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Mittwoch, 21. Januar 2015

Von der Pflicht, eine Religion kennenzulernen (2)

Teil 2) Wieweit und worin KANN ein christkatholischer Mensch
überhaupt einen Andersgläubigen lieben? Wieweit und worin MUSZ er das? 
(Plus die Anmerkungen zum ersten Teil)




Freilich, eben weil man nur lieben kann was man kennt, hätte ein Christ die Pflicht, um den Nächsten lieben zu können, ihn - und damit auch seine Religion - kennenzulernen. Aber handelt es sich hier nur darum? Steht diese Nächstenliebe überhaupt auf ihrem Fundament, das alleine sie nämlich tragen kann: dem der Liebe zu sich selbst? Vor allem aber: Um etwas lieben zu können ist es notwendig, seine Wirklichkeit zu erkennen. Denn man kann nur eine Wirklichkeit lieben. Etwas lieben heißt also keineswegs, das Schlechte, das also Nicht-Wirkliche des anderen, zu lieben oder einfach so zu tolerieren. Da schlägt Liebe sehr schnell zur Nicht-Liebe um. Insofern könnte, ja müßte man christliche Liebe als Liebe zur "anima naturaliter christianum" bezeichnen. Sie ist die Liebe zur Ebenbildlichkeit des Menschen zu Gott. Aber sie ist auch damit in gewisser Weise eine Liebe zur "Idee", die jeder Mensch verkörpert, und darin Liebe zu Gott. Richtet sich die Liebe nur auf das faktische Leibliche eines Menschen, wird sie sogar zum Götzendienst. Denn man DARF und KANN gar nicht ALLES an einem Menschen lieben. Dann wäre dieser ja vollkommen wie Gott.

Weil man nur das Gute lieben kann, Gott (der Dreifaltige, mit Christus, dem Sohn) aber das Gute selbst ist, kann man nur das Christliche oder (bedingt, also relativ) das aufs Christliche Hinweisende lieben. Eine andere Aussage ist dem Katholiken (bzw. als darin eingeschlossen: Christen) gar nicht möglich. Denn daß sich auch außerhalb der Kirche menschliches Heil vollziehen kann, ist nicht möglich zu glauben ("de fide", also Dogma). Der fleischgewordene Sohn Jesus Christus erst hat die Menschheit mit Gott versöhnt, den Menschen in diese göttliche Dimension, das Heil, hineingenommen, sofern es dieser annimmt - oder nicht.

Denn als Ebenbild Gottes ist der Mensch zur Freiheit (der Annahme oder Ablehnung) als Teil seines vollkommenen Menschseins begabt wie (als Notwendigkeit, das wird oft vergessen) aufgerufen. Freiheit und Heiligkeit sind Synonyme! Freiheit aber gibt es nur in der Wahrheit. Und Jesus Christus IST die Wahrheit, in Person. Er lehrt sie nicht nur, wie jeder andere Religionsstifter. Sein uns geschenktes Heil ist mehr als Lehre, es ist auf unübertreffliche Weise (und daß sie unübertrefflich ist, liegt schon in seiner Natur als Gott begründet, denn Gott KANN nur vollkommen sein, also muß das auch auf seine Offenbarung "einer für alle" zutreffen) "ganzheitlich".

Mehr, anderes ist bestenfalls angesichts der uns nicht ermeßlichen Barmherzigkeit Gottes zu hoffen, als Weg aber ist es nicht "zu empfehlen". Genau das führt ja auch zur Wertschätzung wahrer kultureller Werte, auch wenn sie in anderen Kulturkreisen vorzufinden sind. Sie sind das quasi materiale Moment, in das sich Gnade und Gottes Geist überhaupt erst ergießen kann, wie es dann in der Taufe bzw. den Sakramenten ganz real passiert. WENN sie solche denn sind, denn es gibt sehr wohl eine Unkultur, die sich als "Kultur" geriert.

Deshalb richtet sich der Auftrag der Kirche auf die Verbreitung ihrer selbst. "Gehet hin in alle Welt und taufet ..." Nicht auf die Gleichstellung jener, die sie ablehnen. Darüber läßt sich gar nichts Bestimmtes sagen, also kann es auch nicht verantwortet werden. Was sich darüber sagen läßt, ist im Katholischen mit Begriffen wie "Bluttaufe", "Begierdetaufe" (bzw. -sakrament) bereits bis an die Grenze des aus Glaubensgeist überhaupt Sagbaren ausgeweitet, doch nie ohne Christusbezug. Denn Frieden kann es nur in Christus geben, für jene, die "bonae voluntatis" sind: Guten Willens Gott (in seinem Hause, der Kirche) gegenüber.

Oder sollen wir verwegenere Fragen stellen, wie die: Braucht es erst Katholibane, die Terrorakte setzen, um sie christlich motiviert darzustellen, auf daß dann die Katholische Kirche sich davon distanzieren und das Recht reklamieren kann, daß Kritiker die eigentlichen Inhalte des Christentums kennenzulernen hätten, die alleine sie ja vertritt? Immerhin könnte sie das sogar (bei Protestanten ist das ja auch schon gar nicht mehr möglich), weil es nur eine Glaubenslehre und eine Interpretationsautorität gibt. 

Würde das dann gar endlich die viel beschworene Neuevangelisation Europas auslösen, weil jeder nun die Pflicht hätte, die Heiligen Schriften und Traditionen der Kirche zu studieren, und zu verstehen? Steckt dieser durchtriebene Plan gar hinter dem Bemühen nicht weniger katholischer und höchster katholischer Würdenträger, das Verstehen des Islam einzumahnen?

Der Leser möge sich seinen eigenen Reim darauf machen. Der VdZ kann es nicht wirklich.




*Gerade die jüngst veröffentlichten Statistiken über Gottesdienstbesuche zeigen, daß gerade noch 10 Prozent der Katholiken (regelmäßig) einen Gottesdienst besuchen.

**Nikolaus von Kues, der Cusanus, hat schon im 15. Jahrhundert eine eingehende Kritik des Koran verfaßt. Er kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Wobei er darauf hinweist, daß dort, wo der Koran schön und wahr ist, er eine Abform der Bibel ist. Auf der er ja aufbaut. Hingegen sind die Stellen, wo er abzulehnen ist, immer Stellen, wo er von der Bibel abweicht. Dieses Urteil, meint der VdZ, könnte einem Katholiken doch auch reichen, zumindest auf's Erste?




*210115*