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Montag, 19. Januar 2015

Newmans Häresie der Unfehlbarkeit (5)

Teil 5) Schluß - Wie aus einem unfehlbaren Papst viele 
Millionen unfehlbare Päpste wurden


Genauso, wie Heiligkeit Ergebnis einer Praxis ist - des Teilnehmens an den Sakramenten nämlich, um geformt zu werden vom Rhythmus des Heiligen, der dann die Welt nach dem Logos ordnend aufbaut. Was jemand denkt oder angeblich denkt (denn das zu betrachten ist ja eigentlich erst spannend) ist fast unwichtig, wenigstens eine ganz andere Frage. Der der murrt, und dann doch geht, erhält den Lohn. Nicht der, der eifrig zustimmt, aber nicht geht.

Aber wenn irgendjemand dem Papst bzw. der so betitelten Telephonnummer eine SMS schickt, um ihm Frohe Weihnachten zu wünschen, dann drückt er nicht sein inniges Verhältnis zum Stellvertreter Christi aus, sondern die Banalität, die bloß menschliche Figur, zu der dieses Amt für ihn bereits geworden ist, zu dem er selbst sich nämlich erhöht. Das ist ein logisches Faktum, keine "Möglichkeit für Böse". Und genau das ist das Sakrament der Priesterweihe nicht. (Der Papst ist ja nur bevorrangter Hohepriester; das Papstamt selbst ist ja kein Sakrament.) Angesichts der Größe der Würde MUSZ jeder Mensch darunter verschwinden.

Ein Papst, der sich anmaßt, das Amt "zu interpretieren" wie ein Sänger ein Lied, erniedrigt ohne jeden Zweifel und ausnahmslos das Amt. Jeder noch so schurkenhafte Papst der Kirchengeschichte, und es gab deren einige, tat gerade das Gegenteil: Denn gerade die Schurken wußten, daß sie ihre oft sogar kriminellen Vorhaben wesentlich erst umsetzen konnten, wenn das Papstamt in hohem Ansehen und in sakrosankter Positionierung blieb. Und so mehrten sie die Größe des Amtes, obwohl sie hurten und betrogen und mordeten. Oh nein, heutige Päpste morden nicht mehr. Aber sie machen das Amt klein, ja bringen es zum Verschwinden, um zu zeigen, daß sie "heilige" Menschen sind. Auf Kosten des Amtes also, und das ist ganz konkret gemeint, arbeiten sie an einer solcherart abstrahierten Heiligkeit.

Und locken jede Menge Hyänen an - ja, die SMS-Schreiber und Twitterer etc. sind gemeint - die mit Heimtücke und natürlich unter tausend Demutsgesten hoffen, den leeren Stuhl, die verlassene Idee an sich reißen zu können, die nun jedem Platz bietet. Es reicht, die Äußerlichkeiten aufzuweisen. Alles ganz konkret nachzusagen, alles ganz konkret nachzuäffen.

Ein Paradox, so wie der Glaube eines ist. Denn aus der "Personalisierung" des Amtes, das in den Menschen fließt, statt umgekehrt, wird seine Übertragung auf die Allgemeinheit. Luther hat nicht das Papstamt abgeschafft. Er hat Millionen von Päpsten geschaffen. 

Eine Nachäffung dessen, was in der Erlösung durch Jesus Christus passiert, die auf einer zutiefst anthropologischen, wenn man so will: psycho-sozial erfaßbaren Wahrheit aufruht. Und schon gibt es nur noch unfehlbare Heilige. Päpste - oder Apostaten. Mehr gibt es nicht mehr. Die sich alle natürlich anders im Worte nennen. Aber sie beziehen ihren Ort eben nicht aus dem Sein, sie beziehen ihn aus Selbstzuteilung. Auch wer sich selbst, in einer vermeinten "Übung der Demut", in die Hölle versetzt, der ist gerade dadurch Gott. Wurde jemals in der Kirche so viel und so perfide gelogen wie heute?

Hört nur der VdZ die Häme in den Stimmen so vieler, die nun mit dem Finger darauf zeigen und sagen: Ha, da seht ihr wohin es führt, wenn man "dem Papst untreu" wird? Oh ja, man sieht, man hört es am Jüngsten Gericht: wem dann Gericht gesprochen wird. Es könnte da so manche Überraschung geben.

Eine dogmatische, immer selbstverständliche, jedem Menschen bonae voluntatis selbstverständliche, nur nie explizit gemachte, in figurale Dimension, zum Wirkmechanismus erhobene Antwort - die Unfehlbarkeit des Papstes, die Unüberwindlichkeit der Kirche durch die Hölle - wurde plötzlich in genau diese pastorale Dimension gehoben, von der sie rückwirkend eine völlig neue dogmatische Problematik mitbrachte, die ... die Wahrheit, das Heil der Menschen beschädigte.

Wer es fassen kann, der fasse es.

Mein lieber Leser S! Für diese Anregung sei Ihnen noch einmal und überschwenglich gedankt. Beste Grüße an Ihre Frau und die Kinder! Und viel Glück, und Gottes Segen, für Ihre neue Firma!



Nachbemerkung: Zur Vertiefung einiger wesentlicher Aspekte dieser Ausführungen, namentlich Aspekte der social media, anläßlich der Ankündigung verfaßt, daß der Papst (damals noch Benedict XVI.) nunmehr twittern werde, entwickelt aus einem Bericht vom Blogger-Weltkongress im Vatikan, zu dem der VdZ seinerzeit eingeladen worden war, sei auf die Artikelreihe vom Mai 2011 verwiesen: "Ehe der Papst twittert, kommt das Ende" Ein wenig wurmt den VdZ dabei, daß er den ursprünglichen Titel nicht belassen hat. Er ist ihm denn doch zu vermessen erschienen. Aber was wäre nun hineinzudeuten, zu interpretieren gewesen, und nicht einmal zu Unrecht, wenn er es beim ursprünglichen Titel belassen hätte, der da lautete: "WENN der Papst twittert, kommt das Ende"


*190115*