Teil 3)
Hier bringt Jones den Zionismus ein. Ob der denn keine messianische Bewegung sei? Ja, meint Morse, zum Teil sicher, aber nicht kommunistisch. Sondern darin gehe es um die Sehnsucht der Juden, in jenes Land zurückzukehren, das Gott einmal Abraham verheißen und gegeben hat. Aber auch darin geht es nicht um eine Neuverteilung von Wohlstand, um Weltherrschaft, um ein autoritäres Weltregime.
Das
sei schon richtig, meint Jones, der Zionismus ist sogar das Gegenteil
des Kommunismus, er ist jüdischer Nationalismus. Während jüdischer
Kommunismus ja jüdischer Internationalismus ist. Aber es bleibt die
Tatsache bestehen, daß der Zionismus eine messianische jüdische Bewegung
ist. Deshalb hatte das Judentum seit dem 19. Jahrhundert mit zwei
konkurrierenden messianischen Bewegungen zu tun, die es gespalten haben:
Kommunismus und Zionismus. Und bis 1967 hat sich der Kommunismus
mehrheitlich durchgesetzt. Ab da begann ein Umdenken. Denn man hat
festgestellt, daß die Bürgerrechtsbewegungen zu nichts als Problemen
führten und auf die Juden selbst zurückschlugen.
Plötzlich
warfen die Schwarzen auch Juden aus den Schulen und Universitäten. Das
führte innerhalb der jüdischen Bevölkerung in den USA zu großer
Desillusionierung über den Kommunismus. Also warf man sich nun auf den
Zionismus. So entstand schlagartig eine neue politische messianische
Bewegung. Die Linie der Kontinuität liegt deshalb nicht in der Frage
zwischen "rechts und links", sondern in der Frage einer messianischen
Politik, die das spezifisch Jüdische ausmacht. Und darin zieht sich die
Linie bis zu diesem Vakuum, das die Zurückweisung des Messias Jesus
Christus entstehen hat lassen. Weil sie eben damit keinen Messias
haben.
Was
Morse durchaus eingesteht. Dennoch dürfe man, meint er, die
spirituellen, religiösen Facetten des Zionismus nicht übersehen, denn er
beruft sich auf die Heilige Schrift, die Propheten, die Tora, die
Überlieferung. Die Gründung des Staates Israel selbst (ausgehend von der
Balfour-Deklaration) muß man trotzdem in einem größeren Rahmen sehen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wollten alle Völker im Nahen Osten selbständig
werden und eigene Staaten gründen, auch die Araber, die Muslime. Denen
das israelische Streben im Wege stand. Deshalb stand Israel auch fünfundzwanzig
muslimischen Staaten gegenüber. Zu denen sich aber endlich langsam die
Beziehungen normalisieren, weil doch alle dasselbe wollen: Ein gutes,
friedliches Leben in einem prosperierenden Land.
Dem
widerspricht Jones, der die Politik Israels alles andere als
friedfertig nennt. Wie solle man es sonst bezeichnen, wenn israelische
Scharfschützen palästinensische Frauen und Kinder an der Grenze zu Gaza
erschießen? Was sollen sich da die islamischen Staaten denken? Morse
wendet ein, daß Israel den Gazastreifen freiwillig an die Palästinenser
abgetreten hat. Dabei mußten sogar jüdische Bewohner das Land verlassen.
Es hat den Gaza unterstützt, ebenso wie die ganze Welt. Aus Gaza hätte
eine "französische Riviera" werden können, denn das Land bietet beste
Voraussetzungen. Stattdessen benützen es die Palästinenser dazu, von
dort aus Krieg gegen Israel zu führen.
Bisher
haben sie sechstausend Raketen auf Israel abgefeuert. Sie haben Tunnels unter
der Grenze durchgegraben, um jederzeit nach Israel eindringen zu können
und Juden zu töten, wie es ihnen beliebt. Es wäre ein Leichtes für
Israel, dort einzumarschieren oder eine Bombe abzuwerfen, um den Spuk
ein für allemal zu beenden. Stattdessen versucht man eben nur jene
auszuschalten, die Juden töten möchten, versucht keine Unschuldigen
dabei zu Schaden kommen zu lassen. Man ist sogar mit Soldaten
eingedrungen, um eben nur Schuldige bei der Hamas zu finden und
auszuschalten, keine Unschuldigen. Mit dem Ergebnis, daß neunundachtzig Israeli
dabei ihr Leben ließen. Es geht hier eben um Krieg, und in einem Krieg
werden Menschen getötet.
Das
weist Jones strikt zurück. Denn den Grundfehler hat Israel gemacht, das
den Palästinensern ihr Land gestohlen und diese in ein großes KZ
gedrängt hat. Mit dem Ziel, das palästinensische Volk auszulöschen. Was
Morse auf das Schärfste zurückweist. Jones geht einen Schritt
zurück, auf den eigentlichen Konflikt, der derzeit innerhalb der Juden
besteht. Wo sich scheinbar links- und rechtsgerichtete Juden
gegenüberstehen. Wo die einen gegen Trump sind, die anderen sich für ihn und
seine Außenpolitik aussprechen. Beide vereint doch dasselbe: Die
einen, die rechten Juden, schießen Palästinenser über den Haufen, die
linksgerichteten Juden unterstützen die Abtreibungsagenda. Das ist das
Verbindende: Beide eliminieren, wer ihnen nicht in die Agenda paßt.
Morgen Teil 4)
*021118*