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Mittwoch, 18. September 2013

Filmempfehlung

"The world's End"

Es ist eine simple, aber umso klarere Metapher, die der Film kurzweilig und mit teilweise sehr amüsanten Momenten erzählt. Dabei liegt er auffällig in einem Trend, sofern man eine immer gültige Wahrheit, die wieder mehr ins Bewußtsein drängt, als solchen bezeichnen kann: Leben, einfach leben ist das Rezept, auch gegen den heute im Zeitalter des alles umspannenden Netzes der "Gutheit" und Weltverbesserung herrschenden Moralismus, der um eines besseren Lebens willen das Leben selbst ausdämpft. In aller Gemischtheit und Ambivalenz. Denn es ist menschlich, Fehler zu machen, es ist menschlich versagen zu können, ja sogar versagen zu wollen. Erst in dieser Brisanz ist das Leben überhaupt lebenswert und spannend, erst in dieser Spannung es selbst. Die Gehäuftheit, in der diese Aussage derzeit in Werken der Kunst auftritt, wirkt wie ein Aufschrei nach Freiheit angesichts einer Gegenwart der Systemdichtheiten und "Alternativlosigkeiten", und wie wir sie erleben erzählt von ihrer Qualität weit mehr als Statistiken, mathematische Berechnungen, Abstraktionen von theoretisch ausdefiniertem Glück.

Wollen wir die Beimischung der Verzweiflung, die mitspielt, wenn dieses Fehlen und Versagen selbst zum Glück gemacht wird, einfach einmal beiseite lassen, an welcher Grenze der Film immer wieder schrammt. Er läßt diese Frage aber mit gewisser wohltuender Leichtigkeit relativ unbeantwortet. Wollen wir den Film also einfach als Ermunterung dazu sehen, sich dem Leben zu stellen wie es daherkommt, sich allem Begegnenden in seinen Schwierigkeiten auszuliefern, Leben zu riskieren. Und das heißt: Riskieren von Form.

Um nicht der Masse der "Glücklichen um jeden Preis" anheimzufallen, die ihr Menschsein selbst ausgelöscht hat, um "gut" zu sein. Und wollen wir vor allem die Warnschreie unterdrücken, die angebracht wären, weil sich zunehmend als Ausweg aus der technizistischen Unmenschlichkeit, in der wir gelandet sind, eine kulturfeindliche Haltung ergibt, weil der Geist der Zeit nur noch technische Zwecke und Ablaufoptimierung kennt und fälschlich mit "Kultur" gleichsetzt.

Nimmt man speziell die Schlußsequenzen aber als schlichte Vorschau, als Perspektive, dann hat sie vielfach sogar prophetischen und sehr gültigen Charakter einer auch in den Augen des Verfassers dieser Zeilen sehr wahrscheinlichen, fast archaischen Zukunft des Neubeginns bei Minus-Null. Denn um es mit den Worten Polgars zu sagen: "Es ist zwar nicht richtig, von den Menschen immer das Schlechte anzunehmen, aber es ist vernünftig."






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