Angehörigen etwa eines anderen Stammes (mit anderem Recht) abzuurteilen.

(Man nehme nur die Stelle im Evangelium: Wenn Pontius Pilatus Jesus den Juden übergeben möchte, weil er als Jude in deren Rechtssystem steht, so ist das Argument der Pharisäer auf die Frage der Zugehörigkeit Jesu zu einem Rechtssystem bezogen - sie wollen beweisen, daß er nach römischem Recht und Rechtsempfinden zu verurteilen wäre, das dort einsetzt, wo das jüdische Recht endet: in den Berührungspunkten eines an sich geschlossenen Rechtssystems Israel ins Römische Reich. Man will beweisen, daß Jesus durch seinen Majestätsanspruch römisches Recht verletzt habe. Aber der Selbstanspruch als Gott war nach römischem Recht kein Vergehen.)




Morgen Teil 2) Ein Rechtssystem als Schnittmenge subjektiver Rechtsempfinden



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Mechanismen der Gleichschaltung

Nachrichten wie diese sind mittlerweile so alltäglich geworden, daß wir sie kaum noch registrieren. Eine bessere Aussage zum Zustand der Gegenwart ist kaum zu finden. Sie sind Ausdruck des immer krankhafteren Kontrolldrucks, dem sich die politische wie wissenschaftliche (als "geistbestimmende") Elite der Gegenwart ausgesetzt sieht.

Da sagt ein Verlag (Springer) die Veröffentlichung eines wissenschaftlichen Werkes zu, vertraglich, das er selbst haben wollte, und sieht sich plötzlich Druck ausgesetzt: Denn was hier veröffentlicht werden soll, widerstrebt der herrschenden Meinungsschichte (was nicht einmal "Mehrheit" heißen muß, ursprünglich auf keinen Fall hieß) unter den "Wissenschaftlern". Grund: Das Werk ist (auf streng biologischer Grundlage) evolutionskritisch. Ein sensibles Gebiet, weil sich die Erkenntnisse der Naturwissenschaften schon seit vielen Jahren nicht mehr in die herkömmlichen Evolutionsthesen einordnen lassen! Einem der herrschenden Dogmen der Gegenwart wird also der Rock an allen Ecken und Enden längst schon zu kurz. Und zwar von den Phänomenen her, nicht von den denkerischen Grundansätzen her, die sie ohnehin als gar nicht möglich erkannt hatten. Aber diese Grundsatzdiskussion hat man schon vor hundert Jahren erfolgreich abgewürgt.

Wir erlauben uns hier Originalzitate, wie sie aus der Homepage von "Wort und Wissen" hervorgehen. Eine Ausführliche Darstellung des mittlerweile so typischen Falls finden Sie dort. Und beginnen mit einigen Zitate aus dem Originalmanuskript selbst, weil sie einige der zentralen und so fundamentalen Fragestellungen andeuten, die sich schon lange in Zusammenhang mit dem Evolutionismus und seinen Postulaten herauskristallisieren.

„The standard explanation for the origin of biological information is that it arises exclusively through the mutation/selection process. However, there are many theoretical problems with this classic view.“
„Die Standard-Erklärung für den Ursprung von biologischer Information ist, dass sie ausschließlich durch Mutations- und Selektionsprozesse entsteht. Es gibt jedoch viele theoretische Probleme mit dieser klassischen Ansicht.“

„[C]urrent models of evolutionary genetics yield implausible explanations of macroevolution in the available time.“
„Gegenwärtige Modelle über evolutionäre Genetik enthalten unplausible Erklärungen für Makroevolution in der zur Verfügung stehenden Zeit.“

„[T]here are very fundamental problems with the standing theory of how biological information arises.“
„Es gibt sehr grundsätzliche Probleme mit der anerkannten Theorie zur Entstehung biologischer Information.“

„I present a side by side comparison of design principles observed in the cell and in computer architecture. ... This model predicts that design principles that have been shown to work well in computation will also exist within the cell.“
„Ich präsentiere einen Vergleich, in welchem ich Punkt für Punkt die Design-Prinzipien gegenüberstelle, welche in einer Zelle und in Computersystemen beobachtet werden. … Dieses Modell sagt voraus, dass Design-Prinzipien, die in einem Computer gut funktionieren, auch in einer Zelle existieren.“

„[T]his poses a challenge to ... Neo-Darwinian theory.“
„Dies ist eine Herausforderung für die Neo-Darwinistische Theorie.“

Außerdem wird an einer Stelle aufgrund von neusten Erkenntnissen vom „Tod des Darwin-Baumes“ gesprochen.

Das beim Verlag eingereichte Buchmanuskript zeigte auch unmissverständlich, wer die Autoren des Buches waren, zum Beispiel:
„He is currently a Fellow of the Discovery Institute.“
„Er ist derzeit Mitglied des Discovery Instituts.“

„He is a philosopher of biology who has been involved in the intelligent design debate internationally for over two decades.“
„Er ist ein Biologie-Philosoph, der seit über zwei Jahrzehnten international in die Intelligent Design-Debatte involviert ist.“

„His studies on molecular machines and nucleic acids have resulted in over 25 technical papers, book chapters and submitted patents, which have been cited nearly 1000 times and have provided further evidence for design in nature.“
„Seine Studien zu molekularen Maschinen und Nukleinsäuren wurden in über 25 technischen Artikeln, Buchkapiteln und eingereichten Patenten veröffentlicht, die fast 1.000 mal zitiert wurden und weitere Hinweise für Design in der Natur geben.“

Speziell in den Human- und Naturwissenschaften geht es gegen jedes öffentliche Behaupten meist überhaupt nicht mehr um wissenschaftliches Streben. Es geht um einen Dogmatismus, den es um jeden Preis aufrechtzuhalten gilt, weil ganze Weltanschauungen und damit existentielle Gewissens- und Wahrheitsfragen all der Einzelnen daran hängen. Damit geht es um die persönlich empfundene Gefahr die droht, wenn die nihilistischen, materialistischen Prämissen der Evolutionisten, deren Erkärungsmodelle schlichtweg nichts erklären, hinterfragt und gegen bessere, erhellendere ersetzt werden sollten.

Dieses Fragen soll, nein muß verhindert werden. Jeder Wissenschaftler, der sohin von anderen Erklärungsansätzen ausgeht, wird seit vielen Jahren konsequent und immer vehementer bekämpft, und man tut es so gut wie immer durch persönliche Angriffe und Zerstörung seiner Glaubwürdigkeit - nicht durch wissenschaftliche Widerlegung. Hier schützt sich eine wahre Ruine der Welterklärung, die genau das nämlich nicht tut: zu erklären, verstehbar zu machen, vor ihrer Entdeckung. So sichert sich die Weltgesellschaft der Gegenwart gegen die Erschütterung ihrer Fundamente und Leitmotive. Durch Abschließung, durch Eliminerung aller Quellen des Widerspruchs. Das Versagen der heutigen Grundströmungen der Anschauungsweisen ist bereits so evident, und wird durch technische Taschenkunststückchen, durch schlichte Zaubertricks und -täuschungen umso eifriger vertuscht. Man treibt lieber die Welt der Menschen, die Kultur, in immer höherem Tempo in den Abgrund, als von diesen Anschauungen, diesem mit fanatischem Willen festgehaltenem "so ist die Welt, weil sie so sein muß!", zu lassen, um offen für Erkenntnis zu werden.

 

Der Springer-Verlag nimmt die vertragliche Zusage
der Veröffentlichung eines wissenschaftlichen Werks zurück



Ein Vorwurf, der häufig an die Adresse von Evolutionskritikern, Befürwortern von „Intelligent Design“1 oder an Kreationisten gemacht wird, lautet, sie würden keine wissenschaftlichen Publikationen herausbringen. Dieser Vorwurf ist in mehrfacher Hinsicht fragwürdig. Dass er auch heuchlerisch sein kann, zeigt beispielhaft die nachfolgende Geschichte.

Es geht dabei um die Publikation eines Sammelbandes zum Thema „Biologische Information“, bei dem eine Reihe von Befürwortern des Ansatzes des „Intelligent Design“ mitgewirkt hat und der von William Dembski herausgegeben werden sollte. Dieser Band war für eine Veröffentlichung im renommierten Wissenschaftsverlag Springer vorgesehen. Es gab für dieses Buch bereits unter dem Titel „Biological Information: New Perspectives“ eine Ankündigung auf der Webseite des Springer-Verlags und das Buch war auch schon im Angebot von amazon.com (beides ist durch Bildschirmkopien belegt; s. u.). Dann aber intervenierten einige Wissenschaftler, denen die Publikation ein Dorn im Auge war, und setzten den Springer-Verlag unter Druck. Daraufhin zog der Verlag das Buch zurück, obwohl bereits ein Vertrag über die Veröffentlichung unterschrieben war.

Ursprünglich war der Verlag selbst an William Dembski herangetreten und hatte ihm die Veröffentlichung einer Monographie zum Thema „Biologische Information“ angeboten. Nachdem zwischenzeitlich ein internationales Symposium zu diesem Themenfeld stattfand, schlug Dembski dem Verlag vor, statt der Monographie einen Band mit den Rednerbeiträgen zu veröffentlichen. Der Verlag hatte zugestimmt, doch letztlich kam alles anders.


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Sonntag, 30. März 2014

Liebe braucht Kenntnis

Alles, was wir über die Sinne erkennen können - und wir können nur über die Sinne erkennen, in ihnen begegnet uns das zu Erkennende, wenngleich auch das Sinnliche nicht die Erkenntnis IST, es muß "gegeistet" werden - ist ein Körper. Von diesen machen wir Bilder, nur so können wir die Körper in uns aufnehmen, uns damit letztlich nur so an ihnen freuen, in dem wir sie uns zum Besitz machen. (Niemand kann sich an etwas freuen, das er vergessen hat, und damit nicht kennt.) 

Weil wir es aber sind, schreibt Augustinus in "De Trinitate", die diese Bilder formen, haben auch unsere Erkenntnisbilder immer etwas von unserem Wesensbestand. Wir sind es somit, die auch das Urteil über diese Dinge - gut, schlecht, etc. - abgeben. Ein geistiger Akt, der uns vom Tier unterscheidet, denn Wesensbilder haben (via Sinne) auch die Tiere. Aber sie haben kein Urteil, als den Punkt, in dem wir uns zu diesen Wesensbildern stellen. Dies liegt an uns, möglich durch unsere Freiheit. Durch unser Vermögen zur Freiheit.

Das Urteilsvermögen - in seiner Entsprechung im Willen, denn der Wille wird von dorther motiviert - ist als Vermögen der Einsicht damit direkt von der Liebe abhängig, die wir bereit sind zu geben, in der wir uns den Dingen zuwenden. Wir müssen also die Dinge in ihrem So-Sein bejahen, um sie überhaupt - und dann nur als Ganzes - beurteilen (und damit handeln) zu können. 

Damit steht aber auch die Liebe in direktem Zusammenhang mit der Freiheit. Denn in dieser Freiheit (aus Liebe, und man kann nur "etwas" lieben) obliegt es alleine uns, ob wir das Ding erkennen wollen, oder "was auch immer". 

Weil wir dieser Freiheit aber nur mächtig sind, wenn wir uns selbst besitzen, heißt das, daß wir uns selber erkennen müssen. Nur so sind ja unsere Urteile frei, als nicht getrieben, als uns zum Besitz gegebene Geistigkeit. Deshalb ist die Freiheit (und die Liebe) direkt von der Selbsterkenntnis abhängig. Denn nur in der Selbsterkenntnis (was etwas anderes ist als ständig an sich zu denken) besitzt unser Geist auch unsere eigene Wesensform ganz. Damit wird unser Urteilen auch zum wahren Urteilen, ohne je die Subjektivität zu verlassen (weil er die gar nicht verlassen kann.) 

Irrtum, irrtümliches Urteil ist damit immer einer mangelnden Selbsterkenntnis geschuldet. Während die Wahrheit im Denken sittliche Haltung (Liebe) voraussetzt, und so zur Selbsterkenntnis wird, bzw. in dieser wächst, weil wir nur lieben können, was wir kennen, und umgekehrt umso mehr kennen, was wir lieben. Von dieser Selbstliebe geht dann die Liebe zum Nächsten aus - weil wir aus ihr heraus zur Liebe (weil Kenntnis) des Ganzen Nächsten fähig werden.




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Zur Profanierung verführt

Der legendäre Sioux-Häuptling Sitting Bull hat den Großteil seines Volkes verachtet. Und zwar ab dem Moment, wo sich die meisten Stämme mit von der Regierung zugewiesenen Reservaten zufrieden gaben. Dort erhielten sie ihre täglichen Lebensmittelrationen, Tabak, Alkohol und ein Taschengeld.

Von der amerikanischen Regierung wurde als "Befriedung", ja als "soziale Liebestat" dargestellt, was in Wahrheit die Reduktion des Lebens auf bestimmte Grundbedürfnisse, auf ein Vegetieren bedeutete. Damit aber wurde, und das wußte Sitting Bull, sein Volk von seinen eigentlichen Lebensquellen - die Quellen der Gestalt waren - abgeschnitten. Es ließ sich dazu verführen um profaner Bedürfnisse willen, die es binnen kurzer Zeit unschöpferisch seelisch erschlaffen ließen und eigentlich tot machten. Auch wenn es physisch noch irgendwie präsent blieb. Um sich mittel- und langfristig in einer amorphen "amerikanischen" Masse der Gestaltlosigkeiten aufzulösen.

Die Kraft Sitting Bulls war nicht militärischer Natur, oder eine Art von Rebellion. Dieses war sie nur "zufällig", beischaftlich, nicht zuerst. Er war gefürchtet, weil er von vielen Indianern selbst als Reformator (im eigensten Sinn: re-form) seines Volkes gesehen wurde. Dessen Geist untrennbar mit der Lebensweise zusammenhängt, die ihn ausdrückt, die ihn je neu zeugt, die ihn weiterträgt weil darstellt. 

Sitting Bull lehnte sich gegen den Geist der Moderne auf, der seinem Wesen nach ein Geist der Entstaltung, der kulturellen Zersetzung ist.




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Heilige Regierung der Väter

Man denkt heute viel zu kurz, Zwecke hinter allen Dingen zu sehen, man denkt falsch, Wirkungen mit Ursachen und Motiven zu verwechseln. Ein Denkfehler, der sich auch in den Wissenschaften dramatisch ausdrückt, darüber wird hier noch zu lesen sein.

Die Gründe, mit denen wir damit aber die Dinge in ihrem Daseinsrecht und -sinn verankern, greifen viel zu kurz. So geschieht es mit dem Recht und der Rechtsordnung eines sozialen Gebildes, eines Staates zumalen. Denn daß eine Rechtsordnung das Wohlergehen aller bedeutet, ist nicht der Zweck, sondern die Folge des Gehorsams den kosmischen Kreisläuften und Gesetzen gegenüber. Rechtsordnung drückt also kosmische Strukturen aus, und diese werden durch die Staatsspitze repräsentiert. Und das kann nur in personam geschenen - in der Person eines Königs. Den demokratisch gewählte Einrichtungen ja nur imitieren. Im Wesen hat sich nichts geändert. Jede Rechtsordnung gründet in der Religion. Es gibt keine Gerechtigkeit "aus sich heraus", es gibt keine Moral die aus den irdischen Gegebenheiten selbst erflösse. Sie sind immer göttlich verankert und nur von dort her legitimierbar.

Im König verkörpert sich die Achse der Welt, damit ihr Bestand. In der personalen Spitze eines Volkes begegnet sich kosmischer Kreislauf und menschliche Gesellschaft, werden anschaulich und gegenwärtig. Der König hat sich deshalb zu allen Zeiten persönlich verantwortlich zu fühlen, und auch so gefühlt, daß sein Volk diesen Gesetzen gemäß lebt. Tut es das nicht, so fällt es aus der Ordnung des Kosmos, und damit zerfällt es in seinem Bestand.

Deshalb gilt für den König auch nachweislich im uralten Recht der höchste moralische Anspruch. Noch im Mittelalter lebte das uralte indogermanische Rechtsgut, daß der König nur legitim ist, wenn er nach göttlichen Geboten lebt und regiert. Tut er das nicht, hat das Volk das Recht, ja die Pflicht, sich gegen ihn zu erheben. Gegen die Person - niemals gegen das Königtum selbst. Nur wenn der Segen Gottes auf ihm ruht, kann er das Volk dieser kosmischen Ordnung, und damit dem Gemeinwohl zuführen. Mißernten, Kriege, Unwetter, Krankheiten und Seuchen - sie waren stets als Folge der Sünde verstanden, in die sich ein Volk begeben hatte: Wer gegen die kosmische Ordnung verstößt, fällt auch aus ihr heraus, fällt ins Chaos.

Der König ist ein Symbol, in dem sich das kosmische Prinzip von Stirb und Werde darstellt. An dessen (!) heiligende, heilende, wohltuende Wirkung anzuschließen verlangt Gehorsam, Respekt. Sein Leben wird zum reinen sakralen Dienst, fern aller Alltäglichkeit, deren innerste Prinzipien er aber auf die Erde trägt und auf die Menschen überträgt. Wenn er stirbt, wenn er geopfert wird, wird er nicht selten zum Stern, eingegangen in die geistig-mystische Wirklichkeit, und von dort her weiterhin wirksam und da.

Daraus ergibt sich auch stets das Spannungsfeld zwischen Königtum und sakraler Stellung, die vielfach bis zur Vergöttlichung des Königs selbst ging, in manchen afrikanischen (aber auch asiatischen) Königtümern sogar noch bis heute. Nicht als usurpierter Anspruch eines Machtwahnsinnigen (so sehr es das in Spätzeiten eines Reichs oder einer Dynastie manchmal auch wurde), sondern aus der Logik der Ordnung heraus, in der alle leben wollten und in der alleine sie leben konnten, sollte nicht alles in Chaos zerfallen.

Daß die Welt selbst ein Opfer Gottes ist, das dieser sich selbst bringt, daß in der Hingabe (im rechten, im Heiligen Geist) erst der Grund des Lebens als schöpferischer, innergöttlich gar zeugender Akt geschieht -  ist tief katholische, wenn auch heute weithin vergessene, verdrängte Sicht, im übrigen.

Im König verschmilzt das Prinzip des Kosmos mit dem Irdischen. Urbild aller Autorität - Vater wie Sohn, und in der Vaterschaft, in der Sohneserfahrung Urbestandteil jeder menschlichen Erfahrung über die schöpferischen Prinzipien der Welt - und damit Urbild jeder Gestalt, aller Dinge überhaupt, die nur sind, weil sie von einem Zentrum ausgehen das sie im Wort zeugt, das ihnen Ordnung gibt - und Selbstsein heißt: nach der eigenen väterlichen Idee geordnet, von ihr regiert, ihr im Gehorsam ergeben sein. Was nicht von seinem innersten (ortslosen) Zentrum aus regiert wird, und damit in der Zeugung einen Ort erhält wie behält, zerfällt. Kirche und Reich sind damit Synonyme.

Das Ungeheure 1793, das auch die Bevölkerung Frankreichs (und Europas) weithin empfand, war nicht die Ermordung von Ludwig XVI., sondern die Ermordnung DES KÖNIGS. Denn es war (gerade in Frankreich, das über ein Jahrtausend lang eine quasireligiöse Beziehung zwischen Volk und König gepflegt und aufgebaut hatte) ein Sakrileg, dieses Heiligkeit von Volk und König anzurühren. Es brauchte noch viel Brutalität, um dieses Ahnen in den Menschen um die Heiligkeit des Herrschertums zu überrennen. Die spätere Stellung Napoleons - als Heiligen der Nation, der ihr härteste Opfer auferlegte - ist nur aus der schuldbewußten Reaktion darauf zu erklären. Und in den späteren Restaurationen des 19. Jhds. lebte der alte Königsbrauch wieder auf, daß der König auch (die Skrofeln, eine verbreitete Aussatzform) heilen könne.

Noch bis ins hohe Mittelalter hinein war aber auch die Stellung des Königs und Kaisers bei uns eine Frage der Sakramentalität. Bis ins 11. Jhd. hinein war der König auch Kleriker, wenn auch nicht Priester, und sein Amt, wie sich in den Krönungszeremonien bis dorthin ausdrückte, ein Quasi-Sakrament, das auch innerkirchliche Gewalten hatte.

Umgekehrt war, was dem König widerfuhr, auch für sein Volk maßgeblich. Darin gründet das Königsopfer, das sich in so vielen Kulturen zu allen Zeiten fand. Wo der König sich freiwillig für sein Volk opferte und sein Leben hingab. Nicht als schreukliche Mordstat der Zwecke!* Sondern weil alles Leben aus dem Tod erwächst, weil sich in dieser Totalhingabe die Gnade Gottes am vollkommensten wirklichen kann, war sein Opfertod Quell des Lebens seines Volkes.**





*Im germanischen Kult lebte das Selbstopfer noch bis ins Mittelalter. Es galt den Wikingern als besondere Auszeichnung, für solche Hingabe ausgewählt zu werden, und ein Stamm, der solche Helden hervorbrachte, war ausgezeichnet - gegenüber jenen Stämmen, die mangels Hingabeopfer ihre Fruchtbarkeit(en) verloren. Die dazu Bestimmten legten sich zu den entsprechenden Opferfesten auf einen der Altäre, und die Priester durchschritten die Reihen der sich Opfernden, und durchtrennten ihnen die Halsschlagader.

**Die Verquickung mit dem Sühneopfer, dem Sündenbock, ist religionsgeschichtlich eine späte Entwicklung, die in gewisser Hinsicht mit der (gleichfalls späten) magischen Phase der Religionen einsetzt. Noch später ist das Widerstandsrecht des Königs. Zweckdenken kommt überall sehr spät, und ist ein Lösen aus dem ursprünglich mystischen, ja kosmischen Darstellungsvollzug als Selbstzweck, ist je stärker es wird, immer eine Degenerationserscheinung. Man opferte ursprünglich nie "um zu" - sondern das Opfer war einfach Teil der kosmischen Rhythmen, unlösbarer Teil, so wie das Königtum. Es wurde in ihm der Rhythmus der Welt nach- und mitvollzogen, einerseits, anderseits dieser Rhythmus selbst ausgelöst: das Volk wurde in den kosmischen Rhythmus und damit in den Willen Gottes (der sich in der Ordnung ausdrückt) gestellt.




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Samstag, 29. März 2014

Zurücksinken ins Vorbewußte

Es wird kaum gesehen, schreibt Konrad Zucker in "Vom Wandel des Erlebens", daß die heutige Zeit sich auffallend an die vorbewußten Zeiten VOR dem Auftreten von Hochkulturen anähnelt. Denn das Entstehen von Kultur hat direkt mit der Verwirklichung, Verleiblichung göttlichen, kosmischen Anspruchs zu tun. Kultur ist Gestaltwerdung des anfänglich nur geahnten Numinosen, das in den Schritten über den Mythos erste Personifizierung des Göttlichen findet. Erst auf dieser Ebene beginnt der eigentliche Kulturprozeß. Eine Geisteshaltung wie der Skeptizismus, der das Dasein des Göttlichen vom subjektiven Bewußtsein abhängig macht, Gott also nur durch den Glauben Existenz hat, läßt das Göttliche ins Vorbewußte absinken. Historisch keineswegs neu, aber immer am Ende einer Kultur zu beobachten, wo das Mögliche nicht mehr wirklich wird, und in die Gestaltlosigkeit zurücksinkt.

Dasselbe gilt für den Synkretismus, der "alles" als gültig zu sein einzuschließen behauptet - und damit nichts weil keine verbindliche Gestalt hat. Auch hier kann man von Religion nicht mehr sprechen, weil das Wesentliche der Religion fehlt: ihre schöpferische, erlösende Qualität. Synkretismus ist in Wahrheit Nihilismus.

Im Mythos aber wird das Seelenbild einer Kultur zum Ausdruck, und damit zum schöpferischen Bewegungsbild, das Denken wie Handeln bestimmt weil trägt. Und es ist das Ahnen der Erlösererwartung, das im Kult seinen Ausdruck findet, und die Welt zu gestalten - was heißt: zu ordnen - aufruft wie ermächtigt. Denn das Schöpferische braucht den Mut der Gewalt, in der alleine die Dinge ins Nichts gestellt werden, und so Welt schaffen. Aber dazu braucht es das Wissen um die Wesensgesetze. Verflachen diese zu bloßen "Funktionen", die isolierte Teilaspekte eines Zueinander von Gestalten sind, geht das Wesentliche an den Dingen verloren, und die Welt wird zum Ort einer Ersatzmagie - der Technik, selbst in "geistigen" Dingen -, die aber das Ganze der Ordnung zwangsläufig verfehlt. 

Die Welt wird zu einer Welt ohne Geschichte, die in einem Abebben mehr und mehr erst nur noch erinnert wird, und schließlich entschwindet. Eine Entwicklung, die auch den Verstand umschließt, der seinen Anschluß an die ewigen, Ideen verliert, zum bloß technischen Werkzeug absteigt. Und zwar in dem Maß, in dem sie sich von den ewigen lebenspendenden Ideen losreißt, diese mangels Gestalt im Mythos, im Kult, ins Vorbewußte zurücksinken. (Eine Kultur, um es mit V. v. Weizsäcker zu sagen, verliert ihre gestalthafte Bewegungsdynamik in den Menschen.) Zwangsläufig sinkt der Mensch in die Masse, die sein Bewegen antreibt und trägt, das Numinose verliert seinen Namen.
Götterbildungen, und damit Kult, symbolisieren wo sie sich zu Persönlichkeiten verdichten, Teilbedeutungen des "Ganz Anderen", Teilbedeutungen auch des Kosmos, der selbst als Ganzes Schöpfung, aber doch nicht Schöpfer ist.



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Wie wir leben

Nachkriegsdeutschland (copyright Josef Darchinger)

Gesehen auf thisisnthappiness






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Freitag, 28. März 2014

Dynamik der Totalherrschaft (2)

Teil 2) Alles ist aber ein einziges Grundgeschehen




Denn längst haben wir es ja mit Computerisierung der zweiten Generation zu tun: Wo es nicht mehr darum geht, einzelne Abläufe und Dinge für sich zu perfektionieren, sondern diese Perfektionierung nur noch von der Zentralidee ausgehend sinnvoll wird bzw. diese Zentralisierung braucht. Als vermeinte Verwirklichung der höheren Potenzen der einzelnen Computerisierungsschritte, als vor allem aber vermeintlich nächster NOTWENDIGER Expansionsschritt, weil nur so erst die (nie aufgegangene) Rechnung der Einzelschritte - ANGEBLICH - erfüllt wird. Es gibt heute so gut wie keine Firmenbilanz mehr, in der nicht eine spezielle und notwendige Dynamik der Zukunftsentwicklung die entscheidende Rolle bei der Bewertung der Gegenwart spielt, deren Ausfall sich die Unternehmen gar nicht mehr leisten können. Zwangsläufig also muß die Zukunft beherrschbar werden, der Wert der Dinge der Gegenwart hängt davon ab. Noch nie hatte deshalb "Stabilität" (in Wahrheit damit: Erstarrung) in der Menschheitsgeschichte eine derartige Rolle gespielt. Solche existentielle Notwendigkeit der Beherrschbarkeit zwingt zum Totalitären, und zwingt das Einzelne, sein Selbstsein aufzugeben, weil der Spielraum der Partialwillen immer geringer wird.

Dieselbe - Gottes Vernunft und Vorsehung nachäffende - Dynamik, die die Wirtschaft weltweit also seit langem treibt! Wo der nächste Expansionsschritt es sein soll und muß, der die bisherige Malaise behebt. Weil er das aber erstaunlicherweise wieder nicht tut, wird der nächste Expansionsschritt notwendig ... Es ist im Grunde die Dynamik der Schulden, die sich damit auch in diese Technikherrschaft übertragen hat, die mit immer weiteren Schulden, die auf immer größeren, aber damit auch fragilieren Zukunftshoffnungen aufbauen, scheinbar "bewältigt" wird. Und zwar nur so lange, solange diese Zukunft "beherrschbar" scheint. Unser Schuldensystem, als Ausdruck persönlicher Handlungscharakteristik (man vergesse das nicht!), ist hinwiederum selbst Ausdruck eines technizistisch-mathematischen Denkens, das sich seit Jahrhunderten in Kreisläuften von einem Lebensgebiet aufs nächste übertragen hat, um mit neuen Anforderungen zurückzukehren, den Kreislauf von Neuem anzutreiben. Weil aber alles Denken auf der Sittlichkeit des Denkenden aufruht, dieses nur ausdrückt, führt sich auch diese Entwicklung, wie sie uns heute entgegentritt, auf das religiöse Sein und sittliche Entscheiden des Menschen zurück.

Die komplette Reihe von Prognose-Graphiken finden Sie auf dieser Seite.Sie zeigen die Entwicklung der Einrichtungen, die solch ein Zentralsystem braucht. Von bloßen Utopien brauchen wir dabei nicht mehr sprechen. Wir befinden uns mitten in Prozessen, die solche Zentralsteuerung, solche Zwangssysteme fast heimlich vorbereiten. Man nehme nur das Stromsystem, das sich in Europa derzeit bereits bildet, und von vermeintlich "moralischen" Erwägungen getrieben in sich selbst fortzeugender Logik, in jeweils scheinbar "kleinen" Schritten, totalitäre Ausmaße angenommen hat und annimmt, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Das Energienetz wird dabei zu einem Bestandteil eines Gesamtsystems der Beherrschung aller, und selbst der kleinsten, Lebensäußerungen, die den Menschen aus der Hand genommen werden. Als Organ eines Gesamtsystems, nicht nur aus sich heraus. Als Leibhaftigkeit eines ... politischen, ideenbezogenen Willens, der sich die Welt unterwirft. In Wahrheit aber: Leibhaftigkeit eines Willens, der religiöse Dimension hat.

Aber - non timete! Fürchtet Euch nicht! Solche Vorhaben werden und können zwar FAST gelingen, aber dieses Fast ist nur die Vorstufe zu ihrem völligen Zusammenbruch. Auch das gehört zum Wesen des Menschseins, der sich in der sich selbst übersteigernden Hybris zugleich ihr Ende vorbereitet. Ein derart hoch technisierte Welt wird an sich selbst scheitern, wenn auch verheerende Zerstörungen zurücklassen, weil ihm die wirklichen Vorgänge - alle Dinge sind Geheimnisse des Seins, sie sind ganze Gestalten, deren Dasein von einem innersten Punkt ausgeht, dessen Ausdruck zwar auch isoliert erkennbare Funktionen sind, aber deren Ausgangspunkt niemals diese Funktionalität ist - immer fremder, immer wesenswidriger werden. Solche Zusammenbrüche - den Atlantis-Sagen vergleichbar - sind ein Aufstand des Seins gegen menschliche Hybris, in der die Schöpfung, der man den Hemdkragen fast bis zum Ersticken zugedrückt hat, explosiv zurückschlägt.




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Selbstreproduzierender Sozialstaat

Am Beispiel der Renten zeigt die FAZ in einem Artikel, daß der Sozialstaat sich selbst produziert, indem er die Ungerechtigkeiten, die er dann zu beseitigen vorgibt bzw. unter Druck steht, selbst schafft. Einmal eingeführt aber sind Sozialtaten kaum mehr zurückzunehmen. Dafür wachsen mit jeder Wohltat neue Benachteiligungsopfer, denen eigentliche dieselben Wohltaten zustünden. So wachsen die staatlichen Ausgaben unbegremst, und enthalten - wie bei der jüngsten Rentenreform in Deutschland - wahre Lawinen an Kosten, die noch bezahlbar erscheinen, aber bei der abzusehenden Änderung der demographischen Voraussetzungen (bald kommen die Jahrgänge des Geburtenbooms ins Rentenalter, das ja nun auf 63 gesetzt wurde) gewaltige Belastungen in zehn Jahren bedeuten werden.




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Donnerstag, 27. März 2014

Dynamik der Totalherrschaft (1)

Je umfassender menschliche Systeme werden, desto totalitärer müssen sie werden. Anders als durch immer stärkere zentrale Steuerung läßt sich ein noch dazu wachsendes menschliches System nicht beherrschen. Immer beherrschender müssen die zentralen Leitlinien sein, und gleichzeitig immer weniger, weil die umfaßten Ebenen und Einzelteile nicht integrierbar sind. Gleichzeitig muß die Vielfalt der Teile schwinden, weil sie zu Funktionen des Ganzen werden, und deshalb in der Arbeitsteiligkeit auf diese Funktion reduziert werden müssen. Kein menschlich steuerbares System kann sich Freiheit der Einzelteile erlauben, es würde zwangsläufig kollabieren. Während im selben Maß diese individuelle schöpferische Freiheit, als unerfülltes Potential, zu einer immer größer werdenden Bedrohung auswächst.

Was wir heute bereits erleben ist eine kollektive Angst vor Dingen - die ein "Gegenstand", ein "Gegenüber" sind, das individuelle und schöpferische Antwort verlangt - überhaupt, sofern sie nicht lediglich direkter Ausfluß des zentralen Steuerns sind. Alle pädagogischen, alle medialen, alle edukativen ("Bildung") Maßnahmen des Staates haben sich längst auf die Präparation der Einzelteile konzentriert, um sie zu solchen Funktionen des Ganzen zu machen. Immer aggressiver und auf immer kleinere Erscheinungen konzentriert wächst ein gesellschaftliches Kontrollsystem, das aufgrund psychosozialer Bedingungen des Menschen zum immanenten, zur Neurose und Psychose wurde und wird, in dem jeder diese Zensur, diese Gleichschaltung bereits in sich trägt.

Ausgangspunkt dafür ist und war die Politik, die sich in ihrem Drang zur Gestaltung, der im Grunde ein Wille zzur Utopie ist, jene Mittel beschafft, die sie dafür braucht. Und das können nur Leistungsäquivalente sein, die zwingenden wie verführenden Charakter gleichermaßen haben, die pluripotent sind - das kann nur Geld. Im Geld bündelt sich die Gestaltkraft, ins Geld hinein zerfließen wiederum die Gestalten, um von dort aus, nach menschlicher Idee, wieder herauszuwachsen.

Wo immer dieser zentrale politische Gestaltungswille groß wurde, wurde eine Gesellschaft zentralistisch und geldorientiert. Wobei dieser politische Wille immer auf einzelne Menschen zurückgeht, und in Einzelnen weiterlebt. Zwangsläufig, aus der Logik des Freiheitsverlusts aber, der auch ein Verlust des Weltrisikos ist (und darein hängt alles Schöpferische, das ein Wurf ins Nichts hinein ist, immer unbeherrschbar), werden diese Einzelnen (als Persönlichkeiten) schwach, und zwangsläufig wird damit das System selbst zur Diktatur, zur Maschine, die alles aufsaugt und zu beherrschen beginnt.

Im Internet hat sich dieses System, dem keiner mehr widerspricht, dem keiner mehr widerstehen "kann", weil es sich selbst die Abhängigkeit von sich selbst geschaffen hat, das damit klar und direkt Ausmaße eines dämonischen Apparats bzw. eines Apparats der Dämonie angenommen hat, ein vorerst vollkommenes Instrument geschaffen. In einem Ausmaß, in einer Höhe, in einer Perfektion (die immer nur technische Perfektion bedeuten kann), wie sie wahrscheinlich das Menschen überhaupt Mögliche erfüllt. Wie eine Krake greift diese Technik nach allem, was überhaupt noch außerhalb des eigentlichen Menschseins denkbar ist, wird zur totalen Welt.

Prognose der Entwicklung der Vernetzung der Welt und Dinge - Graphik: BI-Intelligence
Wir stehen derzeit noch in den Anfängen dieses "Internet of everything", wie es bezeichnet wird, aber sieht man die Einschätzungen und Prognosen des BusinessInsider-Intelligence, einem Pool von Fachleuten, die sich der Erforschung vielfältiger Erscheinungen des heutigen Lebens (vor allem in seiner Technikbasiertheit) gewidmet haben. Leser J hat den Verfasser dieser Zeilen darauf aufmerksam gemacht hat. 

In einer Reihe von Schautafeln (Charts) hat dieses BI-Intelligence nun in einem historischen Rückblick wie in Prognosen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte diese Entwicklung öffentlich gestellt. Sie zeigen, daß das Internet sich bislang nur in einer Art Vorbereitungsphase befand, daß wir an der Sohle einer in den nächsten Jahren sprunghaft anwachsenden totalen Durchdringung mit Computertechnik stehen, die sich explosionsartig über alle Dinge unseres Lebens ausbreitet, diese Dinge selbst menschlicher Manipulation damit entzieht, um sie nach zentral festgelegten Leitlinien und Wertbestimmungen in zentral gesteuerten Vorgängen zu beherrschen. Die materiellen, organisatorischen Bedingungen dafür haben wir in den letzten Jahrzehnten selbst geschaffen. Wie eine Armee der Schläfer, wird diese Steckdose, die wir allem in der Welt angebaut haben, nun benützt, wird alles verhängt und verkettet - und damit zentral steuerbar wie notwendig gesteuert.


Morgen Teil 2) Alles ist aber ein einziges Grundgeschehen


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Mittwoch, 26. März 2014

Autorität ALS Erkenntnisquelle

Keineswegs kann man von Autorität als einem Anhängsel an die Erziehung sprechen, das allenfalls die Erziehung - und hier ist das Wort in seinem direkten Zusammenhang mit Erkenntnis "in seiner leiblichen Gestalt" verwendet - erleichtert oder begünstigt. Autorität ist vielmehr direkte Erkenntnisquelle, ja die Erkenntnisquelle schlechtin!

Nur von dem, was als Autorität erkannt und anerkannt wird, kann ein Gestaltbild (als Ideen-Morphologie) übernommen werden. Und zwar so, daß es nachgebildet wird, und sich so auch die geistige Idee hinter dieser Gestalt erfahren wird.

Mit dem kleinen Bonmot, daß die "antiautoritäre" Haltung (eine Grundhaltung der Rebellion) ja nie das ist, was sie behauptet. Sie wird lediglich dazu benutzt, bisherige, wollen wir ruhig sagen: natürliche Quellen der Autorität zu vernebeln und auszuhebeln, um sie durch andere Quellen zu ersetzen. Deren Herkunft, deren Standort möglichst verschleiert wird. Möglichst noch von denselben vorgetragen, die sich auf Autoritätsmerkmale berufen ... "das habe ich studiert", "da bin ich ausgebildet". Gerade die Emanzipationsbewegungen berufen sich ja so auffällig auf formale, angeblich "objektive" Autoritätsmerkmale, die ihnen Autorität als Recht und Anspruch zufallen lassen sollen. Und dabei genau das Gegenteil von dem bewirken sollen, was sie behaupten: Nämlich die Loslösung des Erkennens von subjektiver, sinnlicher Gestaltwahrnahme.

Denn ohne einer Gestalt zuerkannte Autorität, ob bewußt oder unbewußt, gibt es überhaupt kein Erkennen. Nicht der kleinste Stein wird erkannt, wenn der Erkennende ihm nicht als Wesensbild in sich jene Autorität gibt, die im Nachgehen (nach seiner Gestalt) das Erkennbare ablöst weil erfährt.

Sodaß man von einem der schlimmsten Übel der Gegenwart sprechen muß, wenn man beobachtet, wie mittlerweile Generationen in dem lächerlichen Fehlglauben aufwachsen, sie würden "selbst" (autonom) ihre Erkenntnis sammeln und bilden - und dabei nicht mehr erkennen (weil vom Gegenteil überzeugt sind, wobei man hier von Gehirnwäsche sprechen muß, weil es eine Gesamtbewegung des Zeitgeistes wurde - einer gestaltgewordenen Autorität ...), in welchem Ausmaß sie von Autoritäten abhängen. Dies gerade einer Menschheit gesagt, die sich voller Stolz in die Brust wirft, daß sie mit "wissenschaftlicher Gewißheit" etwas über die Welt wüßte.

Wer, bitte schön, weiß auch nur einen Bruchteil von dem, was er als "Gewußtes" behauptet, und auf das er seine Weltsichten aufbaut, anders als daß er einfach JEMANDEM GLAUBT ... dem er Autorität zuspricht? Schon das zu erkennen wäre, als Entlarvung einer der kräftigsten Gegenwartslügen, ein gewaltiger Schritt zur Heilung der Gegenwartskrankheiten.





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Zeugnis der Dummheit

Ein erschütternder Film. Erschütternd, weil er den Schwachsinn der Gegenwart zelebriert. Was für ein Erkenntnisverlust, betrachtet man die Anthropologie der letzten 100 Jahre. Das zu glauben Gesollte eingedampft auf puren Unsinn. Die wenigen sachlich korrekteren Details zu sehen lohnt gar nicht. Das Ganze ist einfach Zeugnis der Erkenntnisverweigerung der Gegenwart. Herrschaften, sehr Ihr nicht?!







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Dienstag, 25. März 2014

Geist im Fleisch

Die Kirche ist nicht zuerst "im Inneren" da, um dann nach außen zu werden, den Menschen in die vollkommene Ordnung des Seins hineinzunehmen, sondern sie ist zuerst außen - und formt von dort her das Fleisch in diese Ordnung hinein. Was J. A. Möhler in seiner "Symbolik" auf den Punkt bringt (und damit den wesentlichen Unterschied zwischen Protestantismus und Katholizismus aufzeigt, die sich diametral gegenüberstehen), ist in der Anthopologie gleichermaßen verankert. Denn es hat mit der Art menschlichen Erkennens zu tun. 

Denn der Mensch erkennt über das Außen, die Sinne, und das was mit dem Sein (und seiner Ordnung als Zueinandergefügtheit alles Seienden) übereinstimmen läßt, die Wahrheit, ist fleischlich. Deshalb ist auch die Gnade (in den Sakramenten) fleischlich - Fleisch geworden in Jesus Christus. Historisch, und konkret, formt sie das Äußere der Menschen der Wahrheit gemäß, und bereitet damit die Bereitschaft auf, über die (fleischlichgewordene) Wahrheit jenen Geist aufzunehmen, aus dem heraus das Sein selbst, als Geist, erkennbar wird. (Sodaß Gott nur aus Gottes Geist, der Gott ist, selbst erkennbar wird, im  Menschen: als Analogie, indirekt, nicht einfachhin direkt.) Des Menschen Geist schwebt damit gleichfalls nicht abstrakt über seiner leiblichen Präsenz, sondern beide sind ein Menschsein, und hängen in Polarität voneinander ab. (Das ist der kleine wahre Kern des empiristisch-materialistischen Menschenbildes, aber es ist die Reduktion auf einen Pol.)

Aus diesem Außen heraus bildet sich dann auch das von Wahrheit durchdrungene Bewußtsein, der gewissermaßen geistige Teil der Kirche, der sich darin der vollkommenen (geistigen) Idee in Gott annähert. Denn der Mensch erkennt aus "Ideomorphen", die die Substanz seines Erkennens sind - vereinfacht: Gedanken sind der geistige Ausdruck der Bewegungsenergie des Einzelnen, deren Geistigkeit hinwiederum zurückwirkt auf das, wonach sich Bewegung formt. Sodaß sich (der Verweis etwa auf die Arbeiten von Cassirer oder Voegelin sei hier gestattet) die fleischliche Wirklichkeit der Begegung der geschaffenen Dinge in seinem Grund als Wirklichkeit von Grundsymbolen (man denke etwa an das Dreieck, man denke an das Kreuz, jedes auf anderer Ebene) begreifen läßt, die aber nur in der konkreten historischen Gestalt Fleisch wird (nicht, wie vielfach versucht, reduziert sich also die fleischliche Welt auf Dreiecke oder direkte Symbolik, sondern die Idee ist nur als Grundstruktur, als Grundimpuls und Energiebezug gewissermaßen zu verstehen. Man betrachte, bitte, dieses Herunterbrechen auf Bilder lediglich als Verweis, in der Flucht in leibliche Bilder - eben, weil diese die Träger menschlichen Erkennens sind, doch im abstrakt Geistigen das konkret Bildliche übersteigen.)

Und diese Fleischlichkeit ist der Weg zur Wirklichung des Menschen selbst (die damit ohne Kult als göttlicher Stiftung in Gestalt, nicht subjektiver Willkür, undenkbar ist*). Niemand sagt, daß er sich verwirklicht habe, und meint damit nur das Innere, während sein Äußeres, seine fleischliche Präsenz, dem gar nicht entspricht. Vielmehr meint jeder, daß er sich dann verwirklicht habe, wenn seine leibliche Existenz auch den inneren Ordnungen entspricht. Und nur insofern ist es auch wahr, als die äußere, nur formalisierte Kirche alleine natürlich nicht genügt - weil, wie Möhler sehr schön schreibt, das Objektive durch die äußere Kirche subjektiv und wirklich ergriffen werden muß. Erst dann kann man von Kirche sprechen, und dann kann (und muß) man natürlich von der geistige Wirklichkeit der Kirche (als Gemeinschaft der Heiligen) sprechen (wie Luther es tat, worauf er es aber einseitig reduzierte.) Erst dann ist sie lebendige Gestalt.

Deshalb ist auch der Weg zur Teilhabe am Sein (dessen vollkommener Ausdruck zu sein Wesensbild der Kirche bedeutet) ein Weg der Sittlichkeit, in der die Wahrheit mehr und mehr Gestalt in und an einem annimmt. Ohnabhängig von der Tatsache, daß die leiblichen Repräsentanzen der Kirche dieses (geistige) Wesensbild stets selbst als Anspruch zu verwirklichen haben, um so die Menschen in diese vollkommene Gesellschaft hineinnehmen zu können. Möhler spricht von der Kirche in diesem Sinne als "Erziehungsanstalt".

Die Heiligkeit als Selbstanspruch darf nie erlöschen, nur aus ihr kann die Welt in die Erlösung hineingenommen werden. Denn nur dort, wo diese Heiligkeit real, Fleisch wird, ist auch Kirche fleischlich präsent. Und nur dort kann sie deshalb wirken. Wo der Mensch real falsch, böse lebt, in Seinsverfehlung und Irrtum lebt, ist auch Kirche nicht mehr präsent weil Fleisch.



*Religionsgeschichtlich (und -vergleichend) gibt es keinen Kult, egal welcher Religion, der nicht darum ringt, diese unbedingte Autorität weil (möglichst direkte) göttliche Herkunft zu wahren. Subjektivistische, nutzorientierte Veränderungen sind immer Zeichen des Verfalls als Verfall dieser Autorität als Quellpunkt der Heiligung. Mit der Verwillkürung des Kultes verdrängt unweigerlich ein andere Heiligkeitsbild das der wirklichen Gottanähnlichung, als Ursprung aller Religion und damit aller Selbstwirklichung des Menschen, deren Vollkommenheit mit Heiligkeit einhergeht. KULTur ist direkt abhängig vom religiösen KULT; sie trägt immer dessen Form als Quellpunkt ihrer Gestalt.



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Beweis des Gegenteils

Es regt zum Schmunzeln an, wenn man da belegt bekommt, daß es keine Wahrheit "für alle" gebe, was man am Beispiel demonstriert erhalte: daß fünf Menschen, die vor den unterschiedlichen Teilen des Elefanten stünden, dieser in lauter unterschiedliche Aussagen zerfalle - er sei ein Rüssel, ein strammes Bein, ein lebendiger Schweif, ein gewaltiger Bauch ... 

Denn was dabei gefließentlich übersehen wird ist, daß diese Feststellung der Unzutreffendheit der Einzelurteile stillschweigend von einem Generalurteil ausgeht, was denn ein Elefant überhaupt sei! Anders wäre "Unzutreffendheit" gar nicht festzustellen. Und damit den Gegenbeweis in sich bereits trägt. Wer Unzutreffendheit feststellt muß wissen, was zutrifft!

Festzustellen, daß es keine allgemein Wahrheit gebe, setzt also voraus, daß man genau diese allgemeine Wahrheit DOCH definiert, doch kennt. Sodaß es über die subjektiven Bezüglichkeiten als Grundlage des Urteils doch eine Möglichkeit geben muß, den Ort dieses Bezugs - und damit seine Unzutreffendheit für das Ganze - zu bestimmen, und das Subjektive aufs Ganze hin zu übersteigen.



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Montag, 24. März 2014

Unbeherrschbare Größe

Es ist eine "Weisheit" der Kybernetik, mathematisch sicher, aber man ignoriert sie weiterhin, gefangen im Kurzdenken der versammelten Strohköpfe der Welt, die meinen, Welt sei summarisch aufgebaut. Oder: die bewußt lügen. Die Probleme von komplexen Systemen (Systemen aus Faktoren, die jeder für sich auf Einflüsse zurückwirken) steigen mit der Größe der Systeme aber nicht linear, sondern progressiv, ja sprungprogressiv, damit unplanbar, und sind ab einer gewissen Komplexität überhaupt nicht mehr beherrschbar.

Das heißt,  daß solche Großsysteme nur noch nach Wahrscheinlichkeitstermini agieren, damit nachträglich "vorhersagbar" (weil ableitbar) sind, aber in keinem Fall mehr vorhersehbar sind. Auch besagt dieses Gesetz, das als Naturgesetz betrachtet werden muß, daß Ursache und Wirkung in keinem Zusammenhang der Größenordnung mehr stehen. Kleinste Ursachen können für das Gesamtsystem katastrophische Auswirkungen haben.

Eines der Gebiete, wo sich dies bewahrheitet, nur hat man es nie zur Kenntnis nehmen wollen, ist die Errichtung von Großkraftwerken, von Fluß-, Staukraftwerken. Eine Untersuchung der Said Business School hat ergeben, daß - bis auf wenige Ausnahmen - sämtliche der in 65 Ländern untersuchten 345 Großkraftwerke (von Itaipu bis zum Hoover-Damm, eine der Ausnahmen) gesamtvolkswirtschartlich betrachtet völlig unwirtschaftlich laufen. Grund: Die Errichtungskosten, und damit die Folgekosten in Wartung wie Finanzierung, wurden um 90 bis zu 300 % zu niedrig projektiert. Und das so regelmäßig, daß man von Gesetzmäßigkeit sprechen muß.

Damit stimmen die volkswirtschaftlichen Rechnungen sämtlicher dieser Energieprojekte nicht. Trotzdem wird weiter an solchen Großprojekten gebaut, obwohl man heute schon oft weiß, daß sie sich nie rechnen, immer Sparkassen bleiben werden. Weil es immer noch, was heißt: immer mehr Narren der gesamten Fraktionen gibt, die ohne jede Ahnung von Wirklichkeit bei Geld vor allem die Menge bewundern.

Aber noch etwas fällt auf: Es handelt sich hier um Wasserkraftwerke, Stau-/Fließwerke. Und die sind das andere Ende der "Engergiewende", der "nachhaltigen Energieproduktion" aus Wind uns Sonne. Die die gleiche volkswirtschaftliche Katastrophe bedeuten.

Vielleicht rechnet sich also Elektrizität in ihrem direkten Zusammenhang mit Massengesellschaft und Zentralismus ÜBERHAUPT nicht?




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Bibliothek

Florenz - Museo San Marco - Die vormalige erste öffentliche Bibliothek Europas in der Neuzeit, 
von Michelozzo für Cosimo de Medici ca. 1450 gebaut

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Sonntag, 23. März 2014

Ausgang der Gewalt

Bischof Clemens August von Galen, der "Löwe von Münster", sagte in seiner ersten Predigt nach dem Krieg vor den Trümmern des Domes sinngemäß: 

"Die Schrecken, die wir erlebt haben, waren die Strafe Gottes für die Hybris, die darin lag, daß unser Volk einst in seiner Verfassung geschrieben hat, alle Gewalt gehe vom Volke aus. Die Gewalt, die vom Volk ausgeht, haben wir nun erlebt."

Robert Spaemann zitiert die Aussage in seiner Meditation über Psalm 9, in dem es heißt:  

"Bereite, Herr, ihnen einen Schrecken, damit die Völker erkennen, daß sie nur Menschen sind!"



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Das Bessere

Vor dem Wissen um die irdischen und himmlischen Dinge pflegen die Menschen eine große Achtung zu haben. Dabei sind wahrlich diejenigen besser, die diesem Wissen das Wissen um sich selbst vorziehen, und preiswürdiger ist ein Geist, dem die eigene Unkraft bekannt ist, als einer, der, von ihr nichts wissend, die Bahnen der Gestirne durchschreitet, um sie kennenzulernen oder um das schon erworbene Wissen zu sichern, und dabei die Wege nicht kennt, die er beschreiten muß, um zu Heil und Kraft zu kommen.


Augustinus, "De Trinitate"



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Samstag, 22. März 2014

Fahrstuhl zur Hingabe

Zwischen den beiden untenstehenden Bildern liegen sieben Jahre Konsum von "Crystal Meth". Einer im Umlauf stark zunehmenden Designerdroge, die wie Kandizucker aussieht, und vor allem von der Tschechei aus, wo sie nahezu offen zu erwerben ist, auch Bayern und Österreich zu erobern beginnt. Dazu ein interessanter Artikel in der Welt. Sie wirkt enthemmend, leistungssteigernd und euphorisierend, überdeckt damit Schwächen. Besonders häufig ist der Zusammenhang mit Sex (um lange und enthemmt Sex zu haben) und dem Arbeitsleben. Die Konsumenten teilen sich vor allem in Freizeitkonsumenten, die Schwulenszene und traumatisierte Personen. 

Die Droge hält lange wach, blockiert körperliche Schmerzen, enthemmt, euphorisiert. Vom Konsumenten lässt sich Crystal schwerer kontrollieren als fast jedes andere Rauschmittel – denn die Wirkung von Crystal ist extrem stark. Nach dem Inhalieren der Dämpfe dauert es nur wenige Minuten, bis Crystal im Blut ankommt. Ganz schnell erreicht es das Gehirn. Botenstoffe wie Dopamin oder Noradrenalin werden ausgeschüttet und belohnen den Konsumenten auf eine Weise, die ohne Chemie unvorstellbar wäre. Hunger, Durst und Müdigkeit werden einfach unterdrückt. Manche Konsumenten sind tagelang wach. Crystal putscht auf, lässt den Konsumenten ohne Pause reden, steigert das Selbstbewusstsein und die Lust auf Sex. Doch hält all das nur so lange an, wie die Droge durch den Körper schwirrt. Danach kommt meist ein tiefes Loch. (Die Welt)

Nach bisherigen Erfahrungen macht Crystal Meth, das auch unter C, Tina oder Ice verkauft wird, extrem schnell - viele schon nach dem ersten Konsum - süchtig. Mit höherem Suchtdruck, als bei anderen Rauschgiften bekannt ist. Langzeitkonsumenten erzählen:

"Der einzige Kontakt nach außen war dann nur noch Kneipe oder Spielothek, sonst habe ich weiter nichts mehr gemacht. Dann Paranoia, Depressionen, Realitätsverlust", erzählt ein Konsument. Ein anderer sagt: "Psychosen sind aufgetreten. Ich war nicht mehr arbeitsfähig, und Selbstbewusstsein ist im nüchternen Zustand kaum mehr vorhanden gewesen." An anderer Stelle wird berichtet: "Bei längerem Konsum Verfolgungswahn, Schweißausbrüche, Panikattacken beim Entzug."

Ihr Wirkstoff Pervitin, der schon in den 1920er Jahren en vogue war, und während des 2. Weltkriegs als "Panzerschokolade" in niedrigen Dosen sogar an Soldaten ausgegeben wurde, war bis 1988 offiziell auch in hiesigen Apotheken erhältlich. Seit 2009 wird es von tschechischen Drogenhändlern wiederentdeckt, und in Labors nahe der Grenze produziert.

Die Droge ist auch nicht auf Großstädte beschränkt, sondern in Bayern etwa stammen 40 % der Meth-Konsumenten dieser Erhebung aus Kleinstädten oder der Landbevölkerung. 23 % der Konsumenten sind Mütter, was auffällig ist, und wahrscheinlich in Zusammenhang mit der sexuellen Enthemmung steht. 27 % beziehen Crystal Meth aus dem Ausland, 5 % stellen es selbst her. Fast die Hälfte der in einer Erhebung Befragten haben ein Monatseinkommen von unter 600 Euro, obwohl die Mehrzahl der Befragten recht gute Ausbildung (viele haben Abitur) vorweisen können.


Bild: Die Welt





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Aus kleinen Fehlern aufbauend

Das Faszinierende an dieser Dokumentation über den Untergang der Titanic liegt an der hohen Plausibilität der Thesen, warum sie untergegangen ist. Denn aller Wahrscheinlichkeit nach sind die Erzählweisen falsch, die kursieren: Weder ist die Titanic vom Eisberg, mit dem sie kollidiert war, aufgeschlitzt worden, noch ist sie als Ganzes gesunken, sondern zerbrochen.

Geht man den Gründen nach, wie auf diesem Video dokumentiert, kommen erstaunliche Tatsachen ans Tageslicht. Denn die Schiffsplanken des Rumpfs sind nicht geplazt, sondern geplatzt sind Nietenreihen. Man hatte vermutlich aus Beschaffungsschwierigkeiten Nieten niederer Eisenqualität (die vom Meeresboden geborgen und untersucht wurden) verwendet. Das heißt, daß winzige Schlackeinschlüsse solches Metall brüchiger machen. Außerdem wurde nur jede zweite Reihe der Nieten dreifach (wie eigentlich notwendig), sondern nur in Doppelreihen genietet.

Als die Titanic kollidierte, wurden die Rumpfplatten eingedrückt (nicht: aufgeschlitzt), und genau diese nur doppelten Nietenreihen sind geborsten, die Plattenreihen aufgeplatzt. Das Wasser drang von den bereits beim Zusammenstoß betroffenen sechs Segmenten (mit einer so hohen Anzahl hatte niemand er Konstrukteure gerechnet) vom Bug her aber dann weiter, Segment um Segment vor. Denn noch einen Fehler hatte die Konstruktion: Zwar hatte man das Schiff in Abschnitte geteilt, die voneinander durch automatische Schotte isoliert werden konnten, aber diese Schotte gingen nicht bis ans Deck. Ging also wie bei der Titanic der Bug rasch unter Wasser (durch die hohe Anzahl der geplatzten Segmente), wirkte sich das tödlich aus. Denn nun ist Sektor um Sektor das Wasser übergeschwappt, und die Sinkgeschwindigkeit der Titanic nahm progressiv zu.

Daß das Schiff dann auseinandergeplatzt ist, ergibt sich schon aus der Tatsache, daß es in zwei Teilen, 600 m voneinander entfernt, am Meeresboden liegt. Außerdem gibt es Aussagen von Augenzeugen, die das bestätigen, die aber unerklärlicherweise kaum Beachtung fanden. Der Film zeigt sehr plausible technische Überlegungen - die Titanic zerbrach vom Kiel her, nicht von oben her. Und ausgerechnet von der Stelle ausgehend, die als die überhaupt unzerstörbarste des Schiffes angesehen wurde.

Was diese These aber vor allem so plausibel macht: Wie bei allen großen Dingen der menschlichen Geschichte haben auch hier vermutlich winzige, kleine, alltägliche Entscheidungen - nicht die "großen" Gedanken und Konzepte! -  das Scheitern des Gesamtkonzepts, die katastrophische Wende bewirkt. Vielleicht hat irgendein Materialeinkäufer, ein leitender Arbeiter, ganz nebenbei diese Entscheidung getroffen, ohne die Tragweite auch nur annähernd sehen zu können. Ein Logistikmitarbeiter kam und meldete den drohenden Engpaß, sein Gegenüber meinte, er werde sich darum kümmern. Ein zweiminütiger Telephonanruf, ein kurzes Gespräch mit einem leitenden Ingenieur, ein geistesabwesendes Nicken in den Verhandlungen mit den Lieferanten, eine kurze Oberflächlichkeit im Nachdenken, ein winziger ablenkender Gedanke an die zerbrochene Tasse beim Frühstück, ein Verkäufer des Eisenlieferanten, der fachlich zwar gut war, aber nicht im Entferntesten an das Unwahrscheinlichste dachte, was keine Belastungsprüfung je zum Inhalt gehabt hatte: daß nämlich auch so hohe Scher-, nicht alleine Stoßkräfte auf die Nieten (deren Köpfe nämlich absprangen) einwirken könnten, vielleicht hätte aber auch ein leitender Ingenieur der Werft die Folgen nicht erkannt ... - es reichte, und andere Nieten wurden geliefert und verwendet. Die Titanic wäre sonst möglicherweise gar nicht untergegangen, oder hätte sich länger über Wasser gehalten, sodaß mehr Passagiere gerettet hätten werden können. Erst auf der Grundlage dieses "kleinen" Fehlers haben sich dann die weiteren Fehler (zu wenige Rettungsboote, zu ehrgeizige Navigationsroute, zu hohe, nicht an die Sichtweite angepaßte Geschwindigkeit, die Unwahrscheinlichkeit eines so weit südlich treibenden Eisbergs, etc.) so verheerend ausgewirkt. Fehler, die aber prinzipiell nicht zu vermeiden sind! Die zwar theoretisch nicht vorkommen, aber in der Praxis sehr wohl, und zwar mit Gewißheit.**

Das alles macht die Titanic zu einer so großartigen Metapher der Moderne.






*Als der Verfasser dieser Zeilen noch ein Bauunternehmen hatte, betraf eine der schwersten Reklamationen ebenfalls eine solche "Kleinigkeit": Als für Lieferungen nach Deutschland Dampfsperren (weil dampfdichte Wandaufbauten) eingebaut werden mußten (während seine übrigen Häuser diffusionsoffene Aufbausysteme waren), entschied ein Vorarbeiter (aus der Erfahrung mit dem üblichen Wandaufbau), weil die Dampfsperrfolie ausgegangen war,  für nur 1 m² Fläche, Dachpappe einzubauen, um keine Verzögerung im Produktionsablauf zu riskieren. Jeweiliger Warenwert: wenige Cent. Aber diese hatte geringeren Diffusionswiderstand. Das Haus wurde in Deutschland auftragsgerecht montiert, bezogen, und der erste Winter kam. Aber genau an dieser Stelle ... platzten die Wasserrohre, weil sie natürlich nun durch die Durchfeuchtung der Isolierung abkühlten und auffroren.

**Als der Verfasser dieser Zeilen während des Studiums in den Ferien (Ende 1970er, Anfang 1980er Jahre) bei Mercedes in Sindelfingen am Fließband arbeitete, stellte er dort fest, daß ein Drittel (!) der Mitarbeiter ausschließlich kontrollierende Aufgaben hatten. Und DENNOCH waren 1 1/2 Autos von 100 ausgelieferten Wagen "Montagsautos", bei denen einfach nichts paßte, wie ihm ein leitender Angestellter gestand.


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Freitag, 21. März 2014

Bitte geh nicht fort

Marlene Dietrich - Ne me quitte pas - Deutsch





Edith Piaf - Ne me quitte pas - Eine andere Sprache. Mit welcher Kraft, die genau deshalb umso verzweifelter klingt, weil sie erschreckend ist, was sie sagt. Sie singt "nachher". ohne Hoffnung. Die die Dietrich noch hat. Piaf besingt einen ganz anderen Typ von Mann, als erfolgssichere Dietrich. Die eine ganz andere Geschichte erzählt, eine vom Ende der Welt. Mit demselben Text, mit derselben Melodie. Es gibt schon einen Grund, warum sich so viele an diesem Lied versucht haben. Dahinter steht eine ganze Sicht der Welt.








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Donnerstag, 20. März 2014

Funktionalistischer Zentralismus

Einen gewiß sehr richtigen Vorschlag bringt Martin Mosebach in einem Rundfunkinterview, das er dem Deutschlandradio gab. Auf die Frage, wen er sich als Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz denn wünsche, meinte er: Wenn er sich etwas wünschen dürfte, dann - daß es gar keine Bischofskonferenz mehr gebe. Die Zusammenfassung der Bischöfe zu einem ganzdeutschen Gremium habe die Illusion einer Nationalkirche gebracht, die in Wahrheit die persönliche Verantwortung aber auch Durchschlagskraft der einzelnen Bischöfe schwäche. Statt einer geeinten Stimme gäbe es nun eine Stimme des Kompromisses unter lauter einzelnen Geschwächten, deren jeder sich hinter der Anonymität des Gremiums verschanzen könne. Damit hat sich auch die Bedeutung des Bischofs in seiner Aufgabe verundeutlicht. Bischöfe haben sich hinter Beschlüssen von Bischofskonferenzen verkrochen, genauso sich für die Gläubigen das Wesen der Kirche zu einer Meta-Organisation hin aufgelöst hat, der sie gegenüberstehen - statt einer Person.

Zusammenfassungen und hierarchische Zuordnungen hatte ja auch vor dem 2. Vatikanum das Kirchenrecht immer gegeben, in Erzbistümern etwa, oder in anlaßbezogenen Synoden. Seither aber hat die Schaffung von Bischofskonferenzen neue Zuständigkeiten gebracht, die im Kirchenrecht gar nie vorgesehen wären, und auch dem Prinzip persönlicher Verantwortung und Zordnung - Bischof und Kirchenvolk in einer Diözese -  widersprechen. Denn in jedem Bischof begegnet den Menschen die volle Priester-, Leitungs- und Gnadengewalt der Kirche. "Für den Gläubigen ist sein Bischof der Papst," meint Mosebach dazu.

Der Verfasser dieser Zeilen hat in seiner Zeit in der Diözese St. Pölten selbst erlebt, wie sich nach und nach diözesane Einrichtungen in vorgeblich schlagkräftigere, gesamtösterreichische Einrichtungen aufgelöst hatten und auflösen sollten. Mit jedesmal demselben Ergebnis: die diözesanen Strukturen haben sich in Luft aufgelöst, die Einrichtungen verkamen zu wurzellosen, parallelkirchlichen Spielwiesen von Funktionären. Wo sie im Einzelnen und vor Ort noch im Bestand blieben war dies nur dem gesunden Instinkt lokaler Verantwortlicher zuzuschreiben. Am Beispiel St. Pölten hat sich damals gezeigt, daß diese überregionalen Gremien die quasi legalisierte Fluchtmöglichkeit vor der diözesan-bischöflichen Disziplin bedeuteten. Vom Geld, das für solche Einrichtungen der "Überdiözese", die ja zu guten Teilen die Strukturen einer Diözese imitieren, verbraten wird, gar nicht zu reden.

Während die Wirkkraft der Kirche nirgendwo zu-, sondern überall abnahm! Was man natürlich der bequemen Ausrede genereller Zeittendenzen zuschrieb. Statt zu sehen, daß man selbst diese Tendenzen schuft und schafft.




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Mittwoch, 19. März 2014

Schon aus Denknotwendigkeit unmöglich

In einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen hat Norbert Bolz den Begriff der "Nachhaltigkeit" für glatten Unsinn erklärt. Es sei schon aus systemtheoretischen Überlegungen eine zum Mythos verbrämte Dummheit zu meinen, es gäbe zwischen Mensch und Umwelt so etwas wie ein durch Maßnahmen oder gezieltes, geplantes Verhalten herbeiführbares "harmonisches Gleichgewicht". 

Stattdessen haben wir es hier mit jeweils hochkomplexen und hochkritischen Systemen zu tun, deren Aufeinanderwirken absolut unvorhersehbar ist. Schon aus diesem (kybernetischen) Blickwinkel heraus also ist der Glaube, man könnte Klima "ändern" (bzw. Klimawandel verändern, bremsen oder beschleunigen), oder gar gezielt steuern ("Na dann peilen wir mal nur 2,3 Grad Erderwärmung und 0,3 cm Meeresanstieg jährlich an ..."), blanker Unsinn. Und im übrigen unwissenschaftlich. Damit gar noch die Politik zu beauftragen muß zwangsläufig im Chaos enden.

Menschengerechtes Handeln kann eben nicht heißen, die großen Ganzen verändern zu wollen, sondern im Kleinen, Alltäglichen, aus eigener Warte und aus eigenem sittlichen Antrieb dem direkt Begegnenden heraus, das Richtige in der jedem erst damit angemessenen Dimension zu tun.

Im übrigen sagte Bolz etwas anderes ebenfalls sehr Richtiges: Es sei gar nicht die Politik, die political correctness (als Massenpsychose) umsetze oder verlange. Sie selbst sei von dieser zur Macht gewordenen Metaethik getrieben.

Die PC hat sich eben zu einer Dämonie der Gegenwart entwickelt, die alles unfrei und wirklichkeitsblind macht und in einer immer stärkeren Eigendynamik danach strebt, sich über alle und alles zu stülpen.




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Wird "aus Liebe" geheiratet?

Vor kurzem schwirrte ein seltsamer Satz durch den öffentlichen Raum - der vom "Scheitern der Liebe", mit der Scheidung, Wiederverheiratung und so weiter umschrieben wurde. Und er war eingebettet in eine seltsam romantisierende Vorstellung, nämlich die, daß Ehe und das Gefühl (das Gefühl) der Liebe Synonyme wären. So, als würde man die "große Liebe" heiraten, und es nicht schaffen, diese Liebe am Leben zu halten. So, als sei die Liebe eine Zugestoßenheit, und die Ehe der Ort, an dem die Flamme dieses Zugestoßenen am Leben gehalten würde. Oder nicht.

Aber haben diese Liebesgefühle und ehe wirklich so viel miteinander zu tun? Kommt es bei der Ehe wirklich auf diese Liebesgefühle an, die wir irgendwann und heute so häufig entbehren, und wonach zu verlangen nur zu verständlich ist, weil es ja ein elementares Lebensrecht beträfe? Ist Ehe nicht etwas ganz anderes, ein Vorhaben, ein Projekt, das Liebe "schafft" - Johannes Paul II. hat von einem "Schmelzofen der Liebe" gesprochen, und er hat das richtig gesprochen - und nicht einfach konsumieren läßt, ist sie da schön, ist sie nicht mehr da ... schade, dann ist eben die "Liebe gescheitert"? Ist nicht die wirkliche Liebe genau dann in ihrer Geburtsstunde, und alle Geburtsstunden sind Stunden des Schmerzes, wenn sich eben keine Liebe fühlen läßt? Wenn der Tod zu durchwandern ist, aus dem heraus sich eine ganz andere, nämlich erst die richtige Liebe herabsenkt? Dann wirklich nicht machbar, dann erst wirklich als Zugestoßenheit?

Wird heute, im Zeitalter der großen Freiheit, wirklich mehr als früher "aus Liebe" geheiratet? Stehen die heute Heiratenden - und es werden ohnehin immer weniger, 2013 in Österreich gerade einmal noch 38.000 Paare - wirklich in reiner Liebe vor dem Standesbeamten (von Altar zu reden verbietet sich ja fast schon), und hoffen dann einfach, daß diese "Liebe" auch hält, und wenn nicht, "ist sie gescheitert"? 

Der Verfasser dieser Zeilen hat so seine ernste Zweifel, ob wir es heute mit mehr Liebe zu tun haben, als in der ach so verdammenswerten früheren Zeit, als man sachliche Überlegungen als eigentliche Ehegründungsmotivation ansah. Als man sich zwar freute, und an jenen Paaren freute, wo die Liebe auch wirklich schon in Gefühl und Verliebtheit erkennbar und vorhanden war, aber auch nicht mehr. Weil man wußte, daß das, worum es in der Ehe ging, eben nicht dieses "Gefühl" war, sondern - daß Ehe ein Vorhaben ist, ein Entschluß, sich in eine Form zu begeben, die einen zur Liebe umschmelzt, auch durch Zwang, auch durch Druck, auch durch Gewalt. Zur wirklichen Liebe.

Und plötzlich stehen wir dann vor den ganz schrecklich trockenen Bedingungen des öffentlichen Lebens, der Stellung im Gesellschaftsganzen, die die Ehe hat und haben muß, weil sie sonst gar nicht ist. Plötzlich ist diese Liebe, die dann "scheitern kann", ein sehr sachliche, nüchterne Frage geworden. Und plötzlich ist dieser Schleier der Romantik, den auch dieses Gerede vom Scheitern mit einem kräftigen Schuß von tragischen Gefühlen tränkt, und dabei so unverdaulich macht, zum Nichts zerronnen. Und plötzlich liegen die Bedingungen, die Ehe gelingen oder scheitern lasse, die Überlegungen die der Entscheidung zugrunde liegen, eine einzugehen, auf ganz anderen Ebenen, denn plötzlich sieht man die Ehe in ganz anderen Wirkverhältnissen

Denn die Liebe ist eine Frucht der Ehe, sie steht nicht - als verbindliches Gefühl schon gar nicht - an ihrem Anfang. Beziehungsweise ist die Liebe die Bereitschaft, den anderen lieben zu WOLLEN, und das, in diesem Bedingungen, lernen zu wollen. Dann, wenn beide das wollen, ja zu den Bedingungen sagen, dann hat die Ehe ihren Sinn erfüllt. Denn dann führt sie die Beteiligten, dann führt sie überhaupt den Menschen zur Verwirklichung seiner höchsten Potenz.

Deshalb ist das Reden von Liebe wenig bis gar nicht hilfreicht, spricht man von Ehe und Bedingungen ihres Gelingens. Und selbst glückliche Ehen sind praktisch ausnahmslos irgendwann einmal Prüfungen unterworfen, wo sich eben die Ehesubstanz bewähren muß - als Entscheidung. Weil es scheinbar mehrere Partner geben könnte, die "zu einem passen".

Das Vermögen der Liebe hängt nicht an irgendwelchen Gefühlen. Gefühle sind trügerisch, sie zeigen an, aber sie urteilen nicht. Das kann nur die Vernunft, als Rückbindung an den Sinn, die Wahrheit, in der Liebe. Deshalb ist es eine Frage der Sittlichkeit, ob Liebe gelingt, keine der Gefühle, keine eines verhängten Schicksals einer gefühlten und dann zu Ende gehenden Liebe, die "scheitert". Es scheitert etwas anderes. Und nicht zufällig leuchten gerade jene Ehen als Ort der Liebe, die hohe Sittlichkeit auszeichnet. Wer einen anderen Weg versucht, irrt. Nicht im Lieben, sondern im Verstehen und im Wollen. Das Fühlen zeigt damit das Vorhandensein von Liebe an, aber es IST nicht die Liebe selbst. Die Stimmung der Liebe ist die Sittlichkeit, und deshalb direkt die Keuschheit, als Synonym des Sittlichen. Nur in ihr wird nämlich das Wollen zum anderen und durch den anderen in der Sphäre der Vernunft, des Geistes - und damit des Geistes der Liebe - gehalten.

Das alte Volksgefühl hat es völlig richtig empfunden. Es kannte Personen, die nicht (mehr) heiraten konnten, die niemand heiraten wollte, weil die Sittlichkeit verloren war. Und wenn einem zum Tode Verurteilten in der Rechtssprechung lange Jahrhunderte aus altem, mit der kulturell subtileren Gestald auch subtilere Formen angenommenem Rechtsempfinden heraus die Möglichkeit offenstand, daß der Delinquent begnadigt wurde, WENN ihn ... eine Hure heiraten wollte, so deshalb, weil man wußte, daß diese Aufgabe die härteste sein würde. Sodaß nur eine Sühne und Buße die andere ablöste. Und nicht wenige wählten sie deshalb gar nicht. (Man lese dazu die schöne Novelle "Ein Umweg" von H. v. Doderer.)

Ihr Gelingen ist also damit eine Frage der Klarheit der objektiven Bedingungen. Während Unsittlichkeit vor, natürlich auch in der Ehe verwirrt den Geist, den Verstand verwirrt. Das macht das Scheitern so vieler Ehen nicht zum Scheitern von Liebe, sondern zum Scheitern des Irrtums, dem härter Konsequenzen erwachsen, als man eigentlich wollte, vielleicht und vielfach freilich: als man erträgt. Und viele der heutigen "Rezepte", eine Ehe am Leben zu halten, greifen wesensgemäß zu kurz, verfehlen die Substanz einer Ehe, weil sie sich darauf richten, aus dem Irrtum, aus dem verfehlten Weg, doch noch einen Profit zu schlagen, vielleicht indem man andere Sexualpraktiken empfiehlt. Die den Einzelnen aber in sich halten, sodaß die Kluft in Wahrheit gar zum Bruch wächst.

Aber dann wird die Ehe eben zum gut zu erwägenden Entschluß, aus der Erwägung heraus, ob man die Herausforderung auch zu tragen vermag, oder wieweit sie einem eben helfe. Der das Ziel hat, zu lieben zu lernen, weil man anders - "frei", ohne Ehe geblieben - zu wenig liebt, weil jeder zu wenig liebt, der nicht eine Ehe eingeht, und damit, im Selbstüberschreiten, zu sich selbst kommt, zur Freiheit selbst. Als der Ort, an dem sich das Wesen der Welt zeigt, das von allem Anfang an im Wort gründet, das sich in Liebe zurückbindet an seinen Ursprung, den Vater, als dem der alle Form in sich enthält, die in der Liebe, als Wesensform, als Sinn, als Wort ausgehaucht wird auf daß es dieses Rückopfer und damit das Hin-und-Herwesen-in-Eins bewirke, das es darstellt.




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Dienstag, 18. März 2014

Vom Wesen der Gleichschaltung

Weil der Mensch in einem wahren Wahn der Machbarkeiten alles dabei ist, an sich zu reißen, belädt er sich mit einer Bürde von Verantwortung, die er gar nicht tragen kann. Sämtliche fundamentale Lebensprozesse, von Geburt über Tod, von Empfängnis über Krankheit, vom Sterben und selbstmordischem Sterben bis zu Kriterien des Lebenswerten bei der Pränataldiagnostik haben wir alles in die Hand genommen. Aber können wir das überhaupt tragen? Stehen wir nicht damit vor einer Situation, in der uns nur nicht bewußt ist, in welchem Ausmaß wir fehlgehen können? 

Deshalb muß der Mensch wieder zurück in diese Eingeborgenheit eines großen Zusammenhangs - Gott, der alles Sein ist, der alles in sich birgt und dem alles entstammt. Das ist die einzige Dimension, die dem Menschen auch entspricht. Von ihr losgerissen, wird alles was er tut, nur noch abscheulich. Und schon gar deshalb alles, was mit dem Leben selbst zu tun hat. Wir sind nicht für alles verantwortlich, und können das auch gar nicht sein. sämtliche Erfolge", die uns die Medizin, die uns die Propheten des neuen Glücks der Beherrschung aller Lebensvorgänge verkünden, sind eine simple Lüge. Man verschweigt einfach die Schattenseiten, man verheimlicht die Mißerfolge, man redet die Folgen klein, und verwischt die Spuren von Ursachen und Wirkungen. Unser Leben heute ist kein "besseres" als es das früher je war. Als Empfängnis und Geburt, Krankheit und Tod, Leid und Freude als hinzunehmende Begleiterscheinungen des Lebens aufgefaßt wurden, die einfach ... auszuhalten seien. Als eigentliche Lebensaufgabe.

Das ist im Wesentlichen der Inhalt der Rede von Sibylle Lewitscharoff in Dresden. Die derzeit den öffentlichen Meinungswald durchzieht, und die als "menschenunwürdig" zu verfluchen kaum jemand zurücksteht. Denn die Dame, die damit ein Zeichen wirklicher künstlerischer Selbstfindung setzt, weil sie nicht davon abgeht, zumindest zurückfinden zu wollen zu ihrer eigenen Stellung den Dingen gegenüber, die rund um sie passieren, hat etwas gewagt. Und eh so wenig. Denn die Rede glänzt ja viel mehr durch das, was Lewitscharoff gar nicht anzutasten wagt. Und sie ist alles andere als ein theoretisches Pamphlet. Sie ist schlicht die Meldung einer Künstlerin, die ihre Stellung zu den Dingen der Gegenwart bezieht, weil sie gar nicht anders kann, weil das ja ihre Lebensaufgabe ist.

Wobei sie längst weiß, und diese Angst ist auch in dieser "mutigen" Rede pausenlos spürbar, wie aggressiv sich heute die (Ver-)Öffentlichkeit verhält, wenn man ihr mit einer anderen Ansicht gegenübertritt. Längst genügt ein falsches Wort, eine Nicht-Zustimmung zu gängigen Meinungsdiktaten, zu gesollten Moralvorstellungen, um nicht nur an den Pranger gestellt zu werden, was ja noch anginge, sondern mit immer unverfroreneren  Forderungen konfrontiert zu werden, eliminiert, ausgeschlossen aus allem öffentlichen Leben, des Berufs enthoben zu werden.

Und das beschränkt sich in Riesenschritten nicht mehr nur darauf, daß man "nachträglich" geächtet wird. Sogar der Verlag distanziert sich von seiner Autorin, der vielfach preisgekrönten Autorin, mit deren schriftlichen Hervorbringungen er gute Geschäfte gemacht hat, denn Lewitscharoff hat sich gut verkauft. An dessen Inhalten er sich nie stieß. Wäre da nicht Dresden gewesen. Neuerdings beginnt das Theater der Vernichtung bereits früher: Indem Bekenntnisse verlangt werden, positive Bekenntnisse, zu Homosexualität oder "Geschlechtervielfalt", zu "Rassismus" und "Diskriminierung", die jedes differenziertere Wahrnehmen aussschließen soll, zum "Feminismus", ohne die der Zutritt zur Sphäre der Berufsausübung - was vor allem Berufe des öffentlichen Lebens betrifft, aber längst nicht nur, längst Lehrer in irgendwelchen Provinzschulen etwa betrifft - gar nicht mehr gewährt wird. Dafür sorgen schon die Autoritätsgremien, die Preiskomittees, die Stipendienstellen, die Förderbüros, die NGOs als Parallelregierung und Revolutionskomittees des zum öffentlichen Flatulieren verkommenen Geistesraumes.

Da wird dann die eigentlich berührende Art, in der Lewitscharoff versucht, die Würde des Menschlichen zu zeigen, und das so vorsichtig, mit so vielen Konzessionen, zum "Duktus der Menschenverachtung" völlig grotesk verkehrt. Nicht die Art, wie heute Mensch und Leben behandelt werden ist dann menschenverachtend, nein, diese Menschenverachtung auch noch widerlich zu finden, das ist menschenunwürdig. Denn wir haben ja heute auch die Menschenwürde neu definiert.

Der Raum der Sprache, der Literatur ist der geistige Raum eines Volkes, hat einmal Hugo von Hofmannsthal in einer in den 1920iger Jahren vielbeachteten Rede richtig gesagt. Heute würde derselbe Autor für dieselben Aussagen, die an Richtigkeit nichts eingebüßt haben, als rechtsradikal und nazistisch verflucht und kein Blatt von ihm würde je mehr gedruckt, außer in "rechten Verlagen" mit Spezialpublikum. Aber es gibt ihn, diesen geistigen Raum, und auch wenn Lewitscharoff noch so vorsichtig agiert, so muß ihre Äußerung von jedem, der sich für diesen geistigen Raum, an dem er selbst teilhat, interessiert (der andere unterliegt ihm ja einfach), gelesen sein. sie ist das Wort der Wahrnehmer per se, der Künstler, die irgendwann dieses Theater der Zensur nicht mehr mitmachen können, so sie denn Künstler sind. Aber wie immer in Zeiten des Niedergangs will man sie nicht hören. Noch mehr: Wir treten aus, was sich an freiem Geist noch regen will. Und von den Schulen angefangen, über die Universitäten, die Medien, ja selbst den alltäglichsten öffentlichen Raum bereits, wird diese Gleichschaltung, dieser konzertierte Versuch der Gehirnwäsche übers Land gespreitet. Um jeden Meter dieser Freiheit muß bereits - und das ist eine Aufgabe, die aus der Verpflichtung dem Geist gegenüber erwächst, der alleine uns leben machen kann - gekämpft und gerungen werden. Lewitscharoff hat hier erstmals erfahren, was unsere Stunde bereits geschlagen hat. Der Büchner-Preis war selten so richtig und im Sinne des Namensgebers verliehen worden.




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Non, je ne regrette rien

Edith Piaf

Gibt es ein Lied, in dem die Verzweiflung deutlicher wird? Die Piaf gibt sich nicht einmal den Ansatz von Mühe, den Trotz zur "Wahrheit" umzulügen. Und kann es wohl auch nicht. Aber das ehrt sie als Künstlerin. Sie ist in ihrer Kunst wahrer, als in all ihren sonstigen Äußerungen.

Was würde ein heutiger Regisseur einer (unbekannten) Sängerin und Schauspielerin sagen, die so aufträte? "Edith, das ist nicht überzeugend, Du scheinst es DOCH zu bereuen. Was soll die Tragik - sei fröhlicher, überzeugter! Du bereust doch nichts! Sag, woran denkst Du? Das muß sich ändern, Edith, ... Du kannst nicht schauspielen." Und sie würde nie mehr Engagements bekommen.






Und nun schauen Sie diese Aufnahme, die Piaf gealtert. "Non, je ne regrette rien!" Als erzählte Sie von ihrem Leben. Und niemand hatte ihr gesagt: Paß auf, hüpf vom rechten auf den linken Fuß, schiebe die Hände von hier nach da und wiege doch im Salsa-Schritt, denn das mit dem Mikrophon schaut beschissen aus, und das macht man so im Show-Buiseness. Die Dame sang, was sie glaubte. Und dieselben Leute von heute, würden niederknien und den Saum ihres Kleides küssen, sobald man ihnen sagen würde: "Das ist die Piaf!" "Was, DIE Piaf?" "Ja, DIE Piaf." "Na dann - machen wir doch eine coole und hintergründige Doku?"




Wenn man dann diese Lied, die "Hymne a l'amour", aus demselben Mund hört, kann man durchaus den Eindruck gewinnen, er verstünde mehr von Liebe, als so mancher Papst. Selbst, wenn er sie zum Frühstück bei Otto's zu Muffins und Chocolades Entrice einladen würde.





Sie meinen, geneigter Leser, das könne gleich mal wer, bei DIESEM Lied? Na, dann hören Sie sich das mal an. Sting. Einer, der offenbar auch gern mal echte, tiefe Gefühle gehabt hätte. Und damit reich wurde. Was etwas aber ist, was etwas gilt, in einer Kultur, ist ein komplexes Zueinander von Schöpferischem des Menschen selbst - und dem Sein. Daß diese Lied "so gut ankam" war eine Leisung der Person Piaf. Alle anderen sind Windschattensegler, die in dem Maß vom Schöpferischen keine Ahnung haben, als sie ihre Interpretation, den Wert dessen was sie tun, quasi übernommen haben und von einem "absoluten" Guten ausgehen. Das Ergebnis ist widerliche Imitation des Gefühls eines anderen.







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Montag, 17. März 2014

Ein Schritt ergibt den nächsten

Mittlerweile muß per Verordnung verboten werden, Gas- und Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen. Denn das wollen Energieversorger längst tun, weil sich ihre Kraftwerke nicht mehr rechnen, sie Verluste damit bauen. Aber würden sie es tun, bräche das Stromnetz zusammen. 

Wind- und Solarlenergie, die verpflichtend zu hohen Preisen abgenommen wird, überschwemmt bei hohem Anfall den Markt und drückt temporär die Preise, die an den Energiebörsen für Strom zu erzielen sind. Den Differenzbetrag zu den festen Einspeistarifen, zu denen "nachhaltige Energie" abgenommen wird, zahlt natürlich der Steuerzahler. Aber herkömmliche Kraftwerke, die zu diesen Preisen nicht liefern können, stoppen damit die Produktion. Denn die zu besseren Preisen zu liefernden Mengen reichen nicht mehr, um ihre Betriebe kostendeckend zu führen.

Das wird vom Staat aber nun notwendigerweise verboten, denn damit würde das Stromnetz, das immer genauso viel aktuelle Produktion benötigt, wie verbraucht wird, zusammenbrechen. Der Energieversorger EnBW wehrt sich nun dagegen. Man kann ein Privatunternehmen nicht zwingen, Verluste zu machen! Zwar erhält EnBW vom Staat gleichfalls Ausgleichszahlungen, aber die decken die Kosten nicht die entstehen, damit er mitwirkt, dieses zweite Energienetz, das wir für die "Energiewende" benötigen, aufrechtzuhalten. Das aber notwendig ist, um die Versorgungssicherheit, die Windkraft nicht liefern kann, zu gewährleisten, dann Strom zu produzieren, wenn kein ausreichender Wind bläst.

In dieselbe Kerbe schlägt ein Schweizer Bericht über Erfahrungen mit den Smart-Metern, den "intelligenten Stromzählern", über die ersten drei Jahre. Sie bringen nämlich gar nichts, wenn nicht die jeweiligen Verbraucher aktiv ihr gesamtes Konsumverhalten - auf das Netz abstimmen. Wäsche zu waschen, wann man meint sie wäre zu waschen, ist damit passé. Die Energiewende funktioniert prinzipiell nur, wenn die Verbraucher ihr Verhalten völlig auf ein totales, zentrales Netz abstimmen. Und ihre Wäsche dann waschen, wenn ausreichend Strom zu günstigeren Preisen vorhanden ist. Die Kosten sollen es nämlich sein, die die Verbraucher dazu animieren, ihr Verhalten nach dem Netz zu richten. Selbst Kunden aber, die sich ursprünglich sehr dafür interessierten, verloren mit der Zeit das Interesse, sich ständig zu informieren, und ihr Verhalten abzustimmen. Oh ja, hört man schon die eifrigen Techniker, das kriegen wir noch alles in den Griff. Und ihr Mantra ertönt über alle Himmel weit: "Man müßte nur ..."




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