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Mittwoch, 17. Mai 2017

Ein Woodstock der Dämonen

Die Frage um Medjugorje war für den VdZ, der Mitte der 1980er Jahre zweimal dort war, nie eine Frage nach der Echtheit oder Nicht-Echtheit der Erscheinungen. Dieses Thema haben andere sehr überzeugend behandelt, und auf Fragwürdigkeiten hingewiesen die nur noch den Kopf schütteln lassen. Die Frage um Medjugorje war in dem Moment entschieden, als der VdZ selbst erkannte, daß die "charismatische Subjektivität" in Konflikt mit der Wahrheit und damit mit der Freiheit und Würde des Menschen steht. 

Ab da begriff er Medjugorje als Phänomen des Subjektivismus, das genau in diese Zeit paßte. Der eine protestantische Wende war, die sich lange schon ereignet hatte und der niemand in der Kirche wehrte, im Gegenteil, die sie sogar noch förderte und als "Erneuerungsbewegungen" nicht nur mißverstand, sondern sich somit ihre eigene Krankheit zum Tode hereinholte, ja in der Liturgie sogar noch maßstäblich machte.

Was als "Früchte von Medjugorje" dargestellt wurde und wird ist deshalb nicht als "Frucht" zu werten, und wenn, dann nicht WEGEN Medjugorje, sondern TROTZ. Dieser Satz gilt ja für die gesamten charismatischen Erneuerungsbewegungen. Vielmehr passiert in Zusammenhang mit diesem montenegrinischen Ort eine In-sich-Verbiegung, die das Glaubensleben auf psychodynamische, psychogenerierte Erlebensebenen drückt. Der VdZ hat vielfach bei "Pilgern" dorthin beobachtet, daß sie diese Anlage entweder bereits hatten, oder dort bekamen. Fortan wurde der Glaube und das Glaubensleben in das eigene Gefühlsleben verlagert, dieses als Kriterium herangezogen. Dem dann die typischen katholischen Formen - Beichte, Meßbesuch, Kommunion, sogar Rosenkranz - aufgeschachtelt wurden. 

So, wie man sich eben ein kleines häusliches Schautheater zurechtbastelt, das dem reinen Äußeren nach auch dem "Katholischen" entspricht. Zumindest weitgehend, denn in entscheidenden Punkten eben nicht. Und der signifikanteste Punkt ist der Gehorsam, denn der Hype um Medjugorje entstand ERST aus einer völligen Ignoranz gegenüber der kirchlichen Hierarchie, aus reinem Ungehorsam. 

Damit wird Glaube und Erlösung zu einer konstruierten Zweitwirklichkeit, die einer strengen Pseudologie folgt, und also alle vermeintlichen Wirklichkeitselemente zusammenträgt. Bis hin zu den Gefühlen, den äußeren Früchten. Entsprechend sind nicht zufällig so viele "Zeugnisse für Früchte" an Medjugorje Berichte von Menschen, die etwas "an sich" erlebt haben. Oft genug sind das sogar simpelste gruppendynamische Ereignisse. Der VdZ erinnert sich an so manche Erzählung, in der jemand von der "Ergreifung von der Gnade" berichtete, und in Wirklichkeit das erlebte, was als "Aufbrechen der Integrität der Persönlichkeit", also als Vorstufe oder schon als Stufe dämonischer Besitzergreifung erfuhr.

Umso täuschender erfolgt diese, als dieser Psychodynamik zu eigen ist, daß sie sich der Dynamiken wahrer Beziehungstopoi bedient, die "für sich gesehen" eben in wahrhaftigen Wesenserfüllungen (die immer Ortserfüllungen sind) vorkommen. Zur Illustration: Man überträgt diese Matrizen der Wesensdynamik in andere Orte und Situationen. (Vielleicht ist das überhaupt das Wesen dessen, was als "Psyche" bezeichnet wird; ob in allem, darüber hat der VdZ noch nicht fertiggedacht.)

So stellt man also "richtige Bewegtheiten" aus sich heraus (im inneren Theater, immer aber auch außen) um sich (und andere) der eigenen "Wahrheitsentsprechung" zu versichern. Man kann etwa alle inneren Erfahrungen der Reue, der Liebe, des Mitleids etc. etc. durch solche (und sei es im Film, oder im Alltag bei anderen festgestellten) Topoi "nachstellen", hervorrufen, und sich damit über die Wahrhaftigkeit und Wirklichkeit der Beichte (fast) vollkommen täuschen. Damit ist der Mensch in der Lage, sich (zweitwirklich) selbst "tiefste" Religiosität vorzumachen, die aber nie mehr ist als völliges Scheintheater.

Die freilich vor dem allerinnersten Forum, diesem kleinstkleinen Funken "Ich" nie bestehen können, das der Einbettung (weil Herkunft) aus der Wahrheit nie entkommen kann. Die von Fanatismus (der immer mit seiner Zwillingsschwester, der tief existentiellen Angst, auftritt) geprägten Psychogramme von aktiven Verteidigern und gar Anhängern dieser angeblichen Marienerscheinungsstätte sprechen damit ihre eigene - entlarvende - Sprache. Die selbst den abstoßend banalen "Botschaften der Gospa" noch "Wahrheit" und "Aktualität" abgewinnen möchte, wofür es schon sehr viel Blindheit braucht.

Und kein angebliches Wunder vermag dies zu verändern. Denn das Auge sieht nur aus dem Geist, nicht aus der physischen Sinneserregung von außen her. Wunder können deshalb nur belegend im Geist eines Menschen wirken, niemals aus ihrer "empirisch-sinnlichen Existenz" heraus. Und als Beleg entfalten sie dann ihre Wirkung. Das gilt für die Sakramente (die ja "Wunder" als ungeschuldeter der Liebe Gottes zuzuschreibender Einbruch der Übernatur sind) im Guten genauso, wie die über solchen Wunderglauben (der über menschliche Schwächen, allen voran den Hochmut, den Narzißmus wirkt, die weil immer auch willensfundiert ein Angebot an Dämonie sind und deshalb der Freiheit und Würde des Menschen zuwiderstehende, diese sogar definitiv nehmende) implementierte dämonische Abhängigkeit und Besetzung.

Das Entscheidende am Glauben, das fehlt eben, daran läßt sich alles bereits entscheiden. Und das ist das Hineinsterben in den Augenblick, aus welchem Sterben dann der Kairos aufsteht, die unbedingte Wirklichkeitsoffenheit, die aus der Seinsveränderung (die die Liturgie, das Sehen macht) auch ganz organisch ins Handeln übergeht. Und das die Wahrheit sucht und liebt, nicht das "Glaubenserlebnis" oder die (psychodynamische) "Verhaltensheiligung". Stattdessen wird - eben: Zweitwirklichkeit, Pseudologie - ein Bild vom "Kreuz" und schon gar von Erlösung vertreten, wie es sich in der subjektivistischen Wende aus der Reformation bereits vorzeichnet.

Medjugorje ist deshalb ein riesiger Ramschladen der Glaubenskonserven, deren Lüge (in Schizoidität) und Dämonie durch ein unerträgliches Massentheater der Täuschung verborgen bleiben soll. Denn, daß Medjugorje ein Festival der Dämonie ist, daran hat der VdZ nicht den geringsten Zweifel. 

Auch hier gilt: Wenn so manche, ja so viele wüßten, wie sehr sie "zu lesen" sind, würden sie sich fortan in tiefen Höhlen verbergen.


*300417*