Auf 100 Millionen Megawatt schätzte man bisher die weltweit mögliche Stromproduktion aus Wind. Nun stellt eine Studie amerikanischer Universitäten (Amanda Adams von der University of North Carolina und David Keith von der Harvard University)
diese Zahlen gehörig in Frage. Denn was bislang noch niemand
berücksichtigt hat, dürfte bei Windparks deutlich leistungsmindernde
Realität sein - der Windschatten.
Denn
die Windgeschwindigkeit hinter einem Windrad ist jeweils deutlich
verringert. Damit ist die Ausbeute bei Windparks, wo mehrere oder viele
Räder auf einen Platz konzentriert sind, auf möglicherweise insgesamt
nur einen Bruchteil der kalkulierten Werte reduziert. Besonders bei niedrigen Windgeschwindigkeiten wirkt dieser Effekt besonders stark.
Diese Annahme wird
auch von einer Studie des Max-Planck-Instituts in Jena gestützt, die auf
dieselben Ergebnisse kommt. Ging man bisher von einer Ausbeute von 4 MW
pro Quadratkilometer aus, dürfte der tatsächliche Wert bei nur 1 MW
liegen.
Gegner
dieser Argumente meinen zwar, daß dies wohl für große Windparks
zutreffen könne, wo die Räder sehr dicht stünden, daß man dies aber dadurch
abfangen könne, indem man zum einen große Parks segmentiere, und zum
anderen überhaupt kleinere Anlagen baue.
Dem
stellen o. a. Autoren entgegen, daß die Zielsetzung - signifikante
Senkung des CO2-Ausstoßes durch Ersatz kalorischer Kraftwerke bis Mitte
des Jahrtausends - nur dann erreichbar sei, wenn die heutige Menge an
Windrädern verzehnfacht würde. Und damit bekomme das Problem der
Windparks und -schatten sehr wohl Relevanz. Denn diese Zielsetzungen sind nicht mehr anders zu erreichen als durch größere Windpark-Dimensionen.
Tatsächlich
steigt die Größe der errichteten Windparks weltweit. Derzeit wird z. B.
vor Englands Küste einer mit einer Größe von 100 km² gebaut.
Was
aber dem Verfasser dieser Zeilen noch bedeutender erscheint, ist die
Bestätigung seiner Annahme, daß die Nützung der Windkraft eben zu einer Senkung der Windgeschwindigkeit führen müsse. Das
kann aber nicht ohne Auswirkung auf die anschließenden Luftschichten
bleiben. Er hat also den Verdacht, daß mit der Windenergie tatsächlich
ein menschengemachtes Klimaproblem auf uns zukommt, das uns noch
ziemlich überraschen könnte, und vor allem durch pointierte Spiegel-Signifikanz* bemerkbar werden wird.
Vielleicht
sogar in dem grotesken Umstand, daß diese Senkung der
Windgeschwindigkeiten eine Erwärmung lokaler Klimaräume nach sich zieht,
sodaß diese Windparks exakt den gegenteiligen Effekt auslösen, den zu
bekämpfen sie in die Schlacht geworfen wurden. Wundern müßte man sich
darüber nicht. Denn es ist sehr menschentypisch, Probleme abstrakter
Größen ("Klima") die direkt auf dieser abstrakten Ebene zu beheben
versucht werden, in Wirklichkeit auszulösen. Dieses Denken hat nämlich die fatale Eigenschaft, daß sie die Probleme, die zu bekämpfen es auszieht, in der Begriffsdestillation isoliert, das Gesamt fragmentiert, und mit einem male dieses Problem wirklich erst schafft - samt einer schier ohnendlichen Kette weiterer Probleme, in denen das Insgesamt auf dieses Teilgebiet hin einstürzt. Jede rationalistische Politik seit 100 Jahren (und mittlerweile ist nahezu jede politische Richtung, aber auch jede Teilwissenschaft rationalistisch) zeigt genau das.
*Zu diesem Begriff ein andermal mehr. Hier kurz: Die Art, wie wir mit Dinge umgehen, kommt in derselben Art auf uns als Wirkeffekt zurück. Im Falle eines Irrtums ist das am einfachsten zu verdeutlichen: Wir wenden uns einem Vorgang zu, indem wir einen Vorgang setzen, während die wirklichen Prozesse auf ganz anderer, aber unerkannter Ebene laufen, die wir mit unserem Blindflug stören. Das Systemganze aber reagiert. Damit haben wir es mit scheinbar unvorhergesehenen Effekten zu tun, die in Wirklichkeit umgekehrte Spiegelungen unserer prinzipiellen, das Ganze verfehlenden Maßnahmen sind. Simpel in Schlagworten dargestellt: Wir versuchen, die Umwelt zu retten, und zerstören sie dabei; wir versuchen "Armut" zu verhindern, und schaffen sie damit; wir versuchen Solidarität zu retten und schaffen Desolidarisierung; wir retten den Euro und zerstören damit die Währung; wir versuchen das Klima zu retten, und schaffen uns damit erstmals wirkliche Klimaprobleme.
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