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Sonntag, 8. September 2013

Erziehung zum Selbstverlust

Diese Entäußerung an das Trieb- und Gier-Bild, die Preisgabe des Herzens an die zerstreuende Entrückung lüsterner Augen und an die wesenlosen Gaukelschemen bedeutet nicht nur die Einübung in eine unaufhörliche Unzucht, sondern bezeichnet metaphysisch die äußerste Grenze der Entartung  und Entgeistung des Menschen. Das Leichte und Spielerisch-harmlose dieses Geschehens, d. h. das Leicht-sinnige, kennzeichnet zugleich die Hemmungs- und Substanzlosigkeit, in welcher der Gewissens- und Neigungsgrund des Menschen (des vielfältigen Medienkonsums, Anm.), das Vernehmend-Gesammelte unserer Vernunftnatur langsam die Herrschaft über den Lebensvollzug verliert und in dessen Wirrnis zum Schweigen gebracht wird.

Ein Unterrichten aber als Weise der Bildüberhäufung unserer Kinder ist die weltweit Methode gewordene Verführung ins Gedankenlose, die die Bewahrungskraft der Einbildung und des Gedächtnisses schwächt und die Vernehmungskraft des Geistes verstört und beirrt. Es ist buchstäblich eine methodische Ver-bildung in der Irrnis des Wahrheits- und Wesenlosen.


Gustav Siewerth, in "Philosophie der Sprache - Die Sinne und das Wort"



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