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Freitag, 28. Oktober 2016

Über die Ursprünge des Islam (1)

Eine interessante, von historischen Fakten ausgehende Darstellung der Geschichte des Islam bringt das am Ende der Ausführungen vorzufindende Video aus England, das zugleich dem Geheimnis Islam, ja der Religion überhaupt Rechnung tragen will. "Because stories that never happend can be more powerful than historical stories." Es gelingt zum Teil. 

Aber begreift man die Ebene der Zweitwirklichkeit als jene mentale Ebene, die tragend wird, wenn ein Streit zwischen Denken und der leiblich-fleischlichen Ebene besteht, als Aufspaltung der Einheit des Menschen also (und doch in Einheit gefaßt*), sind wir gleich mitten im Thema Islam. Denn es IST das Problem um diese Religion.

Das sehenswerte Video, auf das Leser G den VdZ hinwies, sei Anlaß, eine nächste Annäherung an das Thema zu versuchen. Denn man muß, wie es so schön heißt, den Teig so lange kneten, bis kein Knoten mehr darin zu spüren ist. Was man erst beim Kneten, beim Schreiben feststellt.

Der Film setzt bei der manchen seltsam scheinenden Tatsache an, daß es für die Selbsterzählung der Muslime, wie der Islam entstanden sei, absolut keine historischen Belege gibt. Nachfolgend erlauben wir uns, sie noch einmal die hier schon mehrfach und umfassend darzustellen versuchte Erklärung zusammenzufassen, denn sie stimmt mit den Fragestellungen des Videos weitgehend überein. Sie soll nichts entwerten oder gar herabwürdigen, aber eine realistische Auseinandersetzung mit dem Islam möglich machen. Und ergänzen manches, was das Video nicht beantworten will. Der so wesentliche Aspekt des Arianismus fehlt leider überhaupt. Anderes, was das Video anspricht, wird nicht noch einmal erwähnt, es muß aber als Ergänzung gesehen werden. Wie überhaupt den Machern dieses Films profunde Kenntnis des christlichen Glaubens zu wünschen gewesen wäre. Wie halt so oft ... und gerade bei Menschen, die sich mit dem Thema Religion(en) befassen, die in der Regel getragen sind von einem völligen Unverständnis des Katholischen. Aber lassen wir das.

Wir verweisen deshalb erneut auf an dieser Stelle vor ein, zwei Jahren bereits detailreich ausgeführte Thesen, wie und warum vermutlich der Islam wirklich entstanden ist. Diese historisch höchst wahrscheinliche Erzählung kollidiert natürlich auf fatale Weise mit jener Erzählung, auf der der Islam einerseits zur Gänze beruht - und anderseits ... überhaupt nicht. Wo immer er Historizität vorgibt, ist es eine Reaktion. Wenn schon seit je im Christentum gesagt wurde, daß der Islam eine Perversion, ja eine Häresie des Christentums ist, der sich in vielem der reinen Äquivokation bedient (also nominell gleicher Aussagen, die aber auf anderen Ebenen stehen), so muß man dieser Aussage zustimmen. Und sie läßt sich historisch belegen.

Denn ohne die Geschichte der real geschehenen göttlichen Offenbarung an Muhammed fiele der Islam als Welterscheinung vollständig in sich zusammen. Das ist also weit mehr als eine Schönschreibgirlande, um die es dabei geht. Aber man muß sich diesen Realitäten stellen, weil man sonst den Islam wie er sich historisch und heute zeigt überhaupt nicht begreifen kann. Anderseits ist die Gesamtstruktur des Islam völlig ahistorisch, und in seinem Wesen dem tiefsten Wesen - strukturell, psychologisch, spirituell - der Poesie gleich.

Würde der Islam sich darauf beschränken, wäre ihm viel abzugewinnen, würde er aber zugleich seine tiefste Herkunft aus dem Christentum offenbaren, ja müßte er sogar in diesem aufgehen. Denn in Jesus Christus ist die Poesie selbst in die Welt gekommen. Real. Historisch. Real gegenwärtig. Das Wesen des Christentums, das Wesen des Reiches Gottes, ist die Verwandlung der Welt in reinste, vollkommenste Poesie. Und nur so kann man seine Geschichte verstehen. Historizität kann also niemals "Feind" sein, der Poesie auflöst, sondern im Gegenteil: Geschichte WIRD erst durch Poesie.

Der Islam ist also ein Versuch, dieselbe Realität der Poesie zu konstituieren - aber dabei auf die Historizität zu verzichten. Ihm fehlt also die Inkarnationsdimension, die er über andere Wege und Ebenen zu substituieren sucht. Aber daß ihm dazu die Historizität fehlt begründet, warum er dem menschlichen Denken, der menschlichen Vernunft Grenzen ziehen muß. Wird sein dogmatischer und nur als Postulat anzunehmender Kern angegriffen, bleibt nämlich genau deshalb nichts mehr übrig. Deshalb ist sein Wahrheitsbegriff, der konkrete Inhalt seiner Poesie höchst fragil und mit dem abendländischen Anspruch, wonach Wahrheit nicht von Vernunft zu trennen ist, ja sogar mit der Logik Stufen und Grade derselben Poesie sind, nicht kompatibel.

Selbst wenn man meint, es gäbe Evidenz, daß "eine Person" existierte, die als "Muhammed" (ein syro-aramäisches Gerundium, das "der Gesandte (der Messias u.ä.)" bedeutet, also ein Ehrenname ist, selbst wenn man zugibt, daß die islamische Aussage, daß die Nichtbelegbarkeit einer Tatsache nichts darüber sagt, daß es sie nicht gäbe, nicht falsch ist, bleibt das gesamte 7. Jahrhundert historisch gesehen völlig im Dunklen. Alles, was über Muhammed bekannt ist, sind Geschichten, die im 13./14. Jahrhundert (in Spanien) erstmals zu einer vollständigen, bis in Gesprächsdetails konkreten Geschichte ausformuliert wurde. Noch im 9. Jahrhundert gab es rund eine Million (!) dieser "Hadithe", also Teile der Lebensbeschreibungen, mit einander auch völlig widersprechenden Aussagen, sowie der Korantexte selbst. Die auf Zentralbefehl des Kalifen zusammengefaßt, inhaltlich ausgewählt und in zehn Exemplaren als verbindlicher Text in alle Teile des muslimischen Reiches verteilt wurden. Der Rest endete in einer umfassenden Bücherverbrennung, die auch sämtliche existierenden Koran-Fassungen betraf, die man greifen konnte. In einer Zeit, in der der "Islam" immer konsequenter zentralisiert wurde (was zu Konflikten etwa mit dem maurischen Spanien führte.)

Das ging einher mit einer Reform der arabischen Sprache, die bis dorthin als reine Erinnerungsstütze aus lediglich siebzehn Zeichen bestanden hatte. Man konnte das alte Arabisch also nicht lesen im heute verstandenen Sinn, ohne die Inhalte zuvor zu kennen. Erst mit der Erweiterung der Schriftzeichen wurden die Inhalte rein schriftlich tradierbar. Linguistisch gesehen ist seit über hundert Jahren recht eindeutig nachzuweisen, daß mindestens ein großer Teil des Koran aus dem syro-aramäischen stammt, das vielfach völlig falsch, oft überhaupt unverständlich übersetzt wurde. Ein Viertel der Koranverse ist bis heute überhaupt unverständlich, was im Islam damit begründet wird, daß es eben die von (dem Analphabeten) Mohammed notierte Sprache der Engel sei, die der Mensch eben nicht verstünde.

Historisch taucht der Begriff "Islam" erst gegen Ende des 7. Jahrhunderts auf. Was bei einer Eroberung der halben damals bekannten Welt durch die Araber doch höchst seltsam ist, denn nicht einmal die Unterworfenen kannten den Begriff. Genau so wenig, wie ein "Mohammed" als Heerführer in den zahlreichen Kriegen - Historiker sehen sie als "Einigungskriege", die aus jenem Machtvakuum entstanden, das die Byzantiner hinterließen, als sie sich aus diesem Raum zurückzogen - von irgendjemandem und irgendeinem Geschichtswerk erwähnt wird. Was doch äußerst seltsam ist.

Damit ist auch nichts gegen die orale Tradition prinzipiell einzuwenden. Auch die Bibel beruht zu weiten Teilen auf mündlicher Überlieferung, auf von Generation zu Generation weitergegebenen Erzählungen. Und persönlich gegründete Weitergabe - Tradition - ist einer der Hauptpfeiler auch des Christentums, das als Offenbarung den Schlüssel zum Verstehen der jeweiligen historischen Gegenwart einen immer und ungebrochen gleichen Kern aufweisen muß. Ähnlich verhält es sich bei den Geschichtserzählungen der gesamten Menschheit. 

Alles das kann nur innerhalb eines ebenso persönlich weitergegebenen Glaubens- und Interpretationshorizont geschehen. Aber in allem - gerade wenn es um historische Ereignisse geht - müssen sich doch zumindest Spuren historischer Ereignisse finden, schon gar bei einer Religion, in der es um das inkarnierte Wort Gottes geht.*

Sehr sicher ist, daß der Koran ein auf christlich-arianischer Tradition aufbauender Grundtext ist, in den beduinische, lokale, heidnische Glaubensvorstellungen, die in dem Raum bestanden, eingeschmolzen wurden. Das alles in einem Aufgehen in der beduinischen Grundhaltung - der des poetischen Erzählens, in der (prinzipiell völlig richtig) die Wirklichkeit selbst als unsichtbare, aber hinter allem stehende Grundstruktur gesehen wird. Nur aus einem bloßen nominal-reduktiv verstandenen Text also läßt sich ein geschriebener Inhalt überhaupt nie verstehen, er bleibt stumm und leere Sammlung von Zeichen. 

Diese also aus vielfachem religiösem Impuls bestehenden Erzählungen wurden von einer Zentralmacht in eine moralisch wie politisch angestrebte Gesamtreform und Einigung der vielen verschiedenen Völker und Volkschaften umgewandelt. Zugleich als Gesetzbuch, das die Gesellschaften auch in ihrem Rechtsbrauch vereinheitlichte. Es ist auch sehr sicher, daß mit dieser "neuen Religion" eine manchmal sogar beträchtliche "Humanisierung" dieses geographischen, kulturellen Raumes gelang, der vielfach von äußerst barbarischen, tief abergläubischen und magisch-reduktiven Traditionen geprägt war. Eine auch rein praktische Funktion, die der Weggang des christlichen Byzanz nun nicht mehr erfüllen konnte, denn die Christianisierung des arabischen Raumes** in den ersten sechs Jahrhunderten war nicht ohne Erfolg geblieben - und nun fiel diese Religion mangels Zentrum auseinander.*** 

Vor allem der Arianismus - auch er eine Simplifizierung des zentralen Glaubensinhalts, der Dreifaltigkeit und der daraus erfließenden Inkarnation Christi - wurde sehr allgemein. Historisch ist er überall dort aufgetreten, wo sich kirchliche Autorität gesellschaftlich-menschlich nicht zu manifestieren wußte, oder sich auflöste. Das ist heute nicht anders. Weshalb er sich in der Zeit der auflösenden römischen Kultur und Gesellschaftsordnung im ganzen Mittelmeerraum ausbreitete.

Aber weltliche Macht läßt sich nur durch Gott legitimieren.

Die ersten und zentralen Bauten, die der Islam heute als islamische Bauten sieht - vor allem der Felsendom in Jerusalem und die Johanneskirche (beide später Moscheen) in Damaskus - waren eindeutig noch arianisch-christliche Kirchen, prächtige Gegenentwürfe (und architektonisch nachempfunden) zur Hagia Sophia, dem damaligen Zentrum der Christenheit als Bauten eines neuen, eigentlicheren Zentrums der Gottgewolltheit eines Reiches, einer Kultur, die anders war und sogar sein mußte, sonst hätte es sich ja der byzantinischen Christenheit anschließen oder unterwerfen müssen.

Der Ruf des Muezzin - "Es gibt nur einen Gott, und Muhammed ist sein Prophet!" - ist wörtlich sogar die arianische Antwort auf den seines Erachtens nach "Mehrgötterglauben" des katholischen Christentums: Es gibt nur einen Gott, und Jesus Christus (muhamad = der Gesalbte/Gesandte/Christus) ist (nicht Gottes Sohn, sondern nur) sein (größter) Prophet! Das ist der Kern des arianischen Christentums, wie es damals überall den Katholizismus zu verdrängen drohte, und wie es sich sogar im Koran insofern findet, als er Jesus Christus explizit als Prophet anerkennt.

Daß es in den ersten Jahrhunderten dieser "religiösen Konsolidierung" seitens der Politik, der weltlichen Machthaber, hohe "Toleranz" gegenüber den präsenten anderen Religionen gab, ist aus mehrfacher Hinsicht nur zu verständlich. Nicht zuletzt aus simplem politischem und klugem Pragmatismus, weil sie ja überall (auch kraft höherer Bildung) Träger der Kultur und des Wohlstands waren. Das änderte sich aber mit der Zeit dramatisch, und zwar je mehr der Islam als eigene Religion Körper, Umfang und Eigendynamik bekam. 

Ursprünglich aber war die Expansion "des Islam", wie sie der Islam selbst behauptet, keineswegs eine Ausbreitung einer Religion, sondern eine rein politisch-militärische Einigung, möglich gemacht durch die Schwäche des römischen Raumes, die einen ganzen geographischen Raum, das Mittelmeer, auseinanderfallen ließ. Nirgendwo in allen Aufzeichnungen dieser Zeit findet sich eine religiöse Eroberung, findet sich der Begriff eines "Islam", und das ist der Hauptgrund, warum sie so rasch erfolgen konnte: sie stieß auf keinen religiösen Widerspruch bei den Menschen in ihren jeweiligen Religionen, Religion war kein eigentlicher Faktor dieser Neuordnung eines geographischen Raumes, die von Fürsten aus Südpersien ausging, die auch als Sieger übrigblieben. Denn sie waren die einzige Regionalmacht, die nach dem byzantinischen Rückzug blieb.



Morgen Teil 2) Indizien, die die kolportierte Geschichte des Islam dekonstruieren.
Welche Religion bleibt dann noch?




*Nur umfaßt das bewußte Denken in diesem Fall die leibliche Richtung wie eine Reaktion, das heißt, daß die Richtung des Fleisches das Denken wie eine negative Matrix prägt, nicht, wie im "gesunden" Denken, als Struktur. Das Denken der Pseudologie umspielt also das Reale, und ist aber darin genau auf das ausgerichtet, wohin die Leiblichkeit weist. In gewisser Hinsicht stellt also die Pseudologie, in der sich der Mensch in eine Zweitwirklichkeit, in eine rationale Ersatzwirklichkeit zu stellen versucht, das eigentliche Wollen des Menschen (als Gerichtetheit, als Geneigtheit) in umgekehrtem Sinn dar. Die Pseudologie ist deshalb mehr als eine "Illusion", sie ist der Versuch rational eine Welt zu schaffen (als die vermeintlich "vernünftige", deshalb wahre), die aber dem eigentlichen Erkennen des Menschen nicht entspricht, dessen Wahrheitsanruf man aus vielerlei Gründen zu vermeiden sucht. Sie ist also in höchstem Maß am nominellen Wort ausgerichtet.



*030916*