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Samstag, 31. Januar 2015

Ein üblicher US-Kriegsfilm - Kriegsverbrechen und der Weg des Guten (2b)

Teil 2b) Wo das Böse aber herkommt? 
Nicht von dort, wo es die Amerikaner uns weismachen wollen.




Denn der Mythos zählt, auch der des "demokratischen" Amerika, das bis in den Schützengraben demokratisch - praktisch - gut bleibt. Wo plötzlich sogar noch etwas passiert,  man könnte zur Auffassung kommen daß das sogar deutlich zu sehen ist: Daß nämlich diese amerikanische Art der Kampftaktik einer Volksseele durchaus sehr entspricht. Eine Volksseele, die alles andere als starke Persönlichkeiten hervorbringt, sondern weichliche, schwache Charaktere. Der enorm hohe Prozentsatz von Psycho-Patienten unter Soldaten als Folge der amerikanischen (Nicht-)Kriege der letzten Jahrzehnte hat doch eine Aussage!

Die einengende Befehlstaktik, schon gar eine substantiellere Durchleuchtung amerikanischer seelischer Grundverfaßtheit, ist für Heldenepen also recht wenig geeignet. Sie ist nicht das, was "Größe" hervorbringt, sondern in der Realität trifft sie auf Weinerlichkeit, Nervenzusammenbrüche und Niedrigkeiten. Und so ist es auch gar nicht zufällig, daß hier die Amerikaner 1945 (!) in Deutschland als "underdogs" dargestellt werden, als zahlenmäßig wie qualitativ (in der Ausrüstung) unterlegen. Die beängstigend sichtbaren Kondensstreifen an einer Stelle, die einen der nächsten Vernichtungsangriffe auf eine deutsche Stadt andeuten, sind fern, als gehörten sie nicht zur Szenerie.

Unterlegenheit aber ist eine wichtige Zutat. Das Wesen eines Helden ist ja, daß er aus eigener Sittlichkeit und Entschlossenheit den Ereignissen eine schöpferische Wende gibt, und zwar auch unter Hingabe des Lebens, ganz der Sache treu. Schöpferisch eben, weil sie auf einzelnem menschlichem Willen beruht, der sich nicht von Erlebtem, vom bloßen sinnlichen Gefühl bestimmen läßt. 

Umgekehrt wäre ein Konzession an den bösen Feind, Deutschland in diesem Fall, der menschlichen Freiheit im Felde zumindest einen höheren Wert beizumessen, als die Guten, die Amerikaner es taten und tun, ein eher peinlicher Fauxpas. Er könnte gar den amerikanischen Kampf "gegen das Böse" in Frage stellen, weil das Urteil darüber etwas ambivalenter machen. Gleichzeitig muß diese amerikanische, psychologische Schwäche der Persönlichkeiten der Soldaten verklärt werden: und so wird sie zum ins Sentimentalische verkehrten Ausweis ganz besonderer Menschlichkeit, der in der Entschlossenheit oder Zähigkeit des Gegners das Böse selbst fanatisch und unfrei gegenübersteht.  Weshalb der böse Feind in diesem Film auch noch mit überlegenem Material dargestellt wird.* Ja, auch zahlenmäßig ist man selbst unterlegen. Da marschiert im April 1945 eine wie aus dem Ei gepellte SS-Kompanie durch die Landschaft, um sich der fünf Amerikaner in ihrem defekten Panzer anzunehmen, und wird natürlich dahingemetzelt wie Schnee auf der Fensterscheibe.

Eine Verkehrung dessen also, was Persönlichkeit überhaupt ist. Und eine fatale Verkennung dessen, was das Böse so leicht ausbrechen läßt - die Schwäche der Persönlichkeit, auch wenn sie nur temporär ist. Situationsrelativ. Und nicht als quantitativ eindeutig zu kategorisierende Härte einer Situation. Auch ein Brad Pitt macht sich (wie so viele! das Besprochene ist sogar eine Berufskrankheit der Gegenwart!) also lächerlich, wenn er - als "Schauspieler" - meint, bei jedem Toten ein tragisch zerquältes Gesicht aufsetzen zu müssen, in dem er zeigen möchte (oder muß, quasi, man kennt sie ja, die Regisseure), daß er nur deshalb nicht nervlich zusammenbricht, weil er seine Menschlichkeit bereits unterdrückt hat. Weil zum Gegenteil: es Persönlichkeit sogar ist, das Halten der sachlichen Maske, die das Böse bewirkt, während die Ausgeliefertheit an das Erlebte zum Ausweis des Guten erhoben wird. 

Die Szene, in der der blutjunge Rekrut denn doch zum Mörder wird (und sein erstes Kriegsverbrechen begeht, womit er zum Soldaten initialisiert wird), könnte, ja müßte man genau so deuten. Während sein Gut-sein zuvor eines des Zusammenbruchs ist. So, wie danach, als das Mädchen, das er eine Stunde zuvor vergewaltigt, so muß man das nämlich nennen, der Film beschönigt es völlig unzulässig, ja stilisiert es sogar zum "Leben" selbst, wenn dieses junge Mädchen nun vom Bösen - deutschem Granatenfeuer - getötet wird.

Somit drehen in amerikanischen Filmen, speziell über den 2. Weltkrieg, mit gewissem posthoc-Rechtfertigungsmotiv also, die Macher regelmäßig die Fakten um. Nun sind es die Amerikaner, die frei und heldenhaft entscheiden, und einer simplen, vermaßten, hörigen deutschen Schießbudenarmee gegenüberstehen. Das passiert auch in "Herz aus Stahl".




*Was im Fall der Panzer (wie bei den deutschen Maschinengewehren, die eine höhere Schußfolge hatten, auch das wird im Film dargestellt, wenn man es weiß) sogar stimmt, der Tiger-Panzer war vom technischen Standpunkt her den amerikanischen Sherman deutlich überlegen. Aber auf das Kampfgeschehen insgesamt hat es sich nur mehr wenig ausgewirkt, schon alleine aus Treibstoff- und Materialmangel. Die amerikanische Strategie war eben Masse, mit der man den Feind erdrückt. Mittelfristig der sicherste Weg zum Erfolg.





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Zu Dauerschläfern geworden

Das vor ein paar Tagen zu Film und Lüge Gesagte, vertieft sich in diesem Filmchen von Greyhound-Tours. Auch das Reisen ist ja durch seine Vertiefung auf Komfort zu einer solchen Flucht vor der Wirklichkeit geworden, der man selbst an anderem Ort nicht mehr begegnen will. Denn auch die Distanz von mir gehört zur elementaren Erfahrung des Ortes, den zu besuchen ich anstrebe. Sonst verschwindet die Distanz, die Welt löst sich regelrecht auf, wird ignoriert. Daß Komfort heute so viel zählt hat wesentlich mit der Unfähigkeit der Menschen zu tun, noch Wirklichkeiten zu verarbeiten, ihnen reaktiv zu begegnen. 

Denn Komfort ist ein Auflösen der Welt in Eigenschaftslosigkeit, bestenfalls noch in der Nachtphase natürlich. Komfort ist Technik der Entweltung. Sind wir also nicht alle zu Dauerschläfern geworden, denen die Welt im Dunkel versinkt? Greyhound wirbt ja regelrecht mit dem Nichten der Welt, die man durchfährt.

Wie passend in diesem Filmchen deshalb der kombinierte Bezug auf den Kinofilm "Hobbits". Denn wie lächerlich schon die Diskussionen bei den ersten Tolkien-Verfilmungen ("Herr der Ringe"), in der sich "katholisch" apostrophierende Kreise Botschaften bis hin zu missionarischen Qualitäten zu erkennen meinten. (Wie hochwertig hingegen der erste Versuch, aus den 1960er Jahren, die Trilogie in Zeichentricktechnik zu übersetzen, die vor wirklicher Symbolik noch strotzte, die die "realistische" Verfilmung nur noch intellektiv behaupten konnte.) Und damit ihren Protestantismus in Stein meißelten, der nämlich genau aus dieser Wahrnehmungsschizophrenie lebt, die deshalb auch anderswo (und wo! und wie!) das Wesen der Äquivokation nicht verstehen. Wie lächerlich nun hier, in diesem nächsten Machwerk, das Tolkien wohl endgültig im Grabe rotieren läßt, das der VdZ nur wenige Minuten ertrug, weil er für diese Form von Hollywood-Faschismus einfach (immer noch) nicht vertrottelt genug ist.








*310115*

Freitag, 30. Januar 2015

Ein üblicher US-Kriegsfilm - Kriegsverbrechen und der Weg des Guten (2a)

Teil 2a) Ausschweifung, wenngleich nicht ohne 
Bedeutung für die Aussage der Blognotiz 



Deutschland hat sich nämlich in Europa immer als gesamtstrategisch unterlegen gefühlt. Jede deutsche Strategie ging davon aus, daß Preußen und dann Deutschland mit einem Mehrfrontenkrieg zu rechnen habe. Das deutsche Raumgefühl war also das der Unterlegenheit, denn einen solchen Krieg konnte man, auch aus Gründen der Rohstoffe, der Menschenzahl, des für Kriegstaktik relativ kleinen Raumes, niemals gewinnen. Also mußte man auf kurzfristige, aber entscheidende Militärschläge abzielen, um so durch punktuelle Konzentration mit anschließender rascher Umverlegung und Neukonzentration, wenigstens in begrenztem Raum, in einzelnen Schlachten, die Übermacht gewinnen.

Weil dies aber zu hohe Anforderungen an die Logistik und vor allem an Kommunikation und Koordination stellte, wurden die deutschen Soldaten auf "Auftragstaktik" geeicht. Während in sämtlichen Armeen der Welt die "Befehlstaktik" dominierte. Das heißt, daß bis hinunter zu kleinsten Truppenteilen (weshalb die Bedeutung der Unteroffiziere enorm anstieg, der Sergeants, wie im Film von Brad Pitt verkörpert) die Freiheit nicht nur herrschte, sondern auch verlangt wurde, ein vorgegebenes Operationsziel durch die selbst bestimmte Wahl der Mittel zu erreichen. Die US-Armee hingegen war damals zumindest noch klar durch die Befehlstaktik bestimmt. Dort wurden in einer Operation, bis zu den kleinsten Einheiten, jedes Detail festgelegt und "beauftragt". 

Die Überlegenheit der deutschen Soldaten wird von vielen Militärhistorikern sehr eindeutig auf diese überlegene Flexibilität zurückgeführt. Die freilich ihre prinzipiellen Schwachstellen hatte, wir haben an dieser Stelle bereits darüber gehandelt. Aber diese Überlegenheit wurde auch durch die deutsche Infanterietaktik - "Stroßtrupptaktik" - schon in der letzten Phase des 1. Weltkrieges bewiesen, wo es im Frühjahr 1918 erstmals wieder gelang, die festgefahrene Front beweglich zu machen. 

Diese Kampftaktik blieb weitgehend auch dann noch erhalten, denn so war es die Armee, vor allem "unten", ja gewöhnt, als Hitler nach den Niederlagen Anfang 1943 die Armeeführung entließ, und alles an sich zog, um sich oft dann bis ins Detail in Kampfentscheidungen einzumischen. Das mag zum Teil sogar berechtigt gewesen sein, sieht man es vom rein militärischen Standpunnkt. Denn die Kriegsgeschehnisse hatten längst die Grenzen und Widersprüchlichkeiten der deutschen Strategie aufgezeigt. Deren Mythos aber bereits damals so aufbebauscht war, daß er sich bis heute hielt und zu sehen verhindert, daß die großen deutschen Siege der Vergangenheit regelmäßig Hazardspiele waren, die mit dem Glück des Frechen vor allem so erfolgreich gewesen waren, aber keine langfristige Kriegsführung tragen konnten. Egal, darum soll es hier ja nicht gehen.



Morgen Teil 2b) Wo das Böse aber herkommt?
Nicht von dort, wo es die Amerikaner uns weismachen wollen.





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Globalisierung

Eine je gleichbleibende Wirklichkeit, die in je unterschiedlichem Umfeld (Kultur) unterschiedlich interpretiert und beantwortet wird. Darin hat die Globalisierung, in ihrer guten Möglichkeit gesehen, tatsächlich etwas, das dem Einen der Wirklichkeit des Menschen entspricht. Globalisierung wird aber dort verwerflich, wo sie sich vom Symbol weg, auf eine konkrete Welthaftigkeit festlegt. Und damit überall auf der Welt gleiche konkrete Gestalten zeitigt oder gar erzwingt. 

Wieweit Globalisierung in diesem guten Sinn bei einem Auto der Fall ist bzw. sein kann, müßte man freilich überlegen. Chevrolet tut auf jeden Fall so. Oder ob sie nicht in diesem Sinn diese Veranheimlichung vortäuschen, indem sie gerade das Lokale durch eine andere, verführerisch vorgeschlagene Lebensform aushebeln wollen. Weil sie nur so ihre Karren auch weltweit verkaufen können. Speziell amerikanische Firmen zeichnen sich ja dadurch aus, daß sie ein "geglückte Lebensform" vorschlagen, die die jeweils eigene ausstechen soll und auf Regionalität verzichtet bzw. diese als nettes Accessoire gerade noch mitspielen läßt.







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Donnerstag, 29. Januar 2015

Ein üblicher US-Kriegsfilm - Kriegsverbrechen und der Weg des Guten (1)

Die Rede ist vom Film "Herz aus Stahl", mit Brad Pitt in der Rolle eines Panzer- und Platoonsargeant, der zum Helden wird. Die Handlung ist eher rasch erzählt, sie ist nicht das Wesentliche an dem Film. Episodenartig strebt sie in einer Linie ohne dramaturgische Feinheiten auf das Ende zu. Der Film soll wohl auch eine Aussage treffen, die man aber ambivalent zu betrachten hat. Denn sonst fällt sie in die problematische Kategorie, daß Krieg generell schlecht und zu ächten wäre. Mit den USA als große Friedensbringer, die eigentlich nur eines wollen: gar keinen Krieg. Und dafür führen sie einen nach dem anderen, der freilich eines nie ist: Krieg. Denn er ist Kampf gegen das Böse. Und dafür ist alles gerechtfertigt. Wenn auch nicht unbedingt "schön".

Denn was sich über alle diese Episoden zieht, die sich zum Finale steigern, ist genau das: Zu zeigen, daß das Böse im Krieg zwangsläufig kommt. Und es steckt in jedem, auch - den Amerikanern! Es fällt also hier wie in so vielen amerikanischen Kriegsfilmen auf, daß das Kriegsverbrechen zum Krieg gehört, ja daß Krieg nur so zu gewinnen ist. Deshalb ist es gerechtfertigt, wenn auch die Helden meist darunter leiden, daß sie sich so verhalten "müssen". 

Das Böse wird in "Herz aus Stahl" auch tatsächlich greifbar, das ist die gelungenste Seite dieses Films. Sieht man von den interessanten, offenbar sehr sachkundig inszenierten waffen- und kampftechnischen Details ab, die den Film fast zu einem Lehrfilm über Panzerkampftaktik im 2. Weltkrieg (als Taktik verbundener Waffenkategorien) machen. Und es wird bei den Amerikanern, den Haupthelden, am deutlichsten, weil in der menschlichen Ambivalenz und Brüchigkeit verankert. Den an sich Guten traut man auch alles Böse zu. Aber wie gesagt: Sie leiden darunter, wollen nicht so sein.

Es ist durchaus schade, daß der Feind - Deutschland als Nazideutschland - so schematisch bleibt. Das macht aber schon eines der Inserts zu Beginn des Films klar, in dem von einem "verzweifelten Hitler" die Rede ist, der zum letzten Mittel greift, indem er jeden Deutschen, jedes Kind, jede Frau, zum kriegführenden Subjekt macht. Den Berichten nach ist daran wahr, daß die Amerikaner mit diesem Gefühl nach Deutschland eingedrungen sind. Dieses Gefühl, daß jeder und alles zur Bedrohung werden kann, war ja der Deutschen Kriegsführerschaft oft durchaus recht. Aber es hat umgekehrt die Massenvernichtungswaffen - den Bombenkrieg - endgültig ausarten lassen. Dieser Aspekt wird im Film zwar angedeutet, mit dem Bild einer brennenden Stadt im Hintergrund, aber er sagt wohl nur den Kundigeren etwas. Mit diesem Insert wird aber auch der Charakter des Films bereits deklariert: Er ist eine Moritat, die die Bedingungen willkürlich festlegt. Sieht man ihn so, kann man historische Schieflagen leichter verkraften.

Anderseits ist es doch sehr typisch amerikanisch, was hier passiert, also eher immanent, "passiert", denn als dramaturgischer Kniff schöpferisch geplant. Denn den Amerikanern - und das könnte man durchaus als Aussage des Films sehen - kämpfen immer gegen "das Böse selbst". Jeder Feind ist deshalb auch die Emanation des Bösen. Und diese Sichtweise wird hier lückenlos durchgezogen. Mit einer kleinen Konzession: Immerhin leiden ja auch die Deutschen, die Kinder vor allem, unter diesem Bösen. Also ist seine Vernichtung allemal gerechtfertigt. So deutlich könnte man das sehen, daß man sich durchaus fragen kann, welche Befindlichkeit der amerikanischen Seele diesem Grundzug so vieler Filme nämlich (man beachte doch nur die zahlreichen Produkte der letzten Jahre, in denen durchaus "kritisch" mit dem Irakfeldzug, Afghanistan, etc. etc. umgegangen wird, von Vietnam gar nicht zu reden.)

Daran schließt etwas an, das beim Betrachten amerikanischer Kriegsfilme ja auffällt: Dieser Gesamtsicht des von ihnen zu führenden Krieges als Kampf gegen das Böse in der Welt, steht nämlich der Gebrauch dieses Motivs gegenüber. Mit dem Kriegsverbrechen gerechtfertigt werden, und ein wenig unter dem Motto "shit happens" steht: Damit man sehe, daß Krieg in jedem Fall schlecht und böse sei. 

Kriegsverbrechen, und zwar eigene, erzählen die Amerikaner ja nicht nur in diesem Film, sondern sogar sehr häufig (selbst in so oberflächlichen Produkten wie "Operation Gold") mit einem Freimut, der verblüffend ist. Oft werden sogar wie im Vorbeigehen "die Bösen" umgesäbelt, auch wenn sie sich bereits ergeben haben. Etwas, wo jeder Krieg ja doch endet. 

Daraus könnte man durchaus die Folgerung ableiten, daß sie ein schlechtes Gewissen treibt, obwohl sie ihre Kriegsverbrechen gar nicht als solche begreifen. Auch in "Herz aus Stahl", wo beispielsweise Kriegsgefangene einfach erschossen werden. Es sind ja Nazis, und entsprechend kämpfen auch Brad Pitt und seine Kameraden nur gegen SS-Truppen. So läßt sich alles leichter rechtfertigen.

Noch ein Detail wird regelmäßig in amerikanischen Filmen auf den Kopf gestellt. Auch hier. Denn selbstverständlich sind die deutschen Soldaten unter das Licht gewisser Einfalt und Dummheit gestellt. Das gehört zum einen sicher in das bereits Gesagte - der Feind ist immer das Böse selbst, sonst kämpft ja kein Amerikaner, und das Böse ist auch dumm und einfältig. Also sind deutsche Soldaten hörige, zackige Massenmenschen, die jeden Befehl ausführen, egal was passiert, deren Menschlichkeit nur dann durchbricht, wenn offenbar wird, daß sie selbst gleichermaßen unter dem Bösen leiden. Was die Dinge natürlich recht mundgerecht vereinfacht, sogar gefährlich, ja tatsächlich: gefährlich vereinfacht, weil so getan wird, als sei "das Böse" so einfach erkennbar.

Natürlich liegt die historische Wahrheit anders. Denn die Kampfkraft deutscher Soldaten ist anerkanntermaßen oft deutlich über der ihrer Feinde gelegen. Und sie hat umgekehrt die deutsche Kriegsplanung zu Leichtsinn verführt. Es gibt einige Untersuchungen über die Gründe dafür, und die Motivation gehört da sicher auch dazu. Sie galt auch in den Kreisen der deutschen Armeeführung als wesentliches Standbein. Aber das ist keine Erfindung von Hitler, auch wenn man ihm gerne alles in die Schuhe schiebt. 

Vielmehr geht sie auf die deutsche Gesamtstrategie zurück, die sich schon unter dem Preußenkönig Friedrich II. aus der Not heraus etabliert hat, und die spätestens nach den großen Reformen unter Scharnhorst und Gneisenau nach den schweren Niederlagen gegen Napoleon (v. a. Jena war hier ausschlaggebend), und endgültig nach der "Einigung durch Preußen" 1865-71 allgemeine Sichtweise war. 

 
Morgen Teil 2a) Ausschweifung, wenn gleich nicht ohne 
Bedeutung für die Aussage der Blognotiz

Übermorgen Teil 2b) Wo das Böse aber herkommt? 
Nicht von dort, wo es die Amerikaner uns weismachen wollen.
 








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Manche Dinge erledigen sich von selbst

Manche Dinge muß man einfach abwarten. Weil sich jede Natur irgendwann zurückmeldet, und die Leere zeitgeistigen Gesülzes sich wie von selbst offenbart. Das macht dieses Kabarettlied von Paul Pizzera so amüsant. Weil es in seiner nüchternen Wirklichkeitsbeschreibung eine Leere offenbart, die in dem hektischen Gequatsche über "Beziehung" lange Zeit verschwiegen, durch alle möglichen Unsinnigkeiten nach wie vor vertuscht werden soll. Angeblich ist der Grazer Kabarettist immer ausverkauft. Die Menschen haben eben eine Sehnsucht nach Wahrheit. Die nicht "Lehre" ist, sondern die Klarheit der Luft, die nach einem Gewitter so wohltut.

Jaja, Beziehung ... Welch Errungenschaft der Freiheit! Und wie - aus Trotz! - verteidigt. Und sei es auf Kosten des Lebens. Wer braucht denn noch Ehe? 

Was ist aber Beziehung? Gar nur inhaltslose Leere einer reflexiven, selbstzugewandten Nutzenausbeutung, deren bloß fiktive "Substanz" ausläuft wie eine Sanduhr, nicht einmal von einer zum Selbstzweck ausgelutschten Sexualität gehalten, zumindest ab dem Zeitpunkt, wo sich auch die Natur der Sexualität - die so anders ist, als überall breitgetreten, und für sich betrachtet sinnlos bleibt, ja zur Neurose wird - zurückmeldet? 

Ist vielleicht die Polarität der Geschlechter gar auf ein zu errichtendes, konkretes Lebensgebäude - ein HAUS - ausgerichtet? Eine Lebenswelt, die zwei Menschen ganz konkret errichten wollen? Daß das Ende der Illusion "Beziehung" als angebliche "Lebensform" lange schon eingeläutet ist, auch im Bewußtsein der Menschen, steht jedenfalls fest. Nur humorlose Narren sehen es nicht, die etwas zu retten versuchen, das gar nie zu retten war.

Denn nur auf sich geworfen, ist jede "Beziehung" bald leer, und was sie trägt ist bestenfalls simple Gewohnheit und Trägheit. Was heute als "Rezept" oder gar "Beziehungstherapie" sich darstellt, an Einfällen, wie man sie angeblich lebendig halten könne, ist nur der verzweifelte Versuch, die zwangsläufig auftauchende Leere, die aus dem nur auf sich Geworfensein entsteht, mit Scheininhalten, mit "Interessantheiten" zu überdecken. Ganze Freizeitindustrien leben davon.

Nur als eigene kleine Welt aber - Familie, in der Gestalt des (wie jede Gestalt: in sich geschlossenen, integren, weitgehend autonomen, organismischen) Hauses - wird sie durch die Aufgabenstellung der Welt gegenüber mit Inhalt gefüllt. Ganz konkret, im Alltag, in der Umgebung, in der sie steht. Dort ist sie auch, die Liebe, die in der bloßen "Beziehung" zur lächerlichen selbstischen Frage "Liebst Du mich noch?" verkommt. Nur trägt sie kein Thermometer, um ihr täglich die Temperatur zu messen. Dafür hat sie keine Zeit.






Und, dazu passend:








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Mittwoch, 28. Januar 2015

Glatte Lüge

Was passiert eigentlich bei der Illusion? Der von ihr Befallene hält etwas für Wirklichkeit, das keine ist. Deshalb arbeitet der Illusionist bewußt mit der kognitiven Interpretation - dem gedanklichen Urteil. Und nicht selten weiß der "Getäuschte", daß es das soeben Gesehene nicht wirklich gibt, er weiß nur nicht, warum es ihm dennoch so erscheint.

[Schauen Sie nun das Filmchen unten an.]

In der Photographie (und Fernsehen, Film ist Photographie) wird auf eine Wirklichkeit Bezug genommen. Was man in der Photographie sieht, ist nicht das Ding selbst, als Wirklichkeit, sondern sie ist ein Bericht davon, eine intellektuelle Aussage. (Gefühl wird damit durch das Sentiment ersetzt, als intellektive Selbstvergewisserung eines Gefühls aus Wirklichkeitsrezeption, das gar nicht da ist. Wie es gerade für amerikanische Filme so kennzeichnend ist. Und - welche Überraschung - etwa auch für orientalische Filme. Man denke an Indiens Bollywood. In Kulturkreisen also, denen es an Seinsvertrauen mangelt, ja die dessen Bewältigungsversuch darstellen.)

In der visuellen Wahrnehmung eines wirklichen Dings trifft der Mensch auf eine Wirklichkeit. Diese regt in ihm dieselbe Wirklichkeit an. Nicht in einem Übergang, sondern in einer Selbstevokation. Sehen, jedes sinnliche Wahrnehmen ist deshalb ein Akt, eine menschliche Leistung. 

Im Film, und speziell im Fernsehen, und noch mehr: im technisch "perfekten" Fernsehen, wird nun aber keine Wirklichkeit transportiert (bzw. die Wirklichkeit, an der der Betrachter teilnimmt, die sich vor seinen Sinnen ausbreitet, ist völlig anderer Natur als die Aussage "Film"), sondern es wird von einer Wirklichkeit berichtet. Die aber gar nicht erlebbar ist. Weil sie nicht da ist.

Der Betrachtungsvorgang ist in zwei Ebenen einzuteilen: Der eine ist die Information. Film ist, je technisch perfekter er ist, nur noch Information. Der zweite Vorgang aber ist zugleich der fatalste. Denn er täucht eine sinnliche Wahrnehmung vor, die es so gar nicht gibt. Er täuscht diese Wahrnehmung aber nicht nur vor, sondern er täuscht eine innere Aktivität vor, die er schlicht nachahmt (indem er die Schöpfung des Bildes, wie es aus sinnlicher Anregung entstehen kann, als Reaktion, bereits dem Urteil vorgibt). Und diskoordiniert sinnlich eintretende, gegenüberstehende Wirklichkeit, von der Wahrnehmung als Akt.

Dasselbe, was also der Illusionist macht, macht auch der Fernsehmacher: Er täuscht eine Wirklichkeit vor, die nicht der Wahrnehmung entspricht, sondern dem intellektiven Urteil. Prinzipiell, nicht durch Inhalte. Diese sind dann bestenfalls noch in Lüge oder Nicht-Lüge einzuteilen.

Der Wirklichkeitsverlust der Gegenwart - als Seinsverlust - ist im Wesentlichen eine solche Spaltung. Eine Spaltung in den eigentlichen sinnlichen Begegnungsakt, und einer nicht mehr real erfolgenden, sondern im Urteil je vorweggenommenen, aber nur noch intellektiven, nicht mehr habituellen Reaktion. Wo gibt es heute noch Menschen in Europa, die an dieser Entwirklichung nicht bereits leiden, deren Sprechen nicht wie ein Scheinkonstrukt über ihnen schwebt, und die vor allem die Diskrepanz zum situativen Wahrnehmen, zum eigenen habitus vor allem, gar nicht mehr empfinden? Die sich nicht völlig in aberwitzige Scheinwortwelten aufgelöst haben, in denen sie wie in Wolken über sich selbst schweben?

Kunst ist niemals Illusion. Sie ist hingegen die Darstellung einer Wirklichkeit, das heißt: sie IST die Wirklichkeit. Die Kommunikation mit dem Betrachter ("Konsumenten") ist deshalb die Herausforderung zu einem Akt der Selbsthervorrufung dieser Wirklichkeit. Das ist die Ebene, auf der Kunst, ja: auf der DIE WELT "funktioniert". Die einander durch die Sinne bzw. dort anhebend in die Ebene der göttlichen Ebenbildlichkeit, Analogie, hebt. Über Stufen, bis zum Menschen, in dem auch der Geist lebendig werden soll, der sich aus der sinnlichen Wahrnehmung in die höchste Form der Wirklichkeit, der Wahrheit, herauszieht, in der Geistigkeit des Menschen, eine Aktivität.

Das ist der Sinn der Kunst, und so ist sie auch WIRKLICHE Schöpfung, eben: Wirklichkeit. Keine Illusion, keine Virtuosität (so sehr beides miteinander zu tun haben kann), und keine simple "Information" (wenn sie auch Information enthält). Das ist der Grund, warum der VdZ seine größten Zweifel hat, ob Film (und: wann gerade noch, und: wenn, dann auf welcher Ebene) Kunst sein kann. In jedem Fall hat ihn die Technisierung, die technische "Perfektionierung" (hin zur Illusion) schwer geschädigt. Niemand geringerer als Charles Chaplin war deshalb der Meinung, daß sich bereits mit dem Tonfilm der Film als Kunst erledigt habe.

Aus dem hier Angedeuteten kann aber das Urteil über eine (intellektive) Aussage wie in diesem Werbefilm nur lauten: Er verkündet eine glatte Lüge, die bösartig verführerisch den Menschen sogar von seinem noch sinnlichen Wirklichkeitserfahren (Weihnachtsfest) wegziehen soll.

[Und nun schauen Sie sich das Filmchen noch einmal an.]








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Mehrfachmühlen (2)

 Teil 2) Die Lawine rollt - Hoffnung auf die Wundermaschine




Aber nun droht Japan eine weitere Mühle, auf die der Schlußstein bereits zurollt, und niemand weiß momentan, wie diese Mühle offengehalten werden könnte. Wie in allen Ländern der Erde hat nämlich Japan seit vielen Jahren alle Symptome einer alternden Gesellschaft. Wie eine Lawine rollt auf die gesamte kapitalistische Welt nämlich die Demographie zu. Und ganz anders als etwa der Klimawandel, der auf bloßer Phantasie beruht, ist diese Lawine berechenbar wie ein Abakus. Und wurde dennoch seit Jahrzehnten regelrecht ignoriert. Dafür ist das Land mit einer Infrastruktur gesegnet worden, die sich als Bumerang der Sinnlosigkeit herausstellen könnte.

Japan überaltert, und zwar in rasendem Tempo. In so einem Zustand, während einer Transformation dieser Art, noch dazu in diesem Tempo (in  nur einer Generation), zeigt sich ja lange Zeit scheinbar nichts an einem Land, nur wenige Auswirkungen. Vorerst, und wenn wie in Japan, ja auf der halben Welt, auf einem zuvor ständig steigenden Bevölkerungswachstum aufgebaut werden konnte. Dasselbe erleben wir ja auch in Europa (oder: erleben es eben noch nicht), vor allem in Deutschland und Österreich: Bis zur Mitte der 1960er Jahre wurden immer mehr Menschen geboren. Dann kam der Einbruch, von dessen Auswirkungen man lange Zeit nichts bemerkte und bis heute noch nicht bemerkt. Denn diese bis 1965 geborenen Menschen arbeiten, liefern Sozialabgaben und Steuern. 

Aber eines Tages beginnt ein seltsames Ungleichgewicht einzutreten, und es entwickelt sich immer schneller. Überalterung hat nämlich die unangenehme Eigenschaft, sich progressiv zu äußern. Es dauert nur wenige Jahre, bis sich ihre Fatalität einer auseinanderklaffenden Schere - von fallenden Staatseinnahmen und im selben Maß steigenden Ausgaben - offenbart: Wo eine nicht mehr arbeitsfähige, aber durch Steigerung des Lebensalters weiter wachsende Altenpopulation einer im Verhältnis dazu immer kleiner werdenden arbeitenden Population gegenübersteht. Derzeit glaubt man diesem Mißverhältnis nur durch Erhöhung der Steuern beizukommen. Aber höhere Steuern drücken auf die Wirtschaftsleistung. 

Dazu kommt, daß die Japaner, um ihre Wirtschaft in treuem Volkssinn zu stützen, ihre Ersparnisse brav auf die Märkte getragen haben, bzw. weniger sparten. Und nun malt sich am Horizont Nippons ein Szenario ab, vor dem allen bereits die Knochen schlottern.

Auf den Seiten www.zerohedge.com sind auf Graphiken einige Zahlen dazu aufbereitet. Sie zeigen, daß Japan bereits ab 2020 in eine Lage kommt, von der niemand vorhersagen kann, wie sie bewältigt werden könnte, und die sich in den kommenden Jahrzehnten nach derzeitigen Maßstäben als unlösbar herausstellen wird. Einerseits ist das Land extrem überschuldet. Der Spielraum der Politik wird also immer geringer, zumal die Steuerlast bereits sehr hoch ist. Anderseits ist die Sparquote, mit der sich Japan finanziert, womit in der jüngeren Vergangenheit bereits so viel ausgeglichen wurde, schon in den letzten Jahren drastisch gefallen. Woher also soll nun dieses Geld in Zukunft kommen?

Denn dann kommt noch die Situation der Arbeitskräfte, auf denen immer noch jede Wirtschaft der Welt aufbaut. Auch eine Finanzwirtschaft, die sich ja nur auf diese ganz reale Leistung einer Bevölkerung bezieht und beziehen kann. Denn insgeheim wissen gerade die Finanzjongleure Houdini'scher Konfektion am allerbesten, daß ihr Spiel nur von einem abhängt: Vom einzelnen Menschen ganz am Anfang der Wertschöpfungskette, als Arbeiter, als Konsument, als Bürger.

Während aber heute noch 80 Millionen Japaner in Arbeitsprozessen stehen, werden es bis 2060 nur noch 40 Millionen sein.  Wer wird aber dann die Wirtschaftsleistung noch erbringen? Wer wird die Steuern abführen, mit denen einerseits die Staatskredite zu bezahlen, anderseits die Renten bezahlt werden sollen? Die Spielräume zu weiteren Eingriffen sind noch dazu bereits jetzt derartig ausgereizt, daß die japanischen Regierungen schon in den letzten Jahren vor dem Dilemma standen, daß sie kaum noch Handlungsspielraum hatten! Und woher sollen die Kredite kommen, mit denen solche Politik noch finanzierbar wäre?

Das Fazit erzeugt ein Gefühl eines Kinobesuchers, der in einem Blockbuster sitzt, dessen Ausgang immer ungewisser wird. Der sich stattdessen immer noch im Aufbau der Spannung befindet, in dem immer noch mehr Faktoren eintreten, die auf den Punkt einer ultimativen Katastrophe zusteuern, so weit ahnt es der Zuschauer längt. Er nimmt also seine Popcornpackung, futtert blind in sich hinein, und rutscht immer tiefer in seinen Stuhl - dann alles das verspricht ein wirkliches Schlußszenario! Bisher war man ja gewöhnt, daß irgendwie irgendwelche Umstände die rettende Kavallerie spielten, mal mehr, mal weniger glaubwürdig. Diesmal aber läuft es auf etwas Seltsames zu: man kann sich immer weniger vorstellen, wie sich dieses Land noch befreien soll. Schon jetzt scheint die einzige Möglichkeit jene, die auch in der griechischen Tragödie einen gesellschaftlichen Zustand anzeigte, der kurz vor der Klippe eines völligen Verfalls stand: Wenn der Deus ex machina, eine Bühnenmaschine, willkürlich eingreift. 

Eine Lösung, über deren Vernünftigkeit aber niemand mehr Auskunft geben kann, weil sie nicht mehr in der Vernunft vorgesehen ist. Die deshalb einen Zustand der Entwirklichung anzeigt, dem im antiken Griechenland nur noch die Komödie und dann die beißende Satire folgte, wo niemand mehr jemanden ernstnimmt. Es ist also von größtem Interesse zu schauen, ob sich nicht irgendwo jene Maschine abzeichnet, an der Japans Regierung (oder irgendwelche Weltmächte, dann Japan ist ja nur Vorreiter einer Entwicklung, die sich in sehr vielen Staaten der Welt abzeichnet) hoffentlich bereits baut. Um dann einzugreifen, wenn die natürlichen Abläufe der Welt ihren endgültigen Kollaps erfahren.





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Dienstag, 27. Januar 2015

Spannend ist es allemal

Das Interessante am derzeitigen niedrigen Ölpreis ist, daß er niemandem zu nützen scheint. Was immerhin bemerkenswert ist. Außer den Konsumenten, mit Verzögerung allerdings, die etwas (!) weniger für ihr Benzin zahlen (3/4 des Benzinpreises sind ja ohnehin Steuern), um am Sonntag öfter einen Ausflug machen zu können, und etwas den Unternehmen. Das bestätigt die Meinung des VdZ, der nie an eine konzertierte Veranstaltung geglaubt hat, etwa weil es Rußland (das in hohem Maß vom Energieexport abhängt) schädigen würde. Die Leidtragenden - unter Anführungszeichen! - sind hingegen fast alle. Und das macht den Ölpreis an sich noch interessanter, der ja seit 40 Jahren, unter dem Unkenruf einer "endlichen und bald beendeten Ressource" ein Kunstgebilde außergewöhnlicher Dimension ist.

Aber es schadet den USA, weil die so erhoffte Autarkei in der Energieversorgung in hohem Maß vom Fracking abhängt. Doch das Fracking rechnet sich nicht mehr bei einem Ölpreis unter 60 Dollar.

Es schadet Norwegen, das sich um normales Wirtschaften ja überhaupt nicht mehr gekümmert hat, und nur noch auf ein Kunstgebilde besonders "kreativer" Wirtschaft aufgebaut hat, das mit 600, 700 Milliaren (Stand 2013) weltweit auf den Kapitalmärkten rumorendes Geldvermögen baut, die jedes Nachdenken erspart blieben ließ.

Es schadet natürlich auch Rußland, dessen Exporterlöse sich fast halbiert haben, rechnet man diese mit Importen gegen, also am Binnenmarkt durch die notwendigen Importe einen Inflationsschub ausgelöst haben.

Es schadet einer ganzen Reihe von Schwellenländern, wie Brasilien, die auf ihr Erdöl aus Tiefseebohrungen vor der Küste als Zukunftsschatz bauen,  weil Tiefseebohrungen einen Ölpreis von 80, 100, 160 Dollar und mehr brauchen, um sich zu rechnen. Wobei von diesen Kosten für Tiefseebohrungen fast alle Länder betroffen sind.

Wie England, dessen Staatshaushalt sich seit dreißig Jahren nur wegen des Nordseeöls - Tiefseebohrungen - über Wasser hält.

Es schadet jeder Form von Energiewende in Deutschland, die ihre ohnehin hoffnungslos überteuerte Energieproduktion nun noch offensichtlicher unwirtschaftlich ins Ofenrohr schiebt, um sich eine doppelte Energieproduktion zu leisten wie andere sich einen Picasso an die Wand hängen.

Es hilft nicht einmal Arabien, das man noch als größten Profiteur bezeichnen könnte, weil es nun zwar an Wichtigkeit gewinnt - das arabische Öl ist meist besonders günstig zu fördern - aber auch nur an Relevanz gewinnt, solange der Ölpreis hoch ist. Es ist außerdem anzunehmen, daß die arabischen Länder ihr Ölgeld wie einen Lottogewinn in recht spekultaive Werte investiert haben, die fragil sind, weil sie von den Wirtschaftsentwicklungen im Westen abhängen. Der Rest - s.o. Steigt der Ölpreis wieder, ist Arabien nicht geholfen. Dann steigt auch die Zahl der Konkurrenten, und alles ist beim alten.

Hilft es wenigstens China, der mittlerweile zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt? China lebt vom Export. Wird durch Wirtschaftsschwäche in den USA und Europa der Export schwächer, bricht das Kartenhaus China zusammen. Denn die Inlandsnachfrage ist die dramatische Schwäche des Landes, und die Rentenversorgung dazu, denn Millionen und Abermillionen von Chinesen haben Billionen von Dollars im Ausland investiert, um eine Altersversorgung zu haben. Das Land hat ja kein Sozialsystem.

Hilft es wenigstens Afrika? Mitnichten. Der ganze Kontinent hängt von der Weltwirtschaft ab. Wird die schwächer, fällt Afrika wieder einmal endgültig in Sack und Asche.

Woher also diese Dynamik des Ölpreisverfalls kommt weiß gar niemand so richtig. Bricht da gar einfach - im Sinne einer unberechenbaren Reaktion eines hochkomplexen Systems - eine Säule einer grotesken Phantasiewirtschaft, auf der die Welt seit vierzig Jahren baut? Wir werden sehen. Spannend ist es allemal.

Aktueller Nachtrag: Der niedrige Ölpreis ist aber sicher ein Indikator für Nachfrageschwäche, also für eine keinesfalls nur kurzfristige Wirtschaftsschwäche. Die zu kaschieren sich ja alle Welt anschickt, denn wer schlecht spricht - macht leicht auch schlecht, was noch gut werden könnte. Was zumindest die Propaganda ziemlich, ja fanatisch ernst nimmt. Aber rechne man doch 1+1 zusammen: Die EZB wirft locker mal weitere 1,2 Billionen Euro auf den Markt, deren Druckerfarbe noch nicht einmal getrocknet sein wird, haben sich die Staaten schon darauf gestürzt, um ihre Liquidität aufrechtzuhalten, indem sie Geld in die Menge wirft (das komischerweise immer die Größeren erwischen, und vor allem die, die ganz vorne und der Bühne sehr nahe stehen), weil sonst ihr Steuernachschub versiegt, und ihre Schulden überhaupt nicht mehr darstellbar werden, ihre Politik also an Machtlosigkeit eintrocknen könnte. 

Und dann gibt es einen Indikator, den bekanntermaßen nur Insider kennen: Den Kupferpreis. Denn er ist seit vielen Jahrzehnten Indikator für die Wirtschaftslage im Allgemeinen. Und der ist seit Monaten sehr sehr niedrig. Also, werter Leser - warm anziehen! Der Winter geht mit neuen Stürmen weiter!




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Mehrfachmühlen (1)

Wer das alte Brettspiel "Mühle" kennt die Ausweglosigkeit der Situation einer Doppel- oder gar Mehfachmühle. Egal welchen Zug man tätigt, man kann nicht mehr verhindern, daß der nächste Zug des Gegners wieder eine Mühle schließt, bei klugem Ziehen gar verhindert, daß man im Endspiel selbst noch eine Mühle aufbauen kann, um dann den finalen Zug zu setzen - sodaß man verloren hat.

In solch eine Situation dürfte die Japanische Volkswirtschaft durch den öffentlichen Haushalt bereits geraten sein, und was sich für die nächsten Jahre und Jahrzehnte abzeichnet gleicht einem Spiel der Ausweglosigkeit. 

Schon seit vielen Jahren hat bekanntermaßen die Japanische Politik durch starke Eingriffe in die Volkswirtschaft versucht, den Wohlstand im Lande erst in Rekordtempo aufzubauen, dann zu halten, und schließlich immer wieder zu retten. Erst war schon der rasante Aufbau Japans als Exportmacht ab den 1970er Jahren nur durch Kreditfinanzierung (durch private Unternehmen) nur durch hohe Verschuldung möglich. Schulden leben ja bekanntermaßen nur davon, daß es Perspektiven gibt, Zukunftshoffnungen, die durch zukünftige Gewinne, die wiederum nur durch vorgezogene Investitionen bzw. Ausgaben erwirtschaftbar sind, rückzahlbar bleiben. Dies alles getragen von einer optimistischen Sicht eines jeweils höheren Gewinnwachstums, vergleichen mit den Zinsen- und Tilgungsraten. Dabei werden Kredite in erster Linie eben durch diese Anlagen (die durch die Kredite errichtet werden) besichert. Wertgesichert. 

Nur ist eben Wert eine stachelige Frucht. Und das hat sich in Japan gezeigt. Das Spiel ging nämlich nur so lange gut, und hat Japans Volkswirtschaft vor allem durch extreme Exportorientierung auf Platz 2 der Welt katapultiert, als es einen Immobilienmarkt gab, der einerseits hohe Nachfrage aufwies, und anderseits dadurch ständig steigende Immobilienpreise (und damit die Kreditdeckung und -werthaltigkeit) gekennzeichnet ist. Japan hat aber nun Ende der 1980er Jahre dassselbe wie die USA  2008 erlebt. Die Immobilienpreise fielen, die Zinsen waren bereits hoch, weil der Kapitalbedarf ständig gewachsen war, ausländisches Kapital angelockt werden sollte, die Zinsen stiegen  auch weltweit, die Zinsen im Inland stiegen noch weiter, bis zum Punkt Omega, an dem die Immobilienpreise endgültig in den Keller fielen. Wir vereinfachen die Vorgänge in der Schilderung.

Binnen weniger Monate und noch weniger Jahre stand jedenfalls die kreditbasierte Volkswirtschaft Japans ohne Hosen da. Banken mit enormen Summen nun ungedeckter, wertloser Kredite drohten zu fallen, denn sie konnten sich nicht mehr refinanzieren, und Japan hätte vermutlich einen gewaltigen Wirtschaftszusammenbruch erlebt. Mit einer Besonderheit: Japanische Unternehmen, japanische Banken haben sich traditionell vor allem im eigenen Land refinanziert.

Also griff die Regierung massiv ein. Sie rettete mehrere japanische Banken, und rettete damit auch die japanischen Exportunternehmen. Refinanziert wurde das Programm (wie zuvor traditionell die Banken) durch Kredite im eigenen Land. Das japanische Volk also versuchte, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Geführt von Regierungen, die nun mit immer häufigeren Eingriffen in die Finanzwirtschaft des Landes einzelne Parameter aufrechtzuhalten, die durch freie Marktbewegungen das Insgesamt des Wohlstandsniveaus gefährden konnten. Mal waren die Zinsen zu hoch, Kapital floß zu, die Inflation stieg, die Zinsen wurden gesenkt, dann waren die Preise zu niedrig, der Kapitalnachschub sank, wurde zu gering ... Und das mit einem öffentlichen Budget, dessen Verschuldungsgrad durch die ständigen Eingriffe, durch immer wieder aufgelegte Investitionsprogramme, um die Wirtschaft wieder auf Touren zu bringen, womit man eben einfach Geld unters Volk brachte, auf mittlerweile 250 % des jährlichen BIP angestiegen war. Sodaß auch die Möglichkeit zu weiterer Intervention immer schwieriger wurde.

Denn die japanische Volkswirtschaft zeigte in ihrem Verhalten längst ganz merkwürdige Tendenzen: Sie wurde mehr und mehr unsteuerbar. Die Faktoren wurden so komplex und ineinander verschachtelt, daß sämtliche Volkswirtschaftstheorien versagten, wenn es ums Insgesamt der japanischen Volkswirtschaft ging. Weil sich Wirkmechanismen zeigten, die sich in ihrer Komplexität jeder auch nur mittelfristigen Berechenbarkeit und Steuerbarkeit mehr und mehr entzogen. Selbst die massiven, und oft genug widersprüchlichen Eingriffe der letzten Jahre, die immer mehr Faktoren, die einen freien Markt bestimmen, durch immer weitere Staatseingriffe quasi lahmlegen mußten und müssen, versagen meist schon nach wenigen Monaten.

Daß Japan immer noch als prosperierende Volkswirtschaft gilt, hat es dabei vor allem einigen sehr japanischen Umständen zu verdanken: Dem starken Gemeinschaftssinn des Volkes, das bereit ist, viel hinzunehmen, sich vielem zu fügen, und vor allem viel zu geben, um das Heilige Japan zu retten. Damit konnte Japan bis heute seine Exportmärkte, seine nominelle Wirtschaftsleistung erhalten, ja weiter steigern. Denn die Verschuldung  ist eine Verschuldung im eigenen Land. Der japanische Arbeitnehmer also finanziert jenes Unternehmen mit seinen Ersparnissen, mit seinem Lohnverzicht, mit seiner Arbeitsleistung, das ihm am Monatsende seinen Lohn überweist - im Grunde also: sein eigenes Geld. Woraus sich viel über das Wesen des Geldes ablesen läßt, das Umlauf braucht, Leistung, und - Hoffnung, Zukunft.




  Morgen Teil 2) Die Lawine rollt - Hoffnung auf die Wundermaschine




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Montag, 26. Januar 2015

Was ich erlebe, ist schöner als jeder Traum

Es ist zweifellos ein schönes Interview, das Udo Jürgens da noch wenige Wochen vor seinem Tod gab. Es ist mehr als die Summe eines bürgerlichen Lebens. Udo Jürgens war gewiß ein Künstler. Dem sich Glück nur über das Tätigsein erschloß. Der Rest ist eine unlösbare Tragödie.






Und wer immer noch an der Künstlerschaft des Mannes zweifelt, möge sich noch einmal die elfeinhalb Minuten dieses aussagekräftigen Portraits ansehen. Egon Friedell schreibt einmal, daß sich jede gute Leistung aufgrund ihrer Substanz als Seinselement seine Wege suchen wird. Aber diese Substanz muß natürlich vorhanden sein. Der Rest ist Bluff. Jürgens war kein Bluffer, in allen Schwächen.





"Ich habe ein wahnsinnig interessantes Leben leben dürfen." Udo Jürgens in einem seine (russischen!) Wurzeln berührenden Interview bei Maischberger (ca. 2002). "Ich wollte erfolgreich sein. Ob links oder recht war mir gleichgültig." "Ich habe alle meine Träume überboten. Aber meine Ziele habe ich nicht erreicht." "Ich muß mich fragen, wenn ich mich (wie die moderne "klassische" Musik) immer am Publikumsgeschmack vorbei entwickle, ob ich nicht einfach intellektuellen Denkstrukturen entlang entwickle, und etwas schief läuft." "Man schafft im Auftritt einen neuen Mittelpunkt des Lebens. - Jeder Mensch bildet eine eigene Erdachse. Im Auftritt bekommt jeder Energie für seine eigene Erdachse. Das wäre auch für jeden Politiker wichtig."

Künstlertum, das sich vom Virtuosentum - wie der Leser dieser Zielen ja weiß - prinzipiell unterscheidet, ja welches ersteres sogar behindert, wenn beides auch immer irgendwie miteinander zu tun hat. 

Etwas, was der Kleinbürger natürlich nicht begreift. Denn die Maßstäbe, nach denen jener das Erfahrene über seine Urteilsleisten schert, stammen von Künstlern, die diese Maßstäbe als kulturgebende Spannungsverhältnisse schaffen. 

Nicht von bloßen Virtuosen, die jene Vorgaben dann zur technischen Perfektion austreiben. Und damit nicht selten sogar viel erfolgreicher sind als jene, die die Kriterien, die dann zu erfüllen sind, geschaffen haben, und sohin von oft sogar unkünstlerischen Virtuosen (schon rein technisch) einfach besser nachvollzogen werden. Weil sie künstlerischer Schaffensimpuls, der immer nach Neuem drängt, mit bloßem Nachvollzug unlösbare Konflikte hat, gar nicht erst hindert.

Weshalb Fritz Muliar ja einmal meinte, daß, wer "etwas könne", auf der Bühne nichts verloren habe. Der solle doch besser in den Zirkus gehen. 

Wie gilt das nicht erst recht fürs normale Leben?








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Von der Armut, die Armut gar nicht kennt (3)

Teil 3) Hinzufügungen, Folgerungen und Ausschweifungen zur Armut



Man erkennt nur, was man selber zu Eigentum besitzt. Nicht "Daten" machen Erkenntnis. Sondern Armut. Weil sie eine sittliche Reaktion auf das Sein fordert. In der Armut erlebt der Mensch seine irdische Machtlosigkeit. 

Deshalb reden so viele von Armut und bejubeln das sozial-liebessäuselnde Geschwätz darum, deren ganzes Leben der Umschiffung eben dieser Machtlosigkeit geweiht war und ist. Ja, sie verzichten auf Besitz - weil sie ohnehin nie welchen hatten, weil nie Eigentum hatten, weil nie begriffen haben. Sodaß ihre sozialen Großtaten das Herumwerfen mit Geld ist, das ihnen nie gehörte. Selbst wenn offiziell am Konto ihr Name stand. Oder eben auch nicht. Denn im Verteilen fremder Güter zeichnen sich gerade die Armutsbekämpfer ja hervorragend aus. 

Spätestens hier ist der Punkt, die Dimension des Begriffs der Armut aus dem Allgemeingeschwätz zu lösen. Denn was oben, in den zwei Teilen zuvor, ausgeführt ist, ist natürlich viel mehr Allgemeinprinzipien, als pekuniären Aspekten gewidmet, so eng das zusammenhängt. Aber es hängt zusammen, weil es eine Ursachenquelle hat - die Seinslosigkeit. 

Sodaß die tieferen geistigen Zusammenhänge gar nicht mehr interessieren. Nein. Nun geht es allerorten, auch und gerade in der Kirche, um vordergründige Gefühle und Strebungen. Woher diese ihr Ziel, ihren Sinn beziehen sollen wird der geistige Untergrund vernachlässigt, jeweils in die Zeit hinein neu herausgearbeitet, in seine Prinzipien nämlich, diese Antwort bleibt dem geheimnisvollen und irrationalen Wuselwirkmanderl vorbehalten. Ob das derzeitige Armutsgefasel im Vatikan, ob das Klimageschwätz der IPCC und tausender NGOs weltweit, oder politische Maßnahmen der USA, was auch immer: es fällt unter denselben Wirkmechanismus. Und unter dieselben Charakteristika: Reaktionen des Elends.

Und damit sind auch die Bejubler dieser Entwicklungen, die Liebdiener dieser "Führer", sehr ausreichend charakterisiert. Allesamt gleichfalls Elende. Denen plötzlich das Konkrete vor dem Allgemeinen geht, als wäre das dann Realität. Denen es plötzlich ein Konkretes OHNE Allgemeines gibt. Die nie begriffen haben, daß sich das Allgemeine eine Welt schafft, die im Konkreten erst dann wird.  Die deshalb der Erforschung des Allgemeinen ihr Recht absprechen, weil sie meinen, sie aus dem Detail, dem Konkreten heraus viel besser erklären zu können. 

Sie haben alle Rechte verwirkt. Gehören sie doch dem Topf der Elenden an. Also pochen sie umso mehr an technische Vollzüge, an formalistische Anerkennungsprozeduren. Pochen auf die Aushebelung von Titeln und Weihen freilich dort, wo sie ihrer eigenen Anerkennung und Durchsetzung im Wege stehen.

Es wäre kräftig mißverstanden, den schon vor vielen Jahren verfaßten Artikel des VdZ dahingehend zu interpretieren, daß er verlangte, der Kirche alle Geldmittel zu nehmen. Das Mißverständnis ist sogar oft bewußt inszeniert worden. Lustigerweise haben sich oft gerade jene dagegen ausgesprochen, die heute mit Jubelpatschhändchen Aussagen des jetzigen Papstes begleiten.

Nein. In diesem Sinn hat es der VdZ nie verstanden. Er meinte NICHT, daß der Kirche alle Vermögenstitel gestrichen werden sollten. Er meinte vielmehr, daß der Kirche die Wirklichkeit fehlt, weil sie gerade im deutschsprachigen Raum zur üblichen Beamtentrottelei herabgesunken ist. Und deshalb verneint, vehement! der VdZ Aussagen, die der Kirche jede Unternehmenstätigkeit absprechen wollen. Das zeugt nur von einem völligen Mißverständnis von Wirtschaft als Wirklichkeitsaustragung.

Nein. Die Kirche soll nur aus dem Zustand der Verbeamtung - egal, wie hoch die Gehälter sind, das ist kein Kriterium für Armut! - herausgesprengt werden. Das kann sie selbst nicht mehr, das ist die Meinung des VdZ. Weil sie selbst die Armut nicht mehr versteht. Sich selbst nicht mehr versteht. Schon gar unter diesem Papst.

Nein, im Gegenteil: Rückgabe der Selbsterhaltungsfähigkeit der Kirche, so, wie alle die Zuwendungen an Gütern je gedacht waren. Auflösung der Religionsfonds in den ehemaligen Ländern des deutschen Kaisers Josef II. (der hat diese Lösung nämlich eingeführt, weil er besser zu wissen meinte, was der Kirche gut täte, und nicht einmal in allem unrecht hatte, hier aber fundamentales, von der Aufklärung vernebeltes Unverständnis offenbarte). Mit der Verbeamtung der Kirche wurde nur erreicht, was heute allgemein und so schmerzhaft zu beobachten ist: Völlige Ahnungslosigkeit der Wirklichkeit gegenüber. Was sich nicht zuletzt in so manchen regelrecht lächerlich utopistischen Sozialforderungen der Kirche zeigt.

Im Gegenteil also, im Gegenteil zu Papstaussagen: Die Kirche muß das Unternehmertum als Prinzip wieder entdecken, nicht ablehnen. (Im übrigen wären, sind, nur die letzten Reste verbliebener Ständefreiheit das Regenerationselement der Kirche, leider völlig unerkannt, leider sogar düpiert: Diese Menschen wenden sich meist sehr mit Recht von den Trotteleien ab, die sich mittlerweile in den Pfarren - Wohlstandskrüppel - entwickelt haben.) Sie muß die Arbeit, gerade in ihrem Pendant, der Entlohnung, dem Tauschwert, als Element der Wirklichkeit wieder entdecken. So, und nicht anders, ist das "Geldvermögen" der Kirche entstanden: Als Element der Selbsterhaltung durch Arbeit, nicht und niemals als Pensionsbequemlichkeit. Die Kirche, die Klöster vor allem, waren deshalb die Grundlagen der europäischen Industrie. Sie waren die ersten, die Arbeitsteiligkeit auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Entfaltung entwickelten. Eine Kirche der verbeamteten Vollfresser und Gehaltsempfänger, egal was sie tun, muß zwangsläufig scheitern.

Erst dann wird sie auch das Element der Kontemplativität wieder einschätzen zu lernen. Denn die Mystik ist aus der Kirche verschwunden, gerade zum Gegenteil zum offiziellen Gequatsche. Und kaum einer offenbart diesen Mangel stärker, als ein ständig in Spiritualitätsduktus säuselnder Papst.






*260115*

Sonntag, 25. Januar 2015

Zukunft muß geschaffen werden (3)

Teil 3) Wer drei Kinder für ideal hält -  ANATHEMA SIT. 
Der sei ausgeschlossen.



Das alles sind Ausflüge. Aber sie ließen sich konsequent durchgedacht bis in viele viele Bereiche fortsetzen, die es endlich einmal ganz anders - wirklichkeitsbezogener (durchaus als "Kostenwahrheit") - zu durchleuchten gälte. Denn selbst die vielen Schulden der Gegenwart sind mit Sicherheit vor allem eines: Hinweis darauf, daß wir uns diese zerfallene Lebensweise gar nicht leisten können, weil kein Volk sie sich leisten kann.

Dazu kommen ja oft schon völlig verdrehte, irrige Auffassungen über das, was ein Leben bräuchte, um zu gelingen. Völlige irrige Auffassungen über Glück und Wohlergehen! Die dann etwa (wir übertreiben) meinen, es sei heute unabdingbar, daß ein Kind so viel - vom Ballett über Reitunterricht und einer Universitätsausbildung - unbedingt bräuchte. Unter uns gesagt: das, was wir wirklich brauchen, schöpferische, mutige Menschen, kommen NICHT aus solchen methodischen Laufbahnen. Und sie sind NIEMALS von dort gekommen. Niemand, niemand jemals hat etwas geschaffen, dernicht zuvor begriffen hat, daß er ... ein zerbrechliches Gefäß ist, der das was er "vollbringt" nur mit Dankbarkeit entgegennehmen kann. Und sie kamen so oft im Gegenteil aus schwierigsten Umständen. die nicht "verhindern" wollten, sondern prüfen sollten, sonst wäre es nie zu genau dieser Gestalt gekommen, in der sie dann ihre, die Welt umkrempelten. Mache sich der geneigte Leser doch seine eigenen Gedanken darüber, daß die größten Kulturen der Welt oft gerade nicht in den scheinbar "geeignetsten" Landstrichen (nach heutigen Kriterien) entstanden. Sondern das Ergebnis einer gewaltigen Anstrengung und Herausforderung sind.*

Zurück zur eigentlichen Aussage: Jede Form der Planung und Voraussicht von Zukunft hat sehr enge Grenzen der Relevanz. Die aber, klammert man sie fest, ganz rasch Zukunft überhaupt verhindern, nicht "besser" gestalten. Daraus aber gar generelle Gesetze abzuleiten, denen gemäß es gut oder gar "katholisch" wäre, eine bestimmte Kinderzahl nicht zu überschreiten, ist purer Wahnsinn. Und es ist nicht katholisch. Denn der Katholik weiß um die schöpferische Kraft der Wirklichkeit, die aber das Tor einer Hingabe an die Wirklichkeit braucht, um einfallen zu können - um daraus Zukunft ZU GESTALTEN. Nicht einfach abzuwarten.

Und deshalb hat der VdZ so provokativ, aber doch so wahr, diesen scheinbar "naiven" Hinweis auf die Fürsprachkraft des Hl. Josef (für Familienväter bzw. -erhalter) vorgebracht. Denn eines vor allem, eines IST WAHRLICH KATHOLISCH: Die Welt als Wunder zu begreifen, und Wunder dann zu erwarten (das freilich nur ein vertrauendes Erhoffen, kein "Machen" sein kann), wenn dem schöpferischen Eingreifen Gottes, in dessen Händen alles Gelingen liegt, durch Hingabe und Selbstüberschreitung, durch Mut zu einer gestaltenden Zukunft, die niemals, niemals! wirklich und unabänderlich vorhersagbar ist, die Türe geöffnet ist. Durch zu enge "Planung", die dann auch noch als "Verantwortung" mißbraucht wird, wird sie nämlich ganz gewiß verschlossen.

Die Liebe zweier Menschen, die Bereitschaft zur Hingabe (in der sich ein Ehepartner dem anderen schenkt, ihn über seinen Leib verfügen läßt, das ist nämlich Ehe), ist an sich ein schöpferischer Akt, der im Kreuz, der Selbsthingabe als Schlüssel zur Welt überhaupt liegt. Liebe ist damit auch kein Schicksal das einem einfach zufällt. Sie ist ein Schaffensprozeß, in dem ein ganzes Leben - ein Haus, eine Familie - aufgebaut wird. Das auch ein wirtschaftliche Dimension hat. Sie kann deshalb nicht dort enden, wo heute der Kontostand liegt. Und sie erfüllt diese ihre schöpferische Kraft vor allem in der Bereitschaft und Offenheit für Nachwuchs. Nicht als "Ziel" oder "Zweck", etwa um "Volkspflichten" zu erfüllen. 

Hier wird auch die katholische Definition von Nachwuchs als "Ehezweck" oft gründlich mißverstanden. Denn er meint NICHT, daß man Nachwuchshervorbringung als "Zweckleistung" verstehen darf. Er meint nur, daß diese "Folge" der Ehe eine spezifische Aufgabe - immanent - erfüllt, die aber nicht herausgegriffener "Zweck an sich" sein darf. Darf! (Weshalb oft auch bestmeinende Stimmen zur dräuenden demographischen Katastrophe, die nur durch mehr Nachwuchs zu mildern wären, Ratschläge, in denen die Geburtenfreudigkeit wieder angeregt werden soll, regelrecht verwerflich sind.) 

Bestenfalls in diesem Sinn läßt sich der unsäglich dumme Papstausspruch von den "Karnickeln" verstehen, werter V, wenn man wider besseren Wissens bereit ist, ihn wohlwollend umzudeuten, zu "katholisieren", und zu übersehen, daß dieser Interpretation im zweiten Halbsatz schon wieder das Genick gebrochen wird: durch den noch dümmeren Nachsatz, daß "drei Kinder ideal" wären. Blöderes ist noch kaum je aus Rom zu hören gewesen. Und katholisch ist es schon gar nicht. Ipso facto ... anathema sit.





*Der VdZ meint schon erzählt zu haben, er tut es noch einmal: Als er vor zig Jahren mit einer UNO-Beamtin im Zug das Voralpenland durchquerte, meinte diese, daß wir doch gesegnet seien: In SO einer fruchtbaren Landschaft sei es leicht, Wohlstand zu erarbeiten. Wie anders ginge es da ihrem Herkunftsland Bangladesh. Da wies sie der VdZ dezent darauf hin, daß diese "fruchtbare Kulturlandschaft" das Ergebnis von über einem Jahrtausend schwerster Arbeit sei. Denn hier hat es vor tausend Jahren VÖLLIG anderes ausgesehen: unwirtlich, unfruchtbar, und alles andere als wohnlich. Sodaß der Drang der Völker, sich hier niederzulassen, recht beschränkt war, und sich massiv nach dem weiteren Süden ausrichtete. Denen sei es scheinbar wie der Bandladeshi gegangen: DORT sei es ja viel idealer ... Rom entstand auf lebensfeindlichen Sümpfen, die jedes Volk zuvor gemieden hatte; das so nebenbei. Und daß es heute so kulturgesättigt erscheine, ist dem Willen der Menschen zuzuschreiben. Die ab dem 9. Jhd. dieses nahezu entvölkerte Land zu besiedeln und zu kultivieren begannen, trotz unzähliger Hungersnöte und schlechtesten klimatischen Voraussetzungen.  Aber es gab doch zumindest Wald, meinte die Dame schließlich! Das ist doch schon eine hervorragende wirtschaftliche Grundlage? Der VdZ mußte lachen. Der Wald war überhaupt das größte Ärgernis! Daß er HEUTE wirtschaftlichen Wert hat ist das Ergebnis einer Kultur, die diesen Wert, weil diese Verwendung, diese Unbill ins Positive - in Produkte etc. - verwandelt hat. Daß er dazu die Kraft hatte verdankt er aber vor allem und allem vorausgehend einem: dem Auftrag, als den er die Welt begriff, der sich ihm aus dem katholischen Verstehen der Welt (und seiner selbst) erschloß.

Werter Leser: Was wäre passiert, wenn diese Menschen ihre "Familienplanung" an den "Gegebenheiten und Perspektiven" orientiert hätten, die sie hatten? Es gab diese Perspektiven nicht. Die Menschen haben sie selbst erst geschaffen. Das, werter V, ist gemeint.

**Die Mutter des VdZ hatte eine schönere Singstimme als Maria Cebottari. Sie hat sie an ihre zwölf Kinder großzügig hergeschenkt, und Gott, in den Gottesdiensten in der Kirche. Wäre sie verwirklichter gewesen, wenn jemand in ihrer Kindheit auf die Idee gekommen wäre, sie an die Oper zu bringen? Wäre die Nachbarin, die ein unglaubliches, weitum bekanntes Gespür für Krankheiten hatte, und tausend Heilmittel wußte, verwirklichter gewesen, wenn sie Medizin studiert hätte? Wir sind doch wirklich heute nur noch krank ...

***Das alles unter dem Vorbehalt, daß es in wenigen Einzelfällen Ausnahmen geben mag; doch davon spricht man eher gar nicht, denn in einer Zeit, in der sich jeder für ein Genie hält, das viel mehr verdient hätte, hält sich jeder viel zu schnell für eine Ausnahme.







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Von der Armut, die Armut gar nicht kennt (2)

Teil 2) Warum der amerikanische Traum sogar ein bißchen wahr und gut ist




Wahrer Reichtum (der engstens mit Eigentum verknüpft ist - als Zubehör zur Persönlichkeit, als deren Ausfaltung in die Welt hinein, insofern ein Schöpfungsprozeß!) ermutigt deshalb den wahren Armen, ist ihm Ansporn zur Größe, denn der wahre (arme) Reiche ist Seelenbruder des (wenige Güter besitzenden) Armen. Hier hat sogar der amerikanische Traum jenes Fünklein Wahrheit, an dem sich - mißbraucht und unverstanden - menschlicher Wahn aber so fatal entzündet hat.

Niemand aber hochfahrender als der letztere, der Elende. Letzterer wird nämlich gar nichts schätzen, ja er wird sogar jede Wertschätzung für irdische Güter, für den Reichtum der Schöpfung verlieren, und Schäbigkeit von Bescheidenheit nicht unterscheiden können. Er schätzt und liebt auch nicht, was er hat, und wird elend. Und er bleibt elend, auch wenn er 6000 Euro monatlich erhält. Denn anders als das Elend, fordert die Armut zu einem inneren aktiven Zustand der Rückbindung ans Ewige heraus. Während das Elend diese selbst zu leistende Tätigkeit - erst dann ist der Mensch in seiner Bestimmung und Würde - durch äußere Güter ersetzbar glaubt, sich also keineswegs selbst erhebt. 

Daß der Arme mutlos werden kann, und deshalb vorerst auch ins Elend fällt, oder der Elende sich eines Besseren besinnen kann, ist dabei selbstverständlicher Teil der menschlichen Vielfalt, weshalb jeder Mensch ganz gewiß immer sehr situationsbezogen zu sehen ist. Genauso bleibt dem zu (!) geringen Besitz natürlich das "Unangenehme", das Hemmende, das Kreuzhafte. Aber der Arme erkennt darin den Verweis auf eine Möglichkeit der Größe und Lebenserfüllung, die ihm immer bleibt, während der Elende diese Größe weder hat noch sucht.

Wir sprechen hier aber von ganz realen existentiellen Bedingungen. Nicht von Salonmoralisten, die gerne von geistigen Vollzügen schwadronieren, um sich jede Ernsthaftigkeit zu ersparen, bei der es ja erst um Wirkliches ginge. Während dem Armen zu helfen moralisch wertvoll ist, in jedem Fall, so ist es in den meisten Fällen sogar schädlich, dem Elenden zu helfen, es sei denn, daß er sich aus dem Elend - was meist heißt: zur Armut - zu erheben vermag. Aber diese Hilfe braucht Klugheit, Weisheit, gutes Überlegen und Sinn für pädagogisches Handeln, das heißt: Menschenkenntnis. Denn anders als die Armut, ist das Elend eine Verderbnis der Seele, und ihre Behebung hebt auch nicht die Glück- und Heilsperspektive des Betroffenen, ja im Gegenteil ist seine Besitzlosigkeit in seinem Seelenzustand verankert: der Elende wird immer auch verlieren, was er noch hat, und verspielen, schlecht gebrauchen, was er erhält.

Deshalb hat Marx die Armut gefürchtet. Denn er hat sie in einer Wirkung beobachtet, die er bösartig auf den Machtrausch der Kirche zurückführte: daß nämlich Arme für revolutionäre Gedanken alles andere als empfänglich waren. Das änderte sich erst, als man alle Verelendete. DAS sind die idealen Bedingungen, denn der Elende ist unfrei. Nicht aber der Arme.

Und deshalb sind alle revolutionären Gedanken und Bewegungen nie von den Armen ausgegangen. Das ist Geschichtsfälschung, das immer wieder und wieder, und auch heute, zu behaupten. Alle diese Bewegungen kamen von den Elenden, ob mit oder ohne Besitz, und bei beiden aus dem gleichen Motiv: Neid, als seelische Erkrankung der Platzlosigkeit und -verweigerung, des inneren Ungehorsams, und damit der Erkenntnis-Verweigerung.

Gleichzeitig bewegt sich eine solcherart im Elend gegründete bzw. existentiell unterfütterte geistige Situation immer zu einer geistigen Welt der "Blumentöpfe". Sie schafft sich künstliche Probleme, die zu lösen sie dann alles einsetzt. Nahezu der gesamte politische Apparat der Gegenwart, ob in Politik oder Kirche, ist damit bereits charakterisiert. Samt seinen Proponenten - existentiell abgesicherte, nur in der Dotierung unterschiedlich "besitzende" Elende. Deren Verachtung für den Reichtum nicht aus wohl verstandener oder gelebter Armut besteht (umso demonstrativer müssen sie diese Armut ja auch beweisen oder fordern, und zwar ständig), sondern aus der Geringschätzung des Irdischen. Und damit aus einer Häresie, einer Fehlhaltung vor Gott. 

Denn gerade die größten, schönsten Dinge dieser Welt - Kunst, Architektur, die Liebe zu Liturgie und üppigem Kult, die Wertschätzung des Schönen ... nur als Andeutungen - sind aus Situationen größter Armut entstanden, und nicht zufällig, und schon gar nicht aus Ausgepreßtheit, sondern aus der Beziehung zum Besitz der Spender, der Gebenden, die diese Dinge erbauten, ermöglichten. Und sieh da, aus dieser Armut erhob sich binnen weniger Generationen eine wahre Hochkultur. Nur wer die Relativität der Hoffnung auf irdische Güter kennt, wer sein Herz nicht (mehr) daran hängt (ohne sie zu verachten, weil auch sie ihr Sein aus Gott haben), schafft dem Geist Raum. Wer fastet, der salbe sein Haupt!

Er bezieht sein Maß nicht aus sich - er bezieht es aus dem Sein, dem er als Empfangender gegenübersteht. Kein Reicher, der nicht den Einbruch der Gnade erlebt hat, NACHDEM er sich am Ende aller seiner (irdischen) Hoffnung wußte. Und damit Raum für die Gnade ließ. So ist jeder Reichtum entstanden, ja jede hohe Stellung. Niemals aus "Belohnung von Kenntnissen" oder "erleisteten Anrechten" oder "erhaschten Titeln". Niemand ist so demütig, das sagt der VdZ aus vielfacher Erfahrung, wie Menschen, die wirklich in hohe Positionen und zu Reichtum gekommen sind (und nicht Diebe, Elende sind.) Und niemand so hochmütig wie jene, die meinen, die Güter der Welt nicht achten zu müssen, die sogar noch "Armut bekämpfen" zu sollen fordern.

Sodaß sehr begründet die Geschichte wenig von Zeiten der Elenden hören läßt, in denen ganze Völker ins Vergessen abgesunken sind (oder sich nie zur Geschichte erhoben haben), eben weil es ihnen an der Wertschätzung der Dinge, und damit an der richtigen Armut fehlte. Manchmal und nicht selten sogar gerade dort, wo sich Völker in Krieg und Eroberung gar große "Reiche und Reichtümer" angeeignet hatten. Denen aber jenes Fundament fehlte, das ein Gut überhaupt erst mit Bestand durchtränkt.

Das ist das wahre Geheimnis der weltdurchwirkenden Kraft des christlichen Abendlandes. Und das ist seine Unterscheidung von nahezu der gesamten übrigen Welt. Es würde von seiner geistigen Kraft her sogar noch für die Durchwirkung jedes politischen kontinentalen Programms reichen.  Nicht aus Nützlichkeit, sondern aus dem Wissen um das, was Kultur überhaupt wirkt.

Aber müßte man nicht schon sagen: das war sie? Wie viele reden von Elend, und nennen es Armut? Wie viele mittlerweile, bis und vor allem in höchste und allerhöchste Positionen, haben keinen blassen Dunst von Armut, obwohl sie scheinbar daraus herstammen, ja dieses der Begriffsverwirrung entstammende Äußerliche als Ausweis vorgeben, aber - in Wahrheit nur dem Elend nie entwichen sind?


Morgen (voraussichtlich) Teil 3) Hinzufügungen, Folgerungen und Ausschweifungen




*250115*

Samstag, 24. Januar 2015

Zukunft muß geschaffen werden (2)

Teil 2) Der Herrgott, der das Graserl schickt. 
Wir, denen das  nicht reicht.




Überlegungen über zukünftige Wirtschaftsentwicklungen, Angst vor möglicher Arbeitslosigkeit etc. etc. sind deshalb äußerst marginaler Natur, wenn überhaupt von Relevanz. Denn auch in diesem Punkt ist nicht berücksichtigt, was Wirtschaft überhaupt SEIN läßt - gut, schlecht, etc. etc.  Was Wirtschaft nämlich sein läßt, prosperierend oder nicht, hängt vom schöpferischen Maß der Menschen ab. Die nämlich sind es, die Wirtschaft MACHEN. Es gehört zu einem der grundlegendsten Denkfehler der Gegenwart, man müßte es ja fast Denkhaltung nennen, Wirtschaft als technisches Procedere zu mißverstehen, dem man quasi ausgeliefert sei.

Wir lassen uns heute viel zu sehr, ja VIEL zu sehr von abstrakten Aussagen beeinflussen, die Lebensvorgänge wie mathematische Mechanismen behandeln. man sollte sich alleine vor Augen führen, daß es viele viele hunderte (!) "wissenschaftlich wohl begründete" Volkswirtschaftstheorien gibt, und NICHT EINE EINZIGE ist jemals noch in der Lage gewesen, Entwicklungen wirklich vorherzusagen, oder gar zu gestalten. Daß dennoch dieser Wissenschaftszweig, dem manche genau diese Wissenschaftlichkeit sogar absprechen, so große Reputation genießt hat ganz andere Gründe, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll.

Eine wirtschaftliche Entwicklung - und wenn man "Familienplanung" sagt, meint man erstaunlicherweise ja meist fast nur solche Faktoren - ist von NIEMANDEM vorhersagbar. Und individuelle wirtschaftliche Entwicklung liegt allen anderen Behauptungen zum Trotz in höchstem Maß in den Händen des Einzelnen. Es kann schwierig sein, und JEDER ÜBRIGENS hat solche Zeiten bereits erlebt UND SICH DARAUS WIEDER BEFREIT, es kann fast unmöglich aussehen, es kann problematisch werden, und es kann die Ehe und die Familie belasten.

Aber das ist eben das Leben! Und das Leben ist immer ein Dialog mit dem Einzelnen! Und es ist immer eine Herausforderung, die den Menschen dazu bringen soll, Grenzen seines begrenzten irdischen Soseins zu überschreiten. Hier ist die Tür dann auch offen für die Gnade, für das einzige, was wirklich schöpferisch ist: Gott, der die Wirklichkeit ist, der aller folgenden, abgeleiteten Wirklichkeiten Herr und Ursprung ist. 

Und in diesem Sinne war auch der bewußt provokant gemeinte, aber so wahre Volksmund zitiert: "Schickt der Herrgott s'Haserl, schickt er auch das Graserl."

Nicht menschliches Überlegen an sich soll damit aber weggeschrieben werden, wenn der VdZ selbst gegen eine "Familienplanung" (etwa als NatürlicheEmpfängnisRegelung nach Rötzer etc.) schwerste Bedenken vorträgt. Sondern dagegen, daß dieses menschliche Überlegen sich in zu großer Enge bewegt.

Der Ansatzpunkt der Kirche in ihren realen Sozialforderungen "für Familie" verlangte damit aber gleichfalls starke Korrekturen. Denn ihre Aufgabe wäre es, auch und vor allem ganz anders gelagerte "soziale Pflichten" einzumahnen, als sie heute tut. Nicht "Umverteilung", nicht Zuschütten mit Geld, nicht ein alles überlagernder Sozialstaat ist dazu etwa gefragt, ja nicht einmal "Förderung" (wie sie meist verstanden wird, nämlich wieder nur als Geldleistung oder sogar kontraproduktive "Kinderbetreuungsstätten" etc.) Gerade der "Sozialstaat" ist ja der wahrscheinlich sogar wesentlichste Grund, daß der schöpferische Mut, die Verantwortung für das eigene Leben so niedersank, und deshalb sank nämlich auch die Geburtenrate.

Gefragt ist die (Re-)Aktivierung persönlicher Verantwortung. Etwa von Unternehmern, VORRANGIG arbeitslose Familienerhalter einzustellen, wenn einen solchen dieses Schicksal ereilt. Das ist etwa eine soziale Pflicht, die aber nicht per Gesetz geregelt werden kann, sondern in die Einzelentscheidung gehört. Und solche Unternehmer, übrigens, gibt es nach wie vor. Der VdZ kennt solche, und er kennt große Unternehmen, die solche Prinzipien sozialer Verantwortung immer noch erfüllen. Wie bei diesem einen großen Industrieunternehmen mit tausenden Beschäftigten im Mostviertel, in dem Familienhintergrund bei Fragen nach Personaleinstellung oder (auch das kommt vor) -entlassungsnotwendigkeiten oberste Priorität hat.

Es gibt dabei aber sogar ganz bestimmte Sonderinteressen, die genau solche Verantwortlichkeiten unterlaufen wollen, was oft sogar noch als positiver Wert der "Nichtdiskriminierung" oder "Objektivierung" vorgeheuchelt wird. Es bestünde sogar eine gewisse Pflicht von Frauen, zugunsten der Männer auf ihre Arbeitsstelle zu verzichten, und sich um Haus und Heim zu kümmern. Womit plötzlich sogar ein Kulturleben neu erwachen könnte, das diesen Namen wieder verdient. Denn was immer auch behauptet wird: der volks- und invidividualwirtschaftliche Mehrwert sagen wir der Doppelbeschäftigung eines Ehepaares ist nicht nur nicht gegeben, sondern verläuft negativ. Und das heute populäre Verwirklichungsgequatsche der Frau im Beruf ist eben nicht mehr: als ein Gequatsche. das auf dem Irrtum aufbaut, "Talent" wäre abstrakt möglich und sinnvoll.** Talent und Stellung im Leben, als Stand, sind zwei völlig andere menschliche Bereiche, die ganz andere Ebenen haben. Sicher nie begründet Talent "Anspruch" auf Lebensstellung. (Das verhält sich nicht einmal bei Nicht-Gesellschaftsgliedern wie Künstlern sehr viel anders.) "Materieller Zugewinn" bei Doppelverdienern (als "Notwendigkeit" für engere Familienplanung oft vorgebracht) ist desgleichen Unsinn, in der Regel nur optische Täuschung durch (politisch gewollte) verschleierte Verlagerungseffekte.***

Aber sage man das heute ...! Also sage man es endlich heute! Ja, das bräuchte ... oh mein Gott! ... MUT! Mut zur Insecuritas! Schöpferisch begriffene Zukunft! Weil es da aber ums Arscherl ziehen würde, wurschteln wir doch lieber gleich mit der sicheren Gegenwart. Das nennen wir dann auch noch "verantwortliche Planung", und schon stimmt die Rechnung wieder. Seltsam, daß "Alternativlosigkeit" genau so klingt.


Morgen Teil 3) Wer drei Kinder für ideal hält -  ANATHEMA SIT. 
Der sei ausgeschlossen.




***

Von der Armut, die Armut gar nicht kennt (1)

Vielleicht ist es an der Zeit, den Begriff der Armut - der an dieser Stelle bereits vor geraumer Zeit umfassend durchgesprochen wurde - noch einmal durchzudenken, um inmitten des vielen und unausgesetzten Geredes um Armut die Orientierung durch Rückführung auf das Grundproblem nicht zu verlieren. 

Denn Armut ist ja keineswegs einfach mit "geringer Güterverfügung" gleichzusetzen, fast sogar im Gegenteil. Arm im richtigen Sinn kann sogar nur sein, wer die Güter hochschätzt, und zwar über das Verlangen nach ihnen weit (!) hinaus, ja von völlig anderer Qualität. Von Armut scharf zu unterscheiden ist nämlich das Elend. Daß gerade die größten Armutsquatscher der Gegenwart in Wirklichkeit eine Förderung des Elends verlangen, ist dabei sehr typisch.

Armut hat mit der Angepreßtheit an das Ewige zu tun, das in die Welt und ihre Zeit (als Nacheinander) - zeitlos! - hereinragt. Deshalb wird die Armut auch in ihrem geistigen Wert so hochgepriesen. Denn nicht der ist arm, der ein kleines Auto fährt oder nur 1000 Euro im Monat verdient. Sondern der, der um die Hinfälligkeit allen Irdischen weiß, und deshalb seinem jederzeitigen Besitz rechnet. Der sein Leben, seine Existenz eben nicht auf irdische Berechnung aufbaut, sondern jeden Augenblick in der Erwartung des Einbruchs des Schöpferischen lebt. Der die Angst kennt, die immer wieder aufsteigt, weil er weiß, daß auch sein nächster Schritt ein Schritt ins Ungewisse ist, das Morgen unplanbar ist, und der trotzdem, zitternd gar, voranschreitet, Tag für Tag, Tat für Tat - DER lebt arm. Weil er sich an die Brust Gottes wirft, den Herren der Schöpfung, weil er darin auch etwas Seltsames lernt: ins Sein zu vertrauen. Nirgendwo mehr Gottvertrauen, als bei den wirklich Armen!

Denn der befindet sich tatsächlich in der seltsamen Situation - aufgrund des geistigen Reichtums, den er sammelt - daß sein Besitzstand an Gütern fast zwangsläufig hinter dem hinterherhinkt, oft sogar erheblich, als ihm zur Entfaltung "zustünde", wodurch auch immer bedingt, aber durchaus  nicht immer "falsch" oder "zu beseitigen". Daß dem Armen zu helfen ein Gebot der Gerechtigkeit ist, gründet aber darin.

Armut deshalb einfach durch soziale Maßnahmen pauschal und abstrakt besiegen zu wollen, die noch dazu stets so aussehen, daß existentielle Sicherheit durch irdische Maßnahmen geboten bzw. verlangt werden soll, räumt damit aber genau das Segensreiche der Armut aus dem Weg. Sie nimmt dem Armen jene Situation, in der ein Mehr an Gütern durchaus Gerechtigkeit wäre, zu der der "arme Reiche" aufgefordert wäre (woraus eben erst eine soziale Pflicht des Kapitals abzuleiten wäre). Denn sie gilt ja nicht zufällig als wesentlicher evangelischer Rat. Und nur in diesem Sinn spricht die Kirche immer schon von der Armut als ihren eigentlichen "Schatz". Es wäre anders verstanden ja zynisch. 

Deshalb ist der, der monatlich 6000 Euro verdient, aber sich in jedem Augenblick auf jener Nadelspitze weiß, die ihn beim nächsten Schritt ins Nichts fallen lassen kann, weit ärmer - im "guten" Sinn - als der, der 1000 Euro per festem Beamtengehalt aufs Konto erhält, oder sich in einer Situation des Anspruchs weiß, den er auch mit Rechtsapparaten einfordern kann. Während er sogar eine Pflicht hat, die Güter der Erde zu mehren, zu entwickeln - wie im Mäzenatentum der Kunst beispielhaft. Ja, er schafft damit kraft seiner Möglichkeiten auch dem (wirklichen) Armen Hoffnung, weil verfügbare geistige Quelle, aus der wahre, gute Armut lebt, indem er das Fenster zur Ewigkeit weiter aufstößt.

Wer die Armut besiegen möchte, und mehr Güter besitzt, muß deshalb Kathedralen und Paläste bauen! So wird er die Fähigkeit der Menschen zur Schönheit - und damit zum Überwinden allen Elends - fördern. Die größten und prächtigsten Heiligtümer sind auf diese Weise entstanden, keineswegs nur durch "Reiche", sondern vor allem durch den Gottesdienst der Besitzlosen.

Ersterer Armer wird jedes Ding schätzen, das er zu erwerben vermag, damit es sein Leben noch besser darstellen kann (denn das ist die Pflicht, weil der Sinn der Welt), weil er durch das Schöne sein Leben heben kann. Der Arme wird deshalb den Reichen schätzen, und zwar nicht im Pragmatismus des Neids, in der Haltung der Gier, selbst auch so viel besitzen zu wollen. Und darin bewußt oder unbewußt die Ewigkeit schätzen, die hinter ihm steht, vor allem: die Schönheit fördern und bejahen, aus der der Mensch alleine lebt. Er weiß um deren Zerbrechlichkeit und ihre Gnadenhaftigkeit, und er weiß es aus dem Erfahren des Wesens von schöpferischen Prozessen. Niemand demütiger als der Schaffende, an dessen Werktisch der Totenkopf prangt!


Morgen Teil 2) Warum der amerikanische Traum sogar ein bißchen wahr und gut ist




*240115*

Freitag, 23. Januar 2015

Das wird ein ziemlicher Aufprall

Es ist einfach nur noch amüsant, und war so vorhersehbar, und wurde an diesem Ort schon vor fast zwei Jahren bereits vorhergesagt, wie sich der Papst, der Vatikan windet und windet, um Aussagen richtig zu stellen, die die böse böse Presse weltweit "entstellt" und "aus dem Zusammenhang gerissen" hat.

Tja, dumm gelaufen, was? Er hat natürlich auch das mit den Karnickeln gar nie so gemeint, und er schätze die kinderreichen Familien natürlich überaus, und außerdem sei das mit den drei Kindern doch auch ganz anders gemeint gewesen ...

Seltsam, sehr seltsam. War da nicht einmal was mit: "Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein"?

Guter Herr Babschd! Es gilt für Seine Heiligkeit nicht weniger als für jeden Fuzzi aus Unterdummstätten: Wenn immer das Gegenteil rauskommt bei dem, was man macht, sollte man sich überlegen, ob man davon etwas versteht. Und es eher dann lassen.

Dabei wollte er nur sagen das man auch Verhüten kann und darf auch wenn man Katholik ist.
Es ist ein weiterer Schritt in die Moderne Zukunft der Katholischen Kirche mit Franziskus.
Wir haben lange auf so einen Papst gewartet.
Nur so zum Drüberstreuen: Ein Poster im Kurier hat genau auf den Punkt gebracht, wie diese Papstaussage bei den Menschen angekommen ist. Auch der VdZ hat es genau so beobachtet. Was schreibt also der Poster?

Dabei wollte er nur sagen das man auch Verhüten kann und darf auch wenn man Katholik ist.
Es ist ein weiterer Schritt in die Moderne Zukunft der Katholischen Kirche mit Franziskus.
Wir haben lange auf so einen Papst gewartet.
Dabei wollte er nur sagen das man auch Verhüten kann und darf auch wenn man Katholik ist.
Es ist ein weiterer Schritt in die Moderne Zukunft der Katholischen Kirche mit Franziskus.
Wir haben lange auf so einen Papst gewartet.
Dabei wollte er nur sagen das man auch Verhüten kann und darf auch wenn man Katholik ist.
Es ist ein weiterer Schritt in die Moderne Zukunft der Katholischen Kirche mit Franziskus.
Wir haben lange auf so einen Papst gewartet.
"Dabei wollte er nur sagen das man auch Verhüten kann und darf auch wenn man Katholik ist.
Es ist ein weiterer Schritt in die Moderne Zukunft der Katholischen Kirche mit Franziskus.
Wir haben lange auf so einen Papst gewartet."
Dabei wollte er nur sagen das man auch Verhüten kann und darf auch wenn man Katholik ist.
Es ist ein weiterer Schritt in die Moderne Zukunft der Katholischen Kirche mit Franziskus.
Wir haben lange auf so einen Papst gewartet.
Dabei wollte er nur sagen das man auch Verhüten kann und darf auch wenn man Katholik ist.
Es ist ein weiterer Schritt in die Moderne Zukunft der Katholischen Kirche mit Franziskus.
Wir haben lange auf so einen Papst gewartet.

Und selbst, wenn es dialektisch gemeint war, werter Herr Papst, es traf auf den Punkt: Alleine DEN Schaden wieder gutzumachen, werter Herr Bergoglio aus Argentinien, da haben sie genug zu tun, bis Sie das Zeitliche segnen. Das Kasperltheater hat außerdem gerade erst begonnen. Gewöhnen Sie sich besser gleich mal an etwas weniger "Zustimmung", indem Sie zukünftig ziemlich die Schnauze halten. Das macht die Aufprallhöhe beim Jüngsten Tag vielleicht noch etwas niedriger. Der Rest steht ohnehin bereits bei Dante. Denn dann wird nach Taten gefragt, Liebe nicht nach Grinsgrimassen bemessen, und nicht nach lockeren Statements nach dem dritten Martini vor lockeren Journalisten gesucht, die schon wissen, wie Sie das gemeint haben.

Oh, Sie sind entsetzt, werter Papst? Sie wollten doch endlich und einfach nur das Amt so richtig kreativ interpretieren? Tja, irgendwie kreativ war das ja tatsächlich. Es hat Neues geschaffen. Einen Papst, der mit seiner unsittlichen Quatscherei jeden Katholiken in diesem Land zum Deppen der Nation macht - das hatten wir tatsächlich noch nie. 

Sie brauchen sich auch gar nicht mehr mit Anrufen oder Brieflein melden (und den Unsinn auf Twitter sollten sie sowieso sofort einstellen, er macht alles nur noch schlimmer).  Wir haben keine Zeit. Denn wir haben genug zu tun, um die Häresien, die Sie da in die Welt setzen, bei den einfachen Gläubigen am Fuzzelplatz oder in der Hintersteingasse wieder geradezubiegen. Selbst hyperkatholische Webseiten kommen kaum noch nach "richtig"zustellen und "richtig" zu interpretieren, was Sie so alles von sich geben.

Immerhin, Sie haben uns das Fürchten gelehrt. Wenn das auch so ganz anders ist als wir uns die Furcht des Herrn vorgestellt haben. Es ist nämlich ein Zittern, was dieser Ausgeflippte morgen wieder vom Balkon am Petersplatz daherquatschen wird, und wie wir das bei unseren Nächsten zwei Türen weiter wieder geraderücken, der uns grinsend (und mit so einem seltsamen Triumph um seine Lippen) vom Balkon zuwinkt, wenn wir von der Sonntagsmesse heimgehen. Natürlich hat er nämlich recht: Er hat es ja immer gesagt. Jetzt sagt es auch der Papst.

Aber WIR, werter Herr Papst, wir haben es nicht so einfach wie Sie. Wir hängen mit einem Ohr stets am depositum fidei. Wir haben kein Amt, das uns quasi Sakrosanktheit garantiert*, wie fürchten täglich neu um unser Heil. Und wir haben ein ziemlich scharf gestelltes Gewissen. Unser Ohr hängt leider nicht an Newsweek oder Corriere della Siera, um befriedigt zu glucksen, weil wir wieder einmal gut bei den Leuten angekommen sind.


P. S. Den Faustschlag für die Beleidigung der Mutter dees VdZ haben Sie sich ganz sicher auch mit dieser angeblich zerknirschten Reaktion nicht erspart.




*Übrigens, muß ja ein irres Gefühl sein, jemand zu sein, der einfach so überhaupt nur Wahrheit sagen und denken und tun kann! Muß doch der helle Wahnsinn sein, so durch die Welt oder durch den Vatikan zu rennen, und alle hauen sich auf den Bauch, weil es ja alles "100 %ig" stimmt, was man tut oder sagt. Nicht? Stimmt nicht alles? Zeigen Sie uns dann, wie sich Jesus entschuldigt, weil er sich auch mal vertan hat? Interessante Perspektive. Vielleicht hat Jesus es ja auch nicht so gemeint? Müßte man drüber nachdenken, danke für den Tip.




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Zukunft muß geschaffen werden (1)

Nun wurde der VdZ gefragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hätte, so, wie in einem Blog-Beitrag vor ein paar Tagen, quasi zu verlangen, ein Paar solle sich einfach auf die Wundermacht Gottes verlassen und froh vor sich hin Kinder (oder Karnickel, die beiden Worte sind ja neuerdings Synonyme) in die Welt setzen. Ob der VdZ denn noch nie davon gehört habe, daß die Gnade der Natur folge weil sie voraussetze, und daß der Mensch doch dazu angehalten sei, seinen Verstand zu gebrauchen? Daraus also folge, schreibt Leser V in einem Mail, daß es sehr wohl eine katholische Pflicht zur "verantworteten Elternschaft" gebe, und die müsse auf sehr realen Voraussetzungen und Einschätzungen aufbauen.

(Höhöhö, mal langsamer die Pferde, junger Mann, das sei noch zwischengeschoben: Wischen Sie sich den Wutgeifer vom kaum bebarteten Mündelein - ich beziehe mich ganz frech auf Ihr mitgesandtes Bildnis, das sind doch Sie? - und übersehen Sie mal nicht, daß gerade oft in den wildesten Texten an diesem Örtlein ein klitzekleines Augenzwinkern versteckt ist. Sie müssen es nur sehen wollen, es ist da, hier ... rechtes Auge ... gesehen! Aber nun weiter im Text.)

Werter V, antwortet hiemit der VdZ, der wie üblich (das war so nicht geplant, werter V? es ist hier häufig; verstehe, Sie sind nicht regelmäßiger Leser, wurden nur aufmerksam gemacht, alles klar) die versammelte Leserschaft der ambrosius.konnotationen öfter mal in solche Korrespondenzen als Kiebitze mit einbezieht. Der VdZ hat tatsächlich ein nicht geringes Problem mit dem Begriff der "verantworteten Elternschaft".

Denn es stimmt zwar, was Sie schreiben, es stimmt aber nicht, wenn man die Wirklichkeit und damit die Zukunft unangemessen beschränkte und zu einem Summenspiel degradierte. Und deshalb stimmt es überhaupt nicht. Denn menschliches Handeln, wenn es denn ein solches sein will, und nicht ein bloßes Verfolgen eines technischen Ablaufs, ist zukunftsgerichtet. Aber es ist zukunftsgerichtet, weil es genau damit und NUR damit Zukunft SCHAFFT. Das heißt nicht weniger als daß der Mensch sich immer mit Aufgaben zu konfrontieren den Mut haben muß, die er noch gar nicht kennt, die er aber als Herausforderung an- und aufzunehmen bereit ist. Weil er im Morgen in ein Heute tritt, das er selbst verändert und zu einem heute gemacht hat, aus dem er wiederum ein Morgen macht. Das nicht einfach vor ihm liegt! Das zu glauben ist nur Macht der Gewohnheit. Das Morgen ist vielmehr Frucht eines schöpferischen Heute. Schöpferisches Leben hat deshalb immer eine gewisse Unplanbarkeit und Offenheit zur Grundlage.

Leben, Welt, Zukunft zu gestalten - Geschichte zu machen, im wahrsten Sinn - heißt immer einen Schritt in die Insecuritas, das Ungewisse zu machen, es zu wagen. Erst in dieser Hingabe an das eigentlich Schöpferische - Gott - wird sich auch schöpferisches Werden vollziehen, das mehr ist als bloßes Fazit, als bloße Summe aus der Gegenwart. Denn das ist keine Zukunft, das ist keine Geschichte, das ist nur Verhängnis und Unfreiheit.

Am konkreten Beispiel - der vielzitierten "verantworteten Elternschaft bzw. Familienplanung" -  gesagt könnte so eine Überlegung, so eine Vernunft deshalb so ausschauen, daß es genügt, wenn ein Paar sich guter Gesundheit und halbwegs normalen Verstandes erfreut, zwei gesunde Hände hat, um sich auch für Nachwuchs zu öffnen. 

Dieser Mut ist freilich auch zugleich ein Ausweis für Sittlichkeit. Er ist ein Ausweis für ein Leben mit Gott, das wagt der VdZ so zu sagen. Er ist deshalb graduell gewiß bei einzelnen Menschen oder Paaren verschieden. Aber er ist es, der in einem Leben mit Gott allmählich wächst, das kann gar nicht anders sein, es sei denn, Gott wird immer wieder aus dem Leben hinausgedrängt und es kommt zu keinerlei Wachstum im Sinne eines immer schöpferischeren, gnadenvollen Leben bzw. Leben mit der Gnade. Nur dort liegt deshalb auch das individuelle Maß, in dem jemand in seiner Entscheidung offen für eine schöpferische Zukunft ist. Dieses Maß kann niemand von außen festsetzen, und es kann auch nicht in einer "Normfamilie" liegen, sagen wir "drei Kinder sind ideal". Solche Aussagen sind purer Unsinn.

Denn schon aus dem bisher Gesagten läßt sich klar sagen, daß es SEHR WOHL ein Merkmal katholischer Familien und Ehepartner ist, viel Nachwuchs zu haben. Wenn auch der Umkehrschluß nicht unbedingt gilt, daß eine große Kinderschar auch einfach schon auf Katholizität schließen ließe. In jedem Fall ist die Offenheit fürs Leben ein enorm, ja: ENORM hohes Gut. Auch wenn die Eltern nicht getauft sind.


Morgen Teil 2) Der Herrgott, der das Graserl schickt. 
Wir, denen das nicht reicht.





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