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Sonntag, 23. Oktober 2016

"Wie der Herr - so's G'scherr!" (2)

Teil 2) Die Anmerkungen, in denen wie so oft an diesem Ort weitere Kerne stecken




*Das Widerstandsrecht, um es so zu nennen, das ohne Widerstandspflicht eigentlich gar nicht zu denken und ein wirklicher Verstoß gegen den Gehorsam ist, kann (und muß) deshalb nur dort aktiv werden, wo der Gehorsam dem Ehepartner gegenüber die Gesamtgestalt der Ehe zerbrechen würde. Es kann NICHT, wie der Hl. Bernhard v. Clairveaux in einer seiner Predigten einmal ausführt, auf einzelne technisch falsche Entscheidungen bezogen werden. Der Gehorsam steht noch über dem Irrtum im Einzelnen. ERST DANN, wenn die Gesamtgestalt, der Gesamtleib zerstört würde, erst dann ist Ungehorsam sogar Pflicht. Mit anderen Worten: Der päpstlichen Autorität ist disziplinär in allem Folge zu leisten, doktrinär aber nur dort, wo eine vorgeschriebene Gehorsamsleistung ein persönliches Befolgen eines Verstoßes gegen die Wahrheit bedeuten würde. Man muß also einen Irrtum eines Papstes nicht verkünden, das verstößt nicht gegen die Gehorsamspflicht.  

Und man muß auch der staatlichen Autorität dort nicht gehorchen, wo sie etwas verlangt, das die Grundlage des Staates in Wahrheit zerstören würde. Etwa das Befolgen eines Tötungsgebots, oder die Akzeptanz eines zugestandenen Tötungsrechts, wie bei der Abtreibung. Oder eine Fehlerziehung der Kinder zum Genderwahn, auch wenn sie der Staat vorschreibt. Oder - das Befolgen einer gegen die Rechtsstaatlichkeit hier, der Grundverfaßtheit eines Staates und Staatsvolkes gerichteten Politik einer Angela Merkel. Wer das tut, kann sich nicht durch den Gehorsam von persönliche Schuld freimachen, oder gar über die Sühne Verdienste bzw. schöpferischen Einfall der Gnade für sich und damit dem Organismus möglich machen, sondern er macht sich konkret selbst und mit schuldig, 

Das ist in einer Demokratie noch brisanter, weil die Demokratie anders als die Monarchie keine direkte Legitimation aus Gott - also auch nicht die Eheähnlichkeit dieses Verhältnisses eines persönlichen Herrschers mit Gott (in Repräsentanz der Kirche ALS Ort der Geburt und Realpräsenz Gottes auf Erden, in ihren Organen ALS Stellvertretung Christi selbst) - beanspruchen kann. Die Demokratei ist also immer eine "Notlösung", die nur von einem - durch die Demokratie gar nicht erfüllbaren! - Ganzen, der Idee des Staates und Staatsvolkes her gedacht werden kann, als geringeres Übel also. Und die Kirche hat es auch nie anders gesehen. Als sie sich in den späten 1920er Jahren damit "anfreundete", "aussöhnte", war es nur in diesem Vorbehalt verstanden und ist nur so verstehbar: Weil eine Monarchie realpolitisch nicht mehr erreichbar war, weil andere Gesellschaftskräfte nun real-faktisch wirken, ist eine auf diese Art konstuierte Konstruktion eines Staates noch das geringere Übel, an dem sogar Beteiligung als Politiker oder Wähler temporären Sinn haben kann, kann aber nie wünschenswerter Endzustand sein. 

Diese Frage hat im Gehorsam der staatlichen Autorität gegenüber höchste Brisanz. Zumal hier die Aussage der Kirche von der Position anderer Religionen (Islam) weitgehend gar nicht abweicht.

Aber Angela Merkel als direktes, unantastbares, in jedem Fall mit Gehorsam zu bedenkendes Werkzeug Gottes - wie beim gesalbten Monarchen - zu sehen ist keineswegs "christlich" und schon gar nicht prinzipiell geboten. 

Wobei diese schwierige Unterscheidung der eigentliche Grund dafür ist, daß Angela Merkels CDU überhaupt und noch immer jene Wählerzustimmung genießt, die sie als Rest noch hat. Denn gerade bei der Wählerschaft der CDU (und noch mehr bei der CSU) ist ein prinzipielles Herrschaftsverständnis präsent und nachwirkend, das die Demokratie gar nicht mehr erfüllt weil es die innere Prägung der Monarchie hat. 

**Lustigerweise passiert dies so gut wie immer mit dem Hinweis, daß es immer noch von Vorteil wäre, das Irrationale des Gekannten in kauf zu nehmen, als sich Unbekanntem (aber Rationalem) auszuliefern. Konkret: Besser noch eine schlechte Politik unter einer desaströsen Merkel-CDU, als eine zwar rational akzeptable, aber in ihren Möglichkeiten ungewisse AfD zu wählen. Nun kann aber Gutes niemals - nicht intentional, verantwortlich, direkt - aus getanem Schlechtem erwachsen.  

Diejenigen also, die in aller Irrationalität einer Kanzlerschaft der Angela Merkel die Treue halten, argumentieren, daß es darum gehe, sich dem Unbekannten - wenigstens in bekanntem Rahmen: CDU - auszuliefern, verwenden aber GENAU DIESES ARGUMENT als Gegenargument, sich dem Ungekannten einer neuen politischen Kraft wie der AfD, die die Rationalität der konkreten Politik einfordert, zuzuwenden. Sie tun dies übrigens nicht selten mit wildesten Versuchen, Merkels Widersprüchlichkeit als "höhere Rationalität" darzustellen, indem sie wahres "Rosinenpflücken" aus ihrem wahrlich überreichen Gemüsebeet an Aussagen betreiben. (Ähnliches tun viele auch beim Papst.) Sie tun damit aber eines: Sie überantworten die Welt AKTIV dem bewußten Zufall, und erklären dies mit "Offenheit für die Ideenvielfalt Gottes". Das ist aber Vermessenheit und damit Gotteslästerung! Denn Verantwortung muß immer zuerst den Weg der Vernunft suchen. Gottes Überrschaungen und Spontaneitäten lauern erst an jener Ecke, wo die Vernunft an ihr Ende kommt. Sie sind also ÜBERvernunft, nicht UNvernunft.






*070916*