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Montag, 30. September 2013

Wie wir eine Zukunft zerstören

Nun hat also die EU beschlossen, daß die Schule der Zukunft "papierlos" zu sein habe. Sonst würde Europa den Anschluß an die Welt verpassen. Milliarden, so die Welt, würden zur Verfügung gestellt werden, um den Unterricht nur noch auf Bildschirmen und digitalisiert stattfinden zu lassen. Kinder müßten früh lernen, mit Apps umzugehen.

Genau so wird es gar keine Zukunft geben. "90 % aller Jobs werden digitale Fähigkeiten verlangen." Eine der zahlreichen Self-fulfilling-prophecies, die wir uns heute schon standardmäßig aufladen, und uns und unsere Zukunft damit bis zur Ausweglosigkeit belasten.

Und das meint man mit "digitale Fähigkeiten": Anwendungskenntnisse (von Apps).





"Die Schüler haben auch keine Hefte, sondern lernen direkt auf kindgerecht gestalteten iPads."
Kindgerecht nennt man das.
"Die meisten Kinder finden zudem sehr schnell selbst heraus, was sie mit den Apps alles machen können."


"Viele der Kinder präsentieren ihren Familien nach Unterrichtsschluss stolz, was sie auf dem iPad gelernt haben."




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Veränderter Lebensraum

Hier dieses interessante Video: Es zeigt die nunmehr rekonstruierten Veränderungen, die die Donau auf verschiedenen Abschnitten in Niederösterreich mit Wien über die letzten 500 Jahre durchgemacht hat, und die an ihr vorgenommen wurden. Ein Lebensraum wurde verändert. Welche Rolle die Donau einst gespielt, was sie für die Menschen bedeutet hat, wird so erst begreifbar.







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Unbestimmbarkeit des Wesens

Wir können das Wesen Gottes jenseits des Seins nicht bestimmen, so wenig, wie wir das Wesen des Vaters der Lüge bestimmen können.

Wie sich Gott, Sein Wesen als absolute Fülle seiner selbst bewußten Seins objektiviert, so objektiviert sich das Unwesen des Vaters der Lüge als absolute Nicht-existenz in absoluter Unbewußtheit. Doch stehen sich beide nicht als polare Entsprechungen gegenüber, sonst würden wir wieder im dualistischen Manichäismus landen. 

Gottes Wesen objektiviert sich als bewußtes Sein. Aber der Vater der Lüge ist niemand, der sich objektivieren könnte. Nur er, Gott, objektiviert auch ihn. Und er objektiviert den scheinbaren Gegenspieler eben nicht als Sein und Bewußtsein, sondern als Seinslosigkeit und Unbewußtheit. Wir können exakt nicht einmal sagen, das Nicht-seiende sei "zugelassen" als die Grenze des Seins. Denn diese Grenze hätte doch immerhin, wenn auch nur als die ausdehnungslose, in sich selber substanzlose Grenze, an der Wirklichkeit des Seins teil. 

Diese substanzlose Grenze ist die Außenansicht der empirischen Wirklichkeit, die Ebene der reinen Quantität, des Grenzaspektes der all-einen Wirklichkeit als reines Teilsein. Und hier ist das Negative nur wirklich als Verneinung der Verneinung. Es ist nicht wirklich als gegenwärtiges "seiendes" Nicht-sein, sondern immer nur als gewesenes. Gott objektiviert den Vater der Lüge also nicht als den, der nicht-seiend ist - als die Grenze der Wirklichkeit - , sondern als den, der nicht-seiend war; also als den, über den die absolute Unendlichkeit des Wirklichseins immer schon hinausgegangen ist. So bleibt der also Gebannte in die extremste uns nur denk- und vorstellbare Wesenlosigkeit gebannt.

Die Wirklichkeit der Weltvernichtung ist nicht in einem irgendwie "moralisch Bösen" begründet, dem ein Sein zukäme, in quasi über den Dingen schwebenden moralischen Qualitäten, sondern in einem Aufheben des Wesens, der Distinktheit der Dinge selbst - in ihrer Entstaltung und Entwesentlichung. Mit dem direkten Verweis auf die Häßlichkeit und Funktionalisierung als Äußerung der Weltvernichtung. Der Kern der Welt, ihr Sein, ist Gestalt. Gestalt, die sich aus jener "energeia" Gottes heraus erfüllt, deren Eintrittstor das Mysterium des Opfers als Höhepunkt und Erfüllung der Freiheit und Selbstmächtigkeit des Geschöpflichen selbst ist. Während ihre Vernichtung als Rückzug der wahren Wirklichkeit - in sich unbestimmbar, nur am Objekt bestimmbar - erkennbar wird.*



Matthias Vereno, in "Vom Mythos zum Christos"



*Wir erkennen nicht "das Böse", sondern wir erkennen sein Wirken im drohenden Seinsverlust eines Dings der Erkenntnis. Wir erkennen die böse Tat durch die Zerstörung (Entstaltung) eines Dings, an der aber sogar Wirkliches, Sein beteiligt sein muß, weil nur Wirkliches zu wirken vermag. Die Lüge lügt nicht durch Nichts, sondern durch (ungeordnete, etwa dimensionsverschobene) Wahrheiten.

Das zeigt sich prinzipiell im Alltäglichsten des Erlebens. Etwa in einem Gespräch, das der Verfasser dieser Zeilen jüngst führte. Da meinte sein Gesprächspartner, daß das Rauchverbot in jeder Öffentlichkeit doch nur gut sei, WEIL DAS RAUCH SCHLECHT SEI. Woraufhin der Verfasser dieser Zeilen ihm auseinandersetzte, daß es zwei verschiedene Dinge, und zwei verschiedene ethische Bereiche und Dimensionen betrifft, das Schlechtsein des Rauchens (etwa bei quantitativer Übertreibung) zu bestimmen, und die Art, damit umzugehen. Ein öffentliches Verbot des Rauchens nimmt hingegen dem Nichtrauchen sogar seine ethische Qualität bzw. verändert sie. Sodaß ein generelles Rauchverbot ethisch SCHLECHT werden kann. Und tatsächlich auch vielfach und beobachtbar ganz anders motiviert ist als in der Liebe zum Guten.




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Sonntag, 29. September 2013

Zum Drüberstreuen

Stimmungsvolle Photos aus div. Presseerzeugnissen.



Photorechte: raketa.at



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Ehe als Erleichterung

Es ist an der Zeit, die Sache von einer ganz anderen Seite zu beleuchten. Denn was die Kirche seit langem betreibt, die Ehe auf eine Ebene persönlicher, sittlich-moralischer Leistung des Einzelnen zu drücken, passiert im Gleichklang mit gesellschaftlich-staatlichen Entwicklungen.

Aber die persönliche Seite ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere, die der Öffentlichkeit, die der Rolle, die gesellschaftliche Institutionalisierung im persönlichen Leben des Einzelnen spielt, ist untrennbar davon.

Ehe ist nicht einfach eine Übereinkunft von zwei Menschen. Und als solche quasi schützenswert, oder eben nicht, denn die Einebnung, die passiert, wenn alles zur Ehe reklamiert wird, bedeutet die Auslöschung dieses "Dings". Weil ein Ding nur ein Ding ist, wenn es sich unterscheidet, um es zu vereinfachen. Die Seite der Ehe, die es längst wieder zu betonen gilt, und die die Orthodoxe Kirche* seit je sogar in den Vordergrund schob, die der Stiftung der Ehe DURCH die Gesellschaft, durch die Gemeinschaft in die sie eingebettet ist, ist hierzulande nahezu vergessen.

Aber unter diesem Blickwinkel wird etwas anderes klar: Daß nämlich kulturelle Institutionen das Leben, das sie steigern, auch genau darin ERLEICHTERN. Nur auf persönliche Übereinkunft gründend, wird das Zusammenleben zweier Menschen zur täglich neu zu erfindenden Welt der Zweisamkeit.

Kultur bedeutet die Institutionalisierung der Lebenssteigerung, in deren Rahmen jeder noch besser zur Entfaltung kommt. Die Institution der Ehe ist somit eine ERLEICHTERUNG des täglichen Lebens in der Geschlechtsgenossenschaft und -ergänzung. Sie ist keine Last, als die sie häufig verleumdet wird, sondern sie ist eine Hilfe zur besseren Lebenserfüllung, gerade in der Zweisamkeit, die an sich keine leichte Aufgabe bedeutet. Weil sie ein tägliches Hineinsterben in den anderen ist, aus dem die Versuchung zu fliehen wohl täglich fünfzigmal auftaucht.

Im Konzept der ehelichen Gemeinschaft, in all ihren Rechten und Pflichten, steckt alles, wirklich alles, was dem Einzelnen zu seiner Lebenserfüllung nötig ist, und seiner Selbstverwirklichung dient. Ihre Institutionalisierung, die Selbstverständlichkeit, in der sie in allen Völkern besteht (bzw. bestand) weist genau darauf hin. In der dieses Grundverhältnis (!) des Weltseins überhaupt - Ehe ist das Analogon zum Verhältnis Gottes zur Schöpfung, sie ist damit auch das Analogon der Kirche als versammelte Schöpfung** - zur konkreten Form gebracht und gehoben wird. Darin gründet der Satz, daß die Ehe (mit der ihr beigehörigen Familie) die "Keimzelle des Staates" ist.

Wenn es also etwas von der Kirche zu fordern gilt, dann das, daß sie aufhört, sich feige und einseitig an die Stelle zu wenden, bei der sie es leicht hat - den Einzelnen, von denen sie Ehemoral fordert, als wäre das eine Super-Leistung in dieser Zeit. Wenn es etwas zu fordern gilt von der societas perfecta, der wahren Gesellschaft, ohne die die Welt ins Nichts fiele, dann daß sie sich mit der Politik anlegt, die diesen kulturellen Rahmen auflöst - und niemanden stört es.

Damit den vor allem jungen Menschen diese Hilfe, die sie ihnen entgegenstreckt, wieder deutlicher aufleuchtet, und zur Verfügung steht.




*Ìn der Orthodoxen Kirche wird die Ehe von der Kirche - als Ecclesia, als Gemeinschaft, als societas perfecta, als eigentliche Gesellschaft - (mit sakramentalem Charakter) gespendet, von den Einzelnen entgegengenommen, die in diesen Stand, in diese Institution gehoben werden. Diesen Aspekt wieder herauszuarbeiten wäre eine lohnende Aufgabe der katholischen Kirche, die ihn nahezu vergessen hat. Obwohl sie ihn ja gleichfalls anerkennt, etwa durch den Grundsatz, daß eine Ehe NUR vor der Kirche bzw. beteiligter Öffentlichkeit gültig geschlossen werden kann. Das ist kein Gelüste nach Machterhalt, sondern bezieht sich auf diese Doppelseitigkeit der Ehe.

**Auch dort, wo sie nicht als Geschlechtsverhältnis von Mann und Frau gelebt wird - im Zölibat, in bestimmten schöpferischen Dispositionen, im Ordensberuf, in der freigewählten Ehelosigkeit etc. - ist sie diese Analogie, ja: in JEDEM Werk, das der Mensch vollbringt.




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Der Sprache entzogen

Es ist bekannt, das Glaubenswahrheiten dem Skeptiker nicht bewiesen werden können; - aber nicht, wie jener meint, deshalb nicht, weil sie zu vage seien, sondern weil sie einer Sphäre zugehören, die jenseits dessen liegt, wo Argumentation und Beweis sinnvoll sein können. 

Das geistig Ursprüngliche entzieht sich der Diskussion. Es kann nur, insoweit es sich überhaupt der menschlichen Sprache preisgibt, erklärt werden und ein-leuchten. [...] Unser empirisches Denken wie unsere empirische Schau reichen nicht in die absolute Bodenlosigkeit, in die Todesnacht des Nicht-seins hinab, in der es seine Wurzeln schlägt.

Es wird wohl in den mystischen Überlieferungen verschiedener Religionen gelehrt, daß es möglich sei, daß der Mensch nicht nur der Gottheit begegne, sonder sich auch mit ihr eine. Wer weiß, welche Erfahrungen es sind, auf denen sich solche Lehren begründen? Welche Wirklichkeit sie in der Wirklichkeit Gottes sind, und was sie, als menschliche Erfahrungen, in ihr bedeuten? Wer vermag das, was an den Grenzen der Möglichkeit des Bewußtseins in es einbricht und seine Grenzen aufbricht, sprachlich zu bestimmen und zu begrenzen? Denn wenn eine solche Einung des Menschen mit Gott, die vollkommen die Grenzen des empirischen Daseins der Seele aufhebt, möglich ist - und ich, der dies schreibt, weiß nicht, ob es möglich sei, noch, was es bedeute -, wer wäre in einer solchen Einung "der Mensch"?


Matthias Vereno, in "Vom Mythos zum Christos"




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Samstag, 28. September 2013

Anfänge des Reichs

Man wird, schreibt Rosenstock-Huessy in seiner Untersuchung "Königshaus und Stämme", den Begriff des "Reichs" nicht verstehen, wenn man es sich in seinem Anfang als ein Gebilde vorstellt, in das man sich den König hineindenkt. Es war im Anfang nicht territorial zu verstehen, sondern nur personal, und insofern war das "Reich" ursprünglich der Gewaltbereich des Hausherrn, der despotische Macht darüber hatte. 

Das alte Stammesrecht der deutschen Völker war rein personenbezogen, und wo die Personen waren, da war das Reich, da war ihr Haus. Prinzipiell unabhängig von Ort und Boden. Ein Herr war ein Herr über Personen, nicht über Land.

Erst allmählich hat sich dieses "Haus" mehr und mehr verdinglicht, verselbständigt, ist im Bewußtsein von der Person auf das (durchaus dingliche) Haus und später Land gewandert. Und allmählich haben sich die Mitglieder dieses Hauses - im Reich in seinen vier Grundfunktionen, dem Seneschalk, dem Truchseß, dem Kämmerer, dem Mundschenk - ein abstraktes Recht erbildet.

Aber die Loslösung von König und Haus war von Anfang an angelegt, denn er König WAR das Haus, und gleichermaßen war bald das Haus der König, bis der Haus selbst König war, unabhängig von der Person des Königs. Solcherart verdinglicht, hat es die Person nicht nur überlegt, es war im Bestand unabhängig von ihm.

Im selben Zug hat sich das Lehnswesen daraus entfaltet. Aus einer rein hausinternen Dienstbarkeit und Unterstellung unter einen despotische Hausherren, der keinem externen Maßstab unterworfen war, der jede Willkür ausüben konnte, hat sich allmählich ein Lehnsrecht entwickelt. Und in all dieser Rechtsentwicklung hat sich ein abstrakter Begriff des "Reichs" herausgebildet, als Rechtskörper außerhalb aller persönlichen Bezüge und Willkür. Aus Huld wird Recht.

(./) Der Begriff des Landes wird gesteigert zum Gebiet, erfüllt sich mit solcher rechtlichen Kraft, daß die Stammlande eingehen können in die größere Verfassung des Reichs. Die "Länder" ersetzen den fehlenden Staats- und Organbegriff; die Zeit ringt sich au der Gefahr der Tyrannei, die wahrlich dringend genug damals war, ein für allemal durch das einzige Mittel los, das dem anschaulichen Begreifen der Altvorderen zu Gebote stand. Neben der Macht des Herrn gibt es nun ein Recht seines Hauses, das auch gegen ihn selbst wirkt. Soweit man dem "Hause", dem "Reiche" Rechte gab, soweit nahm man sie dem "Despoten".

In dem Augenblicke, in dem das Lehnwesen sich mit den Trägern der Volksrechte, den Stämmen, abgefunden hat, d. h. mit der Bildung des Reichsfürstenstandes unter Barbarossa, ist sofort das Vordringen des Lehnwesens aus seiner einheitlichen Wurzel, dem Königshaus, beendet, und nur Ableger des Reichslehnrechtes, nicht dieses selbst, sind es, die nun im kleineren Kreise noch einmal die Entwicklung wiederholen.

Nun ist der "Feudalismus" kein Machtmittel mehr in der Hand des Herrn; dieser befindet sich auch hier in der Welt des Rechts, statt in der seiner Gnade und Beliebung. (/cit.)

Und damit holt das später "Privatrecht" genannte Recht im 12./13. Jahrhundert lediglich einen Rückstand auf, denn ein öffentliches Recht als Volksrecht der Gemeinde der freien Männer in Dorf, Gau und Land, gab es seit je ungebrochen. Aus der rein von Sittlichkeit getragenen Hausordnung wird gleichfalls eine Rechtsordnung. Und das fast zwangsläufig, weil der Bruch nicht, wie oft angenommen, zwischen Freien und Unfreien ging! Jeder Knecht, jedes Hausmitglied war AUCH Teil des Volksrechts.


*280913*

Brechen der schöpferischen Kraft

Ein lesenswerter Artikel findet sich in einem der jüngsten FORMAT-Magazin-Ausgaben. Der VdZ findet nicht alle Aussagen richtig, aber der Tendenz nach erläutern sie gut Zusammenhänge, und: was derzeit passiert. Alles nichts Neues, gewiß, aber es dokumentiert die europäische Flucht nach vorn, die hektisch Symptome wegschiebt, bis sich das noch kritischer aufgeladene System entlädt. Was sonst? Mit einer Kernaussage, die Wilhelm Hankel und Thomas Bachheimer liefern: Ein per Staatswillen eingegarntes Wirtschaftssystem verliert seine schöpferische Kraft. Es verwaltet sich nur noch selbst.

Zur Einleitung ein Statement von Wilhelm Hankel:

Hankel: Das Gefährliche an der aktuellen Entwicklung ist die innere und die äußere Kapitalflucht aus dem Euro. Was wir heute erleben, ist, dass sich die Bürger vermeintlich absichern, indem sie Immobilien, Realwerte, Aktien und Edelmetalle kaufen oder ins Ausland gehen. Aber gerade diese Sicherung ist totes Kapital, denn die Werte sind bereits da. Mit diesen Ersparnissen kann man keine Innovationen finanzieren. Dazu kommt, dass diese Sicherung auch betriebswirtschaftlich auf sehr wackligen Füßen steht, denn die Immobilienpreise werden nicht ewig steigen. Sie haben leider die Tendenz zyklisch zu fallen. Das gilt auch für Edelmetalle. Europa und hier besonders die reichen Staaten töten den – ein französischer Philosoph sprach vom – 'Elan Vitale' ihrer Volkswirtschaft. Das Sparkapital geht nicht in Innovationen, es erreicht nicht den dynamischen Unternehmer, sondern geht in vorhandene Werte. Diese wiederum werden im Preis hochgetrieben, kommen zyklisch wieder runter und am Ende steht die Vernichtung von Ersparnissen, die sich heute schon abzeichnet. Europa schafft sich eine Zukunft als Industriemuseum.

Und, weil es exemplarisch Zusammenhänge deutlich macht, Thomas Bachheimer:

Bachheimer: Was bei diesem Währungssystem ohnehin absurd ist, womit wir auch zur Exportlüge kommen. Ich kann nur mit einer starken Währung das Fundament schaffen, um in der nächsten Dekade ein gutes Wirtschaftswachstum zu erzeugen. Wenn ich Gummi-Enten erzeuge, ist natürlich klar, dass ich, wenn jeder andere auch Gummi-Enten erzeugt, mit einer schwachen Währung reüssieren kann. Aber ich brauche ein starkes System, um innovativ tätig sein und die Wirtschaftsleistung der nächsten Dekade sichern zu können. Doch das fehlt aktuell.

Was verstehen Sie unter der Exportlüge? Dass Deutschland Exportweltmeister ist, ist – soweit ich weiß – keine Lüge.

Hankel: Der Euro war ein Stück Exportförderung. Denn der Euro hat die deutschen Exporte schlagartig verbilligt.

Bachheimer: Und diese Exportförderung ging zu Lasten der Bürger. Ein Plus für die Exportwirtschaft war immer ein Minus für die deutschen Bürger.

Hankel: Ein Plus für die Exportwirtschaft ist eine Minderung des deutschen Realeinkommens. [...] Der Exportüberschuss über den Import ist immer ein Stück importierte Inflation. Denn sie haben das Einkommen, das im Inland ausgegeben wird, aber die dazu korrespondierenden Güter sind im Ausland. Das heißt es wurde eine Güterlücke in der Inlandsversorgung erzeugt.

Bachheimer: In China hat sich das Problem manifestiert, bevor man die Binnenstruktur errichtet hat – man hat sich zuerst auf den Export konzentriert und das fällt den Chinesen jetzt leise auf den Kopf.


Aber noch einmal: Kann man das so vereinfacht darstellen? Was ist der Netto-Effekt zwischen der importierten Inflation und einer starken Exportwirtschaft und mehr oder gesicherten Arbeitsplätzen und entsprechendem Einkommen? 


Hankel: Vor 200 Jahren gab es den Merkantilismus – die Exporte müssen demnach größer sein als die Importe. Der große Widerstand kam von den ökonomischen Klassikern, wie Adam Smith und David Ricardo. Die ökonomische Klassik sagt, ihr dürft nicht in Geldgrößen, sondern ihr müsst in Gütern denken. Das Volk kauft nicht Geld, es kauft Güter mit Geld. Die Güter sind aber bei einem Exportüberschuss nicht verfügbar, während das Einkommen im Inland ist. Das Ergebnis ist die Preisschere. Wir haben das in Deutschland in den 60er- und 70er-Jahren unter der Überschrift "importierte Inflation" behandelt oder mit Schiller nach der Aufwertungsdebatte unter "Sozialdividende". Wir bekommen alles billiger, wenn die Währung aufwertet.


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Allmähliches Aufwachen

Den Artikel, der sich in der Presse findet, viel zu kommentieren erübrigt sich, er soll hier in seinen wesentlichen Teilen einfach übernommen sein. Alles spricht für sich. 

Vielleicht geht es der Klimaforschung" genau so, wie der Genforschung. Rupert Sheldrake berichtet in "Das schöpferische Universum" darüber. Darüber, wie Forschungsergebnisse, öffentliche Meinung, Politik und Forschungsgelder zusammenhängen. In den 80iger Jahren kamen auch in der Genforschung sensationelle Versprechen, was mit der Entschlüsselung des Genocodes alles besser und gelöst würde. Die  Meldungen auch in den Medien überschlagen sich, welche Geißeln der Menschheit nicht bald alle entschärft, welche Krankheiten geheilt, welche Unbill beseitigt würden. Währenddessen flossen Milliarden und Abermilliarden, die einen eigenen Zirkel der Selbsterfüllung auslösten. 

Bis, ja bis sich nach längerer Zeit, nach Jahrzehnten, denn doch die Ernüchterung nicht mehr verbergen läßt, die die zunehmend exaktere Befassung mit den bloßen Tatsachen, die allmählich auch die falschesten Interpretationen austrocknen, ergibt. Wenn also die Milliarden und Abermiliarden, die direkt in die Klimaforschung gesteckt wurden, zu etwas gut waren, dann vielleicht dazu, die hysterischen Fehlprognosen der letzten Jahrzehnte allmählich auszutrocknen. Hohes Lehrgeld, sozusagen! Aber durch die Einengung des Fokus auf diese Interpretation - Klimakatastrophe - wurden erstmals wissenschaftliche Bedingungen geschaffen. Erstmals langjährige Meßreihen unter seriösen Bedingungen erhoben, etwa. Und sieh da: Die malen nun mehr und mehr ein Menetekel ganz anderer Art an die Wand. Daß an der ganzen Hysterie einfach ... NICHTS dran war. 

Das prognostiziert der Verfasser dieser Zeilen. Die einzige Katastrophe, die bleibt, ist die der politischen Fehlentscheidungen, die insbesonders Österreich und Deutschland in ein Niemandsland geschossen haben. Denn die großen Mächte der Welt und die wenigen Stimmen der Vernunft, die es in der Politik noch gibt, haben sich einen Dreck um den Klimawahn gekümmert. Mit Recht, wie sich nun herausstellt. Nun sitzen wir aber da, mit einem Kostenblock, von dem zu lösen niemand - vorerst - den Mut haben wird. So lange, bis wir ihn wirklich nicht mehr tragen können. Aber bis dahin ist es noch weit. Denn nahezu die gesamte politische, ökonomische und "intellektuelle" Oberschicht unserer Länder ist in die Massenpsychose involviert.

Hier nun die Presse:

Auch beim Klimawandel wird nicht so heiß gegessen, wie gekocht wird, das zeigt sich etwa beim Blick von Nasa-Satelliten auf das Eis der Arktis: Vor einem Jahr war die eisbedeckte Fläche dort so klein wie nie, nämlich 3,41 Millionen Quadratkilometer. Klimabesorgte fürchteten das Ärgste, Klimagewinnler machten Schiffe flott, auf dass sie Amerika, Europa und Asien auf den kurzen Wegen durch die Arktis verbinden, statt die weiten um Afrika herum oder durch den Suezkanal nehmen zu müssen.
Aber die Wege blieben zu: Schiffe froren ein oder mussten umdrehen. Das arktische Eis hat sich gegen alle Erwartungen nicht weiter ausgedünnt, ganz im Gegenteil: Am 21. August bedeckte es 5,12 Millionen Quadratkilometer, über die Hälfte mehr als im Vorjahr.
Das will nicht viel besagen, im Vorjahr kamen zur Erwärmung üble Winde hinzu, heuer blieben sie aus, und Schwankungen von Jahr zu Jahr in einer Region der Erde erlauben kein Urteil darüber, wie es weitergeht mit der globalen Erwärmung. Und ob es überhaupt weitergeht mit ihr: Seit 15 Jahren steht sie still, die offizielle Klimaforschung – die des UN-Klimabeirats IPCC (Intergovernmental Panel On Climate Change) – hat es lange ignoriert, nun nimmt sie es zur Kenntnis.
Das ist einer der Punkte, der nach dem Ritual bekannt wurde, das alle fünf, sechs Jahre die Welt in Erwärmungsatem hält: Dann publiziert das IPCC seine Sachstandsberichte, hunderte Seiten Wissenschaft. Und dann publiziert das IPCC auch das Entscheidende: Eine 31-seitige Zusammenfassung für die politischen Entscheider. Publiziert wird nächste Woche in Stockholm, aber, auch das gehört zum Ritual: Entwürfe des Kerndokuments gelangen im Vorfeld an die Öffentlichkeit.
Was diesmal durchdrang, hat es in sich: Da wird die Erwärmungspause bestätigt (Erklärung gibt es nicht); da wird konzediert, dass es im Mittelalter warm war wie heute (bei viel weniger CO2); unerwähnt hingegen bleiben die Hurrikans, die im letzten Bericht noch viel Raum einnahmen (die heurige Saison ist noch nicht vorbei, bisher war sie eine der schwächsten).
Aber all das sind Peanuts: In der Hauptsache wird das Fundament des ganzen Klimawandelgebäudes umgebaut. Das heißt equilibrium climate sensitivity (ECS), es gibt an, um wie viel die Temperaturen sich erhöhen, wenn die CO2-Gehalte der Atmosphäre sich verdoppeln. Den Wert kennt niemand, man kann ihn auch nicht experimentell erheben, man kann ihn nur abschätzen, über Paläodaten etwa. So kursieren alle erdenklichen Vorschläge, von null Grad Celsius bis zehn Grad.

Prognosen lagen extrem falsch

Das IPCC legte sich im letzten Sachstandsbericht (2007) auf „über zwei Grad Celsius“ fest, die seien „likely“, aber am wahrscheinlichsten seien drei Grad. Nun wurde das „likely“ auf 1,5 Grad herabgestuft (und einen wahrscheinlichsten Wert gibt es nicht). Dieses halbe Grad ist viel, aber irgendwann muss das IPCC seine Prognosen den gemessenen Daten annähern. Denn den Prognosen wurde gerade ein übles Zeugnis ausgestellt: Von 117 standen nur drei halbwegs im Einklang mit der Erwärmung der letzten 20 Jahre. 114 waren falsch, und wie: Die gemessene Erwärmung war halb so hoch wie die prognostizierte: „Die gegenwärtige Generation von Klimamodellen reproduziert nicht die beobachtete Erwärmung der letzten 20 Jahre“, resümierten die Forscher um John Fyfe (Canadian Center for Climate Modelling), die den Befund erhoben (Nature Climate Change, 3.9.).

Ob die Selbstkorrektur des IPCC genügt, die von Fehlern und Skandalen zerrüttete Glaubwürdigkeit der Institution zu beleben, sei dahingestellt. Myles Allison (Oxford) etwa plädiert dafür, das IPCC (ein Mischwesen aus Wissenschaft, Behörde und Politik) möge sich stärker verwissenschaftlichen statt weiter „Dokumente fast biblischer Unfehlbarkeit“ produzieren zu wollen.

Nachtrag: Mittlerweile ist der erste Teil des IPCC-Berichts (zur Erinnerung: der IPCC ist KEIN wissenschaftliches Gremium, sondern eine politisch gewollte und zu politischen Zwecken eingerichtete Institution) in Stockholm vorgestellt worden - gründlich in seinen Aussagen überarbeitet, wie man sieht. Wer schon auf Einkehr der Vernunft gehofft hatte, hat nicht mit der Zähigkeit von Schmarotzern gerechnet. Die drehen dann einfach an der Hysterieschraube. NEIN, es ist nicht anders, sondern VIELVIEL schlimmer, so der Bericht nun im Endlaut. Die Gegner der Klimawandelkatastrophentheorien würden zwar "immer wissenschaftlicher auftreten", aber die Menschen sollten doch die Augen aufmachen und die Stürme ansehen, die heuer über die USA getobt wären. Daß das alles menschengemacht sei, sei "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" anzunehmen. Und alle zwölf Stunden steigt das Meer an der Atlantikküste bei Brest und die Nordsee bei Frederikskoeg um gute 3 Meter, mit freiem Auge zu sehen - wenn das nichts heißt!

Aber nicht nur das - die Perspektiven des "Kampfes gegen den Klimawandel" werden zur allgemeinen politischen Utopie, und sie offenbaren übrigens damit ihre wahre Natur. Die Leiterin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres: "Ich habe mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs und mit nicht staatlichen Organisationen gesprochen und ich bin zuversichtlich." Es gebe beeindruckende Initiativen. "Und die Staaten begreifen, dass Klimaschutz Jobs schaffen und den Lebensstandard erhöhen kann." Zudem könne er politische Stabilität schaffen.



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Wie wir leben wollen


Gesehen auf everyday_i_show







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Freitag, 27. September 2013

Autoritätsverlust ist Sinnverlust

Die sicherste Auswirkung des Zerbrechens des Zusammenhangs der Generationen - über die Entautorisierung des Vorangehenden, die mit der Entstaltung gleichzusetzen ist - ist der Sinnverlust. Denn nur in der Erinnerung ist die Transzendierung des Momentanen, Vielfältigen möglich, ihr Zusammenfassen in ein wirkliche(re)s Geschehen als Actu der Wirklichkeit. 

Traditionslos, muß (oder: müßte) eine solche Generation die Welt tatsächlich "neu erfinden". Und ist damit in Stufen der Existenzbewältigung gebunden, die es zu höheren Emanationen gar nicht mehr kommen läßt. Vielfach wird diese Gebundenheit noch zynisch schöngeredet als "durch Fehler lernen". 

Aber die Geschichte ist immer einmalig weil in ihrer Erscheinung auf- und ineinandergeschichtet, niemand steigt zweimal in denselben Fluß.

Nur im Übergreifenden des Sinns, der nur im Übergreifen der Generationen erfaßbar ist, als Teilhabe, kann das Zufällige des Alltäglichen geordnet und gewichtet und verantwortet werden. Nur aus dem Sinn heraus kann dem Begegnenden begegnet werden - ohne ihm ausgeliefert zu sein.

Damit fehlt auch das Erkennen von Aufgabe. Dem Zufälligen ausgeliefert, verfehlt er diese ständig, es bleiben nur singuläre Erfahrungen, das Übergreifende ist unbekannt, weil es nur aus der Erinnerung erkennbar wird.

Die Ablehnung der Tradition (in der Entautorisierung*) ist deshalb mehr als Haß auf die Vorvorderen. Es ist der Versuch, den Sinn ("logos") zu eliminieren. Es ist Sinnlosigkeit, die Autorität - die es nur als Autorität von Gestalten (nicht von Funktionen) und deren Riten gibt - ablehnt.

Die Aufgabe der heutigen Generationen ist bereits darin erschöpft, sich jene Ausgangsbasis wenigstens als Ziel zu erkämpfen - und dann kann man von von Erfolg sprechen - bei dem frühere Generationen BEGANNEN. Denn die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sind irreversibel.


*Real geschieht sie auf vielfältige Weise - eine der häufigsten ist die Entpersönlichung durch entsprechende Techniken und Methoden, selbst in der geläufigen schulischen Didaktik, die auf vielfältigen Irrlehren aufbauen und genau das präjudizieren: Das durch jeden Menschen je neu aufzurichtende Weltgebäude. 




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Von der CS zur ÖVP mutiert

Über Inhalte kann man streiten. Aber das Lied ist gut gemacht.








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Mysterium Wirklichkeit

Die Wirklichkeit ist in ihrem Seinsgrund Mysterium - vieldimensionales Mysterium, mit unendlichen Aspekten. Aber je tiefer die Erkenntnis, die gnosis, in das Mysterium eindringt, je klarer sie es erkennt, desto klarer erkennt sie es als das, was es ist, als Mysterium. Die absolute Erkenntnis des Geheimnisses als Geheimnis, nicht die völlige Erklärung des Geheimnisses, sodaß es aufhörte, Geheimnis zu sein, ist die äußerste Erfüllung aller in der absoluten Unendlichkeit der Alleinheit angelegten und also möglichen Erkenntnis. 

So bedeutet denn jenes Wort des Sokrates, das [...] als die ultima ratio rein theoretischen Eekennens bezeichnet wurde, - "ich weiß, daß ich nichts weiß" -, wahrlich die äußerste Erkenntnis in der reinen theoria, d. h. in der "Gottesschau".


Matthias Vereno, in "Vom Mythos zum Christos"



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Donnerstag, 26. September 2013

Fluch dem Kaiser

"Die vor der ganzen Kirchenversammlung verlesene Bannsentenz schlug wie der Blitz ein und rief einen ungeheuren Schrecken Hervor. Der Meister Thaddäus von Suessa und die übrigen Vertreter des Kaisers brachen mit ihrem Gefolg ein laute Klagerufe aus, schlugen zum Zeichen ihres Schmerzes auf Schenkel und Brust, und konnten sich nur mit Mühe der hervorbrechenden Tränen erwehren [...]

Der Herr Papst aber und die anwesenden Prälaten verfluchten, die angezündeten Kerzen in der Hand, den Kaiser, der nicht mehr Kaiser zu nennen sei, schrecklich und furchtbar, während dessen Sachwalter bestürzt die Versammlung verließen."  

Matthäus Parisiensis Chronica maoira, Mon. Germ., zur (nun bereits zweiten, 1227 von Papst Gregor IX., nun von Papst Innozenz IV. ausgesprochenen) Exkommunikation 
Kaiser Friedrich II. im Jahre 1245 auf dem Konzil von Lyon




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Leiden unter der Selbstentfremdung

Es tut im Herzen weh zu lesen, was anläßlich der Buchbesprechung zu "Das Mädchen Buch" von Elisabeth Rauffauf in der Presse zu lesen stand. Denn wenn da geschrieben wird, daß Mädchen zwar scheinbar die Gewinner des Bildungssystems seien - Buben die Verlierer - so relativiert Rauffauf das. Vielfach würden Buben nur lauter schreien - Mädchen aber "funktionieren besser" und leiden still unter dem hohen Erwartungsdruck, dem sie sich ausgesetzt sehen, der sie aber zermürbt.

Es tut im Herzen weh, weil es die Spaltung in sich selbst zeigt, in die man Mädchen (Frauen) heute systematisch treibt. Was von ihnen als konkrete Beruflichkeit und Lebenserfüllung verlangt wird, steht im Gegensatz zum fraulichen Wesen, das empfangender Natur ist. Das seine Individuierung zur Gestalt in der Welt von einem Bestimmenden her erwartet und empfängt, dem die Frau sich zuschreibt und an dem sie Mensch in der Welt wird. Die Emanzipation hat diese Bestimmung nur unbestimmt gemacht, die Herkunft der prägenden Worte nur verschleiert, die aber um nichts weniger prägend und wesentlich geworden sind. Weil die Natur nicht betrogen werden kann. Sie sucht sich ihre Wege.

Darin liegt auch begründet, daß Frauen oft handeln, aber mit den Folgen ihres Handelns nicht fertigwerden. Hinter Schlagworten wie "Alleinerzieherin als Armutsfalle" etwa steht genau das. Sie werden zu einem Verhalten der Selbstbestimmung gedrängt, dessen Auswirkungen sie aber nicht bewältigen. Doch die Ideologien, mit denen ihr Selbst notdürftig konstruiert ist, halten alle Fenster zur Wirklichkeitserkenntnis, zur Selbstgesundung verschlossen.

Erschütternd zu sehen, wie häufig Frauen, hinausgestoßen in die Welt zu einem faktischen Sosein, das ihnen "Selbstbestimmtheit" abverlangt, ausgestattet mit Autorisierungen wie etwa akademische Titelanhänge, und stille Erfüllungsgehilfen, stille Vollzieher jener Männlichkeit sind, ohne davon zu wissen. Damit sind sie erst recht aus dem Spiel genommen, weil ihre spezifische Art in der Welt zu wirken ins Indirekte abgeleitet wird. Damit werden sie wirklich Opfer - von Verhaltensregeln, denen sie nicht entfliehen können. Unter der irrigen Prämisse, daß das Wesen der Welt und des Selbstvollzugs in der Welt im Vollzug rationaler "Richtigkeit" läge.

Und gar nicht selten, ja längst zumeist ermuntert von Männern, die gerne auf den Zug aufspringen, und sich ihrer Verantwortung allzu gerne entziehen, in der sie die Last des Hauses" zu tragen hätten. Die man ihnen abnimmt. Die mit Wonne jene Schlagworte eines angeblich angesagten "neuen Mannseins" perpetuieren, das Netz des Drucks auf Frauen verdichten, die ihnen selbst die Lebensmühe des Mannseins ersparen.

Es sind die Männer, an denen es läge, die zum Handeln aufgerufen wären, auch wenn sie sich erst durch viel Schutt zu graben, viel Gegenwind durchzustehen, viel zu bluten hätten. Aber die Frauen warten darauf. Weil es ihr Wesen ist.*

Das Wesen der Welt, das Wesen der Geschichtlichkeit, das Maß des Lebens in der je aktuellen und aktuell als menschlicher Wirklichkeit zu gebärenden Gegenwart ist aber ihre ständige Neugeburt aus der Selbsttranszendierung, aus dem Opfer. In der jeweiligen geschlechtlichen Eigenart, im Gebären und liebenden Nähren hier, wie dort in der Gewalt des schöpferischen Wortes. In der Weise des Seins.



*Wenn Otto Weininger in "Geschlecht und Charakter" davon spricht, daß jede Frau zuallererst auf Verheiratung abzielt, so spricht sich darin genau das aus: Sie braucht die Identitätsbestimmtheit. Der Feminismus hat nicht diese Bestimmtheit beseitigt - er hat (über die institutionelle Schwächung der Stellung des Mannes, des Vaters) nur die Gattenwahl in die Hand genommen.




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Filmempfehlung

"Skagerrak"

Der nächste Film in der Reihe, wo eine Welt, in der alles seinen Platz und Halt verloren hat, in einem scheinbar endlosen Taumel nach unten plötzlich - im Leben als Leben aufwacht, einen neuen, unvorhergesehenen Weg gefunden hat.







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Mittwoch, 25. September 2013

Demokratieaussage

Ein weitgehend über Medien geführter Wahlkampf. Pausenlose Fernsehdebatten aller gegen alle. So viel "Information" - und dann doch diese Aussagen? Von Alexander von der Bellen, dem ehemaligen Chef der Grünen in Österreich, in einem Aufruf an die Erstwähler. "Wenn ihr dann draufkommt, daß es nicht das Richtige war, dann müßt Ihr eben das übernächste mal anders wählen. Aber diesmal: Die Grünen." Seltsam, was sich damit über die Demokratie aussagt.







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Nie genug

Es gibt auch Hoffnungszeichen, zwischen all dem Müll, der die Zeitungen füllt. Etwa wenn man liest, daß das "Wissen um Verhütung" unter Jugendlichen so "erschreckend gering" sei. Jugendliche interessieren sich einfach nicht dafür. Es gibt Hoffnung zu sehen, daß das Leben mehr Kraft hat als staatliche Zwangserziehung und -neurotisierung. Es ändert sich nicht - junge Menschen wollen immer wieder lieben, sich hingeben, wollen eins werden.

Was natürlich die Chefideologen dazu antreibt, über weitere "Informationsmaßnahmen" zu sprechen. Davon gibt es noch zu wenige. Immerhin sind ja "ungewollte Schwangerschaften" eine immense Gefahr. Das muß doch zu verhindern sein?

Von welcher Dimension sprechen wir? In Ganz Österreich gab es im Jahr 2012 insgesamt 295 (!) Schwangerschaften von Teenagern zwischen 13 und 17 Jahren. Vermutlich gab es vor fünfzig Jahren nicht weniger (aber sicher nicht mehr). Das sind unter 1 % der gesamten jährlichen Geburten des Landes. 

Und man stelle sich vor: jede zehnte Frau unter 19 wird schwanger! Eine Seuche! Denkt denn niemand an die psychosozialen Folgen? Familie und Ehe drohen. Das ganze Leben ist verschissen. Und was das für eine Belastung ist, für die jungen Frauen, kaum auszudenken. Die anderen gehen in die Discos, fahren zum Studentenaustausch zum einjährigen Dauersbesäufnis nach Paris, und sie müssen zuhause sitzen, mit dem Balg in der Wiege. Wenn das nicht Depressionen gibt?

Wie man zu diesen 10 % kommt? Durch HOCHRECHNUNG. Denn Abtreibungen sind da berücksichtigt. Da können es offenbar wieder nicht genug Abtreibungen sein, die es "im Frühstadium zu verhindern" gilt. Daß Abtreibungen prinzipiell mit der Haltung zu tun haben könnten, das Leben für disponibel zu halten, übersteigt ohnehin den Horizont der Verantwortlichen.

Das rechtfertigt doch allemal eine flächendeckende Versauung der Jugend durch noch mehr "Information". Immerhin hat man ja "Optionen", schreibt die Zeitung (die u. a. der Kirche gehört.)

Photo: Kurier
Was ist das Argument? Schwangerschaften in diesem Alter haben ein UM 3 % HÖHERES RISIKO EINER FRÜHGEBURT. 

Die Werbekampagne findet sich in der Zeitung. Was der Hinweis auf die "zunehmenden Wünsche nach Schönheits-OPs bei Jugendlichen" damit zu tun hat weiß nur der Nikolaus. Und damit alle wissen, wie gut die Sache ist, darf natürlich das Wort "Mißbrauch" nicht fehlen. Samt dem Hinweis, daß natürlich vor allem ungebildete und weniger Begüterte früher schwanger werden - wer will das schon sein?

Aber wie soll eine Stelle für sexuelle Jugendberatung sonst ihre Existenzberechtigung beweisen, als in dem sie nachweist, daß sie ja nur und wieder nur Gutes wolle? Immerhin leben die Herrschaften ja davon,. Da kann man schon was für sein Geld tun (vermutlich geht es ja gerade um Budgetverhandlungen). Und stößt bei einer Zeitung, die - proklamiert - "Österreich besser machen" zu wollen, allemal auf offene Ohren. Geht ja um eine gute Sache.

Vorrangiges Ziel der ÖGF ist jedoch, Schwangerschaften bei Jugendlichen zu vermeiden. Im Rahmen der Initiative „Vielfalt der Verhütung“ sollen Jugendliche künftig noch besser über diverse Verhütungsmöglichkeiten informiert und aufgeklärt werden (siehe Bericht unten).

Die kostenlose oder vergünstigte Abgabe von Verhütungsmitteln für Jugendliche (wie etwa in Frankreich oder in Schweden) scheitert in Österreich bisher noch an politischen Diskussionen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek dazu: „Eine einheitliche Regelung dazu ist uns bisher leider nicht gelungen.“

Frage: Kann dem Verfasser dieser Zeilen jemand erklären, mit welchem Recht sich eine staatliche Organisation das Ziel setzt, "Schwangerschaften bei Jugendlichen zu vermeiden"?




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Wie wir leben wollen


Gesehen auf everyday_i_show







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Dienstag, 24. September 2013

Politisch Lied

Es ist erstaunlich, welche Rolle im diesmaligen österreichischen Wahlkampf ... die Musik, der Rhythmus spielt. Selbst Parteiführer steigen in den Ring. Hier ein "Rap" des Parteivorsitzenden der nationalliberalen FPÖ.







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Erkennen als Gleichung

Ohne Theorie (theoria) können wir nicht erkennen, und theorie/a heißt: Gottesschau. Denn wir erkennen die Dinge nur durch Gleichheit (bzw. Unterschiedenheit) untereinander, weil wir etwas nur ALS ETWAS erkennen. 4/4 = 8/8 erkennen wir nur aus seinem Bezug auf dasselbe Sein.* Sodaß alles menschliche, bewußte Erkennen ein Erkennen von Gleichungen ist. Nur so auch vermögen wir die Einheit allen Seins zu erkennen.

Es liegt also an dieser Gottesschau, vom Ausmaß, in der sie in unseren Geist durchleuchtet, an der Wahrheit sohin, die Vielfalt der Erscheinungen zu erkennen, und sie im letzten als in einem Sein, im Sein selbst versammelt zu erkennen, und in der Mannigfaltigkeit der Welt dieses Eine Sein in seiner Eigenschaftlichkeit zu erkennen. Die sich in der letzten Erkenntnis auf das Erkennen eines Wesens bezieht, in dem alles enthalten ist.

Das bedeutet wiederum, daß am Ritus unseres konkreten Lebens liegt, an seiner Gleichförmigkeit mit dem (geistigen) Einen, wieweit wir als konkrete Menschen in unserer konkreten Geschichtlichkeit dieses Eine "sehen" (als Gleichung, als Analogie). (Womit auch klar wird, daß es der Ritus der Liturgie IST, in dessen Gleichmaß wir uns bewegen, der uns das Fenster zum reinen Sein - als "theoria" - aufstößt. Es ist das Bewegen im Ritus, das unsere gesamte Welterkenntnis durchwirkt.)

Damit ist jede "theoria" zwar einesteils nie ohne Wahrheit (weil sie von Seiendem dargestellt wird, also Aneil am Sein haben muß), aber sie ist bei "nicht wahrem Ritus" (als fleischlicher Prägung des Individuums) nur Teilwahrheit, und im Ganzen gesehen damit möglich irreführend. Im Ganzen läßt sich also "theoria" ALS (Gesamt-)Wahrheit (die alles vereint) nur in der vollkommenen Heiligkeit erkennen. Unser bewußtes Denken zuvor ist kaum mehr als Ausscheiden des offensichtlich Irrenden. Denn seine positive Prägung ist abhängig von der Analogie der Fleischlichkeit. Wo immer diese Fleischlichkeit sich nicht analog zur "theoria" (noch einmal: Gottesschau) als ihr innerstes Gesetz bewegt (und nicht quasi als "richtiges Gedankengebäude", das als solches "antithetisch" ist), trübt sie die Erkenntnis der Welt, macht menschliches Erkennen zum Stückwerk.

Das wahre menschliche Sprechen (und Denken) ist also nur als poetisches (und in Weiterführung immanent theologisches) Denken möglich, das das, was es sagt, auch IST. (Nicht: behauptet.) Alles zuvor ist nur Hilfskonstrukt und Weg.


Implikationen: Wer also glaubt, durch Medien wie Internet in der Wahrheit voranschreiten zu können, wird sehr bald erfahren, daß er an eine Forderung stößt, die sich innerhalb dieser Thesenbildung nicht mehr beantwortet. Verweigert er das konkrete Tun im Leben, das ein Tun des Aufeinanderstoßens von Symbolen - also von Gestalten - ist, so beginnt sich sein "Denken" in sich zu bewegen, etwa in dem es fanatisch, monistisch wird. Das Loch des nicht vollzogenen Ritus, seine Forderung, sein Drang nach Vollzogenwerden wird immer größer, und im selben Maß steigt der notwendige Kraftaufwand, ihn niederzuhalten. Wenn festzustellen ist, daß häufige Beteiligung an Internet-Diskursen zu immer radikalerer Ausdrucksweise führt (vereinfacht formuliert), also radikalisiert, so verweist dies darauf. Das Wahre will und muß vollzogen werden. Die enorme Diskursquantität, die sich heute abspielt, weil jedes Wort letztlich auf die Wahrheit hinweist, erhöht also den Handlungsdruck. Wird dieser nicht adäquat abgeführt, wird das Medium und das Wort selbst zum Handlungsinstrument quasi umstrukturiert, aufgeladen. Fanatismus ist eine Eigenschaft der Faulen und Trägen, der Wahrheitsverweigerer!



*Auf die Bedeutung der Zahlensymbolik bzw. Mathematik kann hier nur andeutend hingewiesen werden, aber sie wird erahnbar: Als Analogie zum reinen Geist, dessen Verhältnisse sich im Geschöpflichen, Gestalthaften analog wiederfinden.




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Zeit des Manichäismus

Das eigentliche Problem des Manichäismus (der ein Moralismus ist), in dem wir uns heute befinden, ist daß er den Dimensionswechsel nicht schafft, den anzustreben er vorgibt. Manichäismus, der ja auch im Christentum von den Anfängen an seine Urstände gefeiert hat und auch heute feiert. Er will aus seiner Ebene heraus eine Evolution in die höhere Dimension schaffen. Und damit verwickelt er sich in unlösbare Widersprüche.

Schon mit dem Grundsatz der Wirklichkeit selbst - wonach ein Ding (Seiendes als Sein) nur ihm gemäß handeln kann. 

Sein Programm der "Welt als Läuterung", in der sich das vermischte Hell-Dunkel der Welt zum Licht selbst erhebt, in unterschiedlichsten manichäischen Mythen dargestellt, in denen (grosso modo) Ohrmizd, der reine Gott, als Opfer vom Bösen zerfleischt und verspeist wird. So ergibt sich die ethisch gemischte Faktizität der Welt, die aber in der Geschichte durch Läuterung das reine Licht ausschmelzen soll.

Daraus ergibt sich, in der Unterscheidung von Gut und Böse, der Weg der Läuterung einerseits, und anderseits wird in jedem Manichäismus die Moral verabsolutiert: als Weg zu dieser Befreiung des Lichts. Mit dem Endpunkt, dem Jüngsten Gericht.

Dazu muß er das Böse als Anti-Ethik dem Guten von Anfang an entgegensetzen, ihm absolutes Sein zugestehen, kann gleichzeitig etwa aber das Problem nicht lösen, daß am Endpunkt das noch im Gemischten, aber ungeläuterten Sein vorhandene Licht gleichfalls dem Bösen anheimfällt. Das Böse wird in einem eigenen Seinesbereich gesehen, Rettung besteht lediglich in einer Abgrenzung davon - der eigentlichen Lebensaufgabe.

Vereno zeigt die Logik, mit der aus dieser Argumentation heraus der Wechsel der Dimension nicht (auf vernünftige Weise) geschafft wird. Nur eine höhere Dimension aber ermöglicht jene Sinnerfassung, aus der heraus eine Dimension ihr Handeln außerhalb ihrer dimensionseigenen Logik begreifen kann.

Im Manichäismus soll das Höhere aus der Reinigung des Niederen, innerhalb einer Dimension also, erfolgen. In seiner notwendig rigorosen Ethik vermischt sich Böses mit Licht als Notwendigkeit und Kompromiss. Kein moralischer Rigorismus deshalb, der nicht um eines "höheren Zieles willen" unmoralisches Handeln als Mittel in Kauf nimmt: Luther der zur brutalen Niederschlagung der Bauernaufstände aufruft, der Marxismus der die Beschränkung menschlicher Freiheit zum Wohle einer besseren Zukunft für notwendig erachtet, die calvinistischen Puritaner die im schlimmsten Kommerzialismus landen, der Bußprediger Savanarola, der sich dem heruntergekommenen Karl VIII. in die Arme wirft, Robespierre, dessen juristischer Moralismus im Terror der Gouillotinen mündet - die Geschichte ist voll von solchen Beispielen, die Ökologiebewegung der Gegenwart, die zur Rettung der Welt die schlimmsten Umweltzerstörungen und Eingriffe in Freiheitsrechte inkaufnimmt, die den Kontinent je überzogen haben.




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Montag, 23. September 2013

Neues Altes aus Absurdistan

Eine der wenigen besonnenen Stimmen im Quakkonzert des öffentlichen Sprechgeräuschs zur "Energiewende" erhebt sich in der FAZ. Ein nunmehr veröffentlicher Artikel schlägt in dieselbe Kerbe, in die an dieser Stelle von Anfang an geschlagen wurde: Der sogenannten Energiewende mangelt es an jeder Vernünftigkeit. Kein einziges proklamiertes Ziel wurde erreicht, im Gegenteil, dafür wurde Versorgungsunsicherheit nie gekannten Ausmaßes riskiert. Die Politik spürt nur die Unfinanzierbarkeit. Die Gesamtkosten der Energiewende beziffert der deutsche Umweltminister Altmeier mit 1 Billion Euro. Das ist die Hälfte der deutschen Staatsverschuldung. 

Was politische Unvernunft, gepaart mit Angst, aber wirklich angerichtet hat sieht anders aus: sie hat durch erste Eingriffe jedes natürliche Reagieren unterbunden, und eine Reihe von Folgereaktionen ausgelöst, die nun ein neues Bedrohungsbild ergeben, und mittlerweile die Strommärkte in ganz Europa grotesk verzerrt.

Bundeskanzlerin Merkel hat auf der Energietagung des CDU-Wirtschaftsrats eingestanden, dass schon zu viele an dem Gesetz verdienen: „Sie können daran studieren, wie es ist, wenn Mehrheiten zu Subventionsempfängern werden und damit nicht mehr bereit sind, die eigene Subvention abzuschaffen.“ (cit. FAZ)

Deutschland leistet sich ein teures Parallel-Stromnetz. Doch wurde auf politsches Geheiß hin die Anzahl der Profiteure dieser "Energiewende" so hoch, daß sie längst politisches Gewicht hat. Und aus der ihr eigenen Vollendungs- und Entfaltungslogik die Politik vor sich her treibt. Eine neue Klasse der Profiteure hat sich gebildet, und sie wird vom Rest der Bevölkerung bezahlt.

Weil die Förderung des Ökostroms völlig aus dem Ruder läuft, wird die Energiewende zu einer gigantischen Umverteilung. Durch ein Windrad erzielt ein kleiner Acker an der Küste eine jährliche Pacht von 30.000 Euro, während in der Pension daneben der Rotorlärm die Gäste vertreibt. Auf dem Land verdienen Hausbesitzer mit ihren Solardächern glänzend, zahlen tun dafür die Mieter in den Städten. Für die Umverteilung von unten nach oben stehen auch die riesigen Solarparks in Bayern. Großzügig gerechnet, bekommt Bayern das Geld, was es in den Länderfinanzausgleich einzahlt, über den EEG-Solarausgleich von Nordrhein-Westfalen zurückerstattet. (cit. FAZ)

Wenn nunmehr, um nach Österreich zu blicken, der burgenländische Landeshauptmann allen Ernstes stolz erzählt, wie jüngst, daß das Burgenland kraft der Windparks und Solarenergie "autark" in seiner Stromversorgung sei - weil diese Anlagen mehr Strom produzieren, als das Burgenland benötigt - so zeigt sich darin also eine längst gefährlich gewordene Ahnungslosigkeit, in der sich die Politik zur Politik der inhaltsleeren Schlagworte und Lügen verdreht. Und eine Katastrophe, die sich anbahnt, durch Sonntagspolitiker immer noch zur Glanztat umgeredet wird.

Aber es gibt ja Gegenstrategien? Unlängst las der Verfasser dieser Zeilen in einem Börseblatt über einen "interessanten Geheimtip". Da empfahl der Autor des nämlichen Artikels den Anlegern in saudiarabische ... Atomkraftwerke zu investieren. Deren Perspektiven seien gänzend, aber kaum öffentlich diskutiert. Vielleicht also machen wir es in Zukunft so: Wir leisten uns hier ein Öko-Stromnetz, das wir uns aber deshalb leisten können, weil wir durch die Aktien auf Atomkraftwerke, die glänzende Renditen erzielen, genügend Geld verdienen. Daß diese Kraftwerke florieren verdanken sie dann sogar uns selbst, denn wir sind - weil es uns ja so gut geht, wir so viel verdienen, uns ein ökologisches System leisten können - die Garanten für ausreichende Nachfrage. 




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Ohne Schuld kein Opfer

Weil das Opfer wesensmäßig eine Teilhaftes, Zerstörtes, von der Heilheit Getrenntes voraussetzt, schreibt Matthias Vereno, ist es weniger auf die Schöpfung selbst ausgerichtet, sondern auf deren Wiederherstellung, auf die Heilheit, durch ihre Reintegration in den ursprünglichen Sinnzusammenhang.

Es ist also naheliegend, daß eine Zeit, die sich selbst als vollkommen sieht, die sich in ihrer Desintegration bestenfalls als unschuldiges Opfer fremden Einwirkens versteht, für das sie keine Verantwortung (und damit keine Schuld) trägt, auch keinen Sinn mehr im Opfer sehen kann. Wenn der Mensch sich selbst Maßstab für das Vollkommene ist, fehlt ihm NIE etwas zur dieser Vollkommenheit - ist seine Desintegration bestenfalls Zugefügtheit, die gar nicht zu ihm gehört, die durch innerweltliche Maßnahmen behebbar ist. Weltverbesserung wird damit zum religiösen Programm.

Schuld haben heute immer die anderen, und dazu gehören auch die Vorfahren, die Eltern, die Umgebung. Sich von ihnen zu trennen, die Verhängungen mit ihnen zu lösen, bringt also jene Erlösung zur Heilheit, nach der wir uns ja nach wie vor sehnen.

Der Verlust des Opfers aber, und zwar im speziellen des Läuterungsopfers, das die Potenz zur Entzweiung in sich selbst begreift, bringt zwangsläufig den Verlust des Menschlichen mit sich, gerade weil die Heilheit nicht vom Über-Menschlichen erwartet wird. Erst in dieser Selbsttranszendierung aber wird Raum für Geist, und damit für das Menschsein. Das sich erst wirklicht, irdisch wirklicht, wenn es auf den Sinnzusammenhang im Ganzen ausgerichtet ist, dem zuzugehören es nur erfahren, feststellen, aufgreifen, nicht machen kann.

Und hier wirken sich die geläufigen Evolutionstheorien am Schrecklichsten aus. Denn sie vermitteln dem Menschen eine Weltimmanenz seines Sinnzusammenhangs. Welt aus sich heraus aber ist sinn- und richtungslos. Sie verliert ihren Wert als Symbol des Transzendenten, als Sinnbotschaft weil Aufforderung. In eine solche Welt implantierte "Religiosität" wird damit leer und manichäisch: In einer entwirklichten Welt.




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Sonntag, 22. September 2013

Abtrennung der Welt

"Im Opus Dei wird wie in nahezu allen Erneuerungsversuchen der Kirche des 20. und nunmehr 21. Jahrhunderts nicht versucht, das Leben in allen seinen Vollzügen selbst zu heiligen, sondern Heiligkeit ins Leben hineinzutragen, als wäre sie letztlich auch ohne Weltvollzug erreichbar. Der Unterschied ist bedeutend. Denn so wird das Leben und die Welt von Heiligkeit getrennt, wird die Schöpfung nicht als der Ort der Erlösung angenommen, sondern wird genau dieses incarnatus est, verweigert. Als wäre Heiligkeit ein Separatweg, in dem der Einzelne wie in eine sterile Blase gehüllt durch die Welt zu wandeln vermöchte."

Rüdiger Baumstein in "Crux Crucis"




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Ernte

Frau und Nahrung

Gesehen auf thisisnthappiness




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Prinzipien des Handelns

Die Größenordnung eines Eingriffs in die Natur - für menschliche Zwecke - spielt eine erhebliche Rolle. Denn spätere Generationen müssen die Möglichkeit haben, unsere Spuren zu beseitigen oder was, was wir ihnen hinterlassen, wiederum zu transformieren in das, was ihnen gut scheint. 

Zum einen also müssen wir Substanzen hinterlassen, die weiterhin solche Transformationen möglich machen, und dies ohne Spekulation auf ungeahnte technische Fortschritte. Denn zu diesen können wir unsere Nachkommen nciht verpflichten. 

Spaemann schreibt weiter: Das zweite aber ist dies: Wir haben nicht das Recht, über die Gefahren hinaus, die der Natur innewohnen - Erdbeben, Vulkanausbrüche, Wirbelstürme usw. - durch unsere Transformation von Materie zusätzliche Gefahrenquellen in unsreen Planeten einzubauen. Die natürlichen Lebensmöglichkeiten, die die bewohnbare Welt bietet, sind die notwendige Voraussetzung für die Realisierung von Freiheit und Autonomie, also auch für so etwas wie Recht. 

Angesichts der Endlichkeit der Welt müssen deshalb diese Lebensmöglichkeiten wie ein Kapital betrachtet werden, von dessen Zinsen wir leben, das wir jedoch selbst nicht angreifen dürfen, ohne eine Pflicht gegen unser Nachkommen zu verletzen, da ja das Grundkapital prinzipiell nicht wieder aufgefüllt werden kann. Jeder Einbau einer irreversiblen Gefahrenquelle kommt aber einem Anbrauchen eines Grundkapitals gleich.

Das muß übrigens heute (Spaemann schrieb den Aufsatz 1982) sehr wohl auch auf die Finanzgebarung in Staat, Öffentlichkeit wie Privatem ausgedehnt werden. Es handelt sich um Grundsätze moralischen Handelns, nicht um Detaillösungen.

Entscheidend ist nicht der Grad der Wahrscheinlichkeit künftiger Katastrophen. Wahrscheinlichkeit ist bloß eine subjektive Qualifikation künftiger Ereignisse. Entscheidend ist, daß der der Gewinn oder Verlust verbucht, DERSELBE ist. 

Die Risiken des Autoverkehrs durch Unfälle tragen jene, die ihn betreiben. Was noch nicht heißt, ob es prinzipiell vernünftig ist, solche Risiken zu tragen. Unzulässig ist aber in jedem Fall, wenn eine bestimmte Zahl von Menschen sich Vorteile verschafft, deren Folgen andere ungefragt zu tragen haben. Hier spielt Wahrscheinlichkeit gleichfalls keine Rolle. Niemand darf das Leben eines anderen verwetten, nur weil die Wahrscheinlichkeit eines günstigen Ausgangs sehr hoch ist. 

Eine Frage, die sich auch auf medizinische Maßnahmen ausweiten läßt, und seien es Impfungen oder bestimmte Untersuchungen, deren politisch-hygienische Wirksamkeit auf Wahrscheinlichkeitsannahmen beruhen, die Verlagerung eines individuellen natürlichen Risikos und Schicksals auf die Ebene einer mathematischen Lotterie heben.

Damit aber zählt auch nicht, wenn etwa Befürworter der Atomkraft mit der geringen Wahrscheinlichkeit von Unfällen argumentieren. Und die Transformierung unseres gesellschaftlichen Lebens auf unumgehbare Systemzwänge (in Finanzangelegenheiten oder bei der Energie), die bei Zuwiderhandeln den Totalzusammenbruch brächten, ist moralisch gleichfalls verwerflich.

Wir haben nicht das Recht, unseren Nachkommen die Erprobung alternativer Formen gemeinschaftlichen Lebens unmöglich zu machen durch den Einbau nicht-transformierbarer Sachzwänge.

Wenn wir heute also argumentieren, daß ohne ständig weitere Erhöhung des Risikos durch Schuldenwirtschaft, System-Komplexität und -Irreversibilität der Energieversorgung oder Festschreibung von staatsbürgerlichem Verhalten (political correctness), möglichst "auf ewig", unsere Staats- und Wirtschaftssysteme nicht zu erhalten wären, oder daß eine Konsumeinschränkung soziale Konflikte erzeugen würde, die vielleicht nicht gebändigt werden könnten, so sagen wir damit direkt: 

Um in den nächsten 30 Jahren nicht unseren Konsum einschränken zu müssen, unterwerfen wir für Jahrhunderte oder gar Jahrtausende die kommende Generationen dem Zwang, ihre Gesellschaftssysteme so zu gestalten, daß es die von uns geschaffenen neuen Gefahrenquellen unter Kontrolle zu halten vermag. Diese Zumutung kann auf keine Weise gerechtfertigt sein! (cit. Spaemann) 



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Samstag, 21. September 2013

Erziehung der Väter

Es ist eine Grundhaltung der Zeit, eine Folge einerseits, Ursache für so vieles anderseits: Gericht zu halten über die Väter, indem man sie aus der Selbstverständlichkeit ihrer Beziehung herausgebrochen, dem persönlichen Urteil unterworfen, ihre Erfahrung als weltirrelevant verworfen hat. 

Vielfach aber noch weit mehr: Eine Grundhaltung, die Väter erziehen zu wollen, ja zu meinen, sie erziehen zu müssen. 

Die Haltung der Frauen, der Mütter, die auf ihre Kinder überging. Weil die Haltungen immer von der Mutter stammen, in der sie auf die Väter - die Herausforderung der Welt in der Gestalt des Geistes, im Wort - reagieren. Denn nur die Väter sind die Antwort auf die Mütter.

Damit katapultiert sich eine ganze Generation ins geistlose, antwortlose Nichts, die Welt entgleitet ihr. In dieser Angst gefesselt, begreift sie ihre Geschichte als Verhängnis, als Ursache ihres Unglücks, nicht als Erbe. Ihr bleibt damit nur Neubegründung in Hochmut als Selbstrettung. Sie begreift sich nicht mehr als genauso relativ, wie es die Väter waren, und lehnt damit genau das ab, was ihr Halt geben könnte: die selbstverständlichen Bezüge, die in ihnen als Erbe lebendig sind. Die aber nur dann ihre Kraft entfalten würden, wenn sie sie nicht beurteilen, sondern in Selbstüberschreitung auf das je aktuelle Begegnende antworten würden.

Sie verstehen ihre eigenen Gesten nicht, in denen sie zur Welt stehen, ja hassen sie, und damit sich selbst, und ihre tiefsten Sehnsüchte. Ihr Leben versiegt in inneren Widersprüchen - zur Wahrheit fehlt der Mut, die Lüge hinterläßt Hoffnungslosigkeit. Ihr Haß wird stellvertretend, ausgelagert, um vermeintlich ausgelebt werden zu können. Wie im Haß auf die Kirche, das Institutionelle, das Gestalthafte, die Liturgie, den Ritus, das Rituelle, Gestalthafte, und fanatisch verfolgen sie das Funktionale, als Ersatz für den fehlenden Ritus. Aber Welt wird nur im Ritus, Welt IST ein Ritus, Welt wird nur im Kult.

Es bleiben nur noch apokalyptische, irrationale Bedrohungsbilder, und neue Ersatzkulte. Denn der eigentliche Kult der Welt, der ein Kult der Väter ist, ist ihnen versperrt. Als Impulse der Niederschlagung der Bedrückung.

Während die Frauen nunmehr alles daran setzen, den Mann darzustellen, der ihnen fehlt, den Vater, dem Frausein selbst in Haß-Sehnsucht zugeneigt, hassen die Männer die Frauen und Mütter, weil sie ihnen ihr Vatersein entzogen haben und entziehen, hassen sich selbst damit, weil sie ihre Wesenslosigkeit hassen, die zu überwinden ihnen die Kraft fehlt. In oft genug wilder Wut, weil die Scheinwelt, in der sie stecken, nur dann Siege verheißt, wenn sie ihr Selbstsein verleugnen, weil nur jene Sieger sind, die charakterlos und Muttersöhnchen genug sind und lügen, daß sich die Balken biegen.

Aber so bereitet sich aus beiden Richtungen her ein unbewußtes Wiederaufgreifen der "ursprünglichen", der natürlichen Ordnungen (als analoge Ordnungen des Geistes) vor. Die Nacht hat im selben Augenblick, als sie am tiefsten ist, bereits verloren, und geht aufs Licht zu. Entscheidend über die zukünftige Gestalt wird dabei die Frage der Wahrheit.

Denn in dieser Polarität - Niederschlagung aus Läuterung weil bewußter Sünde, und Neuanfang als Rückweg zum Ursprung, aber mit unbewußter Sünde - bewegt sich jede Kultur, man könnte sagen: zwangsläufig.

Der sogenannte arabische Frühling zeigt die auch für uns realistischeste Variante. An deren Ausgang die stärkste, positivischeste Richtung steht, die Scharia, der radikale Islam als ordnende Macht. Pendant zum bei uns aufgestandenen radikalen Moralismus, meist in seiner säkularen Form ("Energiewende" etc.)*



*Diese Rhythmologien noch herauszukennen, ist mittlerweile sehr schwierig. Das liegt an den globalisierten Medien und deren Rolle als "Sprachraum" (und damit geistiger Raum), die keine Rücksichten mehr auf lokale Entwicklungsstadien, den nur lokal möglichen Atmungsimpuls nehmen, und dreinschlagen. Zeit, und damit Rhythmus, kann aber nur lokal entstehen. Weshalb nahezu alle Gesellschaften der Welt, insbesonders aber die des modernen entwickelten Europas, pausenlos an "Herzrhythmusstörungen" leidet.




*210913*

Darstellung realer Zusammenhänge

Man kann, schreibt Vereno, keine Symbolik "machen". Man kann sie nur wahrnehmen - wenn auch unter den Bedingungen des Verstehens. Im Mythos stellt sich vielmehr die ursprüngliche Einheit und Ganzheit des Kosmos als ein System unendlich vielfältiger Verflechtungen und Beziehungen dar, welche sich in aller raumzeitlichen Sichtbarkeit und Dinglichkeit ausdrücken und ausprägen.

Ein Sichtbares ist nicht deshalb Symbol eines Unsichtbaren, wesentlich Teilweises nicht deshalb Symbol eines wesentlich Ganzen und Heilen, weil es von außen her mit einer jenes betreffenden Meinung versehen würde, sondern weil ihm von ihnen her ein Sinn eingeprägt wird, welchen es dann als Meinung dem menschlichen Verstand mitteilt. Jedes Symbol stellt einen realen geistigen Zusammenhang dar, d. h. es ist im Verborgenen eben jener Zusammenhang, den es in der Offenbarkeit darstellt.




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Wie wir leben wollen


Gesehen auf everyday_i_show







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Freitag, 20. September 2013

Wie gesagt

Seit Februar ist in Österreich ein neues Obsorgerecht nach Scheidungen in Kraft. Und welch Überraschung ... die Streitfälle, die angeblich ach so befriedende Gesetze linker Deppenkoalition überhaupt aus der Welt schaffen wollten, haben sogar noch zugenommen.

„Die Streitigkeiten um Kinder haben stark zugenommen, die gegenteilige Erwartung ist bisher nicht eingetreten“, sagt etwa Anwalt Norbert Marschall, Partner von Helene Klaar, in einer auf Familienrecht spezialisierten Kanzlei.

Wie hier vorhergesagt. Die Gründe noch einmal auseinanderzusetzen ist müßig. Die Unbelehrbarkeit der Politik und Politiknähe liegt nicht an Argumenten, sie liegt an der Fähigkeit zur Vernunft. Da hülfe nur Zurechtweisung.

Aber das werden die Damen und Herren oberster Gescheitheitlichkeit schon noch hinkriegen. Mit noch mehr verordneten Therapien, noch mehr Streitschlichtungsstellen, noch mehr Ausführungsverordnungen, noch mehr Psychotanten in Karokleidern wird irgendwann der letzte Streithansel depersonalisiert genug sein, um verantwortungslos genug zu sein, den neuen Richtlinien der Friedlichkeit zuzustimmen.



*200913*

Das makellose Opfer

Matthias Vereno weist in seinem "Vom Mythos zum Christos" darauf hin, daß das Opfer nur in Verbindung mit der Makellosigkeit der Opfergabe gesehen werden kann. Nur dann ist es jene "Selbstbeschädigung", aus der heraus sich das Zerteilte in die Heilheit des Ursprungs zurückbindet. Das ist das Wesen des Opfers in allen Religionen und Zeiten gewesen. Sodaß der Priester, der Opfernde, der selbst Opfer ist, indem er auf den weltlichen Lebensvollzug Verzicht leistet, entsprechend makellos sein muß: bei gutem Verstand, gesund und zeugungsfähig, und moralisch unbescholten.

Womit Vereno den direkten Bezug zum Zölibat herstellt. Der nicht, wie der heutigen Schnoddrigkeit entsprechend als bloß auf die Person des Priesters bezogen gesehen werden kann, sondern eine Gesamtdimension der Kirche und des religiösen Vollzugs hat.

Aber im Opfer wird der ursprüngliche Bruch - in dem ALLE Weltreligionen gründen, auf den sich ALLE Mythen der Menschheit in ihren ersten Erzählungen als Erinnerungen und gedeutete Ahnungen beziehen - des Menschen wieder geheilt. Nur im Opfer, das erst Raum für die Anwesenheit des Göttlichen gibt, ist deshalb seine Heiligkeit herstellbar.

Im Verzicht auf die (mögliche) Geschlechtlichkeit weist sich die Spitze wie der Ursprung der Weltwerdung, die ein Zeugungsakt ist, in seiner Quellhaftigkeit für das Leben selbst aus. Auf welche Bedeutung gerade ihre Bedeutung für den Menschen hinweist - und ihre Frucht (auch) als seelische Frucht in der Person des Priesters bringt.

Was wäre von Priestern* zu erwarten, die auf diese Transzendenz, auf dieses Hereinholen des Göttlichen in Gestalt ihrer Lebensgestalt, keinen Wert mehr legen? Liturgiefunktionäre und -mechaniker? Sozialarbeiter? Was hat so ein Mensch dann noch zu geben, als rein innerweltlich-menschliche Qualitäten, wenn sich in seiner Gestalt dieses Heiligungsopfer nicht mehr vollzieht? Ein Beseitigen dieser Verzichtspflicht ist also keine Übung praktischer Klugheit, sondern der Schlüssel zur Wegnahme des Religiösen aus der Religion. Deshalb geht auch ihr Kalkül - Beseitigung des Priestermangels - nie auf. Ein Priester, der kein Ganzopfer mehr ist, hört auf, Priester zu sein.**


*In den meisten Fällen (Protestantismus, Islam) wo Ehelosigkeit nicht zur priesterlichen Sphäre an sich gehört, gibt es auch gar keine Priester, in denen das Göttliche auf besondere Weise anwesend ist (sakramental), sondern bestenfalls Prediger.

**Das betrifft den Künstler (oder auch den Philosophen) prinzipiell nicht weniger, wenn auch anders.




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Nicht zu wählen als moralische Pflicht

Selbstverständlich ist es zulässig, schreibt Robert Spaemann, NICHT zu einer Wahl zu gehen. Das Argument, daß man damit automatisch die stärkste Partei stärke, zählt nicht. Es ist selbstverständlich moralisch zulässig und oft genug sogar geboten, schreibt Thomas von Aquin, dort, wo uns eindeutig richtiges Handeln nicht möglich ist, NICHT zu handeln. Für die Konsequenzen im Gesamten der politischen Mehrheitsfindung haben wir dabei keinerlei Verantwortung. Und sie sind bei demokratischen Wahlen ohnehin so gut wie nie wirklich vorhersagbar, auch wenn das oft behauptet wird.

Ferner kann eine Nichtbeteiligung der Wahl sehr wohl die zulässigste Antwort an einen Staat, an eine politische Führungsbildung sein, der man damit die Legitimität abspricht, schon gar in Fragen, bei denen keine Änderung geltender Gesetze, die naturwidrig sind, zu erwarten ist. Ja, in solchen Fragen kann sogar Wahlbeteiligung AN SICH zur Schuld werden, weil sie systembestätigend wirkt.

Dies daran bemessen, daß Politik nicht selten und zunehmend Entscheidungen trifft, die in ihrer Moral eindeutig abzulehnen sind, deshalb von keiner Mehrheit vorgeschrieben werden können. Denn anders als vielfach vorgegeben, heißt verantwortliches Handeln für die Politik niemals, aufgrund dieser oder jener Ansicht zu handeln, sondern wird erst dann verantwortlich, wenn kein maßgebliches Argument mehr gegen politische Entscheidungen vorliegt.

Wenn aber einzelnen Staatsbürgern oder -gruppen diese Subjektstellung vorenthalten wird, indem etwa ihre Argumente gar nicht zur Kenntnis genommen werden, man bewußt gegen sie entscheidet, so sind sie ihrer Loyalitätspflicht in jedem Fall enthoben.




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Donnerstag, 19. September 2013

Wie wir uns selbst den Strick drehen

Es sind oft kaum beachetete Dinge des Alltags, die sich in einer so selbstverständlich gewordenen Mechanik äußern, daß wir gar nicht merken, wie wir mit der linken Hand tun, was wir mit der rechten bekämpfen.

So gesehen in der Diskussion um die Errichtung einer neuen U-Bahn-Linie 5 in Wien im Standard. Beim Lesen der Kommentare nämlich fällt auf, wie viele der Leser der Faszination eines besseren "Funktionierens" des öffentlichen Verkehrs erliegen, die als bloße Systemoptimierung aufgefaßt wird. 

Denn erstaunlich viele Leser bringen ihre Ansicht zum Ausdruck, nach der eine neue U-Bahn-Linie deshalb gerechtfertigt wäre, weil in den derzeit bestehenden Verkehrsmitteln so viel an Menschlichkeit zu ertragen wäre, die mit technisch perfekteren Mitteln ausgeschaltet werden könnte. Der Straßenbahnfahrer, der unfreundliche Momente hat, die Leute die sich unbeholfen benehmen, die Dauer innerstädtischer Bewegung, und so weiter.

Je steriler, technisch perfekter, rascher der öffentliche Verkehr also wäre, je mehr zwischenmenschlichen Spannungen - und das Wesen der Mitmenschlichkeit ist Spannung - auszweichen er hilft, je mehr er diese Zwischenmenschlichkeit überhaupt verhindert, so das Fazit, desto mehr wird er als positiv eingeschätzt. Indem "positiv" mit "technischer Ablaufoptimierung", mit weiterer Fragmentierung des Alltags in Einzelzwecke gleichgesetzt wird. 

So schaffen wir uns in solchen Alltäglichkeiten täglich mehr jene gnadenlose Umwelt, an der wir zutiefst ohnehin schon leiden. Und so mancher, der diese Optimierung fordert, wird vermeinen, sie genau aus dem Bedürfnis der Erhöhung der Menschlichkeit fordern zu sollen. Erlegen der Faszination, die eine Maschine als Destillat des Zwecks ausstrahlt. In der simplen, an sich ja nicht einmal falschen Gleichsetzung von "technisch einem Zweck optimaler = gut". Aber was "gut" ist, ergibt sich als Sinnerfüllung erst aus einer übergeordneten Dimension.

Technik ist, oder kann sein, ein Mittel der Kultur. Aber sie IST nicht Kultur. Um Kultur zu definieren, braucht es aber eine Klärung der Frage nach dem Sinn des Lebens, nach dem Wesen des Menschen. Daraus ergibt sich die Antwort auf die Frage nach dem Gesollten, und daraus nach der Sinnhaftigkeit von Technik. Kultur ist ihrem Wesen nach nicht technikfeindlich, aber sie begreift sie als stachelige Frucht. Denn Technik ist sehr - sehr! - schnell kulturfeindlich. Die Höhe einer Kultur läßt sich deshalb nicht am Umfang der Verwendung von Technik ermessen, sondern an der Art und Vorsicht, in der sie sie entwickelt und einsetzt. Wuchert die Technik aus, überschreitet sie gewisse sehr menschlich-individuelle Grenzen, ist das historisch verfolgbar immer gleichbedeutend mit dem Tod der Kultur.

Es besteht deshalb eine Rückkoppelung zwischen Technik und Kultur, die sich in der Persönlichkeit ihrer Teilnehmer ausdrückt. Zum einen wächst die technische Lösungskraft aus der Fähigkeit zur Abstraktion, einer Persönlichkeitskraft, zum anderen aber beginnt die Technik die Bildung der Persönlichkeit zu beeinflussen - und baut sie sehr schnell ab. Weil sie Persönliches, zu Leistendes auf Mechanismen auslagert. Diese Kraft wird nicht mehr aufgebaut. Die Technik beginnt also die Kultur zu übersteigen. Gleichzeitig wächst die Versuchung, diesen Mangel an Persönlichkeit und Kulturkraft durch Steigerung des Einsatzes von Technik zu kompensieren.

Die Technik liefert somit zunehmend Ergebnisse, die den Nutznießern nicht mehr entsprechen, sie übersteigen. Lebensfrucht und Lebensleistung beginnen immer weiter auseinanderzustehen. Damit liefert die Realität des Alltäglichen keine persönlichkeitsadäquaten Wirklichkeiten mehr, der Einzelne hat mehr, als ihm zusteht, vereinfacht gesagt. Aber das ist noch schlimmer in seinen Auswirkungen, als umgekehrt. Denn damit fallen die Menschen in sich zusammen, weil sie sich einem Allgemeinen ausliefern, einer Vermassung, die ihnen einzig noch Halt gibt. Sie beginnen, ihr Selbst zu konstruieren, um dem Außen zu entsprechen.

Diese Diffundierung des Selbst spürt nämlich jeder Einzelne, und so greift er umso mehr zur Technik, die zur existentiellen Sphäre des Selbst wird, die zu lassen in den tiefsten Seelengründen und -ängsten anrührt. Bis die Ablehnung von Technik, etwa durch andere, zur manifesten Todesdrohung, zum sichtbaren Dunkel des Nichts wird, weil scheinbar alles Leben in Technik und Mechanik gründet. Die Gesellschaftsform zerfällt, und jeder wird jedem zur Bedrohung, ja die Wirklichkeit selbst wird zur Bedrohung, weil sie die konstruierten Persönlichkeitsgerüste ins "Nichts" werfen könnte. Und freiwillig wählt eine solche Gesellschaft ein immer stärkeres, umfassenderes Gesellschaftssystem, das verhindern soll, daß Einzelne und daß Wirklichkeiten bedrohlich werden.

Ein Stadium, auf das wir seit Jahrhunderten sehr gezielt zugesteuert sind, das im 19. Jhd. einen Quantensprung vollzog, und uns heute in Reinform entgegentritt.




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Natürlichkeit als Grundlage

Die Frage nach der Nutzung der Energie stellt uns, so schreibt Robert Spaemann am Beispiel der Kernenergie, vor moralische Fragen ohne Beispiel. Die "Natur" im Ganzen war von der Antike bis zur Gegenwart nicht Gegenstand menschlichen Handelns, sondern Voraussetzung desselben. Das Handeln hatte sich in der traditionellen Ethik zwar nach der Natur zu richten, aber nicht deshalb, weil die Natur verletzlich wäre, sondern weil ein naturwidriges Handeln sich selbst zum Scheitern verurteilt. Der Mensch kann, das war die Überzeugung der Alten, nicht glücklich werden, wenn er sein Glück gegen die Natur zu erreichen sucht.

Bis zum 16. Jhd. betrachtete der Mensch sich selbst als Teil der Natur, und zwar als deren Spitze. Die Lehre von der menschlichen Seele gehört für die ältere philosophische Tradition zur "Physik". Das setzte voraus, daß die Natur ihrerseits nach Analogie menschlichen Lebens und Handelns verstanden wird, Naturprozesse also als zielgerichtete Prozesse. Naturbeherrschung ist deshalb im klassischen Verständnis selbst ein natürliches Verhältnis. 

Es ist eine Form von Symbiose. Natur wird von vornherein unter dem praktischen Gesichtspunkt ihrer Nützlichkeit für den Menschen gesehen. Aber diese Perspektive spricht der Natur nicht das Selbstsein ab. Zum Selbstsein der Natur gehört vielmehr ihre Dienlichkeit für Zwecke des höchsten Naturwesens, des Menschen. 

Die Natur als ganze bleibt in diesem Weltverhältnis stets das Umgreifende. Sie kann den zerstören, der sich gegen sie und ihre Ordnung vergeht. Sie selbst bleibt immer dieselbe. Wir haben ihr So-und-nicht-anders-sein nicht zu verantworten.

Die Frage nach der Nützung der Natur muß also einhergehen nach der Frage nach den Zielen der Natur und der natürlichen Prozesse selbst. Nur diese Eigenzwecke zu nützen kann moralisch gerechtfertigt werden.




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Nutzen des Internet

Die häufigsten Suchworte in den USA, geographisch zugeordnet.

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Mittwoch, 18. September 2013

Filmempfehlung

"The world's End"

Es ist eine simple, aber umso klarere Metapher, die der Film kurzweilig und mit teilweise sehr amüsanten Momenten erzählt. Dabei liegt er auffällig in einem Trend, sofern man eine immer gültige Wahrheit, die wieder mehr ins Bewußtsein drängt, als solchen bezeichnen kann: Leben, einfach leben ist das Rezept, auch gegen den heute im Zeitalter des alles umspannenden Netzes der "Gutheit" und Weltverbesserung herrschenden Moralismus, der um eines besseren Lebens willen das Leben selbst ausdämpft. In aller Gemischtheit und Ambivalenz. Denn es ist menschlich, Fehler zu machen, es ist menschlich versagen zu können, ja sogar versagen zu wollen. Erst in dieser Brisanz ist das Leben überhaupt lebenswert und spannend, erst in dieser Spannung es selbst. Die Gehäuftheit, in der diese Aussage derzeit in Werken der Kunst auftritt, wirkt wie ein Aufschrei nach Freiheit angesichts einer Gegenwart der Systemdichtheiten und "Alternativlosigkeiten", und wie wir sie erleben erzählt von ihrer Qualität weit mehr als Statistiken, mathematische Berechnungen, Abstraktionen von theoretisch ausdefiniertem Glück.

Wollen wir die Beimischung der Verzweiflung, die mitspielt, wenn dieses Fehlen und Versagen selbst zum Glück gemacht wird, einfach einmal beiseite lassen, an welcher Grenze der Film immer wieder schrammt. Er läßt diese Frage aber mit gewisser wohltuender Leichtigkeit relativ unbeantwortet. Wollen wir den Film also einfach als Ermunterung dazu sehen, sich dem Leben zu stellen wie es daherkommt, sich allem Begegnenden in seinen Schwierigkeiten auszuliefern, Leben zu riskieren. Und das heißt: Riskieren von Form.

Um nicht der Masse der "Glücklichen um jeden Preis" anheimzufallen, die ihr Menschsein selbst ausgelöscht hat, um "gut" zu sein. Und wollen wir vor allem die Warnschreie unterdrücken, die angebracht wären, weil sich zunehmend als Ausweg aus der technizistischen Unmenschlichkeit, in der wir gelandet sind, eine kulturfeindliche Haltung ergibt, weil der Geist der Zeit nur noch technische Zwecke und Ablaufoptimierung kennt und fälschlich mit "Kultur" gleichsetzt.

Nimmt man speziell die Schlußsequenzen aber als schlichte Vorschau, als Perspektive, dann hat sie vielfach sogar prophetischen und sehr gültigen Charakter einer auch in den Augen des Verfassers dieser Zeilen sehr wahrscheinlichen, fast archaischen Zukunft des Neubeginns bei Minus-Null. Denn um es mit den Worten Polgars zu sagen: "Es ist zwar nicht richtig, von den Menschen immer das Schlechte anzunehmen, aber es ist vernünftig."






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