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Mittwoch, 19. Dezember 2018

Eine katholisch-jüdische Debatte (3)

 Teil 3)




Hier bringt Jones den Zionismus ein. Ob der denn keine messianische Bewegung sei? Ja, meint Morse, zum Teil sicher, aber nicht kommunistisch. Sondern darin gehe es um die Sehnsucht der Juden, in jenes Land zurückzukehren, das Gott einmal Abraham verheißen und gegeben hat. Aber auch darin geht es nicht um eine Neuverteilung von Wohlstand, um Weltherrschaft, um ein autoritäres Weltregime. 

Das sei schon richtig, meint Jones, der Zionismus ist sogar das Gegenteil des Kommunismus, er ist jüdischer Nationalismus. Während jüdischer Kommunismus ja jüdischer Internationalismus ist. Aber es bleibt die Tatsache bestehen, daß der Zionismus eine messianische jüdische Bewegung ist. Deshalb hatte das Judentum seit dem 19. Jahrhundert mit zwei konkurrierenden messianischen Bewegungen zu tun, die es gespalten haben: Kommunismus und Zionismus. Und bis 1967 hat sich der Kommunismus mehrheitlich durchgesetzt. Ab da begann ein Umdenken. Denn man hat festgestellt, daß die Bürgerrechtsbewegungen zu nichts als Problemen führten und auf die Juden selbst zurückschlugen. 

Plötzlich warfen die Schwarzen auch Juden aus den Schulen und Universitäten. Das führte innerhalb der jüdischen Bevölkerung in den USA zu großer Desillusionierung über den Kommunismus. Also warf man sich nun auf den Zionismus. So entstand schlagartig eine neue politische messianische Bewegung.  Die Linie der Kontinuität liegt deshalb nicht in der Frage zwischen "rechts und links", sondern in der Frage einer messianischen Politik, die das spezifisch Jüdische ausmacht. Und darin zieht sich die Linie bis zu diesem Vakuum, das die Zurückweisung des Messias Jesus Christus entstehen hat lassen. Weil sie eben damit keinen Messias haben. 

Was Morse durchaus eingesteht. Dennoch dürfe man, meint er, die spirituellen, religiösen Facetten des Zionismus nicht übersehen, denn er beruft sich auf die Heilige Schrift, die Propheten, die Tora, die Überlieferung. Die Gründung des Staates Israel selbst (ausgehend von der Balfour-Deklaration) muß man trotzdem in einem größeren Rahmen sehen. Nach dem Ersten Weltkrieg wollten alle Völker im Nahen Osten selbständig werden und eigene Staaten gründen, auch die Araber, die Muslime. Denen das israelische Streben im Wege stand. Deshalb stand Israel auch fünfundzwanzig muslimischen Staaten gegenüber. Zu denen sich aber endlich langsam die Beziehungen normalisieren, weil doch alle dasselbe wollen: Ein gutes, friedliches Leben in einem prosperierenden Land. 

Dem widerspricht Jones, der die Politik Israels alles andere als friedfertig nennt. Wie solle man es sonst bezeichnen, wenn israelische Scharfschützen palästinensische Frauen und Kinder an der Grenze zu Gaza erschießen? Was sollen sich da die islamischen Staaten denken? Morse wendet ein, daß Israel den Gazastreifen freiwillig an die Palästinenser abgetreten hat. Dabei mußten sogar jüdische Bewohner das Land verlassen. Es hat den Gaza unterstützt, ebenso wie die ganze Welt. Aus Gaza hätte eine "französische Riviera" werden können, denn das Land bietet beste Voraussetzungen. Stattdessen benützen es die Palästinenser dazu, von dort aus Krieg gegen Israel zu führen. 

Bisher haben sie sechstausend Raketen auf Israel abgefeuert. Sie haben Tunnels unter der Grenze durchgegraben, um jederzeit nach Israel eindringen zu können und Juden zu töten, wie es ihnen beliebt. Es wäre ein Leichtes für Israel, dort einzumarschieren oder eine Bombe abzuwerfen, um den Spuk ein für allemal zu beenden. Stattdessen versucht man eben nur jene auszuschalten, die Juden töten möchten, versucht keine Unschuldigen dabei zu Schaden kommen zu lassen. Man ist sogar mit Soldaten eingedrungen, um eben nur Schuldige bei der Hamas zu finden und auszuschalten, keine Unschuldigen. Mit dem Ergebnis, daß neunundachtzig Israeli dabei ihr Leben ließen. Es geht hier eben um Krieg, und in einem Krieg werden Menschen getötet. 

Das weist Jones strikt zurück. Denn den Grundfehler hat Israel gemacht, das den Palästinensern ihr Land gestohlen und diese in ein großes KZ gedrängt hat. Mit dem Ziel, das palästinensische Volk auszulöschen. Was Morse auf das Schärfste zurückweist. Jones geht einen Schritt zurück, auf den eigentlichen Konflikt, der derzeit innerhalb der Juden besteht. Wo sich scheinbar links- und rechtsgerichtete Juden gegenüberstehen. Wo die einen gegen Trump sind, die anderen sich für ihn und seine Außenpolitik aussprechen. Beide vereint doch dasselbe: Die einen, die rechten Juden, schießen Palästinenser über den Haufen, die linksgerichteten Juden unterstützen die Abtreibungsagenda. Das ist das Verbindende: Beide eliminieren, wer ihnen nicht in die Agenda paßt.

Morgen Teil 4)




*021118*