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Sonntag, 18. Januar 2015

Durchklingen des Übergeordneten

Es ist ein schöner Vergleich, in dem Franz von Baader die Differenz zwischen menschlichem Denken (und Geist) und Gottes Denken (und Geist) darstellt. Er zieht das Verhältnis des Menschen zu einem Tier heran.

Denn das Tier - nehmen wir noch konkreter illustriert: einen Hund - wird vom  Menschen gedacht. Nur insofern kann es auch dieses menschliche Denken "denken". Und insofern kann es, im Gehorsam, das Denken seines Herrn "nachdenken", nach-darstellen. Das Untergeordnete ist also je im Übergeordneten gedacht bzw. erkannt.

Es kann sich aber nicht aus eigenem Ich heraus dazu verhalten, so wie es der Mensch kann.

Im Tier aber steht etwas anderes in einem Verhältnis zum rein menschlichen Denken: Das Von-Gott-Gedachtsein des Tieres* nämlich, das bei ihm bzw. seinem Verhalten ursprünglich differenzlos mit seiner Natur (im Instinkt) zusammenfällt. Fällt das menschliche Denken also nicht - im "Nach-"Denken - mit dem Gottes zusammen, gerät das Tier im Gehorsam in Widerspruch mit sich selbst, und fällt ins Nichts, in den Tod.

Das trifft natürlich auch auf den Menschen zu, wenn er nämlich nicht in der Wahrheit denkt. Welcher Wahrheitsbegriff sich auf dieses Gedacht-sein der Welt selbst bezieht, und es im Geist (spritus kommt von atmen) zur Gestalt macht und darin hält. 

Aber so wie ein Tier nunmehr seines Herren Geist präsentiert und daraus atmet und lebt, so lebt der Mensch, in der Wahrheit, aus dem Geist Gottes. Das liegt aber beim Menschen in seiner Leistung. Nicht, sich zu erhalten "aus sich selbst", sondern seine Erhaltung liegt an seiner eigenen (sittlichen) Leistung.

Doch das untergeordnete Geschöpft - das Tier - ist eben vom Herrn durchdrungen. NICHT der Herr vom Tier. Und so ist das Verhältnis des Menschen zu Gott. (Baader sagt das gegen Hegel und Spinoza.)

Man muß nun diesen Gedanken nur weiterführen, um auf das Wesen der Hierarchie, den Sinn von Autorität etc. zu stoßen, welch alles sich dadurch auf noch klarere Weise erschließt.

Zugleich kann das Tier den Menschen erst suchen, wenn es auch von seinem Geist durchdrungen ist, bzw. diesem folgt. Das läßt sich in jedem Umgang mit dem - bleiben wir beim Beispiel: - Hund erkennen. Der ausreißt, wenn er nicht dem Geist des Menschen, lediglich seinem In-sich-selbst-sein (Instinkt) folgt.

Denn der Geist kann nur suchen, was er bereits hat. Und in diesem Sinn kann der Mensch Gott erst suchen und finden, wenn er sich bereits aus dem Geist Gottes heraus, diesem nachfolgend, sich diesem fügend, sucht.

Weil aber nun alles Geschöpfliche nur erkennbar ist, weil es von Gott (dem Sein) zuvor gedacht wurde, kann der Mensch auch sich selbst nur erkennen, wenn er sich ... in Gott sucht. Bliebe er nämlich nur in sich, in abgeschlossener Welt sozusagen, so würde er sich nicht finden, sondern sein Erkennen fiele ins Nichts, sein (rein menschlicher Geist) würde nichts erkennen (bzw. könnte Erkenntnis bestenfalls - aus der Erinnerung an Erkenntnis - simulieren).

Weil sohin Gott nur in einem Aus-sich-Heraussteigen des Menschen (Ekstasis) direkt erkennbar wäre,  der Mensch aber nicht aus sich heraussteigen KANN (er bleibt zwangsläufig immer in sich), ist auch klar, daß diese Ekstasis nicht vom Menschen MACHBAR sein kann.

Alles andere Erkennen Gottes aber bleibt das indirekte Erkennen durch Rückfolgerung, weil alles Geschöpfliche die Signatur seines Hervorbringers trägt, von ihm erzählt. Und das ist (der Kreis schließt sich also) der, der alles gedacht hat, in dessen Denken alles ist - Gott.

Die Sprache ist keine Erfindung des Menschen! Nur ihre aktuelle Gestalt hat mit ihm (und seinem Geist bzw. Ungeist) zu tun.**




*Ohne ein Von-Gott-Gedachtsein gibt es überhaupt kein Erkennen. Das ist keine religiöse Aussage, sondern eine Folgerung der Philosophie.

**Weshalb auch jede Diskussion über Genderismus nicht in irgendwelchen Pragmatismen etc. ergehen kann, sondern nur über eine metaphysische Klärung überhaupt sinnvoll, weil von dort her vernünftig ist."Die Sprache", schreibt Wilhelm von Humboldt einmal, "entspringt aus einer Tiefe der Menschheit, welche überall verbietet, sie als ein eigentliches Werk und als eine Schöpfung der Völker zu betrachten." Denn in der Sprache kommt, folgt man dem oben Gesagten, gar nicht des Menschen Geist "zur Sprache" - der menschliche Einfluß ist lediglich im Bereich der Sittlichkeit von Bedeutung, die seine Sprache berührt.




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