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Dienstag, 15. August 2017

Warum es egal ist, wieviel Geld in Umlauf ist

Wieviel Geld in einer Volkswirtschaft in Umlauf ist, ist im Grunde gleichgültig. Jede Geldmenge ist ausreichend, denn Geld ist nur ein Tauschmittel. Eine geringere Geldmenge erhöht also nur den Tauschwert einer Geldeinheit. Aber niemals kann Geld an sich die Wertschöpfung erhöhen. Wert wird nur durch Produktivität, durch Arbeit geschaffen, und diese Werte werden mit Geld austauschbar. 

Die Vermehrung der Geldmenge innerhalb einer Volkswirtschaft hat also niemals wertsteigernden oder wertschöpferischen Charakter, sondern ist immer politisch motiviert. Weil damit Einfluß auf die Wertverteilung - Umverteilung - genommen werden kann. Dabei spielt die Nähe zur Politik eine große Rolle. Denn mehr Geld in Umlauf zu bringen hat einen kurzfristigen Effekt, der jenen nützt, die die zusätzlichen Tauschmittel zu alten Wertparametern einsetzen können. Ludwig von Mises zeigt aber, daß es nur eine Frage weniger Jahre ist, bis diese zusätzliche Geldmenge die Kaufkraft des Geldes auch in den politikfernen Kreisen niedriger macht, sodaß die Preise steigen, und kein Kaufkraft- bzw. Nachfrageeffekt mehr vorhanden ist. Im Gegenteil, muß nun entweder die Geldmenge weiter erhöht werden, um diesen Effekt künstlicher Nachfragesteigerung nicht zu verlieren, oder aber abgewartet werden, bis sich Geld und Wert wieder ihre (frühere) Parität zurückgeholt haben. 

Mit der Neuheit, daß nunmehr eine Geldeinheit eben weniger Wert, ja sogar relativ gesehen weniger Wert als zuvor repräsentiert, weil die Nachfrage nunmehr sogar zurückgeht. Schon gar, weil "billiges Geld" (also: zusätzliches Geld) für Unternehmer den falschen Anreiz schafft, zu investieren, also Produktionskapazitäten auszubauen, für die aber ohne weiteres zusätzliches Geld bald keine Nachfrage mehr besteht. Selbst Keynes, der diesen zusätzlichen Effekt der Geldvermehrung in eine Theorie packte, wußte das, und wußte dabei auch, daß jeder solcher nur kurzfristig möglichen Geldvermehrungsmaßnahmen sofort eine Periode der Rückanpassung - als "Krise" - folgen muß. Nur so kann vermieden werden, daß kleine Krisen (die verkraftbar wären) sich auf eine große Krise hin akkumulieren, die aber dann nicht mehr so einfach bewältigbar ist. Genau das ist ja seit langem passiert, denn seit gut fünfzig Jahren wird von der Politik weltweit solche Wirtschaftspolitik betrieben, die aber unweigerlich und unvermeidbar auf den Punkt einer Großkrise zugeht.

Vereinfacht und anders gesagt: Mit zusätzlich in eine Volkswirtschaft eingebrachten Geldmengen werden Werte von den politikferneren Kreisen zu politiknahen Kreisen umverteilt. Letztere sind daran interessiert, durch immer zusätzliche Erhöhung des Geldumlaufs diesen Effekt zu bewahren und zu verlängern. So werden völlig neue, künstliche Vermögensverteilungen geschaffen, denen es letztlich aber an einem mangelt: An einer realen Verwurzelung im Erwerbsleben, in der Arbeit einer Bevölkerung. Daneben werden die Strukturen einer Volkswirtschaft nach politischem Willen verändert und die mehr oder weniger immer bestehende Harmonie zwischen Arbeit, Wert und Lebensweise zerstört, um neue, ohne die Politik aber nicht mehr lebensfähige Wirtschaftsstrukturen zu schaffen. 

Damit treibt sich dieser Mechanismus von selbst, denn je länger man politisch so handelt, desto schwieriger - ja, auf eine eigene Weise "unverantwortlicher" - wird es, diese Politik zu verändern. Bis sich Politik nur noch darauf konzentriert, um jeden Preis diese Mechanismen aufrechtzuhalten, die zu einer sich selbst treibenden Parallelwelt wird. Das ist der Grund für die exorbitante und nach wie vor ungebremste Staatsverschuldung, die wir heute in allen Staaten der Welt erfahren. 

Diese Mechanismen übernehmen die bestimmende Funktion, und pressen den Menschen bis in den Alltag hinein ihre Gesetzlichkeiten auf. Wirtschaften, Arbeiten wird damit immer unmenschlicher, weil ausschließlicher von technisch-mathematischen, dem Leben aber immer ferneren Parametern bestimmt, und kann sich bald nur noch (als geringeres Übel, sozusagen) an den Erfordernissen dieses Geldsystems orientieren. Vermeintlich, das ist wichtig zu sagen. Denn ein Zusammenbruch solchen Systems ist nur eine Frage der Zeit, wenn auch oft langer Zeiträume. Die aber begleitend immer mehr Zwangs- und Kontrollmechanismen brauchen. Sicheres Zeichen für den Fortschritt solcher Zwangssysteme ist die Zunahme einerseits des Sozialstaates als der einzigen ergriffenen Möglichkeit, die Folgen solchen verfehlten Wirtschaftens auszugleichen, und des Überwachungsstaates, dem das freie Denken der Bürger immer mehr zur Gefahr wird. Eine Spirale setzt sich in Gang, die in immer kürzeren Wendungen schließlich jede schöpferische Tätigkeit - Arbeit - erstickt.*

Diese Politik, in der sich auf bemerkenswerte Weise die Interessen des Großkapitals mit den Interessen sozialistischer Ideologie treffen**, steuert also immer auch auf staatlichen Etatismus und das heißt Totalitarismus zu. Wirtschaft, die nur ein abstrakter Begriff für den Lebensvollzug der Menschen eines Wirtschaftsraumes ist, wird somit zu einem technischen Grundmechanismus umgestaltet, der einem Bilde folgt, das die Politik vom gelungenen Leben eines Volkes hat. Hier noch von "freiem Markt" zu sprechen ist absurd. Kapitalismus und Freier Markt sind begrifflich unbedingt zu trennen!

In diesem kurzen Video werden einige Grundwahrheiten über Geld recht gut und einfach dargestellt. Es ist empfehlenswert, wie es immer empfehlenswert ist, sich der Grundlagen des Sprechens immer wieder neu bewußt zu werden.










*Man spricht deshalb heute nicht mehr von Beruf, Arbeit, Aufgabe, sondern von "Jobs". Sämtliche Umfragen bestätigen, daß ein überwältigender Prozentsatz der Arbeitnehmer (wobei auch Führungskräfte zu Arbeitnehmern werden, denn das freie Unternehmertum erlischt) ihre tägliche Arbeit nur noch "des Geldes wegen" macht.

**Das Großkapital lebt zunehmend von der Politik, braucht sie, und umgekehrt. Es ist zufrieden, solange die Politik hohe Renditen gewährt. Und die tut es, damit das Gesamtsystem noch weiter aufrechtbleibt. Diese Logik bringt mit sich, daß Kapitalismus und Staatspolitik zu austauschbaren Begriffen werden, in der bald diese, bald jene Seite die Oberhand hat, letztlich aber die Politik zur Geisel des Kapitals wird: Dieses sagt der Politik, was sie zu tun hat, um das System aufrecht zu halten. An dieser Stelle sei einmal mehr auf den Film "The big short" hingewiesen, der ganz deutlich zeigt, daß der Kapitalismus alles andere als einen "Freien Markt" bedeutet, und sehr gut weiß, daß er sich auf die Politik verlassen kann. Die wird ihn retten, und zwar immer auf Kosten des Volkes, der gemeinen Steuerzahler.






*030817*