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Samstag, 20. April 2013

Zur Steigerung der Moral

Über den Irrsinn, den inneren Zustand unserer Wirtschaft über eine europäisch-amerikanische Freihandelszone auf ein neues Niveau zu heben, braucht an dieser Stelle vorerst nicht berichtet werden. Den kann sich jeder der wenigen, denen noch ein letztes Gramm Verstand geblieben ist, an fünf Fingern auszählen.

Über eine neue Steigerung des Niveaus aber wurde noch kaum wo berichtet. Die Presse stimmt dieses Lied an, wo die internationale Wirtschaftskanzlei und -sozietät Wolf Theiss darüber berichtet, was in der Herstellung von Geschäftsbeziehungen mit US-amerikanischen Firmen bereits Alltag ist. Denn da werden von amerikanischen Partnern bereits standardmäßig Fragenkataloge übermittelt, die Auskunft darüber wollen, ob ihre Partner gewisse moralische Standards - politically correct - erfüllen.

Konkret, wird Auskunft verlangt, wie viele Mitarbeiter eines Unternehmens schwul, wie viele Ausländer und Muslime sind, wie viele Frauen und sonstige körperlich Behinderte sich darunter befänden, wie viele Buddhisten oder Juden oder Chinesen sind. Mit einem Wort: Wieweit die Diversität der Mitarbeiter auf entsprechend "ethisch adäquaten Standard" des Geschäftspartners schließen läßt.

Derzeit haben europäische Unternehmen nur einen Vorteil, so die herren von Wolff: Daß schon die Erhebung solcher Daten in Europa auf den Datenschutz prallt. Etliche Daten werden zwar schon lange direkt oder indirekt erhoben, etwas wenn ein Mitarbeiter religiöse Feiertage beansprucht, benötigen aber für eine Freigabe ausdrückliche Zustimmung des Betroffenen.

Frage an Radio Eriwan: Wie lange wird es dauern, bis Unternehmen mit entsprechendem Gschäftserwartungshorizont diese Standards in vorauseilendem Gehorsam erheben und übermitteln? Wie lange wird es dauern, bis auch die Gesetze in Europa im Zuge einer unausbleiblichen Angleichung der Voraussetzungen diese Standards einführen? Für öffentliche Aufträge bestehen sie ja in gewissem Ausmaß ohnehin längst. Da ist der Schritt nur noch ein winziger. Und ganz Europa darf sich höchster Moral erfreuen. Ein Bravo schon jetzt den Heilsbringern!

Herrschaften, da geht es doch um unseren Wohlstand, da geht es doch um unsere Wirtschaft! Alternativlos! Daß die Presse nur von einer notwendigen Definition dessen spricht, was zur Intimsphäre zählt und zählen sollte, und was nicht, läßt schon alleine Schlimmstes über das öffentliche Klima ahnen.





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