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Freitag, 28. Dezember 2018

Warum eine Monarchie vernünftig ist (2)

 Teil 2)



Zur Kritik an der monarchischen Regierungsform läßt sich sagen, daß einerseits 90 Prozent der angeblichen Schwächen des Systems auf persönliche Fehler zurückgehen. Einer dieser Fehler ist, daß demokratische Prozesse von Monarchen oft zu gering bewertet werden. Monarchen haben aus persönlichen Gründen gerne eine Neigung zu absolutistischen Regungen (wie die Geschichte zeigt). Das spielt dem Umstand in die Hand, daß das Wesen der Monarchie den meisten Menschen kaum bewußt ist, und deshalb in der Wahrnehmung verschwimmt, wo die Nachteile einer bloßen Republik liegen. Stattdessen stehen in der Kritik an Monarchen etwa persönliches Fehlverhalten oder persönliche Skandale im Vordergrund. Dazu kommen oft überzogene Erwartungen der Öffentlichkeit gegenüber einer königlichen Familie. In Monarchien entsteht deshalb gerne einmal das Gefühl im Volk, daß das, was der Herrscher könne, auch jeder andere könne.

Daß das persönliche Fehlverhalten in Demokratien und unter Politikern nicht nur nicht anders, sondern weit schlimmer ist, geht leicht unter. In einer gemischten Monarchie hingegen (für die Wiszowaty eintritt) hätte aber dennoch jeder Einzelne die Möglichkeit, sich entsprechend zu beweisen, indem er einfach als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten antritt. 

Was das Thema von Familienklüngelei anbelangt wird in Demokratien gerne vergessen, daß solche Klüngeleien in Demokratien um nichts weniger eine Rolle spielen.* Wenn man nun einwendet, daß Herrschaftspositionen in einer Monarchie nicht auf Verdienst, sondern auf Erbfolge beruhen, wird seltsamerweise vergessen, daß auch Talente vererbt werden, und daß sie zu ihrem Aufblühen auch ein bestimmtes familiäres, soziales Umfeld brauchen, das sie fordert. 

Wiszowaty geht dann dazu über, die Ängste zu analysieren, die mit der Vorstellung eines Monarchen zusammenhängen. Deren eine ist, daß kraft Erbfolge auch ein unfähiger Herrscher an die Macht kommen könnte. Und noch dazu in Verbindung mit der Vorstellung, daß die Monarchie zu viel Macht in die Hand eines Einzelnen lege, was einer Tyrannei Tür und Tor öffne. Das aber ist in einem gemischten System - "demokratische Monarchie" - gar nicht möglich, weil in dieser Form der Monarch gar nicht genug reale Macht hat, um eine Tyrannei zu installieren. Er steht dem parlamentarischen System gegenüber, hat andere Wirkmöglichkeiten und -bereiche, aber keine reale Macht, in Regierungsgeschäfte einzugreifen.

Das vielleicht größte Problem der Monarchie könnte freilich sein, daß ein Staat zu einer "Gerontokratie" wird, also zu einer Herrschaft der Alten führt. Etwa, wenn der Herrscher zu sehr am Thron klebt, den Weg für einen jüngeren Thronfolger damit nicht freigibt, weil sein Amt nicht von ihm zu lösen ist. Liechtenstein zeigt, wie es dennoch geht: Der regierende Fürst hat seinen Sohn zum Prinzregenten eingesetzt, der sämtliche Geschäfte führt, während er sich zurückgezogen hat, und nur noch mehr oder weniger von außen beteiligt ist. 

Ein weiterer Kritikpunkt wäre aber gewiß auch, daß den heutigen Herrschern vorgeworfen werden könnte, daß sich eine gewisse geistige Leere breitgemacht hat. Daß heutige Herrscher wirklich nur noch Pomp und Gloriae zelebrieren, "Berühmtheiten" sind, aber nichts Wesentliches mehr zu sagen haben.  

In einem letzten Punkt geht Wiszowaty auf Herausforderungen für die Zukunft ein. Denn es stellt sich die Frage, wie weit sich monarchisches Bewußtsein ändern müßte, um heute noch Akzeptanz zu finden, will die Monarchie als Staatsform überhaupt überleben. Was an natürliche Grenzen stößt, denn wenn sie sich zu sehr dem heutigen Denken angleicht, zerstört sie sich selbst. Wiszowaty führt drei Beispiele an, wie solche Adaptierung gelingen kann. 

Hier wird es nun ein wenig seltsam. Denn der Pole meint, daß es ein erster Überlebenspunkt ist, auch Frauen in die Thronfolge zu lassen. Weniger als Reaktion auf den Feminismus, sondern als Chance, Akzeptanz zu finden. (Der VdZ hält das für eine contradictio in adiecto.) Immerhin ist auffällig, daß in Europa vor allem die Monarchien überlebt haben, wo Frauen auf den Thron kommen konnten. Und was macht man in Spanien und Holland, wo die heute noch männlichen Könige nur Töchter haben? 

Der nächste Punkt für Monarchien ist, näher ans Volk zu kommen. Wenn das zu weit geht besteht die Gefahr, daß der Grund, wozu man eine Monarchie überhaupt braucht, verloren geht. Denn man steht vor der Frage, ob Monarchen eine "bessere Ausführung von uns selbst" sein sollen, oder ob sie nicht Ideale (in Reinform) vertreten sollen, denen das Volk als Anforderung zur Hinspannung nachzustreben hätte. 

Dazu kommt das Problem der Religionsvielfalt, die wir überall bereits haben. Denn mit dem Monarchen sollte sich im Normalfall auch eine Religion verbinden, die ihn und seine Ideale identifizierbar (in Wahrheit auch korrigierbar; diesen Aspekt bringt der Pole überhaupt nicht, was fast verwundert; Anm.) macht. 

Einen weiteren Punkt ist die EU, und wie sie sich in ihren Demokratisierungsbestrebungen auf das Wesen von Monarchien auswirkt. Denn die einen meinen, daß es die Monarchien aushöhlt, durch ihren Egalitarismus abschafft, die anderen, daß gerade in der Monarchie nationale Identität bewahrt bleiben kann. 

Eine riesige Herausforderung dabei stellt sich durch die Medien. Die im Grunde bei Monarchen sogar einfache Menschenrechte (auf Privatheit) mißachten, um Sensationen zu liefern. Das hat bewirkt, daß sich selbst unter Mitgliedern von Herrscherhäusern eine gewisse Scheu ausgebreitet hat, diese Würde überhaupt noch anzunehmen, um "leben" zu können. Denn sie müssen in gewisser Hinsicht das aufgeben, was wir heute jedem Einzelnen als Menschenrecht zugestehen: Sie haben keine Privatheit mehr. Sie können nicht heiraten, wen und wie sie wollen, das muß von den Parlamenten bewilligt werden. Sie sind sogar in ihrer finanziellen Existenz von diesen abhängig. 

Der entscheidende Punkt aber ist, daß die königlichen Familien die Öffentlichkeit überzeugen müssen, daß sie nicht sich und ihren privaten Interessen dienen, sondern der Öffentlichkeit. Das ist aber die Realität eines Herrscherhauses, es ist die einzig legitime Wirklichkeit einer Monarchie.

Zusammenfassung: In der Analyse der Vorteile einer Monarchie - als Mischform von Demokratie und Monarchentum (was im übrigen die allermeiste Zeit auch in unserer Geschichte so war! die absolute Monarchie ist eine relativ junge Entwicklung gewesen; Anm.) - durch Prof. Marcin Wiszkowaty aus Polen stellt sich eine solche Staatsform der heutigen Republik als deutlich überlegen heraus. Und zwar aus rein sachlichen Gründen. Nicht zuletzt das Fürstentum Liechtenstein zeigt, wie es gehen kann. Wiszkowaty läßt dabei einen Monarchen wie eine sinnvoll korrigierende Ergänzung zu heutigen Demokratien erscheinen.

Wenn man aber über die Frage nachdenkt, wie eine solche Form von den Menschen akzeptiert, ja gewollt werden könnte, so daß man "zurückwechseln" wollte, wird einem die Kluft zwischen der monarchischen Idee und den heutigen allgemeinen Anschauungen deutlich. Die zu überwinden Adaptierungen bräuchte, die der Pole auch vorschlägt, die aber dem Wesen der Monarchie glatt zuwider stehen. Was übrig bliebe wäre, daß man das Beste an der Monarchie - und das ist das personale Element als Fundament der Einheit eines Volkes, in seiner religiösen Rückbindung aber auch unter einer dem König selbst übergeordneten Instanz, nicht nur der Verantwortung, sondern vor allem der Stellvertretung, und damit Legitimität eines ganzen Staates bzw. Volkes! - zugunsten einer "besseren Funktionalität" aufgäbe. Damit würden aber Monarchen tatsächlich zum bloßen Schein absinken.



*Ja man spricht heute sogar von Oligarchien, also von der effektiven Herrschaft Weniger, die die Politik sogar in der Hand haben. Und Demokratien haben keine Instrumente, solche Machtkonzentrationen zu korrigieren.




*071118*