Dieses Blog durchsuchen

Montag, 8. April 2013

Und was jetzt? (Gold) (1)

Es scheint nun zu kommen, wie es kommen mußte, denn es war nur eine Zeitfrage: Gold, reines Spekulationsobjekt, keinesfalls "sicherer Hafen", wie so oft und irrational behauptet, steht kurz vor einem "Bärenmarkt".

Das Handelsblatt schreibt unter dem Titel "Das letzte Zucken vor dem Absturz":

Die französische Bank geht davon aus, dass der Goldpreis im Dezember auf 1375 Dollar je Unze sinken wird. Für den Jahresschnitt 2013 wird ein Preis von 1500 Dollar und für 2014 von 1400 Dollar prognostiziert. Im Rekordjahr 2012 kostete die Feinunze durchschnittlich 1669 Dollar.
Mit der Erwartung eines niedrigeren Goldpreises steht Société Générale nicht alleine da: Goldman Sachs warnte im Februar angesichts einer US-Konjunkturerholung vor einer möglichen Wende im Goldzyklus, und Credit Suisse erklärte, dass das Edelmetall wohl nicht mehr zu seinem 2011 verzeichneten Höchststand von 1921,15 Dollar je Unze zurückkehren wird.

Zudem haben Vermögensverwalter ihre Wetten auf einen steigenden Goldpreis seit Oktober um 70 Prozent verringert, zeigen Daten der US-Terminbörsenaufsicht. Die Netto-Long-Positionen der Spekulanten lagen per 26. März bei 60.126 Kontrakten. In der Woche zum 5. März sanken sie auf 39.631 Kontrakte, das niedrigste Niveau seit Juli 2007.

Alleine 2013 ist der Goldpreis bereits um fast 9 % gefallen, schreibt die Neue Zürcher Zeitung. Wobei generell Edelmetalle im Preis fallen, auch Silber, auch Platin.

Anzeichen für eine Trendwende gab es ohnehin schon länger. Bereits 2012 mehrten sich auch Meldungen (klein, in Nebenspalten), daß Länder (Rußland zum Beispiel, aber sogar Österreich) große Goldmengen abstoßen. Weniger wurde davon berichtet, daß Großinvestoren (wie George Soros) längst begonnen haben, ihr Gold am Markt "unterzubringen" solange noch Nachfrage besteht, um Gewinne zu realisieren.

Seit 2011 ist der Preis aber schon um 20 % gefallen, und die Tendenz geht weiter nach unten. Bis es schnell geht. Denn wie bei jedem Spekulationsobjekt bewegen sich solche Märkte auf- oder abwärts sprungprogressiv.

Warum? Weil ab gewissen Preisgrenzen "stop-loss"-Aufträge zu greifen beginnen, Verkaufsaufträge die Gewinne realisieren, Verluste begrenzen sollen. Und beides spielt sich in schnödem "Geld" ab, dem Verhältniswert von wirtschaftlichen Leistungen, die alleine "Wert" bedeuten können, in aller Relativität. Weil dies vor allem Produzenten betrifft, die ja zwangsläufig an Produktionskosten rückorientiert sind, sind solche Stufen sogar relativ kalkulierbar. Bei Gold geht man davon aus, daß eine dieser entscheidenden, den Charakter eines Marktes verändernden Stufen bei 1.400 Dollar je Unze liegt. Derzeit liegt Gold bei etwa 1580 Dollar. 

Märkte in ihren jeweiligen Phasen - "Bullen-" oder "Bärenmarkt" - haben ihre eigenen Gesetzlichkeiten und Automatismen. Der Umschlag von einem in den anderen verläuft wie beim Vogelzug fast gespenstisch, und blitzschnell. Ein Bullenmarkt ist gekennzeichnet von Profithoffnungen, und entsprechend überwiegen die Kalkulationen, die mit einem weiteren Anstieg der Kurse rechnen, die nur je kurz von Gewinnmitnahmen, meist ebenfalls als Stufen erkennbar, unterbrochen werden. Solange an einen Anstieg geblaubt wird, solange Käufer vorhanden sind, die mit noch höheren Kursen rechnen, steigt ein Kurs. Bis zu dem Moment, wo substantielle Marktteilneher beginnen, ihre zuvor nur theoretischen Gewinne zu realisieren, durch Verkäufe. Dabei darf man nicht nur an reine Spekulationsanleger wie George Soros denken - der schon voriges Jahr sein Goldportefeuille um 55 % verkleinert, als Gold verkauft hat - sondern vor allem auch an Nationalbanken und institutionelle Anleger, die ja überhaupt nie an das Märchen vom "ewigen Wert Gold" glauben, sondern wissen, daß die Währung, die sie hüten sollen, in ihrem inneren, wahren Wert in der Leistungskraft ihrer Volkswirtschaft gegründet liegt. Nur dort liegt Sicherheit und Fundament.

Dazu kommt ein Faktor, der gefließentlich sowieso übersehen wird: Wie bei Waren- und Produktenbörsen generell, überwiegen in ihrer Bedeutung für die Kurse gar nicht die realen Geschäfte, wo also physisches Gold ge- oder verkauft wird, sondern die Spekulationspapiere. Die Termingeschäfte, die nie davon ausgehen, daß wirklich Gold den Besitzer wechseln soll, die Wetten auf Kursentwicklungen, wo sich Risken auf Verluste potenzieren, deren Halter also überhaupt keine Alternativen haben als permanent auf Kursschwankungen zu reagieren. Und solche Papiere machen ein Vielfaches des realen Warenumschlags aus.*

Geschieht so ein Verkaufen in größerem Ausmaß, und davon kann man ausgehen, DASZ das einmal eintritt, denn solche Goldbesitzer dürfen nur eines nicht: den entscheidenden Moment verpassen, wo der Markt kippt, beginnt die gegenteilige Spirale - der Bärenmarkt. 

Er ist gekennzeichnet vom Bemühen, ohne Panik erkennbar werden zu lassen, Gewinne mitzunehmen, durch Verkäufe. Das funktioniert nur so lange halbwegs geordnet, so lange Bullen- und Bären noch halbwegs im Gleichgewicht stehen, es also noch Käufer gibt. Werden die weniger, beginnen die Verkäufer ihre Preise zu senken, um noch so viel es geht an Gewinnen zu realisieren. Das Angebot zu sinkenden Preisen beginnt. Und dann kann es schnell gehen.  Es finden sich weniger Käufer, immer mehr Anbieter, die Preise fallen, und ab bestimmten Stufen beginnen stop-loss-Automatismen, wo also Portefeuilles bei gewissen Renditegrößen automatisch Gold abzustoßen beginnen. 

Bis die Produzenten unter Druck kommen, denn sie sind die einzigen, die Gold als reine Ware wissen, die einen kalkulierten, damit einen wahren Marktpreis hat. Sinkt die Nachfrage nach ihrem Produkt, sinken die Gewinnmargen der Produzenten, und damit geraten die Aktienkurse unter Druck, und damit in den meisten Fällen der Bestand der Unternehmen in Gefahr zu geraten. Denn Aktien als "Vermögenswerte" sind der Bewertungshorizont für Kredite, für Geld, für Investitionen. Geringere prozentuelle Margen lassen sich aber nur durch einen quantitativen Zuwachs ausbügeln. Aktuell wird das in Unternehmen, die keine Polster haben, vielleicht weil sei viel investiert haben. Auch solche Investitionen haben ja Zyklen, weil keine Anlage ewig hält, irgendwann erneuert werden muß.

Diese Entwicklung hat gleichfalls einen Boden. Denn ab gewisser niedriger Goldpreise (der Verfasser dieser Zeilen hat die Geldwertentwicklung nicht mehr mitverfolgt, aber vor 20 Jahren lag der Wert bei 250 Dollar, er dürfte derzeit also bei 5-600 Dollar liegen) stellen eine Reihe von Goldminen ihre Produktion mangels Rentabilität ein. Diese Drosselung des physischen Angebots stabilisiert den Goldpreis wieder allmählich. Etc. etc.




Teil 2 morgen) Gold war immer religiöser Natur




*Es ist viel zu kurzsichtig zu meinen, das wäre den "bösen Spekulanten" zu verdanken. Die hängen sich in der Regel nur an Realentwicklungen an. 2/3 des weltweiten Geldmarktes geht auf das Konto von institutionellen Anlegern, wie Rentenfonds oder Versicherungen, oder direkt auf Staaten, und sie sind es, denn nur sie haben reale Wertfundamente und damit Kreditwürdigkeit, s.o., die den "realen Geldmarkt" bestimmen. Der tragische Witz heute: sie wissen es gar nicht mehr und glauben oft genug, selbst einem Realmarkt hinterherhüpfen zu können. Überlege der geneigte Leser, welche Gelder alleine Länder wie Norwegen auf die Börsen der Welt pumpen, die mit ihrem Ölgeld "für alle Zukunft" Sicherheit schaffen wollen; überlege man, wie sich solche Gelder verhalten, die nie an einem Investitionsobjekt selbst Interesse haben, durch dick und dünn, sondern unter dem Zwang stehen, ihre Nominalwerte, die Tauschkraft ihrer Anlage zu erhöhen, weil die Zinserträge bereits fixer Bestandteil der (wie in Norwegen. immer aufbgeblähteren) Nationalbudgets sind.




***