Dieses Blog durchsuchen

Montag, 29. April 2013

Dem Raum hinterher

Einer der Kernsätze Johann Wilhelm Richters findet sich in seinen Fragmenten, und es ist ein Satz der im 19. Jhd. seinen tragischen Siegeszug beginnt.

"Die Unendlichkeit der Elektrizitätsquellen ist nichts als zu Tage gelegte Quelle des Seins. Das Geheimnis der Natur ist aufgetan."

Vergißt man, daß dieser Satz nur eine Metapher ist, nimmt man ihn literal, so wird Sein, Leben und Elektrizität in eins gesetzt. Elektrizität zeigt aber nur etwas an, es ist die Äußerung eines dahinterstehenden Prozesses, nicht eine Kraft an sich. Sie zeigt die lebendige Polarität eines Dings an, in seiner Spannung selbst zu sein. Erlischt deshalb im Toten.*

Deshalb ist auch Elektrizität nur als aktive Kraft möglich, seine Speicherfähigkeit nur im Rahmen aktiver Prozesse der Selbstwerdung gegeben, die sich auch verbrauchen, sobald diese Prozesse zu einem Ende kommen.

Aber sie IST nicht das Leben, führt sich selbst auf das Leben bzw. den aktiven Seinsprozeß zurück.

In der Nützung der Elektrizität für technische Zwecke werden somit lebendige Prozesse gewaltsam - in Übertretung der "Eigenzeit" der Dinge - forciert, in der Gewinnung wie in der Anwendung, und in Bewegung umgewandelt. Damit werden aber, metaphorisch gesprochen, die Dinge einer Reife unterworfen, die lediglich ihren Raumaspekt erweitern, ohne aber den Zeitprozeß zu berücksichtigen. Salopp formuliert: Die Dinge reifen über ihr Reifestadium hinaus.

Genau das ist unser Problem. Wir stehen in einer Raumbeherrschung, der keine geistige Reife entspricht, die ein personaler Vorgang ist, keine Frage der "Informiertheit". Alle unsere heutigen Strategien beziehen sich deshalb auf eine Raumweite, die sich allmählich unserer Beherrschung entzieht, die uns beherrscht, weil unsere Erkenntnis ihr schon lange nicht mehr gewachsen ist.

Zeit und Raum müssen aber im Gleichklang stehen. Tun sie es nicht, wuchert eines der beiden aus, haben wir ein Problem. Entweder im materiellen Zwang den ausgewucherten Raum zu bewahren, das tatsächlich nur ein scheinbares Problem der Informiertheit ist, oder bzw. gleichzeitig in Langeweile, Schuldgefühlen und Verwirrung.





*Der Frankenstein-Mythos zeigt, wie man zu denken begann: Zusammengesetztes, vollständiges Fleisch, mit Strom verlebendigt. Außer im Roman aber hat es nie funktioniert. Doch der Mythos war geschaffen, und hat sich bis heute gehalten, ja weiter ausgefaltet. Bis hin zur "Ursuppentheorie", wo anorganische Verbindungen durch elektrische Entladungen zum Leben erwacht sein sollen. Eine Theorie, die noch nie verifiziert wurde, dennoch als "Hoffnung", als "black box" hartnäckig ihr Unwesen treibt. Leben IST aber kein energetischer Vorgang, es äußert sich, als gerichteter Vorgang, lediglich darin. Dennoch ist es heute fast schon allgemeine, aber irrationale Sichtweise geworden, das Leben mit energetischen Vorgängen zu identifizieren.






***