Man tritt vor allem in den frühen Filmen Chaplins aus der Zeit heraus. Man erfährt eine Leichtigkeit, die einen wie neu geboren sein läßt. Chaplin hat solche kurzen, aber ungemein detailreichen, perfekt einstudierten Filme an wenigen Tagen produziert und in enormer Menge ausgestoßen. In denen seine Spielfreude zum Greifen ist. Sie waren ein gewaltiger Kinoerfolg. Erst ab den späteren 1920er Jahren hat er sich großen Themen (und langen Filmen) gewidmet. Doch schon dieser Slapstick lebt von dem, was er mit der Entwicklung des Films (und der Heranbildung des Publikums) in größeren dramaturgischen Zusammenhängen herausarbeitete, vom menschlichen Charakter.
Die Tragik, die in seinen späteren Filmen immer mehr durchkommt, ist hier aber erst angedeutet. Sie wird umso bestimmender, je länger Chaplin in den USA lebt und sich ein Deutungsrahmen herausbildet, der die Teilszenen in ein bestimmtes, durchgängiges Aussagelicht stellt. Hier stehen die einzelnen Takes noch relativ für sich. Der Gesamthandlung fehlt das Zwingende, das die Handlung aus sich selbst heraustreibt. Das verträgt keinen längeren Film, der Spielort ist zufälliges Spielmittel mit dem jongliert wird. Und vor allem vertrug es die Zeit nicht. Chaplins Filme waren vor allem für die Moral der Frontsoldaten von großer Bedeutung, die für einige Stunden aus ihrer Geschichte gehoben wurden.
Charles Chaplin - "Die Pfandleihanstalt" (1916)
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