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Montag, 17. Juli 2017

Kriterien für wahre Menschlichkeit (1)

Mit der kapital- und vor allem kreditbasierten Wirtschaft setzt sich eine fatale Logik in Gang. Denn fortan muß eine Maschine (oder eine Fabrik) nicht am Bedarf orientiert gemessen werden, sondern ihr erstes Parameter des Wirtschaftens ist die Kapazität. Sie ist der Maßstab, ob eine Fabrik und eine Maschine "sich rechnet", und sie muß sich rechnen, weil sie sich der Zinsautomatik unterwirft. Damit wird Wirtschaften immer mehr zum Zwang, und sämtliche ihrer Faktoren müssen sich dem unterordnen. Das ist natürlich vor allem der Mensch, desssen Flexibilität als Fähigkeit, sich auf etwas einzustellen, also nicht auf seine Bedürfnisse zu achten, sondern diese zurückzsutellen um sich auf eine Sachleistung hin zu überschreiten, hier zum Bumerang wird. 

So hat sich unsere Kultur mehr und mehr den Zwängen der Wirtschaft unterworfen. Hauptfaktor dabei war und ist der Staat, der sich nach langen abendländischen Jahrhunderten seit dem späten  Mittelalter als Maschine zu begreifen begann, dem das Volk zu dienen hatte. Eine Maschine, die fast ausschließlich dem Geld unterworfen war und heute noch mehr ist, und damit eben dieser Zwangs-Logik. Er KANN nicht tolerieren, wenn ein Volk sich entschließt, sagen wir, zwei Monate keine Steuern zu produzieren, weil die Bürger in einer Versamlung zu dem Entschluß kamen, etwas anderes zu tun zu haben, und sich sagen wir zwei Monate in ein Kloster zurückziehen um sich neu zu besinnen. 

Sie schmunzeln? Das war schon mehrmals ein echtes Problem. So im Spanien des 17. Jhds., aber auch im Kaiserreich des späten  Mittelalters, wo die grassierenden Armutsbewegungen, bis z. B. in der Lombardei schon 20 % der Bevölkerung erfaßten, zu einer reichspolitischen Gefahr wurden, weil zu wenige Steuern eingetrieben werden konnten.

Es war deshalb eine hohe Kulturleistung,  und zwar immer und überall, wenn sich eine menschliche Gesellschaft so organisierte, daß es mit Hilfe von Wissen, Sachverstand und Technik in die Lage kam, sich von solchen Zwängen immer mehr freizumachen. Man denke nur an die Revolution, die Haltbarkeitstechnik auslöste. Oder das Anlegen von Bewässerungsanlagen, das von den Zufälligkeiten der Natur weitgehend unabhängig, somit das Leben dem individuellen Gestaltungswillen verfügbarer machte. Was im Extremfall sogar so weit geht, daß sich der Mensch von den Jahreszeiten abkoppeln kann, wie durch Glashäuser, Lagertechniken, oder auch überregionalen Handel.

Dabei hatte die Menschheit immer große Scheu, sich zu weitgehend von den großen Kreisläuften der Welt abzuhängen. Denn gerade der Kulturmensch war und ist nur ein solcher, wenn er sich dem Ewigen, dem Transzendenten so weit zuwenden kann, daß es sein eigentlicher Lebensträger ist. Nur iin der Hingabe an die höchsten, göttlichen Werte wußte er sich als Mensch. Deshalb zählte für den Kulturmenschen immer beispielsweise die Ehre mehr als wirtschaftliches Wohlergehen. Nur im Geistigen, Immateriellen wußte sich der Mensch als Mensch.

Dieses Transzendente aber steck nicht nur hinter allem, auf die eine oder andere Weise, sondern entscheidend ist, was für ein Transzendentes es ist. Und das ist bei der Maschine eben - der menschliche Gedanke, der menschliche Geist, der sich hier speziell nur einem bestimmten Nutzen unterwirft. Niemals kann aber die eigentliche Lebenserfüllung als Nutzenrechnung gesehen werden, im Gegenteil, ihr Wesen ist ja geradezu die Offenheit für einen transzendenten Willen, und der ist nicht einfach nach menschlichem Nutzen zu berechnen, er muß ja genau für göttlichen Willen offen bleiben. 

Also hat man sich der Maschine (ob nun materieller, handfest-haptischer Art, also dem Mühlenapparat etwa, oder ob in organisatorischer Art, wie in einer großen, arbeitsteiligen Organisation) immer nur mit größter Vorsicht bedient. Schon gar alles zu verhindern gesucht, wo man in Gefahr geriet, sich einer (menschlich ersonnenen) Maschine zu weit zu unterwerfen. Darauf, genau darauf beruht die Kraft des Abendlandes, die als Kraft des Individuums weltweit Maßstäbe setzte, die sie allen übrigen Kulturen so überlegen machte. Sie war im wahrsten Sinn human, stellte die menschliche Lebensleistung (als Leistung zum Leben hin, und das heißt: Zum Heiligen hin) als Ausweis der Würde über alle bloß materiellen Ziele, die lediglich soweit von Belang waren, als sie eben notwendig (und gerade nur soweit) zu ertragende Zwänge blieben.

An einem Bericht über eine kanadische Windfarm fiel nun dem VdZ etwas auf, das man ebenfalls als enthüllendes Merkmal betrachten müßte, das die Verfehltheit (wegen einer falschen Grundrichtung) mancher heutiger Bestrebungen ganz anderer Art zeigt. Darin ist an sich von einer Anlage von Windrädern die Rede, die in Kanada vor 23 Jahren als eine der ersten dieser Art für die Produktion von Elektrizität errichtet wurde. Nachdem nun die Betreiberfirma von einem anderen Energiekonzern übernommen wurde, fiel nun dort die Entscheidung, diesen Windpark stillzulegen. Das Argument ist einfach: Er rechnet sich nicht. Er rechnet sich schon deshalb nicht - jetzt kommt's! -  weil in dem Moment, wo er seine Kapazität ausnützt, der Marktpreis für den Strom ... fällt. Denn nun liefern ja auch alle anderen Anlagen. Weil der Wind ja nicht nur an einem Ort bläst. 

Diese Rechnung ist ja nie aufgegangen. Denn die Vorstellung, daß der Wind mal hier bläst, dort nicht, und umgekehrt, hat sich als Irrtum herausgestellt. Zumindest in nationalem Maßstab stell man nun fest, daß der Wind (vereinfacht gesagt) wenn er bläst fast überall bläst, und wenn nicht, dann überall nicht. Also drängt wenn der Wind bläst jede Menge Strom an die Börsen, der Preis fällt ins Bodenlose (in Deutschland werden sogar "Negativpreise" erzielt, das heißt: Deutschland bezahlt zu Spitzenzeiten Abnehmer, in der Regel andere Länder, damit diese den Strom abnehmen.) 

Zusammen mit der Volatilität des Windstromes, der Unberechenbarkeit seiner Produktivität, ergibt sich eine Anlage, die nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Ihr Erfolg ist dem Zufall überlassen. Nur eine Einrichtung hat sie bisher "wirtschaftlich" sein lassen, und das waren spezielle Verträge mit dem Staat, der mit Steuergeldern diese Unberechenbarkeiten glättete und diese Maschine kalkulierbar machte. Dabei - nicht nur die Maschine, sondern überhaupt die Stromversorgung. Denn das Gesamtnetz muß stabil bleiben, sonst bricht es in ganzen Regionen oder gar einem ganzen Land (oder wie neuestens möglich: einem ganzen Kontinent, wie Europa) zusammen. Und dann steht alles. Also muß er dafür sorgen, durch Lückenfüller-Kraftwerke, die ständig in Warteposition verharren (Kohle-, Wasser- und vor allem Kernkraftwerke) diese unverzichtbare Glättung der Produktion zu erzielen. Die Stromnetze der Gegenwart sind also riesige Maschinen, die sich jeden Teilfaktor unterworfen haben. Damit sind ganze Länder und sogar Kontinente einem alles integrierenden Zwangssytem unterworfen.

Das oft gehörte Märchen von regioalen Netzen ist eben ein pures Märchen. Autharke Energieregionen, Kleinnetze, lokale Netze gibt ees nicht nur nicht mehr, sondern das Argument, ein umweltfreundlicheres Energienetz zu betreiben hat dazu geführt, daß Strom und Energie so zentralistisch verwaltet werden müssen wie noch nie. Es hat dazu geführt (und wird das zukünftig noch mehr, denn im "Entausbau" sind solche Netze bis zur Einzelabnahmestelle - das ist der wahre Grund, warum üerall "smart meter" eingebaut wurden - zentral gesteuert und koordiniert) daß sich aus der Maschine Energienetz ein gigantisches Zwangssystem über unsere Gesellschaften gebreitet hat. Das über kurz oder lang mit Zwang das Verhalten jedes Einzelnen den Gesamterfordernissen unterordnen wird. Systeme, die von einem Punkt aus gesteuert werden, können das nur, wenn sie auch die Möglichkeit haben, das Einzelne, die Teile zu beherrschen.



Teil 2) Erst die Moral macht daß wir zu fressen haben, Herr Brecht!






*170717*