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Freitag, 21. Oktober 2016

Zeitbombe Bildung (2)

Teil 2) Sodaß alle Menschen (fast) alles könnten, aber nichts können
 - Und: Die Anmerkungen




Die ständische Stabilität, über die sich nach wie vor und Jahr für Jahr die Linken neu echauffieren, weil sie aus den Kindern nicht und nicht herauszudoktrinieren ist, ist also kein Mangel, kein Manko, als die sie immer wieder dargestellt wird. Auch und bevorzugt sogar von einem Teil der Wirtschaft, und zwar von jenem, der identitätslose Menschen "braucht", weil er selbst keine Identität mehr zu bieten hat, weil er sich der "Cleverness" verdankt und nicht der verantwortlichen, persönlichen Unternehmersidentität, die Unternehmertum als Selbstzweck sieht, der sich dann erfüllt, wenn es gelingt, möglichst Geld zu machen - und nicht, einen Auftrag im Ganzen der Welt und Gesellschaft zu erfüllen. Diese ständische Stabilität ist ein wesentliches Merkmal (und damit Voraussetzung, also auch: Ziel!) einer gesunden Persönlichkeit und eines gesunden sozialen Gebildes - Famlie, Sippe, Gemeinde, Heimat, Staat.

Und innerhalb ihrer ist die Frage nach Talenten relevant. Denn ein geglücktes Leben kann auch und sehr wohl bedeuten, eine Tätigkeit, eine berufliche Identität darzustellen, zu der einem manche direkte Fähigkeit fehlt. Das aber ist noch lange kein Grund, um diesen Ort nicht auszufüllen. Es ist höchstens ein Gebot der Klugheit, für die Fähigkeiten, die einem fehlen, aber für den Ort notwendig sind, Hilfe zu holen. Ein Defizit, das so gut wie immer der Fall ist.  Umso bedeutender ist die Stabilität der Identiät, weil sie die Mängel im Vollzug, die jeder, wirlich jeder hat, leicht übersteht und überbildet. 

Aber erst dann überbildet, wenn jede Beziehung zu einem "anderen" ein der Ehe analoges Verhältnis bedeutet, in dem einer am anderen ergänzt und ausgleicht, was diesem fehlt, und zu diesem Mühen um Ergänzung - und nicht um Herausbildung einer "Individualität", die mit dieser quasi-ehelichen Partnerschaft nichts zu tun hat, außer, daß man sie veweigert - durch das Gebot der Treue (fast möchte man sagen:) "gezwungen" wird. Und diese Ehe bedeutet, daß einer dem anderen in seiner Identität nicht nur GEHÖRT, sondern daß sich Identität erst in dieser ZU-GEHÖRIGKEIT herausbildet. Womit sich sagen läßt, daß Fähigkeiten, schöpferisches Tun direkt mit dem Umstand zusammenhängt, JEMANDEM (an)zugehören.

Ist diese Zugehörigkeit nicht gegeben, sei es aus eigener Verweigerung (warum auch immer), sei es aus Verweigerung desjenigen, DEM man zugehört, kommt es als Folge immer und ausschließlich zu defiziösen Entwicklungen in der Persönlichkeit des Betreffenden. Dessen, der "niemandem gehört", der niemandem zugehört. Das ist zu einem gewissen Teil durchaus auch Merkmal einer wachsenden Kultur, das darf man nicht übersehen, kann aber niemals deren Norm sein. Es hat sogar immer wieder neue Berufsfelder herausgebildet, die es in dieser Ausschließlichkeit als Identität zuvor nicht gab. Man denke einerseits an den Künstler (der aus dem Handwerker hervorging), man denke auch an den Priester (der aus dem Vater, dem König UND Priester hervorging), oder an den Philosophen, der sich aus Führungs- bzw. Universalposition herausentwickelt hat (weil er Universalität, Ungebundenheit an eine Teilidentität braucht). Man denke anderseits aber auch an die Geschichte des Abendlandes, in der sich exemplarisch immer mehr Einzelberufe herausbildeten, die ursprünglich allesamt in einem einzigen Beruf versammelt waren, dem des Bauern, der alles selber machte. 

Diese Entwicklung macht es natürlich möglich, daß sich immer spezifischere, aus diesem Insgesamt herausgenommene Berufsfelder in immer neue, noch größere Meisterschaften fortgeführt haben. Und so kann eine Kultur tatsächlich immer weiter wachsen - durch Herausgliederung von Spezifischerem aus einem Umfassenderen. Aber aus genau diesem Grund braucht eine solche Entwicklung ihre Wurzel in der Herkunft, weil sich Entwicklung, Spezifiizierung AUS einem Universaleren heraus entwickeln muß. Weil sie immer ZUERST Identität braucht.

Es ist das, was Hadmut Danisch in seinem Fallbeispiel einer "Akademikern am Arbeitsamt" richtigerweise (wenn auch ungenügend) so beschreibt: "Qualifikation ist keine absolute Eigenschaft. Man ist qualifiziert nur mit einer Präposition oder Infinitiv. Qualifiziert für etwas. Qualifiziert, um etwas zu tun. Qualifziert etwas zu tun. Aber nicht einfach qualifiziert." Unser Ausbildungsstätten produzieren aber genau das und in immer ausschließlicherem Maß: leere, identitäts- weil ortlose Qualifikation. Meist von den Auszubildenden eingegangen, weil sie von Kindheit an von einem Anspruch getrieben werden, "so viel wie möglich aus sich zu machen", soll heißen: "Hoch" zu steigen. Durch Studium. (Heute studieren in Österreich 60 % aller Jugendlichen, von denen übrigens wiederum 50 % "Beamte" werden wollen. Und die deutsche Adenauer Stiftung hat gerade ein Studienpapier publiziert, das darauf hinweist, daß 75 % aller Maturanten/Abiturienten "für ein Hochschulstudium unqualifiziert" sind.. Studieren werden sie aber wohl trotzdem.)

Kein Mensch hat jemals noch die Frage gestellt, wie eine Gesellschaft mit den daraus erwachsenen Erwartungen auf "gerechte Zuerkennung von Bedeutung, die sich ja lt. allgemeinem Konsens (angeblich) aus Befähigung ergibt" einmal umgehen können soll OHNE ein überhitzer Kessel unbefriedbarer Ansprüche zu werden.³ Wobei sich in dieser gesamten Problematik aus bekannten Gründen (´wie an dieser Stelle schon oft und sehr grundsätzlich behandelt) das Hineintreiben gerade von Frauen in diese "Bildungsmalaise" und Anspruchsmaschinerie besonders tragisch für den gesamten Gesellschaftskörper auswirkt, denn ihr Problem "Identität" ist heute doppelt lösungs-blockiert. Dabei aber besonders politisch gewollt - durch den Genderwahn!

Somit wird auch klar, daß die eigentümliche Situation, in der sich unsere Gesellschaften in ihren unterschiedlichsten Konkretionen - deren eine und nicht unwesentliche Funktion auch die des Ortes der Wirtschaft ist (auch Wirtschaft setzt in den Konkretionen von Gesellschaft an, im letzten/ersten aber am Staat als äußerstem Ring der Identität) - befinden, nur so, aber auch genau so zu lösen ist. Wo auf der einen Seite immer größer werdende Menschengruppen keine Aufgabe mehr finden, anderseits bestehende Aufgaben (man denke an den immer prekärer werdenden Facharbeitermangel) nicht mehr erfüllt werden, weil es die Menschen dazu nicht gibt.*

In den "reinen Begabungen" sind sich aber die Menschen so weitgehend gleich, daß es zum einen zum Trugschluß verleiten könnte, "alle könnten alles", zum anderen aber nicht in der Lage sind, eine Identität daraus zu bestimmen. Es ist deshalb kein Zufall, das Menschen, die pädagogischen Sondermaßnahmen unterzogen wurden, die sich genau dieser Seite widmen - man denke an Waldorf- oder Montessori-Schulen, und überhaupt alles, was sich "Reform-Pädagogik" nennt - im späteren Leben durch ausgeprägte berufliche Instabilität auszeichnen, also ihren Beruf auch um hundertachtzig Grad wechseln "können". 

Sie sind aber nicht die Meister der Zukunft, sondern bedauernswerte Exemplare einer Pädagogik, die sich als Ingenieurspraxis versteht, und nicht der Liebe erwachsen ist, sondern Liebe mit einem Gefühl verwechselt hat, das der Selbstfühligkeit aus Schwäche und der Unmännlichkeit erwächst, und deshalb Entscheidung und Urteil vermeidet. Aber Identität und damit gelungenes Selbstsein braucht zuerst das Urteil der Eltern, und insbesonders des Vaters, dem Repräsentanten der Welt, die eine Welt der Begriffe ist. Und damit erst zum Ort in der Zeit wird. Wo diese Begriffe, diese Urteile fehlen, beläßt man die Kinder und jungen Menschen aber in einer Welt des zeitlosen Traumes.

Noch etwas wird aus dem Gesagten aber hoffentlich klar: Daß das, was das Establishment gefordert hat und fordert - die Abschaffung eigener Grenzen, um Zuwanderung zu ermöglichen und an denen "Integration" zu vollziehen - nicht nur nicht "sozial" oder gar "liebevoll" ist, sondern das genaue Gegenteil: menschenverachtend. Weil es den Herkömmling nicht als Person achtet.**



²Deshalb finden sich in der Geschichte aller bedeutenden Menschen (und das hat mit ihrem "Bekanntheitsgrad", ihrer quantitativen Präsenz in den offiziellen Geschichtsbüchern nichts zu tun) als eigentliche Momente des Ausbruchs des Schöpferischen solche Golgotha-Erlebnisse des völligen Absterbens. In mancher Künstlerbiographie hat deren zeitweilige Tätigkeit als Tellerwäscher oder Hilfsarbeiter am Hafen mehr Bedeutung als ihr späterer öffentlicher Erfolg. 

³Im übrigen ist die heutige Bildungspolitik unserer Länder unfaßbare Verschleuderung von Volksvermögen, und keine "Investition in die Zukunft", wie das Establishment uns ständig erzählt. Weshalb der VdZ alle Haare aufstellt wenn er nur hört, daß "mehr Geld für die Bildung" notwendig wäre. Das GEGENTEIL ist der Fall.

*Es ist also schon prinzipiell falsch gedacht, diese Defizite durch "Zuwanderung" lösen zu wollen. Denn damit habenwir, was wir heue haben: Zugewanderte, die ebenfalls nicht gebraucht werden. Warum? Weil sie als Zugewanderte erst einmal einen Ort finden müssen, den ihnen die Gesellschaft zuweist, und ERST DARAUS, erst aus diesem Ort im Geflecht der Beziehungen ergibt sich dann Gebrauchtheit. "Qualifikationsmaßnahmen" als vermeintlicher Weg zur Integration sind hinausgeschmissenes Geld, verlorene Liebesmüh. Sie hätten erst Sinn, wenn die zu integrierenden Menschen (die aus dem Gesagten heraus nur in einer bestimmten, sogar relativ kleinen Menge überhaupt integrabel sind) ZUERST in einem sozialen Geflecht stehen, und DARAUS eine Aufgabe definieren können.

**'Dazu ein wichtiges Wort: Es KANN sein, daß der Auftrag eines Ortes und einer Zeit darin liegt, in Erfüllung des Auftrags eine Zuwanderung als Hilfe in der Not zuzulassen bzw. sogar zu betreiben, die die gegebenen gesellschaftlichen Konkretionen aufsprengt und fordert, sie aufzugeben. DAS KANN SEIN. Aber umso genauer muß eine Gesellschaft (ein Staat in diesem Fall) darauf achten, OB die Zuwanderungsfordernden oder -begehrenden WIRKLICH diesem Gebot entsprechen. Oder, wie es 2015 in exorbitantem Maß sichtbar wurde, EBEN NICHT, ja, diese Prüfung wurde nicht einmal erwogen, sodaß es VERANTWORTUNGSLOS war Tatsachen zu schaffen, die keineswegs erst NACHTRÄGLICH als nicht dem Auftrag gemäß festzustellen sind. (Denn den allermeisten Menschen wäre bei etwas offenen Augen klar gewesen, daß dies der Fall ist. Und sei es, daß ein Staat seinen Bürgern gewisse Vorsicht nach außen schuldet.) Denn keineswegs hat eine Gesellschaft die Pflicht, sich selbst aufzulösen, im Gegenteil: Teil des Auftrages an einem Ort ist sogar zuerst, sich zu bewahren, und sei es durch Abschottung. 

OB wir also 2015 als Volk, als verortete, konkrete Gemeinschaft von Menschen, als Gesellschaft vor dieser Aufgabe standen, der Not anderer wegen ein Selbstopofer zu bringen, kann man mit moralischer Gewißheit für die Gesamtgeschehnisse VERNEINEN. Daran ändern auch manche posthoc festgestellte Einzelfälle nichts, die fraglos und grenzenlos unsere Hilfe tatsächlich brauchen, soweit wir sie geben können. Die aber als Deckmantel mißbraucht werden, um ein enorm folgenreiches Grundversagen, dem man sogar böse Absicht unterschieben darf weil es sonst nicht zu erklären ist, zu verschleiern.




*070916*