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Dienstag, 30. April 2013

Sagt auch was

Was denken Sie über den neuen Papst? - Der Punkt in dem (2min.) Video ist: die Frage wurde den Leuten gestellt ... als es noch gar keinen neuen Papst gab.

Sehr amerikanisch der Humor in der Moderation von Jimmy Kimmel: "Being Pope is actually a pretty job - You get a big house, You get a butler, You get a car named after You ... it's a lot like being Batman."









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Eine Sinnlosigkeit nach der anderen

Es sei hier nur der weiteren Vervollstädingung der Fakten angeführt, wohin uns unser Wahn führt: Die Welt berichtet von der ersten ernstzunehmenden Studie des Forschungsinstituts Prognos über die Effekte der Wärmedämmung im Wohnbau. Und das Ergebnis ist erschütternd in einem Satz zusammenfaßbar: Die Wärmedämmungen, schon gar wo sie zusätzlich und nachträglich angebracht werden, kosten bei weitem mehr, als sie bringen. Der Energieaufwand, sie anzubringen, übertrifft den Einspareffekt um Längen.

Durch entsprechende gesetzliche Senkung der Mindestdämmvorschriften wurde nur ein Effekt erzielt: Arbeitsplätze. 200-300.000 schätzt man in Deutschland. Diese werden damit direkt von den Vertrauchern über Mieten bezahlt. Als Arbeitsplatzmaßnahme ist das also so sinnvoll wie ein Unterdruckauslaßventil.

Um die Energiesparziele zu erreichen, sind in Deutschland bis 2050 Investitionen von 838 Milliarden Euro notwendig. Doch nur 370 Mrd. Euro werden dadurch eingespart, was einem Gesamtverlust von 468 Milliarden Euro ergibt.

"Ich kenne kein Wärmedämmsystem, dessen Kosten sich durch eine Energieersparnis in einem überschaubaren Zeitraum amortisieren würde", sagt Fischer, ein Architekt aus Hochstadt am Main, den die Welt zitiert. Dazu kommt der simple Umstand, daß die rein technischen Effekte von Wärmedämmung viel zu theoretisch betrachtet werden, wie auch der Verfasser dieser Zeilen aus der Zeit seiner Unternehmerschaft im Baugewerbe nur bestätigen kann. Die Möglichkeit, durch einerseits falsche Anwendung, anderseits durch den simplen Umstand, daß Dämmstoffe ebenfalls einem Verschleiß unterliegen, schwere Bauschäden anzurichten, wird fast immer unterschätzt. Sodaß davon ausgegangen werden kann, daß ein hoher Prozentsatz selbst dieser Spareffekte nur am Papier besteht, in der Praxis durch Kältebrücken, Durchfeuchung und Schwund des Dämmmaterials, oder simpel durch falsche oder schlampige Verlegung, die gar nicht vermieden werden kann, denn wo Menschen sind werden Fehler gemacht, ohnehin nie realisiert wird.

Ja, hört man da den einen oder anderen raunen, da geht es doch nur um Geld. Hier aber geht es doch ums Klima! Falsch, das ist romantischer Nebel. Geld und Energie sind - den Beweis kann man führen - Äquivalente, die weit über Ölpreisdiskussionen oder Gasverteuerung hinausreichen. In einer bestimmten Geldmenge stecken bestimmte Energiequanten, weltweit in etwa gleichem Verhältnis. Deshalb sagt die Kalkulation auch direkt etwas darüber aus, wieviel Energie für eine bestimmte Leistung, ausgedrückt in Kaufparitäten, also Geld, verwendet wird. Eine Amortisationsrechnung wie oben sagt zwar, weil vergleichend, wenig über absolute Mengen aus, aber sie sagt exakt etwas über die Veränderung der eingesetzten Energiemengen aus.






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Zeit und Welt (2)

Teil 2) Zählbarkeit der Zeit - Quantelung der Zustände




Die technische Zeit - wie in der Uhr - ist die Zahl der Bewegung nach dem früher oder später. Nur insoweit also spricht Aristoteles sogar von der Zeit. Denn die Jetzte sind nicht teilbar, sie sind unendlich. Nur die Begrenzung der Jetzte machte Zeit "zählbar", das ist aber nicht möglich. Dennoch besteht in den Zahlen eine Analogie zur Zeit: Wenn wir 1, 2, 3, 4 ... betrachten, so bedeutet 3, daß 1 und 2 nicht mehr gültig sind. Und so fort. Ist also zwar die Zahl der Jetzte nicht begrenzbar, so bedeutet dennoch eine Zahl den Moment eines einzigen (unfaßbaren) Jetzt, das gültig ist, während alle vorhergehenden Jetzte nicht mehr gelten, weil nicht mehr sind.

Und so kann sehr wohl von einem für die gesamte Welt zutreffenden Gleichzeitigen Jetzt gesprochen werden (anders übrigens, als die Relativitätstheorie sagt.) Denn diese umfassende Jetztigkeit der Welt bezieht sich auf einen jeweils anderen Zustand der Fülle der Dinge. Es ist nur das verschieden, auf das sich diese Zahl bezieht: ihr Seinstand (Conrad-Martius) ist nur je anders. Insofern verhält sich die Zeit analog zur Zahl: auch mit jeder Zahl, die man weiterzählt, versinkt die vorhergehende ins Nichts.

Wenn aber den Dingen die existieren nur Gegenwärtigkeit anhaftet, dann kann es durchaus sein, schreibt Conrad-Martius, daß Anfang und Ende eines Prozesses sich gegenseitig beeinflussen.

Nun ergibt sich aus der Quantenphysik ein interessanter Tatbestand: Auf der Ebene der Elementarteilchen hört die Bestimmbarkeit von Nachher und Vorher, die "Kausalität", auf. Ergebnisse von Prozessen beeinflussen deren Ausgangspunkt, Abläufe drehen sich um.

Während eines letzten Zeitmoments also kann "empirische Zeit" nicht sein. Zeit braucht mindestens zwei solcher Momente. Das eigentlich Zeitliche an der empirischen Zeit muß also das Weiterrücken von Zeit- und Seinsquanten zum jeweils nächsten sein. Diese Momente aber können selbst wiederum nicht als "Zeit" aufgefaßt werden. Zeit konstituiert sich also als raumhafte Verschiedenheit jeweiliger (zeitloser) Jetzte. In dieser raumhaften Verschiedenheit werden diese Jetzte zu ... Zahlen, mittels deren Bewegung, Veränderung und Ruhe der empirischen Welt zeitlich "gezählt" werden.

Natürlich ist dieses "Fortrücken von Zeitquant zu Zeitquant" selber nicht mehr empirisch ausmeßbar, unser emprischer Zeitbegriff bezieht sich ja umgekehrt auf dieses Fortrücken. Diese Quanten selber durchmessen aber keine Zeitstrecke. In ihnen ist die Welt jeweils "neu" da, mit all ihrer Kausalsituation. Diese Quanten wirken also auch nicht direkt "hinüber" auf die nächsten. Wären sie aber "meßbar", so wären sie die "absolute Zeit".

Das beständige Vergehen und Entstehen betrifft die Welt mit allen ihren Kausalbeziehungen nur in Bezug auf ihr Da-sein, nicht in bezug auf irgendwelche inhaltliche Gestaltung. (Hedwig Conrad-Martius, "Die Zeit").

Reale Zeitbewegung begründet also die räumliche Bewegung. Eine empirische räumliche Bewegung durchmißt nur deshalb AUCH Zeit, weil der Bewegungsträger fortlaufend neu ex-istiert. Und nur weil und solange der Bewegungsträger zu je quantenhaft neuem Dasein gelangt, kann räumliche Bewegung sein. Wenn dem Bewegten der Seinsatem ausgeht und er zeitliche Herzschlag aufhört, fällt selbstverständliche auch seine empirische Bewegungsmöglichkeit dahin. Reale Zeitbewegung ist Seinsbewegung, das heißt Bewegung von einem Seinsquant zum anderen, jeweils aber neu geboren. Sie ermöglicht erst naturhafte Bewegung. Und damit auch das Dasein von etwas Ruhendem, das von Zustand zu Zustand seine Ruhendheit erhält. Es verändert nur nicht seine Zustände.

Bewegung aber ist das Wesentliche des Unvollendeten. Käme eine Bewegung wirklich zu ihrer Ruhe, so wäre das Wesen des bewegten Dinges transzendiert. Denn das Erdhafte zum Beispiel zieht zum Erdmittelpunkt. Wenn es das nicht mehr täte, wäre es nicht mehr es selbst - es hätte sein Wesen transzendiert.  






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Montag, 29. April 2013

Zeit und Welt (1)

Nur wenn man die Zeit als die Gegenwärtigkeit des zeitlosen "Jetzt" als jenen Punkt begreift, in dem die Welt aus der Lichtung heraus bzw. ALS Lichtung existiert, um im nächsten Moment in die Nichtung, also ins Nichtsein, überzugehen, kann man sich dem Zeitbegriff ontologisch nähern, schreibt Hedwig Conrad-Martius.

Die Auffassung der Zeit als "Kontinuum", vorgestellt in räumlicher Ausdehnung, ist lediglich transzendental-imaginativ. Vergangenheit, Zukunft sind nur Anschauungsweisen dieses unentwegten, aber an sich diskontinuierlichen, also nicht "notwendig" bleibenden, ontologisch sich auch nicht "aus sich selbst" hervortreibenden Erscheinens der Welt, die nur in dauernder Gegenwärtigkeit ("duré") vorstellbar ist.  Nicht aber als Kontinuum, einer Strecke vergleichbar - eine bloße räumliche Anschauungsweise, als "Verräumlichung" der Zeit also.

Weil dies aber jeweils heißt, daß ein Jetzt-Zustand "definitiv" ist, so muß man sich diese Aufeinanderfolge von Jetzten als "Hüpfen" - von Zustand zu Zustand - vorstellen, ohne hier aber Zeit "dazwischenpacken" zu können. Aber kein Jetzt ist nicht auch ein Etwas, ist nicht quasi "vorläufig einmal noch nichts".

Anders als Heidegger, sieht Conrad-Martius auch die Welt der Objekte nicht in einem solchen Kontinuum, sodaß Heidegger die nichtmenschliche Welt als bloße "Vorhandenheit" definiert, nur der Mensch zwischen diesen Polen Sein/Nichts schwebt. Während der Welt ein vorausgehendes Zeit-Raum-Kontinuum quasi untergelegt wäre. Die gesamte Welt muß vielmehr in dieser gar nie faßbaren Momenthaftigkeit gesehen werden.

Die Veränderung des existentiellen Moments ist es, die das Wesen des Zeitflusses ausmacht. Denn das "Jetzt" kann ja nicht vergehen. Nur seine Räumlichkeit kann sich verändern. Der Moment selbst kann aber an sich keine reale Existenz haben, er ist ein von der Vorstellung nicht faßbarer Einschnitt zwischen Sein und Nichtsein. Der kontinuierliche Zeitfluß ist nichts anderes als räumliche Kinesis. In ihm selber findet sich kein Punkt, an dem eine qualitative Zeitverwandlung (Vergangenheit - Zukunft) festzumachen wäre. Die realen Aktualitätsakte sind existentielle Akte, als Übergehen vom Nein ins Nichtsein, aus dem Sein ins Nichtsein, das aber selber nicht in der Zeit ist und sein kann.

Damit ist aber auch klar, daß diese existierende Welt ein Zeitdasein besitzt. Und damit wird auch ein Ende der Welt denkbar: Nicht IN der Zeit, sondern MIT ihr. Aus dem Ende jenes seinsfundierenden Aktes heraus, der diese Jetzte sein läßt, aus deren Aufeinanderfolge sich Zeit ergibt.





Teil 2 morgen) Zählbarkeit der Zeit - Quantelung der Zustände






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Das Volk spricht

1,4 Millionen Menschen demonstrierten am 24. März 2013 in Paris gegen die geplante Einführung der Bezeichnung Ehe für Partnerschaften von Homosexuellen. Noch zwei Tage vor der Verabschiedung des Gesetzes im Parlament demonstrierten Zehntausende. Es endete in Straßenschlachten.






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Dem Raum hinterher

Einer der Kernsätze Johann Wilhelm Richters findet sich in seinen Fragmenten, und es ist ein Satz der im 19. Jhd. seinen tragischen Siegeszug beginnt.

"Die Unendlichkeit der Elektrizitätsquellen ist nichts als zu Tage gelegte Quelle des Seins. Das Geheimnis der Natur ist aufgetan."

Vergißt man, daß dieser Satz nur eine Metapher ist, nimmt man ihn literal, so wird Sein, Leben und Elektrizität in eins gesetzt. Elektrizität zeigt aber nur etwas an, es ist die Äußerung eines dahinterstehenden Prozesses, nicht eine Kraft an sich. Sie zeigt die lebendige Polarität eines Dings an, in seiner Spannung selbst zu sein. Erlischt deshalb im Toten.*

Deshalb ist auch Elektrizität nur als aktive Kraft möglich, seine Speicherfähigkeit nur im Rahmen aktiver Prozesse der Selbstwerdung gegeben, die sich auch verbrauchen, sobald diese Prozesse zu einem Ende kommen.

Aber sie IST nicht das Leben, führt sich selbst auf das Leben bzw. den aktiven Seinsprozeß zurück.

In der Nützung der Elektrizität für technische Zwecke werden somit lebendige Prozesse gewaltsam - in Übertretung der "Eigenzeit" der Dinge - forciert, in der Gewinnung wie in der Anwendung, und in Bewegung umgewandelt. Damit werden aber, metaphorisch gesprochen, die Dinge einer Reife unterworfen, die lediglich ihren Raumaspekt erweitern, ohne aber den Zeitprozeß zu berücksichtigen. Salopp formuliert: Die Dinge reifen über ihr Reifestadium hinaus.

Genau das ist unser Problem. Wir stehen in einer Raumbeherrschung, der keine geistige Reife entspricht, die ein personaler Vorgang ist, keine Frage der "Informiertheit". Alle unsere heutigen Strategien beziehen sich deshalb auf eine Raumweite, die sich allmählich unserer Beherrschung entzieht, die uns beherrscht, weil unsere Erkenntnis ihr schon lange nicht mehr gewachsen ist.

Zeit und Raum müssen aber im Gleichklang stehen. Tun sie es nicht, wuchert eines der beiden aus, haben wir ein Problem. Entweder im materiellen Zwang den ausgewucherten Raum zu bewahren, das tatsächlich nur ein scheinbares Problem der Informiertheit ist, oder bzw. gleichzeitig in Langeweile, Schuldgefühlen und Verwirrung.





*Der Frankenstein-Mythos zeigt, wie man zu denken begann: Zusammengesetztes, vollständiges Fleisch, mit Strom verlebendigt. Außer im Roman aber hat es nie funktioniert. Doch der Mythos war geschaffen, und hat sich bis heute gehalten, ja weiter ausgefaltet. Bis hin zur "Ursuppentheorie", wo anorganische Verbindungen durch elektrische Entladungen zum Leben erwacht sein sollen. Eine Theorie, die noch nie verifiziert wurde, dennoch als "Hoffnung", als "black box" hartnäckig ihr Unwesen treibt. Leben IST aber kein energetischer Vorgang, es äußert sich, als gerichteter Vorgang, lediglich darin. Dennoch ist es heute fast schon allgemeine, aber irrationale Sichtweise geworden, das Leben mit energetischen Vorgängen zu identifizieren.






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Sonntag, 28. April 2013

Brasilien









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Was man sieht




Gesehen auf thisisnthappiness







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Charakterverdunstung

"The Discovery that inherited character may change at a comparatively high-frequency rate, changes our attitude towards questions of evolution.

Instead of considering how species change from one to another, we must rather determine in what way they remain stable."


F. W. Sansome




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Samstag, 27. April 2013

Namenlose Verdummung

Die Arbeitsteilung ist eine Frucht der klaren Rollenspezifizierung. Von den Rollen ging sie aus, und damit von der Erfahrung, daß sämtliche Welt in einem Bereich der menschlichen Erfahrung wiederzufinden ist. Im Menschen ist die Welt enthalten, und nur diese Aspekte an ihr kann er vereinzeln. Indem er in spezielle Rollen schlüpft. Denen er sich im Spiel bzw. im Kult zuwendet, die er an sich wachruft. So, wie er sie an Feiertagen wachruft, Aspekt für Aspekt. Nein, wachgerufen bekommt.

Denn Feiertage sind Angelegenheit der Sippe, des Landes, das die Sippen zusammenfaßt, in denen sie sich zusammenfassen. Und im Jahreskreis, im Kreis mehrere Jahre (Olympiade ...), findet sich das Ganze, das Universale. Nur in dieser Festigkeit und Unangefochtenheit des eigenen Standpunkts, den ihm die Gemeinschaften garantieren, den sie sichern, wird der Einzelne frei, sich dem Ganzen zu öffnen. Aus einer Position des Friedens also, wo sein Selbstsein nicht an seiner Kampfbereitschaft hängt, die Verengung braucht, wie jeder Krieg.

In der Zusammenschau der Reihe der Feiertage - in allen Schichtungen: Religion, Staat, Familie etc. - findet sich damit eine Volksidentität in ihren Aspekten wieder. Sie gliedern das Menschsein, ja in ihrem Wechsel lassen sie die Menschen überhaupt erst Gestalt werden, als Herren über die Zeit. In allen Kreisen des Menschen, von den persönlichen Feiertagen angefangen (Geburtstage, Namenstage), über Familie, Sippe, Land, Religion ... Noch einmal: Feiertage, die erst zu solchen werden, wenn sie vom Allgemeinen kommen. Denn ihre Geistigkeit steht nicht nur außerhalb des Individuums, das nur an ihr teilhaben kann, wenn es sich ihr öffnet, sondern wird dem Einzelnen in ihren Inhalten und Kraftfeldern zugeteilt.*

Denn es ist der Name, mit allem was geistig dazugehört, der gewährleistet, daß in allem Erkennen, Ausprobieren, Spielen, Schwach- und Starksein, in allem Wandel, die Identität unangetastet und kontinuierlich bleibt. Mit allen Beifügungen, in denen man den weiteren Raum zugemessen und abgesteckt erhält, ja der einen zum Menschen macht.**

Es ist der Name, den man aus dem außenliegenden geistigen Raum erhält, der einen zu sich ruft, und der einen im Leben hält. Wie weit das geht, soll durch Querverweise auf die Gedächtniskultur in Monumenten und Sagen und Erzählungen, im Gut- oder Schlechtsprechen von Verstorbenen (und dem Verhältnis, das wir dazu fühlen), und selbst auf die Tatsache, daß der Mensch nur bleibt, weil sein Name im Gedächtnis Gottes, dem absoluten Geist, erhalten ist, aus diesem auch durch den Namen - man betrachte die Bedeutung des Zeugnisses, der Vollmacht: man kann nur tun, wozu man Vollmacht hat*** - hervorgeht, angedeutet werden.

Bis in die individuelle Persönlichkeitsentwicklung läßt sich das feststellen: Je weniger spezifisch eine Identität (als Rollenbewußtsein, als Übernahme einer zugeschriebenen Rolle, als Ergreifen in seiner Vollendung, und damit als Weiterbauen am Namen, der zu einem neuen, eigenen Namen wird) desto weniger spezifisch ist die Persönlichkeit orientiert. Löst sich das Institutionelle auf, als Zusprache von Namen, als Zeigendes das Ort zuweist und damit Orientierung in der Welt - auch in der Selbstreflexion - erst ermöglicht, zerfließt auch die einzelne Identität. Der Mensch verliert seine Tatkraft, er ist einem blinden, ungeformten Aktivitätswollen ausgeliefert.

Aber noch mehr: er verliert die Fähigkeit, Information - als "seine" - zu erkennen, als Information. Er verliert die Fähigkeit der Aufmerksamkeit, bleibt gefangen in einem panischen Achtgeben auf alle Aspekte die auf ihn treffen, deren Wichtigkeit er nicht reihen, deren Zutreffendheit auf ihn er nicht erfassen kann. Schon Norbert Wiener weist darauf hin, daß der Aspekt meist übersehen wird, daß Information erst zu einer Information wird, wenn sie für den Rezipienten auch als ihn betreffend erkannt werden kann. Erst dann wird sie zur Information. Sie braucht also Rolle, Identität.




*Die Bösartigkeit diverser Kräfte der Gegenwart läßt sich deshalb vor allem an ihrem Drang erkennen, zum einen traditionelle Feiertage auszuhebeln, zum anderen neue zu schaffen. In ihnen nämlich treffen sie die Lebensweise der Menschen ins Mark. Fluch deshalb über jene Medien, die konsequent mitarbeiten, solche neue Feiertage - vom Weltfrauentag über Klimaschutztage etc. etc. - durch implantierte Neurosen zu schaffen, in denen sie das Gewissen manipulieren und Mythoplastiken in den Verkehr setzen, die die Lebensordnung der Menschen ans Irrationale des Rationalismus binden. Sie sind mit die effizientesten Mittel, ein Land seiner schöpferischen Kräfte zu berauben, die Menschen am direktesten zu entwurzeln.

**Daraus läßt sich ermessen, was es bedeutet, wenn Beruf und Ausbildung mit Identität nicht mehr zusammenhängt. Wenn "Jobs" zu erledigen sind, als bloße vorübergehende Funktionen, wenn Beruf nur noch Vermeidung von Ablaufstörungen bedeutet. Das Problem der Scham (und Schamlosigkeit) hängt damit eng zusammen, denn die Scham ist der Schleier, "hinter der das Leben sich verwandeln kann." (Rosenstock-Huessy) Nur in der Scham gewinnt der Mensch die nötige Zeit für eine geistige Tat, in ihrem Gegenpart der Diskretion, die den Freiraum des bloß Möglichen schützt. Was direkt zur Bekleidung führt, an der sich das Maß des Menschseins ablesen läßt. Der Priester verhüllt sich deshalb ganz, wenn er die Heiligen Handlungen vollführt. Vom Lendenschurz zum Krönungsmantel führt eine direkte Leiter der Berufung. "Die Nation (das Volksganze) ist ein Kleid," schreibt Edmund Burke. In ihr liegt die Weisheit. Nacktheit heißt Krieg, Bekleidung Friede und Freiheitsraum. Fasse, wer es fassen kann.

***Deshalb die Tragödie des Neides und der Verleumdung: die darauf abzielen, die Vollmacht eines anderen, des Beneideten, die in seinem Namen steckt, zu zerstören, sodaß dieser in seiner Entfaltung, in seiner Selbstwerdung, seiner Entelechie deformiert und verhindert wird. Neid fällt eben unter das 5. Gebot: Du sollst nicht töten. Neid zeigt aber immer einen vorangehenden Defekt in den übergeordneten Gemeinschaften an, in denen der Einzelne steckt, aus denen er nämlich hervorgeht und sich ins Einzelne treibt. Der für Österreich in weiten Bereichen so typische Neid als Volkskrankheit zeigt deshalb einen ins Tiefste reichenden Defekt der Volks-, Kirchen- und Staatskonstitution, am leichtesten in einem verwüsteten Elitebildungsmechanismus erkennbar. Das österreichische Gemeinbewußtsein hat sich folgerichtig in das von Sekten umgewandelt.






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Eingebildete Welt

Ausgehend vom Aufbau des Empfindungsapparates überhaupt, beginnend also beim Kleinstkind und seiner Selbstberührung, bilden sich, führt Melchior Pálagyi seine Theorie der Wahrnehmung weiter aus, nicht nur Bewegungsphantasma, sondern ganze Komplexe an Bewegungs-Empfindungs-Gefühlskreisläufen. Denn der eingebildeten Bewegung als Ansatzpunkt einer zielgeführten Bewegung steht die eingebildete Empfindung gegenüber. Wer sich mit der rechten Hand an der linken vorstellt, sich zu berühren, kann das nachvollziehen: die Stelle die berührt worden wäre "empfindet" - in der Einbildung.

Mit einer besonderen Zuordnung von rechts/links, also kreuzweise. Wer links berührt wird, reagiert mit einer Bewegung der rechten Hand, und umgekehrt, wenn auch schwächer, weil die linke Seite passiver ist.

Jede Tastempfindung ist also ein geschlossener Kreislauf der Erfahrung. Und daraus, in immer weiteren, umfassenderen Weltzonen, von der Reichweite, zu immer größeren Umkreisen, erfährt der Mensch die Welt, bildet einen Raumbegriff. 

Das geht bei alltäglichen bzw. grundlegenden Vorgängen mehr und mehr zu automatisierten Phantasmen über, die nicht mehr ins Bewußtsein kommen. (Nur bei Abweichungen, auch das kann man an sich erfahren, wird der Raum für eine "neue" Erfahrung geöffnet. Indem man nachfragt: Moment, das ist aber diesmal ...)

Stehen wir vor einem Graben, und bilden uns ein, hinüberzuspringen, sind dieselben Nerven aktiv, als würden wir wirklich springen. Indem wir die Bewegung in der Phantasie vor dem wirklichen Sprung ausführen. Wir erleben auch - je nach Phantasie - diesen Sprung, erleben den gefürchteten Absturz, etc.*

Sämtliche übrige Sinne, wie das Sehen, sind ein Kommentar zu diesem am Tasten aufgebauten Weltempfinden, und werden allmählich koordiniert. (Der Säugling hat ja zu Beginn entsprechend auch kein "Sehen", das bildet sich erst, in der Koordination, sodaß es sich mit Inhalten füllt.) Ja, werden mit einem solchen Empfindungs-/Bewegungsphantasma verbunden, und eröffnen schließlich immer weitere Kreise. Aber selbst hier muß sich das Sehen z. B. im Zweifelsfall am Tasten rückorientieren, das Gesehene aus den ursprünglichen Tasterfahrungen heraus räumlich einordnen.

Auf diese Weise erst erschließt sich, was die Kunst überhaupt vermag und tut. Denn schon eingebildete Bewegungen und Empfindungen bewegen denselben Nervenapparat, als wäre die Handlung wirklich gesetzt worden. Und auch das kann man nachprüfen, wie aus den Zuckungen des Bewegungsapparates, wenn man sich eine Handlung vorstellt, sei es im erinnernden Nacherleben, eben - in der Phantasie.

Pálagyi weist darauf hin, daß es grotesk falsch ist, die Phantasie als irrelevante "geistige" Vorgänge quasi aufzulösen. Sie ist ein sehr grundlegender vitaler, vom Leib untrennbarer Vorgang der Welt- und Erfahrungskonstruktion.

In einer solcherart vorgestellten, von der Kunst aufgerufenen "eingebildeten" Wirklichkeit also, geht das im Kunstwerk dargestellte Inhaltliche auf den Betrachter über.

Gleichermaßen wird damit klar, daß der Künstler - im Rahmen seiner ausgebildeten, aktiven Phantasie (denn bei den meisten Menschen bleibt sie passiv, Anm.) - in der Herstellung eines Werkes eine ganz reale Erfahrungswelt aufbaut und hat. Rein vom Erlebensapparat her unterscheidet sich nämlich die eingebildete Erfahrung in nichts von der "realen Handlung". Nur, wenn er die Dinge bewußt oder unbewußt willentlich beschränkt, wird seine Erfahrung von der realen Erfahrung unterschiedlich.




*Übrigens ist die Höhenangst eine sehr spezifische Angst des mangelnden Selbstvertrauens. Denn der davon Befallene hat Angst, er könnte ... springen, ohne es zu wollen. Er traut sich selbst  nicht.





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Kultur wechselt nicht

Der Rewe-Berater Rudolf Maurer meint in einem Presse-Artikel, daß Österreich hinter Deutschland nachhinke. Anders als in Germanien, seien nämlich die Österreicher nur selten bereit, Einkaufgewohnheiten zu verändern, während in Deutschland deutlich höhere Flexibilität herrsche. Deshalb sei es in Österreich deutlich schwerer, Marktanteile auszubauen, hier seien die Menschen einfach zu faul.

Vielleicht ist das aber ganz etwas anderes? Denn es ist Merkmal von Kultur, zu institutionalisieren, ja Kultur IST in gewisser Hinsicht Institutionalisierung. Vielleicht also ist der Österreicher einfach immer noch mehr Kulturmensch, als der Deutsche? Indem er noch sehr viel rascher Dinge in feste Lebensabläufe einstellt, in denen sogar räumliche Nähe eine Rolle spielt. 

Und vielleicht überschätzt der Herr überhaupt den Wert des Einkaufens als Akt. Denn immerhin finden 30 % der Österreicher Einkaufen lästig, gehen nur noch 170 mal im Jahr in den Laden, statt 190 mal wie 2006. Und immer noch sind es zu 70 % die Frauen, die einkaufen. Während gleichzeitig 30 % aller verkauften Waren in Österreich Aktionswaren sind, gegen 19 % in Deutschland.

Das Wechselverhalten (von einem Supermarkt in den anderen) ist hier vor allem auf drei Warengruppen beschränkt: Windeln, Schnaps, und Bier. Produkte, die eher nicht den "Dingen schöner Lebensgestaltung" zuzuordnen sind.

Außerdem beklagen ja auch Klugscheißer anderer Fraktionen, daß in Österreich die Bereitschaft die Stelle und den Beruf zu wechseln, "flexibel" zu sein, den Wohnort nach Belieben von Graz nach Wien zu verlegen, deutlich geringer sei als anderswo. Von Amerika gar nicht zu reden.

Will er nicht so, wie die Utopisten der modernen Fraktion das gerne hätten, nämlich beliebig austauschbares Teilchen einer gewaltigen Maschine, die den Takt für alles und jedes vorgibt? 

Na das, bitte schön, wäre doch noch ein kleiner Funken Hoffnung. Daß in Österreich der Weltuntergang noch ein wenig weiter entfernt liegt, als 300 Kilometer nördlich. Und Herr Maurer soll sich lieber mal überlegen, wie Rewe zu einem menschlicheren Wirtschaften kommt, um in Österreich mehr Erfolg zu haben. Wo man noch nicht jedem abstrakten Konzept nachspringt, mit dem man anderswo offenbar leichter Menschen umprogrammiert.

Wenn auch zu bemerken ist, daß auch dort und nach wie vor 200 bis 250 Greißlerläden jährlich zusperren. Aber hier könnte man in Ansehung obiger Aussagen versucht sein, die Gründe dafür woanders zu suchen, als man es bisher oft tat. Denn der Mangel an Bereitschaft zu Treue - dem "Marketingexperten" offenbar überhaupt ein Greuel, zumindest wenn sie andere betrifft, während die nächsten Marketingmannschaften bereitstehen, um genau das zu "erzeugen", sobald man es eliminiert hat - ist es vielleicht nicht.

Denn auch auf Märkte geht jeder Österreicher immer noch sehr gern. Vielleicht also sieht mancher Österreicher noch mehr als Technizisten erwähnten Zuschnitts das gerne sehen auch den Einkauf als personalen Akt, wo das vertraute und vertrauenswürdige Gesicht mehr zählt, als 10 Cent Ersparnis beim Klopapier. Die Illusion von Menschlichkeit, wie sie Werbung zu suggerieren versucht, reicht da  nicht.





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Freitag, 26. April 2013

Raum und Zeit (2)

 Teil 2) Erkenntnis kommt aus Bewegung



Jeder Schauspieler, so er einer ist, weiß davon zu berichten, wie sehr das bloße körperliche Bewegen, das Nachahmen, Ausgangspunkt zum Verstehen innerer, geistiger Prozesse ist. Und jeder Künstler generell weiß, daß die Phase des Eindringens in die geistige Welt eines Schaffens zuerst über die reine Nachahmung führt. Aus dieser (nachgeahmten) Bewegung heraus erschließt sich das dahinterstehende Geistige.

Sodaß allgemein gesagt werden kann:  Jede geistige Tätigkeit ist untrennbar mit solchen realen oder eingebildeten, mimischen oder symbolischen Bewegungen verknüpft.

Wenn die heute verbreitetste Psychologie aber versucht, diese Lebensvorgänge mit bloßen Empfindungen gleichzusetzen oder in ihnen zu gründen, Geistiges also in bloßes Empfinden aufzulösen, fehlt ihr jede Möglichkeit, den wirklichen vitalen Prozeß zu begreifen. Selbst da, wo sie in Assoziationstheorien* ausweicht, um diese Lücke zu schließen. Denn was mit "reproduzierten" oder "wiederbelebten" Empfindungen gemeint ist, kann wissenschaftliche niemals auseinandergesetzt werden. Weil diese ausdrücke bloße Metaphern eines mystisch naiven Denkens sind. Nur Bewegungen kann man nachmachen, reproduzieren. Empfindungen können nur empfangen, nicht aber gemacht werden. Im eigentlichen Sinne also können Empfindungen gar nicht nachgemacht werden.



*Die Assoziationstheorien führen in ihrem regressum ad infinitum zur Aussage, daß die Welt selbst eine Assoziation ist. Mit der Frage, was dann am Ende überhaupt noch assoziierbar sein soll. Wie unsinnig das ist, muß nicht weiter ausgeführt werden, und von Phantasie muß dann gar nicht mehr gesprochen werden, die löst sich dabei auf. Unabhängig von der Frage, was, wenn A mit B assoziiert wird, das die beiden verbinden müssende Element C sein soll. Denn z. B. eine Hörempfindung A hat mit einer Gesichtsempfindung B keinerlei Verbindendes - es braucht ein Tertium C.


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Aber noch mehr ergibt sich daraus: die Gleichzeitigkeit von Gegensätzen. Denn in dieser Tastempfindung wird uns ja auch die Welt als Objekt bewußt. Das heißt, daß Materie und Kraft, daß Wirkung und Gegenwirkung, rechts und links, Raum und Zeit, eben als begriffliche Mutualität (Wechselseitigkeit) zum Vorschein kommen.


Einfluß auf die Frauen

Es ist ein interessanter Satz, den Gerhard Boldt da in seinen Erinnerungen an die letzten Tage in der Reichskanzlei 1945 schreibt. Und er tut es im Zuge der Feststellung, daß die wenigern Frauen in der Reichskanzlei ganz anders als die Männer gefaßt und bis zum Schluß voller - ob wirklich oder gespielt tut nichts zur Sache - Glauben an den Führer (den er bei Magda Goebbels sogar "religiös" nennt), voller Ausstrahlung der Zuversicht, voller Überlebensmut und sogar Freundlichkeit blieben: 

"Hitlers tragische Macht über das deutsche Volk war ja auf jenem hypnotischen Einfluß begründet, den er ganz besonders auf viele Frauen gewonnen hatte."

Selbst die Frauen in der Küche der Reichsbunker verspotteten die verzweifelten, apathischen Männer. Sie sollten endlich tun, was ihre Pflicht sei, und sich ein Vorbild an den blutjungen Volkssturmbuben nehmen, die mit ihren Panzerfäusten Panzer knackten und ihr Leben ließen, sich nicht hier versteckten. Wenn sie nicht bald rausgingen, würden sie ihnen ihre Schürzen umbinden, die Knarren selbst nehmen, und gegen die Russen kämpfen. 




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Donnerstag, 25. April 2013

Mädchen



Gesehen bei everyday_i_show






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Raum und Zeit (1)

Aber auf noch eine Besonderheit der Empfindungen macht Pálagyi aufmerksam. Nehmen wir eine Hand, die über die (eigene) andere streicht. Der aktiven Empfindung in der tätigen Hand, nennen wir sie A, steht das Empfinden der passiven Hand, nennen wir sie B, gegenüber. Der Empfindungsreihe a steht damit Empfindungsreihe b gegenüber. 

Beide Empfinden aber sind unterschiedlich: a ist extensiv, b ist intensiv. Auf die Empfindungsreihe a führt sich der Begriff der Zeitdauer zurück, während auf der (passiven) Empfindungsreihe b die Ausdehnung begrifflich zurückgeführt wird.

Daraus ergibt sich, daß wir den Raumbegriff ohne Zeitbegriff nicht isoliert erfassen können, beide sind schon vegetativ untrennbar verbunden. Wir können die Ausdehnung von b nicht als zusammengehörig erfassen, wenn wir nicht gleichzeitig im Bewußtsein über die Zeit den Zusammenhang herstellen. Wir müssen das räumliche Nebeneinander in ein zeitliches Nacheinander auflösen, in den beiden Fällen - berührende wie berührte Hand - sogar in je unterschiedlicher Reihenfolge.

Weil aber die berührende Hand A sich bewegt, wir zugleich in uns diese Bewegung selbst fühlen, wir die Einheit ihrer Bewegung über die Zeit erfassen, führen wir im Bewußtsein Zeit und Bewegung zusammen. Diese Bewegungsgefühle fallen in uns mit dem Gefühl des Berührten, b, zusammen. Und auf sie beziehen wir den Lebensvorgang der Phantasma der eingebildeten Bewegung.

Auffassungen von Raum und Zeit sind also nur über den Bewegungsbegriff ausbildbar. Ja, sie sind in diesen Bewegungsphantasma verankert. Jede menschliche Phantasie ist nichts weiter als Bewegungsphantasie. Nichts weiter als die Fähigkeit, sich von dem einen Ort an den anderen zu versetzen, ohne die Wirklichkeit produzieren zu brauchen.

Sie, die Phantasma, regen in uns Imaginationen (Verbindungen mit Sehbildern) an, oder  umgekehrt, regen solche Bilder Imaginationen von bekannten Gefühlen und Empfindungen an.

Nehme man einen Geometer, der ein Dreieck, ein Viereck, einen Kreis etc. vorstellen will. Er erzeugt sie durch eingebildete Bewegung - die er selbst hervorbringt, als gewissermaßen Künstler dieser eingebildeten Bewegung. Und er kann dadurch zur Erkenntnis der Gesetzmäßigkeit der Raumgebilde durchdringen.

Der Zeichner und Maler dasselbe: Er zeichnet in seinen Phantasmata vor, was er später zu Papier bringt. Und nichts anderes passiert in der Welt der Affekte, die an wirkliche oder eingebildete Bewegungen, in der Mimik, gebunden ist. Die ganze höhere Entwicklung unseres Gefühlslebens hängt davon ab, ob wir diese Mimik real ausführen, oder in die Einbildung verlegen können.

Und nichts anders passiert in der Sprache, die ja zuallererst eine physiologische Bewegung ist: in den Stimmbändern, den Muskelspannungen etc. Alle unsere geistige Tätigkeit ist von einem (unhörbaren, inneren) Sprechen begleitet und unterstützt. (Lesen ist überhaupt nur als "stilles Sprechen" zu betrachten.) Wenn ein Taubstummer nicht in die Lage kommt, real oder eingebildet mimische Bewegungen auszuführen, kann er kein Geistigkeit entwickeln.



Teil 2 morgen) Erkenntnis kommt aus Bewegung



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Rückfall in Urzeiten

Wir beherrschen zwar die Räume, schreibt Rosenstock-Huessy in "Vollzahl der Zeiten", aber nicht die Zeit. Ja, über die haben wir die Herrschaft verloren. Deshalb taucht parallel mit der Beherrschung der Räume das Gefühl auf, am Ende der Zeiten zu stehen. 

Denn Sinn ist an Zeit gebunden, nur in der Zeit kann er sich entfalten bzw. muß er sich erst in ihr entfalten. Mißachten wir das, zerrütten wir die Räume. Die Menschheit kann die Vielzahl der Zeiten, die in den Individuen ablaufen, nicht mehr harmonisieren. Die Welt, als Raum, verliert die menschliche Gestalt, herrscht über uns - statt wir über die Welt. Eine besondere Groteske, angesichts des Arguments, die Technik unserer Zeit, rein auf Beherrschung der Räume ausgerichtet, die Zeit regelrecht knebelnd (über die lineare Zeit der Uhr, die die Zeit in den Raum, vom Menschen weggedrückt hat), hätte uns die Beherrschung der Welt gebracht.

Die Welt hat sich verräumlicht, einseitig, aber dabei das verdrängt, was Räume schafft - die Zeit. Diese Raumbeherrschung, ja dessen Vernichtung (Nichtung),* ist in einem Rückgriff auf die Antike erfolgt, in der Renaissance. Alle Geschichte seither ist eine Geschichte der Beherrschung des Raumes. Weil wir den Zusammenhang menschlichen Lebens, menschlichen schöpferischen Seins, mit der Zeit immer wieder ignoriert haben, folgt sogar, daß sich auf der Erde heute "zu viele" Menschen befinden. Das menschliche Leben hat seinen Halt verloren. Es torkelt durch die Räume, ohne Zeit zu haben, getrieben von objektivierten, entsubjektivierten, unschöpferischen Raumnotwendigkeiten.

Daraus folgt, daß wir, weil wir letztlich dieser Zeit nicht entbehren können, in eine vorhomerische, vorgriechische Zeit zurückfallen werden. Auf der Suche nach dem, was uns einzig Zeit gibt - wir, werden wir die Gebundenheiten in Familie und Stamm suchen. Deren Gesetzlichkeiten, deren Generationenzusammenhang, ist der letzte Notgriff, der uns noch bleibt.

Daß so eine Epoche auch in einer Physik mündet, die die Zeit zu einer Funktion des Raumes macht**, erhält damit völlig neues Licht.

Was eine Ergänzung angebracht scheinen läßt - denn wenn von Einwurzelung an dieser Stelle häufig die Sprache ist, dann darf dabei natürlich nicht übersehen werden, daß diese eine Funktion der Zeit ist. Nur wenn wir die Zeit wiedergewinnen, gewinnen wir auch wieder gestaltete, beherrschte Einwurzelung in die Räume des Lebens.




*In der Entwicklung der Perspektive zeigt sich das Wesen dieser Raumnichtung: Raum wird zu einem mathematisch-positivistischen Netz, er wird seiner selbst beraubt, und zwar indem man ihn der menschlichen Zeit entreißt. Ab dem 12. Jhd. beginnt die Welt aus diesen Raumnetzen heraus gestaltet - und vergewaltigt zu werden. Indem man ihren Ursprung - die Zeit - neu definiert, zu einer mathematisch-linearen Größe macht. Mit der Perspektive wird auch das Raumempfinden dem Grundsinn des Menschen, dem Tastsinn entrissen, und dem Auge übertragen. Damit hebt sich der Gesichtssinn von seiner Grundlage ab, und beginnt zu dominieren: er soll auch den Raum definieren. Der Mensch wird sich selbst entwurzelt, und stattdessen auf das Gesehene (siehe auch: die rasante Entwicklung der Schriftlichkeit) angewiesen.

**Der große Irrtum Einsteins, wie der Verfasser dieser Zeilen zunehmend erkennt. Demnächst hier mehr darüber.





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Mittwoch, 24. April 2013

Paradox des Besitzes

Indem er das innere Verhältnis zum Besitz ignoriert, auf abstrakte, "ökonomische" Vorgänge abstrahiert, und Besitzrecht auf die Beherrschung dieser oder bestimmter historischer Vorgänge verlegt, zerreißt er in Wahrheit das  Verhältnis des Menschen zum Besitz, ja zerstört es, schreibt Ferdinand Ebner in einem Aufsatz im "Brenner" 1922. Damit läßt in einer Zeit, in der das Aufkommen und Allmächtigwerden einer Lebensordnung die Überhand gewinnt, Besitz ohne Besitzrecht zu, ohne Würde und Wertgefühl. Die einem Menschen den juridischen Besitz von etwas ermöglicht, zu dem er niemals ein wirkliches Besitzverhältnis haben kann. 

Auf diese Weise unterscheidet er sich in nichts vom Sozialismus. Beide können nur Überhand nehmen, wenn die Konkretionen des Lebens bereits im Absterben sind, dabei sind, selbst zu toten Abstraktionen zu werden.

Es gibt keinen methodischen und keinen abstrakten Weg zur entscheidenden Lebensfrage, die sich jeder einzelne stellen muß: den der Antwort auf die persönliche Begegnung mit Christus. Diese Frage stellt sich ausschließlich im dichten, konkreten Alltag. Und sie ist auch nicht als Ausweg zu verstehen, wo in einer Epoche einer völlig niederbrechenden Kultur, wo die Weltgeschichte wie ein einziger Schiffbruch erscheint, der Einzelne sich sagt: rette sich wer kann. Es gibt dafür keine Abstraktion, kein Ausweichen und keinen Sonderweg. Es gibt nur den Blick aufs Kreuz, die Bereitschaft, es anzunehmen. Nur so kann der Einzelne - und damit die Menschheit - die Zeit wiedergewinnen. Indem er seine subjektiven Herrschaftsversuche an ihr aufgibt.

Nicht abstrakt in "Besitzlosigkeit" also äußert sich Geist, sondern in der Haltung dem Besitz gegenüber, der zugleich am Knotenpunkt des entscheidenden Moments steht - dem Kreuz.

Weil Menschsein heißt, in allen Ebenen einer Kultur, einer Gesellschaft in Beziehungen zu stehen, kann es kein Menschsein geben, das diese Beziehungen, den hierarchischen Organisationsstrukturen menschlichen Lebens, der Kultur, nicht zum Kreuz erfaßt, indem es sie ignoriert. Damit verfehlt der Mensch sich selbst in seiner Berufung, ja Notwendigkeit zur Geistigkeit. Nicht, um ein abstrakt "Gutes" zu schaffen, sondern um den Geist Gottes durch und in der Konkretion in die Welt zu tragen. Denn nur so kann sich der Anruf Gottes auf seiner einzig möglichen Ebene äußern: im intimen Gegenüber mit dem Du, dem Antwort geschuldet wird.


*240413* 

Zeugungsakt Sprechen

Es ist ein hartnäckiger Unsinn, schreibt Rosenstock-Huessy, die Sprache aus Sätzen wie "Es regnet" erklären zu wollen, quasi von unten nach oben. Kein Satz ist sinnvoll, wenn ihm nicht der Sinn vorausging. Sprechen heißt also: Das Suchen des beide - Angesprochenen wie Sprechenden - umspannenden Daches, ja das Stiften von personaler Gemeinschaft, in einem Übergeordneten. Es gibt kein Sprechen, das nicht ein Zeugungsakt wäre.

Hier ortet R-H vier Gebiete, als Koordinationkreuz der menschlichen Möglichkeiten: Die Wissenschaft mit der Information, die Kunst und Poesie als werbendes Spiel, die Religion in der Sühne und Schuldigkeit der Existenz, und das Herkommen als Sein im Spannungsfeld der Generationen, die den Namen, den Platz zuweisen, an dem man steht, und auf den sich das ganze Leben des Einzelnen in seiner Entfaltung sich bezieht.

Nur im Pulsieren zwischen diesen vier Polen bleibt der Mensch im Gleichgewicht, tut er das nicht wird er krank.

Es gibt deshalb kein Sprechen, das nicht der Akt der Zeugung einer gemeinsamen Zeit (und damit jenes Raumes, den wir Kultur nennen) wäre, der nicht das Leben unterschiedlicher Menschen einen würde. Sprechen ist die Vollmacht zwischen den Sätzen "Weil es regnet", "Daß es doch regnete", "Es hat geregnet", und "Tauet, Himmel, den Gerechten!" die jedem Einzelnen obliegt, deren Folge unvorhersehbar ist (und deshalb ein sehr bestimmtes, offenes Zuhören und Selbstbeziehen verlangt). Damit stiftet er Zeit, in der sich zwei, drei, und aus dem heraus mehr finden und in Einheit begegnen können. Und zwar: in der Wahrheit unseres Sprechens, das eine Wirklichkeit betrifft noch ehe ein Wort gesprochen wurde. Niemals in einem "als ob" (s. u. a. Vaihinger). 

Damit ist auch gesagt, daß unser Selbst durch Sprache gezeugt wird (s. u. a. Lacan, der das menschliche Selbst im Wort gegründet sieht): im Du des anderen erfahre ich ein Ich, im Namen seine Grenze und seinen Anspruch. Womit der Generationenzusammenhang deutlich wird. Denn der Nachfahre verdankt sich direkt seinen Vorfahren, die ihn benannten, und damit , ja noch zuvor, dem Stamm, der Gemeinschaft, die ihn umgibt und ihn in diesem Akt des Sprechens, des Ansprechens, adoptiert. Als vorgegebenes Spannungsfeld des Selbstseins*, das nur persönlich, in einem persönlichen Akt zu stiften möglich ist.




*Die Tragik, aber noch mehr Bösartigkeit einer Sichtweise, die den Menschen aus diesen Zusammenhängen "befreien" möchte, die den Kindern deshalb keinen Namen gibt (die Unsitte der Kosenamen hat ja direkt damit zu tun), sie "gleich macht" oder "selbst bestimmen" lassen möchte, ergibt sich zwangsläufig. Die angeblich heute auftretende Häufung von "Sonderbegabungen", auch das Aufkommen der Thematik der "Hochbegabungen", ist nichts als eine zynische Umdeutung seelischer Verkrüppelung, in der sich haltlose junge Menschen taumelnd und orientierungslos durch die Welt bewegen, die sie nicht einmal mehr im Ansatz gestalten, bestenfalls noch irgendwie bewältigen. Wobei man damit im selben Atemzug die Generation der Älteren, der Eltern, der Vorfahren, ins Nichts schleudert. Wird eine Jugend identitätslos, werden es auch die Eltern. Werden die Eltern identitäts- weil zusammenhanglos, wird es ein Stamm. Wird ein Stamm identitätslos, wird es ein Staat.





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Harmonie und Friede

Aus 2010) Pressetext - Wer sich im Gemeindebau nicht ordentlich benimmt, dem droht der Rausschmiss - zumindest planen das die Stadtväter der Zehn-Millionen-Metropole Guangzhou (Bild) - der Hauptstadt der chinesischen Provinz Kanton. 

Wer spuckt, öffentlich uriniert oder sein Fahrzeug illegal abstellt, bekommt je drei Strafpunkte. Wer Abfall oder Gegenstände aus den oberen Geschossen wirft, erhält sieben Strafpunkte, wer seine Miete drei Monate schuldig bleibt, 20. Bei 20 gesammelten Strafpunkten innerhalb von zwei Jahren, wird man aus dem Gemeindebau gekündigt.

Das Guangzhou Land and House Management Bureau http://www.laho.gov.cn gibt auf seiner Homepage an, dass man die Ideen zu gutem Benehmen in der Öffentlichkeit von Hongkong abgeschaut hat. Der Plan sei es, ein zivilisiertes, hygienisches, sicheres und harmonisches Zusammenleben der Gemeinschaft zu ermöglichen.





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Dienstag, 23. April 2013

Etikettenschwindel

"History shows us that the powers of evil have won their greatest triumphs by capturing the organisations which were formed to defeat them, and that when the Devil has changed the contents of the bottles, he never alters the labels."


Dean William Ralph Inge (1860-1919)




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Irrelevanz der Wissenschaften

Die anorganische Materie, schreibt Johann Wilhelm Ritter einmal, "lebt" nur in einem einzigen Moment. Dem der Entstehung. Das Problem der Physik ist deshalb, "tote" Materie zu untersuchen. 

Der Irrtum besteht darin, die Eigenschaften dieses toten Materials auf die Welt die eine Welt der Dinge ist) zu übertragen. Denn alles ist es selbst nur in seinen Beziehungen zu anderen Dingen, und auch da nur in einem jeweils unendlich kleinen Augenblick des Interagierens. Deshalb ist die Welt der Materie, die der Gegenstand der Physik ist, ein fortwährender Prozeß des Umgestaltens, des Reagierens, des Interagierens.

Die Physik kann nur je einen zufälligen Moment aufgreifen, und an ihm ihre Untersuchungen machen. Dessen Gesamtbedingungen sie aber gar nicht kennen kann, denn dieser müßte das Apriori der Untersuchung sein, die These, der Blickpunkt, das Licht, unter dem die Untersuchung stattfindet, das Experiment angeordnet wird.

Aus dem toten Moment heraus aber, den die Physik durch möglichst exakte Bestimmung aller Bedingungen einschränken muß, auf den Moment dieser und jener Bedingungen eben, die sie selbst bestimmt, sonst würde sie gar nichts sehen, aus diesem einen und definierten Moment heraus aber auf das Ganze des Kosmos zu schließen ist ein fataler Mißgriff. Zugleich offenbart sich durch das Gesagte, daß es keine Physik außerhalb einer meta-physischen Sichtweise der Schöpfung geben kann. Deren Struktur und Inhalt sich in den Bedingungen festschreibt, die einer solchen Untersuchung zugrundegelegt werden.

Das Problem der Physik ist wie bei jeder anderen Spezialwissenschaft ein Problem der Weltanschauung. Sie prägen vorweg, was ihre Ergebnisse liefern. Vergeht sich die Weltanschauung - im Rationalismus, im Materialismus mit der allergefährlichsten Variante: dem des Irrglaubens an eine "objektiv mechanistische Welt"* - liefert die Teilwissenschaft zufällige Ergebnisse, deren Deutung - als "Ergebnis" geliefert - in hohem Maß vollkommen irrelevant, leeres Geplappere ist.




*Ein purer Mythos des Irrationalen, eine Konstruktion der Abstraktion. Es gibt in der Wirklichkeit aber kein a-intentionales Ding "an sich". Aus aus diesem Blick wird klar, daß Forschen nur davon ausgehen kann, die Intentionen der Dinge zu kennen - und damit stehen wir mitten in der Sinnfrage. Der rationalistische Objektivismus geht von einer sinnlosen Welt aus, und setzt genau damit Sinnantwort, die im Widerspruch zu seinem eigenen Tun steht. Denn der Forscher sucht ja genau "Sinn". Was wollte er sonst erkennen, was an Ergebnissen erhalten?





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Prioritätensetzungen


Gesehen auf thisisnthappiness






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Montag, 22. April 2013

Der Tastsinn als Grundsinn

Es ist ein folgenreicher Irrtum (gewesen), zu meinen, die Außenwelt würde sich uns alleine durch passive Sinnesempfindungen erschließen. Tatsache ist vielmehr, schreibt Melchior Pálagyi, daß erst die Fähigkeit, sich zu bewegen und sich selbst zu berühren - als Grundlage des Objektempfindens überhaupt - uns als Objekt wie als Empfindenden definieren kann, und daraus zwischen dem "Anderen" und "Selbst" unterscheiden kann. Wir sind also nicht eine Statue, die nur berührt würde, sondern im selben Akt der Berührtheit ist auch Berührung (mit dem Zeitwort "rühren", bewegen) enthalten. Selbst, wenn ein Gegenstand auf uns auftritt, erfahren wie die eigene Bewegung (und damit das Vorhandensein eines Ich) aus dem Widerstand, den wir bzw. unsere Zellen bieten. Was nebenher erschließt, daß wir von einer Objektwelt alleine und zuerst aus der Tastempfindung kommen.

Aus diesem Erfahren, daß wir selbst uns auch Objekt der Erfahrung sind, nicht nur "Sammler", ergibt sich, daß Selbstbewußtsein ein Erfassen aus der Selbstentfremdung ist.

Bewegt jemand seine Hand, so kann dies ein Fremder ebenso wie er selbst zu empfinden und zu fühlen bekommen, und eben deshalb ist Bewegung ein mechanischer Vorgang. Daraus folgt auch, daß Empfindung niemals auf Bewegung zurückgeführt werden kann. Mechanische Vorgänge können nicht auf vitale Vorgänge zurückgeführt werden, ebenso wie umgekehrt. Empfindung ist ein vitaler Vorgang, weil sie bloß einen Zeugen haben kann: uns. 

Kein Embryologe käme auf die Idee, die Entwicklung von Muskeln auf die Tätigkeit der Nerven zurückzuführen. Motorik kann sich nicht aus der Sensorik entwickelt haben. Vielmehr bedingen beide einander, und können sich nicht auseinander entwickeln. Mechanisches und Lebendiges können nicht aufeinander zurückgeführt werden, sondern bedingen einander. Wahrnehmung, die sich nur auf Empfindung zurückführen wollte, wäre tot, sinnlos, Nonsens nennt Pálagyi es sogar. Sie muß sich auf Bewegung stützen. Die Wahrnehmung des Bewußtseins sind gleich bedeutsam. Es ist also gleichermaßen illegitim, das Vorhandensein von Materie, eine materielle Erscheinungswelt zu leugnen, die Materie auf rein vitale Vorgänge zurückführen zu wollen.

Denn es kann sich nur "etwas" bewegen. Gibt es nirgendwo ein Etwas, das sich bewegt, kann von Bewegung keine Rede sein. Wir nehmen wahr, daß sich ein Ding, ein "Bündel von Eigenschaften", bewegt, und weil es auch nachher noch diese Eigenschaften hat, dasselbe Bündel geblieben ist, sagen wir, daß ein materielles Ding sich bewegt hat. Würde es nirgends auf der Welt Bewegung geben, könnten wir von keinen materiellen Dingen sprechen. Bündel von sinnlichen Eigenschaften treten auf verschiedenen Orten auf, die einander kontinuierlich folgen - es bewegt sich also, es ist ein Ding, es bleibt dasselbe.

Ein Ding ist erst auf a, dann auf b und dann auf c, und es bleibt dasselbe. Wenn dem nicht so ist, dann kann man nur von einer Erscheinungsreihe, nicht von Bewegung sprechen. Leugnen wir die Identität, leugnen wir Bewegung. Leugnen wir aber Bewegung, müssen wir die Erscheinungswelt, und damit auch den Verstand aufgeben.

Bewegung läßt sich also nicht in Psychologismus, reine Empfindung auflösen. Wer Empfindung mit Denken gleichsetzt, löst also damit auch die Welt der Dinge, der Materie auf. Allerhand Empfindungen, die den verschiedensten Sinnesgebieten angehören und kontinuierlich aufeinanderfolgen, wie z. B. Tastempfindung, Farbempfindung und Tonempfindung aufeinanderfolgend, stellen nicht das dar, was wie Bewegung nennen. Nur ein Wesen, das sich selbst zu bewegen vermag, vermag auch Bewegungen wahrzunehmen, als Wahrnehmen einer ganzen mechanischen Welt. Es muß eben von einem Etwas gesprochen werden können, das sich selbst gleich bleibt, von Raum und Zeit.

Nur aus dem eigenen Gefühl und Empfinden aber können wir auch aus einer eigenen Bewegung nicht schließen, daß es unsere eigene ist. Denn unsere eigene Bewegung erscheint uns wie eine fremde, objekthafte, wir können sonst diese Empfindungen nicht mit dem "Objekt ich" in Verbindung bringen.

Gleichzeitig sind wir imstande, uns in eine Bewegung einzuleben, ohne daß sie stattfindet. Dabei also zeigen sich Phantasmen, als eigene Kategorie von Lebensvorgängen, verschieden von Empfindungen und Gefühlen zu sehen. Nur weil wir in der Einbildung Bewegungen vollziehen können, ist uns erfaßbar, daß wir selbst uns bewegen, bzw. können wir uns bewegen und das hinterher auch wahrnehmen. Das darf aber nicht mit abbildhaften, begrifflichen, gedanklichen Prozessen verwechselt werden. Es ist eine eigene Kategorie der vitalen Prozesse. Das heißt, sie hat nur einen Zeugen - uns. Das mit Bewußtsein in eins zu setzen, ist ein lange eingeübter Irrtum, der aus den Vorstellungen des Sensualismus stammt, der seinen Psychologismus so dominant verbreitet hat.

Mit diesem vitalen Prozeß aber versetzen wir uns in eine andere Raumlage, und aus dem heraus sind wir in der Lage, uns willkürlich zu bewegen. Schön erkennbar an einem Tier, das sich zum Sprung auf eine Beute sammelt, und die auszuführende Bewegung in sich bildet, aber erst auf willkürlichen Entschluß wirklich ausführt. Selbst, wenn das Lebewesen blind ist, also keine "Bilder" davon hat, führt es diese Bewegungsphantasmen aus.

Deshalb kann ein Blinder zu sehr lebhaften Vorstellungen von Bewegungen kommen, auch wenn die Blindheit angeboren ist. Seine Bewegungsvorstellungen befinden sich also in wesentlich tieferen Schichten, als es "Gesichtsbilder" (der Sehenden) wären. Er tastet auch nach dem Gesicht des Gegenüber, und bildet sich so eine Vorstellung nur aus seinem Selbstgefühl heraus. Er kann es sich aus der Eigenbewegung vorstellen, anders als der Sehende unbeeinflußt, "rein" von Gesichtsphantasien. Das zeigt, daß diese Bewegungsbilder keineswegs aus passiven Gesichtseindrücken entstehen, auch wenn sie der Sehende kaum noch trennen, abstrahieren kann. Im Wesentlichen bestehen zwischen der Vorstellungswelt des Blinden und des Sehenden aber keine Unterschiede. Die Gesichtsphantasie des Sehenden hat also dieselbe Grundlage, wie der Blinde sie hat: und sie liegt im Tastsinn.

Was man auch daran erkennen kann: Das, was der Sehende sieht, erregt auch seinen Tastsinn. Nur so kann räumliche Vorstellung aus Gesehenem wie ein Bild, eine Statue, entstehen. Eine Tastphantasie, die in einer eingebildeten Bewegung besteht. Der Tastsinn bildet damit die Grundlage allen weiteren Sinnesempfindens; es gibt kein Lebewesen, keinen Menschen, der nicht tastet, der sich überhaupt nicht bewegen kann, als Grundlage unserer Wahrnehmung einer Außenwelt, in seiner aktiv-passiven Doppeltheit. Der Tastsinn ist also der einzige Vollsinn, alle übrigen Sinne sind lediglich Hilfssinne. Nur aus dem Empfinden von Ruhe und Bewegung ist uns Bewegung (und damit Dinghaftigkeit) zugängig. Selbst der Gesichtssinn beruft sich auf diese Erfahrung.

Das läßt sich an einem Beispiel illustrieren: Wenn wir in einer Eisenbahn liegen, so können wir nicht feststellen, ob sich die Eisenbahn bewegt. Sehen wir einen Baum in der Ferne, können wir mit den Augen alleine nicht wahrnehmen, ob sich die Unterlage, auf der wir liegen, der Zug also, bewegt - oder der Baum. Der Tastsinn liefert ihm keine Beurteilungsgrundlage.

Ohne Tastsinn kann sich der Gesichtssinn irren, Täuschungen über Bewegung unterliegen. Er kann aus sich keine Bewegung erkennen. Was er auch tut, wenn ihm der Tastsinn nicht die Orientierung bietet. Der Gesichtssinn paßt sich also zuerst dem Tastsinn an. Der Tastsinn liefert ihm im gegenständlichen Beispiel keine Information über Bewegung, also erscheint ihm u. U. sogar das stehende Objekt Baum bewegt. Würde der Tastsinn liefern, daß man selbst sich bewegt, passierte das nicht. (Beim sehr sanften Anfahren im Zug im Bahnhof ist es dasselbe: Wir verlieren vom Gesichtssinn her die Orientierung.)

Daraus folgt auch - das oben Gesagte berücksichtigend - daß es nicht der Gesichtssinn ist, der uns grundlegend und zuerst die Welt als Objekt erfassen läßt, damit Verstand ermöglicht, uns die Welt aus Außenwelt, als Materie liefert, sondern der Tastsinn.


*220413*

Dann begannen allmählich die Berichte ...

Allmählich, schreibt die Welt, beginnt sich in der wissenschaftlichen Welt eine These breitzumachen, die davon ausgeht, daß sich das Wetter auf der Erde zunehmend abkühlen wird. Allmählich gewinnen die Thesen Raum, die da lauten, daß die Aktivitäten der Sonne es seien, die unser Klima machten. Zumindst weit mehr beeinflußten, als "bisher angenommen" wurde. Die überkalten Winter der letzten Jahre stimmen nämlich mit einer schon im 18. Jhd. bekanntgewordenen These überein, wonach diese Sonnenaktivitäten, genauer: die Isotopenwinde, die von der Sonne ausgehen, Wolken- und Atmosphärenbildung maßgeblich beeinflussen.

Vor allem in Rußland wird diese Ansicht bereits heftig diskutiert. Ausgehend von zwei jüngst veröffentlichen Studien, die davon sprechen, daß wir ähnlich wie im Mittelalter auf eine Eiszeit zugehen. 

Die Isotopenmessungen in Eisbohrkernen (für Klimaerwärmer noch bis vor kurzem der totale Beweis der CO2-Klimaheizung) und tausende Jahre altem Eis haben ohnehin erstaunliche Parallelen zwischen Sonnenflecken und Erdklima ergeben. Es würde einfach zu gut passen. Sonnenaktivität, die in der zweiten Hälfte des 20. Jhds. sehr hoch war, während sie nun deutlich und vermutlich längerfristig abnimmt.

Außerdem wären die Interaktionen der Meere mit dem Wetter - auf das vor allem die Wolken entscheidenden Einfluß nehmen - in geläufigen Klimamodellen deutlich unterschätzt worden, so die Welt. Nicht nur, weil sie durch ihre gewaltige Speicherwirkung solche Einflüsse um etliche Jahre verzögerten. Und Wolken bilden sich vor allem durch Isotopeneinstrahlung. Gerade läuft in CERN ein Versuch, der diesen Zusammenhang wissenschaftlich untermauert.

Außerdem wäre die Wirkung von Vulkanausbrüchen bisher zu gering angesetzt worden. Sie wären von hohem Einfluß. Während die Auswirkungen des anthropogenen (wieviel man hier unter Anführungszeichen setzen müßte ...) CO2-Ausstoßes um den Faktor 2 überschätzt worden seien. Von einer Verdoppelung des CO2-Ausstoßes bis 2050, wie bislang gemurmelt, redet ohnehin längst niemand mehr. Auch die Universität Oslo kommt zu dem Ergebnis. Und gleich zwei als seriös zu betrachtende Studien der Universität Washington in Seattle, USA, kritisieren überhaupt die eindimensional auf CO2 zulaufenden Erklärungsmodelle. Seriös heißt: Nicht von den Bösen, die sowieso gegen diese Theorien waren, sondern von den Guten.

Was jetzt? Todesstrafe für "Klimaskeptiker" vorerst wieder ausgesetzt? Zumindest, bis die Wissenschaft neues Wissen geschafft hat? Bitte bitte ... von wartet nicht, hängen, zu: wartet, nicht hängen.

Da war einmal ein kleiner Provinzpolitiker, dessen Ehrgeiz alles schlug, was sich regte und entgegenstellt. Als er aber trotzdem die Präsidentenwahl verlor, natürlich unfair und nur durch Betrug durch die Bösen, zeigte er der Welt, wozu er fähig war. Nichts von dem, was er vorbrachte, hielt näherer Betrachtung stand. Aber der Film, mit dem er es behauptete, der war saugut. Oscarverdächtig. Die ganze Vorstellung.

Was passieren wird, wenn sich diese Sicht durchsetzt, erdrückt von Wetterlagen? Gar nichts. Die Solarindustrie ist ohnehin weltweit bereits erledigt. (Vielleicht sollte sie auf die Produktion von Decken, heizbaren Regenpellerinen und Daunenjacken umstellen?) Die vielen vielen Gescheiten und Guten der Welt werden aber sagen: Naja gut, wenn sich DIE WISSENSCHAFT mal irrt, das ist nun mal so, das war aber doch nie anders, bitte, im Mittelalter hielt man die Erde für eine Scheibe, na? Die Politiker werden sagen: wir haben ja nur getan, was sie uns gesagt hat, worauf sollen wir uns sonst verlassen. Wir sind nicht schuldig.

Und die hochdotierten Forschungsstationen werden sofort über die Erdabkühlung zu arbeiten beginnen, die unsere letzten Zwetschken bedroht, wenn wir sie nicht stoppen. Ganz Hartnäckige werden freilich erklären, warum sie doch nicht irrten, und warum die Klimaerwärmung eine Abkühlung nach sich zieht. Und welche entscheidende Rolle ihre vorgeschlagenen Maßnahmen dabei spielten. Während Wissenschaftssendungen der Fernsehsender uns beweisen, warum es doch ganz klar ist, daß es nun so, nicht anders kommt. Ganz sicher. Ganz einfach.

Neue Geschäftsideen gibt es ja bereits. Riesige Warmluftrohre quer durchs Mittelmeer zu legen, um die heiße Luft der Sahara nach Europa zu blasen. Merkel hat schon einen Tunnel quer durch die Alpen, gleichzeitig die größte Wärmetauscheranlage der Menschheitsgeschichte - ganz Niedersachsen wird umgegraben - in Auftrag gegeben. Jaja, die gute alte Politik. Immer da, wo man sie braucht.






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Anschauliche Schulden

Aus 2010) Es ist eine gute Zahl, weil sie das Thema sehr begreiflich macht, ist auf der Webseite der Nachrichtenagentur PR-Inside als Zitat aus Die Welt zu lesen ": Anders als in den offiziellen Schuldenstatistiken, die nur einen Betrag von 86 Euro ausweisen, beträgt der aus den tatsächlichen Schulden - dreingerechnet z. B. Zahllasten, die auf die Bürger zukommen, für die also Rückstellungen zu bilden wären - erwachsene Betrag, der täglich und von jedem, ob Baby, ob Greis, bis zu seinem Lebensende zu bezahlen haben wird, mittlerweile in Deutschland 279 Euro. Zusätzlich (!) zu allen bereits zu zahlenden Steuern und Sozialabgaben. Mit 6,2 Billionen Euro steht die Gesamtverschuldung unseres Nachbarn in etwa auf Augenhöhe mit sämtlichen kapitalisierbaren Vermögenswerten, die dieses Land überhaupt besitzt.

Der Umfang der Staatsverschuldung ist nach Berechnungen des Freiburger Finanzwissenschaftlers Bernd Raffelhüschen dreimal höher als offiziell ausgewiesen. «Noch viel stärker als die sichtbare Verschuldung von Bund, Ländern und Kommunen schlagen die Schulden, die in unserem Sozialstaat versteckt sind, zu Buche», sagte Raffelhüschen derTageszeitung «Die Welt» (Montagausgabe). Seinen Angaben zufolge liegt die gesamte Schuldenlast der öffentlichen Haushalte bei 6,2 Billionen Euro statt der offiziellen 1,9 Billionen Euro. Raffelhüschen rechnet zur Gesamtverschuldung oder «Nachhaltigkeitslücke» auch jene finanziellen Rücklagen hinzu, die der Staat eigentlich bilden müsste, um die künftigen Ausgaben finanzieren zu können. «Vor allem versprechen wir mehr Sozialleistungen, als wir uns in Zukunft werden leisten können», sagte der Ökonom. Seit 2008 ist die Gesamtschuldenlast laut Raffelhüschen von 167 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 249 Prozent im laufenden Jahr in die Höhe geschnellt. Zur Begleichung dieser tatsächlichen Schuldenlast müsste jeder Bundesbürger – vom Neugeborenen bis zum Rentner – bis zum Lebensende zusätzlich zu seinen Steuern und Sozialabgaben jeden Monat 279 Euro an den Staat abführen, hat der Leiter des Forschungszentrums Generationenverträge berechnet. Davon entfielen 193 Euro auf die verdeckte Verschuldung und 86 Euro auf die sichtbare Staatsschuld. Lediglich mit neun Euro schlägt dabei laut Raffelhüschen die Wirtschaftskrise zu Buche. Nach seinen Worten ist die hohe Verschuldung “nicht der Krise geschuldet, sondern Ausdruck der Tatsache, dass wir seit Jahrzehnten über unsere Verhältnisse leben»

In Österreich wird die Zahl kaum niedriger ausfallen, traditionell sogar noch deutlich schlechter. Und immerhin hat Deutschland mit der Wiedervereiniguneg beträchtliche Schulden zusätzlich eingegangen.




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Sonntag, 21. April 2013

Der Tischler sieht nur Tische

Ein mechanischer Vorgang kommt uns nicht durch ihn selbst, sondern durch ein Empfinden - und dieses Empfinden kommt uns wiederum nicht durch sich selbst, sondern durch ein Vorstellen zur Kenntnis, schreibt Melchior Pálagyi. Wobei er für Vorstellen den Begriff "Phantasma" verwendet.

Wir nehmen niemals einen Vorgang an sich, sondern immer nur einen Vorgang durch den anderen, in der Wahrnehmung den des Sinneseindrucks, der wiederum auf das Gefühl trifft, wahr. Unsere Wahrnehmung ist also immer relativ. Der Wahrheitsbegriff setzt nicht in der Erscheinung an, sondern im subjektiven Geist.

Der naive Mensch, schreibt er weiter, hält die Empfindung für die Erscheinung. er gibt sich ein wenig zu sehr den Erscheinungen hin, aber man kann ihn aufklären und ihn begreiflich machen, daß er ohne seine Empfindungstätigkeit und seine Bewußtseinstätigkeit doch niemals zur Wahrnehmung einer Erscheinung gelangen könnte, daß also eine phänomenale Welt ohne Lebensprozesse und geistige Tätigkeiten nicht bestehen kann. 

Was soll man aber mit einem philosophisch verbildeten Verstand beginnen, der nicht mehr fähig ist, sein Empfinden von dem mechanischen Vorgang zu unterscheiden, auf den es sich bezieht, und demzufolge sein eigenes Empfinden für den mechanischen Vorgang (der physischen Reizung, Anm.) hält.

Die Gewißheit in der Wahrnehmung kann durch eine Erscheinung also nur dann zu einer werden, wenn sie zuvor bereits eine geistige Gewißheit ist. Eine Erscheinung bringt sich nicht durch sich selbst zur Kenntnis. Ohne ihre Erkanntheit wird sie gar nie zur Erscheinung. Man entdeckt also die Welt nicht durch die Sinne zuerst, sondern durch den Geist, und damit erst werden sinnliche Eindrücke zur Wahrnehmung. 

Zu hoffen, wie es heute so oft behauptet wird, aber nur völlige Verwirrung über die Wirklichkeit der Wahrnehmung ausdrückt, daß "empirische Tatsachen" ein Weltbild ergeben könnten, ist also schlicht und ergreifend dumm. Als sogenannte "Ansicht" im übrigen ohnehin bloße Lüge.

Man hätte Jesus nicht erkannt - und man hat ihn nicht erkannt - als Auferstandener, wenn er es ihnen nicht zuvor angekündigt hätte. Es hat ihn nach dem Ostersonntag nur gesehen, wer vorher an ihn geglaubt hat. Selig die nicht sehen, und doch glauben.*

Unser Bewußtsein ist nur verstehbar, wenn wir begreifen, daß sich bei jeder Wahrnehmung ein präsentierender und ein präsentierter vitaler Vorgang, von denen aber bloß der letztere die Aufmerksamkeit weckt, begegnen. Der erste macht sich wie ein getreuer Diener selbst unmerklich.

Die oben angesprochenen Phantasma als vermittelnde Instanz sind es, die es ermöglichen, sich zu erinnern, und damit zu denken. In ihnen liegen die Beziehungen festgeschrieben, die wir gebildet haben und weiter bilden.**




*Detail am Rande: Darauf ruht ja die Auffassung des Verfassers dieser Zeilen, daß die Thesen zum Klimawandel Voraussetzung waren, um Klimawandel "zu sehen". Alles Forschen dient nunmehr lediglich dem Belegen der Thesen. Aus sich selbst heraus wäre er gar nie feststellbar gewesen. Und diese Thesen wiederum ruhen auf bestimmten Haltungen und Denkfehlern auf. Sie sind es, als Psychosen der Zeit, aus denen die Unhaltbarkeit der heutigen Klimathesen hervorgeht.

**Deshalb ist auch die Philosophie kein "Zusatzgeschäft", das man sich auch sparen könnte, ein Zierbommel am stolzen Kleid der Empirie. Es ist die Voraussetzung (!) überhaupt etwas zu sehen. Diese Ordnung zu verneinen, die philosophischen, die logischen Voraussetzungen der eigenen Wahrnehmung (die jede Wahrnehmung nämlich haben muß) zu untersuchen, bedeutet lediglich, sich den irrationalen Phantasma, den willkürlichen Subjektivismen und unbewußt bleibenden Intentionen auszuliefern. Das heißt nicht weniger als daß die Empirie, die Neugier des Einzelnen das Maß seiner geistigen, seiner philosophischen Klarheit nie überschreiten dürfen. Ganz simpel versinnbildet: Für den Tischler wird alles zum Tisch.***
Ein bloßes "Mehr" an Empirie liefert nicht mehr an Erkenntnis. Nur mehr vom immer selben. Deshalb können die Menschen - wie heute - auch jeden Quadratzentimeter der Welt bereisen: sie werden nicht klüger werden, als sie jetzt sind. Höchstens verwirrter, wenn das was sie sehen nicht mehr in die von ihnen geleistete Rückführung der Welt auf das Eine, die alles umfassenden Prinzipien einfügbar ist. Der Internet-Mensch ist also durch sein "Mehr" an "Information" nicht ein Yota gescheiter, als der von vor fünfzig oder fünfhundert Jahren. Bestenfalls verwirrter. Und tatsächlich, das Aufgeben des Versuchs, die Welt zu verstehen, das diese Einheit ersetzen sollende Verhängen in eine (durch eine Autorität repräsentierte) irrationale, übernommene "Weltanschauung", ist eine der weitverbreitetsten Erscheinungen, und eine direkte Überleitung zum Fanatismus.

***Und um gleich noch Fenster im Fenster zu öffnen: Warum ist er Tischler? Weil ihn jemand, weil die Welt, das Allgemeine, Tischler ERNENNT. OHNE dieses "bestimmte Sein", ohne also "Tischler" zu sein, kann er aber gar nicht erkennen, bleibt ihm seine "Information" bloßes "Geräusch". Eine Welt ohne ter - als Sender des Wortes - wird also eine Welt ohne Erkenntnis, der bloßen Geräusche und willkürlichen Stimmungen. 





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Wirkungen der Kunst

Die Poesie läßt, in der Muße, den teilnehmenden Zuschauer aus seiner Welt heraustreten, über sie hinausschauen. Und führt das, was ihn im Alltag verstrickt, in seinen übergeordneten, umfassenden Sinn. 

Dieser Sinn läßt sich aber nicht ERfinden. Ein Mißverständnis einer sich selbst mißverstehenden Menschheit, die da meint, sie könne der Welt eine neue Ordnung aufsetzen.

Genauso wenig kann Sinn vordefinierten Sollensansprüchen (Ideologien, Philosophien) folgen. So würde der Zuschauer in die Irre geführt, manipuliert, und damit brauchbar gemacht, einem Zweck (und das will Ideologie) unterworfen.

Dieser Sinn kann nur gefunden werden. Er muß da sein. Er ist nämlich ein Wiedererleben, ein Erkennen daß im Anderen dasselbe wirkt, als ich aus mir kenne, daß wir deshalb eins sind. Nur dann ist er auch dem Zuschauer aus eigenem Erfahren zugängig - er hat ihn nur nicht gesehen, hielt sich für solitär, allein, und war es nicht.

Nun, in der Muße, der Darbietung, wird er dessen gewahr, darin, in seinem besseren Ich, bestärkt. Er tritt damit in einen weiteren Kreis, als er im Alltag in seinen Zweck- und Kampfbeziehungen, die ihn im Krieg halten, mit allen Notwendigkeiten, die der Krieg erfordert, gewahr wird

Und so kann die Kunst ins Leben hineinwirken. Als Bereicherung des Zuschauers, des Hörenden. Indem sie seine Grundstimmung freilegt, die eine Stimmung zum Leben ist, damit eine Stimmung zur Schönheit, eine Stimmung den eigentlichen Lebensformen zu folgen, aus der und aus denen heraus sich dann auch seine ganze Lebenswelt, damit seine Sprache, seine Gedankenwelt erneuert.

Aber es ist noch mehr: es ist eine wirkliche Verfleischlichung dieses Universalen, und damit Göttlichen, es ist eine Anähnlichung an dieses All-Sein, an Gott, das die einzige Grundlage des Erkennens bietet, weil aus ihm heraus alle irdische Form dem Menschen, dem Ebenbild Gottes, inwendig ist.

Das ist auch das befriedende der Heiligen Feier, des Kultes, der Liturgie als des Allesumfassenden, des weitesten Kreises, in dem sich die gesamte Schöpfung wiederfindet, aus dem sie entstammt. Und zu dem sie als sie selbst, gewiß, und nur so, sich doch geeint findet. Befreit aber von der Notwendigkeit, sich selbst einen Rahmen des Seins zu geben, der sein taggebundenes Tun hält.

Nicht durch Auflösung in ein Nichts, wie es im Osten vorherrscht, durch Auslöschung des Alltäglichen, Kurzgebundenen, Engeren, das einen Scheinfrieden bringt, aber zugleich die Schöpfung auslöscht. Sondern durch Heimbringen, als einem Zusichselbstbringen, ein Zumursprungbringen, im Sein. Damit befriedet es die Welt, die sie in ihrem Wert, in ihrer Schönheit und Fülle in alles ihr Mögliche erhöht - statt sie zu entwerten.

Weil dieses Ziel da ist, kann auch der Weg dazu nicht abgekürzt werden. In einer disparaten Welt, die in sich widersprüchlich und zerrissen ist, in die wir ohne es gewollt zu haben aber hineingezogen sind, können wir nicht einfach "heraussteigen". Wir müssen die Wege freischlagen, die Schlingen entwirren, in denen wir stecken. Dazu braucht es die Philosophie, den Verstand, die strenbe Logik, als Verpflichtung des Gewissens. Erst dann werden wir frei, und zwar als Ganze, in denen wir nicht einen Teil - und sei er in noch so frommen Stimmungen und Gefühlen - bergen, den Rest aber abwerfen, ausschließen können. Man kann Mäntel, die man angezogen, nicht anders verlassen, als aus den Ärmeln wieder herauszuschlüpfen, auf demselben Weg, auf dem wir sie angelegt haben.
 




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Weltbegründender Subjektivismus

Aus 2010) Metaphysiklos gemacht, ist das Problem eines ernstzunehmenden Konstruktivismus (der sich von plumpem Biologismus - der ja selbst wiederum die Philosophie als Deutung benötigt oder benötigen würde - als Grundlage der Philosophie selbst losgesagt hat, sodaß er bloße Weltanschauung wird) eigentlich nur, daß er einem Mißverständnis erliegt, wie man auch manchen erkenntnistheoretischen Subjektivismus mißdeuten könnte: wenn man nämlich den Satz, daß es "kein Objekt ohne Subjekt" gibt, ontologisch versteht, also das Sein des Erkenntnisobjekts an sich mitbegründend, im Sinne des "daß es dadurch überhaupt erst Sein hat." Es IST, auch wenn ohne erkennendes Subjekt nichts mehr aussagbar wäre. Ja nicht einmal die Kausalität wäre (denkerisch notwendig) dem Sein der Dinge an sich zuzuschreiben. (Eine Frage, die übrigens die Quantenphysik längst stellt). Denn wir haben es (in der Erkenntnis) immer nur mit "Erscheinungen" zu tun, nicht mit den den Dingen an sich.

Er bleibt ein in vielem sogar sehr genaues Beschreiben faktischer Psychologie des Erkennens, bleibt die eine Seite der Medaille, und insofern ist auch mancher Rückgriff auf naturwissenschaftliche Daten unverzichtbar, als notwendige Empirie einer Verifizierung/Falsifizierung von These.

Diese Ontologie, diese Begründung des Seins an sich, trennt Schopenhauer, als Beispiel, klar ab, sie kann nicht in der Anschauung liegen, es braucht einen weiteren Faktor - und Schopenhauer nennt ihn: Wille.

Und er verkündet damit (ohne es zu wollen) zumindest äquivok (gleichlautend) eine Kosmologie, die der Katholizismus geprägt hat: der sagt, daß Wille und Liebe, in eins fallend, Gott seiend wie diesen auszeichnend, Grund wie Ursache aller Schöpfung ist.

Welche Begründung einerseits den Subjektivismus neu bewertet und wesentlich macht, und anderseits der Psychologie (als Instrument der Reinigung der Motivation) ganz neue Bedeutung beimißt.





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