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Mittwoch, 30. September 2020

Geschichten aus Sopron und Ödenburg (1)

(Der Artikel wurde am 29. September überarbeitet und ergänzt. Aber auch wenn sein Corpus vom 2. September 2020 stammt, muß dreißig Tage danach nichts geändert werden, alles gilt nach wie vor: Die Situation in Sopron/Ödenburg ist quasi unverändert. Und daß sich die offizielle Situation der faktischen Grenzsperre - noch mehr aber die der Verwirrung - auch im Oktober nicht ändern will, daran zweifelt niemand hier im Ungarland.)

Wir sind am zweiten Tag der neuerlichen Grenzsperre von Ungarn durch Sopron gegangen. Wie immer führte unser Weg zu den kleinen Geschäften, den Handwerkern, den Läden, in denen mal dies, mal das überraschend oder gewohnt angeboten wird. Sicher nicht, weil wir so viel Geld haben, die höheren Preise, die man diesen kleinen Läden nachsagt (der VdZ sagt: Das stimmt nicht, und das hat noch nie gestimmt, man kauft bei kleinen Läden nicht teurer, vielmehr anders und vor allem besser, weil als Teil des Lebens viel umfassender) so einfach zu zahlen. Sondern weil man dort Begegnungen hat, die man mit keiner Kassiererin beim Lebensmittelmarkt oder mit keinem der gelangweilt herumstehenden Hilfsarbeiter beim Baumarkt erleben kann. 

Neuerlich leidet Sopron, das deutsche Ödenburg, schwer durch den Verlust des Hinterlandes. Nach 1921, nach 1946, erlebte die Stadt in den letzten Jahrzehnten einen hoffnungsvollen Neuanfang, der heuer zum zweiten Mal einen schweren Rückschlag erfährt. Die schöne Stadt mit ihren 65.000 Einwohnern ist von der internationalen Politik extrem verletzbar, denn sie war und ist nach dem Westen ausgerichtet. Das war nie anders. Wie der Kopf von Ungarn, so wirkte sie fast in der Geschichte, das war sie auch über lange Zeit, zwei Könige wurden hier - und nicht in Preßburg (Pozsonyi) oder Budapest - gekrönt, und von hier ging die Befreiung des restlichen Landes aus. 

Bei der Schneiderin wandert der Rock gleich vom Empfangstresen an die Maschine. Es gibt keine Arbeit, und obwohl wir abwiegeln, es dränge nicht, wird die Fertigstellung der Änderungen in zwei Stunden angekündigt. Fehlen die Österreicher, fehlen die Kunden. Die Antiquitätenhändlerin nebenan, vielleicht sechzig Jahre alt, nicht mehr lange zur Pension, die ihr ganzes Erwachsenenleben mit ihren alten Sachen zubrachte, die sie auftrieb und in ihrem winzigen Laden an ihre Kunden verkaufte, seufzt vielsagend. Sie weiß nicht, wie es weitergehen soll. Noch einmal wird sie drei Monate Dürre nicht aushalten. Was sie sonst tun soll, weiß sie aber nicht. 

Ähnlich der Spezialitätenhändlerin, wie wir sie nennen. Die ihre Lieferanten in ganz Westungarn hat und alle möglichen Spezereien anbietet, die nur Österreicher begehren. Denn kein Heimischer kauft hier. Sopron wird nach dem Aderlaß, der die Stadt ihre gesamte Mittelschicht gekostet hat, also all die kleinen Weinbauern, all die vielen Handwerker und Kleinhändler, die ihre Häuser verlassen mußten, die noch heute ihre Geschichten erzählen, auch wenn sie meist in furchtbarem Zustand sind. 

Seither wird die Stadt (auch wenn das heutige Soproner nicht gerne hören und vehement bestreiten) von gräßlichem Kleinbürgergeist beherrscht. Der eben kein Geist sondern ein Ungeist ist. Neid, Mißgunst und Dummheit herrschen. Die wirklichen Bürgerschichten, das Großbürgertum, dessen sich Sopron mit Tafeln, auf denen steht "Hier konzertierte am ... Ferenc Liszt!" oder "...Josef Haydn" so gerne rühmt, fehlen. 

Die Juden, 1944 waren es rund 1800, vor allem in der Altstadt wohnhaft, wurden Ende 1944 in einem Aufwaschen nach Auschwitz geschickt. Und die Deutschen hat man 1946 expatriert. Offiziell waren es 12.000 "Schwobn", die man gen Deutschland verjagt hat. Dabei waren die seit Jahrhunderten hier ansässig. "Alles Nazis!" meinten die Kommunisten, und so hat man sich dieser lästigen Schichte reaktionärer, weil oft sogar noch königstreuer Mittelständler entledigt. In der sozialen Struktur der Stadt klaffte fortan ein riesiges Loch, bis heute.

Inoffiziell waren es zwar eh nur zehntausend Schwobn, wie man beim Kaffee erzählt. Drei Tage standen die Züge am Bahnhof, weil die Russen die Lokomotiven woanders brauchten. Und die Leute haben es sich in Ungarn immer ein bissel gerichtet. Viele sind getürmt und haben sich irgendwo versteckt bzw. wurden versteckt. Freilich - besitzlos, und zu allem gezwungen, mit dem sie sich über Wasser halten konnten. Das waren vor allem auch die, die halt eh "ungarisch waren". Die Namen aller waren ohnehin längst magyarisiert. 

Und das Volk ist halt nie so gemein und bös', wie die Verwaltung es verlangt (aber manchmal freilich auch viel böser.) So aber hat die Stadt binnen zweier Jahre ihre gesamte Mittelschicht verloren. 

Selbst wer dablieb war (enteignet, manchmal sogar jahrelang zum U-Boot verurteilt) aus seinem Stand hinausgeschossen, und mußte als Kohlenschaufler oder Hilfsarbeiter weiterleben, manchmal in denselben Häusern, die zuvor ihm gehört hatten, nun aber als Gäste. 

So kam es auch, daß niemand mehr Wein machen konnte, niemand in ganz Sopron! Die Reben verdorrten im Herbst. So holte man aus ganz Ungarn Fachleute, die die neuen Besitzer in Schnellsiedekursen einschulten. Die Folge war, daß man bis vor zehn, fünfzehn Jahren keinen Qualitätswein mehr herzustellen vermochte, und die Bevölkerung sich an so manchen "Heckenklescher" einfach gewöhnte. Was sich mittlerweile freilich geändert hat. Heute gibt es sehr gute, ja so richtig gute Weine, versprochen ;-) !

Kaum einer aber, der hier lebt und nicht irgendwo in seiner Vergangenheit Deutsche, "Schwobn" in der Ahnenlinie hat, sich auf Einwanderer in früheren Jahrhunderten zurückführt. Die stets als extrem anpassungsfähig beschrieben wurden, und mit ihrem Herkommen sofort eine Treueerklärung dem König gegenüber abgegeben haben, und das auch mußten. 

Aber jetzt ist es so ohne Hoffnung, die Frau im Laden ist äußerst niedergeschlagen, wie so viele andere, die wir heute treffen. Und bedankt sich gezählte fünfmal, daß wir immer wieder bei ihr kaufen, trotz allem, und trotz der bescheuerten Corona-Krise. In deren Ursache und Wesenseinschätzung wir ziemlich übereinstimmen. Nur beim Erwähnen des Namens Orban wird sie schlagartig schweigsam, sie glaubt wohl auch und noch immer an den Wunderwuzzi.

Da paßt auch die seltsame Verschwörungstheorie, die wir auch in einem anderen Geschäft durchhören, und der gemäß es nur an den österreichischen Zeitungen liegen solle, daß keine Kunden aus dem Nachbarland mehr kämen: Die seien absichtlich falsch informiert, als Teil eines Kampfes gegen ... Orban und das durch ihn (das stimmt jedenfalls) neu selbstbewußter gewordene Ungarn. (Was die Ungarn im Ausland - erstmals in der Geschichte! - anders sehen, die auf das Herkunftsland voller Abscheu herabschauen, aber das ist eine andere Geschichte.)

Einschub: Nun, eine abgemildertere Form von Verschwörungstheorie behauptet hartnäckig und bis Ende September (wider alle Erfahrung!), daß die Grenzsperren überhaupt nicht gälten. Oder nur für jene, die nach Ungarn einreisen wollten und weiter als 30 Kilometer von der Grenze ihr Ziel hätten. Und in diesem Bereich gibt es, wie der VdZ von verschiedensten Stellen zu hören bekam, zahlreiche "Varianten". Letztlich - persönlich und wörtlich von Grenzbeamten so gehört! - weiß niemand wirklich, was des Gesetzes Wille ist. Und die meisten halten sie sowieso für schwachsinnig und verwirrend. 

Einmal "geht alles", dann wieder werden Autos nur deshalb zurückgewiesen, weil sie ein Wiener Kennzeichen ("mehr als 30 Kilometer") haben. Der "sicherste" Tip: Besorge sich der Einreisewillige ein Schriftstück, eine "Vorladung" oder ein Attest von einem ungarischen Arzt, demgemäß er in ärztlicher Behandlung (manchmal kann auch "Zahnarzt" reichen) stehe, und an diesem und jenem Tag (oder -n Tagen) zu einem Behandlungstermin einreisen müsse. Nach Sopron, auf keinen Fall aber weiter als 30 Kilometer von der Grenze weg! 

Tatsache ist auch gemäß ungarischen Zeitungen, daß Österreicher seit 1. September nicht mehr wie früher herkommen können. Tatsache ist, daß ein Tagestourist nicht mehr wie noch vorige Woche einfach einreisen kann. Nicht als Tourist. Als Geschäftsmann unter bestimmten Bedingungen, als Pendler, wenn er sich nicht mehr als 30 Kilometer von der Grenze entfernt, als Patient, wenn er die Notwendigkeit einer Behandlung nachweisen kann. 

Einschub und Nachtrag: Die Regeln sind wie mittlerweile fast alle "Maßnahmen" zur angeblichen Bekämpfung der Coronakrise - keineswegs nur in Ungarn, sondern in ganz Europa - schlicht und ergreifend verwirrend. Niemand weiß nix, so ungefähr, und letztlich hängt bis zum heutigen Tag die Einreise nach Ungarn mehr oder weniger von der Willkür des jeweiligen Grenzbeamten (sic!) ab. Weshalb das Gesetz gilt, daß besser "alles" an "Vorsicht" gepflegt wird, das einem einfällt, als gar nix. Denn eines ist fix: Die Strafen können jederzeit und in ungeheurer Höhe zuschlagen.

Nicht einmal die Grenzbeamten sind aber autark in ihrer Entscheidungskraft. Sie haben - auch das: Persönliche Erfahrung! - Angst vor der Inlandspolizei. "Was passiert," so ein Grenzsoldat zum VdZ, "wenn die Polizei Ihr Auto aufhält? Deutsches Kennzeichen - Warum sind Sie in Ungarn? Und Sie haben nichts vorzuweisen? Dann kommen wir an der Grenze in Schwierigkeiten!"

Aber da gehört auf keinen Fall dazu, einen Bummel durch die Altstadt zu machen und einkaufen zu wollen. Sogar Ungarn werden unter 14-tägige Quarantäne gestellt werden, wenn sie ihre Heimat aufsuchen.

Es bleibt also, daß es diesmal deutlicher als im März dieses Jahres, auf den sich alle zurückgeschossen fühlen, Orban war, der sie und alle hier wieder einmal vor die Frage stellt, wie es weitergehen soll. Noch einmal wird die Spezialitätenhändlerin drei Monate ohne österreichische Kunden nicht aushalten. Was aber sonst machen? Irgendwo arbeiten? Unmöglich. Als was? Was tun? Sie ist seit Jahrzehnten selbständig!

Nirgendwo klingt das Lied anders. Es ist wirklich deprimierend. Und es droht ein Verlust an Lebensqualität, das ist uns sofort klar, das ist der eigentliche Schaden durch den Corona-Wahn. 

Alle Photos R - Demo in Sopron am 08.09.2020
Einschub: Das hat schon mehrfach zu Protestaktionen - Demonstrationen! - in Sopron und anderen Städten geführt, die letztlich von Österreichern (und Deutschen bzw. Ausländern) leben, buchstäblich. Der VdZ hat am 8. September an einer solchen Demonstration selbst teilgenommen, die in Sopron stattfand, und zu der sich erstaunliche 1.000 Menschen (für eine Stadt mit 65.000 Einwohnern nicht gerade wenig) einfanden. Drei Stunden (und mehr) standen sie, und hörten verschiedenste Redner ihr Leid klagen. Immer wieder brandete Applaus, immer wieder formierten sich Sprechchöre, daß es genug sei. Und daß Einigkeit wichtig sei, um zu zeigen, daß das so nicht weitergehe. 

Besonders die tausenden Pendler sind Leidtragende. Und wer die Landstraßen ab vier, fünf Uhr morgens beobachtet, sieht endlose Schlangen von Autos, die zur Arbeit nach Österreich fahren. Auch die Züge sind dichtgestaffelt und voll. Es sind mit Sicherheit viele tausend Pendler, die täglich die Grenze passieren!

Einer davon - ein ziemlich eloquenter und prächtig aussehender Dreißiger - schilderte, daß er beim ersten Lockdown im Frühjahr mehr als vier Monate seine Familie in Sopron nicht mehr sehen konnte. Denn er hatte sich entscheiden müssen: Entweder Job in Österreich (von dem die Familie lebt), aber dafür die Unmöglichkeit, die Familie zu sehen, und das auf gar nicht absehbare Zeit. 

Übrigens, die Menschen nahmen sich kein Blatt (und schon gar keine Maske) vor den Mund: Ein Teil des Protests war die bereits beschlossene bzw. geplante Errichtung eines "Touristenzentrums" - samt Hafen, Stränden und Hotels - mitten im hochsensiblen Naturschutzgebiet Neusiedler See - Schilfgürtel in Fertörakos. Tja, was meint der Leser, wovon da die
Rede ging? WER dieses Touristenzentrum (mit) errichtete? Hat er schon einmal den Namen "Orban" gehört? 

Aber sicher, das sind alles Verschwörungstheorien. 

Tatsache? Die Menschen haben überall den Corona-Wahn satt. 

Den Roberto Mattei in einem jüngeren Beitrag auf seinen Seiten in zwei Aspekten interessant charakterisiert. Der erste dieser Ansätze ist dabei der schwächere. Wo Mattei meint, daß die Corona-Krise die Menschen des Westens vor die Wahl gestellt hat, entweder TOD durch HUNGER oder TOD durch KRANKHEIT zu wählen. So sehen sich zumindest die beiden streitenden Parteien, die jede den anderen als Lebensbedrohung ansieht. 

Der zweite Aspekt Matteis ist spannender. Wo Mattei meint, daß man keinen Zweifel darüber haben kann, daß Covid19 im Grunde als Bedrohung ein Furz im Walde ist, um es mit eigenen Worten zu sagen. ABER dennoch ist die Welt aus allen Fugen geraten! Wegen eines Furzes! Was sagt uns das, vor Gott, was will Gott uns damit sagen? Vielleicht, daß ein lächerlicher Furz genügt, daß wir komplett aus unseren Verhältnissen fallen, und alles zusammenbricht? Das zeigt doch, wie dünn das Eis ist, auf dem unser Leben ohne Gott steht, schreibt Mattei!?

So kann man es sehen, durchaus. Daß das Leben durch diese neuerliche Beschränkung des Lebens schwerstens leiden wird, muß man sehen. Was geschieht, wenn der Schuster hier stirbt, all die kleinen Läden, die Weinhändler, die Restaurants, die Zahnärzte, die Fußpflegerin und Kosmetikerin (wie die eine Nachbarin in der Balfi utca; sie weinte fast, denn wieder, zum zweiten Mal in diesem Jahr, wird sie für unbekannte Zeit nicht wissen, wovon sie leben wird, denn keine Österreicher heißt für sie kein Einkommen!), die die Füße ihrer Kunden wie bei einer Gründonnerstagswaschung liebevoll verschönert, 

wenn die Papierläden, die Kuverts und Bleistiftspitzer noch in großer Auswahl und stückweise anbieten,

der Antiquar schließt, bei dem ich so manches Fundstück bereits erbeutet habe, das mein Denken (und meine Bibliothek) bereichert oder gar verändert hat,

wenn die Buchgeschäfte, die ihre Fenster thematisch und aktuell sortieren, und um die neuesten Erscheinungen Bescheid wissen, sodaß ein Blick ins Schaufenster - selbst für Nichtungarn wie uns, die wir praktisch keines dieser Bücher kaufen weil nur schwer lesen können - zumindest einen Blick ins intellektuelle Leben des ganzen Landes bedeutet, denn immer noch werden Bücher diskutiert und bestimmen die Schriftsteller die Themen,

wenn alle diese kleinen Geschäfte, die so mancher dieser widerlichen, kalten, hochmütigen Liberalidioten abwertend als "Zombieunternehmen" bezeichnet, die aber alle dieser Mittelschichte zugehören, die kaum Reserven hat, von ihrer Hände Arbeit Tag für Tag lebt, oft seit Jahrzehnten, und sie hätten es noch weitere Jahre und Jahrzehnte so gemacht, wenn also alle diese nicht mehr sein werden? Die einen so hohen Anteil am Lebenswerten dieser Stadt ausmachen, mit denen man Gespräche führen oder auch mal nur blödeln kann, die man kennt, die man grüßt, die ihre Produkte kennen und ihre Arbeit und ihre Existenz und ihre Kunden lieben. Was ist, wenn alle sie nicht mehr da sind?
 

Morgen Teil 2) Worum es aber wirklich geht


*030920*

Kann passieren

Das Unnatürliche ist auch am schwersten im aktuellen Gedächtnis zu behalten. Das Nicht- oder gar Unvernünftige ist auch weit schwerer als alles, nach dem sich kulturell etabliertes Verhalten umorientieren soll, präsent zu halten. Und einem Handlungsziel gewissermaßen hinzuzufügen. 

Leichter tut sich da nur derjenige, der schwer neurotisch ist. Dem in seiner Seele das Verhältnis zur Vernunft bereits abhanden gekommen ist, und der nur noch in der Aktualität des Sprechdiktats lebt.

Bildrechte nicht beim VdZ


*250920*

Dienstag, 29. September 2020

Um Gottes willen! (2)

Teil 2) Sichern wir selbst das Wichtige. 
Denn die heutige Bibliothek von Alexandria brennt bereits.


Hören wir aber ebenso auf, jene Medien zu konsumieren, zu denen wir uns in völligem Widerspruch sehen. Auch das kann zur Sucht werden, und ist vor allem Teil desselben Selbstbestätigungsprozesses, der eigenen Echokammer. Wo wir wie in einer geheimen Aufgeilungsinszenierung immer wieder darin bestätigt werden, was wir garantiert NICHT hören wollen, und was wir GARANTIERT ablehnen. 

Was immer auch in der Welt passiert, was immer auch an Information und Medienpräsenz auf uns eindringt, tun wir um Gottes willen alles, was uns das Wesentlichste erhält. Und das ist der Sinn für die Wirklichkeit, der in seinem Wesen bipolar und auf eine Weise kontradiktisch ist: Denn er ist einerseits stets subjektiv, jawohl, und zwar in unserer Rezeption, er ist aber seiner wahren Herkunft nach objektiv, nämlich als Datum der Welt. Und diesen gegenüber müssen wir offen bleiben, damit wir hören, was zu hören ist, damit wir sehen, was es zu sehen gilt. 

Denn auch dann gehen wir den Oligarchen auf den Leim. Wenn wir uns sogar in unserer Opposition von ihnen anleiten lassen, und uns in eine Themenlandschaft führen lassen, die wunderbar logisch und blutvoll klingt und aussieht, die aber in Wahrheit auf eine völlig falsche Spur führt. Indem sie uns eine Wirklichkeit vormacht, die gar nicht DIE WIRKLICHKEIT ist. 

Die oft genug, ja die vielleicht sogar in ihrem wesentlichsten Grundton so ganz anders lautet als jener Ton hinausposaunt, der uns als Grundton der Welt erscheint weil erscheinen soll, auf dem dann sämtliche Mehrtönigkeiten aufbauen, die angeblich Welt und Wirklichkeit sind. Und dabei nicht als Müll und Tand bedeuten, der uns von morgens bis abends beschmutzt und uns vor lauter "Aktivität" taub und blind macht. Auch wenn sich scheinbar ALLE danach richten und so tun, als ginge es darum. Und dabei nur in einem lächerlichen Scheintheater mitspielen, das eine Zweitwirklichkeit ist, die mit der wirklichen Wirklichkeit nichts, aber wirklich gar nichts mehr zu tun hat. 



Nachbemerkung: Auch darin kann der VdZ Corbett nur zustimmen, zumalen es Praxis des VdZ seit vielen Jahren (!) ist, dessen Archiv (und Bibliothek) trotz aller Brüche und Verwehungen seiner persönlichen Vergangenheit nicht unbeträchtlich ist, was mit dem Stellenwert zu tun hat, den der VdZ der Erinnerung (und deren fatal leichter Täuschbarkeit) beimißt. 

Und zwar dem Aufruf von James Corbett, den er an jeden (!) richtet, auf einer realen Basis alles das aufzubewahren, was ihm im Internet auffällt, und das er als wichtig oder wesentlich sieht. Videos, Filme, Textdokumente, Medienprodukte aller Art. Es müßte, meint Corbett, zur täglichen Routine, zu einem Akt der Selbsthygiene werden, diese Dinge zu speichern. 

Denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zum nächsten "Brand der Bibliothek von Alexandria" kommt (auch wenn der nicht so stattgefunden hat, wie es die Geschichtslegende erzählt; vielmehr ist diese Bibliothek durch eine zunehmende Nachlässigkeit verkommen, die man dem "alten, also vorhandenen Wissen", das ein Wissen der Väter ist, entgegengebracht hat, und genau das erleben wir doch auch heute!?!). In dem das "gesamte relevante Wissen der Zeit" vernichtet, zumindest aber unzugänglich gemacht wird. 

Schaffe man sich deshalb eine Festplatte an, auf der alles das gespeichert wird, was wichtig scheint. Drucke man aus, was wesentlich ist und man - das ist ganz wichtig! - ganz persönlich für wesentlich hält, gerade angesichts des Geschehens, das vor unseren Augen Tag für Tag in den Medien abrollt. Halte man auf eigene Verantwortung und in eigener Macht fest, was diese Zeit eines eigenen Meinung nach bestimmt. Denn die nächste Bücherverbrennung ist bereits in vollem Gang!



*270920*

Montag, 28. September 2020

Um Gottes willen! (1)

In gewisser Weise ist der Aufruf von James Corbett dramatisch, zumindest hängt dieses Adjektiv davon ab, wie schwer man die Bedrohung sieht. Und hängt insofern auch von der Philosophie ab, die jemand in seiner Grammatik immanent (immanent! das heißt oft gar nicht, was sie explizit ist!) trägt, und die ihn formt, oft genug ohne daß er darum weiß, ja oft genug ohne zu bemerken, daß sie seiner expliziten, ausgedrückten, "diskursiven", in Disputen etc. ausgedrückten "Meinung" total widerspricht.

Der VdZ würde diese nächste Stellungnahme von James Corbett aber nicht bringen, würde sie nicht genau darauf Bezug nehmen, was auch der VdZ selbst als so wesentlich sieht. Denn inmitten eines täglich auf einen einprasselnden Sturzregens - die "Informationen" der Medien, denen man so gut wie nicht entgehen kann, bleibt man so irgendwie wenigstens mit der Zeit verbunden - ist es von immenser Bedeutung nicht jene innere Stimme zu überhören, die einem aus dem realen, aus dem wirklichen Erfahren der Welt aufsteigt. 

Und DIESE Stimme ist es die einem sagt, was wirklich wichtig ist! Diese Stimme ist es, die einem sagt, wo jener Strom der Wirklichkeit liegt - und der ist immer unsichtbar, ist seinem Wesen nach unsichtbar, denn er ist geistig, er ist eine abstrahierende Linie und Sprachkomposition - der die Welt WIRKLICH, also ihrem Wesen nach, trägt und treibt und bewegt. 

Muß man nicht immer wieder staunen, in welchem Ausmaß sich "Meinungen" und Sichtweisen im Laufe der Zeit ändern können? Möge doch jeder Leser seine eigene Vergangenheit ansehen! Ist es nicht aus diesem Grunde zumindest höchst unverantwortlich, sich diesen Wandel zu verbauen bzw. einen Wandel der Anschauungen zu verbauen, auch durch zu monistische Festlegung von Identitäten? Braucht es nicht für jeden eine gewisse Distanz zu sich selbst? 
Und ist aus dieser Notwendigkeit, die erst eine Gesellschaft egal welcher Gestalt übrigens menschlich und erträglich macht, nicht jener Geist geboren, den man gemeiniglich mit ... Sinn für Humor! ... bezeichnet? 
Ist es (in einer Gegenprobe) nicht dieser Sinn für Humor, der jene Nagelprobe jeder Gesellschaft bedeutet, in der sie sich als Un-Kultur weil als Haltungs- und damit (!) Gestalt wie weil Tugendlosigkeit einerseits, in Totalitarismus anderseits scheidet, auf daß erst eine menschliche, wahrhaft humane Gesellschaft entstehen, atmen, leben und ... verwehen kann, denn (siehe das AT-Buch Kohelet) alles Windhauch ist, was dem Menschen eignet, weil alles Spiel in den Augen dessen ist, dem alles eignet ... Gott?

Corbett warnt also völlig zu Recht davor, sich von den Medien überhaupt vorgeben zu lassen, was denn "Thema des Tages" ist, egal von welcher Seite sie präformiert sind. Denn das ist das, worum es doch eigentlich geht. 

Es geht NICHT (so sehr) darum, ob jene oder diese "Information" stimmt oder nicht stimmt, richtig ist oder falsch, Lüge oder Wahrheit ist (und vor diesem Wort sei an dieser Stelle einmal richtiggehend gewarnt, vor allem wenn man damit nur "richtig" meint, nicht "wahr") Seien wir doch endlich, endlich vorsichtiger in dem, was uns vorgeworfen wird als das, was die Welt - angeblich! - bewegt. 

Gerade die sogenannten alternativen Medien verfallen fast ausnahmslos in diesen Fehler. Sie übersehen dabei aber - und die Zusammenhänge sind tief und wesentlich - daß sie in Wahrheit genau jenen Kräften auf den Leim gehen, ja genau von jenen Kräften und Mächten gesteuert werden, denen sie angeblich entgegenstehen. 
Den einen Krieg - und die Menschheit befindet sich von Anbeginn der Zeiten an in einem Krieg, im Krieg gegen den Nichter, den Satan, gegen das Böse - gewinnt nicht der, der die stärkeren Heere (oder "Argumente") hat. Auch nicht der, der "Massen mobilisieren", die "Leute auf die Straße bringen" kann. (Was für ein lächerlicher, in seinen Wirkungen aber fataler und dem Guten völlig kontraproduktiver Unsinn, übrigens!) 
Sondern einen Krieg gewinnt der, der auch die Bewegungen des Feindes beherrscht. Der also BEIDE SEITEN eines Krieges bewegen kann. Der in der Lage ist, die wunderbarsten Schlachten zu inszenieren, ohne daß die Beteiligten bemerken, daß sie sich in einem Schaukasten befinden, der in den Wohnzimmern der Mächtigen zu deren Belustigung steht. 
Und die sich, während die "Guten" auf den Straßen demonstrieren, und eine Wahrheit nach der anderen in den Medien verkünden (und dafür alles Blut vergießen, weil es ja angeblich um "Meinungsfreiheit" geht, etc. etc.), mit einem Glas besten Cognacs in der einen, die dezent qualmende Zigarre aus den herrlichsten Lagen Kubas in der anderen, zuprosten. 
Und dann ihren Kindern liebevoll lässig auf den Po klapsen, damit diese zu Bett gehen, und dem Sonnenuntergang zusehen, in milder toskanischer Luft. Ha, sagen sie dann, was für ein herrlicher Tag, ha, sagen sie, was für ein herrliches und ungefährdetes Leben, in dem man alle Fäden in der Hand hat.

Werter Leser, halte er um Gottes willen seine inneren Ohren offen. Sei er um Gottes willen vorsichtig und behutsam. Sei er um Gottes willen jeden Morgen mit Zittern und Bangen bereit, die wahre Stimme der Wirklichkeit - die Stimme Gottes, der durch diese Welt, der durch die Geschichte spricht! - zu hören. Um sie (buchstäblich) UM GOTTES WILLEN nicht durch das Getöse der Medien und der Menschen, die sich von diesen Medien formen und aufpeitschen haben lassen, zuschütten und stumm machen zu lassen. 

Deshalb warnt Corbett mit ebensolchem Recht auch davor, sich nur jene Medien zu suchen, die eines eigene Meinung bestätigen. Sodaß im Laufe der Zeit eines Umgebung zu einer bloßen Echokammer wird, die wiederholt (und durch Bestätigung quasi in der Welt hält um DIE Welt zu sein) und laut tönend die Ohren zustopft mit dem, was man "selbst meint", "selbst glaubt". Was doch nur noch ist, was man gerne hören würde, was man gerne als DIE WELT bestätigt bekommen möchte. 

Wenn es, so Corbett, in konsumierten Medien nichts mehr gibt, was eines Widerstand erregt, so ist höchster Alarm auszulösen! Hören wir deshalb um Gottes Willen auf, nur Medien zu konsultieren, die wiedergeben, was man gerne hört, und was "bestätigt". Und seien wir zu jeder Form von Wirklichkeit bereit! Suchen wir deshalb vor allem Medien, gerade in dieser Blase der "Truther", derjenigen also, die "die Wahrheit" verkünden, die WIDERSPRECHEN. Die originell sind. Die Widerhaken haben. Mit denen wir uns schwertun. 

Morgen Teil 2) Sichern wir selbst das Wichtige.
Denn die heutige Bibliothek von Alexandria brennt bereits.


*270920*

Sonntag, 27. September 2020

Für noch Unentschlossene

Aus Anlaß der Wahl zum Wiener Bürgermeister (der zugleich Landeschef, also im bundesdeutschen Maßstab "Ministerpräsident" ist) sei hier einer der Mitbewerber herausgegriffen, die Bierpartei. Die sich zwar alle Mühe gibt, sich ideologisch "neutral" zu präsentieren, aber doch aus allen Poren Ideologie schwitzt. Welche möge der Leser selbst klassifizieren, und es geht ohnehin hier nicht darum. 

In Zeiten wie diesen gehört es eben dazu, "dagegen" zu sein, und das möglichst originell und "tabulos". In Zeiten einer völligen Dekomposition ist nämlich die Revolte das wahre Zeichen des Dazugehörens zum Strom der Masse.

Deshalb geht es hier nur um die Vorstellung des neuesten Werbespots dieser Bierpartei. Denn ob seiner Originalität so gut wie jede Zeitung Österreichs gewiß kostenlos weil als berichtenswerte - wie gesagt: wir gehören doch dazu! und sind so kritisch! - und ob seiner Kuriosität dem Medienkonsumenten vorzustellende Nachricht brachte. Ja, es steht zu vermuten, daß die Zeitungen sogar dafür bezahlten. Denn wer wollte dieses Spektakel nicht gesehen haben und mitreden? Das immerhin beitragen sollte, so manchen Bierernst zu überwinden, der das Leben so leicht zu einem stickigen Loch macht.

 

Für unsere zahlreichen bundesdeutschen Leser, die mit der deutschen Sprache und Wiener politischen Eigenheiten nicht so vertraut sind, einige Verstehenshinweise: Blümel = Kandidat der  Kurz-ÖVP; "aufdunsenen" = von Bier aufgeschwemmten; Dominik Nepp = Kandidat der FPÖ; Ibiza = Ort, auf dem heimlich ein sehr intimes Gespräch unter anderem mit H. C. Strache und seinem Adlatus Johann Gudenus aufgezeichnet wurde, dessen in kurzen Ausschnitten veröffentlichter Inhalt dazu führte, daß 2019 die ÖVP-FPÖ-Regierung von Kanzler Sebastian Kurz aufgelöst wurde; "guats Oaschloch" = gutes Arschloch, wörtlich, also guter Anus, im Beispiel; 

"der ned amoi in Wien gwohnt hat" = H. C. Strache, der 2020 nach Ibiza von der FPÖ ausgeschlossen wurde, deren Obmann er seit 2006 (Obmann des FPÖ-Parlamentsclubs) bzw. 2008 (FPÖ- und Oppositionsführer) gewesen war, wäre von der Wahl sowohl aktiv wie passiv ausgeschlossen worden, hätte er nicht vor einigen Wochen "nachweisen" können, daß er durch die Trennung von seiner zweiten Ehefrau zwangsweise doch in Wien wohnhaft ist; Strache hatte im Frühjahr 2020 eine eigene Partei/Liste gegründet, mit der er zur Wahl zum Wiener Bürgermeister antrat, kämpft derzeit aber außerdem mit nunmehr gerichtsanhängigen Anschuldigungen, er habe die FPÖ durch ungerechtfertigte Spesenabrechnungen um nahezu eine halbe Million Euro geschädigt. Ach ja, auch er ist ja dagegen. Und doch so dabei.

Der Vollständigkeit halber noch weiteres Unappetitliches: "Beidl" = männliches Gemächt; "Futkanister" = ... das wollen wir hier nicht ins Bundesdeutsche transponieren, es ist zu vulgär für diese geweihten Hallen; schiach = häßlich; 11. Wiener Gemeindebezirk = Simmering, einer der ehedem "Arbeiterbezirk" genannten Wiener Bezirke, weil Simmering ehedem Zentrum großer Industriebetriebe war, die aber heute sämtlich abgewandert sind.



*140820*

Samstag, 26. September 2020

Was allem zu Grunde liegt (2)

Teil 2)


Man sagt oft, daß Rußland der falsche Ort für die kommunistische Revolution gewesen sein soll, weil das Land ja gar nicht in der für eine Revolution (lt. Marx) notwendigen spätkapitalistischen Phase gewesen war, ja es war noch nicht einmal voll kapitalistisch. Nichts ist aber unwahrer. Es war der richtige Ort.² 
Denn Rußland war die passende Idee zum inneren Wesen eines Landes und seines Kernvolkes, das sich zur Weltherrschaft berufen fühlte und bis heute fühlt. Nicht einmal die Staatsidee hat sich geändert, als die eines zentralistisch, autokratisch regierten Landes, das Rußland seit je gewesen ist.
Niemand geringerer als Lenin hat das gewußt, und die alten Grundzüge russischer Herrschaft aufgegriffen: Marxismus war für Lenin Werkzeug, nicht Ziel, für eine andere Universalidee von Herrschaft. Und die besteht unverändert bis heute. Sie baut auf eine radikale Verjüngungsfähigkeit eines leidensfähigen Volkes, auf der Bereitschaft der Führung (siehe Peter d. Große!), Überholtes und Unnützes über Bord zu werfen, und Neues zu integrieren. 
Auf dem Boden des russischen Messianismus steht auch die alte Tugend epochenüberspannender Geduld, die sogar bereit ist, vorübergehend schwache Positionen vorerst aufzugeben (um sie später wieder an sich zu reißen), sowie der unentwegte Wille, sich mit dem Gefühl der Legitimität in die inneren Angelegenheiten anderer Völker zu mischen.


Rettung aus dem Chaos und Befreiung unter ein "mildes Joch" (das nur hart wird, wenn der Befreite sich wehrt) sehen sich nicht nur die Menschen des westlichen Europa, die ihrer Kultur müde sind. Es sind auch alle jene, die im Laufe der letzten Jahrzehnte von einem "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" sprachen, der die Menschheit befreien soll - und damit eine Idee verfochten haben, die demselben Anspruch unterliegt: Die Befreiung und messianische Rettung der Menschheit.**


Darunter alle die Sozialdemokraten der letzten Jahrzehnte, die im gesellschaftlichen Umbau nach sozialistischer Grammatik und Zielsetzung so erfolgreich waren, darunter auch Personen wie ... Angela Merkel.

Sie sagen es, sie verhehlen es nicht, sie sind "ehrlich": Sie alle wollen es. Sie alle wollen Sozialismus. Und sie folgen einer Ideologie, die als Gedanke ein klares Ziel hat. Ehe das erreicht ist, wird er nicht ruhen, weil seine Verfechter nicht ruhen werden.

Und sie haben nie geruht. Denn der Mensch wird seinem Wesen nach - als Gott ähnlich, abbildlich - vom Sinn, vom logos getrieben. Wendet er sich gegen den göttlichen Ursprung der Schöpfung, gegen den logos, der allem zugrunde liegt, ist alles an ihm von diesem Verhältnis zum logos bestimmt. Den wegzubeweisen, den abzuwehren, den niederzuringen er alles aufbietet was er hat. Also all sein Denken und Lügen und Verwirren und Töten. Und zu beweisen, daß ein anderes Konzept stimmt und die Welt zu bestimmen vermag. Niemand ist deshalb so getrieben wie der Kommunist. 

 

²Die Zaren mußten 1917 abtreten, weil sie zu beschränkt weil Rußland-zentriert und damit nicht in der Lage waren, über-nationale Völker zu integrieren, also global zu agieren. Das wollte aber Lenin, auf der Grundlage der tieferen "russischen Sendung zur Weltherrschaft." Und die marxistische Ideologie gab diesem russischen Sendungsauftrag die globale Dimension. 

**Damit sind auch die Feinde Rußlands rasch ausgemacht. Es sind alle jene, die denselben Anspruch haben.


*170920*

Freitag, 25. September 2020

Was allem zu Grunde liegt (1)

"Die Bourgeoisie muß eingeschläfert werden. Wir werden damit beginnen, die theatralischeste Friedensbewegung zu entfachen, die je existiert hat. Die kapitalistischen Länder, stupid und dekadent, werden mit Vergnügen an ihrer eigenen Zerstörung arbeiten."

Dimitrij Manuilsky, alter Kampfgefährte von Lenin, 
im Jahre 1913 in einem Strategiepapier

Der Sozialismus (mit seinem politischen Weg, dem Kommunismus) hat nie aufgehört, sein wahres Ziel zu verfolgen. In dem Moment, wo er das tut, verliert er seine Identität und löst sich als Ideal und Utopie (also als Ziel menschlichen bzw. politischen Handelns) auf. Schon zu glauben, daß diese ideologische Richtung eingeschlafen ist, kann nicht anders bezeichnet werden als eine große Täuschung über Wesen und Grundlage der politischen - globalen - Ereignisse. 

Stattdessen wird er ganz konkret als politische Richtung weitergetragen und verfolgt, auch und gerade heute. Er hat nur seine Strategie geändert, ist intelligenter, sophistischer, eristischer, rhetorisch ausgefeilter geworden. Vor allem haben die Köpfe, die ihn betreiben und die als konkrete Personen lokalisierbar sind, schon seit den 1960er Jahren die Strategie geändert, mit der er, der sich selbst als "Zustand der Menschheit in allen ihren Gesellschaftsformen" bezeichnet, weltweit durchgesetzt werden soll. Und sind von der brachialen Gewalt auf eine Strategie der Schwächung des Feindes übergegangen. Was vor allem heißt: Selbstschwächung. 

Wodurch? Durch Desinformation. Durch "gaslighting", jener Taktik, in der der Glaube an die eigene Wahrnehmung untergraben wird indem "Gesehenes wegdiskutiert wird". Durch Zerrüttung der Grundlagen des persönlichen Urteilens der Menschen, global. Die Zielsetzung veränderte sich somit, und folgt auf bemerkenswerte Weise den strategischen Überlegungen sehr alter Denker wie Sun Tsu oder Konfuzius. Die den direkten Kampf so lange vermeiden als Chancen bestehen, den Feind durch andere Methoden so zu schwächen, als er verführt wird, Wege der Selbstzerstörung zu beschreiten.

Die wirklichen Ziele waren bald klar und aufgezählt. Die Medien, die Universitäten, die Schulen, die akademischen und geistigen Eliten, was vor allem auch heißt: Der Katholischen Kirche. Die als Bastion des Seins in der Welt die wahre Trägerin der Gegnerschaft zu allen diesen Seinskonzepten sind, die wie im Sozialismus auf der Basis eines evolutionistischen, materialistischen Menschen- und Weltbildes stehen. 

In dem Geschichte zum relativen Ablauf von Ereignissen wird, in denen sich als wahres Zentrum des menschlichen Seins die sozialistische Utopie als "natürlicher Weg und letztlich unausbleibliches Endstadium der Geschichte" - die damit zu ihrem "natürlichen Ende" kommt - herauskristallisiert.

Lenin wußte um diese Wege genauso, wie Mao Tse-tung, genauso wie Michail Gorbatschow, der aus diesem seinen Zielen nie ein Hehl machte und sie noch dazu in Form eines Buches "Perestrojka" millionenfach unter die Leute brachte. Er stammt aus einer Denkschule, der auch Personen wie ... Vladimir Putin, ehedem Chef der Auslandsabteilung des KGB.* 
Rußland hat sich, schreibt der Historiker Platanow, in seiner Geschichte seit den Anfängen des 10. Jahrhunderts, wo es defacto Konstantinopel niederzwang, immer als einzig legitimer Erbe des universalen Reiches und damit auch des Abendlandes verstanden. Demselben Gedanken entspringt die russische Nationalkirche, die Orthodoxie, die sich als einzig legitime Kirche versteht, die natürlich dem Gebot unterliegt, sich über die ganze Erde auszubreiten. Zumal sie auch der Garant ist, ethnische und völkische Charakteristika zu überwinden und unter einem neuen Zentrum zu einen.

Seit damals hat sich aber Rußland weniger als gewaltsamer Eroberer dargestellt, sondern stets als Befreier und Eroberer, der das Chaos bei den Nachbarvölkern in Ordnung zu verwandeln zum Auftrag gesehen hat. Diese Situation ist auch für Rußland angesichts eines todesfahlen, kulturmüden Europa gegeben bzw. wurde diese Kulturzerstörung von innen, aus eigenem "Wollen" heraus, betrieben, war Kernstück der neuen Strategie des Kreml seit den frühen 1960er Jahren. Und es hat darin seit eben diesen Jahren die Unterstützung Chinas.  
***

Wenn wir ausmachen wollen, welche Kräfte, welche realen Mächte, welche realen Personen in einem Spiel mitwirken, in dem es darum geht, durch Verführung dazu zu verleiten, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, in deren Lösung alle Kraft zu investieren, die aber Scheinprobleme sind, sodaß der wahre Wagen der Geschichte in eine ganz andere, vor lauter Konzentration auf Schatten und Spielzeuge nicht mehr bemerkte Richtung fahren kann,

wenn wir also diese Kräfte und Mächte ausmachen wollen, dann müssen wir nach jenen Mächten und Kräften und Personen suchen, denen das Sein als Feind gegenübersteht. Die in ihrem Grundimpuls eine bloße Behauptung, ein bloß menschliches, von welchen Geistern auch immer getriebenes Konstrukt beherbergen. Nach Kräften und Bewegungen und Quellen, denen das Sein - Gott - existentiell bedrohlich werden kann weil ist.

Morgen Teil 2)



*Wie der langjährige Leser dieses Blog bemerken wird, hat der VdZ in dieser Einschätzung seine Positionen deutlich geändert. Auf der Suche nach besseren, umfassenderen Thesen hat er sich auf der Grundlage umfassender Studien in den langen Bunkermonaten des Jahres 2020 völlig neue Blickwinkel und viele weitere Einzelpunkte erarbeitet. Deren Erklärungskraft, unter denen sich Altes und Neues so verband, daß sich in einigen Fragen ein komplett neues Bild ergab. Das für den VdZ erst völlig überraschend war, aber mehr und mehr überzeugt hat.



*170920*

Donnerstag, 24. September 2020

Die Auslöschung des Menschen ist das Ziel (2)

 Teil 2)


Etwas, das sämtliche Ideen "nachhaltiger Energieversorgung" unter Ausschaltung fossiler Verbrennung ganz sicher NICHT leisten können. Noch dazu, wo diese Arten der Energieherstellung von einem Wohlstandsniveau ausgehen, das ohne fossile Brennstoffe gar nicht erreichbar ist. 
Sie sind anderseits mangels Energiedichte (also dem Verhältnis von eingesetzter Ressource zu erzieltem Ertrag) auch nach technischen Standards so wenig effizient (verglichen mit fossilen Brennstoffen um Potenzen weniger!) daß MIT ihnen dieses Wohlstandsniveau gar nie erzielt werden kann. Geht man aber - umgekehrt - von geringerem Wohlstand aus (was immer heißt: Qualitative Verringerung) fehlen den Volkswirtschaften die Mittel, um solche teuren Energieformen überhaupt zu betreiben. 
DAS ist der Grund warum es moralisch unvertretbar ist, meint William M. Briggs, die von Weltrettern (darunter die UNO) vorgeschlagenen Maßnahmen (wozu auch die Propagierung von Verhütung und Abtreibung gehört) zu unterstützen, wie es unfaßlicherweise der Vatikan fordert und tut, die die geforderte Reduktion der globalen Erwärmung bewirken sollen. 
Völlig unabhängig davon, daß diese Maßnahmen sowieso auf wissenschaftlich unvertretbaren Annahmen über das Weltklima fußen, und ihre "moralische Dringlichkeit rein aus Gründen einer möglichen, das heißt irrationalen, rein "in der Phantasie ausgemalten Gefahr" beziehen. 
Noch ein paar Zahlen, immerhin ist Briggs ja Statistiker, und hier immer besonders ergiebig: Angenommen, wir sagen, wir würden auf das globale Wohlstandsniveau von 1970 zurücksteigen, dann hieße das eine Reduktion des weltweiten Wohlstandsniveaus um fünfzig Prozent! Im selben Zeitraum (1970 bis 2009) ist wegen des höheren Wohlstands die Kindersterblichkeit um neunzig Prozent gesunken, und die Lebenserwartung im globalen Mittel von vierzig auf sechsundfünfzig Jahre gestiegen.

Uff, daran hatten wir doch gar nicht gedacht. Aber was ist denn nun die Absicht der Weltretter durch Beendigung der Verbrennung fossiler Rohstoffe, um dadurch (sic!) die globale Temperatur zu senken bzw. an ihrer weiteren Erwärmung zu hindern? Dem Klima ist es einerseits ziemlich wurscht, ob die USA Öl und Kohle verbrennt oder nicht. Was kann man dann also wollen? 

Was kann die UNO wollen, die doch ganz offensichtlich von einer völlig anderen Wertebasis ausgeht als es der Vatikan und die Katholische Kirche tun? Denn die UNO sehen nicht ZUERST den Wert des menschlichen Lebens, wozu durchaus ein gewisser kultureller und güterbezogener Wohlstand gehört, und nur das kann das Bezugsmaß einer menschlichen Volkswirtschaft bilden. 
Das Bezugsmaß für menschliches Wirtschaften und Leben kann aber nicht, wie es die UNO offensichtlich fordert, die Ausschaltung jeder Auswirkung menschlichen Handelns auf die Erde sein! Was man ganz unbestreitbar durch das Herstellen globaler Armut erreichen will. 
Wo ist nun der Beweis für die Mär, in der Papst Franziskus sich als "Armut der Armen" bezeichnen läßt - ein Titel, den die Kirche übrigens seit je hatte, der also keine Erfindung dieses Papstes ist.
Wir müssen spekulieren, wenn wir nun endgültig darüber nachdenken, was also mit dieser Weltrettung durch Klimarettung beabsichtigt sein kann. Wir müssen vom Cui bono ausgehen, und wir tun das mit einer sehr realistischen Grundlage:

Als Ziel aller politischen Maßnahmen, die eine lokale Temperatur- und Wetterbezwingung als Folge einer Bezwingung eines globalen Klimas bewirken sollen, bleibt nur noch eines übrig: Der Mensch. Die Auslöschung des Menschen. Darum geht es, und sie ist das Ziel.


*Aus gegebenem Anlaß und unter Bezug auf Leser R: Die auf ihre Weise hochgradig aussagekräftige Absurdität des Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen - aussagekräftig, weil sich Dämonie auch im Widersprüchlichen zeigt - um "das Klima zu schützen", zeigt in wunderbarer Klarheit ein Interview, das in diesen Tagen auf Servus TV erschien. Wo von einem der maßgeblichen Motoingenieure der Autoindustrie das Elektroauto - nachgerade zum Symbol der Weltrettung geworden - als sogar kontraproduktiver Holzweg in all seinen Aspekten aufgezeigt wird. 

Und die Kunden wie die Hersteller wissen das. "Was ist das für ein Produkt, das nur über immer mehr Förderung überhaupt verkaufbar ist?" Nach acht Jahren, so Prof. Fritz Indra, ist eine Batterie am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Sie kostet aber fast die Hälfte des Preises eines Elektroautos. Das bedeutet, daß nach acht Jahren das gesamte Kapital "Auto" verloren ist, denn eine neue Batterie wird niemand mehr kaufen, mit Recht. Im übrigen ist das Auto dann Sondermüll. Dazu kommen weitere (absurde) Bedingungen der Nutzung von E-Autos. So nebenbei weiß noch niemand was es für Folgen zeitigt, beim Fahren auf so hohen Spannungen zu sitzen ...

Heute und auf unabsehbare Zeit werden nämlich 50 % der Energie, die für die Herstellung eines Autos notwendig ist, für die Herstellung der Batterie verwendet. Die Rohstoffe benötigt, die unverantwortbaren Förderbedingungen unterliegen. Und deren Herstellung, so nebenbei, völlig in der Hand Chinas ist. Das dafür, so nebenbei, den Strom aus Kohlekraftwerken verwendet. Denn woher sollte er sonst kommen? Und woher sollte er kommen, wo doch das Elektroauto nichts anderes als ein ZUSÄTZLICHER Stromverbraucher ist? 

Sogar der Betrieb ist viel bis sehr viel teurer als der eines Autos mit fossilen Brennstoffen. Selbst die Plug-in-Antriebe sind ein grotesker Irrweg. 

Die gesamte Diskussion "E-Auto" wird somit von reinem Wunschdenken gesteuert und ist ein "Märchenland". Die Technik "E-Batterie" ist ein Irrweg. Nicht zufällig hat sich die Firma BOSCH vor einem Jahr aus der Forschung in diesem Bereich zurückgezogen: Das war richtig, meint Prof. Indra. Die Batterie ist keine realistische Perspektive. 

Und wer hat das längst erkannt? China. Das zwar für den Westen brav die geforderten Batterien herstellt, selber aber ganz offenbar auf Brennstoff-Autos setzt, die freilich mit einem Kraftstoff betrieben werden - der aber (synthetisch) aus Wasserstoff hergestellt wird.

Zumal auch das herkömmliche Wasserstoffauto, der Wasserstoffantrieb, keine Zukunft hat. Mercedes hat vor zwei Jahren aufgehört, Wasserstoffautos (von denen knapp 2.000 Stück gebaut wurden) zu produzieren. Es scheitert an der Wirklichkeit.



*170920*

Mittwoch, 23. September 2020

Die Auslöschung des Menschen ist das Ziel (1)

Ein Austausch von Werten solle stattfinden, so verkündete der Vatikan bei einer Weltkonferenz, bei der sich die katholischen Wichtigsten dieser Erde mit den klimarettungsbeflissensten Organisationen dieser Erde zusammensetzten. Ein Austausch von Werten? Oh, da geht es sicher um die Heiligkeit des Lebens, um die Berufung des Menschen unter Gott, dessen Abbild und Ebenbild der Mensch ist und deshalb vor allem sein soll und wollen soll (denn das ist "sein" und "ist": Eine Dynamik der Selbstüberschreitung auf ein Ziel zu, nicht statisch).

Aber wie soll man sich dafür einen Austausch von Werten mit Gesellschaften und Organisationen vorstellen, die explizit als wichtigstes Mittel zur Rettung des Weltklimas vorgeben, die Zahl der Menschen durch Verhütung, vor allem aber Abtreibung reduzieren zu wollen? 

Also muß man schon hier einmal kräftig schlucken und die Frage stellen, was da überhaupt läuft. Ob mit einem Mal doch die Mittel schlecht sein dürfen, um ein gutes Ziel zu erreichen? Ob nun die Intention einer Reduktion der Menschen ausnahmsweise erlaubt ist, weil das höhere Ziel die Rettung des Weltklimas sei. 

Aber lassen wir das einmal, meint William M. Briggs in einem Radiogespräch, das dieser Tage stattfand. Briggs war nämlich in Rom dabei, und er hat dort in einer Pressekonferenz eine Studie (mit) vorgestellt. In der es um eine interessante Annahme ging, nämlich um die Berechnung der Folgen, wenn die Welt und vor allem die USA alles so machen würde, wie die Klimaretter es fordern. Und wenn dazu alles das als wahr angenommen wird, was eben diese Gruppen und Personen als Fakten und Zahlen verkünden, die "Klimaleugner" also klein beigeben und sagen, daß diese "Fakten" stimmen.
  • Wenn wir als Amerikaner aber, sagt Briggs, so tun als wären die Forderungen gerechtfertigt. 
  • Wenn wir somit alles tun, was die Welterwärmungsapostel fordern, und die Verbrennung von fossilen Brennstoffen sofort einstellen, und zwar zur Gänze, 
  • wenn wir ferner so tun, als wären alle die Berechnungen richtig und der Klimaretter Modelle auch tatsächlich Modell der Wirklichkeit des globalen Klimageschehens in allen Faktoren, 
  • wenn wir außerdem vergessen, daß sich kein wissenschaftlicher Nachweis führen läßt, daß die Emission von Treibhausgasen einen Ausfluß auf die globalen Temperaturen hat, 
  • dann wird zum einen die Weltdurchschnittstemperatur bis zum Jahre 2105 um sage und schreibe 2/200tel Grad, also 0,02 Grad, fallen bzw. sich weniger erwärmen. ZWEI HUNDERTSTEL GRAD weniger globale Erwärmung werden erreicht, wenn man die amerikanische Volkswirtschaft total und sofort aus dem Rennen nimmt.
Daß die Amerikaner ihren Wohlstand verlieren werden - geschenkt. Wenn es sein muß, dann muß es halt sein. Aber wissen Sie, werter Leser, was dann laut Briggs bzw. der Studie, die er im Vatikan präsentierte, passiert, wenn Amerika arm ist? 
Tusch, Pauken und Trara, jetzt kommt's: Die Folge eines aus Mangel an Energie aus fossilen Brennstoffen verarmten Amerika wird sein, daß die Entwicklungsländer ihre Produkte nicht mehr nach den USA liefern werden. 
Und die Folge davon wird sein, daß der Wohlstandsverlust (wenn man das so nennen kann) in diesen Ländern so groß sein wird, mit allen dramatischen Folgen für Gesundheit und Lebensbedingungen dieser Milliarden von Menschen, daß er jeden Wohlstands- und Lebensqualitätsverlust - 
und das heißt auch, bitte schön, einen erheblichen Verlust der Standards in der Behandlung der Umwelt, denn die Befähigung zum Umweltschutz ist nachweislich von einem BIP von 6.000 Dollar pro Kopf und Jahr abhängig, etwas, von dem noch immer Milliarden von Menschen lediglich träumen können - 
durch eine (angenommene) Erwärmung des Weltklimas erheblich überschreiten wird. 
Das heißt, daß ein sofortiges Beendigen der Verbrennung von fossilen Brennstoffen* die Menschheit vor die Situation stellt, daß einerseits der Wohlstand in den USA mangels Energie entscheidend reduziert wird, und anderseits die übrige Weltbevölkerung eine gewaltige Einbuße an ihrem bereits erreichten Wohlstand erfahren wird. 
Man steht also bei der Reduktion der Energie aus fossilen Brennstoffen vor der Alternative, daß man entweder die Weltbevölkerung in Armut stößt, oder sie in der derzeitigen Armut beläßt.  
Es muß also Ziel jedes Bemühens um Humanität sein, der Weltbevölkerung MEHR, nicht weniger Energie zugänglich zu machen. Denn menschlicher Wohlstand hängt ganz ohne jeden Zweifel von der Verfügbarkeit billiger Energie ab, und die ist derzeit nicht anders als durch fossile Verbrennung (Gas, Öl, Kohle) herstellbar. 
Es gibt aus der Geschichte der letzten hundert Jahre ausreichend Daten aus denen sich erweisen läßt, daß Eckdaten des Gemeinwohls wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung, Versorgung mit (sauberem) Trinkwasser, Abwesenheit von Hunger und Verfügbarkeit medizinischer Versorgung direkt mit der Verfügbarkeit von Energie zusammenhängen. 

Morgen Teil 2)

Dienstag, 22. September 2020

Idee der Freiheit

Angesichts der Gegenwart ist dieser nächste Blogartikel der ambrosius.konnotationen vom Ende des September des Jahres 2010 nicht uninteressant. 

Wobei zum eingehenderen Verständnis noch hinzugefügt sei, daß die Idee jenes (im Grunde: unbewußte) Ziel ist, auf das sich der Mensch hin spannt. Es ist also dieses Hinausspannen mehr als das konkrete "Etwas", das aber dann die Freiheit existentiell macht und real darstellt. Das wie so vieles also nicht direkt anzusteuern ist, sondern schöpferischen Lebensvollzügen, die ein Leben im Sterben bedeuten, immanent ist. 

Während das direkte Ansteuern nicht Freiheit, sondern das Gängelband der Ideologie, das Verdinglichen von etwas Geistigen bzw. das starre Schablonieren eines Abstraktums ist. 

***

Ehe der geneigte Leser auf diesen Text wirft, soll er auf andere Weise und noch einmal daran erinnert werden, daß die Freiheit des Menschen auf seinem Wesen als Person beruht, und das Geheimnis mit einschließt, das er ist und worauf er ein unabdingbares Recht (wie Verpflichtung zur Wahrung) hat. Freiheit ist ein "Erstes", und es ist zwar nicht irrational, aber es ist "nicht rationalistisch", ja nicht rational konstruiert und konstruierbar. 

Was immer als Eigenschaft der Freiheit Erwähnung finden mag, um sie zu schützen oder gar zu restaurieren, ist nie mehr als ein müder posthoc-Versuch, der unzulänglich sein muß. Denn Freiheit ist nie in Frage zu stellen, und von solchem Vorrang - weil einerseits im Wesen Gottes begründet, der anderseits das Urbild zum Abbild, also dem Menschen, ist - daß sie keinem Lebens- oder Sicherheitsbedürfnis zuliebe auch nur hinterfragt werden darf. 

Deshalb braucht sie auch das Geheimnis, und die unbedingte Akzeptanz dieses Geheimnisses, das Person bedeutet. Und der Mensch ist Mensch als Person, also im Selbststand. Dies noch jenen gesagt die meinen, Überwachung sei soweit zu akzeptieren, als ja der Überwachte keinen "Schaden" erleidet, wenn er "nichts getan hat". 

Nein, eben nicht. Sein Geheimnis muß immer und unter allen Umständen gewahrt sein, weil er sonst nicht mehr Mensch und sonst nicht mehr frei ist. IST. Gott hat verboten, ihn zu zählen und zu wiegen, er muß Geheimnis bleiben, weil dies wesentlich zu seinem Sein vor Gott gehört.

Warum sonst meint der Leser zielt jeder Totalitarismus darauf ab, zuerst (!) dem Menschen sein Geheimnis zu entreißen? Das darin Beschlossene, das darin Fließende, das darin auf worauf auch immer Bezogene ins Rationale zu holen, ist bereits jener Verlust der Freiheit, der aber unter allen Umständen Tabu bleiben muß, soll das Menschliche gewahrt bleiben. Bedingungslos! 

Ist es da weit hergeholt, das Bild und Verständnis der Gottesmutter Maria, mit ihrem Schutzmantel, dessen Zuflucht man in Anspruch nimmt, als Ausdruck dieses Menschseins - Mensch im Geheimnis als Wesen der Freiheit weil des Menschseins - zu begreifen? Der Mutter Maria, die alles birgt und verhüllt, um vor dem Bösen und dem Bösen der Menschen zu schützen, um dann und so, im Geheimnis geborgen, zu Jesus zu führen? 

Ist es da weit hergeholt, diese Gottesmutter als jene Frau zu sehen, die auch die Apokalypse des Johannes nennt, die den (von der Welt her gesehen) letzten, eigentlichen Kampf gegen Satan führt, als Bergerin des Geheimnisses, das zu entreißen der eigentliche Sieg des Teufels wäre und ist?

***

Nehme ich dem Menschen die Idee* der Freiheit, so nehme ich ihm die Idee seiner höchsten Selbstwirklichung seiner Natur wie Berufung, nehme ich ihm seinen Selbststand. Er wird sich in unfreie Mechanismen fügen, sich und die Welt nur noch als Automatismus sehen (können), und nur dumpf eine Unwirklichung spüren, bis er völlig in Dumpfheit verfallen ist - sich im entscheidenden Anfange nicht verwirklicht hat. Seine Selbstbewegung kommt nie in Kraft und Fülle, und was er erkennend besitzt, erlischt, wird erstickt.

Ihm bleiben bestenfalls noch "bewegende Momente", als Anstoß und eigentlich Bewegendes von außen, wie die Massendynamik, die Droge, der Zwang von Umständen, oder - das heute aktuellste Mittel vielleicht - der Zwang der "Systemlogik", in die zu fliehen so verführerisch ist.



*160920*

Montag, 21. September 2020

Gegen den Antichrist (2)

Aus gegebenem Anlaß eine Wiederholung eines Beitrags auf diesem Blog, der hier am 30. September 2010 gebracht worden ist.

"Ich verstehe den zivilisatorischen Prozeß als Aktion des Antichrists und ehre die Mächte, die in Hölderlin und George wild lustvoll, sprengend einbrechen, als Gestalten des Katechon - aber nicht nur in der strömenden Fülle, wie sie etwa der Sieger sei es des Schlachtfeldes, sei es der Arena im Augenblick des Triumphes erfährt, sondern auch in der schweigenden Gewalt der Sitte wird der Weitergang der Bosheit verhindert. Wir alle können dazu beitragen, in dem wir uns für die mythischen Gerüste opfern und indem wir aus der Öffentlichkeit, vor allem aus dem Kulturbetrieb, ausscheiden.

Ich denke an die Ordensstiftung Georges, an die Rückzüge Heideggers nach Todtnauberg, Ernst Jüngers nach Wilflingen - allein die Abseitigkeit ist heute schon ein Verdienst."

Gerhard Nebel in "Stefan George und die entgötterte Welt"


*160920*


Samstag, 19. September 2020

Das Leben in Zyklen (3)

Dritter Teil einer Artikelserie aus diesem Blog vom September 2010.


Unser Leben, ein leerer Raum (3)

Kein Krieg hier (dafür woanders und noch tiefer). Keine Gewalt da (dafür woanders und noch unklärbarer). Keine Ungerechtigkeit hier (dafür woanders und noch bitterer). So weit geht es schon mit dieser Angst, diese kleinen "Siege" wieder zu verlieren, daß wir gar nicht mehr den Mut haben, überhaupt ... ZU SEIN. Und das geht nur als Ganzer! In einer Bewegung, die nicht all dieses Kleingeld als Effekt möchte, sondern die viel mehr will. Während der Aufwand, um diese "Früchte" zu halten, immer höher wird, und längst das Ganze gefordert hat.

(Es sind also nicht irgendwelche Eigenschaftlichkeiten, Facetten der "Gutheit", um die es geht. Diese haben kein Sein für sich. Thomas von Aquin schreibt einmal: Die Akzidentien, die Eigenschaftsbestimmtheiten, und das sind auch die Tätigkeiten, existieren nicht selbst im eigentlichen Sinn, sondern nur, insofern durch sie die Substanz (und damit das Seiende, der Mensch im Selbststand) etwas ist, so und so bestimmt ist).

Die Welt ist ein unfaßbar ausgewogenes Gesamtsystem, und was sie trägt, was sie bewegt, und ihr Daseinsgeheimnis ist Bewegung, ist Liebe, ist Freude. Das zu sehen braucht keine naive Romantik oder utopistische Wirklichkeitsferne, im Gegenteil, es braucht nur ein wenig Verstand. Freude! Freuung! Zeitlos, quer zur Gegenwart, und für jeden in immer demselben Ausmaß "erhältlich". Wer hier etwas wegnimmt, schmälert es woanders. Sein Leben bläst sich auf, mit immer substanzloserem Zeug, ja. Aber es enthält nicht mehr ... Freude. Und in ihr zu leben lohnt nur um eine Zieles wegen: Schönheit.


Der VdZ weiß: Es ist eine Haltung, die so total und radikal gegen das steht, was gegenwärtig unser Leben ausmacht, daß man erschreckt. Aber es wäre tatsächlich nur unklug und naiv, in einem radikalen Umsichschlagen diese Position umzusetzen zu versuchen. Die Klugheit verlangt vielmehr ein langsames Entstricken. Radikal die Dinge wegzuwerfen, die uns bislang bestimmten, wäre sogar in den allermeisten Fällen nichts anderes, als das neue Ziel mit alten Mitteln, durch Überspringen der Gegenwart im Dienste eines besseren Morgen, zu erreichen zu suchen!


Es gibt nie ein Morgen ohne Heute, und alle Zukunft ist eine Folge der stets momentanen Gegenwarten. Erst müssen wir wieder lernen, diese Gegenwart ganz zu sehen. Dann erst wird sich unser Leben wieder füllen, wird wieder - realer! nicht der von Vorstellungswelten! - Lebensraum entstehen! Denn Raum entsteht mit den Dingen. Dingloser Raum - und davon ist hier und an diesem Tage die Rede - ist kein Raum mehr ... er ist nicht.


(Es geht also auch nicht einfach um "Verzicht", das ist meist tatsächlich ein bloß romantisches, unbrauchbares Konzept der Selbsttäuschung, als wäre es nämlich so leicht - den Verzicht auf den Plunder, der unser Leben heute bestimmt, als Askese, als Verzicht zu bezeichnen, ist ja eine Beleidigung der wirklichen Tugend, die eine Haltung zum Gut ist, keine "Kasteiung" im Sinne einer zu verwerfenden Substanzschmälerung. Es geht eben nicht um Verzicht - es geht um Auswahl, um eine neue Wertschätzung! Also das genaue Gegenteil so mancher "Grün-"Bewegung.)

Und das ist auch schon das Ziel, der Endpunkt, auf den eines Leben sich zubewegen soll. Aber es braucht manches dazu, um wieder sehen zu lernen, um frei zu werden. Denn nur der Freie sieht. Und die stärksten, vor allem subtilsten, verstecktesten Seile flicht die Gewohnheit und die Trägheit. Jeder Zugewinn an Schönheit bringt nur in dem Maß Lebensfülle, und das ist eine konkrete, dinghafte Fülle, hier ist nicht von einem "Cyberglück" die Rede, als die jeweilige Freiheit erlaubt und bemißt! Je tiefer das zu Genießende, das das Transzendente eines Konkreten ist, desto mehr wirkliche, und das heißt auch: leibliche Tugend, Tüchtigkeit, eben Freiheit heißt das, braucht es. Um das zu erlangen, was uns erst zu Gefäßen dieser Freuung macht: die Schönheitsfähigkeit.


*160920*

Freitag, 18. September 2020

Das Leben in Zyklen (2)

Hier der zweite Teil einer Artikelreihe vom Ende September 2010 aus diesem Blog. Coronakrise hin, Coronakrise her - mehr als Neues gibt es offenbar ständig das Gleiche.



Unser Leben, ein leerer Raum (2)

Hat uns die technische Entwicklung wirklich "mehr" Dinge (leichter) ermöglicht? Oder werden uns nicht einfach andere Dinge unterjubelt?

Ist das, was aus den Fabrikationsstraßen kommt, wirklich noch ein Anzug? Ist es ein Kleidungsstück, das auch nur annähernd mit einem "Maßanzug", dem Urbild eines Anzugs, an dem sich jedes Fließbandstück messen muß und mißt, vergleichbar ist? Oder ist es gar keine wirkliche Ware mehr, sondern bloßer Schein, der gewisse Grundbedürfnisse befriedigt, die ein Kartoffelsack im Grunde (es ist nur leicht übertrieben) genauso befriedigen könnte? Haben wir nicht für diesen "Wohlstand", der den Namen vielleicht gar nicht verdient, einen extrem hohen Preis bezahlt. Wir haben die Dinge verloren?! Und ist es nicht das, was uns an allen Ecken und Enden auf den Kopf fällt?

Ist es nicht so, daß wir versucht haben, besser zu leben, und dabei verdrängt haben, was leben überhaupt ist? Haben wir nicht ein gigantisches "Bäumchen wechsle dich"-Spiel aufgezogen, getragen von der Vereinbarung zu einer riesigen Illusion, zu der alle schweigen - wo alle mehr und mehr nur noch so tun, als hätten sie jene Produkte, DERETWEGEN sie diese Entwirklichung der Welt, die um ihre Eigenschaften betrogen wird!, akzeptieren und vorantreiben - ohne sie damit überhaupt noch jemals zu "haben"?

Ist dann also, das alles bedacht und fortgesetzt, das Internet, die Cyberworld, die reine Illusionswelt, getragen von pausenlosem "Welt-Geschwätz" in Facebook etc. als "Universalidentität", als "Allgott", als "Pan-Theos", die sogar uns Menschen, unsere Identität nur noch in Wortwolken existent sein läßt, am Ende dieser Kette nicht das Allerlogischeste? Ist nicht dieses ständige "Stand-by"-Haltung, in der sich alles schon findet, das Indiz schlechthin? WANN BEGINNT mein LEBEN ENDLICH?!

Aber nicht nur das. Wir haben dafür auch akzeptiert, daß wir die Basis unseres Lebens - die reine Luft, das saubere Wasser, die Artenvielfalt der Welt, die Schönheit der Welt, die Schönheit der Künste, des Umgangs miteinander, alles einfach - dafür hergeben! FÜR SINNLOSES ZEUG, FÜR BLOSZEN SCHEIN HERGEBEN! Für wertlose Zweite-, Dritte-, Vierte-Wahl-Produkte.

(Hier schließt sich noch manch anderer Gedankenkreis, der in letzten Blog-Einträgen hier angeschnitten wurde, so zum Beispiel der über den "Mittelstand", der für sich gesehen unvollständig gewirkt haben mag: Hier wird rasch klar, warum die sprichwörtlich gewordene "Million" keineswegs "Mittelstand" bedeutet. Sie ist ein Scheinrang in einer Scheinwelt - nicht mehr.)

Demnach, und der VdZ neigt zu dieser Ansicht, hat sich rein gar nichts verbessert, und wer immer uns erklärt, daß die jährlichen Produktivitätssteigerungen es sind, auf denen unser ganzes Rentensystem, unser Sozialstaat als Meister des Vernebelns der wirklichen Vorgänge, einfach alle diese tollen Annehmlichkeiten beruhen, auch die wachsenden Schulden zu einem reinen Rechenspiel machen, und völlig unbedenklich sind, den sollten wir teeren, federn, und vor die Stadt setzen!


Es hat sich nichts verändert im Sinne von verbessert - die Dinge haben sich nur verschoben. Alles ist damit nur komplizierter geworden, komplexer, vor allem aber undurchschaubarer, scheinbar, ganz vorn, an den Kassenschaltern, nicht nämlich unten, in den Eingeweiden, in den wirklichen Vorgängen, die sich nach oben nur so und so ziseliert darstellen, als wären sie Dinge für sich.

Doch nichts, vielleicht wirklich gar nichts, ist besser geworden. Sondern alles, was etwas wert ist und war, wurde unerreichbarer oder schlechter. Oder glauben Sie allen Ernstes, daß selbst ein nebensächliches Produkt, wie eben ein Anzug vom Fließband, DASSELBE Ding ist wie ein Maßanzug? Dann probieren Sie einmal einen Maßanzug, von einem guten Schneider (der dasselbe verdient, wie vor zweihundert Jahren ...). Und Sie werden denselben Wohlstand erfahren, wie er vor zweihundert Jahren geherrscht hat. Vielleicht aber werden Sie gar wieder eine Ahnung davon bekommen, was es überhaupt heißt: LEBEN!

Nicht funktionieren, eingespannt in einer Maschinerie, deren Sinn allen abhanden gekommen ist, weil ihr Ziel unerreichbar ist. Und das wird uns in dem Maß klar, als die Ressourcen schwinden. Als es keinen Reserveraum mehr gibt - den wir nun schon im Weltall suchen. Rom hat bestens funktioniert. Solange es expandieren konnte. Als die Ressourcen aber begrenzt blieben, gab es nur noch eine kurze Periode unter Augustus. Dann wurde es so lange kompliziert, bis es krachte. Unser Wohlstandssystem war ausgerichtet auf einen fernen Punkt, wo die - immer wieder! - Lateralschäden (die Umwelt, die menschlichen Inhalte, die Schönheit) eines Tages wieder gutgemacht werden könnten, weil nun alles erreicht wäre. Glück. Gemeinwohl. Wohlstand.

Besitzen wir das alles aber wirklich? Haben wir nicht wie Kindergärtner dieser lächerlichen Betulichkeitspädagogik jedes scheinbar Erreichte für sich gestellt, und an die Wand gepinnt, wo es nun angstvoll behütet wird? Was haben wir denn wirklich erreicht?

Morgen Teil 3)



Donnerstag, 17. September 2020

Das Leben in Zyklen (1)

Die folgende Artikelreihe stammt von Ende September 2010. Auch damals stieg der Goldpreis schier ins Unermeßliche, wie heute, und auch damals war die Konjunkturstimmung am Tiefpunkt, das Ende der Welt, der Dritte Weltkrieg, der totale Wirtschaftscrash, der Zusammenbruch des Klimas, die Viruserkrankung nie gesehenen Ausmaßes und tödlichster Wirkung - alles natürlich samt wissenschaftlichem Brief und Siegel - unmittelbar bevor, und diesmal aber wirklich. So wie heute, im Jahre 2020, also ... dieses Mal, wo alles echt und wirklich und wissenschaftlich noch garantierter ist.

Die Überlegungen, die die Gesamtsituation erfordern, die Gedanken zu Gold und Geld und Welt sind in vielerlei Hinsichten so gleich, daß bewußt die Artikel unverändert wiedergegeben werden sollten, samt den alten Außenlinks. Denn man könnte schier meinen, die Dinge unserer Welt verliefen wie in einer Spirale und zyklisch. Maske und Kostüm wechseln, die Wirklichkeit ist aber (vielleicht) diesselbe. Und damit auch das, was zu tun ist.


Goldpreisentwicklung im letzten Jahr

Unser Leben, ein leerer Raum (1)

Der Goldpreis steigt und steigt und steigt, und wann immer Zeitungsberichte, wie in den letzten Wochen manchmal, das Gegenteil behaupten, warnen, so kann man fast sicher davon ausgehen, daß dies PR der Notenbank oder von Banken ist, die Angst haben, ihre Finanzprodukte nicht an den Mann zu bringen, oder die Gold ... horten wollen. Historisch die häufigste Methode, wie ein Staat seine "Währung reformiert". Das heißt, die alte Währung abstößt, weil sie als Tauschmittel endgültig zu wertlos und zu fragwürdig geworden ist. Auch das kommt in Zyklen und regelmäßig vor.

Und der VdZ überliest sie nicht, die Berichte über die Goldkäufe immer neuer Konstrukte, wie der "Bank für Internationalen Zahlungsaustausch", die damit spekulieren, daß jede Zwischenstufe, jede neue Risikomischung, ein wenig mehr Spielraum wieder ergibt, wie die wirklichen Vorgänge - und bei Gott, wie einfach sind die nämlich! - abzufangen, zu puffern, um das ganze Gebäude nicht, NOCH nicht, einstürzen zu lassen.

Bemerkenswert ist freilich die Beobachtung, daß die Wertschätzung von Gold über all die Jahrtausende gar, seit Anbeginn der Geschichtsschreibung, immer gleichblieb. Das kann nicht anders begründet werden als in einer tief mythisch verankerten Sicht der Welt, in der die Dinge ihrem Ursprung entsprechen. Also war Gold das Metall der Sonne, der Gestirne, des Lichts - der Erkenntnis, der Wahrheit ... Gottes. Gold wurde deshalb religiös gar verehrt, und daraus bezieht es seinen Wert bis heute, weil es als "geronnenes Licht", als Symbol und gar Inkarnation Gottes gesehen wurde. Entsprechende Kulte, mit nur wenigen Abweichungen, lassen sich in allen Kulturen der Welt und der Weltgeschichte nachweisen.

Ein untrügliches Zeichen für das Ende einer Kultur - oder zumindest einer Epoche, einer Phase - ist deshalb das Abstoßen der auf bloßem Vertrauen INEINANDER, in die Kultur also, aufbauenden Werte und Wertsymbole, des Geldes in diesem Fall. Und die Flucht in diesen letzten Auffangboden, die Flucht in den Goldkauf.

Bemerkenswert, daß das Äquivalent von Gold und Ware, also von menschlicher Leistung, praktisch immer, zumindest annähernd, gleich blieb. Kostete vor zweihundert Jahren ein Maßanzug etwa eine Unze Gold, so entspricht der heutige Goldpreis genau demselben Warenwert: einem Maßanzug. Und es erhellt bereits das nächste zu Sagende, wenn man "Anzug" das bestimmende "Maß" vorstellt.

Denn da gab es die Segnungen der Industrialisierung, der Arbeitsteilung, noch mehr aber der Mechanisierung. Vorzugsweise durch Wirtschaftsstudien gescheit gemachte Fachleute jubeln von Jahr zu Jahr, in welchem Ausmaß die moderne Wirtschaftsgeschichte eine Versorgung der Menschen gesichert und verbessert hat, in welchem Ausmaß die Technik das Leben der Menschen verbessert und erleichtert hat.

Hat sie das aber wirklich? Ist das, was aus den Fabrikationsstraßen kommt, wirklich noch ein Anzug?


Morgen Teil 2) Hat uns die technische Entwicklung wirklich 
"mehr" Dinge (leichter) ermöglicht? 
Oder werden nicht einfach die Dinge ausgewechselt? 
Bezieht sich die vielgerühmte Produktivitätssteigerung 
wirklich auf dieselben Dinge?


*140820*

Mittwoch, 16. September 2020

Die frühe Antithese zur Kultur

In dem Moment, wo das Ideal des Lebens in Gott nicht mehr die Armut - Äquivalent zum Sterben als Tor zur Übernatur, als verbindendes Glied also - ist, in dem Moment ist die Tür geöffnet zur Möglichkeit, daß ein Leben mit Gott ein Leben in Reichtum sei. In dem Moment sind Güter und Besitz ein Weg zu Gott, und nicht mehr - wie zuvor - ein Weg von Gott weg, wie es die Heilige Schrift viele Male erzählt. 

Damit hat sich im 13. Jahrhundert, wo das eintrat, die Tür zum Protestantismus und noch deutlicher: zum Calvinismus geöffnet. Der sogar die These vertritt, daß Reichtum ein Zeichen für ein Leben in Gott ist, während Armut Verdammnis und Nicht-Errettetheit aussagt.
Es war aber auch das Jahrhundert des Geldes, das erstmals nach der Römerzeit wieder in so hohem Umfang und in neuer Rolle (sic!) aufkam, daß es mehr und mehr zum Träger der Entwicklungen wurde. Und mit ihm kehrte sich in rasendem Tempo das Prinzip des gesellschaftlichen Lebens vollkommen um: 
Aus einer Liebesgemeinschaft (als Ideal), in der jeder jedem diente, und es nicht nur nicht mit Gewinnabsicht tat, sondern im Gegenteil, im Geben das entscheidende und schöpferische Moment sah (und mit Recht, wollen wir hinzufügen), wurde eine berechnende Gesellschaft und Kultur. In der Geld das freie Spiel der göttlichen Vorsehung (meinetwegen nennen wir es: Schicksal, oder besser: Geschick) auszuschließen begann. Wer nicht beichtet, muß eine gelungene Welt beweisen.
So ist die direkte Antithese zur vormaligen Grundthese des Abendlandes definitiv im 13. Jahrhundert gesetzt worden. Das jenes Jahrhundert war, in dem sich Geld und Wert zu einem eigenen Ding entwickelt hat, das aus seiner abstrakten Natur heraus das Insgesamt der Lebenserscheinungen, das ein dichtes Gefüge der Welt war, zu dominieren begann. Die Welt wurde auseinandergerissen.

Also ist es auch kein Mirakel, daß exakt dieses Jahrhundert auch jene Epoche war, in der die mechanische, über Takt sich bewegende Uhr nicht nur erfunden wurde, sondern in hohem Tempo Verbreitung und Anwendung fand. Sie begann nun das Auseinandergerissene zusammenzuhalten, und diktierte dabei die Welt, die sie abzustimmen begann. Sie war es nun, die den Verlust des Ineinander der Dinge, die sich wechselseitig abstimmen (weil alles Gelingen, also alles Seiende, eine Frage des Zusammentreffens, also der Vereinbarung ist), durch mechanische Vorgänge ersetzte.

Die kein Leben "in Gott" mehr verlangten, um stimmig zu bleiben. Sodaß jede Unstimmigkeit in einer Abkehr von Gott zu begründen war, wobei man damit leben mußte, daß eben die Welt unvollkommen ist, WEIL der Mensch es kraft der Folgen der Erbsünde ist. Nunmehr lag das Gelingen in der Vereinbarung.

Also nimmt es auch nicht wunder, daß eben in diesem "langen Jahrhundert" (wie Jacques Le Goff es nennt, weil sich eine sehr geschlossene Epoche zeigt, die aber  genau genommen von den 1160er Jahren bis zu den 1330er Jahren dauerte, als die Pest einbrach und vorerst alles stoppte) in der Beweiskraft erstmals der schriftliche Vertrag das Obergewicht vor der mündlichen Vereinbarung erlangte.
Alle diese Erscheinungen aber gehören in eine Reihe. Sie sind Ausdruck ein und desselben prinzipiellen Geschehens, in dem der Mensch Gott gegenüber mißtrauisch geworden ist. Warum? Weil das, woran der Mensch festhält, der Welt "gestohlen" ist. Das alleine wäre nicht das Problem, aber das war es: Der Mensch wollte es nicht mehr hergeben. 
Sodaß sich die Sünde als beherrschende, aber notwendig verborgene, fortan aber sogar führende, bestimmende Stimmung bahn brach ... 
Was nun kommt, was wir von dort an als Geschichte vor Augen haben, wird zunehmend ausschließlicher zu einem Versuch, die Sünde zu rechtfertigen und vor Gottes Augen zu verbergen.

Aus der Hand Gottes gerissen, mußte aber nunmehr alles der menschlichen Bestimmung zubehörig werden. Es mußte zählbar, wägbar, vergleichbar, bewertbar, berechenbar werden. Nach und nach formierten sich die König- und Fürstentümer zu Staaten, nach und nach entstand ein Rechtssystem, das aus einer eigenen Logik heraus Recht zu sprechen begann, nach und nach wurde die Finanzbuchhaltung in den königlichen Kassen etabliert, nach und nach stieg überall - und wirklich überall und in jeder gesellschaftlichen Schichte - das Maß der finanziellen Verschuldung, und damit weiter die Bedeutung des Geldes und des Zinses.

Das Abendland wurde in diesem langen 13. Jahrhundert zu einer Welt, in der sich Mathematik und Welt, Geist und Natur im Nominalismus, ja sogar die Zeit und Natur - als fortan Zeit versus menschliches Gefühl und menschliches Ereignis, ein Geschehen von immenser Folgewirkung! - endgültig als zwei einander fremde, wesenhaft "andere" Dinge gegenüberstanden. Sodaß nicht mehr eines aus dem anderen hervorging, eines nur eine andere Ebene des anderen war. Die Bedeutung der Zahl änderte sich somit. Sie wurde vom Weltsymbol zum bloßen Zeichen.

So nebenbei stellte die Uhr die Sphäre des Öffentlichen mit der technischen Weiterentwicklung (Kleinheit, Transportabilität) immer mehr ins Private durch, das so durch das Öffentliche bezwungen und "geordnet" wurde.