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Montag, 15. Mai 2017

Was van der Bellens Aussage zeigt

Was sich in diesem kurzen Video, das die Ausagen des österreichischen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen wiedergibt, in der er aus "Zeichen der Solidarität" das Tragen eines Kopftuches für alle Frauen anrät, ausdrückt ist nichts anderes als der "Universalienstreit". In dem man geistigen Wirklichkeiten ihre Realität abspricht, sie zu bloßen Konstrukten des Bewußtseins degradiert. Damit wurde im späten Mittelalter alles aufzulösen begonnen. Denn es wurde geleugnet, daß die Wahrheit - in der Form des Denkens, Sprechens, des Abstrahierens - lediglich eine andere, aber den Dingen zugehörige Ebene ist, der zu folgen also eine Erfüllung der materiell angelegten, sichtbaren Wesenseigenschaften der Welt ist.

Somit werden auch Begriffe wie "Staat" inhaltsleer und zu bloßen zufälligen "Vereinbarungen" (wie es dann ja die Vertragstheorien verkündeten. Wo alles, bis hin zur Ehe, zu bloßer Übereinkunft wurde mit bestenfalls pragmatischem Nutzen. Damit hat auch der Staat Österreich in den Augen seines Oberhaupts keine gestalthaften Wesenseigenschaften mehr, er ist leer, und mit allem zu füllen, was eben genehm und gewollt ist. Denn er ist nur ein Vertrag, dessen Inhalte aber beliebig zu definieren sind. 

Es gibt nämlich für den Nominalisten keine wesenhafte Verbindung zwischen geistigen Entitäten ("Staat", "Volk" etc.) und einer realen Natur als etwas, das "auf ein ganz bestimmtes Eigensein hin" angelegt ist, wenn man so will: Von der einzelnen Zelle bis hin zum höchsten Gedanken.* Weil mit Marx "das Sein das Bewußtsein formt", im Bewußtsein aber alles endet (wie beginnt), ist auch das, wonach ein Staat strebt, beliebig (und nach bestimmten gewollten Moralvorstellungen als Leitlinien der Art zu leben) festlegbar. Diese Moral orientiert sich entsprechend an diffusen "Menschlichkeitsforderungen", die auf irgendeine (pseudo-rationalisierte) Weise Reste einer aus einem lange schon unverstandenen Christentum (denn der Nominalismus KANN das Christentum gar nicht mehr begreifen) gewucherten Weltanschauung verwursten.

Es ist von eigenem Reiz, diese Vertragstheorie in ihrer historischen Entstehung zu verfolgen. Denn sie war eine aus der Reformation entstandene Notwendigkeit, mit der die Raubzüge am (Kirchen-)Eigentum gerechtfertigt wurden. Und nichts anderes war die Reformation; ihre Spiritualisierung, ihre vermeintliche Religiosität war bereits ein Notgriff, ein schönes Kleidchen, das man der häßlichen Braut überzog, großmütig von den Fürsten gewährt, weil ja ohnehin nicht wesentlich - sie hatten ihr Ziel ja erreicht, als ließen sie den anderen ihre Spinnereien.  So wie man heute lauter Scheinprobleme (u. a. die Ökologie) in die Welt gesetzt hat, alle mit dem Signum allerhöchster Dringlichkeit und weltentscheidender Bedeutung, damit niemand dabei stört, die wirklichen Weltläufte, das Eigentum an der Welt in die Hand zu bekommen, mit dem man alles andere ohnehin beherrscht.

Mit der Verabsolutierung des zwischenmenschlichen Vertrages durch die Staatsmacht wurde erstmals ein absolutes Eigentumsrecht² implementiert, das somit befreit von Legitimationsfragen die Beute absicherte. Und absicherte, daß es zukünftig legitim war, ein Wirtschaften und damit ein Leben zu betreiben, das sich am Recht des Stärkeren orientierte, ja DIESEM die einzige Legitimität zusprache. Aus dieser Art zu leben wuchsen nach und nach jede Menge wweiterer Theorien, im besonderen solche der Naturwissenschaft. Bis hin zur Evolutionstheorie, die genau auf diese faktische Alltagserfahrung, die mittlerweile jeden betraf, Bezug nimmt.**

Van der Bellen zeigt sich also in dieser Stellungnahme buchstäblich und prinzipiell als atheistischer Materialist, eine der Früchte des Nominalismus, der die Wirklichkeit des Geistigen abstreitet und sich als Nominalist deklariert, den Geist also zu einer reinen Erscheinung faktischen Bewußtseins abwertet.*** Denn er ist ja (wie der Evolutionismus behauptet) lediglich ein "Epiphänomen", also er "erscheint uns" nur als etwas anderes, eine andere Ebene, ist aber rein materialistisch bedingte Innerscheinung materieller Prozesse (als rein physisch bestimmte Gehirnmechanik, also als angeblicher Gegenstand der Naturwissenschaften). 

Sodaß auch Geschichte (siehe Hegel) zu einer zufälligen, aber ganz gewiß nie "falschen" Zuständlichkeit im Faktischen wird, keine absoluten Gesichtspunkte kennt, sondern mechanistisch-automatisch zum dem Menschen Höchstmöglichen führt - dem Sozialismus. Wenn ein Staatsvolk freilich solche Menschen zu ihren Führern erwählt, setzt sie ihr Land auf eine Schiene des Verfalls und der Haltlosigkeit. Die Geschichte des Kommunismus ist ein lehrreiches Beispiel.






*Aus der Philosophie (Naturphilosophie, Metaphysik) ist aber logisch aufzuweisen, daß in allen Dingen immer dieselben geistigen Wahrheiten angelegt sind. Sie sind es aber nur auf je anderer Ebene. Homologie ist also vergleichbar einer Melodie, die eben nicht aus "Tönen" summarisch-resultativ aufgebaut und zusammengesetzt ist, sondern ALS MELODIE sogar in allen Tonarten besteht, selbst wenn sich jeweils völlig unterschiedliche Einzeltöne ergeben.

²Eigentum war und ist nach christlichem Gesichtspunkt immer relativ und ohne soziale Einbindung nicht zu verstehenh. Weil der Mensch eben ohne soziale Bindung nicht zu begreifen ist, und ohne sie nicht einmal "entstehen kann" (denn Menschsein als Menschwerden ist nur in sozialen Beziehungen möglich.) Deshalb war Eigentum mit Persönlichkeit, also mit Verantwortung und deren Umfassendheiten verknüpft, oder anders ausgedrückt: Mit sozialer Verantwortung verbunden. Die Größe von Eigentum hängt ja - auch darüber haben wir hier shcon mehrfach gehandelt - mit der Persönlichkeit, mit dem zusammen, was eine Person an Beziehungen in sich personalisiert, institutionalisiert. 

Der Treibsatz und Kitt aller dieser Beziehungen aber ist die Liebe, als Form der Verantwortung, des Willens zum Gut am anderen, und das heißt: am kleinen oder großen Gemeinwohl als Rahmen für Beziehungen. Sie sind also an Selbstüberschreitung gebunden, und damit am "Guten", am Wollen des Besten für das und den anderen, unter Rückgriff auf das sachliche Wesen einer bzw. als Beziehung.  Im nun aber entstehenden, ja aus Eigennutz bereits installierten Eigentumsbegriff wurde Eigentum zum bloß einem selbst dienenden Nutzenfaktor und vom Staat in seiner Absolutheit per Exekutivgewalt garantiert.

**Philip Morowski hat in seiner aufsehenerregenden Studie "More Heat than Light" (1989) aufgewiesen, wie sehr naturwissenschaftliche Theorien historisch aus dem Wirtschaftssystem heraus entstanden sind. Physikalische Thesen, auch etwa Newtons "Gesetze", sind 1:1 Entsprechungen zur konkreten Lebensumstände Englands (im durch die Reformation etablierten Kapitalismus als staatsgestützte Doktrine), wie sie seit dem 16. Jhd. vorzufinden ist.

***Was in Wahrheit eine Rückbindung an jede Menge von Mythen bedeutet, auch hierin irrt also der Rationalismus.  Denn man muß nicht auf den Mathematiker Kurt Gödel zurückgreifen um sagen zu können, daß jede Rationalität sich niemals aus sich selbst tragen und beweisen kann, sondern mytische, religiöse Fundamente HAT und BRAUCHT. Deshalb ist eine der Eigenarten des Materialismus, diese Wirklichkeit strikt zu leugnen, denn schon daraus wäre er widerlegt.




*290417*