Teil 2) Die Anmerkungen, in denen wie so oft an diesem Ort weitere Kerne stecken
*Das Widerstandsrecht, um es so zu
nennen, das ohne Widerstandspflicht eigentlich gar nicht zu denken und
ein wirklicher Verstoß gegen den Gehorsam ist, kann (und muß) deshalb
nur dort aktiv werden, wo der Gehorsam dem Ehepartner gegenüber die
Gesamtgestalt der Ehe zerbrechen würde. Es kann NICHT, wie der Hl. Bernhard v. Clairveaux in einer seiner Predigten einmal ausführt, auf einzelne technisch
falsche Entscheidungen bezogen werden. Der Gehorsam steht noch über dem
Irrtum im Einzelnen. ERST DANN, wenn die Gesamtgestalt, der Gesamtleib
zerstört würde, erst dann ist Ungehorsam sogar Pflicht. Mit anderen
Worten: Der päpstlichen Autorität ist disziplinär in allem Folge zu
leisten, doktrinär aber nur dort, wo eine vorgeschriebene
Gehorsamsleistung ein persönliches Befolgen eines Verstoßes gegen die
Wahrheit bedeuten würde. Man muß also einen Irrtum eines Papstes nicht
verkünden, das verstößt nicht gegen die Gehorsamspflicht.
Und
man muß auch der staatlichen Autorität dort nicht gehorchen, wo sie
etwas verlangt, das die Grundlage des Staates in Wahrheit zerstören
würde. Etwa das Befolgen eines Tötungsgebots, oder die Akzeptanz eines
zugestandenen Tötungsrechts, wie bei der Abtreibung. Oder eine
Fehlerziehung der Kinder zum Genderwahn, auch wenn sie der Staat
vorschreibt. Oder - das Befolgen einer gegen die Rechtsstaatlichkeit
hier, der Grundverfaßtheit eines Staates und Staatsvolkes gerichteten
Politik einer Angela Merkel. Wer das tut, kann sich nicht durch den
Gehorsam von persönliche Schuld freimachen, oder gar über die Sühne
Verdienste bzw. schöpferischen Einfall der Gnade für sich und damit dem
Organismus möglich machen, sondern er macht sich konkret selbst und mit
schuldig,
Das
ist in einer Demokratie noch brisanter, weil die Demokratie anders als
die Monarchie keine direkte Legitimation aus Gott - also auch nicht die
Eheähnlichkeit dieses Verhältnisses eines persönlichen Herrschers mit
Gott (in Repräsentanz der Kirche ALS Ort der Geburt und Realpräsenz
Gottes auf Erden, in ihren Organen ALS Stellvertretung Christi selbst) -
beanspruchen kann. Die Demokratei ist also immer eine "Notlösung", die
nur von einem - durch die Demokratie gar nicht erfüllbaren! - Ganzen,
der Idee des Staates und Staatsvolkes her gedacht werden kann, als
geringeres Übel also. Und die Kirche hat es auch nie anders gesehen. Als sie sich in den späten 1920er Jahren damit "anfreundete", "aussöhnte", war es nur in diesem Vorbehalt verstanden und ist nur so verstehbar: Weil eine Monarchie realpolitisch nicht mehr erreichbar war, weil andere Gesellschaftskräfte nun real-faktisch wirken, ist eine auf diese Art konstuierte Konstruktion eines Staates noch das geringere Übel, an dem sogar Beteiligung als Politiker oder Wähler temporären Sinn haben kann, kann aber nie wünschenswerter Endzustand sein.
Diese
Frage hat im Gehorsam der staatlichen Autorität gegenüber höchste
Brisanz. Zumal hier die Aussage der Kirche von der Position anderer
Religionen (Islam) weitgehend gar nicht abweicht.
Aber
Angela Merkel als direktes, unantastbares, in jedem Fall mit Gehorsam
zu bedenkendes Werkzeug Gottes - wie beim gesalbten Monarchen - zu sehen
ist keineswegs "christlich" und schon gar nicht prinzipiell geboten.
Wobei
diese schwierige Unterscheidung der eigentliche Grund dafür ist, daß
Angela Merkels CDU überhaupt und noch immer jene Wählerzustimmung
genießt, die sie als Rest noch hat. Denn gerade bei der Wählerschaft der
CDU (und noch mehr bei der CSU) ist ein prinzipielles
Herrschaftsverständnis präsent und nachwirkend, das die Demokratie gar
nicht mehr erfüllt weil es die innere Prägung der Monarchie hat.
**Lustigerweise passiert dies
so gut wie immer mit dem Hinweis, daß es immer noch von Vorteil wäre,
das Irrationale des Gekannten in kauf zu nehmen, als sich Unbekanntem (aber Rationalem) auszuliefern. Konkret: Besser noch eine schlechte Politik unter einer desaströsen Merkel-CDU, als eine zwar rational akzeptable, aber in ihren Möglichkeiten ungewisse AfD zu wählen. Nun kann aber Gutes niemals - nicht intentional, verantwortlich, direkt - aus getanem Schlechtem erwachsen.
Diejenigen
also, die in aller Irrationalität einer Kanzlerschaft der Angela Merkel
die Treue halten, argumentieren, daß es darum gehe, sich dem
Unbekannten - wenigstens in bekanntem Rahmen: CDU - auszuliefern,
verwenden aber GENAU DIESES ARGUMENT als Gegenargument, sich dem
Ungekannten einer neuen politischen Kraft wie der AfD, die die
Rationalität der konkreten Politik einfordert, zuzuwenden. Sie tun dies
übrigens nicht selten mit wildesten Versuchen, Merkels
Widersprüchlichkeit als "höhere Rationalität" darzustellen, indem sie
wahres "Rosinenpflücken" aus ihrem wahrlich überreichen Gemüsebeet an
Aussagen betreiben. (Ähnliches tun viele auch beim Papst.) Sie tun damit aber eines: Sie überantworten die Welt AKTIV dem bewußten Zufall, und erklären dies mit "Offenheit für die Ideenvielfalt Gottes". Das ist aber Vermessenheit und damit Gotteslästerung! Denn Verantwortung muß immer zuerst den Weg der Vernunft suchen. Gottes Überrschaungen und Spontaneitäten lauern erst an jener Ecke, wo die Vernunft an ihr Ende kommt. Sie sind also ÜBERvernunft, nicht UNvernunft.
*070916*