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Montag, 31. Dezember 2018

So irgendwie doch ein Jahresrückblick

Es hat schon so einige amüsante Punkte, was Dieter Nuhr da von sich gibt. Wahren wir die Tradition, und halten wir also einen Rückblick aufs Jahr 2018. Auch wenn es einem das eine oder andere "Najaaaa ..." hervorwürgt. Wo Nuhr die obligatorischen Dankesgaben am Altar der "Habt mich lieb, ich bin ja doch ein Guter"-Religion ablegt. Man ist schon viel mehr gewöhnt, da ist man dankbar, wenn es noch irgendwas zu lachen gibt, trotz allem. Denn Lachen hat mit Realität zu tun.






*211218*

Der Zeit enthoben

Man tritt vor allem in den frühen Filmen Chaplins aus der Zeit heraus. Man erfährt eine Leichtigkeit, die einen wie neu geboren sein läßt. Chaplin hat solche kurzen, aber ungemein detailreichen, perfekt einstudierten Filme an wenigen Tagen produziert und in enormer Menge ausgestoßen. In denen seine Spielfreude zum Greifen ist. Sie waren ein gewaltiger Kinoerfolg. Erst ab den späteren 1920er Jahren hat er sich großen Themen (und langen Filmen) gewidmet. Doch schon dieser Slapstick lebt von dem, was er mit der Entwicklung des Films (und der Heranbildung des Publikums) in größeren dramaturgischen Zusammenhängen herausarbeitete, vom menschlichen Charakter. 

Die Tragik, die in seinen späteren Filmen immer mehr durchkommt, ist hier aber erst angedeutet. Sie wird umso bestimmender, je länger Chaplin in den USA lebt und sich ein Deutungsrahmen herausbildet, der die Teilszenen in ein bestimmtes, durchgängiges Aussagelicht stellt. Hier stehen die einzelnen Takes noch relativ für sich. Der Gesamthandlung fehlt das Zwingende, das die Handlung aus sich selbst heraustreibt. Das verträgt keinen längeren Film, der Spielort ist zufälliges Spielmittel mit dem jongliert wird. Und vor allem vertrug es die Zeit nicht. Chaplins Filme waren vor allem für die Moral der Frontsoldaten von großer Bedeutung, die für einige Stunden aus ihrer Geschichte gehoben wurden.


Charles Chaplin - "Die Pfandleihanstalt" (1916)








*121118*

Sonntag, 30. Dezember 2018

Wenn alle die Welt als wesensfremd erfahren

Wo sich die natürlichen Strukturen einer Gesellschaft (egal welcher konkreten Organisationsform, egal welcher Größenordnung) auflösen, also die Beziehungen der Menschen zueinander nicht mehr nach ontologischen Notwendigkeiten und Wesensmerkmalen Gestalt haben - unter dem absurden Versprechen und Gebot, "frei" gestaltbar sein zu sollen - geschieht etwas mit dem kaum jemand rechnet: Die Nachkommenden, die Kinder, die Jugendlichen erfahren sich in einer Welt, die ihren eigentlichsten Bedürfnissen und Antrieben nicht mehr entspricht. 

Sie erleben eine Welt, die scheinbar nie und in keinem Punkt so funktioniert, wie sie selbst es unbewußt fühlen. Ja, ihre geheimsten Antriebe (die zuerst und ausschließlich Antriebe zu natürlichen Orten sind, also zu vorgegeben und unveränderlich definierten Grundarchetypen, in die jeder Mensch eingebettet ist, vom ersten Moment seiner Empfängnis an) kommen nicht nur nicht zur Sprache, sondern werden sogar von dem, was ihnen als Gesellschaft begegnet, als falsch und feindlich definiert. 

Dadurch entsteht ein mittlerweile flächendeckend vorherrschendes Gefühl einer völligen Entfremdung. Das, was die Nachkommen als wahr und richtig empfinden, kommt gewissermaßen im Repertoire der Welt, in der sie überleben müssen und leben wollen, gar nicht vor.* So, wie allgemein gelebt, was verlangt, was gefordert und als "gut" dargestellt wird,  vermag sie nicht mehr zu fassen.

Damit setzt eine persönliche Strategie ein, die nur zu verständlich ist: Die Menschen beginnen, sich einerseits - völlig auf sich geworfen, das, ungeformt, wie ein "Nichts" droht - dem Allgemeinen durch Konformität und Vermassung anzupassen. Denn aus sich heraus erfolgt genau das nicht, was bei gesunden Kulturen (die es nur auf den Beinen der Tradition gibt) der Fall ist: jenes Korrektiv, das der eigentliche Individualisierungsprozeß beim Heranwachsenden ist. 

Diese eigenen Antriebe werden nur noch frustriert und entmutigt. Individualisierung gelingt nur noch durch Zerstörung und Willkür, sie verkommt also zum bloßen Abgrenzungsvorgang. Es geht nur noch darum, wie "man durchkommt".

Daraus folgt die zweite Facette dieser Strategie, und das ist die Verlogenheit. Der junge Mensch heute lernt von der Wiege an, daß er um durchzukommen lügen muß. Er muß das Vorgegebene der Allgemeinheit wie einen Schutzschild vor sich her tragen und durch Verstellung lernen, durch geschicktes Hantieren mit diesem Vorgegebenen über Umwege doch noch seine innersten Antriebe zu einer Gestalt zu bringen.** 

In einer Kultur, die sich selbst verfehlt, also zur Antikultur wird, bleibt dem Einzelnen nur noch Rückzug in Separatbezirke der Seele, die Umwege sucht, um zum Ausdruck zu kommen, während das Außen in Konformität aufgeht - und unwesentlich, unwichtig wird. So eine Kultur verliert also ihre innere Kraft und löst sich in Virtualität auf. Haben wir nicht heute genau das?***






*Darin übrigens gründet die heute so massiv auftretende Forderung, diese innersten Antriebe "in sich" zu suchen. Wie es sich in allen möglichen Pädagogiken ausdrückt, man denke an Montessori. Oder in Techniken der "Versenkung in sich selbst", mit Hilfsgriffen wie "Rebirthing", das genau diese vorgängigen Strukturen und Antriebe aufdecken soll, usw. usf. Dieses "in sich-Suchen" hat also interessanterweise etwas sehr Richtiges - aber nur als Hinweis, nicht als Weg. Als Weg begangen, drückt es nur die schmähliche Verlassenheit durch die Erwachsenen, die Tradition aus.

**Deshalb ist das meiste, was die Menschen unserer Länder heute machen, reine "Umwegtaktik". Und muß als solche gelesen und interpretiert werden. Beispiel: Man baut an einem falschen Turm, um dadurch zu zeigen, daß er zusammenstürzen muß. Was man zuvor aber nicht zu sagen wagt. Die Tragik dabei ist zu beobachten: Viele Menschen heute zerstören sich selbst, tun, was allgemeine Norm sein muß, um sich durch Selbstzerstörung dem Druck zu entziehen, in der Hoffnung, dann für ihre eigensten Antriebe noch Raum zu bekommen. Das bewirkt einen heute erschütternd oft zu beobachtenden Wunsch - den, alles zu zerstören. Was sich wie ein Generalwunsch nach Krieg zeigt, den man aber nur in Filmen und Videospielen Ausdruck zu verleihen wagt - UMWEG.

***Aus solch einer Situation müssen Erscheinungen wie Masturbation (Pornographie), ADHS, Autismus (als Wendung in sich), borderline, Drogengebrauch oder Burn-out notwendig erwachsen. Sie haben alle mit der Erfahrung zu tun, daß die begegnende Welt die eigenen, ontologischen Antriebe (nur aus dem Sein heraus gibt es "natürliche" Antriebe) der Welt nicht beantwortet, ja einem selbst somit feindlich, zumindest nicht bergend gegenübersteht.  

Wenn die Frage nach der Wurzel so vieler Irrtümer und Verwirrungen der Gegenwart gestellt wird, bleibt nämlich im Grunde nur eine Antwort: Mangel an Vertrauen in das Sein. Das Sein repräsentiert den Einzelnen nicht mehr. Damit aber fehlt der logos, der die Sprache noch ordnen könnte. Der Mensch fällt in Verwirrung, sobald er das "Denken" aus "eigenem" weil damit seinsfremdem Verstehen heraus zu ordnen versucht.

Was alles man durchaus nicht nur als "Gesamtkulturelles Phänomen" betrachten muß. Schon einzelne Familien und die Geschichten der Kinder daraus zeigen graduell dieselben Erscheinungen.





*281118*

Das Gute ist, was bleibt

War 2018 wirklich ein "Klima-Katastrophen-Jahr", mit Wetterextremereignissen? Trocken, gewiß, in manchen Gebieten, vor allem in Norddeutschland. Aber Katastrophe? Noch nie dagewesen? Die nüchternen Fakten sprechen eine ganz andere Sprache. Schon gar nicht kann man von einer "Häufung von Extremwetterereignissen" sprechen, wie sie uns die Medien in perfekt konzertierter, noch abgestimmterer Taktik einzureden versuchten. 

Gab es Mißernten? Gab es Ernteausfälle? Mag sein in den Bio-Treibstoff-Monokulturen im Norden Deutschlands, die direkt mit manchen Futterknappheiten für die Viehzucht zusammenhängen. Aber wenn man etwa den Wein betrachtet, für weite Teile unserer Länder wichtigstes landwirtschaftliches Produkt (die reichen Landschaften der Geschichte waren immer auch Weinbau-Landschaften! und das Katholische geht - seit Noah - immer mit Weinbau einher), kann davon endgültig keine Rede sein.

Sowohl in Menge wie in Qualität ist der 2018er ein hervorragender Weinjahrgang gewesen, das läßt sich schon jetzt sagen. Es wird sogar von einem Rekordjahr gesprochen. Da und dort etwas arbeitsintensiver, ja, auch mit einer fallweise drei Wochen früherer Traubenernte. Aber was hat das mit Klimawandelkatastrophe zu tun? Es ist doch einfach so, wie es ist! Und niemand hier muß hungern. 

Selbst die Obsternte in der Steiermark war hervorragend.  Und war es hier trocken, gab es dort mehr als genug Niederschläge. Wir verlieren durch die Verwirrungstaktik der Bösartigen, die sich bezeichnenderweise als "die Guten", die "Gutmenschen" ausgeben, einfach nur alle Maßstäbe der Wirklichkeitsrezeption, das ist alles. Hier hilft nur festes Vertrauen auf die eigene Wahrnehmung, den eigenen Hausverstand, und die Wachheit mit der wir auf die Versuche reagieren, mit denen uns unsere Freiheit genommen werden soll, damit viele, ja allzu viele ihre Taschen auf unsere Kosten füllen können.

Der Leser möge sich den Artikel auf den Seiten der Salzburger Nachrichten zu Gemüte führen. Von Katastrophe keine Spur. Überall hingegen - Zufriedenheit.  

Dank sei Gott für dieses Gute Wetter- und Ernte-Jahr 2018!

Hl. Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe - und stoße Satanas und alle Dämonen in die Hölle. 

***

Eine wunderbare Deutung bringt Ianto Watt in einem Artikel auf Briggs' Blog. Er stellt sich nämlich darin (unter anderem) die Frage, wie es möglich gewesen sein kann, daß ein Erzengel, der hierarchisch deutlich unter Luzifer steht, dem höchsten Engel (sic!) also, gleich nach Gott, diesen weit höheren Engel aus dem Himmel werfen, im Kampfe besiegen konnte. 

Und er kommt zu einer großartigen Antwort: Das kann nur möglich gewesen sein ... durch den Humor! Durch das Lachen! DURCH DEN SPOTT! Durch das Lächerlichmachen. Denn was verwundet einen Hochmütigen mehr als die öffentliche "Blamage", die Lächerlichmachung vor anderen, den Niedriggestellteren? Da flieht er, da flieht der Hochmütige. Und nur davor. 

Also muß man auch das Wort von "Eritis sicut Deus" anders deuten. Als "Was, Du behauptest, so zu sein wie Gott?" Daraufhin bricht die gesamte Engelwelt*, ja die gesamte Schöpfung in Lachen aus.  Und Satanas flieht.

Denn wie entzieht sich ein Hochmütiger immer und überall dieser Situation? Er kann es nur, indem er ... flieht.  Michaels Schwert muß der Spott, der Humor gewesen sein!

Also, werte Herrschaften, wollen wir doch den Humor ganz neu entdecken. Wollen wir 2019 viel mehr lachen, als wir es bisher taten. Und alle diese Trottel auslachen, die da meinen, die da überhaupt meinen, sein zu können wie Gott.

***

So nebenbei: Derselbe Statistikprofessor, Theologe und Philosoph, William M. Briggs, vermeldet, daß es in dem "Wettbewerb um den Titel, wer noch dümmer als ein Akademiker ist", noch immer keinen Sieger gibt. Denn wöchentlich, nein: täglich! melden sich neue Kandidaten, die noch dümmer als die vorigen Kandidaten sind.

Klerikalismus ist das Problem der Gegenwart, wertes Päpstelein aus Argentinien? Wohl zu viel mit den Früchtlein der Homowuschels gefrühstückt. Es ist der Akademismus! Es ist die Verblödung durch die heutigen Universitäten. Die eine fälschlicherweise als Elite bezeichnete Schichte hervorgehen läßt, die nicht nach Wahrheit sucht, sondern nach Titeln, um sich eine gesellschaftliche Position zu ersitzen, die ihr nicht zusteht.



*Eine recht gute, kompakte Ahnung vom Wesen der Engel - wenn jemand denn doch nicht sich durch die Schriften eines Thomas v. Aquin, oder noch mehr: Eines Dionysius Areopagita durchkämpfen möchte - bietet eine Einführung von Hw. Dr. Georg May. Sie sei hiermit zur Lektüre empfohlen.



*161118*

Samstag, 29. Dezember 2018

Das muß sein

Was wäre eine Weihnachtsoktav ohne einen Film von "Don Camillo", hier: "Don Camillos Rückkehr". Träumen wir uns hinein in eine Zeit, die einmal noch so makellos weil ambivalent war ;-). Eine Ambivalenz, die doch von einer einzigen kulturellen Wirklichkeit getragen blieb.











*201218*

Aufsparen von Risiken durch deren Vermeidung (2)

Teil 2)




Der vierte große schwarze Schwan

Damit meint Krall die großen Unternehmen. Zur Illustration einige Zahlen: Von den 500 Unternehmen, die 1955 noch als die größten Unternehmen bezeichnet wurden, stehen heute nur noch 60 auf dieser Liste. Das heißt, daß sich immer Umbrüche abgespielt haben, die nicht vorhersehbar waren. Wer hätte 1975 Steven Jobs ernstgenommen, wenn der den Generaldirektor von General Electrics (dem damals größten Elektrikkonzern der USA) angerufen hätte um ihm zu sagen, er werde ihn platt machen? Niemand. Heute hat Apple eine Börsenkapitalisierung von 1 Billion Dollar, während es General Electric gerade noch gibt. 440 Unternehmen sind also neueren Gründungsdatums. Die Top 10 Unternehmen haben sämtlich vor 50 Jahren noch nicht existiert. 

Wir tun aber heute so, als wären Großunternehmen nicht mehr Teil der Marktwirtschaft. Wir tun vielmehr so, als wären sie Größen für sich. Marktwirtschaft aber baut zuerst einmal auf Eigentum auf. Eigentum bedeutet wiederum, über etwas Kontrolle zu haben. Nun stellen wir aber fest, daß der Besitz einer Aktie noch lange nicht heißt, daß man Kontrolle über dieses Unternehmen hat. Aktiennotierte Unternehmen leben deshalb in einer Art "administrativen Blase", wo Eigentum (Aktionär) und Kontrolle (Managerkaste) voneinander getrennt sind. Ja, die Managerkaste kann vom Eigentümer gar nicht kontrolliert werden, sie hat sich sogar über Kontrollsystemkreisläufe abgekoppelt. 

Manager aber sind keine Unternehmer. Sie sind Bürokraten, Administratoren. Die in diese Position gekommen sind, weil sie eben bürokratische und administrative Fähigkeiten unter Beweis gestellt haben. Die unter dem Druck stehen, daß wenn sie Fehler machen auch ihre Karriere zu Ende ist. In großen Unternehmen findet also das eigentliche Unternehmerische gar nicht mehr statt. Was in der produzierenden Industrie durch ein noch unmittelbareres Rückwirkungssystem (Markt, Verbraucher, Verkauf) noch halbwegs funktionieren kann, stellt sich im Finanzbereich als wahres Desaster heraus. Denn hier kann es das Management einrichten, daß es Risiken eingeht, die bei Mißlingen über einen Zeitraum kaschiert werden können, der zeitlich nach dem Karriereziel liegt, es also seine Schäfchen bereits im Trockenen hat. Dem Betrug, der Täuschung sind Tür und Tor geöffnet.

Das gibt es nicht, wenn Manager und Eigentümer zusammenfallen. Denn sich selber zu betrügen hat wenig Sinn. Was immer ein Eigentümer macht, es kommt immer auf ihn zurück. Im Guten wie im Versagen. "Eigentum ist ökonomisches Karma," hält Krall den Sachverhalt fest. Das gilt sogar für den Aktionär, der die Kontrolle abgibt. 

Dieses heutige Konstrukt der Aktiengesellschaften wird in nächster Zeit schwarze Schwäne in Serie hervorbringen. Denkt man jetzt nämlich noch die bevorstehende exzessive Temposteigerung dazu wird sich herausstellen, daß nur echt unternehmerisch denkende Menschen auch entsprechend rasch reagieren werden können. Damit wird sich die Ausfallsrate bei großen Unternehmen enorm steigern. Geht man derzeit von einer jährlichen Ausfallsquote bei Unternehmen von 2 Prozent aus, so wird sich das bald auf 5 oder 10 Prozent steigern. 

Der fünfte große schwarze Schwan

Hier spricht Krall die Geopolitik an. Angesichts einer Politik, die kein Zukunftskonzept hat und in einem Totalversagen steht. Sie verortet Risiken, wo keine sind, und so welche sind, erkennt sie sie nicht oder verleugnet sie. Nicht in Rußland sieht Krall die große Bedrohung für den Westen, im Gegenteil: Wir würden Rußland als Verbündeten brauchen, wenn wir weiter so große Fehler wie im Moment machen. Auch China ist nicht ein Problem für uns. Das wirkliche Problem für Europa wird die Kombination aus der Erdogan-Türkei und der Muslimbruderschaft sein. Die Türkei hat als außenpolitisches Ziel, das osmanische Imperium wieder zu errichten. Syrien war nur der erste Zwischenschritt auf dem größeren Schritt - zum Öl. Das Öl würde nämlich Erdogan mit den Mitteln ausstatten, die er zur Verfolgung seiner Pläne braucht.

Gleichzeitig hat die Muslimbruderschaft die Migration in Gang gesetzt, die Europa nun trifft. Was bei uns niemand so sieht, wird von Israel etwa ganz klar erkannt. Und auch von den Muslimbrüdern offen ausgesprochen: Es soll zur Restauration des ottomanischen Reiches kommen, und der Balkan soll ebenso wieder unter türkisch-muslimische Herrschaft kommen wie ganz Europa. Selbst wenn man das als utopisch ansieht muß man doch sagen, daß unser sicherheitspolitisches Konzept dieser Bedrohung gegenüber falsch ist. Das führt in aller Regel zu Krisen. 

Alle diese fünf schwarzen Schwäne werden einer nach dem anderen auftreten, und sich gegenseitig auslösen wie verstärken, meint Krall. Wir fahren unser Finanzsystem an die Wand, dann die Unternehmen, dann das politische System, wir vergeuden planwirtschaftlich gigantische Summen - woher soll das Geld kommen, damit wir uns verteidigen können? Wer soll unser System da noch halten, wer stabilisiert es? Oder will man etwas anderes? 

Krall hat diesen Verdacht, und führt als ideologische Wurzel die Frankfurter Schule an, wie sie in den 1920er-Jahren entstand. Deren Kernaussage war, daß die Österreichische Schule der Volkswirtschaft recht hat. Das ist für die Sozialisten blöd, denn dann stimmen die Untergangsvorhersagen nicht mehr, der Kapitalismus steht fest und stabil. Damit werden die Massen nicht für eine sozialistische Gesellschaftstransformation durch Revolution bereit sein, weil sie wissen, daß sie in der Marktwirtschaft ein gutes Leben haben können. Also beschloß man, das System von innen heraus anzugreifen, es von innen her zu schwächen. Dazu muß man seine Grundpfeiler beseitigen: Das Wertesystem, die Marktwirtschaft, das Eigentum, die Familie, die Aufklärung, die christlich-abendländische Identität, und dann natürlich seine Institutionen. Und hier vor allem die Geldwirtschaft. Diese Vorgänge sind voll im Gang. 

Und Krall äußert Zweifel, ob alle Teile der politischen Klasse überhaupt interessiert sind, die krisenhaften Erscheinungen der Gegenwart zu lösen. Es sieht vieles nämlich so aus, als wollten manche Kreise die Krisen auf die Spitze treiben, um die Freiheit abzuschaffen. Wenn es zum Auftreten der schwarzen Schwäne kommt, wird deshalb ein Kampf um die Freiheit entbrennen. Aber wird unsere hedonistische Gesellschaft die Freiheit dann verteidigen? Denn Freiheit ist kein dauernder Zustand, der einmal da, immer bleibt. Vielmehr muß sie ständig neu errungen werden. Und Krall zitiert Jefferson, der gesagt habe, daß die Freiheit deshalb ab und zu mit dem Blut der Tyrannen und Patrioten gegossen werden müsse, sonst versinke sie. Denn der größte Feind der Freiheit ist ein Sozialismus, der den Hedonismus nützt, um die Abwehrkräfte einer Gesellschaft zu schwächen. Und dazu zu verführen, um des Genießens willen Dinge zu akzeptieren, die mit der Freiheit unvereinbar sind.

***

Lassen wir uns von diesen Gedanken inspirieren, die viel Wahres haben, solange sie sich mit den Phänomenen der Gegenwart befassen. Vergessen wir aber nicht, daß sie im Rahmen einer liberalen Weltauffassung stattfinden, die - auch wenn sie genau das bestreitet - ein Mythos ist, der ganz anderen Zwecken als denen der Freiheit "für alle" dient. Nämlich dem "offenen Tor" für den Stärkeren, Brutaleren, letztlich Unkultivierteren und Skrupelloseren. Denn keineswegs ist es so, daß sich Systeme (weder in der Natur, schon gar nicht aber in menschlichen Verhältnissen) auf geheimnisvolle Weise "von selber" zu ihrem oder einem Optimum entwickeln. 

Diese fatalistische (weil materialistische, nihilistische) Haltung (die im übrigen in Hegel ihr geistiges Gipfelmoment erreicht hat) bedingt nämlich, daß es so etwas wie eine "optimale Gesellschaft" nicht gäbe, also Gemeinwohl nicht gäbe. Sondern daß das Gute das wäre, was irgendwie und auf jeden Fall entsteht, wenn man den Kräften ihr freies, also natürliches Spiel läßt. Das wiederum von individuellem Wollen und Bedürfen bestimmt wird. Jede Regelung geschieht aus dem System selbst heraus. 

Es braucht nicht viel Nachdenkens sich darüber klar zu werden, daß wir dann brutale Kampfverhältnisse haben, die sich in jeden zwischenmenschlichen Bereich (und auch Wirtschaft ist ein solcher) hineintragen. In denen der Schwächere, Feinere, Moralischere, Machtlosere, aber auch der Benachteiligte, Kranke, Behinderte etc. unter die Räder kommt. Während sich Macht immer mehr und in immer weniger Händen konzentriert. Und damit sind wir am Ursprung des Liberalismus angelangt, der genau diesem Willen zur skrupellosen Machtakkumulation entsprungen ist.

Ebenso stimmt nicht, daß nur im "try and error" gelernt wird. Denn jeder Fehler bringt auch Schäden. Man ist nachher ein Anderer, und meist ein Schwächerer, als vorher. Es ist keineswegs so, daß man immer das Richtige lernt. Bestenfalls das Situationsbezogenere. Und man kann auch das Falsche lernen, jeder Mensch ist dafür beredtes Beispiel, niemand der keine Neurosen hätte, weil er z. B. in der Kindheit schlecht behandelt, oder als Erwachsener beschädigt wurde. Vielmehr braucht es zum Lernen unbedingt ein positives Leitbild. Und dieses Leitbild liegt oft sogar weit von der faktischen Vergangenheit entfernt, und muß geoffenbart werden. Es würde kein Kind alt genug werden, um erwachsen zu werden, würde es nicht angeleitet und auch da und dort beschränkt. Man muß also "etwas" lernen, nicht einfach "aus dem Spiel von Fehler und Erfolg". Außerdem - was ist mit der bösen Tat? Was mit der Unsittlichkeit? Aber lassen wir es vorerst dabei bewenden.

Und nehmen wir das Gute aus diesem Vortrag. Der uns hinführen kann zu einem Begreifen von Welt, in dem das Wesentliche nicht darin liegt, den Erfolg zu "sichern", sondern darin, sich ans Materiale hinzugeben, also zu tun, was uns möglich ist, ohne daß der Ausgang unseres Handelns "sicher" ist. Er liegt immer in der Hand Gottes. Und in dieser Haltung sollen wir auch handeln. Immer. Alles bedenken, klar, alles so gut wie möglich tun, aber alles letztlich als Geschenk erwarten. Der VdZ kann dem Leser versichern, daß er bei allen Menschen, die wirklich Erfolg hatten, genau diese Haltung - Demut! - gesehen hat. 

Wo ein Erfolgsmensch diese Demut nicht kennt, sollten wir gewarnt sein und aufhorchen. Die Wahrscheinlichkeit, daß er etwas Unrechtes getan hat, moralisch oder explizit durch Gesetzesbruch, ist da nämlich hoch. 

Denn die Sünde ist genau das, was Krall hier als "Eingrenzen der Volatilität" bezeichnet. Der Sünder will sich mit dem freien Spiel der Wirklichkeit aus Gott (dem Sein), der auch Mißerfolg bedeuten kann, nie aber Sinnlosigkeit, nicht zufrieden geben. Er will den Erfolg, den Ausgang seinem Verlangen und Vorstellen von Glück nach, manisch kontrollieren. Und dazu schaltet er das Risiko aus. Er will nicht Sinn, er will vielmehr auf jeden Fall kassieren. 

Deshalb hat Krall einmal recht, einmal unrecht. Er liegt richtig, wenn er davon spricht, daß wir heute eine moralische Krise erleben, die unsere Freiheit bedroht. Er liegt nicht richtig, wenn er einen Antagonismus zwischen Liberalismus (als Weg der Freiheit) und Sozialismus (als Feind der Freiheit) behauptet. Vielmehr führt eines zum anderen.



Der eigentliche Vortrag beginnt ab Minute 7:14'






*161118*

Freitag, 28. Dezember 2018

Aufsparen von Risiken durch deren Vermeidung (1)

Was sich im Finanzwesen zeigt, ist nur eine der vielen Anwendungen, in denen sich ein gesamtgesellschaftliches Phänomen zeigt - das Leitbild der Risikovermeidung, indem man die Volatilität von Prozessen unterdrückt (d. h. ihre Abläufe gewissermaßen "manisch" kontrolliert und eingrenzt.) 

Aber Risiken vorzubeugen führt nicht dazu, daß die Risiken abgeschafft werden. Es führt vielmehr dazu, daß sich Risiken kumulieren, "aufsparen". Denn man kann Risiken gar nicht abschaffen.  Das ist die Grundthese des Ökonomen und Publizisten Markus Krall, die er hier vorträgt und in zahlreichen Büchern vertritt. Denn die Volatilität, das Risiko eines Scheiterns, gehört untrennbar zum Versuch dazu. Ohne den Versuch aber gibt es keine Lebensdynamik. Jede Entwicklung, jedes Reiferwerden wird dann unterbunden. Das führt zu Spannungen in den Gesamtsystemen, weil es damit zu Ungleichgewichten im Zueinander der Teilsysteme kommt. Es kommt dann zu Entladungen, die umso dramatischer und als Großereignisse ablaufen, je mehr Volatilität aufgespart wurde.

Solche Einschränkungen der Volatilität ortet Krall in fünf Bereichen: Dem Finanzsystem, dem Internet (sic!), der Parteiendemokratie, dem Unternehmertum und schließlich in der Geopolitik. Überall hier wird es zu Diskontinuitäten kommen, wo sich aufgesparte Spannungen eines Tages entladen werden. Vor allem, weil man die Realität nicht zur Kenntnis nehmen will. Diese Entladungen bleiben aber nicht isoliert, sondern wirken auf die jeweils anderen Bereiche. Die abzusehenden großen Entladungen sammeln sich in Problemwolken, die Krall "schwarze Schwäne" nennt.

Der erste große schwarze Schwan

Daß es dazu kommt läßt sich auch daran erkennen, daß der Aufwand dafür, diese Bereiche kontinuierlich (unverändert bzw. kontrolliert) zu halten, immer größer wird. Was dann als "Erfolg" gefeiert wird, ist aber in Wahrheit nur die Verschleierung von Verlusten, die nur nicht sichtbar gemacht werden sollen. Der Staat macht das über Subventionen. Direkt, oder indirekt, durch die Zinspolitik der EZB. So hat man zwei Prozent Wirtschaftswachstum auszuweisen, bei gleichzeitigem Ansteigen der Beschäftigung von zwei Prozent. Was aber niemand dazu sagt ist, daß das anzeigt, daß es zu keinem Zuwachs in der Produktivität kam. Die Wirtschaft wird also in sich schwächer, nicht stärker. Ausfälle schwacher Unternehmen werden sogar verschleppt, damit aber wertvolle Ressourcen gebunden. Auf Zuwächse innerer Stärke durch Produktivitätssteigerung aber bauen sämtliche unserer Zukunftsmodelle auf, vom Rentensystem angefangen. 

Kommt es nun zu einer Krise egal welcher Art (etwa durch Zinserhöhung, um Inflation zu verhindern), werden die aufgesparten Unternehmenskonkurse mit einem Mal virulent. Krall geht von mittlerweile zehn Prozent aus! Damit aber werden die Banken mitgerissen, deren Kredite geballt ausfallen. Mit einem Male werden dann die Sicherheiten auf den Markt kommen, aber nicht mehr viel wert sein. Es kommt also schlagartig zu einem Preisverfall (vor allem im Immobiliensektor). Während die Sparer schlagartig die Hälfte ihrer Ersparnisse verlieren werden.

Der zweite Risikofaktor nämlich, der daraus erfolgt, ist die Erodierung der Verdienstspannen für Banken bei Krediten. Vor allem langfristigere Kredite werden vermieden, weil die Zinsen irgendwann wieder steigen könnten, dann wäre der Verlust für die Bank einzementiert. Doch die Bank muß "Geschäft" machen, also Kredite vergeben. Das tun alle Banken. Damit sinkt erneut der Preis für Geld, und die Verdienstmargen bleiben klein. Krall sagt deshalb voraus, daß es ein vorhersehbares Ereignis sein wird, daß die Banken ab 2020 in große Schwierigkeiten kommen werden, weil sie operativ rote Zahlen schreiben werden. Aber der Politik bleibt dann kaum noch Handlungsspielraum, denn wie sollte sie nun reagieren? Die Zinsen kann sie nicht mehr senken. Diese Perspektive wird umgekehrt Banken dazu verleiten, zu "zocken", also hoch spekulativ vorzugehen. 

Die EZB (bzw. die Politik) wird also genau das Gegenteil von dem erreichen, was nach 2008 der Plan war. Unternehmenskredite werden ebenso zurückgehen wie Sparguthaben, aber die Spekulationsvolumina werden ansteigen. Die Wirtschaft wird nicht "angekurbelt", sondern stattdessen werden deren Ressourcen fehlgelenkt und am falschen Ort (s. o. Unternehmen) gebunden. (Krall zeigt damit auch den eigentlichen Wahnsinn der sogenannten "Energiewende" auf, die genau das bewirkt, aber noch dazu durch direkte Subventionierung.)

Der zweite große schwarze Schwan

Die zweite Großkrise, die Krall "Technogeddon" nennt, wird sich im technischen Bereich abspielen. Das hat zwar nicht direkt die Politik "gemacht", aber sie hat es begünstigt. Der Grund liegt darin, daß wir uns in einer Sicherheit wiegen, die wir gar nicht haben. Es hat zu tun mit dem "Quantencomputer". Dadurch werden die Rechenleistungen der Computer exponentiell ansteigen. Binnen eines jeden Jahres wird sich die Rechenleistung um 40 Millionen Prozent erhöhen. "Irgendwann zwischen heute und 2025 wird irgendjemand einen Computer bauen, der alle Türen auf dem Planeten öffnet." Dann gibt es für nichts und niemanden mehr Privatsphäre, auch für keine Geheimdienste mehr. Dieser eine hat dann alles in der Hand.

Der dritte große schwarze Schwan

Hier nennt Markus Krall die Parteiendemokratie. Es ist ein Irrtum, wenn wir glauben, daß unsere Demokratie "stabil" sei. Auch dieser Fehler ist absehbar, er ist systemimmanent und hat mit dem Wesen des Politikers zu tun, der aus Karriere- oder Einkommensgründen in die Politik geht. Das bedeutet, daß in die Politik zu gehen nur für jene einen Anreiz bedeutet, die "es sich verbessern können". Wer bereits mehr verdient, wem es gut geht, der würde sich ja sein Leben verschlechtern. Nun ist es aber so, daß Einkommen und Intelligenz miteinander zu tun haben. Somit haben wir es mit einer Situation zu tun, daß nur Menschen mit geringerer Intelligenz in die Politik gehen wollen. Während der intelligentere Teil der Bevölkerung durch unser Demokratie- und Parteiensystem (prinzipiell) abgehalten wird, sich politisch zu engagieren. Die Art also, wie wir Politiker bezahlen, führt zu einem qualitätsmindernden Effekt. Es kommt zur Bildung einer falschen Elite.

Solange es ein Zwei-(einhalb)-Parteien-System gab, ging das gerade noch. Mittlerweile aber zersplittert sich in hohem Tempo die Parteienlandschaft. Damit muß sich ein Abgeordneter nicht mehr in seinem Wahlkreis etablieren, die sind kaum noch sicher. Die Wahrscheinlichkeit einer Verschiebung der Mandatsverteilung ist also hoch. Somit muß ein Politiker, der Karriere machen will, sich IN SEINER PARTEI festigen. Dazu muß er sich mit der Parteispitze gutstellen, nicht mit der Wählerbasis.  Das System bringt also Personen nach oben, die zwei Qualifikationen haben: Sie sind erstens unterdurchschnittlich intelligent, und sie sind zweitens angepaßte Karrieristen. Krall sieht das nicht als Polemik, sondern aus objektiven Tatsachen abgeleitet. Die Auswahl- und Anreizstrukturen sowie die Selektionsprozesse führen aus ihrem ökonomischen Sachverhalt heraus zu diesem Phänomen.

Das muß zu einem Kollaps führen. Denn die Politik ist der Hauptmotor beim Unterdrücken der Volatilität, auch in allen übrigen Bereichen. Wenn also diese übrigen schwarzen Schwäne auftauchen, wird die Politik kollabieren. Die Menschen werden bei der absehbaren Kulmination der schwarzen Schwäne sagen, daß "das System" versagt habe. Denn die Deutschen werden sich die Katastrophen an allen Ecken und Enden nicht gefallen lassen. Spätestens, wenn es an ihre Ersparnisse und vor allem an die Rente geht. Angesichts solcher Perspektive bleiben der Politik nur zwei Wege: Mehr direkte Demokratie (wie in der Schweiz) oder eine Art sozialistischer Einheitsbrei. Dieses letztere Stadium können wir derzeit bereits (in Deutschland) beobachten. Auch, daß in solch einer Phase eine totale Polarisierung mit der einzigen echten Opposition (die sich als außerhalb des Systems stehend betrachtet) nicht mehr aufzuhalten ist.


Morgen Teil 2)




*161118*

Warum eine Monarchie vernünftig ist (2)

 Teil 2)



Zur Kritik an der monarchischen Regierungsform läßt sich sagen, daß einerseits 90 Prozent der angeblichen Schwächen des Systems auf persönliche Fehler zurückgehen. Einer dieser Fehler ist, daß demokratische Prozesse von Monarchen oft zu gering bewertet werden. Monarchen haben aus persönlichen Gründen gerne eine Neigung zu absolutistischen Regungen (wie die Geschichte zeigt). Das spielt dem Umstand in die Hand, daß das Wesen der Monarchie den meisten Menschen kaum bewußt ist, und deshalb in der Wahrnehmung verschwimmt, wo die Nachteile einer bloßen Republik liegen. Stattdessen stehen in der Kritik an Monarchen etwa persönliches Fehlverhalten oder persönliche Skandale im Vordergrund. Dazu kommen oft überzogene Erwartungen der Öffentlichkeit gegenüber einer königlichen Familie. In Monarchien entsteht deshalb gerne einmal das Gefühl im Volk, daß das, was der Herrscher könne, auch jeder andere könne.

Daß das persönliche Fehlverhalten in Demokratien und unter Politikern nicht nur nicht anders, sondern weit schlimmer ist, geht leicht unter. In einer gemischten Monarchie hingegen (für die Wiszowaty eintritt) hätte aber dennoch jeder Einzelne die Möglichkeit, sich entsprechend zu beweisen, indem er einfach als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten antritt. 

Was das Thema von Familienklüngelei anbelangt wird in Demokratien gerne vergessen, daß solche Klüngeleien in Demokratien um nichts weniger eine Rolle spielen.* Wenn man nun einwendet, daß Herrschaftspositionen in einer Monarchie nicht auf Verdienst, sondern auf Erbfolge beruhen, wird seltsamerweise vergessen, daß auch Talente vererbt werden, und daß sie zu ihrem Aufblühen auch ein bestimmtes familiäres, soziales Umfeld brauchen, das sie fordert. 

Wiszowaty geht dann dazu über, die Ängste zu analysieren, die mit der Vorstellung eines Monarchen zusammenhängen. Deren eine ist, daß kraft Erbfolge auch ein unfähiger Herrscher an die Macht kommen könnte. Und noch dazu in Verbindung mit der Vorstellung, daß die Monarchie zu viel Macht in die Hand eines Einzelnen lege, was einer Tyrannei Tür und Tor öffne. Das aber ist in einem gemischten System - "demokratische Monarchie" - gar nicht möglich, weil in dieser Form der Monarch gar nicht genug reale Macht hat, um eine Tyrannei zu installieren. Er steht dem parlamentarischen System gegenüber, hat andere Wirkmöglichkeiten und -bereiche, aber keine reale Macht, in Regierungsgeschäfte einzugreifen.

Das vielleicht größte Problem der Monarchie könnte freilich sein, daß ein Staat zu einer "Gerontokratie" wird, also zu einer Herrschaft der Alten führt. Etwa, wenn der Herrscher zu sehr am Thron klebt, den Weg für einen jüngeren Thronfolger damit nicht freigibt, weil sein Amt nicht von ihm zu lösen ist. Liechtenstein zeigt, wie es dennoch geht: Der regierende Fürst hat seinen Sohn zum Prinzregenten eingesetzt, der sämtliche Geschäfte führt, während er sich zurückgezogen hat, und nur noch mehr oder weniger von außen beteiligt ist. 

Ein weiterer Kritikpunkt wäre aber gewiß auch, daß den heutigen Herrschern vorgeworfen werden könnte, daß sich eine gewisse geistige Leere breitgemacht hat. Daß heutige Herrscher wirklich nur noch Pomp und Gloriae zelebrieren, "Berühmtheiten" sind, aber nichts Wesentliches mehr zu sagen haben.  

In einem letzten Punkt geht Wiszowaty auf Herausforderungen für die Zukunft ein. Denn es stellt sich die Frage, wie weit sich monarchisches Bewußtsein ändern müßte, um heute noch Akzeptanz zu finden, will die Monarchie als Staatsform überhaupt überleben. Was an natürliche Grenzen stößt, denn wenn sie sich zu sehr dem heutigen Denken angleicht, zerstört sie sich selbst. Wiszowaty führt drei Beispiele an, wie solche Adaptierung gelingen kann. 

Hier wird es nun ein wenig seltsam. Denn der Pole meint, daß es ein erster Überlebenspunkt ist, auch Frauen in die Thronfolge zu lassen. Weniger als Reaktion auf den Feminismus, sondern als Chance, Akzeptanz zu finden. (Der VdZ hält das für eine contradictio in adiecto.) Immerhin ist auffällig, daß in Europa vor allem die Monarchien überlebt haben, wo Frauen auf den Thron kommen konnten. Und was macht man in Spanien und Holland, wo die heute noch männlichen Könige nur Töchter haben? 

Der nächste Punkt für Monarchien ist, näher ans Volk zu kommen. Wenn das zu weit geht besteht die Gefahr, daß der Grund, wozu man eine Monarchie überhaupt braucht, verloren geht. Denn man steht vor der Frage, ob Monarchen eine "bessere Ausführung von uns selbst" sein sollen, oder ob sie nicht Ideale (in Reinform) vertreten sollen, denen das Volk als Anforderung zur Hinspannung nachzustreben hätte. 

Dazu kommt das Problem der Religionsvielfalt, die wir überall bereits haben. Denn mit dem Monarchen sollte sich im Normalfall auch eine Religion verbinden, die ihn und seine Ideale identifizierbar (in Wahrheit auch korrigierbar; diesen Aspekt bringt der Pole überhaupt nicht, was fast verwundert; Anm.) macht. 

Einen weiteren Punkt ist die EU, und wie sie sich in ihren Demokratisierungsbestrebungen auf das Wesen von Monarchien auswirkt. Denn die einen meinen, daß es die Monarchien aushöhlt, durch ihren Egalitarismus abschafft, die anderen, daß gerade in der Monarchie nationale Identität bewahrt bleiben kann. 

Eine riesige Herausforderung dabei stellt sich durch die Medien. Die im Grunde bei Monarchen sogar einfache Menschenrechte (auf Privatheit) mißachten, um Sensationen zu liefern. Das hat bewirkt, daß sich selbst unter Mitgliedern von Herrscherhäusern eine gewisse Scheu ausgebreitet hat, diese Würde überhaupt noch anzunehmen, um "leben" zu können. Denn sie müssen in gewisser Hinsicht das aufgeben, was wir heute jedem Einzelnen als Menschenrecht zugestehen: Sie haben keine Privatheit mehr. Sie können nicht heiraten, wen und wie sie wollen, das muß von den Parlamenten bewilligt werden. Sie sind sogar in ihrer finanziellen Existenz von diesen abhängig. 

Der entscheidende Punkt aber ist, daß die königlichen Familien die Öffentlichkeit überzeugen müssen, daß sie nicht sich und ihren privaten Interessen dienen, sondern der Öffentlichkeit. Das ist aber die Realität eines Herrscherhauses, es ist die einzig legitime Wirklichkeit einer Monarchie.

Zusammenfassung: In der Analyse der Vorteile einer Monarchie - als Mischform von Demokratie und Monarchentum (was im übrigen die allermeiste Zeit auch in unserer Geschichte so war! die absolute Monarchie ist eine relativ junge Entwicklung gewesen; Anm.) - durch Prof. Marcin Wiszkowaty aus Polen stellt sich eine solche Staatsform der heutigen Republik als deutlich überlegen heraus. Und zwar aus rein sachlichen Gründen. Nicht zuletzt das Fürstentum Liechtenstein zeigt, wie es gehen kann. Wiszkowaty läßt dabei einen Monarchen wie eine sinnvoll korrigierende Ergänzung zu heutigen Demokratien erscheinen.

Wenn man aber über die Frage nachdenkt, wie eine solche Form von den Menschen akzeptiert, ja gewollt werden könnte, so daß man "zurückwechseln" wollte, wird einem die Kluft zwischen der monarchischen Idee und den heutigen allgemeinen Anschauungen deutlich. Die zu überwinden Adaptierungen bräuchte, die der Pole auch vorschlägt, die aber dem Wesen der Monarchie glatt zuwider stehen. Was übrig bliebe wäre, daß man das Beste an der Monarchie - und das ist das personale Element als Fundament der Einheit eines Volkes, in seiner religiösen Rückbindung aber auch unter einer dem König selbst übergeordneten Instanz, nicht nur der Verantwortung, sondern vor allem der Stellvertretung, und damit Legitimität eines ganzen Staates bzw. Volkes! - zugunsten einer "besseren Funktionalität" aufgäbe. Damit würden aber Monarchen tatsächlich zum bloßen Schein absinken.



*Ja man spricht heute sogar von Oligarchien, also von der effektiven Herrschaft Weniger, die die Politik sogar in der Hand haben. Und Demokratien haben keine Instrumente, solche Machtkonzentrationen zu korrigieren.




*071118*


Donnerstag, 27. Dezember 2018

Hinüberführung in eine Seinswirklichkeit (2)

Teil 2)




Darauf (!) geht dann das zurück, was wir als "Wissenschaft" bezeichnen, denn aus dieser Natur des Innersten der Welt ist sie auch erkennbar. Denn ihr Träger ist "das lebendige Wort". Und damit das Denken. Nur wenn man davon ausgeht, daß der Welt Wort (in diesem umfassenden Sinn verstanden) zugrunde liegt, wird Welt überhaupt erkennbar und Wissenschaft sinnvoll. Und es ist damit weit mehr als ein geometrisches, statisches Modell. Die Mathematik hat sich ja dann auch immer mehr zu einem Versuch entwickelt, die Welt zu erfassen, indem sie deren Bewegtheit zu fassen versuchte. Das Universum ist nämlich immer eine Bewegung. Erst darin ist es, erst darin hat das Seiende am Sein teil. Und diese Bewegung stammt aus dem "Feuer" (wie Heraklit es symbolhaft nannte, und wie wir es als Liebe definieren, in diesem Blog häufig als Sittlichkeit anders facettieren).

Diese Entwicklung der griechischen Philosophie aber wies das Judentum zurück. Damit endete die Philosophie, und das Judentum wurde irrational, ja okkult. Denn nur im fleischgewordenen Logos läßt sich diese Philosophie in die umfassende Weltwirklichkeit hinein bergen. Wer also Jesus Christus nicht kennt oder ihn verweigert, verweigert die Vernünftigkeit der Welt. Und umgekehrt. Wenn man aber die Ordnung des Universums verweigert, wird man Revolutionär. Nichts Vorgefundenes hat dann noch eine begründbare, absolute Verbindlichkeit, alles hat bestenfalls Nützlichkeit.

In diesem revolutionären Geist wurden sie von den Römern niedergeschlagen. Der Tempel wurde zerstört, der Kult ging verloren. Und ab diesem Moment verlor das Judentum seine Verbindung zu Moses, dessen Gebote es nicht mehr erfüllen konnte. Denn die Kontinuität mit der göttlichen Stiftung (in Moses etabliert), die der Kult garantierte, zerbrach, war nicht mehr Teil des Lebens. Also mußte das (nicht in der katholischen Universalität aufgehende) Judentum Ersatzwege suchen. Eine neue talmudische Religion - ohne Opfer, ohne Tempel, ohne einenden, zentralen Kult - entstand. Und DAS ist es, was wir heute als "Judentum" bezeichnen.

Der Talmud hatte somit eine wichtige Funktion: Er sollte verhindern, daß die "Juden" in Kontakt mit dem logos kamen. So schuf er eine Sozietät der "Abgegrenzten". Und als Abgegrenzte haben die Völker die Juden dann immer auch erfahren, denen die bestehende Gesellschaftsordnung nur insoweit etwas wert war, als sie nützlich war. Selbst die Lüge den Gojim, den Nicht-Juden, gegenüber war gestattet. (Ein Zug, der sich dann bekanntlich im Islam wiederfindet, der im Wesentlichen auf christlich-arianische - Jesus, der Gesandte, also der "Mohamad", WAR nicht Gott, er war nur Mensch, "Prophet" - und jüdische Überlieferung, die ja viel miteinander zu tun haben, zurückgeht. Juden haben den Arianismus immer unterstützt, er kommt auch ihren Interessen entgegen.)

Aber ohne einen inkarnierten Gott, ohne "Gott auf Erden", zugleich Mensch und Gott, läßt sich keine Gesellschaftsordnung begründen. Ihr fehlt die Legitimität! Ihr fehlt die Verankerung im Absoluten. Diese Melodie kann man in vielerlei Richtungen variieren, sie wird immer und in allen Völkern ihre historische Entsprechung finden. Ein sicherer Verweis auf die Wirklichkeit um die Inkarnation Gottes in Jesus Christus, um dessen Menschwerdung, um dessen Königtum. Bis hinein in die Utopien, die eine perfekte Welt schaffen wollten. Und das wollten auch jene Juden, denen ein "Dahergelaufener" aus der Nachbarschaft, in ärmsten Verhältnissen geboren, als Verbrecher gekreuzigt, niemals Gott sein konnte.

Es war ein Jude, Israel Neumann (Newman), der in unseren Tagen festhielt, daß Juden in jede europäische Revolution mit verwickelt waren, die die Geschichte kennt. Selbst Karl Marx hielt fest, daß die Juden die Avantgarde des Anti-logos sind. Das heißt natürlich nicht, daß jeder Neo-Konservative, jeder Bolschewik ein Jude war. Die Haltung des Anti-logos ist nicht auf Juden beschränkt. (Im Grunde kennt und trägt sie jeder Sünder.) Aber es macht begreifbar, warum in allen diesen Bewegungen Juden sehr präsent, ja meist die dominierenden Kräfte waren. Ohne Juden hätten, meint E. Michael Jones, diese Bewegungen nicht bestanden haben.

Selbst in den ganz aktuellen Krisen im Vorderen Orient, die Migrationswelle, die in Europa anbrandet, sind ohne jeden Zweifel jüdische Organisationen maßgeblich beteiligt. Da muß man gar nicht erst an George Soros erinnern. Alles das dient Israel, das sich selbst mittlerweile gegen Migration abgeschottet hat. Wenn es heißt, daß alle diese Wirren und Kriege "um Öl" gingen, so stimmt das einfach nicht. Es sind Kriege, die für Israel gefochten werden. Das Öl ist nur eine posthoc-Rationalisierung.

Libyen war aus dem Grund wichtig, weil es schon aufgrund seiner geographischen Nähe das Sprungbrett für afrikanische Migranten nach Europa ist. Syrien ist ein nächstes Beispiel, mit dem man die Tore nach Europa aufgesprengt hat, um es zu schwächen. Und mit der Ukraine spielt sich derzeit dasselbe ab. Destabilisierung überall.

Auch wenn man die Gründungsgeschichte von Hollywood (von Anfang an auch Träger der Porno-Industrie) ansieht, so ist ohne jeden Zweifel erkennbar, daß es eine Operation von Juden war, um durch Unterminierung der bestehenden Gesellschaftsordnung (mit Schaffung einer neuen und subversiven Wertordnung) Oberhand über eine bestehende, mächtige(re) Mehrheitsgesellschaft zu gewinnen. Sexuelle Revolution, Verhütung, Abtreibung, Feminismus, Anti-Rassismus (der Anti-Abendland ist), Homosexualität, "Ehe für alle", Gender ... überall finden sich jüdische Organisationen und Personen (und Vor-Denker) als die entscheidenden Treiber dieser Veränderungen, die (vor allem durch die darin impliziten, ganz tief greifenden Grundentscheidungen) die bestehende Moral und Ordnung zertrümmern, jeden natürlichen (ontologischen) sozialen Zusammenhalt auflösen, die Menschen schwächen, isolieren und vor allem lenk- und beherrschbar machen.

Die nur noch mit ihren allernächsten, in einer Kultur durch Institutionalisierung selbstverständlich seienden, Problemen zu kämpfen haben. Wo sie sich täglich neu erfinden müssen, und bis sie am Abend damit fertig sind, ist wieder ein Tag vergangen, an dem andere Kräfte das eigentliche Feld der Weltbewegung nach ihrem Willen gestalten konnten. Das große Ganze, die wirklichen Agenden, um die es geht, versinken im Hintergrund, denn jeder ist nur noch mit sich selbst beschäftigt. Wen wundert es da noch, daß hinter den Herstellern der meistgebrauchten Psychopharmaka, die im Grunde purer legaler Drogenhandel sind, ebenfalls jüdische oder von Juden dominierte Pharmakonzerne stehen?

Vor allem muß dies in Anbetracht einer Macht über die allgemeine "öffentliche" Meinung gesehen werden, die jüdischer Einfluß auf die Medien mit sich brachte. Gerade am Internet und den social media läßt sich direkt ablesen, daß dahinter fast ausschließlich Juden stehen. So daß in der Folge - wie im Helsinki-Syndrom - die Opfer die Meinung der Unterdrücker übernehmen. So wurden die innerten, abendländischen Fundamente (wie die Kirche) mittlerweile selbst zu Vehikeln der (Selbst-)Zerstörung.

Vom Bankenwesen müssen wir gar nicht mehr gesondert sprechen, da sind die Zusammenhänge gar zu offensichtlich.

Und sie haben nicht zuletzt den akademischen Betrieb übernommen. So daß weite Teile der Wissenschaft heute keine Wissenschaft mehr betreiben, sondern nützliche Instrumente in der Hand bestimmter Interessensgruppen. Die ganz gezielt bestimmte Agenden betreiben (vom Klimawahn angefangen), wo Moral, Gutheit über Wahrheit steht, um die Bevölkerungen weltweit einzuschüchtern und für Zentralismus (Weltregierung - "alle Probleme können nur noch global gelöst werden" ...) aufzubereiten.

Es wäre Zeit, die Heuchelei und die Lüge zu erkennen, die hinter allen diesen Weltrettungs- und Weltverbesserungsbewegungen steht.









*301118*

Warum eine Monarchie vernünftig ist (1)

Das leider nur über einen Link erreichbare Video zog der VdZ aus gloria.tv. Denn es wäre schade, die guten Argumente, die der polnische Verfassungsrechtler Prof. Dr. Marcin Wiszowaty zugunsten einer monarchischen Staatsform, verglichen mit einer rein demokratischen Republik, anführt nicht eingehender zu berücksichtigen. Leider liefert der Übersetzer im Video eine zwar gutgemeinte, aber so schlechte Übersetzung, die einem Co-Vortrag eher gleicht, daß die feste Substanz, die der Pole herausarbeitet, beim Zuhören untergehen könnten. 

Prinzipiell, meint Wiszowaty, gibt es ohnehin keine "reinen" Monarchien, zumindest nicht in Europa. Sie waren und sind immer eine Mischform. Doch hat der Monarch durch seine Unantastbarkeit eine wichtige Funktion des Gegengewichts gegen die immer interessengesteuerten Tagesgeschäfte einer bürgerlichen Regierung. Er muß nicht auf das Wahlverhalten schielen, und repräsentiert deshalb das einen Staat Durchtragende, die immer gleichbleibenden, immer gültigen Werte. Dabei wird er von zwei Dingen unterstützt: Der königlichen bzw. herrscherlichen Familie, die sich die Arbeit nicht nur aufteilen, sondern auch weit mehr präsent sein können - und darin diese Werte und Fundamente des Staates im öffentlichen Bewußtsein wesentlich wirksamer verankern. 

Ein König (bzw. ein Herrscher) kann zudem eine Aristokratie installieren und festigen, die nicht auf Privilegien beruht, sondern auf der Exzellenz seiner Träger. In denen das Wertvolle eines Volkes, eines Staates, herausragend vorkommt. Damit wird eine Aristokratie nicht einfach auf Erbfolge begründbar, sondern durch Leistung. Über allen Parteien stehend, kann ein König damit auch Personen in herausragende Positionen bringen, die keiner Partei zugehören. 

Daneben hat genau diese Stellung eine weitere wichtige Funktion: Denn jede Demokratie hat das Problem, daß viele Menschen gar nicht wählen gehen. Ein König aber kann und muß auch diesen Menschen politisches Gewicht geben. Darüber hinaus erfüllt ein König die in den meisten Demokratien herrschende Teilung in zwei Kammern mit neuem Leben weil Sinn, die nach unterschiedlichen Prinzipien zusammengesetzt sind. 

In Österreich ist der Nationalrat die Vertretung der thematischen Interessen von Wählern, während der Bundesrat das Regionalprinzip repräsentieren würde, also den Föderationsgedanken erst lebendig macht und in gewisser Weise dem Parlament als Korrektiv gegenüber stehen würde; in England beispielsweise ist es durch den Adel gekennzeichnet, also auch hier als Vertreterin anderer Prinzipien (s.o.) Ein König sichert den Einfluß dieser korrigierenden Kammer. Denn die zweite Kammer hat natürlich weniger direkten Einfluß auf die Gesetzgebung, aber das würde ein König besser ausgleichen können.

Überläßt man die Auswahl dieser Nobilität (Aristokratie) aber dem Parlament selbst - wie es in England seit 1999 der Fall ist, als man eine Reform durchsetzte - stellt man fest, daß der Einfluß der zweiten Kammer auf die Gesetzgebung schlagartig gegen Null geht.

Die Installierung eines Königs hat zudem den Vorteil, daß die heute üblichen Konflikte zwischen einem Präsidenten (der meist auf Repräsentationsaufgaben beschränkt bleibt) und einem regierenden Ministerpräsidenten (als aktivem Politiker) vermeiden helfen. 

Außenpolitisch ergibt eine Monarchie den Vorteil, daß jede monarchische Familie in ein dichtes, auch internationales Gewebe von Verwandten eingebunden ist. Das gibt jeder Diplomatie ganz andere Möglichkeiten. Wir haben es außerdem mit Menschen zu tun, die schon kraft familiärer Prägung internationale Kontakte viel professioneller pflegen als "gelernte" Diplomaten. Zumindest können sie eine rein politische Diplomatie unterstützen. Die Politik hat sogar mehr Zeit und Spielraum für die eigentliche Politik. Denn mit einem Mal hat die Diplomatie auch für die Medien größeres Gewicht, weil die Mitglieder der Herrscherhäuser öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das gilt auch grenzüberschreitend (man denke nur an die umfassende Berichterstattung über das englische Königshaus in unseren Ländern), wo Besuche von regierenden Häuptern anderer Staaten viel Aufmerksamkeit genießen. All das stärkt die Interessen eines Staates, auch im Sinne einer Völkerverständigung.

Nicht unerwähnt sollen Dinge bleiben wie die höhere Fähigkeit, Gelder für einen "guten Zweck" zu lukrieren. Das ist schon deshalb wichtig, weil Sozialausgaben immer den Charakter von "Gabe" (Gnade) haben müssen, wir haben über diese Verirrung des "Sozialstaates" schon oft an dieser Stelle gehandelt. Sie führen sonst unweigerlich zu einer Verrohung der öffentlichen Moral. Es gibt viele Beispiele aus England, wo königliches Engagement für Wohltätigkeitsorganisationen enorme Geldmittel flüssig gemacht haben, die nunmehr nicht vom Steuerzahler über Steuern (die eine Form der Enteignung sind) berappt werden müssen - es sei denn, er will es freiwillig - und ganz neue Möglichkeiten der Wohlfahrt ermöglichen.

Oder man nehme den Umstand, daß die Anwesenheit eines Mitglieds des Herrscherhauses - das man nicht einfach "mieten" kann wie einen Popstar - immer eine Auszeichnung, eine Erhöhung für alle möglichen Ereignisse bedeutet. 

Und es ist effizient. Denn das Interessante ist, daß die öffentlichen Ausgaben für Repräsentationsaufgaben in Ländern, die ein Königshaus haben, deutlich unter jenen von Ländern liegen, die das nicht haben.

Nicht vergessen darf man die Anziehungskraft, Würde und Schönheit königlicher Zeremonien. In der Traditionsverbundenheit, in der Gebundenheit an Rituale liegt aber auch ein wichtiger Anker gegen jede Form von politischem Populismus. Die niederländische Königin Beatrix hat etwa ihr Wort gegen Geerd Wilders erhoben, und nicht unerheblichen Einfluß darauf gehabt, daß er nicht in die Regierung kam, obwohl seine Partei die Wahlen gewann. Beatrix verhinderte aber, daß er Ministerpräsident wird. Monarchen sind die beste Gegenwehr gegen "charismatische Führerpersönlichkeiten", weil sie einen weit höheren Glaubwürdigkeitsstatus haben. 

Umgekehrt sind sie die sicherste Gegenwehr gegen Egalitarismus. Denn Könige garantieren auch eine "gesunde" Elite und Hierarchie. Denn erst mit einer öffentlich installierten, lebendigen Hierarchie wird einer Bevölkerung auch Gerechtigkeit in der persönlichen Identität zuteil. Der Egalitarismus ist zutiefst ungerecht, und endet im übrigen mit dem Sieg des Stärkeren, oft einfach des Brutaleren, Skrupelloseren. Besonders für die Kunst haben sie darin eine entscheidende Aufgabe, weil sie verhindern, daß sie von Ideologien und Parteien und Interesssen vereinnahmt und gelenkt wird.

Nicht zuletzt stehen Herrscherhäuser für die Hochschätzung von Ehe und Familie in einem Staat. Schon weil sie selbst deren Strukturen lebensnotwendig brauchen und repräsentieren.


Morgen Teil 2)





*071118*

Mittwoch, 26. Dezember 2018

Hinüberführung in eine Seinswirklichkeit (1)

Zwar gibt es den "Anti-Semitismus", zumindest wird der Vorwurf enorm schnell erhoben. Aber es gibt keine Definition dessen, was denn überhaupt ein Jude ist. Schon die Frage danach wird als Antisemitismus interpretiert, meint E. Michael Jones in diesem Mediengespräch. Darin schließt er an so manche frühere Ausführung an, in der er die Tatsache ins Licht rückt, daß in dem Augenblick, wo man Juden definieren möchte - obwohl sie sich selbst als solche definieren! - wie mit der Hand ins Wasser greift. Es bleibt nichts. Außer daß etwas auftritt, was im Grunde bei jeder der sogenannten "Weltreligionen" auftritt: Daß es niemanden gibt, der diese Religion wenigstens halbwegs erschöpfend zu beschreiben vermag. Dafür hat man es mit vielen Gruppen und Personen zu tun, die ihre Version als "wahr" titulieren, während alle anderen Interpretationen "nicht wahr" sind.

Daß "Jude" zu sein mit rassischen Merkmalen nichts zu tun hat, liegt auf der Hand. Diesen Unsinn glaubt höchstens noch ein winziger Bodensatz Verblendeter. Juden gibt es in allen möglichen Ethnien. Nicht einmal die (in sich bereits fehlgelenkte) Definition "weiß" ist zutreffend, so daß es gar nicht verwundert, wenn sich Juden aus dieser Definition stets in dem Moment ausklinken, wo es darum geht, daß z. B. in den USA viele Juden tatsächlich diese Hautfarbe haben.

"Weiß" kann deshalb nur als Synonym für das christliche Abendland gelten, wenn überhaupt, denn nicht einmal in dieser Einschränkung wäre es zutreffend. Der Begriff entstand im Süden der USA, wo er eine Abgrenzung gegenüber den "schwarzen Sklaven" bedeutete, der von außen, vom im Sezessionskrieg siegreichen Osten und Norden her in die Welt gesetzt wurde. Eine solche rassische Unterscheidung diente dann Hitlers Nationalsozialisten als posthoc-Rationalisierung, die aus dem Evolutionismus herstammt.

Vor allem aber ist "weiß" ein Notgriff angesichts einer Identitätsauflösung, in der Volk, Sprache, Religion nicht mehr existiert. Dann greift man zu einem nächsten Selbstbestimmungsmerkmal - und dann ist es die Hautfarbe. Aber es ist die Sprache, es ist der über viele Einzelne in jeweiligen Subordnungen umfaßte Volksgeist, aus dem eine Gesellschaft organisiert wird.

Judentum muß also anders definiert werden. Aus besagten Gründen ist es mit einer positiven Definition - durch die Religion - nicht möglich. Weil es eine "einige und einzige jüdische Religion" eben nicht gibt. Und hier kann, ja muß man auf die von Anfang an bestehende, katholische Definition zurückgreifen, will man definieren, was Judentum überhaupt ist. Es ist eine Zurückweisung des Erlösers, der sein Volk abholte und es auf die Welt hinaus erweiterte und im Katholizismus universal machte. Die Juden, die das angenommen haben, nannte man fürderhin "Christen". Die anderen haben sich auch vom Wort abgelöst, das auf Moses zurückgeht. 

Denn ohne Jesus Christus ergibt auch die Tora keinen Sinn. Weite Teile der Tora sind ohne Jesus Christus leer geworden, denn das gesamte Alte Testament ist auf Jesus Christus hin ausgerichtet, er erfüllt es, er ist Schlußstein - und Anfang einer neuen Religion, die die Gesetze nicht aufhebt, aber erfüllt, die Gottgefälligkeit von einer reinen Gesetzeserfüllung zu einer Weltwirklichkeit geführt hat, deren Wirkweise die Gestalt ist. Und erst damit die gesamte Wirklichkeit vom Sein her (ontologisch) umfaßt.

Der bald in alle Welt zerstreute Rest von früherem Gottesvolk verharrt bis heute in dieser Zurückweisung, und darin ist er auch alle Gruppierungen übergreifend zu erkennen. Deshalb ist die Definition des Judentums eine "negative", eine Abgrenzung, ein Bewältigungsversuch. Der sich in einem genuin revolutionären Geist ausdrückt, der das am meisten typische Erkennungsmerkmal des Judentums geworden ist. Nimmt man soziologische und psychologische Bedingungen dazu - wo immer Juden dann hinkamen, waren sie eine Minderheit, die einer Gesellschaftsordnung gegenüberstand, die "die Welt" dominierte schließt sich diese Definition.

Und damit haben sie den logos zurückgewiesen. Der weit mehr ist als pure Ratio, auch wenn er Rationalität in sich trägt, ja die Bedingung des Vernünftigen, der Rationalität ist (sic!). Denn die Rationalität läßt sich eben nicht aus sich selbst heraus begründen. Sie braucht eine formende(re) Wirklichkeit, die der Rationalität erst die innere Struktur gibt. Denn das Wahre geht dem rationalen Denken voraus, und es erschließt sich in einer personalen Begegnung. Nicht einfach "über den Verstand". Der logos ist das Fluidum wie Inhalt dessen, was Kierkegaard als "Existenzmitteilung" bezeichnet.

Entsprechend umfassend ist die Definition von "logos", von dem der Apostel Johannes zu Beginn seines Evangeliums dann sagt: "Im Anfang war der logos. Und der logos war bei Gott. Und der logos war Gott. Und der logos ist Fleisch geworden." Logos ist also eine Seinsspannung, die dem Seienden seine innere Struktur gibt, das im logos seinen Ausgang nimmt, und dort in der Vollendung endet. Anfang und Ende. Alpha und Omega. Wie Heraklit es verstand (der diesen Begriff erstmals verwendet hat) als lebendige, hervorbringende wie zielbildende, die Welt im Innersten zusammenhaltende Ordnung des Universums.


 Morgen Teil 2)






*301118*

Er sei wärmstens empfohlen

Nun ist er tatsächlich im Netz kostenlos zu sehen:

Der Dokumentationsfilm "Der Bauer und sein Klima" (engl. Titel “The Uncertainty Has Settled”) des Holländers Marijn Poels kann seit kurzem auf Youtube angesehen werden. Man sollte ihn gesehen haben.

Denn er zeigt nicht nur, wie unsicher, ja unwahrscheinlich sämtliche Aussagen zu einer angeblichen Klimakatastrophe sind, bei der von einer "weltweiten Übereinstimmung der Wissenschaft" keine Rede sein kann. Poels zeigt vor allem, wie gewaltig die Änderungen in unserer Lebensweise sind, die die sogenannten "Klimarettungsmaßnahmen" bereits bewirkt haben. Der ländliche Raum hat sich gravierend geändert, und ist von einem Lebensraum zu einem Gestell der Energieproduktion geworden. Wo es den Bauern durch staatliche Eingriffe "vernünftig", fast sogar notwendig gemacht wurde, Treibstofferzeugung, Windräderanlagen und Monokulturen zu veranstalten, anstatt Kartoffeln anzupflanzen und Kühe zu halten.








*131118*

Dienstag, 25. Dezember 2018

Wenn das Fernsehprogramm nicht reicht

Dann wärmen Sie, geneigter Leser, Ihr Herz an Filmen wie diesem. Einem der Gründungsmythen des heutigen Österreich. "Hofrat Geiger". Mit allem, was der österreichische Film aufzubieten hatte. Hans Moser etwa. Oder Paul Hörbiger, Maria Andergast und Waltraud Haas. Auch in der Liste der sonstigen Beteiligten findet sich die Vatergeneration der heutigen Filmgeneration im selben Land.

Daneben läßt sich noch viel sonst erkennen. Wer das erkennen möge, dem sei es vergönnt. Aber wir wollen sonst keinen damit - am heutigen Festtag - beschweren. Denn da wird ziemlich viel angerührt.

Darüber hinaus wird so manches Geheimnis der eigenen Existenz aufgestöbert. Da kommt einem die eigene Mutter, der eigene Vater aus den Bildern am Bildschirm entgegen. Segen über die Kunst, die das vermag. Der VdZ war sicher schon hundert Mal in der Wachau. Er hat sie immer wieder als Eintauchen in die Welt erfahren, die auch dieser Film zur Welt überhaupt gemacht hat. Er schwebt von einem Licht der Liebe, der Treue, vor allem aber der Ehre und Selbsthingebung.

So nebenbei geht es hier auch um Fragen der Legitimität, und ihre Bedeutung in der Existenz. Aber das ist ein Thema, das wir andernorts noch erschöpfend öffnen werden. Immerhin, das "Mariandl" ist illegitim.

Ach, lassen wir das. Zu schön ist das Spiel von Mann und Frau, das wir hier erleben können. Es möge uns für heute sättigen. Und beitragen, uns für ein heutiges Fest recht zu formieren. Und lassen wir alles, was sich bereits damals in nucleo als jene Tendenz abzeichnet, die damals als Hoffnung empfunden wurde, das bloße subjektive Empfinden als Herrin über alle Ordnung, die letztlich dann alles zerstört hat.

Ach, werter Leser, gönne er sich diese paar Momente der Gerührtheit, und berufe er sich bei Anfragen anderer darauf, daß diese doch bloß archetypisch sind. Es sieht ihn ja niemand.








*181218*


Ave verum corpus

Ausnahmsweise einmal der sentimentale Bernstein. Auch wenn der von Kultur nix versteht, nix. Aber mein Gott, man gönnt sich ja sonst nichts ... aber dem VdZ ist heuer so nach weihnachtlicher Ruhe. 

Sei gegrüßt, Du Leib der Leiber.









*181118*

Weihnachtswünsche

Der Verfasser dieser Zeilen 
wünscht allen Lesern der ambrosius.konnotationen
ein 

Gesegnetes und gnadenreiches Weihnachtsfest!






*131118*

Montag, 24. Dezember 2018

Das Ewige ist ein immer Gleiches

Dann wurde der Christbaum geschmückt. Der Tag neigte sich bereits, draußen wurde es dunkel. Uns "Kleinen" wurde lange Schonfrist gewährt. Wir durften noch Kinder bleiben, wir mußten nicht arbeiten, uns den Zwängen zuordnen. Nur die großen mußten "arbeiten". Wir Kleinen durften noch ans Christkind glauben, oder später nicht mehr fragen, ob wir überhaupt daran glaubten, oder woran wir glaubten, hinterfragen. Es war so. Es war einfach so.

Ab und zu kam ein zerbrochenes Windringerl auf den Tisch, die Tür war nur kurz geöffnet, drinnen tat sich Geheimnisvolles. Selten kam sogar einer der Schokoladesterne, von "drinnen", kaum je eines der Weihnachtskekse aus dem Raum, in dem der Baum geziert wurde. Der Engel habe es zerbrochen, hieß es. Niemand fragte. Es war einfach so, selbst als wir Kleinen älter geworden waren, man wollte nicht "wissen" was man wußte. An diesem Heiligen Abend war ein höheres Wissen im Schwange.

Und dann, immer, jedes Jahr, gegen sieben, die Bratwürstel, nach schlesischer Tradition Jahr für Jahr gereicht, mit Kartoffeln und Sauerkraut, noch bevor wir dann um den Adventkranz saßen. So wie jeden Tag im Advent. Die Kerzen waren bis auf gefährlich kurze Stummel abgebrannt, einmal entzündete sich sogar der längst trocken gewordene Adventskranz, und den Rosenkranz beteten. Unterbrochen von den schönen Stimmen der Schwestern, dem (ach wie!) falschen Brummeln der großen Brüder, wenn wir "Maria durch ein Dornwald ging" oder zum letzten Mal "Tauet Himmel, den Gerechten, Wolken regnet ihn herab" sangen. Es war so.

Dann, um sieben, draußen war es längst stockdunkel, das Radio. So wie jedes Jahr. "Selig sind die Verfolgung leiden". Es war das Maß der Heiligkeit. Bis dahin waren längst alle begadet, gekämmt, in ihrem schönsten Sonntagsgewand. Einer der älteren Brüder faßte mit der Zange ein glühendes Kohlestück aus dem Ofen, brachte Weihrauch auf, und ging damit durch die ganze Wohnung.

Als wir mit den Gebeten und Liedern fertig waren, wie jedes Jahr, gerüstet zum Aufbruch, steckte die Mutter den trockenen Kranz in den Ofen. Damit schloß etwas ab, nun begann Neues. Wir stellten uns in einer Prozession auf, bereit zum Einzug, der Größe nach. Wir Kleinen ganz vorn. Es ging nicht los, ehe nicht alles geordnet war. Dann betraten wir, auf das von innen kommende Glockenzeichen hin, den von den vielen Kerzen am Baum hell erleuchteten Raum. Die Sternspritzer zischten noch eine Weile, es roch nach Weihrauch und brennenden Dochten. Stille Nacht, Heilige Nacht wurde angestimmt, mit immer den gleichen Remplern der großen Brüder untereinander, Gottes Sohn hieß Owie? Unterdrückte Grinser. Die Mutter blickte zornig Der Älteste las das Evangelium. In jenen Tagen erging vom Kaiser Augustus der Befehl. Seht, heute ist Euch erschienen der Heiland der Welt. Kommet, Ihr Kinderlein.

Selbst meine so fromme schlesische Großmutter meinte, daß sie nie so feierliche, religiöse Weihnachten erlebt habe wie bei uns. Dabei hatte ich den Erzählungen der Mutter nach immer gedacht, daß die in der Eisersdorfer Pfarrkirche viel herrlicher gewesen sein mußten.

Als der Großvater nämlich zur Mette das "Transeamus" angestimmt hatte, wie die Mutter oft erzählt hatte. Jedes Jahr. "Sepperle, hoßd ned de Schoafscheala klinga gheaat?" "Neaaa!" "Oba doo, doo vuane, da misse ma hian gong!" soll er in den langen Zwischenpassagen improvisiert haben. Jedes Jahr.

Deo gratias. Deo gratias. Christus incarnatus est, Halleluja!

Nein, Traditionen wechselt man nicht. Das Jahr lebt durch die ewig gleichen Festpunkte. Erst dann lebt es.





Und zur Mette: 

Transeamus (Joseph Schnabel)








*181118*

Sehnsucht nach dem Richtigen

Zwei Drittel der Europäer sehnen sich, so eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, nach früheren Zeiten zurück. Zwei Drittel denken, daß früher "alles besser war". Und - sie haben wohl recht.

Denn man muß die Nostalgie als Sehnsucht nach dem Natürlichen verstehen. Nach jener Heimat, die nur im Sein, also jener Idee, aus der alles Reale hervorsprießt, sonst ist es nicht, zu finden ist. Sie hat damit immer auch etwas Kindliches - die eigene Kindheit steht wieder auf. Und niemand wehrt es einem. Das Natürliche ist aber das Gestrige, das Frühere, und es wird im Erinnern zum Morgigen, zum Gewollten, zum Gesollten. Und dieses Erinnern braucht das Dunkel des Vergessens.

Weihnachten, dieses Lichtfest mitten in dunkelster Jahreszeit, bietet durch seine enorme Gefühlsmacht, die sich institutionalisiert (und damit kulturalisiert) hat, einen leicht erreichbaren Durchgang zu diesem Sein. Gerade in seiner religiösen Notierung, die selbst heute noch von vielen nicht hinterfragt werden will - will! - so daß sich selbst der Fernste dem Wogen des Kultes ergibt. Der von den gestrigen, ewigen Gesetzen getragen wird, und sich wie ein Geheimnis aus dem Dunkel hebt, sobald wir die laute Gegenwartsbeleuchtung beiseite lassen, aus diesen Tagesgewändern schlüpfen, und in dieses schwarze Meer eintauchen.

In diesem Aufhören des Kampfes, in diesem Sich-Ergeben an das Dunkel, liegt auch das Geheimnis des Hohen Festes. So bricht sich eine Sehnsucht nach der Kindheit Bahn, und für ein paar Stunden wird Erinnerung zum Kinderraum, in den man sich begibt. Als Freiheit von im späteren Leben aufgerichteten, ach so fragilen, mühsam errichteten und gehaltenen Konstrukten, die sich so oft von der Natur, dem Guten, dem Schönen, dem Sein entfernt haben, in dem man in der Kindheit noch so ungebrochen geborgen war. Weihnachten soll jeder Kind sein dürfen.

Beim Schmücken der Festtagstanne, dem Trinken von Weihnachtspunsch, dem Naschen von Keksen, dem festlichen Miteinander um den Baum, bei Weihnachtsevangelium und den alten Liedern vom Tannenbaum", wo beim "Ihr Kinderlein kommet" die eigene Kindheit wieder aufsteht, wo es beim gemeinsamen Mahl gibt, was es jedes Jahr zu Weihnachten gab, weil jedes Jahr zu denselben Tiefen vordringt. "In jenen Tagen erging vom Kaiser Augustus der Befehl, ..."



Quelle und Brunnen, an dem zu trinken man sich heute erlaubt. Wo es niemand sieht, und niemand sehen will. Bis zum Besuch der Mitternachtsmette, die einfach dazugehört, und für heute soll nicht gefragt werden warum. So daß wenigstens für einige Stunden Friede einkehrt. Im Schutze eines Kultes, dem ein ganzes Volk nicht widerspricht, und den die, die nicht mitmachen, wenigstens respektieren, und gleichfalls die Waffen niederlegen. Und staunen, was die Christen da tun. Aber alle wissen, daß im seit je gepflegten Kult mehr Erinnerung kristallisiert ist, als jede menschliche Erinnerung es zu gewärtigen vermag. Das Fleisch hat mehr Wahrheit.

Und von der kosten die, die da verstehend sehen, daß eine Zeit dann gut ist, wenn sie sich selbst vergessen kann, um zum Grunde des Schwarzen Meeres ins Ewige zu tauchen. Das ein Früheres ist, das wir einst verlassen haben, um dahin einmal zurückzukehren. Im Festeskult wird es uns je neu übergeben. Eine Zeit ist hoch, die es schafft, das Frühere nicht verschwinden, sondern immer weiterleben, anwesend sein zu lassen. Eine Zeit ist nur gut, die alten, unhinterfragbaren Kult hat. So daß jeder Schritt durchwirkt ist von einem heiligen Mysterium des Gestern. Das Neue, das Heutige, das Gegenwärtige ist ohnehin selbstverständlich da. Aber es wird in diesem Gestern heilig.

Oh Stille Nacht, oh Heilige Nacht. Wo alles schläft, wo keiner wacht. Da wird die Neue Zeit geboren.








*121118*

Sonntag, 23. Dezember 2018

Geburt aus dem Eid (4/2)




Audio + Video Teil 4/2






Teil 4/2


In diesem Sinn kann es auch Tradition - vor allem wo sie lange schon währt, denn über kurze Frist kann auch eine Täuschung bestehen, wenn auch nur auf ihre Art - nur als Gutes geben. Denn was nicht gut ist, ist nicht wahr, und es muß deshalb vergehen. Irgendwann vergeht alles, was nicht gut, nicht schön, nicht wahr ist. Weil ihm das Sein fehlt, zu dem es die Teilhabe nicht aufrecht halten kann.

Diese Tradition wird aber nicht einfach nur durch Personen in aktuellen, heutigen Akten und Gesprächen und Ansprachen vermittelt. Sondern sie lebt in allem, was die Menschen, die einem bei der Geburt schon voraus gegangen sind, in ihrem Leben gewirklicht haben. Womit die Welt, sagen wir, vollgestellt ist, in die wir geboren werden, und die im Ergreifen dann unsere Welt wird.

Als Kultur, in der wir leben. In einem Volk als Gemeinschaft der sich ans selbe Erinnernden, also mit einer gemeinsamen Geschichte, in seinen Gewohnheiten, seiner Sprache, seinen Bräuchen und Kulten und Riten, seinen Tänzen und Liedern, kurz in allem, was das ausmacht, was man Lebensvollzug nennt. Dort liegt auch unsere Basis als Individuum, weil wir uns zu allem diesen auch verhalten. Also kommunizieren. Einzelner und Tradition haben damit etwas Unauflösbares, weil die Kommunikation wie gesagt zwei Seiten braucht, sonst fällt Sprache ins Leere, löst sich auf.

Man muß dazu auch die Seite sehen, daß ein Mensch, der ja auch leiblichen Ursprung hat, durch das ihm Mitgegebene auf diese Umgebung hin vorgeprägt ist. Der mitgegebene Leib ist das Sehwerkzeug, um es einfach zu sagen, die Raumstation, von der aus man der Welt begegnet. Der man nie entfliehen, die man bestenfalls und langsam etwas verändern kann. Über den Geist als einzige Brücke, damit ... über die Gnade, also nicht von uns alleine zu schaffen. Weil, wie gesagt, die Sprache der Sprache nicht aus uns kommt, sondern uns voraus geht. Wir haben also einen Leib, eine Basis, mit all ihrer Geschichte. Auch in negativen, verweigernden Haltungen, was immer heißt: Ein Gut ausklammernd. Aber genau so und noch weit mehr in allem, was uns überhaupt ausmacht. Was uns ... über die Sprache, über die wir verfügen, und damit erst über die Grammatik denken läßt. Was uns jenen Boden gibt, auf dem wir stehen. Von dem aus wir urteilen und planen.

Wenn es heute also Meinung ist, was man als Postmoderne bezeichnet, daß sich jeder Mensch zur Lebenserfüllung in einen Zustand der "tabula rasa" bringen muß, wo es keine vorgegebenen Gedanken und keine vorgegebene Grammatik gebe, so ist das nicht nur sinnlos und unmöglich. Es ist selbstzerstörerisch. Und daneben ist es auch müßig eine Sprache zu suchen, die keine "Macht" oder "Hierarchie" enthält. Als Wille und Absicht. Das tut sie notwendig, sonst gäbe es Sprache gar nicht, sonst gäbe es keine Grammatik als geistiges System, als Struktur von Beziehungen, und damit keine Sprache.

Der Mensch erhält die Sprache, er erhält die Erzählungen, die nicht nur "Inhalte" weitergeben, sondern die in sich jene Basis und Weltstruktur enthält, aber auch an ihrem Ursprungsende sozusagen die Grammatik des transzendenten Seins, des Wortes, der Wahrheit (die bereits die welthafte Gestalt der Sprache der Sprache ist), die zuerst einmal die Basis aller seiner weiteren Urteile und Entscheidungen bildet.

Wer die Tradition ablehnt, lehnt zuerst einmal sich, und darin seine Vorfahren ab. Er vertraut ihnen nicht, und damit sich selbst nicht. Das ist der wirkliche Grund, warum wir social media brauchen. Sie sind die ständig notwendige Selbstvergewisserung, weil wir uns nicht mehr trauen, weil wir unseren Vorfahren nicht mehr vertrauen.

Gerade zu Weihnachten erleben wir etwas Besonderes. Wir erleben, daß sich das Geheimnis der Welt in einer Erzählung kundtut. Und Erzählung heißt: Einer dargestellten Grammatik. Einer mündlichen Erzählung, die in der Schrift leichter erinnert werden kann, deren Schriftzeichen zumindest Bojen sind, die uns zu den innersten Inhalten der letztlich transzendenten oder transzendenzoffenen Sprache führen.

Und diese Offenheit hat Sprache übrigens immer. Deshalb ist es durchaus lohnenswert, auch dem Lügner genau zuzuhören. Letztlich sagt er die Wahrheit, oder eine Wahrheit, nur auf eine andere Art. Und irgendwann verrät er sich. Irgendwann führt sich die Lüge ad absurdum, und verkündet die Wahrheit, als Grund, warum sie zur Lüge umformiert wurde. Also zur Täuschungsabsicht über die Welt wurde. Aus der heraus man eine andere, neue Welt schaffen wollte. Sie ahmt damit Gott nach, will sein wie Gott. Lüge und erste Sünde liegen wie im Ehebett beieinander.

Damit kehren wir zum Anfang dieser Ausführungen zurück. Daß die Sprache in seinen Urgründen ein Eid ist. Ein Versprechen auf Weltschöpfung. Unsere Sprache ist die ikonenhafte Offenbarung jener Sprache, auf der die Welt insgesamt beruht.

Die Erzählung enthält die Grammatik der Welt, haben wir gesagt. Umso mehr trifft das auf die Erzählungen vom Anfang der Welt zu. So ist es auch bei Weihnachten, diesem neuen Anfang der Welt. Im Weihnachtsevangelium. Und wird in der Lesung am ersten Weihnachtstag, dem Prolog des Johannes Evangeliums, ausgelegt. Wo die tiefe Grammatik der Weltschöpfung, die Eidhaftigkeit des Wortes vor Augen steht: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

Indem dieses Wort auf die Erde kommt, fleischlich wird - als Gestalt, in der alles enthalten ist: als fleischgewordener Gott, der zugleich in einer der drei Personen Mensch, also Sohn Gottes ist - wird die Welt tatsächlich neu geboren, weil nicht nur durch eine Ikone, sondern durch den nunmehr welthaft gewordenen, Fleisch gewordenen Urgrund neu geschaffen.

Die Welt erhält in ihrem weltlichen Kreislauf, in dem sie gewissermaßen in sich steht bzw. stehen sollte, der ohne Verbindung mit Gott, dem Sein, aber nicht sein kann, diese Bestandsquelle neu zurück. Gott wird eingeschleust gewissermaßen in diesen Kreislauf der Sinne und Beziehungen, der die Welt ist.

Es sind ja die Sinne, über die wir an jenem Außen teilhaben können, das uns grundlegt und dann immer wieder von neuem nährt, also bestehen läßt, was dem Menschen als Ebenbild Gottes zubedacht war. Die in der Ähnlichkeit enthaltene Disposition der Teilhabe an jener innergöttlichen Gnade, zu jener Liebe, in der Gott ist, und Fleisch geworden wieder unter uns weilt. Und nun wie im Paradies unter uns wandelt, und damit auf eine Weise - in der Kirche - die Welt in ein Paradies verwandelt. Jenes Paradies, von dem die Propheten gekündet haben, daß es eines Tages kommen wird - in der Fleischwerdung Gottes.

An ihn angebunden, und nur insoweit, sind wir Bewohner dieses Paradieses. Dessen Vollgestalt freilich noch nicht da ist, dazu muß das Schlechte wie bei der Ernte als Spreu ausgesondert werden. Beim Jüngsten Gericht. Aber wir Getaufte dürfen bereits in dieser geistigen Welt und Wirklichkeit leben. An der wir freilich nur im Glauben ganz teilhaben können. Aber einmal, nach dem Jüngsten Tag, werden wir nicht mehr glauben müssen, sondern werden es sehen.

Im Weihnachtsfest machen wir diesen Anfang Realität. In dem Paradies gehörigen Spiel des Ritus, des Kultes, der in den Gebräuchen deren konkrete Weltwerdung vollzieht. Uns damit zeigt, wie Geist Welt wird, so wie Gott Mensch wurde.

Lassen wir uns das deshalb nicht nehmen. Sondern begehen wir mit heiligem, ehrfürchtigem Ernst jenes Spiel, als das die Welt überhaupt nur sie selbst ist. Mit allen Traditionen, mit allen Gesten und Riten, mit allem Kult. Wie es uns übergeben wurde. So daß wir aus Weihnachten heraus, vom Eid Gottes aus, der sich uns zugesagt hat, der uns seinen Eid gegeben hat, weil er gesprochen hat, weil sein Wort in der Welt ist, in ein neues Jahr gehen, das somit im Wort begonnen zu einer Weltschöpfung wird. Die Wandel und Wechsel zur Eigenschaft hat, damit auch die Jahreszeiten braucht, weil Sein in der Welt - Freiheit - nur jeweils aktiv, im Vollzug an einem Begegnenden, überhaupt da sein kann.

Wir können von hier aus die letzte Linie ziehen. Daß nämlich diese Weltschöpfung in einer Person gründet. Und diese Person wiederum in einem Namen, dem ersten und eigentlichen Wort - Jesus. Dem Grund- und Schlußstein der Welt, in dem er sie in das Universale der göttlichen Gegenwart hebt. Zum himmlischen Jerusalem. Dem Urbild jeder Ikone, jeder Schrift, jedes Wortes, jedes Dings auf der Welt. In ihm ist alles enthalten.

Und so können wir auch unser Sprechen - unserem Hauch - spiritus, spirare, atmen - als Träger (als Träger! als Ikone! nicht als dieser Gott selbst!) des göttlichen Hauchens innerhalb der Dreifaltigkeit - als Weltzeugungsakt begreifen. Das in der Wahrhaftigkeit den Eid - zum schönen, guten, Welt werden sollenden Wort geworden - erfüllt.

Im hinausgestellten Wort ist alles eine Idee aus dem unendlichen logos, dieser nach außen drängenden, lebendigen, beziehungsvollen Grammatik des Geistes. Der sich im Wort in die Welt hebt, die im Gehörtwerden - auch in unserem eigenen Hören, denn wir hören uns selbst, ja denken ist sprechen und hören, ist nicht leise, ist nicht stumm, sondern tönt in uns - bewegt und somit Welt schafft.

Je mehr unser Sprechen zum Eid wird, und in dieser Haltung also Fenster zur Gnade wird, desto mehr schöpferische Kraft haben wir. Weil wir Gott ähnlich sind, und so an seinem inneren Leben teilhaben können.

Das wird uns in Weihnachten durch die Fleischwerdung Gottes des Sohnes wieder geschenkt.


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