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Freitag, 14. Dezember 2018

Die stille Invasion der Welt (2)

Teil 2)



Vor einer direkten militärischen Invasion muß man keine Angst haben, meint der Chinese im Interview. Er verweist auf die Geschichte. Die Chinesen sind immer sehr an ihr Land gebunden, haben nie direkte Expansion etwa durch militärische Intervention betrieben. Aber hier sind sie zu allem entschlossen. Und berufen sich auf den historischen Nomos (als innere Ordnung eines Raumes, der alles äußere, politische folgt) wenn sie den ost- und südostasiatischen Raum als IHRE Einflußzone betrachten. Somit gewinnt die in chinesischen Schulen gelehrte historisch belegbare Wahrheit großen Wert, daß es die Chinesen schon vor langen Zeiten waren, die Australien entdeckt haben. Nicht die Europäer. Nicht England im 17. Jahrhundert.

Plötzlich beginnt auch die Tatsache neues Gewicht zu erlangen, daß Kalifornien archäologischen Funden gemäß mindestens seit dem 16. Jahrhundert von chinesischen Schiffen angesteuert worden war. Noch vor den Spaniern also. Der gesamte Pazifik wird damit möglicherweise zum chinesischen Binnenmeer. Topographisch spricht sogar vieles dafür. Vieles spricht damit für eine solchartige Interpretation heutiger chinesischer Außenpolitik.

Die, wie gesagt, historisch gesehen nie aggressiv-expansiv war. Aber immer auf das "Eigene", den naturgegebenen Nomos (als seinsbezogene Raumordnung - Sein als Seiendes, anders ist das Paket nicht erhältlich, will es nicht reines Gedankending bleiben, ergibt ja erst Raum; erst so wird übrigens Heidegger überhaupt verständlich, ohne sicher sein zu können, daß Heidegger selbst es so verstand) Bezug nahm. Der chinesische Globalismus hat somit eine eigentümlich "nationale" Färbung. Ein Land, das die Welt beherrscht, ja dem die Welt "gehört", deren Mitte es ist, hat nämlich keine Grenzen mehr. Die Welt selbst wird "chinesisch", capisce?

Und aus eben derselben historischen Raumordnung heraus ist auch das Südchinesische Meer (ein seit Jahren schwelender offener Konflikt) als rein chinesischer Machtraum zu verstehen. Ist zu verstehen, daß es heute überhaupt einen Streit darum geben kann (mit Japan, den Philippinen, Indonesien, Vietnam), ist, nach chinesischer Lesart nur auf die demütigende Situation zurückzuführen, in die China durch Mißwirtschaft, Korruption, aber nicht zuletzt europäisch-imperialistische Einflußnahme ab dem 19. Jahrhundert geriet.

Das wird heute kräftig korrigiert, und das will der Chinese auch so. Also werden aber auch die Einflußnahmen Chinas in diese Länder als "historisch nachweislich legitimes Recht" betrachtet.* Und dessen Durchsetzung erlaubt alle Mittel. Auch die der Lüge, der pragmatischen Lüge. Selbst Chinesen sehen ihre Mitbürger als Menschen, die ähnlich den Juden, ähnlich den Muslimen dazu tendieren, zu lügen, um den anderen im Handel geschickt und mit List zu übervorteilen.

In einer Welt, in der die meisten Staaten an internen Konflikten ersticken, in dem die Einheit der Völker durch Migration und "Vielfalt" auseinanderbricht, kann das unter kommunistischer Doktrine, die dem inneren Wertgefühl der Chinesen so entgegenkommt, das gewaltsam geeint gehaltene China eine Kraft entwickeln, die uns in zehn Jahren möglicherweise wie aus einem bitteren Traum aufwachen lassen wird. In Australien und Neuseeland hat man gegen diese "stille Invasion", in der sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens bereits unterwandert sind, zu reagieren begonnen.

Wieweit so manche der Entwicklungen, die wir heute in Europa bzw. im Westen erleben, bereits heute Frucht chinesischer uralter Strategie und Taktik ist, möge der Leser selbst beurteilen. Aber die Auffälligkeit, mit der so vieles bei uns mit eben diesen uralten Weisheiten des "Reichs der Mitte" übereinstimmen, sich deshalb als strategische Mittel der Schwächung des Gegners sehen lassen könnten, ist frappierend.  China kann seit Mao Kräfte konzentrieren, von deren Stoßkraft der individualistische, zerfallene Westen nur träumen kann.


Morgen Teil 3)





*151118*