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Dienstag, 15. September 2020

Im Schlag des Hohen Herzens

Das Volk in Einheit weil im selben Takt des Herzens - als das jeden Kreislauf der Welt Treibende - mit seinem Herren, das ist die Idee, die hinter der zu allen Zeiten und in allen Kulturen auffindbaren Praxis, 
vom Palast, der sein Urbild im Tempel hat, und selbst wiederum Urbild für die Wohnungen des Volkes ist,
also vom Zentrum der höchsten Macht ausgehend, durch laute Töne wie Trommeln oder Glocken den Tagesablauf wie Lebensrhythmus eines Volkes zu bestimmen. Denn eine Kultur kann nur funktionieren, wenn einerseits die Vereinbarung, das Abstimmen, und anderseits das Messen von Zeit und Zeiträumen möglich ist. 

Man könnte dies als "Zeitbestimmung" oder "-messung" bezeichnen, aber das ist es nur als ein Aspekt. Denn die Zeit bemessen die Menschen in der Geschichte aus ganz anderen Dingen. Ein Beispiel: Bei den Römern oder Chinesen war es aus religiösen Gründen notwendig und üblich, die Städte, die Straßen und die Häuser nach den Himmelsrichtungen auszurichten. Ein Nebeneffekt davon war aber, daß die Bewohner aus dem Schatten, den die Häuser warfen, allmählich auch die "Uhrzeit" ablesen konnten. Die Jahreszeiten einzuberechnen ist eine Kleinigkeit, die schon das Kind spielend lernt.
Der Rhythmus des Schlages aus dem Zentrum, der alle Dinge und alle Menschen durchdringt, die Glocken, die Trommeln, die Trompeten, die menschliche Stimme, ist vielmehr eine Grundfrage der Einheit. 
Und es ist somit eine der Sinndimensionen der Herz Jesu-Verehrung. In der ein Volk sich in den Schlag seines Gottes eintaktet. Und es ist der Sinn der Herz-Mariä-Verehrung, in der ein Volk sich in den Takt jener größten Heiligen eintaktet, der für ihn der sicherste Weg zur Erfüllung seines Daseinssinnes - die Anähnlichung an Gott als Erfüllung des Wesens der Schöpfung des Menschen, die in der Idee der Ähnlichkeit und Abbildhaftigkeit erfolgte, "nach Seinem Bilde schuf er ihn" - bedeutet.
Das ist aber auch der wahre Sinn von Zeitmeßinstrumenten, ob Sonnen- oder Wasser- oder Mechanismusgetriebene Uhren wie in Europa. Die im Wesentlichen das seltsame Glück hatten, daß die Witterungsbedingungen für Sonnen- oder Wasseruhren zu schlecht waren. Denn die Veränderungen der Treibmedien (vor allem Wasser bei niedrigen Temperaturen) durch das Wetter waren das größte Problem dieser Art von Zeitmessern. Im islamischen Raum freilich war das keines, da war es immer warm, also stoppte dort im 13. Jahrhundert auch die Entwicklung von Uhren.

In Europa mußte man sich auf andere Arten der Zeitmessung konzentrieren. Und erfand im 13. Jahrhundert die mechanisch, durch irgendeine Art oszillierenden Apparates - etwa durch eine Feder, oder ein an einem Seilzug befestigter, "fallendes" Gewicht als kontinuierlicher Strom, der wiederum über das fast Wesentlichste an einer Uhr, die Hemmung, einen oszillierenden Mechanismus antreiben kann, usw. usf. - getriebene Uhr. Die zufällig weitere immense Vorteile hatte, an die sicher keiner gedacht hatte, die aber später entscheidend für die gesamte Kultur wurden: Sie war verkleinerbar, bis zur Taschenuhr, und sie war transportabel.



*040920*