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Sonntag, 2. Oktober 2016

Warum logische Aussagen falsch sein können

Es ist für alle Lebewesen gleich: In der Frage nach der Wahrheit spielt ihre "Allgemeinheit" eine entscheidende Rolle. Damit ist auch dem Irrtum eine gefährliche Tür geöffnet. Die sich darin beweist, daß es Untersuchungen gibt, die zeigen, daß selbst der größte Nonsens für die Menschen als "wahr" erscheint, wenn er in einer gewissen Dichte und Autorität in der sinnlichen Wahrnehmung auftaucht. Es läßt sich zeigen, und jeder kann diese Erfahrung bei sich bewußt machen, daß noch VOR jeder ratioalen Auseinandersetzung ein gewisses Gefühl für die Wirklichkeitselemente sinnlicher Daten besteht. AUS DIESER HERAUS wird dann das sinnlich Wahrgenomene auch rational geordnet. 

Niemals aber kann die Ratio aus sich heraus die Wirklichkeit einer Feststellung "beweisen". Die Logik kann Dinge als "wahr" beweisen, die es aber in der Emprie nicht gibt. Das Video zeigt an einem konkreten Beispiel, wie rationale Logik über die Welt IRREN kann. Etwas kann logisch sein - und doch gibt es das logisch erscheinende Ding nicht. Die Wirklichkeit der Welt muß also immer jeder Logik vorausgehen. Sie muß es sein, aus der sich Aussagen über die Welt nähren müssen. Keine noch so ausgefeilte Ratio kann ein verläßliche apriorische Aussage über Realitäten der Welt treffen. Logische Aussagen über die Welt können also FALSCH sein. 

Etwas das logisch ist, muß noch lange kein Bestandteil der Welt sein. Nur reale Erfahrung kann der Boden sein, auf dem sich auch Aussagen über das treffen lassen, wie die Welt ist. Jede Logik muß sich deshalb immer im Erfahrenen rückversichern. Das ist der Grund, warum rein logische Folgerungen immer mit einer gesunden Skepsis betrachtet werden müssen. Denn sie müssen auch von der Wirklichkeitserfahrung gedeckt sein. Gerade oft die größten Logiker der Weltgeschichte waren und sind deshalb oft von größter Skepsis geprägt, was die Ergebnisse ihres Denkens anbelangt.

Logik ist gewiß hilfreich und wertvoll, aber sie ist nur ein Instrument. Gerade hoch ausgebildete Logik (und gerade über die "Intuition") kann sogar leichter zu Irrtümern darüber führen, wie die Welt ist bzw. was Welt ist. Und das zeigt das Video (8min.) sehr eingänglich.

Das heißt aber ganz sicher nicht, daß man auf die Logik verzichten darf. Im Gegenteil! Es gibt viele Dinge, die sich nur über eine saubere Logik überhaupt erst erschließen, und ohne Logik gibt es auch keine Kreativität. Zumal die Wirklichkeit der Welt, das aus dem sie sich überhaupt konstituiert - unsichtbar weil nur geistig erkennbar ist. Die Welt der Körper ist nur die Entsprechung dieser Geistigkeit. 

Aber es heißt, daß wir sehr gut darauf achten müssen, wo wir zu unterscheiden haben: Wo klares Denken alleine angebracht ist, um Welt und Wirklichkeit zu erkennen (und das heißt: zu ordnen), und wo es angebracht ist, sich von der Welt selbst überraschen zu lassen, also unsere Logik ständig neu der Welt anzupassen bereit zu sein. Denn DARUM geht es. 

Auch um zu unterscheiden zu lernen, daß sehr häufig das, was wir oft hören, zwar zunehmend als "wahr" empfunden wird, aber nicht selten genau das nicht ist. Denn das Allgemeine, auf das sich diese empirische Neigung bezieht, ist nicht immer das, was auch am einfachsten zu sinnlich zu erkennen ist. Wer Wahrheit sucht, muß deshalb vor allem lernen, seine Erkenntnis von vordergründigem Erleben - gedanklich, und das heißt zuerst: sittlich! - zu abstrahieren und zwar darum zu wissen, aber sich davon unabhängig zu machen. Denn es geht nicht darum, die Logik über Bord zu werfen, sondern im Gegenteil: Eine Logik zu entwickeln, die der Welt immer mehr gemäß wird. 

Das Filmchen ist also kein Aufrug, das Denken aufzugeben, weil das Gefühl weiter käme. Im Gegenteil, und das sagt sich ja auch aus. Es sagt nur,  daß das Denken ein ständiges Mühen um Rückbindung an das Wirkliche, auch sinnlich Erfahrbare braucht, sich aber genau nicht im Gefühl erschöpft, sondern das Eineinsstimmen mit der Logik braucht. Denn Wahrheit ist sehr wohl auch und immer logisch. Nur ist nicht jede Logik - für sich betrachtet - wahr. Erst die Logik der Wahrheit umgreift alles. Wir haben nicht das Problem, daß zu viel gedacht wird, sondern es wird zu wenig gedacht. Die Logik, die in diesem Filmchen gemeint ist, ist nichts anderes: Eine zu kurz gegriffene, nicht zu Ende gegangene Logik. Denn auch die Transzendenz ist logisch. Während die Welt eben nicht rationalistisch ist, also mit einer in der Welt begrenzten Logik auskommt.

DAS ist das Problem der Aufklärung - sie greift viel zu kurz, ist ein reduktionistisches Weltbild. Was aber vor allem ihr Problem ist, ist eine Anthropologie, die falsch ist, und dabei nicht einmal mit der heutigen (völlig widersprüchlichen, nur noch in oft kleinsten Teilfakten überhaupt relevante) Naturwissenschaft* übereinstimmt. Die Aufklärung berücksichtigt nicht, daß die Denkkreise eines Menschen in Übereinstimmung mit seinen realen Lebenskreisen stehen. Was die Aufklärung also postuliert, daß jeder alles zu denken vermöcht - ist logisch falsch und erst recht das, was sie genau ausschließen will: eine irrationale Mythologie eines "neutralen Menschseins".**









*Hier wird der Mangel an "gutem Denken" an logisch-konsistenter, korrekter Philosphie am meisten spürbar: Es fehlt das Umgreifende. Nur im Umgreifenden aber kann das Empirische, das sinnliche Datum, die Welttatsachen in einzig mögliche Einende gestellt und damit geordnet, also erkannt werden: Im Geist. Die Gegenwart kann aber das Ganze nicht mehr denken, meist schon einfach, weil es den Geist nicht mehr kennt. Damit ist eine völlig widersprüchliche, verworrene Anthropologie - die damit gar keine mehr ist, wir haben es stattdessen mit zahllosen, sowieso nur bruchstückhaften "AnthropologieEN" zu tun - entstanden.

**Dieses "neutrale Menschsein", das unseren Alltag heute bis in kleinste praktische Auffassungen zu prägen begonnen hat, das alle Menschen "gleich" sein lassen will, gibt es nicht. Es stellt den Menschen außerhalb des ihn überhaupt erst Konkretisierenden: den Sinn. Der sich erst im Geistigen erschließt bzw. die geistige Dimension IST. Hier wird von der Aufklärung stattdessen ein rein geistiges Bild verdinglicht, das Denken will am Ding aufhören statt es als Verweis, als bloßen Träger oder Anker (ähnlich, wie man einen Luftballon an einer Schnur trägt) zu sehen, der aber damit auch wesentlich für das ist, auf das er verweist (also nicht schlichtweg: idealistisch). Übrigens einer der grundlegendsten Fehler, mit denen wir in den letzten 250 Jahren zu kämpfen haben. 




*170816*