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Samstag, 31. Januar 2015

Ein üblicher US-Kriegsfilm - Kriegsverbrechen und der Weg des Guten (2b)

Teil 2b) Wo das Böse aber herkommt? 
Nicht von dort, wo es die Amerikaner uns weismachen wollen.




Denn der Mythos zählt, auch der des "demokratischen" Amerika, das bis in den Schützengraben demokratisch - praktisch - gut bleibt. Wo plötzlich sogar noch etwas passiert,  man könnte zur Auffassung kommen daß das sogar deutlich zu sehen ist: Daß nämlich diese amerikanische Art der Kampftaktik einer Volksseele durchaus sehr entspricht. Eine Volksseele, die alles andere als starke Persönlichkeiten hervorbringt, sondern weichliche, schwache Charaktere. Der enorm hohe Prozentsatz von Psycho-Patienten unter Soldaten als Folge der amerikanischen (Nicht-)Kriege der letzten Jahrzehnte hat doch eine Aussage!

Die einengende Befehlstaktik, schon gar eine substantiellere Durchleuchtung amerikanischer seelischer Grundverfaßtheit, ist für Heldenepen also recht wenig geeignet. Sie ist nicht das, was "Größe" hervorbringt, sondern in der Realität trifft sie auf Weinerlichkeit, Nervenzusammenbrüche und Niedrigkeiten. Und so ist es auch gar nicht zufällig, daß hier die Amerikaner 1945 (!) in Deutschland als "underdogs" dargestellt werden, als zahlenmäßig wie qualitativ (in der Ausrüstung) unterlegen. Die beängstigend sichtbaren Kondensstreifen an einer Stelle, die einen der nächsten Vernichtungsangriffe auf eine deutsche Stadt andeuten, sind fern, als gehörten sie nicht zur Szenerie.

Unterlegenheit aber ist eine wichtige Zutat. Das Wesen eines Helden ist ja, daß er aus eigener Sittlichkeit und Entschlossenheit den Ereignissen eine schöpferische Wende gibt, und zwar auch unter Hingabe des Lebens, ganz der Sache treu. Schöpferisch eben, weil sie auf einzelnem menschlichem Willen beruht, der sich nicht von Erlebtem, vom bloßen sinnlichen Gefühl bestimmen läßt. 

Umgekehrt wäre ein Konzession an den bösen Feind, Deutschland in diesem Fall, der menschlichen Freiheit im Felde zumindest einen höheren Wert beizumessen, als die Guten, die Amerikaner es taten und tun, ein eher peinlicher Fauxpas. Er könnte gar den amerikanischen Kampf "gegen das Böse" in Frage stellen, weil das Urteil darüber etwas ambivalenter machen. Gleichzeitig muß diese amerikanische, psychologische Schwäche der Persönlichkeiten der Soldaten verklärt werden: und so wird sie zum ins Sentimentalische verkehrten Ausweis ganz besonderer Menschlichkeit, der in der Entschlossenheit oder Zähigkeit des Gegners das Böse selbst fanatisch und unfrei gegenübersteht.  Weshalb der böse Feind in diesem Film auch noch mit überlegenem Material dargestellt wird.* Ja, auch zahlenmäßig ist man selbst unterlegen. Da marschiert im April 1945 eine wie aus dem Ei gepellte SS-Kompanie durch die Landschaft, um sich der fünf Amerikaner in ihrem defekten Panzer anzunehmen, und wird natürlich dahingemetzelt wie Schnee auf der Fensterscheibe.

Eine Verkehrung dessen also, was Persönlichkeit überhaupt ist. Und eine fatale Verkennung dessen, was das Böse so leicht ausbrechen läßt - die Schwäche der Persönlichkeit, auch wenn sie nur temporär ist. Situationsrelativ. Und nicht als quantitativ eindeutig zu kategorisierende Härte einer Situation. Auch ein Brad Pitt macht sich (wie so viele! das Besprochene ist sogar eine Berufskrankheit der Gegenwart!) also lächerlich, wenn er - als "Schauspieler" - meint, bei jedem Toten ein tragisch zerquältes Gesicht aufsetzen zu müssen, in dem er zeigen möchte (oder muß, quasi, man kennt sie ja, die Regisseure), daß er nur deshalb nicht nervlich zusammenbricht, weil er seine Menschlichkeit bereits unterdrückt hat. Weil zum Gegenteil: es Persönlichkeit sogar ist, das Halten der sachlichen Maske, die das Böse bewirkt, während die Ausgeliefertheit an das Erlebte zum Ausweis des Guten erhoben wird. 

Die Szene, in der der blutjunge Rekrut denn doch zum Mörder wird (und sein erstes Kriegsverbrechen begeht, womit er zum Soldaten initialisiert wird), könnte, ja müßte man genau so deuten. Während sein Gut-sein zuvor eines des Zusammenbruchs ist. So, wie danach, als das Mädchen, das er eine Stunde zuvor vergewaltigt, so muß man das nämlich nennen, der Film beschönigt es völlig unzulässig, ja stilisiert es sogar zum "Leben" selbst, wenn dieses junge Mädchen nun vom Bösen - deutschem Granatenfeuer - getötet wird.

Somit drehen in amerikanischen Filmen, speziell über den 2. Weltkrieg, mit gewissem posthoc-Rechtfertigungsmotiv also, die Macher regelmäßig die Fakten um. Nun sind es die Amerikaner, die frei und heldenhaft entscheiden, und einer simplen, vermaßten, hörigen deutschen Schießbudenarmee gegenüberstehen. Das passiert auch in "Herz aus Stahl".




*Was im Fall der Panzer (wie bei den deutschen Maschinengewehren, die eine höhere Schußfolge hatten, auch das wird im Film dargestellt, wenn man es weiß) sogar stimmt, der Tiger-Panzer war vom technischen Standpunkt her den amerikanischen Sherman deutlich überlegen. Aber auf das Kampfgeschehen insgesamt hat es sich nur mehr wenig ausgewirkt, schon alleine aus Treibstoff- und Materialmangel. Die amerikanische Strategie war eben Masse, mit der man den Feind erdrückt. Mittelfristig der sicherste Weg zum Erfolg.





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