Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 12. Juni 2015

Katholisch ist: Ja zur Todesstrafe

Er sei, meint da Leser R in einem Brief an den VdZ, doch etwas irritiert. Denn da verkünde der Papst nun eine so rigorose Ablehnung der Todesstrafe, wie er, R, sie weder in der katholischen Tradition noch im aktuellen Katechismus (oder: gelte der nicht mehr, frägt er weiter?) noch auch in seinem eigenen Glaubensverständnis vorfinde.

Selbstverständlich, werter R, haben Sie Recht. Was immer da der argentinische Schwafelpofler wieder einmal erzählt hat - nehmen Sie sich ein Beispiel an Kardinal Newman, der das persönliche, am depositum fidei gebildete wie zu bildende, weil dort anzuhängende Gewissen über alles gestellt, hat, auch über den faktischen Papst. Und wenn es diese gesamte Schmeißfliegengesellschaft der Speichellecker, die sich in seinem Schweif sammelt, nachbetet - Ja, es gibt nicht nur die gesellschaftliche Möglichkeit, es gibt die politische Pflicht sogar, die Todesstrafe zu verhängen. Wenn das seelische Heil anderer, in offiziöser Verantwortung stehender ausdrücklich bzw. klar gefährdet ist. Als Notwehrmaßnahme. Das war noch nie anders, und das wird auch nie anders sein.

Und bleiben Sie weiter dem Katechismus treu, im Gegensatz zu manchen anderen. Der VdZ erinnert sich noch gut, was es 1994 bereits für einen Aufschrei gab, als sich diese prinzipielle Möglichkeit im Katechismus des Heiligen Papstes Johannes Paul II. fand.  So ist es einfach. Es war nie anders. Weil es prinzipiell so ist.

Daß das im Einzelfall schwer zu beurteilen sein mag, sei dahingestellt. Aber es ist die verdammte Pflicht jedes Entscheidungs- und Verantwortungsträgers, es zu beurteilen! Es zu befinden. Und dazu wird er nie mehr haben als seine eigene Einschätzung der Gefährdung.

Es gehört zu den großen Geheimnissen des Lebens, daß der Mensch imme rnur im Rahmen einer gewissen Unsicherheit agieren kann - aber darin feste Entschlüsse setzen MUSZ. Erst so kann schöpferisches Leben wirklich werden. Endgültige, absolute Gewißheit werden wie auf Erden nie erlangen. Das ist eben dann genau - Verantwortung! Wer nur auf Sicherheit hin meint, Entscheidungen treffen zu dürfen - wird überhaupt nie welche treffen, er wird immer nur Abläufe summieren.

Im übrigen ist die Todesstrafe auch eine Form der Sühneleistung - VOR GOTT. Daran scheint heute ja überhaupt niemand mehr zu denken. Weil es offenbar niemand mehr kennt. Es kommt im Leben aber nicht darauf an, möglichst lang und unbehelligt zu leben, sondern seine Seele ins Heil zu bringen. Jede Strafe hat genau diese Funktion: Der Rückgliederung in diese Ordnung des Heils. DEas geht nur mit Schmerz.

Noch dazu hat die Welt einfach eine gewisse Relativität, die Relativität eine Spiels mit ernsten Regeln. Um es wieder einmal salopp zu formulieren: Die Welt geht auch mit einem irrtümlich verhängten Todesurteil nicht zugrunde. Eher sogar im Gegenteil. Auch das Todesurteil das über Jesus verhängt wurde war nicht gerecht, und doch hat es die Welt erlöst. Der überlieferte Dialog am Kreuz, mit den Schächern, erhellt die Problematik großartig. "Wir haben es verdient - jener aber nicht." Wir haben es verdient. Das hat sogar etwas sehr Zeitrelatives, guter R. Mal wird die Todesstrafe häufiger, mal weniger häufig verhängt. Ein "objektives, absolutes" Maß für die Todesstrafe gibt es also auch nicht. Aber niemals kann sie prinzipiell ein "no go" sein.*

Wenn Ihnen auch noch so viele twitterfromme Scheinheilige und Heiligkeitssimulanten, von denen es heute so viele gibt wie noch nie, das wagt der VdZ zu behaupten, erklären wollen, daß - gegen den Katechismus, gegen das depositum fidei, gegen jede Vernunft - die Todesstrafe in jedem Fall abzulehnen ist, dann nennen Sie jenen dezent das berühmte (leider aber nicht historische) Zitat Goethes aus dem Götz von Berlechingen. Und heißen sie die Superfrommen weiter Schlabber sammeln. Denn das Rückgrat der meisten dieser hat nicht einmal die Qualität einer Stangenbohne, in deren Gestus sie sich egal wie verbiegen, um nur ja oder endlich "nach oben" zu kommen.

Lassen Sie sich, geschätzter Leser R, nicht von den käsigen Muttersöhnchen der Gegenwart irritieren, deren Moralität doch in Wahrheit nur die Lüge der Schwäche ist, die andere schwächen will, weil sie Angst vor dem Sein haben und noch nie in ihrem Leben wußten, was Verantwortung für andere überhaupt heißt.

Also, lieber R: schnaufen sie sich die künstliche, lächerlich sentimentale Tragik, die über dieses Thema gelegt wird, als ginge es um Grundsatzfragen des Glaubens, einmal aus. Und dann lesen Sie Newman. Oder - von mir aus - dieses Blog. Manchmal. Als Stütze oder Prüfstein der Vernunft vielleicht. Der VdZ übernimmt die Verantwortung. Weil er sie sowieso dafür hat, denn dafür wird er gerichtet - für jedes, JEDES Wort.

So, wie alle anderen. Und wenn sich die tausendmal wünschten (und wünschen werden), daß man ihr Wort nicht ernst nehmen solle. Die Welt steht auf dem Wort gegründet.  

In principio erat verbum, et verbum erat apud Deum, et Deum verbum erat.




*Daß es - davon völlig unabhängig - eine Reform des Umgangs mit Straftätern braucht, die ihre Strafe abgebüßt haben, ist ein ganz anderes Thema. Denn Bestrafte für immer zu ächten ist tatsächlich unchristlich.'Daß sie das Vertrauen in sie neu aufrichten müssen ist ein anderes Thema. Dem aber kommt die ständige Zerrerei von allem und jedem in die Öffentlichkeit nicht gerade entgegen. Da bräuchte es im Gegenteil eine Kultur der Diskretion. Wer eine Strafe abgebüßt und seine Tat gesühnt hat, braucht die reale Möglichkeit, neu anzufangen.  

Interessanterweise hat sich genau aber dieser Gedanke völlig verloren. Gefängnisse sind in Teilen Europas (Norwegen!) schon regelrechte Sanatorien, mit bester Ausstattung, einem bequemen Urlaubsheim gleich, wo es nur noch darum geht, für eine gewisse Zeit irgendwie auszusperren, ohne daß es zu sehr nach Aussperrung aussieht. Aber eine "Resozialisierung" ohne Sühne, Strafe und Schmerz. auch ohne Bürgerrechte in dieser Sühnezeit, gibt es prinzipiell nicht. Und damit ist auch jedes Gerede um angeblich schuldige Barmherzigkeit obsolet. Barmherzigkeit kann niemals "geschuldet" sein.





***