Ortega Y Gasset vergleicht einmal den Menschen mit einem Pfeil, der abgeschossen ist, aber unterwegs vergessen hat, wo er hinfliegen soll. Dazu musz der Mensch aus dem Zeitlichen heraustreten, und sich das Ziel überlegen. Denn erst dann handelt er seiner Konstitution gemaesz, die da Freiheit heiszt. Die ihm auch niemand, keine Masse, keine öffentliche Meinung, kein Zeitgeist abnehmen kann. Er musz sich dazu stellen.
Dabei wird er von zwei Polen getragen - dem Denken (das aus dem aufsteigt, was fehlt) hier, noch mehr und grundlegend aber von dem, womit er rechnet: es ist das, was er glaubt. Dieses ist vor allem, was ihn bestimmt. Waehrend das Denken genau das ist, woran er (noch) nicht glaubt. Aus dieser Ideenwelt heraus aber setzt er sich jene Wege, die forthin praegen, was zu einem Geglaubten werden kann.
Dazu aber musz das Denken frei von Leidenschaft bleiben. Der Mensch musz aus dem Getriebe der Notwendigkeiten heraustreten, um sein Denken frei, wie in einem ernsten Spiel (weshalb Y Gasset Denken mit dem Sport vergleicht, dieselbe Haltung verlangt), zu manifestieren.
Als der VdZ vor Jahren sein Stück "Paradas" aufführte, wurde er von einem Zuseher gefragt, warum er darin so "moralisch" waere. Das ist natürlich Unsinn. Und doch steckt ein Funken Wahrheit in dieser Frage. Denn im dramaturgischen (dramatischen) Akt der Katharsis, der Reinigung, findet die Figur zu dieser Wirklichkeit - dem Geglaubten - zurück, befreit sich, getragen vom Leid der mangelnden Kongruenz seines Denkens mit dem Wirklichen, zum aus der Wahrnehmung heraus Geglaubten, aber nicht Gedachten. Insofern also das Gedachte zum Handeln wird, ist es tatsaechlich moralisch.
Als Descartes, auf den im Grunde die gesamte heutige Technik zurückgeht, das erkannte, zog er sich völlig aus der Welt zurück. Denn inmitten der Betriebsamkeiten, so Descartes, könne sein Denken nicht klar werden, bleibe nur Instrument.
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