Indem er das innere Verhältnis zum Besitz ignoriert, auf abstrakte, "ökonomische" Vorgänge abstrahiert, und Besitzrecht auf die Beherrschung dieser oder bestimmter historischer Vorgänge verlegt, zerreißt er in Wahrheit das Verhältnis des Menschen zum Besitz, ja zerstört es, schreibt Ferdinand Ebner in einem Aufsatz im "Brenner" 1922. Damit läßt in einer Zeit, in der das Aufkommen und Allmächtigwerden einer Lebensordnung die Überhand gewinnt, Besitz ohne Besitzrecht zu, ohne Würde und Wertgefühl. Die einem Menschen den juridischen Besitz von etwas ermöglicht, zu dem er niemals ein wirkliches Besitzverhältnis haben kann.
Auf diese Weise unterscheidet er sich in nichts vom Sozialismus. Beide können nur Überhand nehmen, wenn die Konkretionen des Lebens bereits im Absterben sind, dabei sind, selbst zu toten Abstraktionen zu werden.
Es gibt keinen methodischen und keinen abstrakten Weg zur entscheidenden Lebensfrage, die sich jeder einzelne stellen muß: den der Antwort auf die persönliche Begegnung mit Christus. Diese Frage stellt sich ausschließlich im dichten, konkreten Alltag. Und sie ist auch nicht als Ausweg zu verstehen, wo in einer Epoche einer völlig niederbrechenden Kultur, wo die Weltgeschichte wie ein einziger Schiffbruch erscheint, der Einzelne sich sagt: rette sich wer kann. Es gibt dafür keine Abstraktion, kein Ausweichen und keinen Sonderweg. Es gibt nur den Blick aufs Kreuz, die Bereitschaft, es anzunehmen. Nur so kann der Einzelne - und damit die Menschheit - die Zeit wiedergewinnen. Indem er seine subjektiven Herrschaftsversuche an ihr aufgibt.
Nicht abstrakt in "Besitzlosigkeit" also äußert sich Geist, sondern in der Haltung dem Besitz gegenüber, der zugleich am Knotenpunkt des entscheidenden Moments steht - dem Kreuz.
Weil Menschsein heißt, in allen Ebenen einer Kultur, einer Gesellschaft in Beziehungen zu stehen, kann es kein Menschsein geben, das diese Beziehungen, den hierarchischen Organisationsstrukturen menschlichen Lebens, der Kultur, nicht zum Kreuz erfaßt, indem es sie ignoriert. Damit verfehlt der Mensch sich selbst in seiner Berufung, ja Notwendigkeit zur Geistigkeit. Nicht, um ein abstrakt "Gutes" zu schaffen, sondern um den Geist Gottes durch und in der Konkretion in die Welt zu tragen. Denn nur so kann sich der Anruf Gottes auf seiner einzig möglichen Ebene äußern: im intimen Gegenüber mit dem Du, dem Antwort geschuldet wird.
*240413*