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Sonntag, 12. November 2017

Warum uns Technik verarmen läßt

Kurz gesagt: In jedem Ding, das wir tun oder schaffen oder zeugen, stellen wir etwas aus uns heraus. Löst sich dieses Ding von uns, beginnt es uns davonzulaufen, zu ersetzen, gewinnt eigene Existenz - während es uns verarmt zurückläßt, wenn wir es benutzen. Was nur bei der Person so verläuft, daß es uns nichts kostet, sondern bringt, denn sie hat eine eigenständige, aus sich selbst (in Gott, also im Sein) sein sollende Substanz. 

Bei Dingen ist es aber anders. An der Technik sehen wir, daß wir hier etwas aus uns auslagern, das Teil von uns bleibt. In ihr ersetzen wir - wie bei der Prothese - einen Teil von uns durch eine Maschine(rie). Sie macht uns sehr rasch abhängig, wenn wir sie immer benutzen, weil wir das Ding beziehungsweise die Maschine zu einem Teil von uns machen, sie integrieren. 

Deshalb war die Folge der Explosion der Verwendung der Technik begleitet von einem Human-Materialismus. Der Mensch sank in dem Maß zur Materie, zur Maschine herab, als humane Fähigkeiten durch Maschinen herausgestellt und sogar für bestimmte Zwecke optimiert wurden. Umfaßt von einem Denken, das sich auf Zwecke zu beschränken begann. Und hier wird uns die Technik sogar überlegen. 

Das betrifft insbesonders die Verwendung von Computern im Alltag. Es ist auch hier festzustellen, daß in dem Augenblick, in dem der Computer Einzug in die alltäglichsten Verrichtungen hielt, die Logik, der sogenannte gesunde Menschenverstand zu schwinden begann.* Bis wir wie heute vor einer ersten Generation stehen, die bereits mit Computern aufwuchs, der die reinlogischen Prozesse weit besser beherrscht als der Mensch, die gleichzeitig immer unfähiger (entmutigter) wurde zu denken. Sodaß ihr nur das noch als Rückzugsgebiet bleibt, was ein Computer nicht kann, was sie aber mit einer der Verzweiflung näherkommenden Haltung festhält: fühlen.**

Während das Religiöse Gestus und Struktur der Technik erhält, in Methoden, in Magie, in einer (atheistischen) Religion der Technikbedienung. Mit ihrer neuen Elite - der Elite der Besitzer von Technik, dem für sie notwendigen Kapital. Mit neuen Priestern und Eingeweihten - den Technikbeherrschern, den Ingenieuren, den "Wissenschaftlern", sowie was den Menschen anbelangt den Drogenhändlern, den Manipulateuren und den Psychologen als Ingenieuren der Gefühle.

Der Mensch darf deshalb Technik immer nur eingeschränkt, nie aber als immer selbstverständlicherer, allgegenwärtiger Teil seines Lebens benutzen. Er muß bei wie nach jedem Gebrauch heraussteigen aus jedem Eins-seins-kreis, und seine personale Einheit regenerieren. Nie darf er Teile seines Handelns soweit auslagern, daß er diese Teilfähigkeiten verlernt oder vergißt. Denn dann beginnt die Technik, ihn zu verarmen, dann aber beginnt sie sogar, ihn zu beherrschen. Und dann beginnt der Mensch, sich ihr zu unterwerfen.

Dann schufe er sich ein Bild an, das am Jüngsten Tag, bei der Auferstehung aus den Gräbern, in der Weise offenbar werden würde, als er nur mit Flöte, Hammer, Computer und Steinbohrer vollkommen wäre.***



*Das wird sich besonders tragisch auswirken, wenn es zu einer Anwendung der sogenannten "Artificial Intelligence - AI" (Künstliche Intelligenz - KI) kommen sollte, woran kaum Zweifel bestehen dürften. Nichts wird den Menschen derartig seiner Freiheit berauben, denn das Werkzeug der Freiheit ist die Vernunft, das Denken, als Teil, ja als Fundament der Persönlichkeit. Dieses kann und darf deshalb niemals ausgelagert werden.

**Nur läßt sich auf dem Fühlen keine Welt aufbauen, weil die Welt aus Vernunft aufgebaut ist.

***Das Gesagte ist augenscheinlicher, wenn man an medizinische oder technische Implantate denkt. Der Körper will es ja nicht, wenn dann nur bei ganz niederen, wenig formtragenden Dingen wie Bluttransfusionen, die er also zu sich selbst umprägen kann. Aber auch die Dinge "wollen" das nicht (was natürlich nur als Eigenschaft erkennbar ist, denn Dinge denken nicht, sind nicht personal; in ihnen zeigt sich "Wille" in analoger Form nur als Fügungsfähigkeit.) Daß bei der Implantationsmedizin (Herz etc.) das gesamte Eigensein - Immunsystem - ausgeschaltet werden muß weist darauf hin. 

Schlimm wird es werden, wenn das, was man Transhumanismus nennt, tatsächlich in den Alltag einzieht. Wenn sich also Menschen Maschinen, Computerchips etc. einsetzen lassen, um Teilfähigkeiten zu "verbessern". Sie werden ihr Gesamtsein (v. a. über das entstehende Selbstbild, in dem sich je nach Schwere der Implantationen Verunsicherung und gewaltsame Behauptung die Hand reichen werden.) katastrophal irritieren, wenn nicht irreparabel zerstören. Ihr Bild von der Welt wird sich dramatisch ändern weil das, was sie aus sich als "Leistung" herausstellen, als Ding, als Werk, nicht ihrem Selbstsein entspricht. Eine Folge, die sich auch bei der heutigen Technik- und Methodenverwendung in den Persönlichkeits- und Charakterbildern ohnehin längst zeigt. Ja, mit der alleine sich schon die allermeisten pädagogischen Fehlentwicklungen erklären und verstehen lassen.





*221017*