Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 31. Juli 2011

Wie Erkenntnis entsteht

Allen Sätzen, schreibt Gerd-Klaus Kaltenbrunner in "Dionysius vom Areopag", den ausgesprochenen wie niedergeschriebenen, kommt nur die Rolle einer auslösenden, anregenden und bestenfalls bewirkenden Ursache zu, nicht aber einer schöpferischen. Erkenntnis im Hochsinn des Wortes ereignet sich urplötzlich, ähnlich wie Feuer durch das Reiben zweier Hölzer, das Schlagen von Steinen, den Gebrauch eines Brennglases plötzlich und übergangslos entsteht.

Wahrheit wird nicht bewiesen, sie erweist und zeigt sich und wird von denen geschaut, die Augen dafür haben. Sie ist eine "Hochzeit der Seele mit dem Einen".

Erkenntnis schenkt sich wie eine taubengleich herabkommende Gabe des Himmels, wenn die Vollkommenheit eines Lehrsatzes mit der Vollkommenheit des überrationalen Intellekts ekstatisch zusammentrifft, mit dem in unsrem Gemüte, wovon Meister Eckhart sagt: "Etwas ist in der Seele, was unerschaffen und unerschaffbar ist; wenn die ganze Seele solcherart wäre, so wäre sie unerschaffen und unerschaffbar; und dies ist der Intellekt."

Dann entsteht durch solche Begegnung, die sich als Vereinigung erweist, im aufnehmenden Geist eine absolute Gewißheit, die sich nicht schlechthin gültigen Beweisen verdankt und auch nicht von ihnen gestützt zu werden verlangt, vielmehr ein Gewahren des uns widerfahrenden Erweislosen in seiner beglückenden Ursprünglichkeit, Einfachheit und "Naivetät" ist.



***

In die Sphäre des Opferdienstes gehoben

Man sagt gerne, daß die Sonntagsruhe - vom Gesetz geschützt - Heuchelei sei, weil ohnehin viele Menschen auch an diesem Tag arbeiten müßten. Deshalb könne man den Tag auch ganz freigeben, wer Ruhe halten möchte, könne es tun, wer nicht, solle nicht dazu gezwungen werden.

Zwar stimmt, daß viele auch am Sonntag arbeiten müssen, daß viele Tätigkeiten nicht unterbrochen werden können, oder sogar gerade für die Ruhe der anderen notwendig ist. Dennoch ist erst die allgemeine Sonntagsruhe Ausdruck der Sakralität eines Feiertags. Nimmt man diese Sakralität, indem man das Allgemeine eines Gebots nimmt, beraubt man sogar diese notwendigen Tätigkeiten ihrer wirklichen Würde! Denn indem sie ein Opfer für das Gemeinwohl sind, hebt der Opfernde sie in die Sphäre Gottes. Und damit sind sie keine Trivialisierung! Sondern durch diesen Opfercharakter sind sie in besonderer Weise Gottesdienst.

Von all den übrigen sachlichen Bedingungen - die Werksruhe läßt sich erst begehen, wenn die gesamte umgebende Welt es gleichfalls tut - soll hier gar nicht die Rede sein. Eine generelle Freigabe des Sonntags ist in jedem Fall eine Auflösung des Feiertags, der ja nicht einfach eine banale "Ruhe vor der Arbeit" ist, sondern ein Tag der inneren Weihe. Ob das jemandem bewußt ist oder nicht. Noch jedes Experiment - in der Französischen Revolution, im Rußland der Revolution, als Beispiele - ist nach kürzester Zeit gescheitert. Gott ist der Herr über die Zeit. Lebt der Mensch ohne Gott, stirbt er: Kultur wird zur primitiven Zivilisation, Leben zum barbarischen Weltverzehr des kurzsichtigen Teilzwecks. 'Denn dem Menschen ist es nie möglich, das Ganze zu sehen. Er kann es nur ahnen. Aber dazu muß er sich zum Geistmenschen erheben.


***

Von Engeln entführt

Wie lange eine der wertvollsten mittelalterlichen Handschriftenkompilierung aus dem 12. Jhd., der Codex Calixtinus, nicht mehr in seinem Schrein lag, weiß man noch nicht. Einige Tage? Wochen? Er war nicht abgegangen, und die drei Schlüssel zu dem Panzerschrank waren recht nachlässig verwahrt worden. Eine Versicherung war zu teuer, und die Aufzeichnungen in fünf Büchern, die Leben und Wirken des Apostels Jakobus sowie Geschichten um Karl den Großen beschrieben, haben zu wenig Glanz, um so unter dem Auge der Öffentlichkeit zu stehen.

Am 5. Juli war einfach im Kloster in Santiago de Compostella aufgefallen, daß sie weg waren. Ob gestohlen, geraubt, ausgeliehen - niemand weiß es. Auf die Frage an den Abt, ob er Verdächtige habe, antwortete der: das sei Sünde, solche Verdächtigungen zu äußern.

Die Polizei tappt im Dunkeln. Die Überwachungsvideos geben keinerlei Anhaltspunkte, niemand hat etwas bemerkt oder gesehen, man ist nicht einmal sicher, ob es überhaupt Raub war. Vielleicht hat ihn ja nur einer der grosszügigen Schlüsselbesitzer einmal mit nach Hause genommen, um ihn einem guten Freund zu zeigen, und muss jetzt abwarten, bis sich die Aufregung gelegt hat und eine Rückgabe unbemerkt möglich wird. Oder vielleicht hat der heilige Jacobus selbst die Ikone der Buchkunst in Sicherheit gebracht, weil er es nicht mehr mit ansehen konnte, wie schlampig man damit umging, schreibt die NZZ.


Aus dem Codex Callixtinus - Benedicamus Domino, Deo gratias


***

Das Medium als Botschaft

"Die Berlingske Tidende kann in literarischer und kritischer Hinsicht [denn mit dem, was hauptsächlich ihre Aufgabe ist: dem Politischen, verhält es sich anders] am besten mit Butterbrotpapier verglichen werden; man liest es, während man speist, ja in Ermangelung einer Serviettte habe ich sogar einen Mann mit der Zeitung den Mund sich abwischen sehen.

Aber es gilt im Verhältnis zu allem, daß die Umgebung große Bedeutung hat; was darum, ohne so hoch zu sein, daß es nicht ganz gut von jedem verstanden werden kann, einen Leser wenn möglich ein wenig ernst zu machen wünscht: das muß nicht auf diese Weise gelesen werden. 

Darum wünschte ich nicht, etwas von mir in der Berlingske Tidende abgedruckt zu sehen. Lieber als die Ausbreitung, die, was ich schreibe, dadurch, daß es in der B.T. steht, bekommen kann, weit lieber wünschte ich, nur einen einzigen Leser zu haben.

Dieser Mangel an Selbstbehauptung ist und bleibt der Ruin, alles dreht sich um Geld: wenn es sich bezahlen könnte bin ich sicher, daß man einen Menschen bekäme zur Herausgabe eines Journals, das darauf berechnet wäre, nur auf dem Abtritt gelesen zu werden."

(Sören Kierkegaard, "Tagebücher", 1846)

***

Samstag, 30. Juli 2011

Kultische Beschwörung

Im Kult nimmt der Mensch an den Ursprungskräften teil, die er herabruft, weil sie die Welt hervortreiben, weil der Mensch zutiefst weiß, daß sich die Welt nicht sich selbst verdankt, in ihrem mehr oder weniger substantiellen Dasein. Der Ursprung ist somit in der Gegenwart vorhanden. Der Aberglaube, die Magie beginnt dort, wo es zur (sicheren) Technik der Hervorrufung wird, einerseits, wo die notwendige Haltung der Erwartung - wie sie nur einem Gott gegenüber entsteht - sich an Geister richtet, nicht in die Hand der großen ganzen Vorsehung, des großen Planes gelegt wird, anderseits.


***

Ein Organismus reagiert

Warum aber, meinte Z vor kurzem, gibt es auch in einer freien Marktwirtschaft, wie Du sie siehst, Inflation, Preiserhöhungen?

Weil Wert, und damit auch Tauschwert, ein fließendes Ding ist, niemals ein- für allemal steht! Die Wertschätzung des Warenbedürfers schwankt. Deshalb gibt es auch in einem völlig freien Markt - natürlich! - Preisschwankungen! Warum aber sollte man etwas dagegen tun? Diese Schwankungen zeigen einfach natürliche Verwerfungen an, nicht mehr. Aber ein freier Markt stellt im Rahmen der freien Kalkulation immer eine gewisse Parität her: steigt der Wert des Wassers in der Wüste, weil die Brunnen allmählich versiegen, sinkt der relative Wert von Kamelhaardecken, die als Bezahlung dafür gegeben wurden, und die jeder nach Belieben herstellen kann und nun wird, sodaß ein Überangebot herrscht.

Inflation ist der natürliche Versuche des Marktes, das natürliche Preis-/Wertgefüge am Markt herzustellen!

Deshalb ist jeder Versuch, Inflation über Einflußnahme auf die Geldmenge - über Zinsen, über Geldeinschüsse in eine Volkswirtschaft, etc. - direkt zu bekämpfen, oder ihr Gegenteil, die Deflation, zu 100 % zum Scheitern verurteilt. Sie ist vielmehr auf Einflußnahme auf den Markt begründet, durch zuviel Geldeinschüsse (über Kredite) in der Regel, und genau deshalb muß es sogar immer wieder zu Korrekturmaßnahmen des Marktes kommen. Wenn man so will: ab und zu muß eine Volkswirtschaft eine Grippe bekommen, und sie tut es wie jeder gesunde Organismus ja nur innerhalb einer gesunden Gesamt-Homogenisierungs-Reaktion.

Wenn überhaupt, greift solch eine Maßnahme (zu der sich heute alle Staaten "verpflichtet" sehen) nur kurzfristig, und wirkt sich am Ende aber sogar verschlechternd für diejenigen aus, die am Ende der Kette stehen - und das sind in der Regel die Konsumenten, die Rentner, die Sozialhilfeempfänger. Wenn also die Kluft zwischen Arm und Reich beklagt wird, beklagt wird, daß sie immer weiter auseinandergehe, so ist diese Reaktion genau auf die staatlichen Versuche zurückzuführen ,diese Kluft zu schließen!

Weil ein Mechanismus niemals unterdrückt werden kann, und wenn er noch so offiziell geregelt wird: das ist die Preisfindung, die Wertbestimmung der Menschen. Die Menschen suchen und finden immer freie Tauschverhältnisse, das haben am überzeugendsten immer wieder jene Märkte oder Teilmärkte bewiesen, in denen Preise von der Obrigkeit geregelt wurden.

Aber sind nicht die Kartelle, bohrte nun Z weiter, auch so ein Problem?

Kartelle wären an sich ein ähnliches Problem, dennoch muß man sie belassen, wo sie sich bilden - weil ein gesunder Markt wieder Gegenreaktionen bildet, die diese Kartele mittel- oder langfristig wieder zerbrechen lassen. Auch das lehrt die Geschichte: man sucht Ersatzmaterialien, Ersatzwaren, Ersatzgüter, Ersatzwerte, wenn die verlangten Preise nicht der Wertschätzung der Bedürfer entsprechen. Deshalb muß auch für freien internationalen Handel gesorgt bleiben, damit regionale Kartelle raschere Gegenreaktionen erfahren. Man muß einfach mehr Vertrauen in die Dinge, in die Welt, und in die Menschen haben!



***


Zwei Seelen - ein Magen

Auch im Zoo von Kiew wurde eine doppelköpfige Kettennatter geboren, noch dazu als Albino. Die beiden Köpfe verhalten sich sehr aggressiv zueinander, wird berichtet, und streiten ums Futter - bis sich das Sättigungsgefühl aus einem Magen doch auf beide auswirkt. Weil Kettennattern in der Natur aber auch Reptilien nachstellen, steht zu befürchten, daß ein Kopf den anderen aufzufressen trachten wird.




***

Statt Dänemark nehme man ...

Die ganze Furcht vor X ist eine Einbildung, ein Spiel, ein neuer Versuch, der Nationaleitelkeit zu schmeicheln. Eine Million Menschen, die selber redlich sich eingeständen, daß sie ein kleines Volks sind, und nun vor Gott ein jeder besonders, sich entschlössen zu sein, was man ist, sind eine ungeheure Macht; hier ist gar keine Gefahr. Nein, das Unglück ist ein ganz anders; das Unglück ist, daß dieses kleine Volk demoralisiert ist, zersplittert in sich selbst, ekelhaft neidisch, Mann gegen Mann, aufsässig gegen jeden der regieren soll, kleinlich gegen jeden, der etwas ist, frech und zügellos, aufgeschwemmt zu eine Art Pöbeltyrannei. 

Das gibt ein schlechtes Gewissen, darum fürchtet man X. Aber keiner darf sagen, wo das Unglück liegt - so schmeichelt man all diesen ungesunden Leidenschaften und wird sich selber wichtig dadurch, daß man gegen X kämpft.

Es steht Dänemark eine ekelhafte Periode bevor. Spießbürgergeist und kleinliche Gereiztheit gegeneinander; man wird zuletzt verdächtigt werden, für X zu sein, wenn man nicht eine bestimmte Hutform hat usw. Andererseits der kommunistische Aufstand; jeder der ein wenig besitzt, wird angezeigt werden, verfolgt mit Hilfe der Presse.

Sieh, das ist Dänemarks Unglück - oder dies ist die Strafe über Dänemark, ein Volk ohne wahre Gottesfurcht, ein Volk, das nur Stadtklatsch zum Nationalbewußtsein hat, ein Volk, das das Nichtssein vergöttert, ein Volk, in dem Schulbuben die Richter sind, ein Volk, in dem die, welche lenken sollten, bange sind, und die, welche gehorchen sollten, frech sind, ein Volk, wo man jeden Tag einen neuen Beweis dafür bekommen kann, daß keine öffentliche Sittlichkeit im Lande ist - ein Volk, das gerettet werden muß, entweder durch einen Tyrannen oder durch ein paar Märtyrer.

Sören Kierkegaard, Tagebuch 1848


***

Freitag, 29. Juli 2011

Falls der Bildschirm schwarz bleibt

Kann ein Land das Internet überhaupt noch "abschalten", unter Kontrolle bekommen? Kaum, die jüngste Vergangenheit hat es gezeigt. Das Errichten von dezentralen Netzen ist kaum zu kontrollieren, und die "Rebellen" sind allfälligen Verfolgern immer einen Schritt voraus. Die Frage freilich zu einem "Menschenrecht" hochzustilisieren läßt Befürchtungen ganz anderer Art aufkommen. Gerade im Bereich der Information. Denn das Gute läßt sich niemals durch Information aufrichten. Aber es läßt sich durch Information zerstören. Die Lüge ist ja nur selten eine Frage falscher Information. Sie ist eine Frage der Informationsgewichtung.


***

Menschen ohne Geschichte

Pressetext.at schreibt, daß "zu viel Googeln vergeßlich" mache. Was natürlich ein Quatsch ist. Was soll uns am Googeln (das man im übrigen "googlen" verdeutschen müßte) vergeßlich machen?

Was uns vergeßlich macht ist etwas ganz anderes: daß wir in der "Aktualität" des Internet generell auch meinen, uns der Mühe begeben zu können, die Persönlichkeit und Selbstsein eben bedeuten. Denn sich selbst besitzen kann kein ausgelagertes Gedächtnis ersetzen. Sich selbst besitzen heißt, alle Spannungen bei sich zu tragen, und deshalb in diesen Grenzen zu bestehen.

Aber schon der Handygebrauch hat sich so ausgewachsen, daß wir die kleinsten Spannungen nicht mehr zu tragen bereit sind, und das "wir rufen uns noch zusammen" ist die Absage an die Mühe, uns im Zueinander in Spannungen zu bewegen. Weil das aber nicht trainiert ist, wird die Grenze, ab der wir diese Mühe zurückweisen, immer niedriger. Bis wir gar keine zwischenmenschlichen Spannungen mehr ertragen, und uns damit nur noch die lächerlichen technsichen Apparate jene Kontinuität des Daseins gewähren, die "uns" ausmacht: wir tragen unsere Geschichte nicht mehr in uns, sondern auf Datenträgern gespeichert und zugänglich.

Damit verlieren wir das, was uns Geschichte gibt, was in unseren Gesichtern, Falten, Haaren, Körperhaltungen ablesbar "wir" überhaupt sind! Damit lösen sich sämtliche wirklichen Beziehungen zu Menschen auf, sie existieren nur noch auf dem Papier - auf den google+ oder facebook-Kreisen. Wo eine "aufgeschriebene" Persönlichkeit existiert, deren Einhaltung wir dann verlangen, wo wir verlangen daß alle das Spiel des Kaisers ohne Kleider mitspielen - aber wir haben keine wirkliche Persönlichkeit mehr. Unser Gedächtnis ist unser Selbst. Wer kein Gedächtnis hat verliert sein Personsein, jeder Alzheimer- oder Demenzpatient gibt davon ein beredtes Beispiel.

Wir werde nicht vergeßlich, weil wir diese Datenträger benutzen, anstatt das Spannungsvermögen aufzubauen, das die Informationen speichert. Wir werden unfähig, überhaupt noch Mensch mit Geschichte zu sein, weil wir jede Sekunde "neu" und "bei Null" anfangen müssen. Wir werden keine Menschen mehr sein, nur noch dem Anspruch nach. Weshalb wir alles tun werden, um die Gültigkeit der Facebook- und Google+Profile zur Pflicht zu machen, als offizielle Teile unserer Persönlichkeit. Im Sterben aber werden wir etwas Schreckliches feststellen - wir werden als tabula rasa sterben, als Menschen ohne Gesicht.

Nichts wird von uns bleiben, nichts bei Jüngsten Tag für uns zeugen, nichts mehr da sein, das in der Neuschöpfung Gestalt wäre. Dante müßte sein "inferno" neu schreiben - leere Gespenster, in durchsichtigen enganliegenden Hüllen, bewegungsunfähig auf immer ...


***

Vom Fluch befreit?

Dieses Tier fand sich in einem Tempel in Laos - eine Schlange, bei der wieder Beine ausgebildet sind!



***

Donnerstag, 28. Juli 2011

Schamhaftes Geld

Sören Kierkegaard (1813-1855)
Es ist ein zutiefst unsittliches Verhältnis, schreibt Kierkegaard einmal, daß es Verleger gibt, deren ganze wesentliche Existenz ausdrückt, daß Bücher Ware sind und ein Verfasser Kaufmann. 

"Insoweit in einem Geistesverhältnis [z. B. Verfasser zu sein] das Pekuniäre dazutritt, daß er gelohnt wird, Honorar bekommt usw., muß der, welcher das Geistesverhältnis konstituiert, wesentlich auch selber das Geldverhältnis konstituieren, selbst das Pekuniäre übernehmen, keineswegs um eines möglicherweise größeren pekuniären Vorteils willen, oh weit entfernt, nein, aber damit doch etwas Scham dabei sein kann.

Konstituiert sich das Geldverhältnis so, daß es die Erwerbsquelle eines ganz anderen Menschen ist, so wird es leicht zur Frechheit. Von Verlegerfrechheit hat man Beispiele genug; das Freche liegt darin, ganz unvorbehalten bis zum Äußersten die geistige Produktion als Ware zu betrachten. 

Das Publikum bekommt so wieder durch das Geld die Macht über den Verleger, der Verleger durch das Geldverhältnis die Macht über den Verfasser, und so sitzt zuweilen ein armer Verfasser da [der im Verhältnis zum Geld keusch und schamhaft sein muß wie ein Mädchen im Verhältnis zum Verkauf ihrer Tugend] und errötet, gekränkt, aber ohne Macht, durchzudringen."

***

Alle Früchte der Welt

Eine zutiefst männliche Sehnsucht - die Selbstdeutung als Gott, auf den die Welt sich bezieht, um von ihm Begattung zu empfahen.


***

The Playboy Town House, 1962 - IV






Gefunden bei retro-futurism


***

Mittwoch, 27. Juli 2011

Lebenswüste

Wenn sie uns einmal fragen, in 30 Jahren, auf unsere Gräber spucken: wie konntet ihr nur alles so weit kommen lassen, wie konntet ihr das Leben nur so zerstören! Was sagen wir dann?

Eine Fahrt durch Pjönjang, der Hauptstadt von Nordkorea.



***

Motiv und Ursache

Hier ist der Bogen aus Ursache und Wirkung, aus Motiv und Handlung überschaubar, ja eigentlich zeigt sich das Wesen der Kunst: das nur das Abgeschlossene zeigen kann, das vom Menschen Überschaubare, denn er ist limitiert. Aber nun denke man sich den Menschen im Laufe seines Älterwerdens als ein Bündel von Ursachen, die zu Motiven wurden, die Handeln beeinflussen oder bestimmen - und schon hat man das, was ein Mensch faktisch ist! Schön auch der verstrichene Zeitraum, denn er macht die Realität oft so seltsam. Was auch immer ein Mensch ist - es ist entstanden, es ist nicht grundlos da, und in diesem undurchdringlichen Insgesamt entstanden, das im letzten in der Reaktion des Einzelnen darauf definiert wird. (Er beschließt im Filmchen, um seiner Rolle wegen NICHT zu reagieren.) Denn dennoch vergesse man nie, daß der Mensch frei ist, daß er kein bloßes Ursache-Wirkungs-Bündel einer Maschinerie ist.



***

Das erzählt viel

Mit den Verträgen von Lissabon ist auch die Grundrechtscharta der EU rechtsverbindlich geworden. Dieser Ansicht ist nicht nur der deutsche Verfassungsrechtler Dr. Schachtschneider. Aber nicht nur das: Während dieses Vertragswerk, dem Österreich per Federstrich beigetreten ist, die Todesstrafe für Verbrechen verbietet (wo sie in bestimmten Fällen auch nach katholischer Moral - "als Notwehr" - legitim ist; Anm., führt es sie über die "Erläuterungen" wieder ein.  

Denn dieses Verbot der Todesstrafe gilt ausdrücklich NICHT in Kriegszeiten und Zeiten drohender Kriegsgefahr. Gleichermaßen gestattet es die Todesstrafe im Falle des Aufruhrs und des Aufstandes! Eine Einführung der Todesstrafe für diese Fälle ist dann also nicht grundrechtswidrig. Der Rat der Union ist ferner berechtigt, die notwendigen Beschlüsse zu fassen, um effiziente Einsätze des Militärs für diese Fälle zu ermöglichen. Zweifellos ist die Todesstrafe, um z. B. die Weigerung von Soldaten bestimmte Einsätze durchzuführen, die effizienteste Maßnahme.

Damit ist mit dem Vertrag von Lissabon die Einführung der Todesstrafe - für diese Vergehen, nicht für Verbrechen die unter das übrige Strafrecht fallen - wieder ermöglicht. Es ist also schlichtweg Lüge der EU-Staaten, zu behaupten, die Todesstrafe sei aus ethischen Gründen prinzipiell untersagt. Im Fällen, wo es ums politische Überleben geht, ist ihre Einführung nach geltendem Recht sogar erstmals wieder legitim!

Und das ist zumindest bemerkenswert. Denn es widerspricht geltendem Deutschen Grundrecht, wie Univ. Doz. Dr. Schachtschneider bestätigt. Damit hat jeder Bürger, nach § 20 Grundgesetz, das Recht, ja die Pflicht, diesem Gesetz bzw. dem Lissabon-Vertrag Widerstand zu leisten.



***

The Playboy Town House, 1962 - III





Gefunden bei retro-futurism


***

Dienstag, 26. Juli 2011

The Playboy Town House, 1962 - II




Gefunden bei retro-futurism


***

Heiden wollen leben

Diese Dänen, schreibt Kierkegaard einmal in seinen Tagebüchern: man könnte glaube, daß sie gar keine Protestanten seien, sondern ... katholische (abergläubische; Anm.) Iren. Sie haben Angst, mit ihrer Taufe auch das wirkliche Lebensblut aufgeben zu müssen, als Diesseitigkeit, die doch das Leben erst lebenswert macht.

Deshalb lassen sie bei der Taufe ihrer Kinder immer den rechten Arm frei. Der das Schwert führt, der die Mädchen umarmt.


***

Im Allgemeinen

Das Filmchen zeigt recht nett den Unterschied, der oft zwischen Selbstgefühl - das dem Ausmalen eines "worst case", eines schlimmsten anzunehmenden Falles entspricht - und Realität klafft. Gerade in den Bereichen, der der Welt bislang vorenthalten geblieben sind, wird sich der Mensch zum Zentrum der Welt: weil er die wirkliche Bedeutung seiner Eigenschaft noch nicht kennt. Und die liegt oft um Dimensionen unter jener, die er ihr beimißt. Krank ist der, der es grosso modo nicht schafft, sein Selbstgefühl ins Allgemeine - und das hat mit den umgebenden Menschen zu tun - zu verankern.  Denn man erfährt was man ist DURCH das Wort des Außen.

Weil Gott (das Sein) das Allerallgemeinste, alles Umfassendste ist, ist die Wahrheit auch auf eine Weise das allen Gemeine. Was die Problematik der "Masse" - die aus lauter Individuen besteht, die auch lügen können, die schwach sein können - und damit des Selbstverlusts, der auch ein Verlust ins Allgemeine macht, durch diesen tiefen metaphysischen Zug der Natur des Menschen nicht leichter macht. Denn der Mensch muß dazu frei - und das bedeutet im (relativen!) Selbststand, nur im Du von Gott selbst verankert - sein, damit sein Wort die Wahrheit erzählt. Die Masse ist deshalb nicht immer das Wahre (das im Allgemeinen ist). Während Gott aber die Macht hätte, einen zu zerstören. Weshalb die Frage der Selbststärke eine Frage des Vertrauens in Gott ist. Nicht anders ist es deshalb in einer Ehe - dem Analogon des Verhältnisses Gottes zu seiner ihm anvermählten Schöpfung.


***

Montag, 25. Juli 2011

Eine Bewährungsstunde der deutschen Industrie - III

Morgen 3. Teil) Warum van Riekenburg diesmal wach blieb

Ganz einfach, setzte Wassmann fort, ganz einfach: Windkraft kann nur in Verbindung mit Speicherkraft überhaupt eingesetzt werden. Wenn Wind bläst - Bild 4, bitte! (Niemann suchte den Diaprojektor, schaltete vorwärts, bis das gesuchte Bild erschien: ein riesiger Rotor, der hundert Meter über einer Wellblechhüttensiedlung in Bangalore an einem Mast befestigt war) - nicht regelmäßig, und daran wird sich auch nichts ändern. ABER das ist eine große Chance. Wer ist derzeitunser stärkster Konkurrent?

Na diese Wasserkraft, ich habe es ja immer gesagt, wir sollten ... Wassmann ließ van Riekenburg diesmal nicht ausreden.

Wasserkraft. Genauer: Speicherkraft. Aber wie verdrängen? Die ist ja auch sehr (Wassmann zeichnete mit seinen Fingern die berühmten Krähenfüße in die Luft) ökologisch, der gehört also auch die Zukunft. Wir nützen das aber. Windkraft braucht nämlich unbedingt Speicherkraft! Na, klingelt es?

Doktor Knoch schien langsam immer größere Augen zu bekommen: Ich ahne etwas ... murmelte er, ich habe es ja immer gesagt! Ich ahne etwas ...

Wenn wir die Windkraft forcieren, verdrängen wir die Speicherkraftwerke vollständig aus dem Netz, meine Herren! Die Windkraft braucht im selben Ausmaß ihrer Kapazität Speicherkraft, und nicht nur das, sie ist eine Grundlast, sie kann nicht für Spitzenlast verwendet werden! Was passiert? Die Atomkraft, könnte man denken, wird verdrängt? Nein, im Gegenteil: Sie wird so wichtig wie noch nie! Denn es braucht zuverlässige Grundstromlieferanten! Speicherkraftwerke können nur kurzfristig liefern und bei Überproduktion - bei Windkraft die zweite Schwachstelle - aufnehmen. Dann braucht es Atomstrom.

Na, und die kalorischen Werke?

Nun kommt Punkt drei unserer Strategie: kalorische Kraftwerke verpesten unsere Umwelt. Wir haben in fünf Stufen ein PR-Szenario vorbereitet, wo wir die Öffentlichkeit darüber informieren werden (Niemann kicherte), daß wenn wir so weitertun unsere Umelt kollabieren wird. Wir haben Verbindung mit amerikanischen Freunden in der PR-Branche, und die sind uns uns um jahrzehnte voraus, meine Herren, Jahrzehnte: man wird die Stimmung in der Öffentlichkeit dahingehend beeinflussen, daß eine weitere Verschmutzung unserer Luft im Namen eines drohenden Klimakollapses nicht hinnehmbar ist. Das muß sehr solide und langfristig aufgebaut werden, meine Herren, aber wir haben - Ihr Einverständnis vorausgesetzt - bereits die ersten Schritte eingeleitet. Hier sehen Sie Forschungsstationen in Grönland, hier (die Dia schnappten nun in rascher Folge) in Ruanda, hier in Atlantic City, hier in Hawaii ...

Wassmann schwieg, ein Dia nach dem anderen schnappte. Wir sind längst dabei, weltweit Forschungsstationen zu finanzieren, die allesamt nur eines tun werden: Daten liefern, die die Notwendigkeit einer energietechnischen Wende beweisen werden. Die beweisen werden, daß ein Klimawandel schlimmsten Ausmaßes bevorsteht, der die Menschheit ausrotten wird, wenn er nciht bekämpft wird - und der mit dem Ausstoß von CO2 zu tun hat. Damit schlagen wir die kalorischen Kraftwerke endgültig aus dem Feld, meien Herren!

Wir bauen also Windräder und Solarzellen, die gleichzeitig Atomkraftwerke forcieren, die weil sie von öffentlichem, elementaren, lebensnotwendigem Interesse sind, auch staatliche Gelder ansaugen werden wie die ersten Industriestaubsauger, die wir in Mainz damals gebaut haben.
Wir schlagen die Speicherkraft aus dem Feld, und wir schlagen die kalorischen Kraftwerke aus dem Feld. Gleichzeitig bauen wir rund um die Welt ein Atomkraftwerk nach dem anderen, weil der Energieverbrauch das einzige sein wird, das in den nächsten Jahren steigen wird.
Wir bauen dazu auf einer langfristigen PR-Strategie auf, die wir durch eine Aufstockung unserer Gelder für die freie Wissenschaft vorbereiten, und setzen in unserer PR voll auf die Karte "Klimawandel". In einem ersten Schritt werden wir über einen professionell angefertigen abendfüllenden Film erstmals mit einem Paukenschlag die Alarmglocke schlagen.

Na, nickte nun van Riekenburg, und was werden da unsere Freunde in der Ölindustrie sagen?


Wri haben Exxon und Texas-Oil bereits eine Kapitalverflechtung angeboten, und es sieht alles danach aus, daß es dazu kommen wird. Denn wri werden nciht wenig Geld in die Hand nehmen müssen, meine Herren. Aber aktiv gestaltet - gehört uns die Zukunft. Es wird nur darum gehen, wer die Dinge als erster in dei hand nimmt. Sie werden sehen: der Rest der Welt wird nur noch reagieren können. Und man wird - das können Sie mir glauben, so wahr ich Wassmann heiße (Niemann wurde blaß, das war doch sein Redeteil!?), daß sie so reagieren werden, wie WIR das wollen.

Noch Stunden später - Wassmann saß mit Niemann in dieser schmierigen Gigolo-Bar am Kranzelplatz, wo man noch den letzten Absacker konsumieren wollte - klang ihnen der Applaus im Ohr.

Hast Du den ollen Zausel gesehen, prustete Wassmann? Diesen ...
... van Riekenburg, na sicher! Du, auf uns!
Auf uns!Aber eine Frage habe ich noch ...
Niemann blickte auf: Ja?
Was macht die E-Wirtschaft wirklich nun bei Spitzenlaststrom? Ich meine, dann ist ja sagen wir 2000, 2020 der bisherige Ausgleichsstrom - die Speicherkraft - durch die Windkraft gebunden. Wer liefert dann den Spitzenlaststrom?
Niemann zuckte mit den Achseln. Ach, meinte er, und deutete dem Barmann, ihm noch ein Bier zu bringen, das weiß ich auch nicht, aber deas ist ja noch so weit. Und außerdem: sollen sich doch auch die anderen etwas einfallen lassen? Notfalls ...
... importieren?
Genau, notfalls importieren.
Wissmann lächelte, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. Prost!
Prost!



***

The Playboy Town House, 1962 - I






Gefunden bei retro-futurism
via Glaserei



***

Lautere Absichten

An sich ist das Filmchen seltsam. Aber es schneit mit einer Aussage daher, die es anzusehen lohnt: Die Natur verbirgt nichts, ihre Absichten sind immer lauter! Das tut nur der Mensch. Das Leben der meisten Menschen ist ein einziger wilder Ritt des Verbergens.




***

Sonntag, 24. Juli 2011

Aperspektivische Welt

In dieser Arbeit von Picasso (1926) zeigt sich der Versuch, die Zeit ins Bild zu nehmen, dem Diktat der in der Darstellung so beschränkenden, künstlichen, euklidisch-vorgeworfenen Perspektive zu entfliehen: als Mensch, der im Ausmaß von 180 Grad dargestelt wird. Damit wird plötzlich auch die Struktur des Körpers durchsichtig.

Jean Gebser macht darauf aufmerksam, daß etwa ab 1880 die Kunst als Versuch verstanden werden könnte, dem Diktat der Perspektive zu entfliehen - und im Schauen ein Ding möglichst in seiner Ganzheit darzustellen.




***

Zufrieden mit der Hölle

Wenn Daniel Feuling OSB in seiner "Glaubenslehre" schreibt, daß letztlich wir selbst es sind, unsere Gewissen es sind, die uns Gericht sprechen, nach dem Tode, so weht um diesen Gedanken große Ahnung, wozu denn das menschliche Erkennen - das es nur auf der Basis der Freiheit gibt - dienen soll.

Denn über das Erkennen bildet sich im Erkennenden jener Horizont, in dem er lebt. Und der ihm auch dereinst das Gericht spricht, gewiß, was sonst. Aber so wird auch deutlich, daß die Teilhabe an der Wahrheit das entscheidende Kriterium dafür ist, wo wir einmal landen. Dereinst, nach der Neuschöpfung, wenn unserer Seele wieder ein Leib zugedacht wird, aus der materia prima, wie Thomas von Aquin das beschreibt - aus der ungeformten Materie, die reine Potenz ist. Das macht sogar die Bedeutung der Kunst noch faßbarer, bei deren Betrachtung sich im Betrachter das Gute bilden soll, in dem er sich aufrichtet zum Ewigen, das ihm einmal Heimat sein wird.

Wir leben also auf ewig in jener Welt, die wir uns in diesen Jahrzehnten unseres Erdenlebens im Geiste aufbauen, zu der wir selbst uns - in der Gnade Christi, aber auch in allem Bemühen um Freiheit - erlösen lassen.

Feuling zitiert noch einmal Thomas: denn der habe (ich habe es nicht prüfen können, weil die Stelle nicht gefunden) auch gemeint, daß Gott in seiner Güte die Strafen für jene, die sich kraft ihres Lebens, ihrer Charakterprägung für das Nicht-Sein, für das rein Irdisch-Immanente entschieden haben, also in der Hölle der Gotttrennung enden, nicht in vollem Ausmaß vollziehen wird. Thomas habe gesagt, daß diesen die bloß irdische Glückseligkeit sogar bleiben wird, es fehlt allerdings alle Übernatur, alle paradiesische Seligkeit.

Das wird dem atheistischen, nein: a-religiös banalen Geist der Gegenwart ja genügen. Der ja nicht einmal die Sehnsucht der Heiden der Vorzeit mehr ernstnimmt, die sich nichts mehr gewünscht haben, als die Begrenztheit des Irdischen - wo erst das Menschsein im eigentlichen Sinne anfängt, im Geist! (Gott ist reiner Geist) - zu durchbrechen, um am ewigen Glück teilhaben zu können. Eine Welt ohne Geist ... fast könnte man meinen, wir hätten sie schon erreicht. (Oh nein, ich spreche gewiß nicht von so manchem Wesenhaften, das auch als "Geist" bezeichnet wird, und Dämonie - weltimmanenten, ausweglosen Geist - meint.) Eine Zeit, in der wir nicht einmal mehr über das Paradies nachdenken, eine ewige Glückseligkeit als Sehnsucht, als Traum, keine Rolle mehr spielt.

Und? Ist's so schlimm?

Sehen Sie, das ist das eigentlich Erschreckende: die Antwort, die man darauf erwarten kann. Stell Dir vor, es ist Hölle, und keiner merkt's. Weil keiner mehr weiß, was Schönheit und Glück ist, und auch keiner mehr damit rechnet. Sodaß wir die Rollbalken zum Sein heruntergelassen haben, zunehmend in uns gefangen - uns selbst Horizont, uns selbst Paradies.


***

Eine Bewährungsstunde der deutschen Industrie - II

2. Teil) Die Niemann'sche Doppelzangenstrategie

Meine Herren, folgende Lage zeichnet sich ab: Man wird über kurz oder lang - alle unsere Psychologen und Sozialwissenschafter bestätigen diese Annahme - die Abkehr vom Atomstrom verlangen. Und man wird nach Ersatzenergiequellen schreien, ganz laut.

Ich hab es ja immer gesagt, stöhnte Riek von Riekenburg, der seit 40 Jahren im Vorstand saß und für seine Schnarchtöne berüchtigt war, die nach gewisser Zeit jede Vorstandssitzung begleiteten, ich habe es Euch ja gesagt: Flußkraftwerke, wir müssen uns auf Flußkraftwerke konzentrieren! Wir hätten den Paraná ...

Pssst, deutete ihm Doktor Knoch, der Entwicklungschef Asien. Psst, lassen Sie den Mann doch ausreden!

Riek von Riekenburg schaute beleidigt drein, und richtete sich auf seinem Stuhl zum obligaten Nachmittagsschlaf. Aber diesmal nur mit halbgeschlossenen Augen, denn er spürte: da kam noch etwas.

Ich meine, setzte Wassmann fort, es wird auf Solarenergie und Windkraft hinauslaufen, soviel kann man bereits jetzt sagen.  Gebiete, auf denen wir, ich weiß, noch viel zu entwickeln haben, aber die ersten Versuchtsanlagen in Bangladesh funktionieren hervorragend, vielleicht noch fünf Jahre, und wir haben das serienreif: Solarpaneele für Photovoltaik (auf der Wand des Konferenzraumes erschien nun wie von Geisterhand eine Diaprojektion einer riesigen Anlage im Hochland von Bangladesh, Teil einer gut vorbereiteten Inszenierung)
Aber, Doktor Knoch hatte den springenden Punkt sofort erfaßt, wie sollen wir die Akzeptanz für diese Energieformen erhöhen? Sie sind teuer, ich kenne ja die Zahlen, sie sind im Grunde primitive Technik - meine Herren: Photovoltaik ist nichts als Mini-Dampfmaschinenbau! - und die Windkraft wird niemals akzeptiert werden, weil sie die gesamte Landschaft verschandelt. Außerdem bezweifle ich, daß sie jemals effizient sein wird, Wind ist einfach nicht berechenbar.

Psst, machte jetzt Riek von Riekenburg, als hätte er auf die Gelegenheit zur Retourkutsche gewartet.

Meine Herren, wir werden alle Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die Windkraft wird dafür sorgen, daß wir einerseits mehr Atomkiraftwerke bauen, und andererseits werden wir in gigantischem Umfang Windräder verkaufen, quasi: doppelt am selben Bedarf verdienen. Warum?

Riek von Riekenburg zuckte mit den Achseln.

Morgen 3. Teil) Warum van Riekenburg diesmal wach blieb



***

Nüchternheiten

Die Menschen, schreibt Kierkegaard in seinen Tagebüchern, scheinen nicht die Sprache empfangen zu haben, um ihre Gedanken zu verbergen, sondern um zu verbergen, daß sie keine Gedanken haben. 

Die Aufgabe ist nicht, wie die Dummheit meint, das Christentum vor den Menschen zu rechtfertigen, sondern: sich selbst vor dem Christentum.


***

Samstag, 23. Juli 2011

Sinnvolles Wirtschaften

Den Tip entnahm ich der Glaserei, an sich findet sich das 8min Video auf Vimeo. Und es zeigt einen Recycling-Markt in Bamako, der Hauptstadt von Mali in Westafrika, einem der ärmsten Länder der Erde, betrachtet man seine volkswirtschaftlichen Zahlen. Und da wird eben nichts weggeworfen. Also wird auf einem speziellen Marktplatz seit 20 Jahren alles wiederverwertet, was verwertbar ist. Aus Eisenbahnschienen und Autos werden dann - mittlerweile kommerziell betrieben - Schubkarren, Haushaltsgeräte und Schaufeln. Ein Film, der Freude und Hoffnung - auch in den Menschen - vermittelt! So sehr der Kommentar in manchen Passagen dienstbeflissen versucht, Tragik zu vermitteln. Ein wunderbarer Film!


***

Eine Bewährungsstunde der deutschen Industrie - I

Das ehemals deutsche Paradeunternehmen Siemens, schreibt Inga Sundstrom in ihrer entzückenden Romantrilogie "Rüdiger, komm tanz es mir" (Knotenbeek-Verlag, Hamburg), war immer schon bekannt für seine weitblickende Unternehmenspolitik. Immerhin hat der Gründer sein Unternehmen mit der Erfindung des "Zeigertelegraphen" die Kommunikationstechnik revolutioniert. Und diesem Stammzweig ist das Unternehmen irgendwie treugeblieben - die Public Relations, die Kommunikation mit der Öffenlichkeit, ist nach wie vor eines der entscheidenden Unternehmensinstrumente.

Oder sollen wir sagen: die Kommunikation DER Öffentlichkeit? Das erweitert das Feld entscheidend. Und illustriert, was vor 30 Jahren passierte:

Damals hatte der Konzern frohgemut auf die Errichtung von Atomkraftwerken gesetzt. Das schien die Zukunft zu sein, und die Politik versicherte auch die Unternehmensvorstände, daß das auf unabsehbare Zeit so bleiben würde. Aber man hatte nicht mit der Penetranz der Öko-Bewegung gerechnet.

Und während die Politik abwiegelte, war Siemens viel weitblickender: in einer denkwürdigen Konferenz am 4. März 1978 wurde vom von vielen Seiten als genial eingestuften, gerade zum Unternehmen gestoßenen Fachmann für die damals keineswegs mehr in den Kinderschuhen steckende Public Relaions-Abteilung, Erich Niemann, aufgezeigt, daß sich die gesellschaftspolitischen Strömungen getreu dem Riemann'schen Gesetz der Revolutionsbewegungen moralisch-ethisch den Grünbewegungen angleichen würden.

Was heißt das, grummelte Aarie van Leidingen, damaliger Chef der Produktentwicklung?
Das heißt, erläuterte Niemann, daß wir es in zehn, zwanzig Jahren mit massiven Ökobewegungen zu tun haben werden. Wenn wir nicht vorsorgen, werden wir mit unseren Produkten aus Deutschland verschwunden sein.
Das heißt, setzte van Leidingen fort, reden Sie doch Klartext: das heißt,daß wir mit der Atomkraft einpacken können, wie das mein seliger Vater formuliert hätte.
Naja, nicht ganz. Niemann kratzte die Nase. Nicht ganz. Wir müssen sie nur anders verpacken, anders verkaufen.
Auf sein Handzeichen hin erhob sich ein bislang unbeachtet gebliebener rund 40 Jahre alter Mann mit schütterem Haar von seinem Stuhl, auf dem er abseits der Konferenz nahe der Türe bescheiden gewartet hatte.

Das ist Herr Diplomingenieur Wassmann, erklärte Niemann. Er wird ihnen etwas erklären, das Sie hoffentlich wieder beruhigen wird: Wir nennen es in unserer Abteilung die Niemann'sche Doppelzangentaktik. Er schmunzelte, sein Gesicht war puterrot angelaufen. Bitte!

Wassmann räusperte sich verlegen, wagte kaum den Blick zu erheben. Schließlich begann er zu reden.

Morgen 2. Teil) Die Niemann'sche Doppelzangenstrategie



***

Taut der Permafrost?

Nicht einen blanken Heller gebe ich auf "wissenschaftliche Forschungen" zum Thema "Klimawandel". Ich halte es für schlichtweg nicht möglich - und ich sehe mich von sehr vielen Aussagen in dieser Ansicht bestätigt - auch nur annähernd seriöse Aussagen in globalem Maßstab zu treffen.

Der russische Arzt, über den das Filmchen vom Deutsche Welle-TV angefertigt wurde, denkt folgerichtig: wenn es einen Klimawandel gibt, dann muß er bei meinen Patienten angekommen sein, dann müssen sie etwas beobachten und feststellen. Denn er betreut die Nenzen, ein Nomadenvolk aus dem nördlichsten Sibirien. Ergebnis? Nein, sie stellen nichts fest, das wirklich ungewöhnlich wäre. Die einen meine freilich: ja, die Seen sind um bis zu zwei Monate weniger lang zugefroren. Andere wieder berichten von ungewöhnlich kalten Wintern. Also auch hier: Keineswegs ein wirklicher Befund. Da fällt mir der Bericht eines Tundra-Forschers ein, der vor einigen Jahren meinte: Nein, es sei absolut nichts von einer Erwärmung festzustellen. Und der Mann lebt quasi permanent im Dauerfrost.

Wobei das ja nicht einmal das Thema wäre - es wäre ja lächerlich, Änderungen die vorhanden sind zu bestreiten. Aber ich bin der festen Überzeugung, daß sich was immer sich zeigt im Rahmen eines ganz normalen, üblichen Geschehens bewegt. Und ich bin mir völlig sicher, daß die Art, wie mit dem Thema umgegangen wird, eine Massenhysterie ist, eine der vielen Psychosen, die in der Wissenschaft alles andere als selten sind. Es trägt alle Merkmale davon, und das war schon vor Jahren als erstes zu erkennen - als noch keinerlei Daten eine Rolle spielten. Was seither an Daten gefördert wird, dient nur noch der Untermauerung dieser Psychose.




***

Auf in die Dämonie

Nun ist also Salz vielleicht doch nicht schädlich? Eine groß angelegte "Metastudie" aus den USA stellt nun den seit Jahrzehnten zum Dogma erklärten Satz, daß Salzkonsum Bluthochdruck erzeuge, und darüber den Herztod provoziere, stark in Zweifel. Was heißt: in Zweifel. Es findet sich so gut wie kein Beleg, der Salzkonsum - auch in höheren Mengen, als derzeit für "gesund" erachtet wird - als schädlich einstufen ließe! Ja, eine der ausgewerteten Studien "bewies" gar, daß Salz blutdrucksenkend wirke ...

Dafür erfährt man so nebenbei, daß es schon bisher alles andere als gesichert war, ob Salz in "größeren Mengen" denn wirklich schädlich sei.

Entstanden ist diese Meinung in den 1970er Jahren. Das war die Zeit, wo die populärwissenschaftlichen Meldungen auch die Tageszeitungen zu erobern begonnen hatten. Plötzlich wußte jeder, daß aus dem Verhalten von Schimpansen klar hervorgehe, daß der Mensch in Wahrheit nicht monogam sei, daß die Schnuckelschnecke in Wahrheit der Vorfahre des Knasterköters war, und daß Versuche an papua-guineanischen Eingeborenen gezeigt hätten, daß der Mensch von der Brunftmilbe abstamme. Und das alles wurde geglaubt.

Aber nicht nur: es begannen die Gesundheitstips und -kuren, die Ratschläge für ein langes und glückliches Leben, die Regularien für erfülltes Sexualleben, und die Dogmatisierungen von wissenschaftlich bewiesenen Ergebnissen wie "Salz wirkt tödlich!" Oder haben Sie schon mal einen lebendigen Salzhering gesehen?

Solche Meldungen häufen sich seit Jahren, und sie häufen sich schon lange. Und sie werden nicht mehr aufhören, sich zu häufen. Denn sie zeigen etwas Prinzipielles: Sie zeigen die Geisteskrankheit der Menschen, die seit Jahrzehnten das Leben endgültig vergiftete. Weil plötzlich alle wie besessen wurden von dem Gedanken, man könne das Leben "gestalten" wie man einen Baukasten zusammenbaue. Weil alle wie benebelt waren von dem Gedanken, die Menschheit wüßte bald eigentlich alles, es sei nur eine Frage der Zeit, die Wissenschaft beweise ja täglich, wie sehr.

Wir erleben derzeit viele Zusammenbrüche der Säulen unseres vermeint so guten Lebens, das sich vielleicht gar zu einer neuen Zivilisationsstufe erhoben hatte. Wir erleben, wie unser ökonomisches Denken und Gefüge, unser menschliches Planen und Handeln unzureichend, ja desaströs endete. Wir erleben, wie alles, von dem wir so sicher waren, zusammenbricht.

Aber mit Jean Gebser teile ich die Befürchtung, daß uns dieser Zusammenbruch der Gewißheiten nicht gescheiter macht. Sondern nur die Vernunft an sich ablehnen wird lassen - denn daß das, womit wir seit Jahrzehnten indoktriniert werden, alles andere als Vernunft ist, auch nicht wissenschaftlich ist - das übersteigt längst den aktuellen Horizont. Also bleibt nur noch Esoterik, Okkultes als Alternative.

Auf in eine neues Mittelalter, wie manche meinen? Wäre es nur so.  Denn das Mittelalter war zutiefst vernünftig, so vernünftig, wie wir es uns gar nicht mehr vorstellen können. Vielmehr sehe ich die schlimmsten Zukunftsvisionen wahr werden, wie sie seit Jahrzehnten Film und Buch füllen. Als Zeitalter der Dämonie, als logische Fortführung des Lebens, wie wir es seit vielen Jahren führen.


***

Freitag, 22. Juli 2011

Das Opfer fühlt sich schuldig

In einer deutschen Zeitschrift fand ich ein Interview mit dem österreichischen Vaterrechtler Achim Tschuggernell. Dabei geht es um eine jüngst erfolgte Erhebung, dergemäß  nur noch 30 % der jungen Männer überhaupt ein Kind wollen, während der Kinderwunsch bei Frauen noch deutlich ausgeprägter ist. Man kann also durchaus von "Männerstreik" sprechen, die die Presse es formuliert.

Was wäre zu tun?

Das Problem ist in Österreich nicht mehr lösbar, schon gar nicht per Gesetz. Dazu ist die Meinungsbildung bereits zu neurotisiert, und die Feministinnen arbeiten ja mit aller Kraft, um das so zu lassen. Typisch frauliche Schizoiditätsreaktion eben

Was kann man darunter verstehen?

Die Gedankenwelt ist an den entscheidenden Stellen paralysiert. Konkret heißt das, daß das allgemeine Gefüge der Werte - des Gesollten - sehr geschickt Einzelparadigmen herausgegriffen hat, die bereits von Kleinkindalter an, vor allem von allen Medien, tief im Erleben der Menschen verankert wurden.

Welche sind das?.


Vor allem das Thema Gewalt, und vor allem die hierarchische Zueinander von Mann und Frau. Selbst hartgesottene, durch den Leidensdruck aber aufgescheuchter Anti-Feministen vertreten das Dogma der "Gleichberechtigung", die ja nichts anderes meint als "Gleichheit". Dagegen traut sich niemand etwas sagen, sonst wird er nicht einmal mehr ignoriert - die schlimmste Strafe einer öffentlichen Meinungsbildung, die keine tradierten Wertevermittlungen mehr kennt. Deshalb wird auch der Leidensdruck nichts ändern. Aber die Beobachtungen bei den jungen Menschen heute machen mich sicher, daß es zu Ersatzreaktionen kommen wird. Die Psyche sucht sich Auswege, um die durch das Bewußte verstellten Wege doch irgendwie zu erreichen.


Heißt das, daß Sie Gewalt gegen Frauen vertreten?

Sehen Sie, schon diese Formulierung, diese Fragestellung zeigt, woran wir sind: DAS ist schizoid, zu fragen, ob ich Gewalt gegen Frauen also befürworte! 

Aber Sie sagen ja in Ihrem Buch ...

Gar nichts sage ich. Als daß zu einer Deregulierung auch gehörte, daß das Zueinander von Mann und Frau eine bestimmte Gewalt- und Machtstruktur hat. Das ist eher mit der Metapher Haupt und Leib vergleichbar. Aber es gibt keine Einheit, wenn das Haupt den Leib nicht bezwingen kann! Wenn der Leib seinen eigenen Plan hat, kann Mann und Frau nicht funktionieren! Das regelt sich in der Praxis ja in hundert Dingen! Man muß nur das Dogma aus dem Kopf kriegen: das Dogma der Gleichheit!

Aber was muß man daraus an Fazit ziehen?


Haß gegen die Frauen, provokante Herausforderung an das (natürlich) Weibliche ist die Folge. Der Kirchenhaß ist ein typisches Beispiel einer Ersatzreaktion (immerhin hat die Kirche, wenn auch ambivalent, sich auf die Seite der Frauen geschlagen; Kirche und Frau aber sind Synonyme).

Es geht um eine Deregulierung der Mann-Frau-Verhältnisse, in der sich die "potestas" wieder natürlich regeln würde. Das Thema ist aber noch lange nicht diskussionsfähig, wenn überhaupt (weil es sofort zur Ideologie gerät). Es berührt massiv unsere gesamten Lebensumstände, allem voran: den Sozialstaat, der ja v. a. psychosozial dramatische Auswirkungen hat(te).


Und was kann man den Vätern sagen?

Nichts Gutes ... Einen guten Rat kann ich ihnen geben: sich emotional von ihren Kindern, der ganzen vergangenen lebenssituation abzukoppeln. Das geht, das kann man erreichen. Es hat sich gezeigt, daß die Männer im Normalfall ohnehin so reagieren. 

Eine Art Selbstschutz also?

So ist es. Denn die wenigsten Männer kommen aus Überlegung zu den wirklichen Quellen dieses Leidens - und die sagen, daß für den Mann im Moment, wo er weggeht oder weggehen muß, etwas anderes, Schwerwiegenderes zerbricht als für die Frau. Der Mann sieht das Ganze, er sieht die zerbrochene Familie, und sein Vatersein ist in dem Moment obsolet, in dem er als Vater, als Haupt, abmontiert ist. Das ist nicht mehr herstellbar, und genau dagegen wenden sich ja die Gesetze!


Begründet sich darin die oft beklagte "Verantwortungslosigkeit" der Männer nach Scheidungen, das heißt: wo man ihnen vorwirft, daß sie sich um ihre Kinder nicht mehr kümmern?

Ja, genau darin liegt das begründet. Und aus besagten Gründen wird darüber nicht gesprochen. Also muß der Mann sich innerlich immunisieren. Man nennt das "posttraumatisches Überlastungssyndrom", das ist seit einiger Zeit ein von der WHO akzeptiertes psychisches Krankheitsbild: der Menschg kapselt ein schweres, traumatisches Geschehen - und dazu gehört die Ohnmacht, das ist ja das Wesen des Traumas - in sich ab, es kommt zu einer Art Kallusbildung. Diese Thematik bringt einen sonst um, weil man defacto machtlos ist, nichts tun kann, ja nicht nur das: die Erfahrung hat gezeigt, daß das für die meisten Männer eine Situation ist, in der alles, was sie tun, gegen sie ausgeht. Das kann man durchaus mit Hölle vergleichen. Da ist nichts mehr vernünftig, und daraus kann man schon so seine Schlüsse ziehen.

Soll ein Betroffener psychologische Betreuung aufsuchen?

Wenn er kein Umfeld findet - und das ist schwer, weil die Sachlage komplex ist, er es im Normalfall mit der Fülle an Fehlurteilen der Öffentlichkeit zu tun hat, schon deshalb ist es oft besser für Betroffene, zu schweigen - das ihn tatsächlich versteht und birgt, ist das fast anzuraten. Weil es sich um ein Trauma handelt, geht es in der Regel mit einem massiven Selbstwertverlust einher. Ganz ähnlich wie bei Mißbrauchsfällen - sie sind in der psychologischen Struktur in diesem Punkt ident, auch dort arbeitet der Täter (unbewußt zumindest) mit in Teilbereichen "angenehmem Erleben" für das Opfer, er macht es also "mitschuldig", was natürlich überhaupt nicht stimmt - fühlt sich der Vater schuldig. Und er findet in der Gedankenebene keinen Ausweg! 

Also eine Art "hausgemachter Zynismus"?


Genau: er verspottet sich also selbst, er hat die zynischen Strukturen immanentiert. Denn er erlebt eine Gewissenslage, die aber der sachlichen Lage nciht entspricht: sein subjektives Erleben spricht ihn für etwas schuldig, das objektiv ein Vergehen an ihm war! Deshalb ist es für jemanden der nur auf sich gestellt ist kaum verarbeitbar. Da kann ein guter Therapeut, der freilich das Thema auch kennen und richtig einschätzen muß, lebensnotwendig sein..



***

Wirklicher Mut

Es ist so selten, und so untypisch, daß man es gerne immer wieder liest: wirkliche Zivilcourage. Nicht die Parodie davon, die die political correctness gerne dazu verklärt, und die nur abstoßende Massenpsychose ist.

Eine 85jährige Pensionistin hatte dieser Tage, berichtet die Presse, in Duisburg aus dem Fenster geguckt, und dabei gesehen, wie ein Erwachsener ein 7jähriges Mädchen packte und ins Gebüsch zu zerren versuchte. Die Frau hatte nicht gezögert, war sofort auf die Straße gelaufen, und hatte sich resolut dem Mann entgegengestellt, um das Mädchen zu beschützen. Der hatte sie daraufhin attackiert, ihr sogar den Arm gebrochen, neben anderen Verletzungen - das Mädchen aber war gerettet, der Mann - mehrfach vorbestraft, und erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen - flüchtete, und ist bereits gefaßt. Denn in der Zwischenzeit hatten weitere Anwohner, die nun auf das Geschehen aufmerksam geworden waren, die Polizei alarmiert.

Chapeau, gnä Frau!


***

Das eine - das andere

Ich kenne kaum ein Produkt, wo Produktwahrheit und Werbung so auseinanderklaffen, wie bei IKEA. Und sie tun es noch mehr in der Werbelinie, die sie seit geraumer Zeit fahren. Die mir an sich gut gefallen würde - auch das hier: ein guter Film! Hervorragend gespielt! Kennte ich nicht die Möbel, die den Werbespruch - "Fürs tägliche Leben tauglich!" - als leer entlarven. Aber vielleicht hat IKEA deshalb so asthenische Typen in seinen Filmchen eingesetzt.



***

Donnerstag, 21. Juli 2011

Unbedeutende Nebeneffekte

Ich habe an dieser Stelle bereits aufzuzeigen versucht, wie der Sozialstaat letztlich eine Umverteilung von Nicht-Privilegiert zu Privilegiert in einer Gesellschaft bewirkt. Es liegt nur am Schein der Produkt-Surrogate, daß die Menschen glauben, ein Sozialstaat würde "Armut" bekämpfen. In Wahrheit schafft er sie.

Nicht sehr viel anderes passiert mit den nächsten Elementen gegenwärtiger Politik, dem Totalitarismus, der mit der "Öko-Strom-"Welle, die unsere Länder als Ausläufer japanischer Tsunamis überschwemmt, im Namen der "Ökologie" und "Weltrettung" auf uns zukommt. In einem Nebeneffekt passiert auch hier eine Umverteilung von arm zu wohlhabend bzw. reich. Wie? Das kurze Filmchen zeigt es sehr simpel.

So nebenbei: weil wir der Wirtschaft nicht noch weitere Klötze vor die Beine werfen dürfen, weil sie sonst völlig ihre internationale Konkurrenzfähigkeit verliert (und immerhin haben wir uns auch mit der Wirtschaftspolitik der letzten Jahre endgültig und definitiv auf die Globalisierung gestellt)  - denn kaum ein Land der Welt kümmert sich um Ökostrom, im Gegenteil werden derzeit in Europa soviele Atomkraftwerke gebaut wie noch nie, winkt doch nun sogar ein schöner, profitträchtiger (deutscher) Markt - wird die Wirtschaft weit weniger als der Endverbraucher mit den kommenden Strompreiserhöhungen behelligt werden, soviel steht bereits fest. Der Strompreis wird, so schrieb mir ein Leser, der an einer entsprechenden Studie mitgearbeitet hatte, bei Durchführung der Öko-Energie-Pläne in Deutschland auf das 2-3fache steigen.




***

Horrorvision 34

Die "Küche der Zukunft", wie man sie sich in den 1990er Jahren vorstellte. Schon das ist verräterisch, daß man das Eigentliche - die Computereinbindung - mit absolut menschlichen Eigenschaft ausstattet. In so einer Welt aber gibt es kein Menschsein mehr, nur noch die Einbidlung davon, die Erinnerung daran, man lasse sich um alles in der Welt nicht täuschen!



***

Auch ein Teil des Buches

"Da ich weiß, daß Sie sie vermutlich nicht lesen werden, und wenn Sie sie lesen werden, nicht verstehen, und wenn Sie sie verständen, sie mißbilligen würden, so will ich Ihre Aufmerksamkeit bloß auf das Äußere lenken: Saffian mit Goldschnitt!"

Sören Kierkegaard in einem Mäzenatsexemplar einer seiner Abhandlungen


***

Eine weitere neutrale Stimme

Auch CNN berichtet - sichtlich selber ein wenig enttäuscht, jedenfalls überrascht - von einer bei weitem überwiegenden Unterstützung des Syrischen Regimes durch die Bevölkerung. Der Westen muß sich die Frage gefallen lassen, warum die 10.000 Flüchtlinge an der Grenze zur Türkei, die aus der Bekämpfung der (begrenzten) Aufstände herrühren, derartiges Aufsehen erregen - während die MILLIONEN Flüchtlinge zur Zeit des amerikanischen Angriffs auf den Irak im Jahre 2003 niemanden interessiert haben.

Gar nicht neutral natürlich ist ein Bericht des Standard, wo ein syrischer Schriftsteller, Nihad Siris, zu Wort kommt. Der sich freilich gar nicht erst die Mühe macht, die Aufstände zu rechtfertigen, sondern sie apodiktisch (und da hat er im Standard natürlich sein Forum) als "gut" annimmt - aber wer seine Stellungnahme liest, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß auch dieser Mann des Wortes keinen definitiven Grund nennen kann, was da wirklich los ist - pauschal gegen "Masse" und "Diktatur" zu sein? Wo doch auch CNN zeigt, daß es sich um eine eher kleinere Gruppe handeln dürfte, die so empfindet? Wobei: an Massenproblematik wäre in Europa selber mehr als genug zu tun. Gerade bei der Linken.

"Die Mauer aus Angst und Schweigen" sei durchbrochen ...? Simple Emanzipationsfolgen, denen es aber an Konstruktivem fehlt. Und vom Zusammenspiel Diktator - Volk zu berichten zählt auch nicht unbedingt zu den Sensationen der Erkenntnis: selbst in jeder Demokratie finden sich absolut dieselben Mechanismen, nur findet sich dort meist eine Oligarchie, sind die Machtmechanismen verborgener. Wenn man nicht unreflektiert jede autoritäre Staatsform abzulehnen bereit ist, weil Staat ohnehin nie ohne Autorität funktionieren kann. Primitive antiautoritäre Gestion ist als politischer Programm um eine Spur zu wenig, taugt bestenfalls zur Rebellion - ohne Ziel. Wie der arabische Raum derzeit zu beweisen scheint.

Der Verfasser dieser Zeilen war jedenfalls enttäuscht, selbst von einem Schriftsteller keine Sinndeutung des Geschehens in Syrien zu erhalten. Zu politisieren ist eben doch noch kein Ausweis künstlerischer Potenz.



***

Mittwoch, 20. Juli 2011

Ursache und Wirkung

Etwas in uns, und es ist gewiß nicht das Schlechteste, läßt uns wissen, daß die Welt ein gewaltiges Zueinander von Ursache und Wirkung ist. Situationen erscheinen uns immer als ein Insgesamt, und was uns nicht gefällt, eliminieren wir als Ursache. Wenn uns aber etwas gefallen hat, suchen wir das Insgesamt zu wiederholen, in allen Details. Und hier setzt dann der Aberglaube an: der Gegenwart reproduzierbar, zur Technik erniedrigt sehen will.


***

Doppelt uni-okular

Die Perspektive kommt aus der Kulissen-Illusion. Wenn man einmal beginnt zu begreifen, daß sie NICHT das natürliche Sehen ist - das schon aus der Augenstellung stereo-visional ist, daß das menschliche Erfassen der Welt wesentlich umfangreicher passiert, erkennt man das Unlebendige der Kulisse. Um diese Illusion überhaupt zu erfassen, braucht es auch das Starre des Betrachters: im feststehenden Theater- oder Kinositz, in der unnatürlichen Einäugigkeit der Kamera.


Bob Willoughby - Gesehen auf everyday_i_show

Audrey Hepburn mit George Cukor


***

Wannen denn ein Leben wert ist

Weiterhin bleibt in Deutschland die Präimplantationsdiagnostik erlaubt. Eine entsprechende Abstimmung im Deutschen Bundestag ging gegen einen Änderungsantrag aus. Danach dürfen Paare künftig unter bestimmten Voraussetzungen Gentests an ihren durch künstliche Befruchtung erzeugten Embryonen durchführen lassen. Nicht erwünschte Embryonen werden dann entsorgt.

Die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben, Mechthild Löhr, schreibt dazu in der JUNGE FREIHEIT: "Langsam kommen wir der schönen neuen Welt näher, in der nur die geboren werden, deren gesunde Nützlichkeit bereits vor der Geburt getestet wurde."
In Deutschland hofften 120 Reproduktionszentren auf ein wachsendes Neugeschäft, so Löhr, da die Bereitschaft sinke, auch behinderten Kindern das Recht auf Leben zu sichern. "Die PID-Befürworter wollen entscheiden, ab wann ein Mensch ein Mensch ist und ob dessen Leben lebenswert ist oder nicht", erklärt Löhr.

Nicht verborgen soll ein Leserbrief bleiben, den die Online-Ausgabe der JUNGE FREIHEIT aufweist. Er zeigt die Problematik schärfer, als so mancher lange Kommentar:

T. V. aus R. - DER der behauptet,er nähme ein behindertes Kind, wenn er die Wahl hätte... DER IST EIN LÜGNER !!!! Wenn ein gesundes Kind durch Unfall o.ä. behindert wird ist es etwas anderes, aber bewußt Behinderte in die Welt zu setzen ist ein Verbrechen, weil die Allgemeinheit dafür aufkommen muß und die meißten Familien daran kaputt gehen.

Denn genau darin irrt die Leserbriefschreiberin: die Annahme eines Menschen kann eben nie von seinem Aktualisierungsgrad abhängen. Sie muß prinzipiell sein, und geschützt bleiben. Und sie bestätigt die Argumentation: ab sofort wird der Wert eines Menschen ungehemmt nach seiner beliebig taxierten Nützlichkeit bemessen sein. Aber es zeigt sich auch die Problematik der in-vitrio-Fertilisation, die aufgrund ihrer Praxis menschliche Perversion fördert, wenn nicht ohnehin selbst darstellt.


***

Dienstag, 19. Juli 2011

Und noch ein Schritt weiter

Sie gehen ihn weiter, den Weg des Spiels - zumindest in der Werbung. Die Höchstnote ist nicht mehr fern!


***

Schwache Glieder

Einen lesenswerten Artikel der deutschen Zeitschrift Marineforum fand ich in Politically Incorrect abgedruckt. Aufbauend auf die Vorfälle in der Marine im letzten Jahr (zur Erinnerung: eine Rekrutin kam zu Tode, als sie in die Takelage kletterte; die Umstände auf der Gorch Fock galten stets als sehr hart, bei diesem Anlaß kamen Vorwürfe von Sexismus etc. auf) stellt darin Erik Lehnert, Geschäftsführer des deutschen Instituts für Staatspolitik, die Frage, ob nicht die Gleichstellungspolitik innerhalb der Streitkräfte (weltweit) eine Fehlentwicklung darstellten, mit weitreichenden Konsequenzen.

Die Ausbildungsstandards sinken durch die "gleichwertige" integration von Frauen. Soldaten vertrauen ihren eigenen Truppenkameraden nicht mehr, weil es einfach eine Tatsache ist, daß Frauen in Stress- und Kampfsituationen keinesfalls jenen Anforderungen genügen, die Männer erfüllen, die "gleichgestellte" Einbindung von Frauen aber den Kampfwert senkt.

- Weniger Disziplin, weniger Zusammenhalt, mehr Ablenkung von Ausbildungsinhalten.
- Absichtliches und unabsichtliches Fehlverhalten aufgrund eines emotional anfälligen Klimas, wofür Rekruten und Ausbilder gleichermaßen schlecht vorbereitet sind.
- Erhöhte Verletzungsraten und Krankmeldungen führen zur Nichterfüllung von grundlegenden Ausbildungszielen.
- Abweichungen von der Kernausbildungszeit aufgrund von zwischenmenschlichen Ablenkungen und die Notwendigkeit, eine weitere Woche für das sogenannte »Sensibilisierungstraining« anzusetzen, um die Beziehungen zwischen den Geschlechtern zu steuern.
- Abnahme in der allgemeinen Qualität und Disziplin des »Gender Integrated Basic Training«; ein Mangel an Vertrauen in die Fähigkeiten der Kameraden; die Notwendigkeit für die Einführung von Nachausbildung, um die Ausbildungsmängel der Grundausbildung zu kompensieren.
- Ausgebildeten Soldaten fehlen häufig jene Kenntnisse und Fertigkeiten, die für die fortgeschrittene Ausbildung erforderlich ist.


Eine amerikanische ehemaligen Offizierin und heutige Universitätsdozentin, die die bisherigen Regeln als überholt betrachtete und das Ende des Verbots sexueller Beziehungen von Offizieren zu niederen Diensträngen verlangte, brachte es angesichts der steigenden Zahlen von Frauen bei den Streitkräften nach Ende der näheren Untersuchungen der Auswirkungen der Integration von Frauen ins Militär auf den Punkt:


»Infolge meiner Arbeit im Untersuchungsausschuss (zur Klärung o. a. Frage; Anm.), kam ich zu der Überzeugung, dass es vielen Befürwortern größeren weiblichen Einflusses in den Streitkräften nicht um die Eroberung des Militärs geht, sondern um die Überwindung von Männlichkeit. Sie beabsichtigen, die quintessenziell maskulinste unserer Institutionen femininer zu machen.«

Es gibt eindeutige Belege, daß Frauen schon alleine "hormonell" in Stresslagen anders reagieren als Männer.

Die Frage des Unfalls auf der Gorch Fock - der vierte Unfall seit 50 Jahren, die anderen drei, die Männern passiert waren, waren nie öffentliches Thema - reduziert sich also nach Ansicht des Autors auf die Genderproblematik. Man könne von einer 159cm großen Rekrutin nicht verlangen, in die Takelage zu klettern! Dennoch schreibe das Gesetz den Zugang für Frauen vor, die geschlechtsbedingten Unterschiede aber würden ignoriert, weil einfach die Anforderungskriterien gesenkt würden - ein 159cm großer Rekrut habe in einer Takelage nichts verloren! Unter der Genderisierung des Militärs also hätten nicht nur die Frauen zu leiden, sondern sie stellen eine echte Bedrohung der Kampfkraft der Truppe dar.

In der Summe haben die soziologischen Auswirkungen eine »Feminisierung« der Streitkräfte zur Folge. Frauen zwingen den männlichen Kameraden faktisch ihre eigenen physischen Beschränkungen auf, indem sie die Standards senken und Forderungen nach Veränderungen stellen.

Es liegt also sehr nahe, die Genderisierung der Streitkräfte als Exemplarfall für die Veränderungen zu sehen, die die Genderisierung unserer Gesellschaften mit sich brachten bzw. bringen - als Absinken der sachbezogenen Niveaus, Verlust der Identitäten, vor allem aber Verlust der (sogar bei jeder Tierart geschützten, als Zentrum der Vitalkraft angesehenen) Regenerationsrefugien gesellschaftlicher Kraft.

Nachsatz: Der Artikel wird in Deutschland nun heftig kritisiert. Er sei "sexistisch".


***

Analogon zur Ehe

Es gehört zu den faszinierendsten und lehrreichsten, wenn auch unentschlüsseltsten Fehlern, die die Natur zu bieten hat - wenn zwei Wesen sich in nur einem Körper zusammenfinden: Eine Schlange mit zwei Köpfen. Und solche Fehlbildungen gibt es mehr, als man oft meinen könnte. Auch bei Menschen kommt es gar nicht so selten vor - 1 zu 10.000 ist die Chance, daß im Körper eines Menschen Organe und Teile eines Zwilling heranwachsen, der in den anderen "hineingerutscht" ist. Er stirbt im Normalfall irgendwann ab. Aber manche rein organische Teile von ihm (ich kenne es von Zähnen, die aus dem Rücken des erwachsenen anderen Zwilling wachsen) bleiben manchmal lebendig, und werden heute meist herausoperiert. Seltener bildet es sich so deutlich aus wie bei siamesischen Zwillingen. Ich habe sogar den Verdacht, daß manche Fälle von wirklicher Transsexualität (etwas völlig anderes als Transvestitentum, das in den Problemkreis "Homosexualität" bzw. Charakterneurose gehört!) ähnliche Ursachen haben, wenn ich sie auch meist auf Defekte in der seelischen Distinktheit der vegetativen Seelenteile zurückführe, als Art seelischer Spaltung. Denn das Geschlechtlich-Körperliche ist dem reinen Ich, dem Menschenkern, nachgeordnet, so wenig es im konkreten Menschsein dann abzutrennen oder beliebig oder gar nebensächlich, so sehr es der Lebensauftrag eines Menschen ist.

Manche solcher Fehlbildungen freilich sind fabelbildend. So bei Schlangen und Reptilien. Hier ist eine doppelköpfige Schlange zu sehen, ein mythologisches Tier. Wenn es den Beobachern gelingt, sich von unsinnigen "Mutations-"erklärungen (wie im Redaktionstext) freizumachen, werden sie gewiß Interessantes beobachten können, so, daß sie nicht "streiten", wer welche Körperteile befehligt, wie im Text gemeint, sondern daß je ein Wesen im anderen "untergeordneter Gast" ist.

Zwei Individuen schieben sich quasi ineinander. Auf seelischem Gebiet, in der Ausbildung des Selbst, kommt das beim Menschen ja ohnehin weit häufiger vor. In jedem Fall ist die Doppeköpfigkeit - ein Wesen, das dennoch aus zwei Wesen besteht, aber nur einem Willen folgen kann - ein schönes Analogon zur Ehe.




***

Montag, 18. Juli 2011

Dazu gibt es nichts mehr zu sagen



***

Lebendige Geschichte

Der österreichische Ex-Verteidigigungsminister Werner Faßlabend kannte Otto von Habsburg gut. Er erzählt über ihn. "Wir haben uns einmal in Schloß Hof getroffen, das war ja auch einmal Familienbesitz. (Kaiserin Maria Theresia kaufte es als Jagdschloß für ihren Gatten; Anm.) Er war begeistert, weil es so schön renoviert ist. Aber gleich in der Nähe ist Schloß Eckartsau. Von dort aus wurde die Familie 1919 ins Exil befördert. Er war damals ein Bub von 6 Jahren, und konnte sich noch gut erinnern. Das war hart." Beeindruckend an Otto von Habsburg sei gewesen, daß er spontan jedes aktuelle Geschehen sofort in einen großen geschichtlichen Bogen setzen konnte, sodaß man es ganz anders verstand.



Alle Rechte: Kurier


***

Zuviele Bilder

Was kann ein Film, was ein einzelnes Bild nicht kann? Jede Vorstellung der Phantasie des Betrachters erscheint unendlich reichter, erlebnishafter, als eine Fortführung der nächsten Bilder (und Film ist ja nur die Aneinanderreihung vieler Bilder) je sein kann. Ja bei solchem Bild erscheint alles in der nächsten Minute Folgende nur noch langweilig - man sieht nicht mehr, man hört aber einfach auf zu sehen.

Jacques Tati

Photo by Bob Wolloughby - Gesehen bei everyday_i_show


***

Sonntag, 17. Juli 2011

Realität der Liebe

Ein wirklich entzückendes Filmchen über die Liebe. Der Film von Bastiaan Schravendeel demonstriert nicht, wieVIEL man erzählen kann, sondern wie intensiv: indem die Bescheidung auf bestimmte Schlüsselgesten und -symboliken im Betrachter die entsprechenden Sehnsüchte und Wunschbilder - die sich aus Erlebtem. Erinnertem nähren - wachruft und in der Ordnung, die er ihnen gibt, Gefühle evoziert, wirklich "erleben" läßt. (Ohne Realität!) Gerade der Verzicht auf Realismus (die Gesichter sind "leer", die Bewegungen auf Zentralabsichten reduziert, und mehr braucht es auch gar nicht, um das Gewollte zu erzählen!) ist es, der den Zeichentrickfilm dem heutigen Spielfilm, schon gar wenn er nur noch auf Handlung setzt, sogar um die Dimension Kunst überlegen sein läßt.



***

Traum vom Geist

Der Idealismus versieht die Dinge mit einem Pathos, den er ihnen anhaftet wie ein Etikett. Das macht ihn untauglich für die Wahrheit in der Wirklichkeit, das macht ihn zu einem Paravent vor der Welt. Er ist, schreibt Ferdinand Ebner, "Traum vom Geist" - nicht Geist selber: Gott bleibt fern. Das Wesen der Dinge aber bleibt damit auch unerkannt, sie sind kein "Du", sondern das "Ich" begegnet nur noch sich.

Ken Schles - Seen on everyday_i_show


*170711*

So lebt denn Gott in mir

Lieben heißt, das Wesen des Geliebten, sein Wesen und sein Gutes in sich aufzunehmen. So bestimmt das Geliebte den Liebenden, der Besitz vom Wesen des Geliebten ergreift, es sich aneignet, um es so ganz zu erkennen. Liebe ich das Schöne, das ich sehe oder höre, so wird die Schönheit dieses Schönen mein, indem es mein inneres Wesen real bestimmt und weitet. Liebe ich den Freund in der Tugend, so wird das Tugendhafte mir zur Fülle und Kraft des Daseins und des Lebens in realer Weise.

Liebe ich also Gott, so lebe ich durch Gott in mir. Liebe ich die Welt, lebe ich durch die Welt in mir. Liebe ich in Gott den Menschen, so leben Mensch und Gott in mir: sie sind mein Leben.

Aller Sinn des Daseins ist Gutsein, und Gutsein ist die Fülle oder die Entfaltung eines Seienden. Alles Tun im Leben hat sein Ziel in dieser Fülle und Entfaltung eines Seienden in seinem Sein. Nur daraus läßt sich "Gesetz" überhaupt verstehen - sie soll die Tat auf dieses Ziel hin lenken. Nur in der Liebe aber erfüllt sich der Sinn der Schöpfung, sie steht insofern über allem Gesetz, als sie direkt am Gutsein hängt. Ohne daß sie je ein Nichtsein wollen kann - dann würde sie zum Haß, zum Bösen.


***

Samstag, 16. Juli 2011

Handwerkliche Kunst

Die Mudejar-Kunst ist eine sehr alte Technik der Holzverbindung, die auf alten Zeiten überkommen ist und in Spanien eine kleine Renaissance erlebt: aus der ganzen Welt kommen die Aufträge, Möbel, Kassettendecken oder ganze Konstruktionen in dieser alten Technik zu bauen. Oder Altes zu restaurieren. Dabei wird vor allem mit jahrhundertealtem Holz gearbeitet, das nicht mehr arbeitet und hohe Präzision erlaubt. Das Interessante an diesem Filmchen ist, da er zeigt, daß Computer nicht an sich sinnlos sind - das wäre dumm, es so zu sehen. Sie lassen sich sinnvoll einsetzen, warum nicht.

Aber nichts wird je, sagt der eine Tischler, jemals den Menschen für diese Arbeit ersetzen können, Computer können nur beitragen, Routinen rascher abzuwickeln. Was sie hier tun ist auch mehr als reine Fertigkeit - es verlangt ein intuitives Schauen und Erfassen, und damit wird es zur Kunst (im übertragenen Sinn): untrennbar vom Ausführenden, individuell. Eine erfüllende Arbeit ist es auf jeden Fall, was die Los 3 Juanes da als Beruf ausüben.



***

Weitere Horrorvisionen

Und ihr Name ist: Siemens. Auf dem YouTube-Kanal von Siemens* lassen sich Unmengen von Videos betrachten, die die "Zukunft" unseres Planeten behandeln. Es sind Horrovisionen, die die totale Eingliederung des Menschen in eine alles umfassende Maschinerie verlangen. Da wird das winzige Detail, daß die (animierten) Menschen in dem Video nie etwas tun, außer Teil dieser Maschine zu sein, zur beängstigenden Metapher - denn der Mensch ist nicht mehr notwendig, er wird zur Störquelle, so wie die Natur überhaupt, die es auszuschalten gilt. "Große Herausforderungen kommen auf die Menschheit zu ..."

Hier geht es nicht um eine sinnvolle Einbindung um Technik in das Leben des Menschen. Hier geht es um eine Lebensweise, in der es ums Funktionieren geht, und der man erweisbare "Menschlichkeit" als "need, of course", wird als "personalization" irgendwo dazustreuselt. Der aber auf seltsame Weise ein großer Teil der Bevölkerung nicht folgen wird können. Ich hatte immer eine Schwäche für gewisse amerikanische Science-Fiction/Apokalypse-Filme, wie "Snake" oder "Terminator" - sie nehmen aber etwas vorweg, das längst zu ahnen ist. Hier werden sich zwei Menschengruppen gegenüberstehen.

Der Film heißt "Complete Mobility 2030". Man wollte wohl das Wort "total" vermeiden. Aber es ist die Konsequenz unseres Lebens jetzt, die das Leben selbst ausschaltet, weil als Feind betrachtet, um "zu leben". In allen Entscheidungen, die derzeit getroffen werden - allen voran die "Finanz" und die "Energiefrage" - und schon wurden ist der Zielpunkt derselbe: totale Zentralsteuerung sämtlicher Lebensvorgänge. Die Individuen werden zu Teilen einer riesigen Maschinerie. Nur wer sich ihr eingliedert, wird weiterhin Schmerz vermeiden können. Die Technik hat die Eigenschaft, zum Selbstläufer zu werden - wir sprechen von Innovation, aber die Entwicklungen selbst auf lange Zeiträume sind nur noch technische Vervollkommnung bereits vorhandener Logik und Logistik.

Carl Schmitt zeigt in "Land und Meer", daß der Zerfall der ganzheitlichen Lebensführung des Menschen in dem Moment entuferte, wo der Mensch aufgab, selbst die Schiffe als "fahrbares Land" zu betrachten. In dieser Bewegung zur totalen Mobilität des Menschen verflüchtigt sich der Bezug zum Boden mehr und mehr, und die Industrie entsteht, in der Leben phänomenologisiert, in einzelne Funktionen abstrahiert wird - es ist der Moment der totalen Mobilität, auf den die Menschheit seither zusteuert. Die Welt wird zum Vorratslager verfügbarer Ressourcen, zum Gestell (Heidegger) In dem Moment, in dem England aufhört, sich als "Land" zu begreifen, im 17. und 18. Jhd., entsteht die Dampfmaschine und die totale Industrie, die sich die Weltressourcen holt. Es hört auf, ein Kind der Schöpfung zu sein. Bezeichnenderweise auf der Grundlage einer Schiffahrtstechnik, die von einem anderen Land, das daraufhin aus der Ordnung ausgebrochen ist - den Niederlanden! - entwickelt wurde. Ab der Entwicklung der Rah-Segel war das Schiff nicht mehr verlängertes Land, sondern eine neue Kategorie der Erdlosigkeit, die den revolutionierten Raumbegriff ausdrückte: die Welt als ins Endlose verlängert ... in der Perspektive kam es zu Gesicht: die den Horizont im Nichts der Ewigkeit auslaufen läßt.






*Ich staune immer wieder, wie folgerichtig es ist, daß die ehemaligen Staatssekretärin für den EU-Beitritt Österreichs, Brigitte Ederer, heute bei Siemens weltweit für Personalbelange zuständig ist. Sie war jene, die noch am Tag der Volksabstimmung am Titelblatt der Kronen Zeitung verkünden ließ, daß bei einem JA zur EU jedem österreichischen Haushalt monatlich EIN TAUSENDER MEHR bleiben würde. Diese Menschen - und dieser Konzerne -  wissen gar nicht mehr, daß sie lügen, oder wo Lüge beginnt und wo sie endet - diese Kategorie existiert in ihrem Denken nicht. Der Technizist kennt nur noch "Ablaufoptimierung". So ist es kein Zufall, daß das Wort "Optimization" in sämtlichen Prospektivvideos von Siemens permanent vorkommt.

***