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Sonntag, 17. Juli 2011

So lebt denn Gott in mir

Lieben heißt, das Wesen des Geliebten, sein Wesen und sein Gutes in sich aufzunehmen. So bestimmt das Geliebte den Liebenden, der Besitz vom Wesen des Geliebten ergreift, es sich aneignet, um es so ganz zu erkennen. Liebe ich das Schöne, das ich sehe oder höre, so wird die Schönheit dieses Schönen mein, indem es mein inneres Wesen real bestimmt und weitet. Liebe ich den Freund in der Tugend, so wird das Tugendhafte mir zur Fülle und Kraft des Daseins und des Lebens in realer Weise.

Liebe ich also Gott, so lebe ich durch Gott in mir. Liebe ich die Welt, lebe ich durch die Welt in mir. Liebe ich in Gott den Menschen, so leben Mensch und Gott in mir: sie sind mein Leben.

Aller Sinn des Daseins ist Gutsein, und Gutsein ist die Fülle oder die Entfaltung eines Seienden. Alles Tun im Leben hat sein Ziel in dieser Fülle und Entfaltung eines Seienden in seinem Sein. Nur daraus läßt sich "Gesetz" überhaupt verstehen - sie soll die Tat auf dieses Ziel hin lenken. Nur in der Liebe aber erfüllt sich der Sinn der Schöpfung, sie steht insofern über allem Gesetz, als sie direkt am Gutsein hängt. Ohne daß sie je ein Nichtsein wollen kann - dann würde sie zum Haß, zum Bösen.


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