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Montag, 31. Oktober 2016

Das mußte hierher

Manchmal weiß man wirklich nicht mehr, was man zu diesem Papst noch sagen soll .... OnePeterFive bringt folgende Meldung, und reagiert mit ebensolchem sprachlosem Kopfschütteln, denn als Selbstironie war es offenbar nicht gemeint.

"In einer fast 40 Minuten langen vorbereiteten Rede warnte Papst Franziskus Neubischöfe davor, ihr Amt für persönliche Zwecke zu mißbrauchen und nicht dazu, die Liebe, Treue und Heiligkeit Gottes weiterzugeben.

Die Welt hat mitreißende, aber verlogene Redner, hat mit Verlaub Bischöfe und Priester satt, die dem Zeitgeist nachlaufen. Die Menschen riechen sie heraus - sie haben den Geruchssinn Gottes - und sie laufen davon, wenn sie merken, daß sie es mit Narzissen, Manipulatoren, Vertretern der nur eigenen Sache und Marktschreiern eigener Kreuzzüge der Eitelkeit zu tun haben, sagte der Papst."









*180916*

Hinter den Kitteln der Weiber

Es gehört streng inhaltlich gesehen zu den Ausführungen über den Islam, der VdZ hat es aber ausgegliedert, weil ihm die Aussage zu wichtig erscheint, um in der Textmasse der Vortage unterzugehen. Dabei geht es um die Pseudologie, in der der Wahrheitsgehalt nomineller Sprache lediglich Reaktionsschild und nicht Teil der Wahrheitssuche selbst ist. Er sinkt deshalb bestenfalls zur "Richtigkeit" einer Teilaussage ab.

Dabei wurde ausgeführt, daß die Pseudologie einem Widerspruch zwischen der Sprache des Leibes (als unabkömmlicher Träger und Ausdruck der gesamtpersönlichen Mitte - das Geheimnis des Heiles, der Erlösung ist eine Erlösung des Leibes! sie ist "rein geistig" schon anthropologisch gar nicht möglich) und des bewußten Denkgebäudes darstellt. 

Nun soll der Hinweis folgen, daß dies in besonderer Weise typisch ist für Menschen, die sich ihrer identitären Realität (und Identitä ist ungemein real) entziehen wollen. Damit ist klar, daß die Pseudologie in erster Linie Menschen betrifft, die in ihrer Identität sich selbst entfremdet sind. Damit ist die Pseudologie hier vor allem ein Problem der stark an Frauen orientierten Männer (Muttersöhnchen; Menschen mit sexuellen Identitätsstörungen; "Frauenversteher" als Männer, die ihre Identiät als Mann aufgeben weil sie an der Frau nicht mehr "als Mann" handeln*, sondern in Gleichheit, wenn nicht Unterordnung, wie es für Männer aus mutterdominierten Herkunftsfamilien typisch ist) und, umgekehrt, von Frauen, die mit ihren realen Rollen nicht einverstanden sind, sich damit nicht begnügen, sondern in genuin männliche Bereiche übergreifen. 

Was so verdammt kompliziert klingt, ist in der Realität sehr sehr einfach. Und zeigt sich bei den heute in Massen auftretenden Frauen in der Politik. Diese zeichnen sich quer durch die Bank dadurch aus, daß sie explizite Forderungen der Gruppe, die sie vertreten, mit großer Vehemenz vertreten. Das ist derzeit in Deutschland außerordentlich deutlich zu erkennen. Ob das eine Sarah Wagenknecht als führungsfigur der Linken ist, oder Frauke Petry oder neben so vielen anderen eine Wiebke Mühsal für die AfD, oder Angela Merkel für die CDU. Dazu kommt noch die zahlreichen Führungsfrauen der Grünen. Für sie alle gilt, daß sie keinen anderen Zugang zu nominellen Inhalten haben al sden der Pseudologie. 

Direkt damit hängt auch eine Wissenschaft zusammen, die sich als Rationalismus von der Notwendigkeit einer ständigen Rückführung von Begriffen auf komplexe Wirklichkeiten zu absentieren sucht, indem sie ständig nominelle "Logik" nachweist.

Nahezu die gesamte deutsche (und österrichische) Politik ist deshalb von Pseudologien geprägt, denen unsere Länder verdanken, daß sie ohn ejeden Zweifle in schwerste Schäden geführt wurden und werden. In Deutschland ist es besonders schwerwiegend, weil mit ESM, Energiewende und Flüchtlings-Nominalhumanität alleine drei Politikfelder betroffen sind, die real (!) Auswirkungen auf Deutschland haben, die das Land auf Jahrzehnte über die Grenzen des dem Land möglichen hinausdrücken wird.

Aber auch eine Diskussion, die sich nur noch auf "Burkaverbot" oder "Badevorschriften" oder alle möglichen Nominalforderungen (Sprachkenntnisse, Wertebekenntnisse, Gleichberechtigungsschwafeleien, etc. etc.) kapriziert, zeigt das an.

Wie sehr das zutrifft, zeigt diese Video, eine Stellungnahme von Wiebke Mühsal. Nicht EIN argument das sie anführt, ist in Wirklichkeit haltbar und widerspruchsfrei. Auf dieser Ebene zu argumentieren MUSZ deshalb über kurz oder lang scheitern. WIR SIND, wenn wir nicht mehr aufbringen können, WEHRLOS. Mit solcher Argumentatoin haben wir bereits jetzt verloren, weil sich immer und irgendwann unsere Widersprüche gegen uns selbst wenden.

Wenn aber Männer die Politik an Frauen abschieben, weil sie nicht mehr Männer sein wollen - was soll dann auch herauskommen? Verstecken wir uns nicht hinter den Kitteln jener Frauen, denen der Geduldsfaden reißt, weil die Männer nicht ihre Aufgaben erfüllen? Denn nur sie können "ganzheitlich" in die Politik eingreifen. Frauen müssen zwangsläufig pseudologisch bleiben. Denn ihr Leib fährt auf einem anderen Gleis.









*Das zu illustrieren ist mit Beispielen gar nicht mehr möglich, weil es eigentlich eine Generalerscheinung geworden ist: Der völlige Verlust der Männlichkeit hat ganze gesellschaftliche Segmente, ganze Instutionen - die Kirche! - befallen, die damit jede Realitätsrelevanz verloren haben.




*030916*


Sonntag, 30. Oktober 2016

Ohne Feudalismus kein Adel, ohne Adel keine Familie

Wie es im Abendland seit der Renaissance in unaufhörlicher Entwicklung geschah, seit die eigentliche ständisch-organismmische Organisation unserer Kultur von "Stand" zu "soziale Schichte (oder sozialer Stand)" gewandelt wurde, löst sich damit auch der eigentliche Sinn des Adels in Luft auf. Wie immer man ihn heute noch zu rechtfertigen oder zu bewahren vesucht, so geschieht es nur noch im Rahmen bürgerlicher Kategorien. Dabei war er noch von Montesquieu als notwendiger Mittler zwischen Zentralmacht und einfachem Bürger gesehen worden, der Franzose hatte die notwendige Organizität jeder Form von Gesellschaft wenigstens noch geahnt. Aber es war zu spät. Mit dem sukzessiven Auflösen der Grundherrschaft, der Verwandlung von Adel in bestenfalls noch Großgrundbesitzer und Unternehmer (oder, wie in England, Pachtherren) löste sich das Haus auf, aus welchem Begriff der Adel seit je gelebt hatte, ehe er im 19. Jhd. endgültig unterging.*

Ein Zerfall, der sich heute bis in die Familie fortsetzt, denn auch dieser Begriff ist heute bereits ein Restbegriff, der der Familie - soziologischer, abgeflachter, entleerter Reduktionsbegriff des Hauses - ein ähnliches Schicksal wie das des Adels nicht ersparen wird. Wobei jedes Begreifen dort endet, denn darüber hinaus gibt es nichs mehr, hier endet die Geschichte. Fällt die Grundherrschaft, fällt der Adel. Fällt das Haus, fällt die Familie. Zuvor aber - werden die Staaten fallen.**

"Wir wissen heute, daß die Hochkulturen aus der Überschichtung von Ackerbauvölkern durch Hirtenkrieger, vor allem durch das Pferd beherrschende Reitervölker hervorgegangen sind. So war die Hochkultur durch Jahrtausende ein Welt der Herrschaft reiterlicher Herrenschichten auf dem Land und in der Stadt Sie ruht aber überall auf dem paternal geordneten Pflugbauerntum auf. Diese adelig-bäuerliche Herrschaftswelt hat sich im neueren Europa und dessen überseeischen Siedlungsländern zur industriellen Welt der Arbeit gewandelt und diese ist nun daran, die ganze Erde zu ergreifen. Hier verschwindet nicht nur die adelige "Herrschaft", sondern auch das "bäuerliche Haus" wird als gültige Sozialform beiseite geschoben, wenn nicht überhaupt aufgelöst.

Dieser neuen Welt ist es bisher nicht gelungen, dauernde Formen des menschlichen Zusammenlebens und ein ihr gemäßes Geistesleben zu gestalten. Wir leben noch immer in stärkstem Maße aus dem geistigen Erbe einer andersartigen Vergangenheit, ohne in ihm zwischen dem Dauernd-Gültigen, Allgemein-Menschlichen und dem zeitbedingten, nun zur Vergangenheit Gewordenen mit Sicherheit scheiden zu können. Es gibt uns in vielem keine Antwort auf die uns bedrängenden Fragen mehr und doch können wir es nicht aufgeben, ohne vor dem Nichts zu stehen. Sollte hierin nicht eine der wesentlichen Wurzeln der geistigen Krise der Gegenwart liegen?"



Otto Brunner, "Adeliges Landleben und europäischer Geist"




*Was ab dem 18. Jhd. noch an "Adel" entstand, ist bis auf ganz wenige Ausnahmen - jenen wenigen, die in Landstandadel stiegen - im eigentlichen Sinn kein Adel mehr. Schon gar trifft das ab dem 19. Jhd. zu. Ihn 1918 in Österreich formell aufzulösen hat also schon seine Richtigkeit, denn als vererbte soziale, also nicht mehr landständisch-feudale Kategorie hat er keine Berechtigung als Gliederungsmerkmal mehr.

**Jeder Versuch, "die Familie" zu stärken, der nicht primär auf "das Haus", die paternale Struktur abzielt, muß scheitern oder ist bestenfalls naive, "gut gemeinte", meist langfristig aber sogar kontraproduktive Kosmetik, meist aus der Unbeholfenheit geboren, weil man das Problem - die wurzeln, worin Familie begründet liegt - nicht in seiner ganzen Dimension erkennt. Das oft genug regelrecht zynishe Dimensionen annimmt, schon gar wenn gleichzeitig mit den "Verbesserungsmaßnahmen" die eigentlichen auflösenden Kräfte (etwa durch "gleichberechtigungsmaßnahmen" o. ä.) gestärkt werden. Familie und Ehe wird dadurch auf ein "privates Glück" reduziert, was ihr ihre eigentliche existentielle und staatstragende Dimension aber raubt. 

Diese Einsicht ist aber derartig weit weg von dem, was heute zu diesem Thema gedacht und geglaubt wird (auch in den Kirchen, auch in sogenannten Protestbewegungen und -schichten), daß es unausweichlich scheint, daß ein exstremer Niedergangspunkt erreicht werden wird müssen, der herkömmliche Systemwege definitiv nicht mehr möglich macht und eliminiert. Sodaß sich das "Haus" (als Bedingung der Familie) aus chthonischen, gewissermaßen archaisch-anthropologischen Ungeformtheiten über einen langen Weg des Versuchens heraus wieder regenerieren wird müssen. Die anthropologische Verankerung der Ehe ist es nämlich, die gar keine Alternative zuläßt: Entweder Ehe und "Haus", oder der Mensch (und damit jede Kultur) wird nicht mehr sein. Man kann diskutieren, ob man das als Hoffnung sehen kann.





*140916*

Über die Ursprünge des Islam (3)


Teil 3) Wie eine Religion entstehen kann, 
und auch heute laufend neue Religionen entstehen






Aber jede Religion BRAUCHT konkrete Personen und Gestalten, in denen sie sich am vollkommensten verwirklicht. Denn der Mensch ist, wie Y Gasset so schön sagt, "utopisch". Er ist nur Mensch, wenn er sich auf ein Ideal hin transzendiert. Zumindest in der Funktion den Helden in unseren "Heldensagen" vergleichbar. Die dabei immer eine mehr oder weniger kleine oder große historische Substanz haben.

Ein Hinterfragen der Historizität der Geschichten über Mohammed verbietet aber der Islam. Vielleicht gab es ihn, vielleicht war er ein Kaufmann, vielleicht war er einer der ersten oder der erste, der diese Funktion erkannte, sah, oder sich dazu berufen fühlte. Die Merkmale "persönlicher göttlicher Inspiration" sind ja keineswegs selten anzutreffen, schon gar nicht bei einer gewissen "verinnerlichten" Religionsauffassung, wie die Geschichte des Protestantismus so eindrücklich zeigt, die von "Erwählten" als Träger direkten göttlichen (Reform-)Auftrags nur so wimmelt. Mit diesen verbindet ihn auf jeden Fall, daß in der Figur des "Mohammed" unwichtig wurde, ob er eine historische Gestalt oder eine rein poetischen Wirklichkeiten folgende Idealgestalt war, auf die die menschliche Tradierung mit der Zeit alles einigte, was einer "Idealfigur" (der Zeit) entsprach.

Der VdZ kennt persönlich gar nicht wenige Menschen, die sich als solche Inspirierten sehen und eigentlich eine neue Religion gründen (wollen). In allen Fällen übrigens als Konglomerat aus christlichen, also vorhandenen, traditionellen Religionsvorstellungen, persönlichen Variationen und Einfällen, und natürlich immer im Maß der geistigen (nicht:geistlichen!) Tiefe und vor allem am Bildungs- und Verstandeshorizont derjenigen. Praktisch immer sind deshalb Religion"en" (außerhalb des katholischen Christentums, das ja eigentlich keine "Religion" in diesem Sinn ist) Simplifizierungen zu verdanken, in denen geistige Sachverhalte nicht oder mangelhaft verstanden werden. Der häufigste Grund dabei ist die Verdinglichung geistiger Inhalte, also ein kategorialer Denkfehler, der in subjektiver Leistungsfähigkeit und -willigkeit begründet liegt. Die Rolle der Trägheit dabei, auch in ihrem Wechselspiel mit subjektiven Lebensphasen, Charakterprägungen und Lebensaltern, ist immer eine eigene Untersuchung wert.

Dort ist auch der Ansatzpunkt, an dem man sie allesamt erkennen kann, denn keineswegs ist ein Irrtum im luftleeren Raum entstanden, sondern ist immer eine weltliche-persönliche Beimischung zur Wahrheit (in allen Stufen) selbst, in die alles Irdische, Geschöpfliche ganz real und im Konkreten eingebettet ist, weil wir sonst Welt überhaupt nicht erkennen könnten. Sie sind also Verstöße - warum auch immer - gegen die sehr wohl objektiv (wenn auch nie rational erschöpfend, aber doch analog, auf ein Zentrum verweisend, insofern widerspruchsfrei) erkennbare Welt. Insofern kann man sich die Entstehung einer Religion (wie beim Islam) sehr gut als menschliches Ereignis vorstellen.

Eine solche Feuerprobe muß das Christentum aushalten, und das tut es auch, wie die Philosophie eindrücklich zeigt. Aber auch der Islam muß sie aushalten, und da beginnt das Problem, denn - das tut er nicht. Und um es zu vermeiden belegt er sich sogar mit Grenzen des Denkens, die er mit der prinzipiellen Unerschöpflichkeit Gottes begründet, in der das Dogma dem Verstand in jedem Fall vorzuziehen ist.

Die Faszination des Islam, die fürs Abendland noch recht jung ist und etwa im 19. Jhd. endgültig einsetzte, ist zeitgleich zu sehen mit einer Entwicklung, in der der "Sinn für das Heilige" in Europa zu verdunsten begann - also spätestens mit der Aufklärung. Denn auf einer natürlichen Ebene hat sich im Islam tatsächlich eine sehr natürliche Religiosität (als Sinn für Poesie, beides verschmilzt ja, wenn auch nicht gleichrangig) bewahrt, die dem Europäer mittlerweile fast völlig abhanden gekommen ist. Denn der Europäer ist vielfach nicht einfach nur "nicht mehr christlich", er ist nicht einmal mehr "religiös". Insofern ist das islamische Wort, daß ein Nicht-Muslim "gar kein mensch sei", nicht einmal ganz unwahr, denn der Verlust des Religiösen ist in der Tat der Verlust des Humanen. Martin Mosebach, der diese Länder oft und viel bereist hat, weist auch immer wieder darauf hin, daß sich mit den Muslimen auf dieser grundsätzlich religiösen Ebene immer und überall gut auskommen läßt. Wirkliche Aversionen haben sie nur gegenüber jenen, die überhaupt nicht religiös sind.








*Ein eigenes Kapitel schlug ein erst 2015 in England entdecktes Fragment eines "Koran". (Das Wort "Koran" stammt linguistisch allerhöchster Wahrscheinlichkeit nach aus dem syro-aramäischen Wort "Querein" - und damit wurde ein christliches Verkündigungsbuch bezeichnet. Dieses bislagn älteste Koranfragment stammt sehr sicher aus dem Zeitraum des späten 6. und frühen 7. Jhds., wäre also am ersten Ende VOR dem im Islam tradierten Lebenszeitraum Mohammeds entstanden. Vielleicht also ein Koran-Fragment, das der Verbrennung im 9. Jhd. (die als prinzipieller Akt ganz sicher in den nachfolgenden Jahrhunderten weiter erfolgte, sobald man Schriften fand, die nicht mit den offiziellen Fassungen übereinstimmten) entgangen ist?

**In dem auch das Judentum weit verbreitet war. Nicht zuletzt waren ja die Juden die ersten "Ziele" christlicher Mission, verband doch so viel mit ihm.

***Noch Franz Xaver fand im 16. Jhd. Enklaven im arabischen Süden, die ein originales Christentum hegten, das in diesen Zeitraum zurückreichte. Er berichtet, daß es nur wenige Korrekturen für inhaltliche Fehler brauchte, die sich in so langer Isolierung eingeschlichen hatten. Diese Christen waren aber äußerst froh, endlich wieder Priester und Sakramente zu haben. Daß die unter der Kaaba in Mekka, dem Zentralheiligtum der Muslime, vorzufindenden Fundamente mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die Reste einer christlichen Kirche sind wurde an dieser Stelle bereits erwähnt.



*030916*

Samstag, 29. Oktober 2016

Da bleibt einem nur noch die Spucke weg

Ein ABC-News-Bericht aus 2010 - alles also lange vor dem derzeitigen Wahlkampf - über die schwindelerregenden Verquickungen von sowohl Bill als auch Hillary Clinton in die fragwürdigsten Machenschaften, hier alleine im Zusammenhang mit (nie realisierten) "Hilfsprojekten" nach dem Erdbeben. Hunderte Millionen, die aus Steuergeldern in private Taschen flossen. Man muß fast schon den Hut ziehen, sieht man die kaum zu fassende Unverfrorenheit, mit der gewisse Leute vorgehen. Dabei ist das Netz mit unwiderlegbaren Belegen und Zeugnissen für eine kriminelle Energie, die einen sprachlos macht.

Wobei wir über den unfaßlichen Irrsinn, der sich in Haiti rund um angebliche "Hilfsprojekte" abgespielt hat und immer noch abspielt noch gesondert berichten werden. Vorerst nur als Literaturhinweis "The Big Truck That Went By" von Jonathan M. Katz. Denn die Insel ist unter der "US-Hilfe" mit völlig chaotischer, ja aberwitzig sinnloser und kontraproduktiver internationaler Hilfe im Schlepptau zu einer US-Kolonie schlimmsten Zuschnitts geworden, wo ganz offen (weil sich niemand dafür interessiert) Konzerne und Privatpersonen ihre 'Taschen füllen. Von Wiederaufbau in Haiti kann aber keine Rede sein. Der Präsident von Haiti sagt selbst, daß unter maßgeblichem Wirken der Clintons keine 2 % der Gelder, die geflossen sind, überhaupt in Haiti angekommen sind. Das einzige was gestiegen ist ist ... der Drogentransfer von Haiti aus.

Man mag von Donald Trump halten was man will. Aber hier ernsthaft privaten Schelmereien und Ungustiösitäten - political incorrectness also! - gegen Hillary Clintons erwiesene Taten gegenwiegen zu wollen muß die Anfrage erlauben, ob man überhaupt noch weiß, wovon die Rede ist. Da geht es um völlig andere Dimensionen. Wenn Trump sagt, daß hinter den Clintons schwerkriminelle Energie steckt, dann gibt es dafür so handfeste Belege, daß man ihm nur zustimmen kann.

Der Leser möge sich dazu auch vor Augen halten, was in den USA gegen den früheren Präsidenten Bill Clinton schon zur Zeit seines Senatorenamts in Arkansas (und auch später, als Präsident) an die Oberfläche kam. Der Mann war - schon als Senator von Arkansas - nicht nur sexbesessen und ständiger Drogenkonsument, selbst in seinem Amtsbüro, oder ließ sich etwa die Frauen durch seine Leibwächter beschaffen und machte sie  mit Versprechungen für Regierungsanstellungen gefügig, die er dann auch tatsächlich vergab. Dutzendfach, hundertfach.

Rund um ihn gedieh vielmehr Drogenschmuggel, Morde, Erpressung, Korruption, Beweismittelvernichtung, Zeugenbeseitigung durch direkten Mord oder Rufmord, reihenweise "Selbstmorde" oder "tödliche Unfälle", Zerstörung von Existenzen, Geldwäsche, er selbst war ohnehin ein notorischer (und überführter) Lügner, betrieb schamlosen Mißbrauch von öffentlichen Geldern, betrieb Insidergschäfte unter Ausnützung politischer Information ... es ist buchstäblich haarsträubend!  Hillary war dabei keineswegs die armleidende Ehefrau, sondern sie hielt in alledem die Hintergrundfäden in der Hand. Es gab unzähliche Untersuchungen, zehntausende Seiten in Untersuchungsakten. Alles versiegte, meist auf seltsamsten Wegen, hartnäckige Beamte wurden ruiniert oder gleich aus dem Weg geräumt.

Clinton war jener Präsident, der permanent seine Macht mißbrauchte und dabei ausweitete. Er war jener Präsident, der um von seinen privaten Skandalen abzulenken sogar den Balkankrieg unter Umgehung der Gesetze vom Zaun brach.  Schon nur die Übersicht von Thomas E. Woods über seine Amtszeit ist eine Fahrt durchs Gruselkabinett.

Vizepräsident unter den beiden Präsidentschaften von Bill Clinton? Al Gore. Der später den Klimawandel erfand, der ihn zum Milliardär machte. Wen interessiert heute noch, daß sein oscar-gekrönter (!) Film "An Inconvenient Truth" ist eine einzige Aneinanderreihung von Falschaussagen ist.

Das WorldWideWeb ist voll mit Belegen. Aber das Netzwerk der Clintonschen Beziehungen - mit der Schaltzentrale und Anspielstation "Clinton Foundation" - ist so dicht und mächtig und korrumpiert, daß in den eng mit diesem Netzwerk verwobenen Leitmedien buchstäblich nichts durchkommt und alles niedergeschlagen wird und wurde. Trump sagt mit Recht einmal, daß nicht unterscheidbar ist, wo die Grenze zwischen Clintonschen Amtsgeschäften und der Clinton Foundation noch zu finden wäre. "The robbery of a state," nennt D'Souza die Tätigkeiten der Clintons. (Über historische Vorbilder bei den Florentiner Medicis wird der geneigte Leser im Dezember mehr lesen.)

Diese Welt steht uns in vollem Ausmaß erst noch bevor, denn an der zutiefst a-moralischen Charakterdisposition von Hillary Clinton - die, wie es aussieht, trotz aller skandalösen Enthüllungen, die bereits ans Tageslicht kamen, die Wahlen gewinnen wird - kann gar kein Zweifel bestehen. Da wird sogar so ein Schurrlschumpf wie Trump zur letzten Hoffnung, daß ihre Amtsübernahme verhindert werden  möge. Von der viele der Meinung sind, daß sie "Krieg", gar "Weltkrieg" bedeuten würde. Denn die Clintons kennen keine Grenzen.










*281016*

Demokratie führt zu Zentralismus

Aufgrund der Gleichheit als Vorausetzung der Demokratie stellt sich in einer Demokratie das Paradox ein, daß sie eine Gleichheit der Mittel zu bewirken sucht - und jedem das Ziel freistellt. Einheit aber bedeutet das genaue Gegenteil: Es bedeutet die Gleichheit des Zieles, zu dem aber lauter verschiedene Mittel führen. 

Somit stellt sich in der Demokratie - besonders in alten Demokratien - ein scheinbares Paradox ein: Daß sie automatisch zu einer immer weiteren Stärkung der Zentralgewalt führt. Warum? Tocqueville erklärt es bestechend: Die Auflösung der Zwischenmenschlichkeit als Institution, wie sie die Aristrokratie (=die Monarchie) bedeutet, stellt jeden Menschen vor die Situation, daß ihm die Machtmittel fehlen, seine Lebensprobleme zu lösen. Stattdessen füllt der Staat alle diese Leerstellen, der Bürger steht also immer einem totalen, unendlich mächtigen Staat gegenüber, dem er hoffnungslos unterlegen ist.

Dies löst bei den Bürgern eine Demokratie etwas aus das wie "Friedensliebe" aussieht, in Wirklichkeit aber die immer größere Furcht davor ist, daß sich "etwas ändert" und vor allem daß ihr Wohlstand, das Sichere in ihrem Leben, gefährdet wird - durch einen Krieg. Oberstes Gesetz im Lande wird die öffentliche Ruhe, die sogar zur einzigen Leidenschaft wird.

Das führt zu einem Verhalten, in dem jeder alles haßt, was den anderen von ihm unterscheidet - nirgendwo werden Privilegien so gehaßt wie in der Demokratie - und doch (!) im Geheimen hofft und auf verborgenen Wegen sucht, den Staat "für seine Sache" zu gewinnen, an dessen Macht durch Nähe mehr als andere teilzunehmen, zu welchem Zweck sich die Beamtenschaft als Stand am allerbesten eignet. Nur der Staat kann noch Abstufungen herbeiführen, und er wird immer gieriger, dies auch monopolistisch zu tun, indem er in immer mehr Lebensbereiche vordringt um sie nach seinen Vorstellungen - damit von ihm abhängig - zu "ordnen".

Die Demokratie führt damit aus sich heraus zu einer Haltung der selbstverständlichen, inneren Unterwürfigkeit unter die Zenralmacht, die Staatsgewalt, wie sie keine aristokratische (nicht: absolutistische!) Monarchie auch nur annähernd kannte. Denn in dieser ist zwischen dem Einzelnen und der Zentralmacht eine unendlcihe Fülle von jeweils selbst organisierenden, mehr oder weniger selbstbestimmten Ebenen eingeschaltet, die nach oben vermitteln. Auf diesen Ebenen hat der Einzelne je nach Stand und Persönlichkeit gleichermaßen Verantwortung wie Möglichkeit zu wirken, aber auch viel spezifischeren, zutreffenderen Schutz, weil diese Ebenen weit weit mehr Informationen verarbeiten können  als eine Zentralmacht. Wer die Geschichte der Monarchie in Europa studiert wird zu der überraschenden Feststellung kommen, daß die Mitsprachemöglichkeit des Einzelnen, die Möglichkeit zur Gestaltung und Anpassung seiner direkten Lebensbedingungen, bei weitem größer waren als in den heutigen Demokratien. Die gar nicht anders können als zu verallgemeinern, und dabei den Einzelnen nicht nur simplifizeiren müssen, sondern in dieser Allgemeinheit allzu leicht in die Gefahr geraten, überhaupt keinem Einzelfall mehr gerecht zu werden. Gleichzeitig werden ihre Problemlösungen immer träger und langsamer, weshalb es weithin zu beobachten ist, daß als (dialektische Gegen-)Wirkung in einer Demokratie eine Neigung mancher sozialer Gruppen zur Despotie erwächst. Die heute als "Zunahme des Radikalismus" tatsächlich beobachtet werden kann.

Weil es unausweichlich ist, daß mit der Zeit in der Demokratie das Gefühl der individuellen Ohmacht anwächst. Denn der Bürger sieht sich ständig übergroßen und in der Verallgemeinerung der Gleichheit immer weniger aufs Einzelne zutreffenden Agenden gegenüber, auf die er keinen direkten - höchstens abstrakt irgendwie (z. B. über die "Wahlen") vorgestellten - und geordneten Einfluß hat. Entsprechend gewinnen simplifizierte, abstrakte Ideen an Gewalt und Bedeutung, einersetis, udn entsprechend formieren sich Einflußfaktoren, die sich nicht mehr an demokratische Prozesse selbst halten, sondern über andere Faktoren versuchen, die Mittel und die Gewalt über Einfluß auf die Zentralgewalt zu lenken (wie im Lobbying, in NGOs und Vereinen, über Medien, Parteien etc., oder schließlich über Korruption.)

Der Zentralismus als Lauf der Demokratie führt zu einer ungeheuren Gleichheit des Fühlens, die von dieser Zentralmacht, die immer weiter anwächst, ausgeht weil sich an ihr orientiert. Was die Zentralmacht immer ausschließlicher zum Objekt der Begierde macht, und zwar auch der ausländischer Mächte. Sogar im Falle eines Krieges, denn ist es in einer aristokratischen Monarchie fast nicht möglich, ein "Volk" zu unterwerfen, weil auch der Verteidigungswille ungleich ausgeprägter und vor allem dezentralisierter ist, besiegt man die Regierung, fällt in einer Demokratie mit der Regierung sofort das Volk (was heißen kann: schon am Verhandlungstisch), das in seinem individuellen Verteidigungswillen ohnehin schwach ist. Mit der Regierung, mit der Hauptstadt eines Landes "hat" man in einer Demokratie das Volk.*

Dieses Anwachsen des Zentralismus liegt in der Demokratie schon rein in der Dauer begründet, weil die Bürger entsprechend herangezogen werden, sich immer mehr daran gewöhnen, und dieses Daseinsgefühl in dem Maß selber und progressiv steigend stärken und weitergeben, als die Gleichheit vorangeschritten ist. Die Ungleichheit selbst wird zum Störfaktor und Problem. Je länger die Demokratie als Staatsform in einem Volk dauert, desto feiger - ja, man müßte sogar sagen: desto hinterhältiger - werden ihre Bürger.

Gleichzeitig hassen zwar die Bürger alle gesellschaftlichen, staatlichen Institutionen und Organisationen der Gewalt, doch lieben sie die Gewalt direkt und immer bedingugsloser, weil nur diese die Garantie der Gleichheit bedeutet, die zugleich und vor allem die Gleichheit des anderen garantiert. Der Mensch der Demokratie gehorcht keinem Nachbarn, weil ja alle ihm gleich sind, und er von niemandem abhängig ist, weil alle gleich sind - das macht ihn stolz. Er weigert sich, die Überlegenheit des anderen anzuerkennen, er mißtraut dem Rechtsgefühl des Nächsten und betrachtet seine Macht argwöhnisch und läßt ihn jeden Augenblick die gemeinsame Abhängigkeit vom Staat fühlen. Menschen, die zuvor eine Oberschicht ablehnten, anerkennen nunmehr einen unvergleichlich mächtigeren Oberherren, dem sie sich in scheinbarem Widerspruch zu dem erwähnten Stolz völlig unterwürfig zuneigen.

Sie gewähren dieser Oberherrschaft deshalb immer mehr Rechte (treten sie ab oder lassen sie sich widerspruchslos nehmen), damit die Zentralgewalt weiter wachse und diese Ruhe nicht nur garantiere, sondern auch herstelle. Selbst wenn sich politische Richtungen unterscheiden, so wird man aber aufgrund der immer weiter zunehmenden Schwäche der Bürger feststellen, daß sich diese Richtungen in immer weniger unterscheiden, und schon gar nicht noch grundsätzliche Veränderungen anstreben - weil alle vor allem eines wollen: daß im Grunde alles in den Mitteln gleich bleibe.

Tocqueville schreibt schon 1840, daß er überzeugt ist, daß sich die Entwicklung Europas hin zu Demokratien und Gleichheit nicht aufhalten lassen wird. Und zwar eigentlich, weil die absolutistischen Monarchien selbst diesen Wünschen der Menschen die Wege bereitet haben. Damit aber werden dieselben Menschen in ihrer natürlichen Neigung auch zum Zentralismus neigen. Der instinktiv angestrebt werden wird, wenn auch auf unterschiedliche Art, jedoch unausbleiblich. Lokale Freiheit und individuelle Unabhängigkeit, schreibt er, wird über kurz oder lang nur noch eine künstliche Bestrebung sein.

Denn es gibt sie nicht zugleich: Die Freiheit und die Gleichheit.**




*Mit dem Zerfallen der aristokratischen Monarchien, deren Übergang zum Absolutismus, war der moderne Massenkrieg, wie ihn erstmals Napoleon führte, logische Folge, der auf ein Europa traf, wo ihm mit den Regierungen und Hauptstädten auch das gesamte Land zufiel. Bis auf jene Reste, wo dieser Absolutismus noch nicht prägend genug gewesen war - wie Tirol. Entsprechend zwang er aber die absolutistischen Staaten, zu den selben Mitteln des Volks- und Massenkrieges zu greifen.

**Wahrheit, Sittlichkeit und Freiheit sind eine untrennbare Trias des menschlichen Heils, also auch das eigentliche Ziel des Gemeinwohls (nicht: Wohlstand ...) Die Kirche hat nie aufgehört, die Demokratie als "geringeres Übel" (mangels realistischer Alternativen) zu sehen. Als Form an sich aber ist sie prinzipiell ungenügend (denn das Idealbild einer menschlichen Gesellschaft muß die Kirche sein, die als "societas perfecta", als Urbild jeder Gesellschaft eine aristokratische Monarchie ist) und extrem gefährdet, das Gemeinwohl als Ziel der Politik nicht nur nicht zu erreichen, sondern einem solchen entgegen zu wirken. Grundhaltung kann deshalb nie mehr sein als ein "Versuch, das beste daraus zu machen".






*090916*

Über die Ursprünge des Islam (2)

Teil 2) Indizien, die die kolportierte Geschichte des Islam dekonstruieren 
 - Welche Religion bleibt dann noch?





Diese neue Religion war also ein "Codex der Einigung", aber auch gewisser aufgeklärter "Humanisierung" der unterschiedlichsten Lebensweisen, der natürlich eines brauchte, um von allen anerkannt zu werden: Autorität. Und da kam die Figur eines "Gesandten", eines von Gott direkt beauftragten Propheten ins Spiel. Als Autorität, die grundsätzlich von niemandem hinterfragt werden durfte und zunehmend "göttlich" werden mußte. Nur so konnte sie legitim werden, und erst so wurde sie zu einem Machtfaktor, auch wenn die politisch-militärische Macht schwächer wurde, ja hier zeigt sich sogar eine deutliche gegenläufige, "ergänzende" Bewegung. Vergleichbar einer Ehefrau, die die Hosen anzieht, weil ihr Mann schwach, unmännlich ist. Diese Aspekt wird meist tatsächlich übersehen.

In verschiedenen Geschichtswerken aber angesprochen, meist aber doch zu wenig ausgeführt, ist der Umstand, daß der Islam als Religion in dem Maß Bedeutung und Gestalt annahm, als die arabische politische Macht mit einer immer geeinteren europäisch-katholischen, sich allmählich konsolidierenden Kultur konfrontiert war, die in ihrem Kern tatsächlich religiös motiviert war. In dieser Dialektik - einer Dialektik, die auch in der Geschichte der Weltanschauungen des 19. und 20. Jhds. von der Geschichtsschreibung oft sträflich ignoriert wird, mit den Polen Kommunismus und Faschismus - ist historisch erkennbar, daß sich ein auch politisch verstandener Islam immer stärker und zum politisch-kutlurellen Gegenentwurf für das immer stärker werdende Abendland wurde. In der nicht nur die Niederlagen der Araber in Spanien, in denen erstmals ein als "'Christenheit" auftretendes Europa ihre Expansion stoppte, sondern auch die Kreuzzüge eine bislang zumindst im allgemeinen Bewußtsein noch kaum ausreichend bewertete Rolle spielten. 

Genau so muß auch der Islam als "Bewegung der Antimoderne" im 20. Jhds. gesehen werden. Als kulturellen, politisch-gesellschaftlichen Gegenentwurf gegen eine Zivilisation, eine politische Macht, der die arabische, islamische Welt hoffnungslos, ja demütigend (man denke nur an die "Neuordnung" des Raumes nach dem 1. Weltkrieg) unterlegen war. Eine Moderne, die eben in Europa (und dessen unerzogenem Kind, den USA) greifbar war. Es spricht deshalb auch alles dafür, daß der "Islamismus" tatsächlich als die tragende Substanz der islamischen Welt heute gesehen werden muß, was auch viele und schätzenswerte muslimische Denker ganz genau so beklagen. Er ist mehr denn je, was er zu Anfang war: Eine sozial-politische Bewegung einer Gegenkultur gegen den Westen, mit allen Merkmalen einer "Bewegung der schuldhaft Benachteiligten", mit der Unterlegene sich gerne rechtfertigen.

Der Islam ist also als religiöse, eigentlich ursprünglich nur "in etwa" umfassen sollende Idee einer Gesamtreligion zu begreifen, die alles einbegriff, was sich in seinem politischen Raum bewegte. Die sich im Laufe der nächsten Jahrhunderte aber immer mehr als Kern einer eigenen, neuen "Religion" verfestigte, und zwar in ihrer Angegriffenheit, als Abgrenzungs-, als Identitätsreaktion, die in dieser Eigenart auch immer einen voluntaristischen, positivistischen Zug haben MUSZ. Hätte der Islam keine Gegnerschaft, würde er sich förmlich "auflösen". Und hat er sie nicht außen, sucht er sie innen. Der protestantische Puritanismus läßt grüßen. 

Das ging so weit, daß auch alles christlich-arianische (zur Absetzung) umgedeutet wurde. Bis hin zur "Ausrichtung nach Mekka" - als allmähliche Umwandlung der christlichen Gebetsorientierung NACH OSTEN (von Jerusalem, Damaskus, vom mittelmeerischen Abendland aus gesehen ist das bei Mekka tatsächlich auch so), von wo die Wiederkunft Christi, des Gottessohnes, erwartet und in jeder Heiligen Messe real wird. Von welchem Zusammenhang auch im Christentum leider heute kaum noch jemand einen Begriff hat, die sich aber noch in jeder gotischen Kirche findet (und erst unlängst der afrikanische Kardinal Sarah zu Recht wieder einzuhalten forderte.) Mit einem Mekka, das für das 6. Jhd. nicht einmal als Stadt, bestenfalls als Karawanserei nachgewiesen werden kann. Mit einem Mekka, dessen geographisches Umfeld als Herkunftsland Abrahams und insofern als uraltes religiöses Zentrum gesehen werden muß, auch von der Christenheit. Eine sehr frühe christliche Kirche dort ist also höchst wahrscheinlich (siehe Kaaba)! "Der Ort, an dem alles begann", ist also genau in dieser Bedeutung vom Islam übernommen und weiter oder umgedeutet worden. Der Islam zog die Interpretationshoheit für alle vorhandenen anderen religiösen, aber auch philosophischen Deutungen an sich. Zugleich kann er - weil er seine Wahrheit nicht in der Geschichte, also in der Realität verankert - jede Widerlegung seiner Interpretation abschmettern.

Anders als das Christentum, das die Wahrheit GERADE in der Geschichte verankert, ihr (bzw. der Poesie) also Realität zumißt. Gott ist dem Christentum deshalb nicht nur "im nominell geoffenbarten Wort" erkennbar, oder im "direkten Draht" (wie es der Suffismus analog zum Protestantismus versucht), sondern die Welt IST ganz real (wenn auch nicht einfach im "Faktischen") eine Selbsterzählung und Offenbarung Gottes. Logischerweise ist die Logik der Welt im Islam mit der Gottes NICHT kompatibel, es sind zwei Welten, und damit zwei Wahrheiten.

Diese Sichtweise lehnt das Christentum natürlich ab, und darauf baut auch der abendländische Wissens- und Wissenschaftsbegriff auf. Wenngleich Wahrheitserkentnis, also Wissen (das ein komplexer Vorgang ist, also auch nicht mit dem simplen Rationalismusbegriff der Moderne übereinstimmt), im Christentum genau deshalb (graduelle) TEILHABE am Wissen Gottes ist, die Tür zur Wissenschaft dabei ZUERST und AUCH die der Sittlichkeit ist. Wissenschaft ohne Sittlichkeit (und das ist nicht schlicht dasselbe wie "Moral") ist auch im Christentum nicht möglich.*

Im unten vorzufindenden Video findet sich dazu eine ganz eigene, nicht uninterssante, dem hier Gesagten aber nicht wirklich widersprechende Theorie, ja er führt fast wenn auch auf anderen Wegen zum Kern der Aussagen hier. Indem die Forscher im Video sehr wahrscheinliche Zusammenhänge von Korantexten mit biblischen Geschehensorten aufweisen. Sie verweisen dabei auf eine historische Dekomposition der Bibel, die im Koran festzustellen sein dürfte.Was eine logische Folge wäre, reißt man das Neue Testament überhaupt aus der Historizität. Sie verweisen damit darauf, daß zahllose christlich-jüdische Traditioen in den Koran übernommen wurden, deren Geschichte und Geschichten aber im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende ZUVOR bereits ihre Umformungen in der mündlichen Überlieferung erfahren hatten. Als Poesie kennt der Islam eben nur "Gegenwart", Historizität, ja Zeit im abendländisch-aufgeklärt, rationalistisch verstandenen linearen Sinn ist ihm fremd.

Als Islam, der sich in all diesen Entwicklungen auf die Person eines "Mohammed" in ihrer Legitimation, abger sogar in ihrem ursprünglichen Impetus - Christus, der Gesandte, der Gesalbte, ist der von Gott gesandte Prophet - zuspitzte. Auch diese Legitimation ist ja v. a. in jenen erwähten historischen Epochen in vreschiedenen Phasen geschehen, und immer mehr in eine der eigenen Religionsgestalt getreten, und zwar endgültig - im von Norden her von den Christen bedrohten Spanien. Vielleicht gab es eine solche Person, historisch belegt ist er jedenfalls nicht. Die erste Münze, auf der sich (wahrscheinlich) ein Person namens Mohammed findet, datiert 60 Jahre NACH seinem (offiziellen) Tod, und das ist für eine Zeit, die angeblich in seinem Namen die halbe Welt zu unterwerfen begann, höchst bemerkenswert. Im Video (das endlich morgen hier zu finden sein wird) wird es auf die Spitze getrieben: Es war nicht der Islam, der das arabische Imperium hervorbrachte, sondern es war das arabische Imperium, das den Islam schuf.



 Morgen Teil 3) Wie eine Religion entstehen kann, 
und auch heute laufend neue Religionen entstehen




*Um sich mit dem Islam auseinanderzusetzen muß man vor alolem eines: Bereit sein, genau zu denken, und das ist eine Mühe. Der Hauptgrund, warum der Islam in Europa derzeit so gut wie keinen inhaltlichen Widerstand mehr finder - außer den einer vordergründigen Differenz in moralischen Agenden -  liegt im europäischen Verlust der Sittlichkeit, der einen Verlust des Denkvermögens bewirkt. Die Wahrheit ist deshalb, daß Europa dem Islam NICHTS entgegenzusetzen hat außer indistinkte Abwehr, von der aber niemand mehr weiß, warum sie sein sollte. Weshalb sich Europa sogar mit Nebeln aus Begriffen verteidigt, die es selbst überhaupt nicht versteht (wie: Demokratie, Geschlechtergleichheit, etc. etc.) Es kann sich derzeit dem Islam nicht mehr widersetzen,. weil es nur noch behaupten kann und sich dabei laufend widerspricht - der Islam aber wesentlich stärker "behauptet", ohne Widerspruchsfreiheit als Anspruch überhaupt zu kennen. Jede Revolution, jeder Umsturz aber nimmt seinen Anfang nicht in der Stärke des Angreifers, sondern in der Selbstschwäche des Verteidigers.





*030916*


Freitag, 28. Oktober 2016

Aber die größere Gefahr ist der Relativismus (5)

Teil 5)





Aber das Heilsgeschehen, der schöpferische Weltengrund, ist kein berechnbares, rein menschlich-irdisches Nutzengeschehen

In keinem Fall kann aber diese liturgische Formenstrenge als "fanatische Starrheit" bezeichnet worden, wie es neuerdings selbst höchste vatikanische Stellen plötzlich wieder definiert sehen wollen. Das ist nicht nur falsch, sondern ungerecht, nicht nur oft verleumderisch, sondern Gotteslästerung. Denn nur sie ist der Garant, nur der direkte Nachvollzug dessen, was Gott selbst als Gegenwärtigsetzung des Heiles in dieser Welt tat und somit zum Sakrament - der jedes Symbol durch seine Realität übersteigenden wirklichen Wirklichkeit des reinen Geistes in der Gestalt - hinterließ, das alles ins Sakramentale hebt, in diese reale, fleischlich-dinglich konkrete Verbindung von Übernatur und Natur, die die endgültige, ewige Welt unter die Menschen getragen hat, für jeden guten Willens zur Teilhabe an ihr offen. Eine Wirklichkeit, die 2000 Jahre lang die Menschen so überwältigte, daß nichts die Grenzenlosigkeit erreicht, mit der sie diesem Vollkommensten alles gaben, was sie hatten, Gold und Silber gegen den Geist gaben, der sich der Hingabe bedient, um unter ihnen zu wohnen, auch wenn sie die Kirchentore verlassen. Das ist der Grund der Üppigkeit, die die liturgischen Formen annahmen - Hingabe, Freude, Spiel, grenzenloser Gestaltungsüberschuß, der jede rein irdische, banale Alltagsform überhöhte, in ihre größte Möglichkeit trieb, der reinen Schönheit, dem reinen Symbol wegen. Auf daß dieser Himmel das ist, was er ist: Lückenloses Gewebe aus Geist, in dem keine Form, kein Ding, keine Gestalt nur "weltliche Funktion" ist, sondern auf das Schöne hin aufreißt, weil er erst dann wirklich es selbst ist.

Das Motiv hinter der heute so beklagenswerten, ja sogar oft angestrebten Entwertung der Form aber scheint klar: Denn in der Ablehnung dieser Formenstrenge, die als Haltung eine der dogmatisch sehr abgesicherten, philospohisch sehr klar erkennbaren Gnadenevokation ist (siehe oben), soll das Tor zu einem Relativismus geöffnet werden, der aber dogmatisch wie philosophisch genau das nicht ist: Wahrheit. Er ist vielmehr der simplifizierende Weg zu einer Gnadentheorie, die das subjektive, rein menschliche Erleben, damit auch die Sentimentalität (als unreines Gefühl der Psychogenese, also: rein innerpsychisch entstandene Realitätssimulation) als den eigentlichen Ort des Gnade - im bewußten "Feststellen, daß es so ist", als eigentlichem Glaubensakt - ansieht. 

Damit wird klar, daß hinter der Auflösung der liturgischen Formen, deren nachlässige Praxis, deren Ersetzen durch menschliche Gesten, ein völlig anderes Glaubens- und Gnadenverständnis steht. Es ist genau das, was Paul Hacker als den eigentlichen Moment des dogmatischen Abfalls von Martin Luther so überzeugend identifiziert hat, wie er in der Kirche aber etwa über charismatische, freikirchlich-protestantische Annäherungen längst Eingang gefunden hat, nur notdürftig dogmatisch "gezähmt" ("katholisiert") wurde, sich aber als Grundstruktur vor allem junger Menschen zu einer breiten, bereits protestantischen und damit nicht mehr allumfassenden, katholischen Erlebensstruktur verfestigt hat.  

Aus dieser Haltung heraus haben sich auch seit Jahrzehnten philosophische Ansätze entwickelt, die unter oft offenen Rückgriff auf Hegels Dialektik das rein Faktische als den eigentlichen Ort der Gnade identifizierten. In dem die Form selbst keinen immer gleichbleibenden Part mehr einnimmt, sondern aus den zufälligen Wechselspielen der menschlichen Lebensvollzüge sich ohnehin "immer" das "Wahre" in einer immer weitergehenden Annäherung zum "Punkt Omega" (T. de Chardin) auf Jesus Christus hin annähert. Damit braucht es keine Formenstrenge mehr, denn wenn letztlich jeder menschliche Impuls, jedes menschliche Handeln einen absoluten Zug hat, der sich in jedem Fall in der Auseinandersetzung mit der Antithese der Begegnung durchsetzt, ist die konkrete Gestalt menschlicher Verfaßtheit völlig gleichgültig. SOLANGE gewissermaßen die Erlösungsfrüchte selbst bejaht werden, zum einen. Zum anderen wird das menschliche Bewußtsein zum eigentlichen Ort des Seins des Menschen. Damit wird auch der Glaubensakt in dem Moment zum "glauben", in dem dieses Bewußtsein als "wissend" formiert ist, daß es sich so verhält, wie der Glaube sagt.

Machen wir es an einem Beispiel konkret: Wer den anderen umarmt, macht ihm die Liebe erfahrbar. Nicht mehr der, der wahr am anderen handelt, der gerecht handelt, auch wenn das meist gar nicht direkt "als Liebe" erfahrbar wird, sondern der, der den anderne "glauben macht", daß er nun gliebt würde, der würde auch die Liebe Christi weitergeben. Nun soll nicht gesagt werden, daß das überhaupt nicht auf diese Weise möglich ist. Aber sehr wohl soll gesagt werden, daß dies als Weiterreichen der Flamme des Reiches Gottes kategorial völlig ungenügend ist. Denn die Weitergabe des Reiches Gottes ist die Weitergabe der fleischgewordenen Gestalt der zur Welt hernieder gekommenen Gnade. Und diese Gnade, dieses göttliche Leben ist (potentiell, nicht mechanisch-automatisch, s. o.) präsent ... in den Formen der Symbole.

Wer deshalb die Menschen liebt, und nicht nur davon redet, gibt und achtet (und vor allem: läßt) die Welt als Geflecht der Symbole. Wer Mensch sein will lebt, wer Lehrer sein will leitet sie an, in diese Symbolwelt hinaufzusteigen. Und das geht nur über Liebe zur Form. Selbst der dunkelste Materialismus als politisches System kam nicht aus, ohne eine Welt der Symbole zu schaffen - er hätte sich bei den Menschen sofort als Todbringer entlarvt. Und keine Frau glaubt dem Manne die Liebe, der ihr keine Welt der Symbole schafft, denn die Frau ist wesentlich reines Symbol, sonst ist sie überhaupt nicht. Wo die Frau in eine Welt des reinen, weltbegrenzten Nutzendenkens hineinfällt, verfällt sie beobachtbar und körperlich binnen kurzem. Sie braucht deshalb die Form, fast noch mehr als der Mann, auf die hin sie sich transzendiert, die ihr nur der Mann als Geber der Idee vermitteln kann, weil erst das ihrer Körperlichkeit Körperlichkeit, also Gestalt gibt. Wo der Mann sie nicht mit dieser Heiligkeit der Formensprache umgibt, tobt sie bald in sich, weil ihre Kräfte im Leeren bleiben.

Und deshalb gilt dies nicht nur für die Kirche, sondern für jeden Leib, dem jemand vorzustehen hat. Leib, der deshalb alles daran setzt, die Gesetze die ihm die Form vorgibt zu halten, zu beachten, auszutragen und zu gebären. Nicht einmal das kleinste Unternehmen kann ohne diese Polarität - Form und gehorsamer Inhalt, in wechselseitiger, aber andersgearteter Zubehörigkeit aus Geben und Nehmen (meinetwegen: das ist sogar im Yin-Yang-Symbol ausgedrückt, ein tiefes Symbol einer der Grundwirklichkeiten der Welt) - bestehen. Wehe aber dem Yin, das der Form des Yang nicht exakt gehorcht. Außerhalb dieser Form ist das reine Nichts.

Nur so kann eine wahrlich menschenwürdige - weil an der Göttlichen Weisheit anhangende - Welt geschaffen werden. Die aus der Opferdramatik heraus lebt, und weiß, daß ihre Aufgabe nicht darin liegt, ein rein irdisch-menschliches Paradies zu schaffen. Das nämlich genau das nicht hätte, was es zu simulieren versucht: Liebe und Geglücktheit, die sich an "irdischem Erfolg" oder "Wohlstand" niemals bemessen kann. Denn die Welt ist mehr als Stein und Materie, als geistlose Lebensdynamik in Pflanze und Tier, deren geistige Analogie nicht in ihnen begründet liegt, sodaß sie sie halten könnten - sie vereht mit ihrem Tod. Der Mensch aber ist mehr als irdisches Fleisch und Gebein. Er ist jenes Wesen, das zwar mit den Füßen auf der Erde steht, aber mit dem Kopf, dem Geist, dem "Führungsorgan", in den Himmel ragt, und so die Wege seiner Füße bestimmt. Er ist jenes Wesen, das die banalen Verrichtungen der Aktions-Reaktionswelt der unbelebten, der vegetativ-belebten, der animalisch-belebten Welt zu übersteigen hat, um sie über die Form des Symbols in den Geist Gottes zu heben.







*Das Reich Gottes in der Neuen Schöpfung, nach allem Ende dieser ersten Schöpfung, nach dem Jüngsten Tag, wird nicht mehr untergehen, weil dann auch die in der jedem Menschen als Erbe weitergegebenen Hinfälligkeit, Brüchigkeit des Menschen - der Grund für die ständige Gefährdung der Welt, aus Gott zu fallen, und damit ins Nichts - wegfällt, das ewige und höchste Glück für alle also (wieder) Bestand hat, weil auch kein Teufel mehr Versuchung zum Abfall bilden kann.




*070916*

Über die Ursprünge des Islam (1)

Eine interessante, von historischen Fakten ausgehende Darstellung der Geschichte des Islam bringt das am Ende der Ausführungen vorzufindende Video aus England, das zugleich dem Geheimnis Islam, ja der Religion überhaupt Rechnung tragen will. "Because stories that never happend can be more powerful than historical stories." Es gelingt zum Teil. 

Aber begreift man die Ebene der Zweitwirklichkeit als jene mentale Ebene, die tragend wird, wenn ein Streit zwischen Denken und der leiblich-fleischlichen Ebene besteht, als Aufspaltung der Einheit des Menschen also (und doch in Einheit gefaßt*), sind wir gleich mitten im Thema Islam. Denn es IST das Problem um diese Religion.

Das sehenswerte Video, auf das Leser G den VdZ hinwies, sei Anlaß, eine nächste Annäherung an das Thema zu versuchen. Denn man muß, wie es so schön heißt, den Teig so lange kneten, bis kein Knoten mehr darin zu spüren ist. Was man erst beim Kneten, beim Schreiben feststellt.

Der Film setzt bei der manchen seltsam scheinenden Tatsache an, daß es für die Selbsterzählung der Muslime, wie der Islam entstanden sei, absolut keine historischen Belege gibt. Nachfolgend erlauben wir uns, sie noch einmal die hier schon mehrfach und umfassend darzustellen versuchte Erklärung zusammenzufassen, denn sie stimmt mit den Fragestellungen des Videos weitgehend überein. Sie soll nichts entwerten oder gar herabwürdigen, aber eine realistische Auseinandersetzung mit dem Islam möglich machen. Und ergänzen manches, was das Video nicht beantworten will. Der so wesentliche Aspekt des Arianismus fehlt leider überhaupt. Anderes, was das Video anspricht, wird nicht noch einmal erwähnt, es muß aber als Ergänzung gesehen werden. Wie überhaupt den Machern dieses Films profunde Kenntnis des christlichen Glaubens zu wünschen gewesen wäre. Wie halt so oft ... und gerade bei Menschen, die sich mit dem Thema Religion(en) befassen, die in der Regel getragen sind von einem völligen Unverständnis des Katholischen. Aber lassen wir das.

Wir verweisen deshalb erneut auf an dieser Stelle vor ein, zwei Jahren bereits detailreich ausgeführte Thesen, wie und warum vermutlich der Islam wirklich entstanden ist. Diese historisch höchst wahrscheinliche Erzählung kollidiert natürlich auf fatale Weise mit jener Erzählung, auf der der Islam einerseits zur Gänze beruht - und anderseits ... überhaupt nicht. Wo immer er Historizität vorgibt, ist es eine Reaktion. Wenn schon seit je im Christentum gesagt wurde, daß der Islam eine Perversion, ja eine Häresie des Christentums ist, der sich in vielem der reinen Äquivokation bedient (also nominell gleicher Aussagen, die aber auf anderen Ebenen stehen), so muß man dieser Aussage zustimmen. Und sie läßt sich historisch belegen.

Denn ohne die Geschichte der real geschehenen göttlichen Offenbarung an Muhammed fiele der Islam als Welterscheinung vollständig in sich zusammen. Das ist also weit mehr als eine Schönschreibgirlande, um die es dabei geht. Aber man muß sich diesen Realitäten stellen, weil man sonst den Islam wie er sich historisch und heute zeigt überhaupt nicht begreifen kann. Anderseits ist die Gesamtstruktur des Islam völlig ahistorisch, und in seinem Wesen dem tiefsten Wesen - strukturell, psychologisch, spirituell - der Poesie gleich.

Würde der Islam sich darauf beschränken, wäre ihm viel abzugewinnen, würde er aber zugleich seine tiefste Herkunft aus dem Christentum offenbaren, ja müßte er sogar in diesem aufgehen. Denn in Jesus Christus ist die Poesie selbst in die Welt gekommen. Real. Historisch. Real gegenwärtig. Das Wesen des Christentums, das Wesen des Reiches Gottes, ist die Verwandlung der Welt in reinste, vollkommenste Poesie. Und nur so kann man seine Geschichte verstehen. Historizität kann also niemals "Feind" sein, der Poesie auflöst, sondern im Gegenteil: Geschichte WIRD erst durch Poesie.

Der Islam ist also ein Versuch, dieselbe Realität der Poesie zu konstituieren - aber dabei auf die Historizität zu verzichten. Ihm fehlt also die Inkarnationsdimension, die er über andere Wege und Ebenen zu substituieren sucht. Aber daß ihm dazu die Historizität fehlt begründet, warum er dem menschlichen Denken, der menschlichen Vernunft Grenzen ziehen muß. Wird sein dogmatischer und nur als Postulat anzunehmender Kern angegriffen, bleibt nämlich genau deshalb nichts mehr übrig. Deshalb ist sein Wahrheitsbegriff, der konkrete Inhalt seiner Poesie höchst fragil und mit dem abendländischen Anspruch, wonach Wahrheit nicht von Vernunft zu trennen ist, ja sogar mit der Logik Stufen und Grade derselben Poesie sind, nicht kompatibel.

Selbst wenn man meint, es gäbe Evidenz, daß "eine Person" existierte, die als "Muhammed" (ein syro-aramäisches Gerundium, das "der Gesandte (der Messias u.ä.)" bedeutet, also ein Ehrenname ist, selbst wenn man zugibt, daß die islamische Aussage, daß die Nichtbelegbarkeit einer Tatsache nichts darüber sagt, daß es sie nicht gäbe, nicht falsch ist, bleibt das gesamte 7. Jahrhundert historisch gesehen völlig im Dunklen. Alles, was über Muhammed bekannt ist, sind Geschichten, die im 13./14. Jahrhundert (in Spanien) erstmals zu einer vollständigen, bis in Gesprächsdetails konkreten Geschichte ausformuliert wurde. Noch im 9. Jahrhundert gab es rund eine Million (!) dieser "Hadithe", also Teile der Lebensbeschreibungen, mit einander auch völlig widersprechenden Aussagen, sowie der Korantexte selbst. Die auf Zentralbefehl des Kalifen zusammengefaßt, inhaltlich ausgewählt und in zehn Exemplaren als verbindlicher Text in alle Teile des muslimischen Reiches verteilt wurden. Der Rest endete in einer umfassenden Bücherverbrennung, die auch sämtliche existierenden Koran-Fassungen betraf, die man greifen konnte. In einer Zeit, in der der "Islam" immer konsequenter zentralisiert wurde (was zu Konflikten etwa mit dem maurischen Spanien führte.)

Das ging einher mit einer Reform der arabischen Sprache, die bis dorthin als reine Erinnerungsstütze aus lediglich siebzehn Zeichen bestanden hatte. Man konnte das alte Arabisch also nicht lesen im heute verstandenen Sinn, ohne die Inhalte zuvor zu kennen. Erst mit der Erweiterung der Schriftzeichen wurden die Inhalte rein schriftlich tradierbar. Linguistisch gesehen ist seit über hundert Jahren recht eindeutig nachzuweisen, daß mindestens ein großer Teil des Koran aus dem syro-aramäischen stammt, das vielfach völlig falsch, oft überhaupt unverständlich übersetzt wurde. Ein Viertel der Koranverse ist bis heute überhaupt unverständlich, was im Islam damit begründet wird, daß es eben die von (dem Analphabeten) Mohammed notierte Sprache der Engel sei, die der Mensch eben nicht verstünde.

Historisch taucht der Begriff "Islam" erst gegen Ende des 7. Jahrhunderts auf. Was bei einer Eroberung der halben damals bekannten Welt durch die Araber doch höchst seltsam ist, denn nicht einmal die Unterworfenen kannten den Begriff. Genau so wenig, wie ein "Mohammed" als Heerführer in den zahlreichen Kriegen - Historiker sehen sie als "Einigungskriege", die aus jenem Machtvakuum entstanden, das die Byzantiner hinterließen, als sie sich aus diesem Raum zurückzogen - von irgendjemandem und irgendeinem Geschichtswerk erwähnt wird. Was doch äußerst seltsam ist.

Damit ist auch nichts gegen die orale Tradition prinzipiell einzuwenden. Auch die Bibel beruht zu weiten Teilen auf mündlicher Überlieferung, auf von Generation zu Generation weitergegebenen Erzählungen. Und persönlich gegründete Weitergabe - Tradition - ist einer der Hauptpfeiler auch des Christentums, das als Offenbarung den Schlüssel zum Verstehen der jeweiligen historischen Gegenwart einen immer und ungebrochen gleichen Kern aufweisen muß. Ähnlich verhält es sich bei den Geschichtserzählungen der gesamten Menschheit. 

Alles das kann nur innerhalb eines ebenso persönlich weitergegebenen Glaubens- und Interpretationshorizont geschehen. Aber in allem - gerade wenn es um historische Ereignisse geht - müssen sich doch zumindest Spuren historischer Ereignisse finden, schon gar bei einer Religion, in der es um das inkarnierte Wort Gottes geht.*

Sehr sicher ist, daß der Koran ein auf christlich-arianischer Tradition aufbauender Grundtext ist, in den beduinische, lokale, heidnische Glaubensvorstellungen, die in dem Raum bestanden, eingeschmolzen wurden. Das alles in einem Aufgehen in der beduinischen Grundhaltung - der des poetischen Erzählens, in der (prinzipiell völlig richtig) die Wirklichkeit selbst als unsichtbare, aber hinter allem stehende Grundstruktur gesehen wird. Nur aus einem bloßen nominal-reduktiv verstandenen Text also läßt sich ein geschriebener Inhalt überhaupt nie verstehen, er bleibt stumm und leere Sammlung von Zeichen. 

Diese also aus vielfachem religiösem Impuls bestehenden Erzählungen wurden von einer Zentralmacht in eine moralisch wie politisch angestrebte Gesamtreform und Einigung der vielen verschiedenen Völker und Volkschaften umgewandelt. Zugleich als Gesetzbuch, das die Gesellschaften auch in ihrem Rechtsbrauch vereinheitlichte. Es ist auch sehr sicher, daß mit dieser "neuen Religion" eine manchmal sogar beträchtliche "Humanisierung" dieses geographischen, kulturellen Raumes gelang, der vielfach von äußerst barbarischen, tief abergläubischen und magisch-reduktiven Traditionen geprägt war. Eine auch rein praktische Funktion, die der Weggang des christlichen Byzanz nun nicht mehr erfüllen konnte, denn die Christianisierung des arabischen Raumes** in den ersten sechs Jahrhunderten war nicht ohne Erfolg geblieben - und nun fiel diese Religion mangels Zentrum auseinander.*** 

Vor allem der Arianismus - auch er eine Simplifizierung des zentralen Glaubensinhalts, der Dreifaltigkeit und der daraus erfließenden Inkarnation Christi - wurde sehr allgemein. Historisch ist er überall dort aufgetreten, wo sich kirchliche Autorität gesellschaftlich-menschlich nicht zu manifestieren wußte, oder sich auflöste. Das ist heute nicht anders. Weshalb er sich in der Zeit der auflösenden römischen Kultur und Gesellschaftsordnung im ganzen Mittelmeerraum ausbreitete.

Aber weltliche Macht läßt sich nur durch Gott legitimieren.

Die ersten und zentralen Bauten, die der Islam heute als islamische Bauten sieht - vor allem der Felsendom in Jerusalem und die Johanneskirche (beide später Moscheen) in Damaskus - waren eindeutig noch arianisch-christliche Kirchen, prächtige Gegenentwürfe (und architektonisch nachempfunden) zur Hagia Sophia, dem damaligen Zentrum der Christenheit als Bauten eines neuen, eigentlicheren Zentrums der Gottgewolltheit eines Reiches, einer Kultur, die anders war und sogar sein mußte, sonst hätte es sich ja der byzantinischen Christenheit anschließen oder unterwerfen müssen.

Der Ruf des Muezzin - "Es gibt nur einen Gott, und Muhammed ist sein Prophet!" - ist wörtlich sogar die arianische Antwort auf den seines Erachtens nach "Mehrgötterglauben" des katholischen Christentums: Es gibt nur einen Gott, und Jesus Christus (muhamad = der Gesalbte/Gesandte/Christus) ist (nicht Gottes Sohn, sondern nur) sein (größter) Prophet! Das ist der Kern des arianischen Christentums, wie es damals überall den Katholizismus zu verdrängen drohte, und wie es sich sogar im Koran insofern findet, als er Jesus Christus explizit als Prophet anerkennt.

Daß es in den ersten Jahrhunderten dieser "religiösen Konsolidierung" seitens der Politik, der weltlichen Machthaber, hohe "Toleranz" gegenüber den präsenten anderen Religionen gab, ist aus mehrfacher Hinsicht nur zu verständlich. Nicht zuletzt aus simplem politischem und klugem Pragmatismus, weil sie ja überall (auch kraft höherer Bildung) Träger der Kultur und des Wohlstands waren. Das änderte sich aber mit der Zeit dramatisch, und zwar je mehr der Islam als eigene Religion Körper, Umfang und Eigendynamik bekam. 

Ursprünglich aber war die Expansion "des Islam", wie sie der Islam selbst behauptet, keineswegs eine Ausbreitung einer Religion, sondern eine rein politisch-militärische Einigung, möglich gemacht durch die Schwäche des römischen Raumes, die einen ganzen geographischen Raum, das Mittelmeer, auseinanderfallen ließ. Nirgendwo in allen Aufzeichnungen dieser Zeit findet sich eine religiöse Eroberung, findet sich der Begriff eines "Islam", und das ist der Hauptgrund, warum sie so rasch erfolgen konnte: sie stieß auf keinen religiösen Widerspruch bei den Menschen in ihren jeweiligen Religionen, Religion war kein eigentlicher Faktor dieser Neuordnung eines geographischen Raumes, die von Fürsten aus Südpersien ausging, die auch als Sieger übrigblieben. Denn sie waren die einzige Regionalmacht, die nach dem byzantinischen Rückzug blieb.



Morgen Teil 2) Indizien, die die kolportierte Geschichte des Islam dekonstruieren.
Welche Religion bleibt dann noch?




*Nur umfaßt das bewußte Denken in diesem Fall die leibliche Richtung wie eine Reaktion, das heißt, daß die Richtung des Fleisches das Denken wie eine negative Matrix prägt, nicht, wie im "gesunden" Denken, als Struktur. Das Denken der Pseudologie umspielt also das Reale, und ist aber darin genau auf das ausgerichtet, wohin die Leiblichkeit weist. In gewisser Hinsicht stellt also die Pseudologie, in der sich der Mensch in eine Zweitwirklichkeit, in eine rationale Ersatzwirklichkeit zu stellen versucht, das eigentliche Wollen des Menschen (als Gerichtetheit, als Geneigtheit) in umgekehrtem Sinn dar. Die Pseudologie ist deshalb mehr als eine "Illusion", sie ist der Versuch rational eine Welt zu schaffen (als die vermeintlich "vernünftige", deshalb wahre), die aber dem eigentlichen Erkennen des Menschen nicht entspricht, dessen Wahrheitsanruf man aus vielerlei Gründen zu vermeiden sucht. Sie ist also in höchstem Maß am nominellen Wort ausgerichtet.



*030916*

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Aber die größere Gefahr ist der Relativismus (4)

Teil 4)




Die abendländische Kultur ist eine Kultur der katholischen Messe und Meßliturgie

Daß aber die Formenstrenge der Liturgie die eigentliche Dimension ERST UNTER DIE MENSCHEN TRÄGT wird dabei sogar leicht vergessen und aus menschlich-allzumenschlichen Regungen und Befnagenheitsneigungen sogar zur Nebensache. Damit wird die Liturgie nach und nach abgeschwächt, mit der Zeit sogar unnötig. Und wer die Liturgieveränderungen in den letzten 45 Jahren ansieht sieht auch, daß es tatsächlich zu einer immer weiterführenden "Vermenschlichung" der Liturgie kam, während das geistige Leben - und das erkennt man ganz konkret an der Lebensweise, die Ausdruck des wirklich, nicht nur im Gewußtsein vielleicht aus logischen Gründen Plausiblen, sondern des wirklich Geglaubten ist - einen vor 50 Jahren kaum vorstellbaren Tiefstand erreicht hat. Was der VdZ in seiner Kindheit in den 1960er Jahren noch erlebte war verglichen mit heute eine Dichte einer katholischen Kultur und eine Gegenwart von Symbolik, die vor dem Horizont der Gegenwart wie ein Paradies der Lebensfülle, wie eine Erzählung aus 1001 Nacht erscheint.

Das ist der Grund, warum schon bald nach den ersten dieser Reformen, als diese Gefahren auszurechnen waren, wie sie sich auch tatsächlich realisiert haben, Bewegungen entstanden - erst waren es nur vereinzelte Priester, Theologen, Gläubigengruppen, heute ist diese Bewegung schon etwas breiter - die Forderung nach "Reform der Reform" laut wurden. Und einzelne Gruppen wenigstens in musealem Gestus die Liturgie als lückenloses Flechtwerk der Symbolik zu bewahren suchten. So, wie Kaiser Karl im Untersberg schläft, um eines Tages wieder hervorzutreten, ist dies in einem ersten Schritt in den entsprechenden Dekreten der Päpste Johannes Paul II. und vor allem Benedict XVI. geschehen, in der diese symbolvolle Liturgie nunmehr wieder allgemein zugängig gemacht werden soll. (So wenig das in der Praxis auch geschieht, so haben die, die es tun, heute wenigstens einen offiziellen Status der "Gestattetheit", was manche Verkrampftheit aus "Verteidigungs-Reaktion" - siehe "Rubrizismus" u.ä. - mittelfristig wieder lösen sollte.) 

Weil aber der Mensch ganz real zu allererst auf das Sein selbst - auf Gott - ausgerichtet ist, weil alles Leben sich in seinem innersten Kern als "Stehen vor Gott" erweist (man muß es nur sehen lernen, dann - sieht man es, in jedem Leben!), ist der erste menschliche Lebensvollzug ein Symbol des Herkommens von diesem Gott. Der Geburtsvorgang ist seltsamerweise noch von niemandem (zumidneste ist dem VdZ niemand bekannt) als das begriffen worden, was sich doch so offensichtlich vollzieht: Als geheimnisvolle Synthese aus Opferschmerz der Mutter (als Symbol der Kirche, ja Erde, hineingezwungenin einen phantastischen Ritus, in dem ihrer Öffnung auf den logos hin etwas mit ihr geschah und nun im Geburtsvorgang passiert, das "über sie kommt" wie die Macht Gottes) und Hereinbrechen des Transzendenten, des "von außen, aus dem Geheimnis kommenden", dem Kind. 

Alles Leben geht deshalb von jener Grundgestalt aus, die der Mensch "als" göttliches, sakrales Geschehen voller Symbolik - als Symbol - zuerst erfährt. Kein banales Nutzendenken kann sie noch zerbrechen, liegt das Würmchen in den Armen der Mutter und sucht die Brust. Das denkt sich der VdZ immer, wenn er in Sopron/Ödenburg, wo er seit geraumer Zeit wohnt, auf auffallend vielen Tabernakeln die Statue der Gottesmutter plaziert sieht, immer in ihrem Mantel, der die gewobene Welt ist, sodaß der fleischgewordene Gott "unter" ihr wirkt, als gebäre sie den Schöpfer und Erlöser in einem durch die Kunst der Schöpfer dieser Sakraleinrichtungen immer gleich präsenten, deshalb immerwährenden Akt der Geburt.

Das macht noch verständlicher, wenn man in Zusammenfassung so vieler weiterer Symboliken begreift, daß jedes menschliche Leben im Gottesdienst, diesem Gesamtkunstwerk der Symbole, diesem in der Liturgie real präsenten Reich Gottes, seinen Ausgang nimmt. Von dort ging jede Kultur aus - von ihren Sakralstätten, die heute noch oft die eigentlichen menschlichen Ansiedlungen rein architektonisch weit überragt (Chartres, Mariazell, immer noch: Wien, Köln, Jerusalem, etc. etc.; von anderen Religionen und archäologischen Zeugnissen gar nicht erst zu reden) Es war die sakrale Architektur, die die menschlichen Rhytmen und Bewegungsdynamiken und Harmonikonstellationen gestaltete, und es war die Liturgie, der Sakraldienst, der ihnen jene innere Bewegungsmotivik gab, aud der heraus sie dann sechs Tage lang ihr Alltagsleben gestalteten. Wer an dieser Religion nicht teilhatte, hatte deshalb auch am Leben eines Volkes nicht teil.*

Es ist das Fest - Symbol reinster Form, reines Geschenk der Freude und Schönheit - aus dem eine Kultur entsteht. Das Fest, das an sich Symbol ist, weil es "einen Sinninhalt" zelebriert. Bis heute hat selbst das banalste Bierzeltfest, die simpelste Kirmesfeier, einen Kranz von Symbolen, der es zum Fest "macht", der es zu einem Festkranz zusammenschließt. Was allen Kulturen also schon eigen ist, ist es dem christlichen Abendland schon lang, denn anders als alle übrigen ist sein Fest REAL, eine andere Welt, ein Hineintreten in die jenseitige Welt.

Es ist deshalb die heilige Messe als Ort größten Kunst- weil Symbolgenusses, ja "Verzehrs", die sogar noch die Symbolik übersteigt, weil es REAL macht, weil es das überbordende der Formensprache zum "realen Weltgeschehen" macht - als Sakrament. Was allen anderen Religionen nur "im Gedächtnis" real bleibt, bleibt dem katholischen Christentum als "Weltending" real, greifbar, sichtbar, konsumierbar. Real selbst dem, der es nicht in seiner geistigen Dimension sehen kann, wie der Stein an dem sich der Fuß blutig stoßt, obwohl man ihn nicht sah. Und real und der willentlichen Teilhabe aller menschlichen Ebenen offen auf jeden Fall dem, der glauben will und sich deshalb diesen Ebenen und dieser Dimension öffnet.


 Morgen Teil 5)




*Es kann oder muß gegenüber dem Islam nur eine Abgrenzung der Unvermischtheit, also der Ausgrenzung aus dem Kulturraum Europa als Kritikpunkt geben. In so vielem aber, was am Islam kritiseirt wird, zerlegen wir unsere eigenen kulturellen Grundlagen, daß es oft nur noch schauderlich ist. Ja, gut, manche Formen - als Symbole und Riten, die auch im Abendland letztlich noch existieren - sind überzogen, eigentlich entsymbolisiert und erschreckend banalisiert. Aber das kann nur ein Problem des Islam selbst sein, den wir von unserer Kultur einfach fernzuhalten haben. Dann können oder dürfen wir ihn sogar wieder ob seiner zweifellos großen Poesie als Menschheitsgut (freilich, nicht als Religion, die wir attraktiv finden könnten) lieben!





*070916*

Wie man eine Lüge zu "Gewußtem" macht

Auf WhatsUpWithThat findet sich eine amüsante Geschichte, in der Willis Eschenbach der Tatsache nachgeht, daß der gesamte Klimawandel-Apokalypse-Hoax eigentlich nur eine sogenannte "Urban Legend" ist, also ein Gerücht. Und er beginnt mit einer amüsanten Geschichte, in der er getestet hat, wie lcith sich solche Geschichten unter die Leute bringen lassen.

Er hat zu erzählen begonnen, daß irgendeine Universität eine Untersuchung durchgeführt hat. Sie hat amerikanische Großstädter, die täglich Lebensmittel mit Konservierungsstoffen zu sich nahmen, mit Ureinwohnern in Sibirien verglichen, die ihr ganzes Leben nur natürliche Lebensmittel ohne jede Spur von Konservierungsmitteln zu sich genommen hatten. Die Universität hat dann nach einigen Jahren die Gräber geöffnet und die Leichen untersucht. Mit einem frappierenden Ergebnis: Während die Sibiriaken zerfallen sind, wie man es von Leichen erwartet, waren die amerikanischen Vergleichsleichen weitestgehend erhalten - die Konservierungsstoffe hatten ihre sterblichen Überreste erhalten.

Das Ergebnis hat ihn verblüfft. Denn so gut wie alle, denen er diese frei erfundene Geschichte erzählt hat, haben sie ihm abgekauft. Niemand hat überlegt, daß das gar nicht möglich ist, weil der Körper ja jeden Stoff, den er zu sich nimmt, über die Stoffwechselprozesse umwandelt, also ein zu sich genommener Konservierungsstoff nicht "als" Konservierungsstoff in den Körper übergeht, während das, was der Körper nicht verarbeiten kann, was also körperfremd bleibt, wieder ausscheidet. Im Endeffekt bleibt also jeder Mensch auch in seiner Zusammensetzung immer derselbe, und zwar weltweit und egal unter welchen Bedingungen er lebt. 

Also hat er nachzudenken begonnen, welche Bedingungen es braucht, um auch eine Lügengeschichte unter die Leute zu bringen. Und er ist auf ein paar überzeugende Merkmale gekommen die es braucht,  damit etwas überzeugend wirkt. Das beginnt bei der Berufung auf Autoritäten, geht über konkrete, nachvollziehbare Beispiele, Schuldgefühle, aber auch Machbarkeit einer Abwendung weiter, und endet bei der sturen Wiederholung.  Es genügt z. B. nicht zu sagen, daß "die Klimaerwärmung viele Arten aussterben lassen wird", man muß sagen: "38 % der Arten", am besten mit dem Zufallsbild eines an Altersschwäche dahinsiechenden Eisbären unterlegt, auch wenn sich das überhaupt nicht belegen läßt, geschweige denn real passiert. Dazu verwendet man am besten aber sehr wichtig klingende Institutionen, die es angeblich in irgendwelchen Studien ermittelt haben und laufend ermitteln, mit ganz komplizierten Studientiteln und URLs, die niemand je suchen, nachlesen, oder auch nur finden wird. Es genügt nicht zu sagen, daß die Meeresspiegel ansteigen, man muß sagen: Diese und jene konkreten Inseln gehen unter und die Menschen fliehen deshalb bereits. Auch wenn die Ursachen völlig anders aussehen.

Allesamt Merkmale, die er dann auf den Klimawandelhoax (als AGW-Hypothese) angewandt hat. Und sie treffen auf verblüffende Weise zu. Ja, nimmt man all diese nachweislich falschen Behauptungen von der These weg, bleibt - nichts, buchstäblich: nichts mehr übrig. Der Erderwärmungshoax trägt also alle Merkmale eines solchen erfundenen Gerüchts, das sich meist sogar schon durch etwas genaueres Nachdenken mit Leichtigkeit widerlegen ließe. Die wissenschaftlichen Fakten, die ihn angeblich belegen, gibt es nicht. Aber durch stete Wiederholung, durch Anwendung der immer selben Merkmale eines Gerüchts, durch ständiges Schüren immer neuer "konkreter" Ängste**, hat er sich zur kollektiven "Überzeugung" ausgewachsen, die uns enormen Schaden zufügt. Deshalb muß man dagegen auftreten.

Lesenswert!





*Änderungen der Charakteristik, wie sie unterschiedliche Lebensbedingungen bewirken, sind in erster Linie nur Reaktionen der vitalen Schichten, die eben diesen gleichen Zustand gewährleisten sollen. Das trifft vor allem auf "Unnatürliches", Krankhaftes zu. Wer zum Beispiel die Angst kultiviert, morgen hungern zu müssen, wird mit der Zeit einen Stoffwechsel zeitigen, der langsamer arbeitet, weniger "hergeben" will. Und wer die Angst entwickelt, er könnte zu dick werden, wird den Stoffwechsel mit der Zeit so stören, daß er tatsächlich wenig verarbeitet. Übrigens ist das schon fast der ganze Weg zum eigentlichen "Geheimnis" der Dicken oder Dünnen. Als Leiche, zur bloßen Materie geworden, verliert sich diese Charakteristik des Lebendigen aber zur Gänze, man kann nur auf andere Weise noch Rückschlüsse auf die Lebensweise ziehen, und hier vor allem durch Mängel am Aufbau des Körpers. Am Skelett erkenne ich höchstens an typischen Abnützungserscheinungen, ob jemand (vermutlich) dick war oder nicht. Der zurückgebliebene "Staub" ist bei allen mehr oder weniger gleich.
 
Das betrifft übrigens auch die sogenannten "Ablagerungen". Sie sind ebenfalls Ausscheidungen, die aus manchen Körperregionen nur den Weg aus dem Gesamtensemble nicht gefunden haben. Aber sie sind nicht mehr "Teil des Organismus", sind ein "Außen", kein "Innen" mehr. Zur Illustration: Ein Messer in den Bauch zu rammen macht das Messer nicht zum Teil des Körpers. Es bleibt "außen", geht nicht nach "innen", als integrativer Teil des Oganismus, selbst wenn es "im" Körper steckt.
 
**Ängste, die im Wochentakt wechseln. Wer sammelt denn all das, wer prüft all die Behauptungen, die da aufgestellt werden? Dem VdZ fällt da die Behauptung ein, daß wir "bald kein Bier mehr haben werden, weil der Hopfen dem Klimawandel zum Opfer fällt". Nichts davon ist wahr! Erstens schwanken Hopfenernten naturgemäß. Daß manche geviefte Landwirtschaftssprecher die Eigenfama der Politik eilfertig benutzt haben, um irgendwo öffentiche Gelder abzugreifen darf angenommen werden. Zweitens hat die vielfach vor Jahren begonnene Umstellung von Hoch- auf Niedrigbauhopfen die Erträge pro Hektar zwar etwas reduziert, dafür den Anbau profitabler gemacht. Das führte kurzfristig zu etwas geringeren Erntemengen in Deutschland, auf die sich die Klimaapokalyptiker sofort "als Beleg" gestürzt haben. Sodaß drittens diese vor etlichen Jahren aufgestellte Behauptung von den tatsächlichen Ernteerträgen in den letzten drei Jahren selbst widerlegt wurde. In zwei der letzten drei Jahre gab es sogar eine historische Rekordernte. Aber - wer weiß das? Wer vergleicht es? Wer schaut sich die Statistiken an? Wer spricht in den Medien noch davon? Geblieben ist bei den Menschen nur eine diffuse Erinnerung der Angst. Und das reicht ja den Lügnern, das ist der Humus, auf dem sie ihre Karrieren ziehen. Solche Beispiele gibt es aber buchstäblich in rauhen Mengen!





*040916*

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Aber die größere Gefahr ist der Relativismus (3)

Teil 3)





Ein Abendland gibt es nur noch, weil in seinem Inneren ein Skelett der Symbolik ruht

Viele sind nämlich präsent, und immer noch Gegenwart, die wir gar nicht mehr als christliche Symbole kennen! Manche sind einfach so liebgewonnen, daß wir sie aufrechthalten, auch wenn wir sie "bewußt" bzw. im Denken von christlichen Inhalten entblößen, wie das Weihnachtsfest, Ostern, Namenstage (als Geburtstage für das Reich Gottes). Und immer noch wollen viele heiraten, taufen lassen oder gefirmt werden, oder die Toten von einem Priester begleitet begraben, die von den eigentlichen Symbolgehalten nicht mehr den blassesten Schimmer haben. Und selbst der "heilige Sonntag" hat noch seine Wertschätzung. Immer noch bieten viele Gasthäuser am Freitag ein Fischmenue an (eine ganz spezifisch katholische Symbolik, die die eines fast schon wieder banal-nützlichen "Opfers der Fleischlosigkeit" (früher aber noch wenigstens wirklich ein Verzicht für alle) weit übersteigt, denn Fisch ist das Symbol für Christus), und wenn in fast allen unseren Städten und Dörfern die Kirchenglocken läuten, so ist das weit weit mehr als Zeitansage oder Botschaft des Meßbeginns.

Die Glocke selbst ist ein Symbol für Christi Fleischwerdung, sie durchdringt mit ihrem Schall alles, buchstäblich, läßt alles im Glockengeläut in eine neue Dimension steigen, tatsächlich: "sich wandeln". Und was gibt es für Wesen und Wirklichkeit Christi an besserer Symbolik? Alles bleibt zwar es selbst, aber alles ist von einem neuen Schwingen - von der Kirche aus - verwandelt und IN diesem Klang geeint, geeint gerade in der Unterschiedlichkeit und Offenheit für den Anruf Gottes. Das ist die Wirklichkeit, die zur Einführung der Glocke geführt hat, kein pragmatischer Nutzen, der mag zufälliger Auslöser gewesen sein. Sie ist deshalb nicht einmal "Aufruf" zum Gebet, den ihr Klang IST bereits Gebet, und der der sie hört, der der sich von ihrem Klang erfassen und formen läßt, betet bereits.

Im Jubel bei den Festglocken, in der nüchternen Trauer der einsilbigen, akkordlosen Totenglocken, deren Ton ein bereits verhaltenes, letztes Abschiedsweinen ist, das den Leichnam auf seinem nun wirklich einsamen letzten Gang durchwirkt. Im erdaufbrechenden, alles erschütternden Triumph, wenn zu Ostern das volle Geläut gar nicht mehr enden will und in der Glocke das Licht aufbricht. In der mitleidigen Trauer des Läutens am Freitag um 3, der Todesstunde Christi. Im Flehen, in der scharfen Warnung, im Aufrütteln und im Sturm zu Gott, oder bei den Mittagsglocken, die zu Besinnung, zur stärkenden Rast, zum Heraustreten aus allen Weltstrudeln rufen. Man hört und fühlt bei jedem Läuten, was sie als Gestimmtheit über das Land werfen, was sie als durch das Schicksal geworfene Stimmung einen, damit dem Leben seine Ordnung zurückgeben und zur Zeit machen. Sollten wir das Glockengeläut der Kirchen eines Tages aufgeben (müssen), und es wirkt nicht mehr unmöglich, werden wir unserer Einheit in Stadt, Land und Staat einen letzten Todesstoß geben, wird das alltägliche Leben in unbarmherziger Fron versinken, weil  nichts mehr das Leben selbst aufruft. Daß wir ausgerechnet mit der Einführung des Vergleichs der Lebensabäufe mit einem mechanischen Uhrwerk - was wir "Messen der Zeit" bezeichnen (als ließe sich Zeit überhaupt "messen"!) - die Zeit selbst (buchstäblich, nicht nur im übertragenen Sinn) zu verlieren begonnen haben, denn fortan ist sie nicht mehr von uns (in Gott) gesetzt und damit geschaffen, fortan bestimmt sie despotisch über uns und alles Heilige, reißt die Welt regelrecht in Stücke, ist eine der tragischesten Wendungen des Abendlandes - und Symbol, und welches noch dazu.

Oder man denke an die Gipfelkreuze, die Bezug auf die Wirklichkeit des Berges geben - denn es sind die Berge (!), die eine abstrakte Masse Land zum Raum machen, die also Raum und Landschaft schaffen. Sie sind die Schöpfer der Regionen, sie ordnen die Welt, und teilen dem Menschen in der Orientierung diesen Raum mit. Sie ragen zum Himmel, in ihnen ist man dem Geist näher, ja das Reich Gottes ist immer als "Stadt auf dem Berg" bezeichnet worden. Die heilige Verehrung der Berge ist so alt wie die Menschheit. Was kann dieses Symbol mehr überhöhen als das ihr eigentliches Geheimins - das Symbol des Kreuzes, das in der Hingabe (Voraussetzung, um den Berg zu erklimmen) diese Höhe und DAMIT Gottesnähe noch einmal zur wirklichen Gotteesnähe (in der Hingabe, im Selbstopfer) übersteigt?

Wenn der ehemalige Rekordbergsteiger Reinhold Messner die Abschaffung der Gipfelkreuze fordert, wie jüngst tatsächlich geschehen, dann beweist er, was für ein hohler Flachkopf er in Wahrheit ist- Der offenbar lange schon aufgehört hat (wenn er es je tat), die Symbolik seines eigenen Tuns noch zu begreifen und es als Methode einer Erfolgstechnik und -gier sieht (denn seine Rekorde in ihrer unvernünftigen Waghalsigkeit (der sein Bruder sogar zum Opfer fiel) muß man so begreifen - als wäre es ihm um viel und noch mehr gegangen), mit der er viel Geld verdienen kann, weil genug Menschen heute flach und hohlköpfig wie er sind. Aber die Berge gehören zu unserer Kultur nicht als Dekor im Zimmer, sondern als kulturprägende weil raumschaffende Gegebenheiten, die wir zu hören und zu verstehen und noch weiter auszudeuten wußten. Sie mit Kreuzen zu bestücken ist kein willkürliches Herrschaftssymbol, sondern Ausdruck abendländischer Geistigkeit. Wenn Muslime dagegen wettern dann zeigen sie nur - wieder: als Symbol weit verräterischer, als sie selbst es wissen - was an Europa sie in Wahrheit stört.

Denn ein Berg ist eben NICHT ein abstrakter, zufälliger "Berg". Er ist in sich ein Symbol, erst dann ist er überhaupt Berg. Sonst wäre er nur leerer, aussageloser Gesteinshaufen, den bestenfalls noch Bulemiker und Ehrgeizbesessene wie ein tecnisches Gerät besteigen. Wer aber einmal auf einem Gipfel stand - er muß gar nicht hoch sein, sollte nur aus einer Landschaft herausragen, sie dominieren, probiere es der Leser; der Sonntagberg im Mostviertel, oder Maria Taferl in der Wachau, beides in NÖ, genügt - wird etwas erleben, das ihm auf der Ebene versagt bleibt. Die Völker beweisen es, denn Religionen der Tiefebenen und Steppen sind völlig anders strukturiert als solche von Bergvölkern, deren "Gottesvorstellung" viel konkreter, fast dingverliebter ist.

Die Ebene neigt zu Pantheismus, weil das konkretisierbare Erlebnis als Gott "hinter den konkreten Dingen der Welt" fehlt. Die Tibeter aber haben sogar einen inkarnierten Gott (Buddha), den Dalai Lama, und eine Religion oft sogar barbarischer Ritualität. Während schamanisch-pantheistische Vorstellungen bei den Ungarn (die aus der Ebene des Ostens kommen) noch bis in die Neuzeit (lt. völkerkundl. Literatur) eine beachtliche Rolle spielten. Von den sibirischen Völkern gar nicht zu reden.

Vergleiche man damit die feinfeinste, bis ins kleinste Detail symbolschwere Religiosität der Schlesier der Grafschaft Glatz, der auch der VdZ letztlich entstammt. Er war immer wieder ob dieser allen gemeinsamen Eigenschaft erstaunt, wenn er mit (deutschen, also: "früheren") Glatzern konfrontiert wurde, wie erst vor wenigen Monaten bei seiner Reise dorthin. Die sich die Bewahrung des Katholizismus sogar gegen Friedrich II. erstritten, und wo noch das einfachste Volk ein wahres Märchenland des Symbols vor sich ausgebreitet fand, wo jeder größere Stein Bedeutung hatte. (Ganz so hat auch der VdZ seine Kindheit - allerdings schon in Österreich - durchlebt.) Was für eine reiche, übervolle Kultur!

Der Leser möge sich doch selber umsehen, in unseren Ländern - er möge sich selbst wieder erziehen, zu sehen, wie voll unsere Kultur mit Symbolen ist. Dann wird er erkennen, daß sie es sind, die die Welt aus dem banalen materialen, toten, stummen Funktonsablauf zu schöpferischer, geistiger Gestalt heben, die erst Leben überhaupt bedeuten. Das ist keine nette Fleißaufgabe nervöser, übersensibler Träumer, im Gegenteil: Es ist das eigentlich erst eine humane Welt Schaffende. Halte der Leser also inne, wie es sich auch der VdZ immer wieder mahnend vor Augen stellt, trete er heraus aus dem Fluß der Träume einer dumpfen Verlorenheit, diesem Reich des Todes, und hebe er die Welt ins Licht des Geistes des Lebens, aus dem sie stammt, und hauche er den Steinen wieder Leben ein. 

Und das heißt: FORM, das heißt Ritus. Das heißt nicht Mühevermeidung und Bequemlichkeit, sondern Girlande und Umweg, Versagung, Gehorsam dem Gehörten gegenüber, heißt Heraussteigen aus aller Automatik - und plötzlich hebt sich ein Erleben, nein, Erleben überhaupt, das sonst vorenthalten bleibt und von dem man nicht mehr genug bekommen kann, weil sich Himmel und Erde küßt.

Selbst wenn sich das heutige Europa so viel auf seine "Menschlichkeit" einbildet, auf seine "Liebe", wenn es sich in manchen Ideologien für "die Unterdrückten" einsetzen möchte, so ist unübersehbar, daß es diese Ideen ohne christlichen Untergrund gar nie gegeben hätte und nicht mehr gäbe, so wenig es auf Dauer auch ausreichen wird, was sich ja längst abzeichnet. Weil diese vom eigentlichen symbolischen Grund losgerissene "Menschlichkeit" allerorten bereits zerstörerische, abstoßend banale Züge annimmt (wie im Gleichheitswahn, im Gendering, in der plumpen "sozialen Forderung", etc. etc.)

Aber immer noch wird Höflichkeit geschätzt, wenn auch immer seltener praktiziert, weil als Spiel von Symbolen gar nicht mehr weitergegeben, übernommen und gekannt, sondern durch einen tatsächlich neuen, banalisierten, auf Funktionserledigung abzielenden, entsymbolisierten mitmenschlichen Umgang ersetzt. Der etwa einen Wert darin sieht, dem anderen brutal ins Gesicht zu kotzen, was man gerade von ihm dächte, möchte oder nicht möchte - während wahre Mitmenschlichkeit, das Reich der Poesie als Reich des gelungenen, schönen Lebens ohne Kreuztragen an der Schwäche des anderen, ohne Haltung der Bereitschaft an ihm auch zu leiden, gar nicht möglich ist. 

Stattdessen wird es fast schon zur Tugend, sich am anderen direkt schadlos zu halten, sich zu rächen, ihn gleich gar zu bestrafen, wenn er einem - vermeintlich - Unrecht getan hat. Hier zeigt sich am Augenfälligsten, wie ohne Formenstrenge der Symbole menschliche Kultur völlig zusammenbricht und zum primitiven vegetativen Überlebenskampf wird, in dem sich als selbsterfüllende Prophetie die Evolutionsphantasien, die bereits eine tote, entsymbolisierte Welt vorwerfen, "beweisen".

Niemand achte aber das noch Bestehende, so schwach es auch schon oft sein möge, einfach so gering, auch wenn es meist kaum noch artikulierbar - "bewußt gewußt" - ist. Es ist das feste, geheimnisvolle, immanente Symbol-Skelett unserer Kultur. Erst wenn diese Dinge ebenfalls fallen, auch übrigens weil mancher Bischof oder Priester irrigerweise meint, er müsse auf "volles, bewußtes Begreifen" Wert legen, oder wenn wir sie durch Rituale aus anderen Kulturen und Religionen ersetzen, dann ist auch diese Kultur wirklich tot. Denn es ist ohne jeden Zweifel eine zutiefst christ-katholische Kultur.

Ja, weil sie sich auf eine gewissermaßen "niedere", rein menschlich-irdische, weltimmanente Ebene einer verzweifelten selbstevozierten Scheinwelt beziehen, sind sie einer gottweisenden, ihn erst erfahrbar machenden Symbolik nicht nur nicht angemessen, haben also in einer Liturgie der Kirche rein gar nichts zu suchen, sondern bergen sogar eine immense Gefahr. Daß nämlich die eigentliche Dimension der Symbolik, wie sie nur und über eine meist lange, noch wichtiger aber: in der historischen ersten Zeit, also in noch recht unmittelbarer historischer, realer Anwesenheit Gottes selbst (bzw. die noch sehr originale Erinnerung daran), wutzelnden Genese in einer immer weiter ausgearbeiten (immer reiner! reiner! nicht verwaschener, unreiner! gewordenen) Formenstrenge eingefangen ist, daß also diese eigentliche Dimension des Symbolik gar nicht mehr erfahrbar wird, weil sie von rein menschlich-weltimmanenten Gesten und Gefühlsinhalten überlagert wird. Mit der sich viele Menschen oft sogar schon abfinden. Damit stirbt die Liturgie, damit wird sie zur ein menschlichen Veranstaltung, die durch jede Gruppentherapie (die ja auch bei den Teilnehmern eine gewisse gebesserte Befindlichkeit erreichen will) oder jedes Rockkonzert (bewußt: Rockkonzert, denn der heutige Rock setzt nicht auf Musik, sondern auf Mechanismen der Erlebensformung; der Besucher von Rockkonzerten muß also nicht mehr selbst erleben, erlebt also gar nichts mehr, sondern konsumiert vorgesetztes Erleben, indem er sich dazu von 80.000 Watt Lautsprechern schon rein schalltechnisch-mechanisch überwältigen, ja freiwillig vergewaltigen läßt*) ersetzbar würde.


Morgen Teil 4)



*Die Gewalt an der Erlebensfähigkeit, der sich oftmalige Konsumenten lauter Rockmusik (Ohrhörer ersetzen dabei die Lautsprecherboxen problemlos) erkennt man u. a. an der seelichen Trägheit bzw. kommt die "Musik" jener entgegen. Zur Frage, wieweit Rockmusik in der Kirche konstruktiv sein kann, muß nicht mehr viel gesagt werden - sie ist aus ihrem Wesen heraus sogar nachgerade anti-religiös und lebensfeindlich. Daß Besucher solcher Veranstaltungen aber von "Erlebnis" sprechen ist kein Wunder.  Nur ist es eben kein Erlebnis, sondern eine "reaktive, passiv hingenommene Zugestoßenheit" von Regungen, die aus dem schon rein physischen Geschehen hervorgehen, das über sie ergangen ist. 

Jedes Hören aber ist ein aktives, schöpferisches Geschehen! Jedes Erleben der Sinninhalte von Musik ein eigenschöpferisches Formen! Jedes um Verstehen bemühte Zuhören ein aktives Selbstsprechen. Erst so kann man sich als "gehörter, objektivierter Inhalt" dazu verhalten.




*070916*