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Montag, 27. Februar 2017

Wirtschaften, wie die Welt ist

Der fundamentale und in seinen Auswirkungen auf das Weltbild der Menschen katastrophalste Umsturz im Weltbild durch Newton findet sich bei Simon Oliver (in seiner Untersuchung über die Bewegung bei Newton und Thomas v. Aquin) recht nachvollziehbar zusammengefaßt. Ist aber immer noch nicht ganz verständlich wenn man sich zuvor nicht klarmacht, daß Newton anders als bis heute "verkauft" keineswegs ein streng rationalistischer Denker, sondern eigentlich Kabbalist und Mitglied einer entsprechenden magischen Geheimgesellschaft war. Und von dort kam auch der Anstoß, das Erklärungsbild, das Schema der Welt. Leibniz hat das sofort begriffen und als irrational-magisches Weltbild beeinsprucht!

Denn in Wahrheit hat Newton gar nichts erklärt. Er hat nur einen neuen Begriff eingeführt, den der "Schwerkraft". Wahrscheinlich aber nicht einmal das, denn der findet sich bereits vorher. Newton war lediglich ein großartiger Mathematiker, der seine Berechnungen dann dieser Erklärung gemäß nachgeliefert hat. Wie notwendig dies anzunehmen ist, hat freilich erst im 20. Jhd. Gödel bewiesen. 

Newton hat gemäß seiner magischen Weltsicht einfach die Bewegung auf "Kraft" zurückgeführt. Damit wurde das Universum zu einer Maschine, in der alle Dinge in einem Streit zweier Bestrebungen stand. Dem der Trägheit, und dem der Schwerkraft. Alle Bewegung war die bloße (mathamatische) Resultante aus dem Streit dieser beiden Kräfte. Die Welt hatte sich völlig von Gott gelöst, der nur noch als Außenstehender eingreifen konnte. Eine eigene Substanz aber hatten die Dinge nicht, sondern wenn man von Substanz überhaupt sprechen konnte, dann war es das zufällige aktualistische Eergebnis, ableitbar und berechenbar aus ihrem Zustand.

Im klassischen Weltbild hingegen (wie es im Grunde seit Aristoteles galt, und sich mit der christlichen Offenbarung und Weltdeutung - vom Sinn, dem logos her - problemlos vereinbaren ließ) war Bewegung einem Telos, einem Ziel unterworfen. Sie folgte also dem Sinn eines Dings, das im Rahmen seiner Entfaltung (als Da-sein, als So-sein) an der göttlichen Dynamik teilhatte und damit an der göttlichen Bewegung. Damit bleibt prinzipiell auch die Freiheit und das Eigensein der Schöpfung erhalten, die im Menschen im sittlichen Akt entscheiden kann, und dennoch bleibt alles dem Willen, dem Wissen und der Vorsehung Gottes unterworfen. Die natürliche Bewegung aller Dinge war somit nicht das zufällig-automatische Ergebnis des Konflikts aus dem Zusammenstoß zweier Dinge, sondern eine Zusammenarbeit zwischen Bewege und Bewegtem.

Ziel und Sinn eines Dings ist damit Teil seiner Ontologie, der seinshaften Beschaffenheit aller Dinge, die im Geist, in der Idee, im Wissen Gottes (logos) ihre Substanz und in der Liebe (als der innertrinitarischen Bewegung Gottes) ihre Bewegung haben. Für die ano0rganische Natur sind diese Wesenseigenschaften Gesetze, für Tiere der Instinkt, und für den Menschen die Vernunft (die weit mehr und anderes ist als "nur" Rationalität, wenn auch ihr nicht kontradiktorisch.) Aber niemals wird, ja kann Gott die Welt ins Chaos fallen lassen! Er würde sich selbst widersprechen, und das kann nicht sein.

Für Newton haben die Dinge aber keinen Telos. Es ist damit überhaupt nicht verwunderlich, daß Newton auch Arianer war, also nicht an die Menschheit UND Göttlichkeit Jesu glaubte. Ja, seine physikalischen Gedanken waren natürlich dieser Grundauffassung nach geformt. Bei ihm ließ sich eben Welt und Geist/Gott nicht vereinen. Ein Eingreifen Gottes war so immer ein Willkürakt. Welt und Gott waren auseinandergerissen, das eine hatte mit dem anderen nichts mehr zu tun.

Plötzlich war die "Natur" feindlich. Plötzlich war sie nicht mehr wie vorher jener Schooß Gottes, der selbst den Spatz oder die Lilie am Felde, die nichts arbeitet und sich nicht sorgt, prächtig kleidete und versorgte, wo alles einen Sinn hatte, den es in seinem natürlichen Streben ansteuerte, das also niemals schlecht sein konnte, sondern Steinbruch des Egoismus. Wo Gott zwar die Kuh schafft, aber nicht das Gras dafür. Das Futter muß sie der Welt herausreißen, sonst krepiert sie.

Newton legte damit (nach Descartes, nach Renaissance-Denkern wie Montesquieu etc.) den entscheidenden Grundstein für das kapitalistische System des "Konkurrenzkampfes", in dem Wirtschaft mit Ethik bestenfalls am Rande zu tun hat, sondern ein eigener Mechanismus ist. Und für die Politik, die sich als weitere eigene Maschine auch der Maschine Wirtschaft problemlos bedienen kann. Plötzlich war Eigennutz und -interesse - Egoismus - das einzige verbleibende Motiv des Wirtschaftens, war gewissermaßen das "Trägheitsprinzip" der Wirtschaft. Nur Konkurrenz konnte diesen Eigenwillen beschränken und (alchemisch-magisch) in allgemeinen Nutzen umwandeln. Ein reiner Glaube an eine geheimnisvolle (magische) Kraft, die seither so viele zu beweisen versuchen.  Als wunderbarer Mechanismus, wo auch der Arbeiter um einen Hungelohn arbeiten und weitere Lohnkürzungen hinnehmen MUSZ, um der Konkurrenzsituation zu begegnen.

Eine Ideologie, die 200 Jahre später als Evolutionstheorie bzw. Darwinismus weitere Gestalt entwickelt hatte. Eine Ideologie, die sich sogar als Weltbild der Klimapheten und Ökologisten in religiöser Gestalt wiederfindet.

Und ein Angstgefühl, das die gesamte Menschheit mittlerweile durchwirkt und zu Boden geworfen hat, weil sie von "alternativlosen" Mechanismen beherrscht wird. 

Welch Unterschied in gesamten Lebensführung und -haltung! Denn in der traditionellen Sicht (die bis heute die Sicht des Katholischen ist) führt sich das Gut nicht nur auf die innere Wesensverfaßtheit der Dinge zurück, ist also Erkenntnis und Liebe untrennbar, ergibt sich somit die Bewegung (bzw. das zu Tuende) aus dem Wesen des Dings, sondern darf unvermittelt darauf vertraut werden, daß diesem gemäß zu handeln auch dem Willen Gottes und damit der göttlichen Vorsehung entspricht.

Newton hat dabei nichts "erfunden" oder "entdeckt". Er hat lediglich das damalige englische Lebens- und Gesellschafts- und Wirtschaftsprinzip auf die Physik übertragen. Und haben das Naturwissenschaftler je anders gemacht?






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