Teil 2b) Wo das Böse aber herkommt?
Nicht von dort, wo es die Amerikaner uns weismachen wollen.
Denn der Mythos zählt, auch der des
"demokratischen" Amerika, das bis in den Schützengraben demokratisch -
praktisch - gut bleibt. Wo plötzlich sogar noch etwas passiert, man
könnte zur Auffassung kommen daß das sogar deutlich zu sehen ist: Daß
nämlich diese amerikanische Art der Kampftaktik einer Volksseele
durchaus sehr entspricht. Eine Volksseele, die alles andere als starke Persönlichkeiten
hervorbringt, sondern weichliche, schwache Charaktere. Der enorm hohe
Prozentsatz von Psycho-Patienten unter Soldaten als Folge der
amerikanischen (Nicht-)Kriege der letzten Jahrzehnte hat doch eine
Aussage!
Die
einengende Befehlstaktik, schon gar eine substantiellere Durchleuchtung
amerikanischer seelischer Grundverfaßtheit, ist für Heldenepen also
recht wenig geeignet. Sie ist nicht das, was "Größe" hervorbringt,
sondern in der Realität trifft sie auf Weinerlichkeit,
Nervenzusammenbrüche und Niedrigkeiten. Und so ist es auch gar nicht
zufällig, daß hier die Amerikaner 1945 (!) in Deutschland als
"underdogs" dargestellt werden, als zahlenmäßig wie qualitativ (in der
Ausrüstung) unterlegen. Die beängstigend sichtbaren Kondensstreifen an
einer Stelle, die einen der nächsten Vernichtungsangriffe auf eine
deutsche Stadt andeuten, sind fern, als gehörten sie nicht zur Szenerie.
Unterlegenheit
aber ist eine wichtige Zutat. Das Wesen eines Helden ist ja, daß er aus
eigener Sittlichkeit und Entschlossenheit den Ereignissen eine
schöpferische Wende gibt, und zwar auch unter Hingabe des Lebens, ganz
der Sache treu. Schöpferisch eben, weil sie auf einzelnem menschlichem
Willen beruht, der sich nicht von Erlebtem, vom bloßen sinnlichen Gefühl
bestimmen läßt.
Umgekehrt
wäre ein Konzession an den bösen Feind, Deutschland in diesem Fall, der
menschlichen Freiheit im Felde zumindest einen höheren Wert
beizumessen, als die Guten, die Amerikaner es taten und tun, ein eher
peinlicher Fauxpas. Er könnte gar den amerikanischen Kampf "gegen das
Böse" in Frage stellen, weil das Urteil darüber etwas ambivalenter
machen. Gleichzeitig muß diese amerikanische, psychologische Schwäche
der Persönlichkeiten der Soldaten verklärt werden: und so wird sie zum
ins Sentimentalische verkehrten Ausweis ganz besonderer Menschlichkeit,
der in der Entschlossenheit oder Zähigkeit des Gegners das Böse selbst
fanatisch und unfrei gegenübersteht. Weshalb der böse Feind in diesem
Film auch noch mit überlegenem Material dargestellt wird.* Ja, auch
zahlenmäßig ist man selbst unterlegen. Da marschiert im April 1945 eine wie aus dem Ei gepellte SS-Kompanie durch die Landschaft,
um sich der fünf Amerikaner in ihrem defekten Panzer anzunehmen, und
wird natürlich dahingemetzelt wie Schnee auf der Fensterscheibe.
Eine
Verkehrung dessen also, was Persönlichkeit überhaupt ist. Und eine
fatale Verkennung dessen, was das Böse so leicht ausbrechen läßt - die
Schwäche der Persönlichkeit, auch wenn sie nur temporär ist.
Situationsrelativ. Und nicht als quantitativ eindeutig zu
kategorisierende Härte einer Situation. Auch ein Brad Pitt macht sich
(wie so viele! das Besprochene ist sogar eine Berufskrankheit der
Gegenwart!) also lächerlich, wenn er - als "Schauspieler" - meint, bei
jedem Toten ein tragisch zerquältes Gesicht aufsetzen zu müssen, in dem
er zeigen möchte (oder muß, quasi, man kennt sie ja, die Regisseure),
daß er nur deshalb nicht nervlich zusammenbricht, weil er seine
Menschlichkeit bereits unterdrückt hat. Weil zum Gegenteil: es
Persönlichkeit sogar ist, das Halten der sachlichen Maske, die das Böse
bewirkt, während die Ausgeliefertheit an das Erlebte zum Ausweis des
Guten erhoben wird.
Die
Szene, in der der blutjunge Rekrut denn doch zum Mörder wird (und sein
erstes Kriegsverbrechen begeht, womit er zum Soldaten initialisiert
wird), könnte, ja müßte man genau so deuten. Während sein Gut-sein zuvor
eines des Zusammenbruchs ist. So, wie danach, als das Mädchen, das er
eine Stunde zuvor vergewaltigt, so
muß man das nämlich nennen, der Film beschönigt es völlig unzulässig,
ja stilisiert es sogar zum "Leben" selbst, wenn dieses junge Mädchen nun
vom Bösen - deutschem Granatenfeuer - getötet wird.
Somit drehen in amerikanischen Filmen, speziell über den 2. Weltkrieg, mit gewissem posthoc-Rechtfertigungsmotiv also,
die Macher regelmäßig die Fakten um. Nun sind es die Amerikaner, die
frei und heldenhaft entscheiden, und einer simplen, vermaßten, hörigen
deutschen Schießbudenarmee gegenüberstehen. Das passiert auch in "Herz aus Stahl".
*Was
im Fall der Panzer (wie bei den deutschen Maschinengewehren, die
eine höhere Schußfolge hatten, auch das wird im Film dargestellt, wenn
man es weiß) sogar stimmt, der Tiger-Panzer war vom technischen
Standpunkt her den amerikanischen Sherman deutlich überlegen. Aber auf
das Kampfgeschehen insgesamt hat es sich nur mehr wenig ausgewirkt,
schon alleine aus Treibstoff- und Materialmangel. Die amerikanische
Strategie war eben Masse, mit der man den Feind erdrückt. Mittelfristig
der sicherste Weg zum Erfolg.
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