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Dienstag, 27. Januar 2015

Mehrfachmühlen (1)

Wer das alte Brettspiel "Mühle" kennt die Ausweglosigkeit der Situation einer Doppel- oder gar Mehfachmühle. Egal welchen Zug man tätigt, man kann nicht mehr verhindern, daß der nächste Zug des Gegners wieder eine Mühle schließt, bei klugem Ziehen gar verhindert, daß man im Endspiel selbst noch eine Mühle aufbauen kann, um dann den finalen Zug zu setzen - sodaß man verloren hat.

In solch eine Situation dürfte die Japanische Volkswirtschaft durch den öffentlichen Haushalt bereits geraten sein, und was sich für die nächsten Jahre und Jahrzehnte abzeichnet gleicht einem Spiel der Ausweglosigkeit. 

Schon seit vielen Jahren hat bekanntermaßen die Japanische Politik durch starke Eingriffe in die Volkswirtschaft versucht, den Wohlstand im Lande erst in Rekordtempo aufzubauen, dann zu halten, und schließlich immer wieder zu retten. Erst war schon der rasante Aufbau Japans als Exportmacht ab den 1970er Jahren nur durch Kreditfinanzierung (durch private Unternehmen) nur durch hohe Verschuldung möglich. Schulden leben ja bekanntermaßen nur davon, daß es Perspektiven gibt, Zukunftshoffnungen, die durch zukünftige Gewinne, die wiederum nur durch vorgezogene Investitionen bzw. Ausgaben erwirtschaftbar sind, rückzahlbar bleiben. Dies alles getragen von einer optimistischen Sicht eines jeweils höheren Gewinnwachstums, vergleichen mit den Zinsen- und Tilgungsraten. Dabei werden Kredite in erster Linie eben durch diese Anlagen (die durch die Kredite errichtet werden) besichert. Wertgesichert. 

Nur ist eben Wert eine stachelige Frucht. Und das hat sich in Japan gezeigt. Das Spiel ging nämlich nur so lange gut, und hat Japans Volkswirtschaft vor allem durch extreme Exportorientierung auf Platz 2 der Welt katapultiert, als es einen Immobilienmarkt gab, der einerseits hohe Nachfrage aufwies, und anderseits dadurch ständig steigende Immobilienpreise (und damit die Kreditdeckung und -werthaltigkeit) gekennzeichnet ist. Japan hat aber nun Ende der 1980er Jahre dassselbe wie die USA  2008 erlebt. Die Immobilienpreise fielen, die Zinsen waren bereits hoch, weil der Kapitalbedarf ständig gewachsen war, ausländisches Kapital angelockt werden sollte, die Zinsen stiegen  auch weltweit, die Zinsen im Inland stiegen noch weiter, bis zum Punkt Omega, an dem die Immobilienpreise endgültig in den Keller fielen. Wir vereinfachen die Vorgänge in der Schilderung.

Binnen weniger Monate und noch weniger Jahre stand jedenfalls die kreditbasierte Volkswirtschaft Japans ohne Hosen da. Banken mit enormen Summen nun ungedeckter, wertloser Kredite drohten zu fallen, denn sie konnten sich nicht mehr refinanzieren, und Japan hätte vermutlich einen gewaltigen Wirtschaftszusammenbruch erlebt. Mit einer Besonderheit: Japanische Unternehmen, japanische Banken haben sich traditionell vor allem im eigenen Land refinanziert.

Also griff die Regierung massiv ein. Sie rettete mehrere japanische Banken, und rettete damit auch die japanischen Exportunternehmen. Refinanziert wurde das Programm (wie zuvor traditionell die Banken) durch Kredite im eigenen Land. Das japanische Volk also versuchte, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Geführt von Regierungen, die nun mit immer häufigeren Eingriffen in die Finanzwirtschaft des Landes einzelne Parameter aufrechtzuhalten, die durch freie Marktbewegungen das Insgesamt des Wohlstandsniveaus gefährden konnten. Mal waren die Zinsen zu hoch, Kapital floß zu, die Inflation stieg, die Zinsen wurden gesenkt, dann waren die Preise zu niedrig, der Kapitalnachschub sank, wurde zu gering ... Und das mit einem öffentlichen Budget, dessen Verschuldungsgrad durch die ständigen Eingriffe, durch immer wieder aufgelegte Investitionsprogramme, um die Wirtschaft wieder auf Touren zu bringen, womit man eben einfach Geld unters Volk brachte, auf mittlerweile 250 % des jährlichen BIP angestiegen war. Sodaß auch die Möglichkeit zu weiterer Intervention immer schwieriger wurde.

Denn die japanische Volkswirtschaft zeigte in ihrem Verhalten längst ganz merkwürdige Tendenzen: Sie wurde mehr und mehr unsteuerbar. Die Faktoren wurden so komplex und ineinander verschachtelt, daß sämtliche Volkswirtschaftstheorien versagten, wenn es ums Insgesamt der japanischen Volkswirtschaft ging. Weil sich Wirkmechanismen zeigten, die sich in ihrer Komplexität jeder auch nur mittelfristigen Berechenbarkeit und Steuerbarkeit mehr und mehr entzogen. Selbst die massiven, und oft genug widersprüchlichen Eingriffe der letzten Jahre, die immer mehr Faktoren, die einen freien Markt bestimmen, durch immer weitere Staatseingriffe quasi lahmlegen mußten und müssen, versagen meist schon nach wenigen Monaten.

Daß Japan immer noch als prosperierende Volkswirtschaft gilt, hat es dabei vor allem einigen sehr japanischen Umständen zu verdanken: Dem starken Gemeinschaftssinn des Volkes, das bereit ist, viel hinzunehmen, sich vielem zu fügen, und vor allem viel zu geben, um das Heilige Japan zu retten. Damit konnte Japan bis heute seine Exportmärkte, seine nominelle Wirtschaftsleistung erhalten, ja weiter steigern. Denn die Verschuldung  ist eine Verschuldung im eigenen Land. Der japanische Arbeitnehmer also finanziert jenes Unternehmen mit seinen Ersparnissen, mit seinem Lohnverzicht, mit seiner Arbeitsleistung, das ihm am Monatsende seinen Lohn überweist - im Grunde also: sein eigenes Geld. Woraus sich viel über das Wesen des Geldes ablesen läßt, das Umlauf braucht, Leistung, und - Hoffnung, Zukunft.




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