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Donnerstag, 31. August 2017

Die Lüge kann nie groß genug sein

Es gibt so viele Beispiele, wie sehr die Klimaapokalyptiker lügen, daß es nicht möglich ist, sie alle anzuführen. Keine Lüge ist ihnen zu schäbig, keine Tatsachenverschleierung zu mühsam, wenn nur ihre Dominanzagenda davon profitiert. Eines dieser Beispiele ist die Meldung, daß die Hauptstadt der Philippinen, Manila, durch den menschenverursachten Klimawandel (heißt: CO2-Anstieg) im Meer versinke. 

Denn eines nur stimmt daran: Manila versinkt tatsächlich. Und es wird tatsächlich vom Meer bedroht. Aber die Gründe dafür haben absolut nichts mit einem angeblich beschleunigten Anstieg des Wasserpegels zu tun. Das läßt sich alles nachweisen. Genauso läßt sich nämlich nachweisen, daß nicht das Meer steigt, sondern Manila sinkt. Und zwar aufgrund ganz simplen, nachvollziehbaren wie durch Fakten erweisbaren Tatbestands.

Die Stadt Manila ist seit den 1960er Jahren explodiert. Mittlerweile wohnen in Zentren wie Umgebung an die 13 Millionen Menschen, in zehn Jahren werden es 19 Millionen Menschen sein. Das sind gut zehnmal soviel wie zu Anfang der 1960er Jahre. Die noch dazu ganz anders leben als ihre Vorfahren. Damit hat sich natürlich der Bedarf an Wasser auf so kleinem Territorium vervielfacht. Und wo wird dieses Wasser hergenommen? Aus dem Boden. Manila wird durch Grundwasser versorgt. Was aus den Wasserhähnen und Duschköpfen rinnt, was für die Landwirtschaft, die intensiviert wurde, entnommen wird, stammt aus dem Boden. 

Und dieser hat sich in rasantem Tempo gesenkt. Er trocknet schlicht aus. Das Grundwasser muß aus immer größeren Tiefen geholt werden, die Erdschichten darüber komprimieren sich. Denn dazu kommt der enorme Druck, den die immer dichtere Bebauung vor allem im Zentrum ausübt. Das sich deshalb in den letzten Jahrzehnten um gute 80 cm gesenkt hat. Die übrigen Stadtteile etwas weniger, aber mit 30 oder 50 cm noch immer beträchtlich. Es ist eine Tatsache, daß Manila durch Überschwemmungen zu Monsunzeiten mehr und mehr heimgesucht wird. Aber das hat NICHTS mit klimatischen Veränderungen zu tun. Das hat nur mit dem Wahnsinn zu tun, den Giga-Städte als Degenerationserscheinungen einer Kultur bedeuten.

Dennoch wird Manila als Musterbeispiel für das durch die Klimakatastrophe zu erwartende Szenario verkauft. Dabei hat sein spezielles Schicksal nicht das geringste mit Klima zu tun! Der Meeresspiegel macht bei Manila keine Ausnahme, er steigt (wie immer man das zu messen vorgibt, der VdZ hat daran sowieso seine größten Zweifel) auch im Meer um die Philippinen mit jährlich 1,5 bis 2 mm, wie seit Jahrhunderten eben.

Aber was kümmert das eine Branche, die davon lebt, daß man ihre Märchen glaubt!? Was kümmert das PR-Fachleute angesichts einer nächsten Klimakonferenz, auf die sich die Philippinen einladungsgemäß mit einer Klage vorbereiten, in der sie verlangen werden, daß man ihnen Milliarden zuschiebt. Denn was können sie dafür, daß "das Meer ansteigt"? Die Klimophanten werden es ihnen gerne zuschieben, und sie werden dieses Argument gerne annehmen. Als nächstes Instrument, mit dem Eigenverantwortung bequem auf andere abgeschoben, Folgentrage abgewehrt werden kann.

Denn erstens ist es ja nicht das Geld der Superheiligen der Letzten Tage, das sie so gerne verteilen möchten. Und zweitens brauchen diese Selbsternennungsheiligen solche Katastrophenmeldungen wie einen Bissen Brot. Die sich noch dazu so bequem mit Fernsehbildern von einem überschwemmten Manila dokumentieren lassen. Denn nur das kann Schmarotzern und Dieben aller Art ihre Geschäfte - und ihren Ehrgeiz, der der Ehrgeiz von Versagern ist, die sich deshalb eine Separatwelt schaffen müssen, in der sie die Bedingungen von Gelungenheit bestimmen können, denn anders werden sie nichts - sichern.







*140817*

Als die Welt zu Ende kam

Warum Kaiser Franz Josef so ostentativ seinen jährlichen Sommerurlaub auch in jenem August 1914 antrat, während die Diplomatie auf Europas Höfen auf Hochtouren lief, ist bis heute umstritten. Ähnlich wie der deutsche Kaiser, der sich trotz der sich überschlagenden Ereignisse auf seine Hochseeyacht begab, um sich in der Ostsee zu erholen, wollte vermutlich Franz Josef nicht den Anschein erwecken, Österreich-Ungarn plane dramatische Vorgehensweisen. Sie wurden es trotzdem. Mit einigen Fernsprüchen zwischen Tee und Kuchen, in kurzen Gesprächen im Salon mit Besuchern aus Wien entschied der Kaiser von hier aus den Angriff auf Serbien. In Wien trafen dann die Kriegserklärungen der europäischen Staaten als deren technische Folge ein, eine nach der anderen, eine nach der anderen Folgekriegserklärungen folgten. Ganz Europa stand binnen kurzem in Flammen.

In Wahrheit war das Attentat von Sarajewo allen nur ein Anlaß gewesen, recht sicher von England herbeigezündelt, recht sicher von anderen leichtfertig zugelassen, um die viele Jahre und Jahrzehnte schon aufgebauten Spannungen und Absichten einer die alten Kleider sprengen wollenden Welt endlich ins Werk zu setzen. Die Welt war voller neuer Elemente, aber es fehlten die Kleider dafür. Was nach einem kurzen Telephonat des Kaisers, in dem er vermutlich auch noch falsch informiert dem Angriff am Balkan zustimmte, passierte hatte aber noch niemand denken können. Ein Krieg ohne Ehre, ein Krieg ohne Kultur, der nur noch Nutzen, Zweck und Effekt kannte, übertraf alles was vorstellbar war. Ein Krieg in dem sich nur noch Maschinen begegneten. Schon zwei Jahre vor Deutschland hatte Österreich-Ungarn nur wenige Tage nach Kriegsbeginn die gesamte Wirtschaft des Reiches unter Zentralplanung gestellt.

Denn auf einen länger dauernden Krieg war das Land gar nicht vorbereitet. Bis Ende 1914 fiel praktisch jeden Monat die gesamte zu Anfang eingerückte Armee, mußte Monat für Monat ersetzt werden. Das Blutbad, wenn Kürassiere gegen mit Maschinengewehre ausgerüstete Schützengräben stürmten, bereit zum Zweikampf Mann gegen Mann, Ehre gegen Ehre, war unfaßbar, der Schock unendlich. Und es fielen zuerst die Besten, die Mutigsten. Ihr Mut zählte nicht mehr. Cleverness, die mit Mut nichts zu tun hat, war nun gefragt. Für Österreich keine vorhandene Kategorie. Es folgten die Niedrigen. Die Schäbigen. Die Cleveren. Der Krieg wurde heimtückisch, und diese Niedertracht war plötzlich sogar erforderliche Tugend, um zu überleben.*

Eine Welt brach im August 1914 zusammen, und hier war der Knotenpunkt der sich löste. In der Kaiservilla in Bad Ischl. Lange schon vorbereitet, lange schon in der Kunst erahnt, ja herbeigesehnt, ja ... gefordert, um Raum für eine neue Welt zu geben, egal wie sie aussah. Sie mußte nur aus anderen Quellen kommen. Millionen Soldaten kehrten aus den Gräben zurück und verstanden nichts von dem, was da passiert war, verstanden auch nichts von dem, was sie zu Hause antrafen. Sie waren irrelevant geworden. An dieser neuen Welt gab es nichts mehr zu verstehen, sie verlangte sogar das Ausschalten des Geistes. Stillschweigend waren sie deshalb auch 1939 dem Ruf zu den Waffen gefolgt. Eine ganze Generation verstummte, und versuchte in ihren höchsten Geisteskräften zu rekonstruieren, was da zu Grabe gesunken war. Die Philosophie, die analytische Wissenschaft kam zu einer Blüte, die zu den Hochzeiten des Abendlandes gerechnet werden muß. In diesem nunmehr winzigen Österreich destillierte die ganze Welt ihre Schemata, machte sich erkennbar, aber bildete auch jene neuen, aus denen nur noch Wüsten entstanden.

Was nach 1918 kam war keine neue Welt, sie entschwand mit jedem Bücken danach. Es war nur der Todeshauch über den Ruinen der alten, die noch einige Jahrzehnte in Todesleiden zuckte, ehe sie verschied.



Kaiservilla Bad Ischl



*Noch bis ins 15. Jahrhundert war der Gebrauch etwa der Armbrust ausdrücklich nur beim Einsatz gegen Heiden gestattet. Denn die hielten sich an keine der landläufigen Ehrbegriffe. Aber die Trennung von Tat und Effekt war unehrenhaft. Die neuen Gewehre, vor allem die Maschinengewehre, wo niemand mehr wußte, was er überhaupt anrichtete, wo niemand mehr dem Feind Auge in Auge gegenüberstand, widersprachen allem, was zum Krieg im Abendland bislang gedacht worden war. Krieg war immer noch eine Sache der Männer, der Ritter gewesen, zu dem jeder wurde, der für Gott-Kaiser-Vaterland in den Krieg zog. Nun wurde es zum Geschäft der besseren Techniker, der besseren Industriellen, die aber noch nie einen Mann einen von ihnen verursachten Tod sterben hatten sehen.





*090817*

Mittwoch, 30. August 2017

Das Wesen der Nachhaltigkeit

Sie werden immer weniger, aber es gibt sie noch - Unternehmen, die Zeugnis von jenem Wirtschaftsethos geben, der das Abendland als Kultur so großgemacht hat, weil es seine Lebensbasis, und über den Ethos die charakterliche Prägung der Menschen schuf. Einige davon gibt es in der Heimat des VdZ, dem Ybbstal in niederösterreichischen Mostviertel. Und eines der herausragendsten Beispiel ist die Firma Riess, bekannt durch die Emaille-Töpfe. Riess-Töpfe gibt es seit fast 500 Jahren, und das Unternehmen ist mittlerweile schon in der neunten Generation in Besitz ein und derselben Familie. 

Den meisten Verführungen der Moderne hat man widerstanden, widersteht bis heute, mit Klugheit, Umsicht, aber auch Prinzipienstärke. Und das ist das einzige Rezept der Nachhaltigkeit, auf das jedes Wirtschaften ausgerichtet sein müßte, als Basis jedes Volkes, jeder Kultur, jedes Landes. Dieses zu schützen wäre eine Aufgabe der Politik der letzten Jahrzehnte gewesen. Das regionale, lokale Potential zu sehen und zu bewahren helfen war ihre Pflicht. Stattdessen hat man sich in Vorstellungen von Wirtschaft und Geld verstiegen, die in unmenschlicher Kälte sogar wagt, von "Wettbewerb" und "Bereinigungsprozessen" zu sprechen, als wären nicht Menschen die einzigen Faktoren, die überhaupt Werte schaffen. Hier wird also von den Obrigkeiten schändlich weiterhin versagt, und so unser aller Alltagsleben entwurzelt und entleert und auf Funktionen entmenscht. Riess-Emaille hat sich nicht wegen, sondern GEGEN die Politik Österreichs bewahrt.

Aber hier ist das in Personen präsente und von Menschen mit väterlicher Verantwortung und Liebe zur Heimat geführte Unternehmen in der Region als Lebensraum eingebunden, in guten wie schlechten Zeiten verflochten mit dem Schicksal vieler vieler Menschen, die seit Jahrhunderten dort unter auskömmlichen Löhnen arbeiten und unter der mittlerweile neunten Vatergeneration eine Lebensgrundlage haben. Wenn man heute so gerne von "Nachhaltigkeit" spricht - hier ist sie vorexerziert, hier zeigt sich, was sie ausmacht.

Die Presse bringt einen Bericht, der ein wenig Einblick in eine wahrlich österreichische Unternehmenskultur gibt. Erst hier kann man von so einer sprechen: Kultur wird auch gegen moderne Einflüsterer durchgetragen, denn Kultur ist nur, was von im Prinzip "ewigem Logos" durchformt ist! Die Lektüre lohnt, wenigstens als Geschmacksorientierung. Auch wenn der Redakteur sichtlich nicht ganz wußte, worauf er da besonders zu achten habe. Man ist so etwas nicht mehr gewohnt, ja man kennt es gar nicht. Sein nächster Bericht wird wahrscheinlich enthusiastisch von den Erfolgen eines Start-ups in einem Gründerzentrum berichten, wo ein 15jähriger binnen weniger Monate "aus dem Nichts" hundert Millionen "Börsenwert" (und noch mehr Schulden) kumulierte ...






*140817*

Das Falsche durch Falsches ersetzt (3)


Teil 3) Warum Hitler gar nicht seine Politik machte, 
sondern die Idee eines Deutschen Reiches ihn zwang





Noch ein Punkt aber soll herausgegriffen werden, den von Flocken auf eine Weise darstellt, mit der der VdZ nicht einverstanden ist. Denn anderseits behauptet er ja, daß die Politik des Dritten Reiches keineswegs in der Politik des Zweiten (Bismarck-)Reiches und auch nicht in der des Ersten Reiches stand. Anderseits behauptet er nun seltsamerweise, daß deren Politik in keinerlei Zusammenhang steht und stand. Aber das ist sicher falsch! Vielmehr muß - und das müßte endlich geschehen! - die Außenpolitik Deutschlands in einem einzigen Zusammenhang seit 1806 gedeutet werden. Die unter Notwendigkeiten stand, die sich aus der Einigungsbestrebung der Linken ab 1806 ergab udn von preußischen Generalen als erste - unter dem militärischen Druck durch Napoleon - aufgegriffen wurden. (Die deutsche Einigung ging also tatsächlich vom Militär aus, wenn man es so bezeichnen will.)

Ein so starkes Gebilde inmitten von Europa aber stand von Anfang an unter besonderen strategischen Überlebensgeboten. Es war zum einen zu klein, um es mit "allen" ausnehmen zu können, sodaß es einen Mehrfrontenkrieg immer vermeiden mußte. Vor allem fehlte es an Rohstoffen und Menschenmassen, was angesichts der neuen Massenkriege richtig als Kriterium der neuen Kriege (dieses Thema wurde im 19. Jhd. unter Militärs viel diskutiert: Wie würde dieser neue Krieg aussehen?) Diese Erfahrung der Implikationen seiner Lage hatte Preußen gemacht, und so war es der Vorreiter (und bald Dominator) eines Deutschland, das die "preußische Lage" wiederspiegelte und seine Außenpolitik auf einen neuen Begriff seiner selbst bezog - als Nation. Denn vorher hatte jeder der deutschen StaatEN, jedes Volk gewissermaßen, das sich als eines begriff und damit als Staat begriff, seine eigene Außenpolitik gemacht, die auf ein ganz anders verstandenes Europa Bezug nahm. Bayern, Österreich, Hannover sind die besten und bei weitem nicht einzigen Beispiele dafür. Und die "Deutschenverachtung" der hessischen Könige, die ihr Land geostrategisch ganz anders begriffen, war legendär. Zu behaupten, daß das "zu nichts führte" oder gar "gegen einen selbst gerichtet war ist bis heute nicht bewiesen. Europa, die deutschen Staaten und Völker hätten auch ganz andere Wege gehen können.

Deshalb mußte seine Überlebensstrategie (und jeder Staat mußte diese Frage ja lösen), wollte man nicht immer unter dem politischen Diktat stärkerer Mächte (Rußland, Frankreich, England, auch Österreich mußte als potentieller Kriegsgegner gesehen werden) stehen, eine Strategie sein, die unabhängiges politisches Handeln ermöglichte. Dazu kam die besondere Gefahrenstelle der fehlenden Seemacht, die schon geographisch England im Ernstfall gefährliches Übergewicht gab. Deutschland aber brauchte Importe, denn der moderne Krieg (aber auch die moderne Landwirtschaft) brauchte Rohstoffe, die es in Deutschland nicht oder nicht genügend gab. Diese mögliche Blockade durch England war deshalb eine Achillesferse des Überlebens eines Nationalstaates "Deutschland". Das hat sich in den beiden Weltkriegen auch bewahrheitet.

In dieser geostrategischen Situation hatte Deutschland tatsächlich gar keine andere Wahl als den Angriffskrieg als erste Option zu wählen, und den Krieg der Mobilität zu erfinden - rasch Entscheidungsschlachten bei je separierten, überraschten Gegnern herbeizuführen. Es mußte auf jeden Fall verhindern, daß sich Feinde verbünden und ihre Militärmacht konzentrieren konnten. Das hatte ja schon Friedrich der Große vorexerziert. 

Was Hitler dann ab 1933 machte war deshalb kein Ausweis seiner persönlichen oder ideologischen Psychopathologie und Kriegssehnsucht, sondern war nichts anderes als die konsequente Fortführung der einzigen Überlebensstrategie, die diesem Preußen-Deutschland seit 150 Jahren eingefallen war. Im Generalstab des (Dritten) Deutschen Reiches wurde also genau so gedacht wie in dem des Zweiten, bzw. seit 1806, ja seit dem Hohenzollern Friedrich II., dem Großen. Die Hauptstränge der deutschen Politik unter Hitler waren deshalb gar nie eine Erfindung Hitlers, sondern sie waren die Notwendigkeiten, in denen sich Hitler selbst wie in einer Zwangsjacke fand, als Grundstrategeme der Außenpolitik eines "Deutschland" (das mit dem heutigen vergleichbar ist) überhaupt. Sie zwingen aber sogar der heutigen deutschen Außenpolitik ihre Gesetze auf, ob man das sehen will oder nicht.

Und insofern hat also von Flocken Unrecht, wenn er meint, daß es keinen roten Faden der Politik seit 1806 bis zu Hitler gab. Es gab ihn, und es gibt ihn bis heute. Nur hat er genau mit dem zu tun, was nun auch durch dieses Compact-Heft zu legitimieren versucht wird, weil ihm die Grundlegitimation fehlt: Ein als Nationalstaat verstandenes "deutsches Reich", ein nationales Deutschland. Als universalistischer Staatsgedanke, der sich um keine Völker und Kulturen und Religionen kümmert, sondern lediglich pragmatisch, auf eine abstrakte Staatsidee hin gedacht wurde. 

Daß heute gerade "die Rechten" diesen (ursprünglich linken) Staatsgedanken mit "Identität" füllen wollen, und so wirkt es oft genug, ist deshalb so etwas wie ein Treppenwitz der Geschichte. Erstens, weil diese abstrakte Idee nie "rechts" war, sondern nur einer Linken zugeschrieben werden kann, die an sich bereits universalistische Ideen als ihre ideologische Grundlage hatte und hat. Und zweitens, weil gerade wenn man Heidegger ernstnimmt, der bei der "Neuen Rechten" eine so herausragende Rolle spielt, man diesen (zweitwirklichen, voluntaristischen, positivistischen) Universalismus als Grunddefekt der technischen Moderne (sehr richtig) begreift.

Deshalb hinkt der Vergleich, den von Flocken zwischen (der Ausländerpolitik) Friedrich II. (der Große) und heute (als "vorbildlich") zieht, auf beiden Beinen. Sagt aber viel aus. Denn dieses damalige Preußen war wie das heutige Deutschland eine universalistische Idee, die der Wurzellosigkeit geschuldet ist. Denn der Staatsbegriff dieses damaligen Preußen war dem des heutigen Deutschland mehr als verwandt, er hat sich perenniert. Deshalb zieht sich, ob man das sehen will oder nicht, noch ein roter Faden durch die deutsche Geschichte, der aber historisch nicht anders als durch die Umdeutung des Staatsbegriffs seit der Aufklärung legitimiert werden kann. Nicht durch Volksprozesse. Wo er erstmals (und im übrigen aus reinem Pragmatismus, als posthoc-Rechtfertigung einer bereits entwurzelten Lebensweise des Establishments, samt der besonderen Rolle, die der Kapitalismus darin spielt) keine völkische Verwurzelung und Einheit (was bis zum Universalienstreit zurückgeht) mehr kennt, sondern zur bloßen Vereinbarung, zum bloßen bewußten Willensakt wird. Der aber auf die gewachsene Identität und Kultur eines Volkes keine Rücksicht mehr nimmt, sondern es "als Staatsvolk" neu begründet.

Insofern wirkt also sogar eine der Hauptfahnen der Rechten, die sich an der desaströsen Einwanderungs(nicht)politik zur Kampffahne in den Wind stellt, seltsam auf den Kopf gestellt. Als versuchte man jetzt und wieder einmal, eine "deutsche Identität" zu stiften, die es in dieser Form gar nie gab und geben kann (mit allen Parallelen zu den USA!), und das heißt sogar: sie neu zu erfinden. Etwa indem man sie eklektizistisch mit "Kulturrelikten" vollstopft. (Wozu sich ja auch ein Martin Luther hervorragend eignet, dieser Inbegriff des nur subjektivistisch möglichen Auseinanderreißens von Idee und Fleisch.) Eine Identität auf die man sich zuerst zwar bezieht, um das Offensichtliche (mit untauglichen Begriffen) zu begreifen: Den Wahnsinn einer politisch initiierten Zerstörung durch Massenzuwanderung und "Integration". Deren eigentliche Opfer aber gar nicht "die Deutschen" sind, sondern die Hessen, Bayern, Hamburger, Wiener, Landshuter, Dresdner und Kölner und ERST ÜBER SIE die Deutschen als Sammelbegriff, der selbst aber noch lange keinen Nationalstaat begründet.










*090817*

Dienstag, 29. August 2017

HIntergründe zu Charlottesville (2)

Teil 2) General Lee - Identität als Hindernis für echnic cleansing 
- Identität als Problem des linken social engineering




Seit einiger Zeit nun kommt es beobachtbar in der Neu-Rechten (in den USA "alt-rights" genannt) zu einer Bewegung, die einen Zusammenschluß des Pragmatismus sucht. Unter der Klammer dieser künstlichen Identität, die mit dem Verklingen des Wortes auch sofort verdunstet, also nur im Wort existiert. Denn die Rechte ist in unzählige Richtungen zersplittert, eine logische Folge der Abnabelung vom logos, den es nur in Wurzeln gibt. Das alte Problem der Rechten (und der Konservativen in gewisser Hinsicht ebenfalls, auch wenn diese Gruppen nur wenig miteinander zu tun haben, ja die alt-right im Speziellen den Konservativismus regelrecht aufhebt weil eben universalisiert, ideologisiert), denn rechts wird man nur durch Individualität, bzw. jedes Individuum ist auf eine Weise "rechts", schon gar nach heutigen Kampfbegriffen. Starke Individuen sind aber nicht (oder nur höchst beschränkt) gruppenfähig. In Charlottesville sollte ein Impuls gesetzt werden, der am gemeinsamen Problemfall "Denkmal General Lee"* ein Schritt zur einer Einigung wenigstens auf der Basis kleiner, spezifischer gemeinsamer Nenner sein sollte.**

Dazu kam in Charlottesville am 12. August d. J., daß die Polizei nichts unternahm, ja per Befehl lange untätig blieb, um die beiden Gruppen - rechte Demonstranten und linke Gegendemonstranten, die es nach vielen Augenzeugenberichten waren, die die Gewalt durch Angriffe auf die Demonstranten eröffneten - getrennt zu halten um Zusammenstöße zu vermeiden. (Etwas, wozu sie bei uns sogar verpflichtet ist, denn das Demonstrationsrecht ist in der Verfassung zugeischert, und muß vom Staat geschützt werden.) Manche meinen sogar, daß die Exekutive nur die Rechten in Schranken zu halten versuchte, nicht aber die Linken fernhielt. Aber das könnte nur ein Gerücht der Einseitigkeit sein. Jedenfalls provozierten sich beide Seiten permanent, und es kam zu wilden Prügeleien, bis ein junge Mann die Nerven verlor. Manche meinen, die Linke habe es aber genau darauf angelegt.

Mittlerweile sind sogar Bilder aufgetaucht die den Verdacht aufkommen lassen könnten, daß der 20jährige "Attentäter" gar kein solcher war, sondern angesichts einer Attacke von Linken auf sein Auto, die die Polizei nicht verhindert hatte, panisch aufs Gaspedal getreten und zu entkommen versucht hatte. Das dürfte sogar die Staatsanwaltschaft so sehen, denn der Mann wurde auf "Mord 2. Grades", also Totschlag, aber ohne Absicht, angeklagt.



Charlottesville Gegendemonstranten



*General Robert Edward Lee war der oberste Heerführer der Südstaaten im amerikanischen Sezessionskrieg 1861-65. Er war erst von Präsident Lincoln aufgefordert worden, die Bundesarmee zu führen und "die Aufstände im Süden niederzuschlagen". Lee hatte sich geweigert, er werde nicht auf "seine Landsleute" schießen. Und hatte daraufhin das Kommando über die Armee der Südstaaten angenommen. Lee war ein kluger, ja weiser Mann, auch im Norden hochgeschätzt, der auch Bücher schrieb. Eines davon, eine Anleitung zur Pädagogik, liegt dem VdZ vor, und es ist ein beeindruckendes Zeugnis hervorragender Menschenführung und kluger Pädagogik.

**Im Sieg der Nordstaaten gegen die Südstaaten hatte sich bereits ein Schema gezeigt, das die Kriege der USA seither kennzeichnet. Man beläßt es nicht bei rein militärischen Erfolgen, die zu guten Teilen durch eine völlige Zerstörung der wirtschaftlichen Basis errungen werden (die Südstaaten wurden gezielt verwüstet, gezielt wurde ihre zuvor äußerst solide wirtschaftliche Grundlage zerstört, die Verschuldungsrate war extrem niedrig - Stichwort "Anakonda"), sondern betrachtete den unterlegenen Gegner als "völlig unterworfen", unternahm es anschließend, seine sozialen und kulturellen Strukturen, also die Identität der Unterlegenen, ihre Lebensweise per Diktat zu verändern. 

Und eines der wirksamsten Unterwerfungsmittel ist die Implementierung von Schulden, denn es raubt dem Unterlegenen auf lange Sicht die Lebensfrüchte. Die Technisierung der Landwirtschaftund er Industrie ist eines der Mittel dazu (wie immer man über Sklaverei denken mag, es ist ein Faktum). Wer sich je mit Traumaforschung befaßt hat wird erkennen, daß die Siege der USA seither bewußt auf die Hervorrung von Jahrhunderte die Freiheit lähmenden Traumata (das Erleben völliger Ausgeliefertheit, Rechtlosigkeit, völliger Abhängigkeit von der Willkür der Sieger) abzielen. Wie man sich einbilden kann, SO ein Volk sogar noch "demokratisch und frei" machen zu können, ist nur Schwalbenköpfen vorstellbar. Es zeigt die geistige Beschränktheit des Behaviorismus

Die beachtlichen militärischen Erfolge der von Lee geführten Truppen waren übrigens zu guten Teilen seiner "Auftragsstrategie" zuzuschreiben, in denen er die Taktik der deutschen Armee nachahmte. In ihr haben auch kleine Einheiten praktische Freiheit, ein lediglich definiertes strategisches Ziel zu erreichen. Diese Methode hat große Vorteile, weil es die Kampfkraft deutlich erhöht und die Truppen flexibler macht, sodaß auf Situationsveränderungen am Schlachtfeld rasch reagiert und diese ausgenutzt werden können. Die Auftrags-Taktik (ihr steht die Befehls-Taktik gegenüber, wie sie die Nordstaaten pflegten, und wie sie die USA bis heute pflegen, die den Soldaten alles exakt vorschreibt) gleicht quantitativen Nachteil aus, unter dem die Südstaaten notorisch und in zunehmendem Ausmaß litten. Sie hat aber den Nachteil geringerer Übersicht für die Zentralleitung (zumal in Zeiten schlechter Kommunikation, wie damals; das ist dem deutschen Vorstoß an der Marne, kurz vor Paris, 1914 zum Verhängnis geworden und hat den 1. Weltkrieg schon nach Monaten entschieden), geringerer weil verzögerter Schlagkraft bei zentralen Entscheidungen, und vor allem schwere Folgen, wenn Teiltruppenführer versagen. Die entscheidende Niederlage bei Gettyburg, die das Kriegsglück wendete, ist auf letzteres zurückzuführen. 

Vor allem braucht sie hohe Beweglichkeit, auch beim Nachschub. Die Lee aber hatte, denn die Heere wurden aus dem Land versorgt, und das war hier die Heimat; deshalb sahen die Nordstaaten vor allem in den letzten Jahren das Primärziel darin, die Wirtschaftskraft der Südstaaten zu zerstören. Etwa durch Warenlieferungs-Blockaden, oder auch durch Vernichtung von Ernten etc., wodurch immer die Bevölkerung in arge Mitleidenschaft gezogen wird. Was sich bei Bewegungen auf Territorien des Feindes besonders tragisch auswirken kann, wie der deutsche Rußlandfeldzug 1941ff. zeigte.

Das wichtigste Kriterium freilich war immer: Hoher Identifikationsgrad mit dem zentralen Kriegsziel, und hohe Motivation der Soldaten. Beides bestand in diesem Fall in der Verteidigung der Heimat und ihrer Lebensweise. Diese Taktik eignet sich deshalb dafür am besten: Verteidigung der Heimat. Das setzt sich sogar bis in das Partisanenwesen hinein fort.





*140817*

Das Falsche durch Falsches ersetzt (2)

Teil 2) Illegitime Farce einer Staatsgründung




Genau so - Entmachtung der Fürsten, Zentralisierung der Macht im König - war es ja in Frankreich geschehen, nur bereits früher. Und fast ein wenig zufällig, weil nur im König zu Paris die Idee eines Frankreich überlebt hatte. Auch der Erbfeind Deutschlands war ja nur ein Königreich. Das in der Rolle des Zentralismus als Landesprinzip Deutschland tatsächlich um fast 1000 Jahre voraus war. Aber das hat mit der speziellen Geschichte Frankreichs zu tun, das ja lange Jahrhunderte durch Machtkämpfe unterschiedlicher Herrscherhäuser (im besonderen mit dem König von England, selbst ja ein Sproß aus normannischem Fürstenhaus, also aus Frankreich.) zerrissen war und nur der König selbst die "Idee Frankreich" repräsentierte, was zu seiner spezifischen Stellung im Volksbewußtsein führte. 

War also in Frankreich die Staatsidee direkt mit dem später (v. a. seit Ludwig XIII. bzw. Kardinal Richelieu) alles unter sich einenden König verbunden, ja NUR mit diesem verbunden, und erweiterte sich, war die Folge der Schwächung der Fürsten und Könige in Deutschland fatal. Denn mit ihr zerrissen die Völker als Familie, als organische Einheit. 

Das gelang nicht überall, aber es gelang bei den (eben: universalistischen) Teilen, die bereits entwurzelt waren. Und das waren immer (!) die technizistisch, auf Funktion ausgerichteten Bevölkerungsteile. Teile, die keinen Platz mehr hatten sind damit genauso gemeint (der Ursprung der Kaufmannschaft, der Abenteurer in Familien, die ienfach zu viele Söhne hatten, die also keinen Anteil mehr am väterlichen Land bekommen konnten, ist evident) wie Bevölkerungen, die wanderten, keine Heimat hatten, etc. 

Damit sind auch die Juden gemeint. Ihnen allen war gemein, daß sie vom Boden "abgestoßen" worden waren. Sie waren alle Entwurzelte, die sich in den Städten (die kaiserliche, königliche Idee waren, vielfach genau deshalb, um die Macht der Fürsten zu brechen) sammelten, wo sie dem Zugriff der "von Gott installierten Patriarchen" (also: der Seinsordnung, man kann es darauf zuspitzen) entzogen waren.

Entsprechend ist auch die religiöse Stellung des französischen Königs (der fast gottgleiche, zumindest priesterliche Stellung hatte) weit tiefgreifender verankert, denn davon ging der französische Zentralismus aus, wie er sich unter Ludwig XIII. und seinem Nachfolger Ludwig XVI. herausbildete zum einen ausformte, der zum anderen aus vielerlei Gründen anderen Ursachen zuzuschreiben ist. die bis hin zur Machtbalance zwischen römischem Kaiser (der seit der Nachfolge Karls des Großen praktisch in der Hand von Fürsten aus deutschen Herrscherhäusern lag) und dem Papst (der immer wieder die Franzosen als Gegenmacht gegen den deutschen Kaiser heranzog, was dann zum Problem Avignon führte, usw. usf.) Aber noch unter Ludwig XIII. hatte Frankreich versucht, sich die römische Kaiserkrone im Rahmen der Versammlung deutscher Reichsfürsten zu sichern, das nur als weiteres Indiz für die eigentliche Reichsidee.

Die Stellung des deutschen Königs innerhalb der deutschen Völker und Fürsten ist ein eigenes Problem, der in seiner absoluten Stellung  nie mit dem von Frankreich (und in anderer Hinsicht dem von England) gleichkam. Entsprechend unsicher war seine Macht, und das wollten die deutschen Völker auch nie anders. Die diesen Zentralismus immer abgelehnt hatten. So lange, bis Bismarck-Preußen diese Autonomiestellung der deutschen Völker - auch die Franken sind ja auf eine Weise ein deutsches Volk, wobei den Salliern/Franken seit Urzeiten die erste Herrschaftsmacht zukam, was wiederum die Stellung des französischen Königs weiter beförderte - durch Militärmacht 1866 definitiv brach.

Aber da war die ursprüngliche Volksidee - die einer Familie, mit dem Vater, von Gott eingesetzten Landesvater, dem König, Fürsten - bereits bei weiten Teilen der Bevölkerungen geschwächt. Der Weg zu einem Deutschland der Technik war also frei. Und der Aufstieg Deutschlands als (dabei:in sich tief zerrissene) Wirtschaftsmacht begann. Die Ähnlichkeiten mit den USA, die Konkurrenz zwischen diesen beiden Staaten, war also keineswegs Zufall. Sie beruhte auf ähnlichem Mentalitätszerfall.

Richtig ist, was heute praktisch vergessen ist, daß die Idee eines "Deutschland als Reich" eine linke Idee war, die ganz gezielt die alte Königsidee verdrängte und ignorierte. Sie war die tragische Folge der Niederlegung der Kaiserwürde durch den Habsburger Franz II. 1806 (der dann ebenfalls ein neues Kaiserreich gründet, das von Österreich, und sich fortan Franz I. nannte) aus Vorsicht vor Napoleon, der ja in Deutschland dabei war, die Mehrheit der deutschen Länder (Plural) und damit das Wahlrecht für den Kaiser an sich zu ziehen. Daß Napoleon sich dann selbst zum Kaiser krönte (er nahm dem Papst ja die Krone aus der Hand) ist nur eine weitere Facette einer Inflation der römischen Reichsidee, die im 19. Jhd. einsetzte. Wo es weltweit bald dutzende Kaiserreiche gab, jeweils als Antwort auf die Legitimationsfrage einer meist zentralistischen Staatsidee.

Die "kleindeutsche Lösung" (ohne Österreich bzw. die Habsburger Länder) war deshalb eine Ungeheuerlichkeit, die am besten zeigt, daß das Deutsche Reich, das Bismarck durch den bayrischen Staatskanzler in Versailles "spontan" ausrufen ließ (denn es sollte so wirken, als sei dies durch "Akklamation", ein altes Königswahlrecht, geschehen), war deshalb eine Farce. 

Und Bismarck wußte das. Das zeigt seine spätere Beschäftigung mit dem deutschen Föderalismus, und das zeigt seine vorsichtige Weigerung, dieses neue Deutsche Reich als weltpolitischen Spieler zu verstehen - er sah es als Zweckverein, im Grunde als zeitgemäße, "notwendige" Reaktion auf den technizistischen Fortschritt der Moderne, der die meisten Staaten der Welt bereits erfaßt hatte und sie zu den besseren Maschinen machte. Er gab es vor allem aber nie (auch wenn das widesprüchlich ist) als "föderalistisches Konzept" auf, zumindest nicht formal. (Seine Sympathie für den allertrutzigsten deutschen König, den Bayern Ludwig II., ist legendär.)

Diese Reiche - Bismarcks Deutsches Reich, und später das Dritte Reich der Nazis - als in einer Kontinuität zu bezeichnen war aber ein PR-Trick, um es so zu sagen. Er sollte den Menschen einen Zusammenhang vorspiegeln, der aber gar nicht gegeben war. Schon gar nicht seit Martin Luther. Der im Grunde nicht der Initiator der deutschen Idee war, wie es auch von Flocken hier darstellt, sondern - man könnte es so bezeichnen - Opfer der deutschen Fürsten war, die ihre Stunde gekommen sahen, und wie in England ihre Hausmacht durch Enteignung und Ausschaltung der Kirche stärkten.



 Morgen Teil 3) Warum Hitler gar nicht seine Politik machte, 
sondern die Idee eines Deutschen Reiches ihn zwang





*090817*

Montag, 28. August 2017

HIntergründe zu Charlottesville (1)

Die Rechte fühlt sich in den USA zunehmend an die Wand gedrängt. Seit vielen Jahren wird dort - v. a. in den Südstaaten - alles weggeräumt, was sie als Eckpfeiler ihrer Identität oft gerade in dem Moment erkennt, wo es beseitigt wird. Wie das General Lee-Denkmal in Charlottesville, um das schon seit längerer Zeit ein wilder Streit tobte. Sie erlebt aber vor allem, daß die Linke sich mit der Staatmacht verbündet, ja diese auf ihrer Seite hat. Das hat sie entscheidend weiter radikalisiert. Sogar die alte Südstaaten-Fahne wurde teilweise verboten, nun sollen es nach und nach alle Eckpfeiler ihrer Identität sein. Namen von Straßen und Plätzen, Ortsnamen, Denkmäler, etc. Was für die Südstaaten eine besondere Demütitung bedeutet, noch 150 Jahre nach dem Ende jenes Sezessionskriegs, das die Südstaaten (zurecht) als Okkupation, ja Kolonialisierung durch den puritanischen kapitalistischen Norden erlebt haben. Der nun sogar provokant und brutal "social engeineering" anwendet, um den letzten Widerstand gegen eine universalistische Identität der Wurzellosigkeit zu brechen.

Wer die Präsenz der Geschichte, die Erinnerung auslöscht, oder verlangt, daß künstlich ein bestehendes Narrativ geändert (und erzählt, das vor allem nämlich: erzählt wird, etwa an den Schulen) werden muß, löscht Identität aus, das ist keine Frage. Daß es sich auf "White/Weiß" kapriziert ist der Rückzug auf eine letzte greifbare Bastion, die an sich aber nicht mehr identitätsstiftend wirken kann. Anders als vielemeinen, ist "weiß" keine Identität, denn diese kann es nur konkret - also ethnisch und religiös - geben. Wie wenig der Begriff "weiß" dafür taugt zeigt sich schon in der Unmöglichkeit, zu definieren, was oder wer "weiß" ist. Vielmehr ist damit also ein kulturelles Fundament gemeint. was die Aussage oben bestätigt. Denn die Gegendemonstranten forderten u. a. ein Ende der "White supremacy", was nichts anders heißt als die Forderung nach Beschneidung, ja Entmächtigung einer Mehrheitskultur. Das exakte Ziel des "ethnic cleansing" (durch social engineering) also.

Daß sich dieser kulturelle Konflikt oft auf den Gegensatz weiß-schwarz kapriziert hat eher antinomische, dialektische, ja zufällige Gründe, denn die vom social engineering getragene Sozialpolitik der USA benutzt seit den 1940er Jahren die schwarze Bevölkerung dazu, um regionale (v. a. europäischstämmmige) Identitätsgruppen aufzusprengen. Die willkürliche, gezielte Ansiedlung von Farbigen in einst kulturell geschlossene Lebensräume als letzte Bastionen von nicht-voluntaristischer (sic!), also naturrechtlich "gesunder" Identität zerbricht diese Lebensräume und zerstört damit den Boden für ethnisch-religiöse Identität. Drängt diese auf neue, diesmal aber positivistische Begrifflichkeiten als letzte greifbare bzw. neue Identitätsmerkmale.

So sollte eine universalistische, also nur im Bewußtsein verankerte "Amerika-Identität" geschaffen werden. Ein typisch protestantisches, aber auch ein jüdisches (Fremd-)Konzept. Wenn schon, dann muß man also "weiß" gar nicht als "rassisches" Merkmal sehe, sondern als Synonym für eine politisch gewollte Identitätsverdunstungs- und Entwurzelungsstrategie, die in dem Fall sogar Erfolg hatte. Für viele gibt es mittlerweile eine "weiße Identität", auch wenn es eine solche ja gar nicht "gibt". Die "Neu-Rechte" (alt-right) ist also auf jeden Fall eine Reaktion auf das genannte "ethnic cleansing" der Identitätszerstörung der Linken. Aber sie hat einen eklatanten Mangel: Zu wenig Sein, also auch kein wirkliches politisches Programm, klammert sich also - durchaus fanatisch - an das wenige an Merkmal, das bleibt. Wie "weiß".

Julian Assange meint in einem durchaus klugen Statement, daß sie politisch in Amerika keine wirkliche Rolle spielen, nur eine kleine Randschichte sind. Die Gleichsetzung mit "Trump-Wählern" ist völlig unzureichend und lediglich politisch motiviet, um Trump etwas anzuhängen. Will man "Unzufriedenheit" und "Verdrängung an den Rand der Gesellschaft" als Kriterium sehen, müßte man viele Bevölkerungsgruppen anführen, die keineswegs Trump gewählt haben. Das Problem der marginalisierten großen Arbeiterschichten des Mittelwestens hingegen (nur nebenbei: die den höchsten Anteil an Deutschstämmigen haben; Anm.), die Trump zum Wahlsieg verhalfen, ist real, umfassend, sehr handfest und politisch zu lösen, hat aber mit Rechtsradikalismus nichts zu tun. Anders als in der Ukraine, wo Rechtsradikale ein echtes politisches Problem sind, das die USA aber herzlich wenig zu interessieren scheint, ja die die USA und die EU offenbar sogar als nützliche Elemente betrachten.



Morgen Teil 2) General Lee - Identität als Hindernis für echnic cleansing 
- Identität als Problem des linken social engineering





*140817*

Das Falsche durch Falsches ersetzt (1)

In eine Sonderausgabe, die die erste einer Reihe sein soll, setzt sich Compact mit der "Deutschen Geschichte" auseinander. Dieses an sich immer gut zu heißende Unterfangen wurde diesmal von Jan von Flocken redigiert, der auch im Interview unten zu hören ist. Doch sind einige schwerwiegende Einwände anzubringen, deren einige hier ausgeführt werden sollen. In dieser Gestalt nämlich ist dieser Versuch von Compact, das sich mit dem Leitspruch "Mut zur Wahrheit" ziert, nichts als ein Versuch, verschiedensten anderen Unwahrheiten und Mißverständnissen über die deutsche Geschichte einen nicht weniger falschen Gegenentwurf entgegenzusetzen.

Dessen Absicht aus dem hier schon häufig vorgebrachten Gründen (die sich gegen den erst mit dem "2. Reich" ab 1871 bestehenden universalistischen Entwurf einer Gründung eines "Deutschland") recht offensichtlich wird: Es muß eine Lücke gefüllt werden. Denn eine deutsche Identität und in vielerlei Hinsicht eine deutsche Geschichte läßt sich erst und nur auf der Grundlage der deutschen Völker (Plural!) finden. Will man sie eben nicht - ERfinden.

Deshalb ist es historisch einfach falsch, wenn von Flocken davonspricht, daß es eine durchgängige Kontinuität eines deutschen Reiches überhaupt gab. (Flocken setzt sie mit Heinrich I. 919 an, aber darüber soll nicht gestritten werden.)  Nur - Heinrich I. war nie deutscher Kaiser, sondern es gab immer nur einen deutschen KÖNIG, als ersten der deutschen Fürsten sozusagen, die jeweils ihren Völkern vorstanden. Die Reichsidee selbst ist tief metaphysisch-religiös begründet, so tief, daß sie kaum explizit wurde (denn das Natürlichste, das Nächste sieht man nicht; es erschleißt sich nur dem Geist), und steht deshalb in Kontinuität mit dem römischen Kaisertum. Und da kann es nur einen Kaiser geben, der in der Stellung dem Papst gleichkommt, mit dem er ein Zweigespann der Weltordnungsmacht bildet.

Die Idee eines deutschen Kaiserreichs gab es nicht. Warum auch. Es bestand nie Bedarf danach. Nicht vor dem 19. Jahrhundert. Ein König, als "Primus inter Pares", reichte, um Streitigkeiten zwischen Fürsten zu regeln, und darauf wollten die deutschen Fürsten auch immer die Königsmacht beschränkt wissen. Er war die Folge der Aufteilung des Reiches Karls des Großen unter seine drei Söhne. (Hierauf baute auch die Vitalität der metaphysischen Dimension der Gotterwählung der Franken bzw. Salier als berufenes Herrschergeschlecht auf, und niemand hatte eine Chance auf Königswahl, auf Akzeptanz unter den anderen deutschen Fürsten und Königen, der sich nicht irgendwo davon herleiten konnte.)

Nur so weit reichte also die Legitimation eines Königs, der eine eigene Wahl zu bestehen hatte - Kaiserkrönung und Königskrönung waren zwei verschiedene Akte. Als Staatsoberhaupt wurde nur ein Landeskönig aufgefaßt. Die Macht eines deutschen Königs (der ja bereits König sein mußte; niemand wurde "als" deutscher König gekrönt) beschränkte sich auf persönliche Reputation und buchstäblich die paar Quadratmeter, die seinen Richterstuhl umgaben. Wollte er mehr, gar eine eigene Innenpolitik, stieß er sofort auf den Widerspruch der deutschen Fürsten und ihrer Völker. Die Kaiserwürde selbst war theoretisch ein völlig eigenes Paar Schuh und hatte nichts mit einem "deutschen Staat" zu tun.

Deshalb war ein zentraler deutscher Staatsgedanke zwar ein Lieblingsgedanke deutscher Könige und Kaiser, denn sie dachten viel darüber nach wie ihre reale Macht als Kaiser stabiler und größer werden konnte, aber Haßobjekt aller Fürsten und Könige, die dem Kaiser (kraft göttlicher Ordnung und Autorität, anders war ein Kaiser sowieso nicht zu ertragen, nicht legitim) unterstellt waren. Den Weg dazu ebnete erst die allmählich gewirkte Entmachtung der Fürsten, die in Deutschland erst spät geschah, ja durch Napoleon erst ganz real erfahren wurde. Noch dazu hatte Friedrich II. (der Staufer), um seine Italienpolitik zu retten den deutschen Fürsten und Königen enorme Privilegien zugestanden, um sich ihre Unterstützung gegen die vielen Stadtstaaten in Italien zu sichern (und insofern auch gegen den Papst).

Friedrich hatte zwar einen Zentralstaat in Italien eingerichtet (und sich dabei die Feindschaft des Papstes samt Aufwertung der Rolle der Franzosen als päpstliche Schutzmacht zugezogen), aber dieselbe Idee für Deutschland nie verfolgt, dort war es auch zu mühsam. Zu fest, zu eigen waren die Völker und ihre Identitäten. Friedrich II. (der Staufer) hat also Deutschland nie als Staat sondern als Ensemble zahlreicher Staaten aufgefaßt. Und sein Kaiserreich war kein "deutsches Reich", sondern das römische, universale, die Erde umspannende.

Morgen Teil 2) Illegitime Farce einer Staatsgründung






*090817*

Sonntag, 27. August 2017

Vom Tee in Ischl

Natürlich sind die Backwaren des Café Zauner, allen voran die "Zauner-Schnitte", ein Höhepunkt von Bad Ischl. Und das ist mehr als ein Fremdenverkehrstext. Aber der VdZ schätzt den hier erhältlichen Tee fast  noch mehr. Denn der kann nicht verschickt werden. Das Wasser ist hier nämlich besonders weich, und das heißt, daß der Tee sein Aroma ausgezeichnet entfalten kann. Deshalb lohnt es sich auch - und wird auch angeboten - eine der besten Qualitäten, den Darjeeling F.G.O.T., zu brühen. Die Feinheit seines Geschmacks ist diesem herrlichen Tee in Österreich kaum sonst wo zu entlocken.



Café Zauner, Bad Ischl



*090817*

Jede Kultur hat weil braucht Parallelmächte (3)

Teil 3) Der Liberalismus führt zur Theokratie
 - Die Anmerkungen





Ob wir also nicht vor einem ganz anderen Schritt stehen, einem Schritt, der die unausbleibliche Folge des religiösen, autonomistischen Zerfalls einer Kultur ist: Einem wahren kulturellen Rückschritt nämlich, in dem unsere Gesellschaften nicht nur in Parallelgesellschaften zerfallen sind. Die unweigerlich auch lokale, regionale Formen suchen werden; in den "NO-GO-AREAS" europäischer Städte (Schweden, Frankreich, Deutschland) haben wir es ja bereits. Was wir in Hamburg erlebt haben, war nicht das (einseitig) Versagen eines Staates, der seine Ordnung nicht garantieren kann.

Es war ein Menetekel: Die Randalierer von Hamburg taten dasselbe, wie es muslimische Sonderräume überall in Europa bereits tun. Die demonstrieren, daß nur religiöse Rückbindung, die Verankerung von Recht im Absoluten in der Lage ist, Ordnung auch im zivilen Leben zu gewährleisten. Die "Bürgerruhe", die wir heute in Europa haben, beruht nämlich nicht auf einer Anerkennung von Recht und Gerechtigkeit, sondern auf einem weitgehenden Konsens, sich um die Grundlagen von Recht und Gerechtigkeit nicht zu kümmern. Denn dann würde es auch manchmal mühsam. Aber eine solche Rechtsordnung versagt genau dann, wenn sie gefragt ist, denn sie ist mehr und mehr die Hülle um ein Wert- und damit Machtvakuum. Keine Polizei, keine Exekutive der Welt, egal welchen Staates, vermag aber so einen Sack voller Flöhe noch zu befrieden. Kein Volk kann bestehen, das nicht aus seiner transzendenten Verankerung heraus im Frieden lebt. Jemand hat mit Recht deshalb die Frage gestellt, was passiert wäre, wenn solche Demonstrationskrawalle zugleich noch in Frankfurt und Berlin ausgebrochen wären. Deutschland hätte gar nicht genug Polizisten, um dem zu wehren. Die waren alle (!) in Hamburg.

Aber Hamburg war - auch - symptomatisch für etwas, das (gerade bei Liberalen) Grundtenor in Westeuropa geworden ist.  Man möchte sich waschen, ohne naß zu werden. Wir wollen nur eines: Es muß ruhig bleiben. Wir wollen alles, auch das was dieses Chaos begründet, aber wir wollen vor allem, daß wir in unserem gemütlichen Wohlstandsleben nicht gestört werden. Erst wenn das der Fall ist, schreien wir nach Recht und Ordnung. Wir wollen vor allem nicht denken, denn das könnte zu Prinzipien und Notwendigkeiten führen, die wir nicht auf uns nehmen wollen. Der Ruf nach Gesetzesmacht, wie er in dem erwähnten Artikel auf Tichy's Einblicke (und von Liberalen generell) laut wird, ist deshalb dem Pragmatismus des Egoismus zuzuschreiben, DER Lebenshaltung des modernen Menschen. Wir wollen Folgenbeseitigung, die Wendeseite des Sozialstaates heutiger Prägung. Wir wollen Vertuschung unseres Lebens- und Kulturdesasters! Und wir bekommen sie prompt von der Politik geliefert.

Während wir aber an der Schwelle zu einem Europa stehen, das sich buchstäblich neu denken muß. Denn eine Einigung auf der Basis einer homogenen Kultur, die erst eine Akzeptanz von Gesetzen brächte, ist mit jedem Tag der letzten Jahrzehnte (und mit jedem Tag, wo weitere tausende Kulturfremde in unsere Länder strömten) unmöglicher geworden. Der Gedanke an ein "politisch geeintes Europa", wie er immer noch verfolgt wird, hat sich damit endgültig verabschiedet. Ihm bliebe nur noch die Form einer totalitären Diktatur. Und der ist immer ein Verfallsdatum auf die Stirn tätowiert. Was uns blüht, ist ein Europa an sich unvereinbarer Rechtsvorstellungen, weil religiösen Gebundenheiten, das in zahllose, oft genug sehr kleine Regionalräume zerfällt und zerfallen ist. 

Dieses doch noch zu einer politischen Kraft zu formieren, ist tatsächlich aber eine Herausforderung. Die zu wirklichen uns aber eines fehlt. Eines, das jede Kultur als Raum definiert hat und konstituierte: Die Helden, die in den Augen aller Helden sind. Und die ihr Heldentum als leuchtendes Urbild einer Lebensform und Religionsgebundenheit in unsere Welt strahlen, das für alle oder wenigstens die meisten Anlaß genug ist, ihm zu folgen. Dann erst wäre auch ein für alle verbindliches Gesetzeswerk wieder akzeptabel.

Aber man falle um Gottes willen nicht auf die Lamenti der Liberalen herein, die immer schon dann stark waren, wenn es darum ging, Mißstände anzuprangern, die sie selbst aber in unsere Kultur getragen haben. Die zu beheben sie aber weder die Kraft noch den Geist haben. Die plumpe Forderung nach einem starken Staat in Alleinstellung, was die Gesetzgebung anbelangt, ist deshalb nicht mehr als alles, was die Liberalen stets gefordert haben: Ein Rezept mit Ablaufdatum, das durch ebendieselben Liberalen zu widerrufen nur eine Frage der Zeit ist.** Denn diese geforderte Alleinstellung des Staates führt nicht alleine zur Diktatur, nein. Sie führt vor allem zu einer ... Theokratie.




Die Anmerkungen


*Gerade diese (rationalistische) Gesetzesinterpretation bei österreichischen Höchstgerichten wird zurecht von vielen beklagt. Sie entstand durch allmähliche Umbesetzung der höchsten Senate durch linksliberale Richter (die in Österreich von der Politik eingesetzt werden). Mit schweren langfristigen Folgen: Damit wurde nämlich der Gedanke der Gerechtigkeit aufgegeben. Heutige Höchstgerichtsurteile in Österreich sind zunehmend, wie Rechtsanwälte dem VdZ bestätigt haben, nur noch Formalurteile, ignorieren ganz bewußt den "inneren (also durchaus: transzendentalen) Gehalt" der Gesetze, der aber ihr Maßstab sein muß. So wird ein Gesetzeswerk eines Staates aber zum bloßen technischen Ablaufapparat degradiert, das nicht dem zu Recht verhilft, der es als Gerechtigkeit aufgrund ungerechter unterer Instanzenurteile verlangt, sondern dem, der diesen Apparat am besten zu bedienen weil seinen inneren Gehalt zu umgehen versteht.

²Das kann und muß sogar so weit gehen, daß es eine - und das ist nur in einer Person, einem Menschen verankerbar! - Instanz geben muß, die zumindest "Begnadigungsrecht" hat, um eine wahre Gerechtigkeit immer noch siegen lassen zu können, selbst wenn das Formalrecht anders entschieden hat. Das Leben des Menschen ist immer ein "komplexes, chaotisches, nicht-lineares" System, dem ein immer lineares Gesetz gegenübersteht. Dessen Wirksamkeit im Sinne der Gerechtigkeit deshalb begrenzt ist. Formales Recht ist immer - immer! - Stückwerk! Jemanden eines Gesetzesbruches anzuklagen muß deshalb immer heißen, ihn gegen ein allem Gesetz innertes, transzendentes, ewiges, absolutes Gesetz einer höheren Ordnung verstoßen zu sehen. Zwar muß ein Staat als Gesetzgeber immer darauf bestehen, daß sein Formalrecht respektiert und "wie ein absolutes Gesetz" gestellt wird, aber er muß immer bereit sein, und braucht dazu sogar Parallemächte (Kirche!), die den Fall aufgreifen, wo dieses Formalrecht Unrecht bedeuten würde, weil es der transzendenten, absolukten, ewigen Ordnung widerspricht. 

Die Vertreter dieser Parallelmacht müssen dabei u. U. sogar bis zum Martyrium gehen, was es in der Kirchengeschichte nicht selten gab. Was auch immer man also den Krawallierern von Hamburg vorwerfen kann und muß - in der puren Gewaltausübung liegt es nicht, nicht prinzipiell! Es liegt, wie es jemand einmal ausdrückte, daran, daß sie zwar dasselbe tun wie der Gerechte, aber im Unrecht sind weil sie den falschen Gott anbeten.

**Vergessen wir doch nicht, um nur bei diesem Beispiel zu bleiben, daß es gerade die Liberalen waren, die noch vor wenigen Jahren Vertreter unbeschränkter Einreisemöglichkeit für alle waren. Stillschweigend haben sie sich mittlerweile davon verabschiedet, und sind heute sogar oft in Positionen aufzufinden, die sie noch vor wenigen Jahren als "rechts" und verabscheuenswürdig verdammt haben. Dennoch versuchen sie nun oft genug, sich wieder an die Spitze des öffentlichen Disputs zu setzen. Diesem Schaumgärtchen des Liberalismus entspringen dann so forsche Formulierungen wie "Toleranz nur den Toleranten" etc., als Versuch, den eigenen Kopf zu retten und halt immer "vorn dabei" zu sein.






*050817*

Samstag, 26. August 2017

Jede Kultur hat weil braucht Parallelmächte (2)

Teil 2) Parallelmächte sind kein Widerspruch, 
sondern Bedingung für einen Rechtsstaat




Denn auf was für Gesetze beziehen sich die Liberalen?  Auf die momentanen, die durch Bezug auf "Verfassungstreue" in quasi-religiösen Status gehoben werden? Gesetze sind nie reine Formalwerke, und zu beklagen, daß "pöhse" Richter sie interpretieren, ist gelinde gesagt naiv. Kein Gesetz kann jemals erschöpfend sein, es ist immer nur Wegmarke auf ein dahinterstehendes Gesetz, und jeder Richterspruch ist nur eine Interpretation dieses inneren Sinns, des logos eines Gesetzes, den Verbalisierungen immer nur in mehr oder weniger Deckungstreue ausdrücken können. Wo ein Gesetz aufhört, sich auf diesen seinen inneren (und das heißt: transzendentalen) Sinn zu beziehen, wird es zum technischen Zuschlaginstrument. Jeder Staat braucht deshalb immer solche Parallelmächte. 

Nur in einem theokratischen Staat ist genau dieses Prinzip (der Verbindlichkeit der absoluten Wahrheit) ausgeschaltet (zugunsten einer zu Verhaltensrichtlinien erstarrten Dogmatik als Weltweg; der Islam - aber bei weitem nicht nur der Islam; die political correctness etwa ist eine ebensolche Religion - zeigt, wo das hinführt.) Und es ist alles andere als ein Zufall, daß in einer in Autonomismus (Individualismus) atomisierten Kultur, ind er man die Kirche in die Bedeutungslosigkeit abgedrängt hat, solche Formen des Theokratischen fröhliche Urstände feiern.

Nie, zu keinen Zeiten hat ein Gesetzeswerk aus sich heraus auch die Grundidee, die allen Gesetzen zugrundeliegt, das Gemeinwohl, die absolute Gerechtigkeit, schützen können. Auch die Richter in der Nazi-Zeit haben sich auf Gesetzesformalismen berufen. Gesetzeswerke können eben immer nur ein inneres Gefüge schützen, aber niemals jene Legitimität bringen, die für ein Volk außer Frage steht. Das macht den Umstand, daß jeder Richter auch Recht SCHAFFT, nicht zu einem beklagenswerten, sondern zu einem sogar wünschenswerten Umstand.* Auf den Formalgehalt, den Buchstabengehalt von Gesetzen alleine zu pochen ist das, was die Römer als "summum ius, summa iniuria" (die Summe aller Gesetze ergibt die Summe des Unrechts) bezeichnet haben. Anders als Tichy's Einblicke schreibt, sind also Parallemächte kein Widerspruch zum Rechtsstaat, sondern die Bedingung, daß ein Rechtsstaat zu keiner Diktatur des Formalrechts wird sondern eben - zu einem Rechtsstaat, den es nur gibt, wenn die Idee (und Vernunft) der Gerechtigkeit über dem Formalrecht steht.²


Morgen Teil 3) Der Liberalismus führt zur Theokratie - Die Anmerkungen







*050817*

Der Samstag-Nachmittag-Film

Der VdZ war noch sehr jung. Aber einige Momente und Bilder aus "Der Schimmelreiter" haben ihn nie mehr verlassen. Kunst spiegelt eben nicht einfach nur, sondern sie greift das Unsichtbare auf, und stellt es ins Bild. Als solches, als Bild, formt sie die Menschen, stellt ihr sonst diffuses inneres Rauschen in Bilder, formt, ja macht so eine Kultur. Deshalb gehört der Film zweifelsohne zur bildenden Kunst, noch ehe er sich zur dramatischen Kunst ausdifferenziert.












*030817*

Freitag, 25. August 2017

Jede Kultur hat weil braucht Parallelmächte (1)

Es verwundert nicht, wenn es nach Hamburg gerade die Liberalen sind, die nach einem starken Gesetzestaat rufen. Wie immer, hat der Liberalismus Jahrzehnte und Jahrhunderte die Auflösung fester gesellschaftlicher Gefüge zugunsten einer "Freiheit für alle und alles" gefordert, um dann anhand von Einzelereignissen (wie das Chaos in Hamburg) an den Folgen zu erschrecken, und nach einer ordnenden Macht zu rufen. Die natürlich nur der Staat sein kann. In ihren Augen. Dessen Gesetzeswerk nun alle Macht zugesprochen wird. Gibt es nicht diese und jene Gesetze, die ... und so weiter.

Tatsache ist, daß es tatsächlich und immer "Parallelmächte" in einem Staat gibt und geben muß. Denn die weltliche Dimension - Gesetze, Ordnungsvorschriften - sind nur Ausfluß eines letztlich aus einer transzendentalen Ordnung aufsteigenden Weltdeutung. Erst diese ist jenes Vorbild, nach dem sich die weltliche Ordnung richtet und zu richten hat. Das ist heute nicht anders als früher. Als sich in der Institution Kirche (im katholischen Raum noch länger als im protestantischen, der aber auch viele Jahrhunderte noch von der alten katholischen Prägung gelebt hat) jene mahnende und wachende Macht konstituiert hatte, die der Staatsmacht kontrollierend und maßgebend zur Seite stand. Als Parallelmacht. Man vergißt, daß es nur so möglich war, eine Kultur aufzubauen, die wesentlich davon lebte, als es die Freiheit der Bürger vor der Willkür der Macht und Obrigkeit schützte. Und zwar weil sich die Mächte letztlich dieser transzendentalen Ordnung ebenfalls unterworfen sahen, dagegen nicht argumentieren konnten. Denn diese Ordnung der Kirche baute auf der Vernunft auf. Und die war es, das Europa, das Abendland so stark machte.

Die seit Jahrhunderten erst klandestin, dann immer offener - durch die weltliche Staatsmacht maßgeblich getrieben! -  betriebene Zerschlagung der moralischen, also auf die transzendente, in Gott gegründete Ordnung bezogenen Macht der Kirche war es, die diese Bezugspunkte nach und nach ins Pluralistische zerfallen ließ. Und den Individualismus, den Autonomismus des Menschen ausrief. Auch das in angeblichem Bezug auf die Freiheit, die in Wahrheit nur bedeutete, daß der Einzelne auf sich geworfen dem Ganzen des Staates (als letzter gefügter Einheitsmacht, gestützt durch sein Gesetzeswerk) gegenüberstand. Und so alle seine Macht verlor. Im Autonomismus hat der Einzelne also nicht einen Zugewinn an Freiheit zu verbuchen, sondern muß seine Ohnmacht zur Kenntnis nehmen, in der er den ordnenden Mächten gegenübersteht.

Heute haben wir es mit einer unübersehbaren Fülle von transzendenten Bezügen zu tun, aus denen die auf sich geworfenen, alleine gestellten Menschen ihre Handlungsparadigmata beziehen. Die ausgerufene religiöse Freiheit als Form der Lossagung von institutionalisierten Autoritäten (die, man vergesse das nicht, im Falle der Katholischen Kirche ihre Verankerung und ihren Prüfstein in der Vernunft an sich hat, der sogar der Klerus selbst unterworfen ist) hat bewirkt, daß sich jeder Einzelne nun als Reaktion aussucht, welchen Moralinstitutionen er sich temporär unterstellt. Er ist sich selbst zum Maßstab geworden. Und damit zerfällt unsere Gesellschaft in immer rascherem Tempo in zahllose (Pseudo-)Religionsgemeinschaften, denn solche sind es. So verliert das Gesetzwerk unserer Länder, das - auch das vergessen wir längst! - immer noch auf der christlichen Weltordnung (also: auf der Kirche) aufgebaut ist (denn von dort kommt der Gerechtigkeitsbegriff, an dem es sich orientiert), in immer rascherem Tempo seine Verbindlichkeit "für alle". 

Jeder, buchstäblich bald jeder sieht sich heute im Recht das bestehende Gesetzwerk zu hinterfragen und nötigenfalls zu ignorieren. Und das muß man wörtlich nehmen: Im Recht! Warum wohl? Woher bezieht er dieses Recht, dass ihm als moralischem Anspruch sogar über alles formale Gesetz steht? Gesetze sind eben durchaus etwas Fließendes, und jede Staatsmacht hat nur dann und so lange Macht, als seine Gesetze von (weitgehend) allen als auch für ihr Leben verbindlich angesehen werden. Ist das nicht mehr gegeben, werden Gesetze verhandelbar, volatil. Sie haben dann nur den Stellenwert eines einzukalkulierenden Faktors, den man aber so gut es geht im Sinne seiner wirklichen, wahren Gerechtigkeitsvorstellungen zu umgehen, auszuspielen, vor allem zu mißbrauchen, weil nur noch zu benützen sucht. 

Das wurde durch die Zuwanderung der letzten Jahrzehnte nicht besser, im Gegenteil. Die Konsequenzen daraus haben sich verschärft. Schon deshalb verschärft, weil wir es mit neuen sich aufbauenden, jedes Gesetz und jede Gesetzesakzeptanz durch ganz neue, nicht christliche Maßstäbe hinterfragenden Mächten und Religionen zu tun haben. Die Frage kann eben nicht sein, ob es legitim und gut und richtig ist, daß der Staat Parallelmächte haben kann und darf, wie es auf "Tichy's Einblicke" (einem bewußt liberalen Medium) moniert wird, sondern die Frage muß sein, was uns auch an gesetzlichen Veränderungen ins Haus steht, und ob es überhaupt einen Zentralstaat geben kann - wie ihn nun die Liberalen in einem ihrer vielen Widersprüche fordern - der solche Gegebenheiten erfassen und ordnen kann. 



Morgen Teil 2) Parallelmächte sind kein Widerspruch, sondern Bedingung für einen Rechtsstaat





*050817*

Bösen Menschen geht es immer gut

Immer wenn es zu einem Thema, das eine Zeit lang in unseren Medien hochgekocht wurde - meist in Zusammenhang mit der Ankündigung von Katastrophen - still wird, sollte man ihm einmal so richtig nachgehen. Das bestätigt sich immer wieder. Und was man dann sieht belegt meist, wie belanglos und irrelevant - oder bewußt verlogen - wir informiert werden.

Eines dieser Themen war der sogenannten "Brexit", also der Austritt Großbritanniens aus der EU. Was schallten da nicht an Kassandra-Rufen durch die Landschaft, um zu vermeiden, daß vielleicht das eine oder andere europäische Land auch auf diese verwegene Idee käme. Großbritannien würde abstürzen, schwere nachteilige Folgen hätte es zu befürchten, Arbeitslosigkeit, Rezession, Kapitalflucht, Armut, kurz - ein Desaster nach dem anderen! 

Die Realitätsbezogeneren freilich waren etwas zurückhaltender, und sie haben Recht behalten, berichtet Journalistenwatch. Denn die wirtschaftliche Lage Großbritanniens ist ausgezeichnet. Die Produktionszahlen der Industrie sind am höchsten Stand seit 22 Jahren, die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit 1973 nicht mehr, die Inflation ist moderat und im EU-Schnitt, der Export floriert, und auch ausländische Industrieunternehmen investieren, wie jüngst BMW, das nun seinen Mini doch in Oxfort bauen wird, und nicht in den Niederlanden, wie es mal hieß. Ja, im Bankensektor gibt es eine kleine Delle, da ist einiges nach Paris und Frankfurt abgewandert, aber das ist verkraftbar. Im großen Ganzen blicken die britischen Unternehmer, ja die meisten Briten, mit großer Zuversicht in die Zukunft! Also auch der britischen Psyche scheint es hervorragend zu gehen. Trotz Brexit. Trotz? Müßte man nicht eher sagen: WEGEN des Brexit?

Wollen wir einmal unterstellen, daß die bange Sorge so gar vieler ehrlich gemeint war. Wollen wir annehmen, daß sie es nicht besser wußten, wirklich glaubten, daß passieren würde, was sie den Briten angeblich so gar nicht an den Hals wünschten. Wollen wir also nicht unterstellen, daß man das genaue Gegenteil befürchtete, nämlich daß es so kommen würde, wie es nun kam, und daß das britische Beispiel Schule machen würde. Weil plötzlich so viele entdecken, daß die EU zu einem Moloch verkommen ist, der alles andere als das Gemeinwohl der Europäer im Sinn hat, sondern nur noch seinen Selbsterhalt, um nicht zu unterstellen: Ganz andere Interessen.

Dann aber muß man sich doch die Frage stellen, ob unsere Eliten die Welt überhaupt noch denken können. Ob sie überhaupt noch in der Lage sind, sich eine Welt vorzustellen, die außerhalb ihrer Schemata, in die sie offenbar wie in Zwangsjacken eingespannt sind, existiert. Das wäre nämlich ein dringender Anlaß, sich von ihnen zu trennen. 

Aber wetten wir, die wir leider schon gelernte Pessimisten weil Realisten sind? Die Berichterstattung wird sich auf etwas Neues einschießen. Sie wird uns nun mit Berichtwolken des Inhalts überziehen, daß die EU eine hohe moralische Sendung hat, die einen Menschen verlangt, der nicht so engstirnig - wie die Briten - auf den eigenen Vorteil bedacht ist, sondern durchaus in der Lage ist, um eines höheren Gutes willen auch Einbußen hinzunehmen. Immerhin geht es ja ums Seelenheil. 

Verdammt, daran haben die Briten offenbar nicht gedacht. Der VdZ wußte ja, daß es da einen Haken geben mußte. Schon seine Mutter meinte doch stets: Bösen Menschen geht es immer gut. Na gut, nötigenfalls werden wir sie zu unseren höheren Moralstandards schon noch zwingen. Noch ist ja nichts wirklich ausverhandelt.





*310717*

Donnerstag, 24. August 2017

Von der Not, die aus höherer Aktivität spricht

Wem würde der geneigte Leser am Beifahrersitz eines Autos sitzend mehr vertrauen: Einem Lenker, der panisch am Lenkrad herumkurbelt, ständig nervös mit weit geöffneten Augen nach links und rechts und nach hinten blickt, pausenlos von einem Gang in den anderen schaltet und sofort scharf abbremst, wenn er auf eine Veränderung des Verkehrsstromes stößt, um gleich wieder zu beschleunigen. Oder jemanden, der in aller Ruhe kaum Regungen und Bewegungen zeigt, immer die Übersicht wahrt, nie hektisch wird, und gelassen und angemessen auf alles reagiert, was dem Auto begegnet, weil er in dieser auch wieder wachen Ruhe noch genug Abstraktionsvermögen bewahrt, eine Situation sachlich zutreffend abzuschätzen?

Die Antwort ist wohl eindeutig, der VdZ kann sie auch für den Leser geben. Ungefähr in diese Aussagekategorie fällt also auch eine weithin verbreitete Studie, die aus Gehirnstrommessungen belegt, daß die Gehirne von Frauen "weit aktiver" sind als die von Männern. Mit einer Einschränkung freilich: Bei Männern sei das Kleinhirn und das Zentrum für visuelles Verarbeiten aktiver. Im Grunde beschreibt es obige Situation. Das ist aber durchaus signifikant, wir kommen unten dazu.

Was also alle möglichen Publikationen als Beweis dafür ausgeben, daß Frauen auch intelligenter seien, führt zum Wesen des Intelligenten. Und daneben zu so manchem Irrglauben, der in der Pädagogik herrscht und Kinder und Jugendliche oft so fatal falsch einschätzen läßt. Denn nicht das "Neuronengewitter" ist das entscheidende Kriterium für Intelligenz. Sondern die Fähigkeit, dem Denken Struktur und Form zu geben. Das Wesentliche an menschlicher Vernunftfähigkeit (und nur in ihrem Rahmen hat ein Reden von Intelligenz überhaupt einen Sinn, denn was die heute so eifrig bemühte "Intelligenz" überhaupt sein soll, weiß niemand zu sagen; das schnelle Schalten ist es nur im Rahmen einer konkreten Aufgabe, nicht aber "an sich") ist eben nicht einfach die Geschwindigkeit, mit der Impulse durch das Gehirn schießen. 

Im Gegenteil, wenn heute die Rede von ADHS und ähnlichen Phänomenen ist, so ist es nachgerade lächerlich, dies mit besonders hohen Intelligenzfähigkeiten in Verbindung zu bringen. Solche Menschen sind sogar nachgerade gar nicht in der Lage, "zu denken". Müssen in jeder Lage und Situation vielmehr "von vorne anfangen". Weil sie auf gar keine intelligenten Urteilsstrukturen (Form) zurückgreifen können. Meist, weil ihre Identität nie gefestigt wurde, sie also gar keinen Ort kennen, der ihnen zugewiesen ist, auf dem sie ruhen, und von dem aus sie das Begegnende ordnen. Was deshalb heute oft genug als "Sonderbegabung" dargestellt wird, ist alles andere als das: Es ist die Unfähigkeit, eine Persönlichkeit aufzubauen, Spannung zu tragen, und somit ein Selbst durch die Welt zu tragen, ja - Mensch zu sein. Sie bleiben Getriebene. 

Genau das ist auch bei einer Folge der einer Geisteserkrankung zuzuschreibenden "Gender-Ideologie".  Sie bedeutet nichts anderes, als daß jedem Menschen in jedem Augenblick eine Total-Selbstdefinition abverlangt wird. Damit wird der Mensch seiner Fähigkeit beraubt, sich in der Welt einzuhausen, sie in Vernunft zu bewältigen, und ihr sachlich zu begegnen. Er muß sozusagen ständig den gesamten Apparat aufheizen, um sich zuerst einmal einen Standpunkt zu suchen, und dann (wenn noch Zeit bleibt) davon ausgehend sachliche Urteile (fürs Handeln) zu treffen. Mit dem besonderen Effekt, daß wirkliches menschliches Handeln Zeit übergreift, also in dem Maß überhaupt erst Vernunft ist, als es mehr und mehr zusammenzufassen vermag. Um so Entscheidungen auch über die Zeit hinweg durchzutragen. Noch nie ist etwas von Relevanz auf andere Art entstanden - als durch diese Art der Weltbegegnung, meinetwegen: Beharrlichkeit und Starkmut.

Das passiert auch bei Frauen, die auf sich geworfen dazu gezwungen werden, sich das selbst aufzubauen, was in Wahrheit die Aufgabe ihres Pendants - des Mannes - wäre und ist. Der ihnen jene Identität und Feste gibt, an der sie als sittlichen Akt festhalten, auf den sie vertrauen können, und von dem aus sie in der Lage sind, der Welt zu begegnen, zu "denken". Es würde also alles andere als verwundern, wenn diese (damit eigentlich pathologische) Erscheinung (die bestenfalls im Ausnahmefall ihren Platz hat, in einer Situation von wirklich Neuem, etwas, das aber mit der Reife, mit dem Alter immer weniger werden sollte: Weisheit heißt eben auch Universalität, Umfassendheit) in einer Zeit, in der den Frauen diese Naturwidrigkeit zugemutet, ja abverlangt wird, ebenfalls zunähme.

Intelligenz, wie sie heute meist definiert wird, ist "leer". Sie ist leere Potenz. Zur wirklichen Intelligenz, der Vernunft, wird sie erst, wenn der Mensch identitär gefestigt abstrakte, immer universalere, immer grundsätzlichere, immer mehr Welt umfassende Urteile zu fällen vermag. Wenn er das nicht kann, weil es ihm an Identität mangelt, an Selbstfestigkeit, an Persönlichkeit also, er sich also nicht "in jeder Situation" auf einen Ort hin zu transzendieren vermag (das heißt: genau von jenem aufgescheuchten Neuronengewitter im Gehirn unabhängig zu machen), dann wird ihm solche "volatile Intelligenz" sogar zum Verhängnis, weil er in jedem Urteilsprozeß (und erst daraus kann sich Denken konstituieren) von vorne anfangen muß und es ihm an Fähigkeit mangelt, die Bedeutung von Gedanken in einem zur Handlung führen sollenden Vernunftvorgang zu gewichten.

Vielmehr also ersetzt sittliche Festigkeit und gefestigte Erfahrung (beides hat viel miteinander zu tun, beides aber hat vor allem mit einem Ort zu tun, an dem man steht und an dem man sich nicht gefährdet weiß, der also "legitimiert" ist)* die Notwendigkeit, ständig "auf 100" sein zu müssen, vermag zur Haltung gewordene Urteilskraft mit äußerster Ökonomie auch in schwierigen, komplexen Situationen die Übersicht zu bewahren, und sachlich gerecht zu reagieren. Wenn an Frauen festgestellt wird, daß sie ständig "höhere Gehirnaktivität" zeigen, so sollte man sich fragen, wenn man auch den Gedanken zuläßt, daß man sie mit dem heutigen Konzept von Frausein nicht ständig überfordert. Wenn, dann kann man das aus dieser Studie (vielleicht) ablesen. Aber dazu hätte es so eine solche Studie gar nicht gebraucht.




*Auch hier also sind wir bei der Religion angelangt, denn jedes menschliche Sein braucht und sucht zuerst seine Legitimation im Absoluten. Ohne absolute Wahrheit, ohne Bezug zu einem absoluten Sollen in Gott, dem Sein selbst, gibt es kein menschliches Handeln, weil es keine Verantwortung gibt. Niemand kann seinem Denken weniger vertrauen als der Atheist. Denn es wird aussagelos. Vermutlich also hat auch der Atheist dieselben Merkmale "höherer Gehirnaktivität" zu verzeichnen. Vermutlich wird er genauso wie feministische Hysterie darauf pochen, daß dies Ausweis höherer Tauglichkeit und damit Anspruch auf ... einen hohen Ort (wenn nicht Gottgleichheit) bedeutet.




*100817*

Philosophie als verstehendes Aufgreifen des logos (2)

Teil 2)




Eine Aussage soll speziell herausgegriffen werden: Es zeigt sich (und es ist auch logisch), daß jede Form von Migration zu einer Zerstörung der Moral führt, und zwar insbesonders der sexuellen Moral. Der seiner verbindlichen Gemeinschaft entrissene Mensch fällt auf seine aktuellen Bedürfnisse und Wünsche und damit Begierden zurück, zumindest über längere Frist gesehen. Das höhlt (zumalen in einer Demokratie, wobei diese selbst bereits ein gewählter Weg zu dieser Entschränkung von kulturell vermittelter Moral ist) unweigerlich die Substanz von Migrationsgesellschaften aus. 

Die Reaktion des Moralismus ist eine Folge. Aber sie führt mittelfristig zu keiner Besserung (bestenfalls zu einer Tyrannei), weil sie bereits auf der durch die Migration erfolgte Entwurzelung von der in der Herkunftskultur immanentisierten Natur beruht. Eine den Widerspruch seit dem 8. Jahrhundert explizit gutheißende Religion wie der Islam (als Absage an den logos) mündet deshalb zwangsläufig in Tyrannei, weil anders dem Chaos - aus pragmatischen Gründen also! - keine Ordnung mehr abgerungen werden kann. 

Aber dieses Chaos ist die Folge der "sexuellen Befreiung", die sich direkt gegen die Familie und damit die anthropologische Formungskonstante des Menschen generell wendet. Sie zerstört die Ehe, und greift dabei auf die wohl stärkste physische Kraft des Menschen zu, die der Vernunft entrissen, den Menschen zu einem reinen Bündel von Begierden macht. Darüber ist er spielend leicht zu kontrollieren. Man verspricht ihm Schuldbefreiung und Befriedigung - dafür gibt er jedes Ruder einer organisierten Gesellschaft bereitwillig aus der Hand. Von Freiwilligkeit zu sprechen ist verfehlt, denn der seinen Begierden ausgelieferte Mensch, der Mensch, der sich nur nach diesen Begierden richtet, ist nicht mehr frei. Er ist ein Sklave, der willig der Fremdbestimmung folgt. Denn der Mensch ist nur er selbst, wenn er sich in die Ordnung der Vernunft (der "Person") einzugliedern vermag. Die Ablehnung der Vernunft, und darin (!) die Ablehnung von Gott, ist die direkte Folge sexueller Zügellosigkeit. Die Rede von Gott, logos, Sinn, wird zu einem leeren, bestenfalls noch pragmatischen Geschwätz.

Sehr rasch kommt das Gespräch im 2. Teil (Audio-Video) auf das katastrophale Versagen der Kirche, die die Menschen spätestens seit der Reformation im Stich gelassen hat und heute mehr denn je im Stich läßt. Indem sie sich aus jeder öffentlichen Diskussion um Moral ausklinkt und so tut, als hätte sie nur die Position einer der vielen Stimmen, die Vorschläge macht, aber sie nicht ganz so ernst nimmt. Vor allem aber auch, indem sie die ethnischen, völkischen Identitäten und Verwurzeltheiten nicht stärkt, sondern im Namen einer universalistischen (nicht: universalen!) Moral und eines absurden Relativismus ("alle sind gleich") aufzulösen versucht, die der Natur des Menschen widerspricht.

Aber das Konkrete ist der Ort des Heiles, und ethnische Identität ist die einzige Möglichkeit, den Menschen in der Welt zu verwurzeln, denn es ist sein Weg. Genau das wird seit 60 Jahren aber nicht nur verweigert, sondern sogar noch aktiv aufgelöst. Es ist auffällig, daß sich die Kirche aus jeder moralischen Diskussion heraushält, sich ins Konzert des "naja und sicher aber vielleicht doch" eingliedert, und sich im übrigen dem Staat und der Politik, nein, der Macht und dem Kapitalismus (oder seiner dialektischen Gegenreaktion, dem Kommunismus) unterwirft. Ja sie wird selbst vom moralischen Relativismus und der sexuellen "Befreiung" korrumpiert bis ins Mark. Sexuelle Befreiung aber ist die wirksamste und erste Form politischer Kontrolle.

Heute kann die Kirche nicht einmal mehr die anthropologische Substantialität der Ehe argumentieren. Wer heutige Ehevorbereitung, als Beispiel, ansieht, erkennt mit Entsetzen denselben Pragmatismus, der heute alle und alles beherrscht. Die alles entscheidende Rolle der Wahrheit wird regelrecht verleugnet, die Frage nach dem Guten wird davon getrennt, die Kirche sieht sich als "Macher von Vorschlägen", die bestenfalls nützlicher für subjektives Wohlbefinden sind.

Aber auch der Islam ist nicht in der Lage, mit der Gegenwart fertigzuwerden. Wenn sogar ein Fundamentalist wie Ayatollah Khomeini nach seiner Rückkehr 1979 die Geburtenkontrolle freigab zeigt das, wie wenig der Islam intellektuell in der Lage ist, die wirklichen Probleme der Gegenwart zu erkennen. Heute ist der Iran von derselben Welle der "sexuellen Befreiung" mit den demographischen Folgen der Selbstauslöschung erfaßt, wie der angeblich so gehaßte Westen. Jones erzählt Begebenheiten die belegen, daß sich unter Hijab und Schleier ... immanentisiertes westliches (imperialistisches) Denken in Form des Feminismus verbirgt. Zumindest im Iran. Zumindest bei den meisten "konvertierten" Frauen. Die Sehnsucht nach dem Desaster der Moderne, nach deren Vorstellungen von Freiheit und menschlicher Autonomistik, ist in den islamischen Ländern nicht weniger ausgeprägt wie im Westen selbst.*

Übrigens hat der zweite Teil auch ein bemerkenswertes Ende: Jones bricht ab. Er bricht ab, weil er sagt, daß er so erschöpft sei, daß er nicht mehr garantieren kann, daß er nicht nur noch Unsinn erzählt. Sodaß seine Aussagen also nicht mehr in jenem Kontext verhangen dargestellt werden können, in dem alleine sie verstehbar wären. Das Vorhaben, alles in einem Vorhaben klären zu wollen, ist eben immer zum Scheitern verurteilt.  








*Der VdZ hat übrigens schon mehrfach darauf hingewiesen, daß sich gerade in sogenannten konservativen Milieus eine lediglich umgefärbte Form des Feminismus ausgebreitet hat. Wo Frauen die Macht zur Selbstbestimmung, die ihnen schon alleine deshalb, weil sie hier leben, zivilisiert wurden, alle Macht in die Hände spielt, ob sie das erkennen oder nicht. Die "Konservativsten" unter den Konservativen sind deshalb oft - die Frauen. Aber es ist eine subtile, aber nicht minder desaströse Form eines "getauften" Feminismus. Dem die schwachen Männer nur zu bereitwillig zustimmen, weil er ihnen ihr Verbleiben im Mutterbauch ermöglicht, während sie sich das Metall des "Richtigen" an die Brust heften können. Die Männer in konservativen Kreisen sind praktisch immer sogar noch schwächer, weibischer und lächerlicher als die, die sich im üblichen Alltagsspiel finden. 

Oder wie erklärt sich der Leser, daß es KEINE sogenannte (und selbsternannte) konservative Bewegung gibt, die eine Korrektur der familienzerstörenden Gesetze der 1970er Jahre fordern, um den Mann explizit wieder in seine natürlichen Rechte zu setzen? Weil sie es sich privat ja (dank der Frauen, quasi) richten? Lächerlich. Umso mehr klammern sie sich an bilderbuchhafte Scheinkonstrukte von "Familie, wie sie sich gehört, wie sie gelingt". Lächerlich. Gerade bei der Familie, die die direkteste Einbindung in die Gesellschaft bedeutet, läßt sich eine "Sonderstellung" überhaupt nicht praktizieren, will man nicht ihr Wesen unterlaufen. Die meisten konservativen Familien sind pure potemkinsche Dörfer.





*300717*

Mittwoch, 23. August 2017

Von der Entfremdung von Kirche und Politik

Wenn man von einer Entfremdung von der Kirche spricht, so hat es dieselben Quellen wie die Entfremdung von der Politik. Es liegt im Überspringen der entsprechenden, eines Lebenshorizont adäquaten Ansprechebenen. Es liegt im Überspringen des allernächsten Nächsten, des Bürgermeisters, des Abgeordneten für den Bezirk, oder des Pfarrers, des ganz konkreten Pfarrers in der Kirche, in der man getauft wurde, zugunsten eines zweitwirklichen Absoluten, das rasch zu einem rein fiktiven Theoriegequatsche wird, wo es immer nur noch ums Ganze geht. 

Als ginge es immer ums Ganze. Als wäre das Ganze nicht genau darin adressiert, sich im Konkreten, Allernächsten zu ergehen und dahinein zu investieren. Also diskutiert man über "den Papst", "den Kanzler", anstatt sie das sein zu lassen, was sie sind: ferne und im Grunde irrelevant für die eigenen Lebensprobleme.

Abgesehen davon, daß hier die Medienproblematik eine große Rolle spielt, denn ohne Medien gäbe es diese Zweitwirklichkeitsebene (auf der erst die Propaganda ihre Wirkmöglichkeit hat) gar nicht, sie erst läßt vergessen, was überhaupt von praktischer Relevanz für eines Leben ist und was nicht, ist die Verabsolutierung der "hohen Ebenen" - in Politik wie Kirche besteht dasselbe Problem: das einer falsch verstandenen weil nur in Autorität verankerbaren Unfehlbarkeit! - ein Problem der letzten 100 bis 200 Jahre. Vor 200 Jahren wäre es niemandem eingefallen, jede faktische Äußerung des Pfarrers (der sich zur Predigt sogar seines feierlichen Zelebrationsgepränges begab, um nur noch im Cingulum auf die Kanzel zu steigen) für absolut zu nehmen (während man doch genau wußte, daß dieser falsche Bruder die Liesel vom Huberbauern geschwängert hatte). Man hat immer früh gelernt zu unterscheiden, wo das Amt endet, und wo der Mensch beginnt. Zu unterscheiden, wie man sich dem Absoluten gegenüber verhalten muß, und wie dem konkreten Vermittler des Absoluten.

Dieses Problem besteht ja nach wie vor. Es ist nur schwieriger zu lösen. Dasselbe, was man früher durch den direkten Kontakt mit dem Pfarrer am Stammtisch oder im Dorftratsch tat, hat dabei aber die absoluten Ebenen erreicht. Heute wird über Vorgänge im Vatikan oder in Washingtons Ovale Office (oder im Goldenen Büro im Roten Kreml) auf ähnliche Weise versucht, sich dieser nicht ertragbaren Absolutheitslast zu entledigen. Aber es geht nur noch, mangels persönlicher Kenntnis der Proponenten, indem man sich der Institutionen selbst entledigt, diese beschädigt. Es geht nur noch letztlich abstrakt.

Wer die Kirche sucht, wer die Politik sucht, wer mitreden will, und dabei meint, er müsse dazu seinen Pfarrer, seinen Bürgermeister überspringen, hat nicht nur einen Dachschaden, er ist am besten Weg, sich jeder Ansprechebene zu entledigen. Und sich genau dessen zu entledigen, durch Entfremdung, auf das er nun in immer mehr leerem Gequatsche (denn wie viele haben auch nur den Funken einer Ahnung, wie es im bischöflichen Ordinariat oder im Politbüro der Weißen Hauses zugeht) seine Zeit füllt, ohne daß daraus das wird, was er doch so gerne hätte: Wurzeln in der Welt.

Denn erst wenn er diese hat, ist er in der Lage, sich über die großen Dinge dieser Welt den Kopf zu zerbrechen, ohne nur leere Luftkilometer zu radeln, weil ihm die Basis für ein Urteil völlig fehlt.


***


Der Weg ist also völlig verkehrt u meinen, erst müsse man mit dem Papst (0der dem US-Präsidenten, was auch immer) zurecht kommen, DANN würde man es auch mit seinen Untervertretern. Es läuft genau umgekehrt. Wenn der Pfarrer ein Idiot ist, müssen die Menschen erst damit fertigwerden, um DANN - über diesen Pfarrer - mit der Kirche zurande zu kommen. Und sei es, daß man ihm wie weiland Don Camillo (das Beispiel ist sinngemäß umgedeutet) einen kunstvoll gedrechselten Birkenstock um den Schädel zieht. Aber dort ist die Kirche, für Sie, werter Leser, für jeden: In der Kirche ums Eck. Nicht im Vatikan, weil einem die Kirche ums Eck gestohlen bleiben könnte.




P. S. Diese Entfremdung erst hat zur Folge, daß wir heute beobachten, daß die Dorfpolitiker und der Dorfklerus - mit entsprechend ungeistigem Niveau - in die hohen Ebenen einziehen. Wir haben das Große zertrümmert, und insofern tatsächlich abgeschafft. Weil es aber nie Machtvakua gibt, dürfen wir mit Recht auf einen großen Weltregenten warten. Nur - wir werden ihn wahrscheinlich gar nicht als solchen bemerken.







*070817*

Philosophie als verstehendes Aufgreifen des logos (1)

In dem hier dokumentierten Gespräch (skype, und Du lachst wieder ...) zwischen der malaiisch-chinesischen Agnostikerin Claire Khaw und E. Michael Jones wird ein panoramaartiger Überblick über die geistige, innere, tiefere Weltlage gegeben, der die zweieinhalb Stunden insgesamt hörenswert macht. Denn wenn eines heute notwendig ist dann ist es genau das: Erkennen, was ist. Nicht einfach pragmatisch-aktualistisch handeln.

Und darum geht es im Grunde. Hier prallen - in sehr zivilisierter Art, die den Willen zeigt, zuzuhören, also sich das Argument des anderen erst einmal anzueignen, um ihm dann vom eigenen Standpunkt aus zu begegnen - zwei Weltsichten aufeinander: im irisch-deutschen Katholiken Jones und in der Agnostikerin Khaw. Aber sie bieten einen Weg der Hoffnung, weil sie sich in der Möglichkeit zum Verstehen durch den logos (und das heißt: IM logos), der beide Kontrahenten birgt, finden.

Leider ist die Tonqualität der Stellungnahmen von Jones im ersten Teil katastrophal schlecht, es ist sehr mühsam, ihn zu hören und zu verstehen. Das ist im zweiten Teil behoben, ihm kann man deshalb leichter folgen. In dem auch Reaktionen auf den ersten Teil verarbeitet werden.

Im ersten Teil geht es, auf einen kurzen Nenner gebracht, um eine Bestandsaufnahme der Gegenwart, insbesonders auch in England, das mehr noch als der übrige Kontinent eine Islamisierungswelle erlebt, die sehenswert ist. 

Es wird aber auch darin nur deutlich, daß der Pragmatismus, auf den sich Khaw bezieht, die Rückzugsposition ist, auf der sich die ganze Welt mittlerweile wiederfindet. Aber er ist substanzlos und voller Widersprüche. Ihm nachzugeben ist nichts anderes als der Irrationalität nachzugeben, und diese gegenwärtige Tendenz ist das was am meisten Sorge bereiten sollte. 

Wenn man aber darüber diskutiert, was "funktioniert", um der Frage nach der Wahrheit (und Religion) auszuweichen, denn diese scheint aufs erste nicht lösbar, so führt sich dieser Ansatz schon deshalb ad absurdum, weil die Frage nach dem Richtigen, dem Nützlichen die Frage nach der Wahrheit enthält. Es gibt also keinen Pragmatismus, der die Lösung der Wahrheitsfrage auf die lange Bank schieben kann, um praktische Lösungen zu finden - er muß die Frage nach der Wahrheit ZUERST lösen, will er nicht in willkürlichen und immer relativen Nützlichkeitserwägungen wie ein aufgescheuchtes Huhn in einem Käfig ohne Ausweg herumirren. Gerade der intellektuelle Kurs der allermeisten Liberalen zeigt ja genau das - sie sehen, daß sie ihre "Toleranz" einschränken müssen, haben aber keine Maßstäbe, wo und wann und vor allem warum dies zu geschehen hat.

Der Pragmatismus, der sich so weithin ausgebreitet hat, ist ja mittlerweile durchaus der Meinung, daß es Religion braucht. Aber nur aufgrund ihrer Nützlichkeit. Denn man erkennt, daß es ohne moralische Verbindlichkeit und Absolutheit nicht geht, daß die Gesellschaften zerfallen. Das Ausbreiten des Islam hat genau darin seine Wurzeln: Wie immer man ihn sehen mag, bietet er feste Richtlinien. In Kulturen wie der unseren, die in Relativismus zerfallen sind, ist dieser Griff nach verbindlichen und absoluten Richtlinien ja mehr als deutlich zu erkennen. Fast alles wird heute zur Religion, von Ernährungsfragen über Klimaerwärmung zu Migrationsfragen, vor allem aber in Fragen der Sexualmoral.

All diesen Richtungen der Gegenwart aber fehlt die philosophische, dabei vor allem die metaphysische Klärung der Grundlagen des Denkens und Erkennens, weil des Seins. Sie agieren in einem irrationalen Raum der Nützlichkeit, des Pragmatismus. Das macht zugleich ihre Unfähigkeit aus, zu kommunizieren. Denn ohne Philosophie kann der Mensch gar nicht (über seine zufälligen Gruppenzugehörigkeiten hinaus) kommunizieren. Es mangelt an der Klärung der Frage nach Gott, und das ist keineswegs eine Frage des Glaubens, der Religion, sondern eine der Vernunft.*

Daß sich dieses Problem (und das Problem der Islamisierung) so deutlich in England zeigt hat historische Wurzeln, führt Jones aus. Sie liegen in der Reformation, die eine Trennung von Kirche und Staat, ja die Unterordnung der Religion unter die politische Macht bedeutete. Damit fehlte der Bevölkerung der sichere Gewährspunkt, auf den hin das alltägliche Handeln auszurichten ist. Der Pragmatismus zog ein, und bildete sich nach und nach immer weiter aus. Er wurde aber geprägt von der Klärung der Frage nach dem Stärkeren, und hierein liegt die Wurzel der Ausbreitung des Kapitalismus, der newtonschen Physik, und ebenso des Darwinismus. Sie sind allesamt Schwestern und Folgen, die einzudämmen niemand mehr in der Lage war, weil sie durch den verabsolutierten Liberalismus (der a-moralischen Entschränkung des Kampfes um die reale Stärke) jede Regulierungsmöglichkeit verloren.



Teil 1)





Morgen Teil 2)




*Das Problem des Rationalismus ist ja keineswegs, daß er "zuviel" denkt (was die Gegenreaktion des "Verlassens aufs Gefühl" bei der Jugend so befeuert, wo der VdZ mit Erschrecken feststellt, daß das Denken überhaupt als Weltdurchdringungsinstrument abgelehnt wird, bestenfalls ästhetische Bedeutung hat), sondern das Gegenteil: DER RATIONALIST DENKT ÜBERHAUPT NICHT. (Oder zumindest unproduktiv, also sophistisch.) Und weil er erlebt, direkt und persönlich erlebt, daß sein Denken die Welt nicht (mehr) erfaßt, kippt er immer und überall in den Irrationalismus. Praktisch ist das ganz leicht zu beobachten: Der VdZ kennt KEINEN Rationalisten, der nicht an einem Punkt fast fanatisch in die Irrationalität der Esoterik etc. etc. abkippt. Meist in Dingen wie "Gesundheit", oder überhaupt der "Weltrettung" und völlig irrationaler "Moral". Das betrifft weitgehend die gesamte sogenannte akademische Landschaft.




*300717*