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Freitag, 31. Juli 2015

Wie ganz Europa einer Fata Morgana folgte (1)

Es ist zum Lachen, wenn es nicht zum weinen wäre. Jahrelang wurde uns eingetrichtert, daß Finnland das Musterland der zeitgemäßen Schule wäre. Mühelos erklomm das Land nämlich im Jahre 2000 die Spitze im Pisa-Test. Ab da war der Mythos in Beton gegossen: Finnland führt uns vor, wie es zu gehen hat. Jeder der sich gegen die Reformpädagogik stellt, stellt sich dem Fortschritt in den Weg. Denn wie da unterrichtet werde, hieß es! Man habe es doch mit eigenen Augen gesehen, und Pisa bestätigt es: die Quadratur des Kreises ist möglich.

Ganz Europa sehnte sich alsbald nach finnischen Lehreren, nach finnischen Schulverhältnissen, wo Schüler an autonomen Schulen sich ihr Lernen völlig frei und selbständig im Kollektiv organisierten, die Lehrer zu bloßen Verstehern und Anleitern mutiert waren, und alles in brüderlichster, liebevollster, individualistischester Atmosphäre - samt den großartigsten Leistungsergebnissen, die Gott für den Menschen ausgedacht hat. Schüler lernten von anderen Schülern, und das alles fast ohne Hausarbeiten, in einer Gesamtschule bis zur 9. Schulstufe.

Auch hierzulande berief man sich natürlich auf Finnland, und verhöhnte alle Kritiker: Die Gesamtschule sei in Finnland erprobt, sie einzuführen ist also nichts als einem bewährten Weg zu folgen.

Seit 2000 pilgerten Experten und Politiker aus ganz Europa ins Paradies des Egalitarismus, des Endes des Frontalunterrichts, der Begabtenförderung und des Eingehens aufs Individuum - Finnland, Finnland, hoch preis ich Dich, sang die Linke (und in der Bildungspolitik gibt es ja nur noch solche, das System hat sich längst selbst reproduziert) abends, bei einem Glaserl Toskana-Rosé im lauen Sommerlüfterl, und alle fühlten sich bestätigt, auch unseren Schulen, die dem Glück der Menschheit so im Wege standen, den Todesstoß zu versetzen. Denn das ist es. So wie in Finnland, so muß es auch bei uns werden.

Und natürlich fühlten sich auch hierzulande viele eher traditionell Denkende irritiert. Der Widerstand gegen die Gesamtschule auch in Nicht-Linken-Kreisen schwand wie Butter in der Julisonne. Nur wenige blieben bei dem, was sie über Pädagogik und Lernen in seinem Zusammenhang mit Identität und Autorität wußten, die uralten Erkenntnisse über den Menschen und das Wesen seiner Erkenntnis schienen in Finnland seltsam widersprüchliche Wege zu gehen. Bei DEM Erfolg?

Die Jubel-Stimmen sind mittlerweile aber schon recht leise geworden. Weil in Finnland etwas Seltsames passiert ist.

Nein, damit ist nicht der Zusammenbruch von Nokia gemeint, das noch vor zehn Jahren den weltweiten Handymarkt beherrschte, und plötzlich mangels Innovationen weg von der Bildfläche war. Dann stieg Microsoft ein, auch nicht gerade Führer in Innovationen, und erstickt mittlerweile fast an dem Bissen. Man munkelt bereits von Aufgabe der Hardwaresektion überhaupt. Oder hängt das alles irgendwie mit dem finnischen Schulsystem zusammen? Klammern sich in beiden Fällen nicht Ertrinkende an Ertrinkende, um gerettet zu werden?

Denn mit einem Schlag fällt Finnland in den letzten Jahren in den PISA-Reihungen zurück, und zwar dramatisch. Plötzlich brechen die Schulleistungen ein. Und Umfragen ergeben, daß nirgendwo in der Welt Kinder so ungern in die Schule gehen, wie in Finnland. Zwischen 2003 und 2012 sank die PISA-Leistung des Landes um ganze 25 Punkte. Das ist der Lernerfolg eines ganzen Schuljahres. Also doch die Einwanderer, wie andere bereits wußten?

Was ist da passiert?

Nun, den Politikern, die in Massen nach Suomi gekarrt wurden, und dort ausgewählte Spezialschulen besuchten, die im Sonderstatus von staatlicher Lenkung freigestellt waren, war das natürlich nicht aufgefallen. Man mag Schulsysteme verändern, umbrechen, radikal umstellen - aber verstehen muß man ja doch nichts davon?! Der heutige Mensch ist doch schon prinzipiell darauf eingestellt, daß er von einem Moment auf den anderen ganz Neues in der Welt entdecken kann. Die der Vernunft widerspricht, aber was macht das schon? Die Empirie ist die Königin! Denken? Das war einmal. Wir bewußtseiteln ohne Regeln, dafür innovativ. Oder doch nicht?

Diese Frage - Was ist da in Finnland passiert! Woher kommt dieser Leistungseinbruch im Schulsystem? - stellten sich schließlich auch Bildungsforscher wie der Schwede Gabriel Heller Sahlgren, Research Director am Centre for the Study of Market Reform of Education (CMRE), und Affiliated research fellow beim Research Institute of Industrial Economics in Stockholm. 

Nicht ohne nationales Eigeninteresse. Denn Schweden hat ja wie so viele andere den vorgeblich so erfolgreichen Weg der Finnen nachgeahmt. Und schon erste negative Folgen zu verspüren. Etwa mit der Schulautonomie. Denn plötzlich müssen Schulen um Schüler werben, weil die Guten sich nur die besten Schulen aussuchen, was zu der schrecklichen Situtation geführt hat, daß es zwei Pole gibt - sehr gute Schulen, und sehr schlechte - aber keinen Mittelbau. Gleichzeitig wurden die Leistungen aber nicht besser, weil die Schulen nun damit zu werben beganne, daß auf ihrer Schule besonders viele Schüler mit guten Noten wären - was einer allmählichen Senkung des Leistungsniveaus zu verdanken war.



Morgen Teil 2) Eine Bombe schlug ein - 
Wer sich mit fremden Federn schmücken will, verleumdet einmal die Vergangenheit.  
Die wird erst zum Verursacher, wenn man versagt






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Vorzeichen mythischer Renaissancen

Mehr als 800.000 deutsche Haushalte wurden 2011 vom Netz abgeklemmt, weil sie ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen konnten. Die Zahl steigt rapide, angeblich jährlich um 300.000. Auf 7 Millionen Haushalte schätzt man bereits die Zahl der Energie-Armen, die nur noch wählen können, ob Sie Lebensmittel einkaufen oder die Stromrechnung bezahlen. Das berichtet die Webseite stopthesethings unter Berufung auf einen deutschen Spiegel-Artikel, was sie mit dem Titel versieht: "Die Energiewende wirft Deutschland in die Steinzeit zurück.

Mit interessanten Begleiterscheinungen. Alleine 2011 wurden in Deutschland 400.000 Holzbrandöfen verkauft, Tendenz steigend, was die Preise für Öfen in die Höhe treibt. Steigend ist auch die Zahl der Öfenanlagen für Festbrennstoffe - Holz und Kohle - in Deutschland. Wer schon die Stromrechnung nicht begleichen kann oder auf Nummer Sicher gehen will, wird aber gewiß nicht auf Pellets, Holzbriketts oder Hackschnitzel abzielen.

Gleichzeitig steigen in den Wäldern die Holzdiebstähle an, berichtet das FOCUS-Magazin. Ganze Waldteile verschwinden über Nacht. In Brandenburgs Wäldern schätzt man den Verlust durch "freie Entnahme" schon auf 10 %, in Bayern liegt der Anteil von Diebstählen erst bei 5 %. Wenn aber ganze Bäume verschwinden, steht man vor dem Rätsel, wie das geschehen kann. Weil man dazu ja ein geeignetes Fahrzeug braucht. Im Kofferraum eines PKW kann man einen Baumstann wohl eher nicht abtransportieren.  Es muß also bereits einen organisierten Graumarkt für Brennholz geben.

Wobei die Klein- und Gelegenheitsdiebstähle noch überwiegen. Mit einem Fahrzeug stehenzubleiben und Holz, das "herumliegt", oder Holzscheite, die zufällig gestapelt sind, einfach einzuladen, ist schnell geschehen. Nur selten wird jemand erwischt, wie in jenem Fall, wo man einen Privat-PKW stellte, dessen Fahrer Holz im Wert von 2.000 Euro einer nicht ganz dem Interesse des Waldeigentümers entsprechenden Verwendung zuführen wollte.

Auch wenn man berücksichtigen muß, daß das Verhältnis der Deutschen zu "ihrem Wald" mythisch und eng ist, sodaß manchen kapitalistische Eigentumsgrenzen wie ein barbarischer Verstoß gegen den ewigen Volksgeist erscheinen mögen. Es wird noch einige Jährchen brauchen, bis Richter solche Beweggründe wieder als rechtskonform anerkennen. Oder Holzentnahme für den Privatbedarf weitgehend frei ist, wie noch vor ein paar hundert Jahren. Was so fest im Selbstgefühl der Deutschen verankert ist, daß bis heute niemand an einen Straftatbstand denkt, wenn er die Großmutter raunend erzählen hört, daß sich Hänsel und Gretel wie jeden Morgen aufmachten, um Holz aus dem Wald zu holen. Oder waren es Beeren und Pilze, um sie auf dem Markt zu verkaufen, um ein paar Kreuzer dazuzuverdienen?

Es käme heute aufs selbe hinaus. Vielleicht wird deshalb bald das Märchenerzählen verboten, als Anstiftung zu einer Straftat oder so ähnlich. Bis man es eines Tages - weil zur allgemeinen Rechtsauffassung geworden - doch freigibt. Immerhin dürften manche den Holzdiebstahl bereits jetzt als Zusatzverdienst benötigen. Die Kleinanzeigen mehren sich, in denen Brennholz aus privater Hand zum Verkauf angeboten wird. Der Markt dafür ist ja im Wachsen, wie man hört. Hänsel und Gretel werden also bald wieder gute Chancen haben, den armen Vater mit ein bißchen Kleingeld zu unterstützen. Immerhin gehören Volkstraditionen zu den eigentlichsten Mitteln der Rechtsfindung.

Wie auch immer - Fakt ist, daß vorerst einmal manche Forstwirtschaft ihre Verarbeitungsmethode umstellt. Was es bislang üblich, Bäume nach dem Fällen, Entasten, Schneiden bis zu einem Jahr im Wald liegen zu lassen, damit sie trocknen, ist man dazu übergegangen, sie so rasch als möglich abzutransportieren, um sie an einen gesicherten Ort zu verbringen. Die Zeiten, wo man solch unbotmäßig Eigentumsbesorgten "Gieriger Volksschädling!" nachspuckt, könnten aber näher sein, als mancher glaubt.




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Donnerstag, 30. Juli 2015

Wert und Unwert statistischer Daten

Die Bedeutung der Statistik für die Klimawissenschaft ist enorm. Und mit ihrer Hilfe läßt sich tatsächlich viel an realen Gegebenheiten vorhersagen, zumindest in der Form von Wahrscheinlichkeiten. In diesem Beitrag auf EIKE weist nun Wille Eschenbach aber auf ein Problem hin, das er bei Analyse der Wetterdaten vom Südpol entdeckt hat, und das sich wie es aussieht über sämtliche Klimaprognosen erstreckt. Es lautet: man hat die Autokorrelation nicht berücksichtigt.

Nun ist der VdZ, der sich früher sehr für Statistik interessiert hat, längst aus dem Gebiet "draußen". Dennoch versucht er vereinfacht darzustellen, was das für Daten bedeutet, so wie er es verstanden hat. 

Wenn sagen wir alle 14 Tage eine Temperatur erhoben wird, so ergibt sich eine geglättete Kurve, deren Verlauf den erhobenen Meßwerten folgt. So weit, so gut. Nur haben physikalische Daten die eigentümliche Tendenz, autokorrelativ zu sein. Das heißt, daß heute gemessene -40 Grad mit größter Wahrscheinlichkeit auch morgen ähnlich niedrig sein werden. 

Veränderungen im Wetter treten aber hoch wahrscheinlich weil physikalisch gegeben sprunghaft, also in raschem Tempo ein. Das heißt, daß eine Kurve, die von sagen wir -20 zu -40 Grad abfällt, um dann wieder auf -20 zu steigen, die auf diese Weise statistisch einen Mittelwert von um die -30 Grad ergibt, über vier Wochen (mit drei Meßpunkten) gezogen, real ganz anders verläuft. Mit höchster Wahrscheinlichkeit, die sich aus dieser Autokorrelation ergibt: welch letztere den Faktor Zeit gewissermaßen realtätsnäher abbildet. 

Das heißt, daß ein Temperaturverlauf in der Realität eher so verläuft, daß am ersten Meßtag zwar -20 Grad herrschen, zwei Tage später aber -40 Grad, und diese -40 Grad dauern nun (28 Tage minus vier) 24 Tage an, um zwei Tage vor dem dritten Meßpunkt wieder auf -20 Grad zu fallen. Tatsächlich also bewegt sich die Durchschnittstemperatur für diesen Zeitraum auf rund -38 Grad! Diese Sprünge aber kennen wir nicht. Das Bestreben von Daten aber, sich in solchen "Trends" zu verhalten, nennt man Autokorrelation.

Noch einmal, mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, daß aufeinanderfolgende Datensätze physikalischer Realitäten sich gleichen weil physikalisch miteinander zu tun haben ist höher als die, daß sie voneinander abweichen. Was jeder Roulettespieler kennt, denn auf seltsame Weise ist die Wahrscheinlichkeit, daß nach rot wieder rot kommt, höher als die, daß schwarz kommt. Bis es "springt". Spielernaturen kennen das, man kann sie beobachten, wie sie den Roulettetisch "auf Sprung" beobachten und mitzählen, um dann aufzuspringen und ihre Chips zu setzen, auch mehrmals hintereinander, mit je erhöhten Einsätzen. Das Glück liegt nämlich dann nur im Vorausahnen des Zeitpunkts dieses Sprungs, und in diesem schmalen Fenster liegt eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Farbwechsel, also auf Gewinn.

Der VdZ kennt einen Berufsspieler (und deren soll es gar nicht so wenige geben), der auf diese systematische Vorgangsweise und unter Vermeidung von großen Risiken seinen Lebensunterhalt bestreitet. Es gibt zwar den Zufall in der Welt (analog zum die Mathematik brechenden Zufall, wie ihn die Quantenphysik in ihrer Schau auf die Nicht- oder Vor-Welt beobachtet), aber sein Auftreten ist immer kausal bedingt. Der echte Spieler wartet also auf (nur in der Ereignisfolge erkennbare) Ursachen, nicht auf Wirkungen. Und er weiß, daß auch diese Wahrscheinlichkeit zum Trend, zum Gleichbleiben in einem Nacheinander, selbst springen kann, und sich Alternativen (rot/schwarz) plötzlich wirklich abwechseln, als Zufall, aber das mit Trend und Wahrscheinlichkeit.

Dieser Umstand wird in der Statistik der Physik durch Faktoren für Autokorrelation berücksichtigt. Die selbst wiederum aus der Ereignischarakteristik der Daten ermittelt werden. Sie spielen aber eine entscheidende Rolle, weil das "Klima" ein kybernetisch-hochkomplexes System ist, das sich nur nach Wahrscheinlichkeiten, aber prinzipiell (die Zahl der Möglichkeiten wächst mit der Zahl der Wirkfaktoren potentiell-progressiv sehr rasch ins Unendliche - beim Klima lt. einem amerikan. Statistiker bereits ab 7 oder 8 Faktoren, dabei hat es unzählige und eine nicht zu wissende Zahl unbekannter Wirkfaktoren!) nicht vorhersehbar, also als Chaos darstellt.

Die Wahl der Parameter für Datensätze selbst - und damit auch der Autokorelation - ist also von allergrößter Bedeutung für eine Aussage. Denn sie definieren per Vorentscheidung, wie reale Verhältnisse SIND (oder: angenommenerweise sind), was überhaupt statistisch ausgesagt wird. Meist wird aber sogar mit sehr wenigen Meßpunkten gearbeitet, und hier zeigt es sich am dramatischesten: Denn die Relevanz (Signifikanz) der Datenaussage verhält sich progressiv/degressiv-korrelativ schon alleine zur bloßen Anzahl der Meßdatenpunkte. 

Die nicht linear-kontinuierlich verlaufen, wie in obiger Schilderung der Meßreihe, sondern so, daß je weniger Datenpunkte vorliegen, desto mehr die Signifikanz eines Gesamtergebnisses senkt (hier: Verlaufskurve; Durschschnittstemperatur). Am Beispiel in diesem erwähnten Artikel: Zwischen 1 und 8 Meßdaten verändert alleine diese Autokorrelation um 5 Prozentpunkte die Signifikanz einer statistischen Wahrscheinlichkeitsaussage.

Theoretisch (und der VdZ meint: das ist eigentlich schon ihr ganzes Geheimnis) gibt es eine Klimaveränderung, eine Klimaerwärmung, die AUSSCHLIEßLICH auf statistische Methoden zurückgeht, also überhaupt keine Realität beschreibt. Soweit der VdZ das sieht, ist das auch heute der Fall, mathematisch zumindest nicht auszuschließen. Weil die Berufung auf die Realtitätsrelevanz der Meßdaten, auf die sich Klimaerwärmer berufen, schon rein mathematisch keine deratig hohe Wahrscheinlichkeitsaussage möglich macht, wie in vielen Aussagen zur Darstellung kommt.

Das ist freilich nur EIN Problempunkt der Statistik im Wettergeschehen, hier in der Antarktis. Es gibt noch zahlreiche (!) weitere, weil keine Statistik besser sein kann als das, was sie erbringen soll, aber zugleich voraussetzt: Aussagen über Realitäten. Diesen hier versucht darzustellenden Punkt, fachlich und natürlich anders aufbereitet, möge der Leser auf den EIKE Seiten im Detail nachlesen. Dessen Autor behauptet, daß diese Daten- weil Realitätsverhältnisse in keiner Wetterstatistik bislang, egal wo, berücksichtigt werden. Was alleine schon den Wert jeder Wetter- und Klimastatistik (mehr als Statistik kann "Klima" ja gar nicht sein) bis zur Unbrauchbarkeit reduzieren würde. Angeblich soll dies aber von manchen Stellen bereits erkannt worden sein, und durch statistisch fachspezifischere Prüfung zukünftig verbessert werden.




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Verarsche nach Strich und Faden

Eigentlich ist es kaum zu glauben, aber - in Wahrheit doch nicht unerwartet, wenn man den Medienbetrieb nur ein wenig kennt. Als 1956 die nachweislich gefälschte Studie - ein Auftragswerk von Procter & Gamble, welch US-Konzern seinen Margarineumsatz steigern wollte - veröffentlicht wurde, die behauptete, daß Cholesterin in der Nahrung das Cholesterin im Blut erhöhe, und damit das Risiko von Herzinfarkt steigere und die Lebenserwartung kürze, wurde dieses Ergebnis wie durch Geisterhand (und viel Propaganda ...) rasch zur Allgemeinweisheit. 

Ja, genau das, was wir seit Jahrzehnten wie eine metaphysische Grundwahrheit hören. Die ein süßes Geheimnis hat: Sie ist nicht nur nicht wahr. Die Studie, auf der ganze Generationen von Medizinern ihre "Wissen" aufbauten, ist glatt und wie längst nachgewiesen (unter dem süßen Druck üppiger Forschungsgelder ...) gelogen. Stattdessen ist nachgerade das Gegenteil wahr: Hohe Lebenserwartung koreliert bei vielen Völkern nämlich ganz seltsam mit einem hohem Stand der Versorgung durch Cholesterin in der Nahrung.

Aber nun halten Sie sich fest, werter Leser: Auf dieser Studie aufbauend gab es seither 17.000 (SIEBZEHNTAUSEND) weitere wissenschaftliche Studien. Die allesamt - man halte den Atem an - dasselbe BEWIESEN. 

Eine Studie, die  allen diesen 17.000 Studien genau nachging, brachte nun ein unglaubliches Ergebnis. Von diesen 17.000 (siebzehntausend) hochwissenschaftlichen Studien - so wurden sie zumindest ausgegeben - genügen ganze 11 (ELF) wissenschaftlichen Kriterien. Und ausgerechnet diese Studien ergeben ... das Gegenteil, zumindest: Daß der behauptete Zusammenhang nicht nachweisbar sei.

Die US-Regierung hat seit heuer deshalb einen Erlaß herausgegeben, der genau das nicht mehr behaupten zu dürfen vorschreibt: Cholesterin in der Nahrung hat nämlich KEINEN WISSENSCHAFTLICH NACHWEISBAREN EINFLUSZ auf Herinfarktrisiko oder Lebenserwartung.


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Eine Untersuchung der Donau-Universität in Krems in den letzten Jahren brachte das Ergebnis, daß bei Medienberichten über Gesundheits"wahrheiten" 90 Prozent (NEUNZIG PROZENT) nicht nur nicht mit dem wissenschaftlichen Ergebnis übereinstimmen, auf das sie sich angeblich beziehen. Sondern diese Studien ergeben sogar DAS GEGENTEIL von dem, was im Medienbericht behauptet wird. Dabei ist noch nicht einmal der Frage nachgegangen worden, ob diese Studien, die in diesen 10 Prozent in der Medienmeldung korrekt wiedergegeben wurde, überhaupt wissenschaftlichen Kriterien genügen.


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Mittwoch, 29. Juli 2015

Fließt Donau oder Inn ins Schwarze Meer? (2)


Teil 2) Zum Schluß das beliebte Gewinnspiel
Wer hat's zuerst gesagt? + Ein Appell





Und zum Abschluß eine Preisfrage: Wer das Folgende (zuerst) gesagt habe - es ist gar nicht so leicht: Bergoglio oder das (pardon, hier muß denn noch einmal zu einem Genderfehler gegriffen werden: der) Lama aus Tibet? Ich denke an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religionen mehr hätten. Da umarmen wir einander zärtlich, und alles ist paletti, so einfach geht das, versuchen Sie es! Oder lesen Sie, was Bergoglio in Ecuador gesagt hat. So einfach ist es. Und wenn wir dann alle eins sind, dann ist auch die Sonne des Christentums wieder klar, nicht umgekehrt. Da sage noch einer, der Mann habe keine Spiritualität. Und ob.

Ayn Rand beschreibt ja diesen Ausbruch des christlichen Paradieses, vor dessen Gründung sich auch alle - unterschiedslos - zusammengesetzt hatten, nachdem die Besitzer der Fabrik auf ihren Besitzanspruch verzichtet hatten, um dann im Geiste einigster Brüderlichkeit festzulegen, wie es allen gut gehen könnte. Denn es sei doch so einfach: Jeder erhielte, was er bräuchte, und leistete, was er könnte. Das Ergebnis ist wert, nachgelesen zu werden, unter den Stichworten in der rechten Spalten findet es sich. Es ist deshalb so gut, weil es wirklich jeder realistischen Erfahrung mit Menschen entspricht: Keine zwei Jahre, und das Paradies für alle hatte sich in einen von Intrigen schwarzen Kampf aller gegen alle entwickelt, in dem jeder versuchte zu kriegen was er konnte, und die Dummen jene immer wenigeren waren, die ihr hingebungsvolles Maß an der Werkaufgabe nahmen, nicht an der "Selbsteinschätzung" und nicht an der "Gerechtigkeit". Als auch die das Handtuch warfen, war Schluß mit allem - außer mit den Schulden, die waren munter ins Uferlose angewachsen.

Aber von wem ist das Folgende im Original? Da kommen Sie nie drauf, werter Leser: Nach einem Vortrag schrie einmal jemand: "Heiligkeit, können Sie uns noch einen Rat fürs Leben geben?" Er hielt inne und sagte: "Oh nein, da fällt mir jetzt nichts ein." (Manche wollen noch gehört haben: "Wer bin ich, daß ich anderen Ratschläge gebe?" Aber das ist vermutlich ein Gerücht.)

Die ersten fünf Blitz-Antworter (bitte NICHT an den Vatikan, sondern an den Twitteraccount dees VdZ richten, sobald er einen hat, er will ja nicht ewig hinter der Weltrettung hinterherhinken) erhalten einen Gutschein für einen ökumenisch-ethischen Öko-Mülltrenner samt garantiert regenwaldneutralem Ablaßzertifikat und UNO-Stempel. Wenn mit Kreuz darauf gewünscht, weil halt immer noch verzopft religiös, bitte anführen.

Also: Ist es nun die Donau oder der Inn, der ins Schwarze Meer fließt? Das schreit doch förmlich nach einem allökumenischen Treffen sämtlicher moralischer Autoritäten des Globus, um endlich die wirklich wichtigen, überlebenswichtigen Fragen der Menschheit - Klima, Weltfriede, Mülltrennung, Baumpflanzung auf Hauptplätzen, Windradhaltung auf Friedhöfen und Solarpaneele auf Kirchen-, Tempel- und Moschee-Dächern, die verpflichtenden Liebesbezeugungen auf öffentlichen Plätzen mit Generalabsolution, ach ja, und die Sojawürfel für den veganen Hund nicht zu vergessen - in Herzens- und Sinneseinheit zu lösen? Seien wir ehrlich - das hat bisher doch der Glaube verhindert. Erst also lösen wir alles fein ethisch, und dann gehen wir friedlich heim, und sind religiös, wenn einem das ein Anliegen ist.

Werden wir Weltretter uns aber endlich unserer Macht bewußt. Getrennt marschieren - vereint schlagen, sagte doch schon Augustinus (ist doch von ihm, oder? man kann ja nicht alles lesen): Proletarier aller Länder, die wir unsere Würde aus Arbeit beziehen, vereinigen wir uns doch! Jedes Rad steht still (außer das Windrad), wenn unser starker Arm es will! Man muß nicht fragen ob etwas wahr ist, sondern ob es die Welt verändert! (Von wem ist denn das schon wieder? von Al Gore?)

Also, werte Muslime, an Euch sei sich auch gerichtet: Reißt das nicht den wildesten IS-Kämpfer zu neuen Begeisterungsstürmen hin? Wo bleibt nach Laudato Si und Appell (und dem Prokoll der Pariser UN-Klimakonferenz 2015) nun Euer Letter of Djihad gegen das Böse und den Unfrieden aus Haß und Gier? Bitte an den Vatikan schicken. Der sammelt einmal alles, und gibt es als gemeinsames, alle Aspekte zusammenfassendes Dokument heraus. 

Moment ... hat er das nicht auch schon? Egal.

WER freilich nun ins Schwarze Meer fließt, ob Donau oder Inn, diese potentiell völkerentzweiende Frage, deretwegen bereits 976 ein Beinahekrieg zwischen schwäbischen Landadeligen und den bekannt ehrgeizigen Babenbergern ausgebrochen war (das Nibelungenlied erzählt, wie er ausging), bleibt vorerst unbeantwortet. 

Wird aber, folgt man gewöhnlich gut unterrichten Kreisen von Vatikanisti, Teil einer NÄCHSTEN Enzyklika. Die der Papst der guten Lüfte spätestens NACH der Enzyklika über die besten Gnocchirezepte (mit einem schon jetzt zu lebhaften Diskussionen führenden Kapitel "pauperi exclusisti gnocchi-formaggisti", das EINIGEN Sozialsprengstoff durch sensationelle Enthüllung enthalten soll, lassen wir uns also überraschen) zu veröffentlichen plant.  In dem er auch die schon oft angedeutete Bedeutung der Rassendiskriminierung eliminierenden Milch im Nachmittagskaffee in Familien (mit der leidigen Aufgabe der Disziplinierung greinender Plärrnasen) in seiner spirituellen Bedeutung ausleuchten wird.

Aber sicher noch VOR der Enzyklika über die Position des 6ers im modernen Fußball (inoffizieller, noch streng geheimer Arbeitstitel: "Messaggio per la dribbelieri con nomero se, valide per tutti"), an der diese fleißige südamerikanische Biene ungebremster geistiger Tätigkeit angeblich schon seit seinem Amtsantritt arbeitet. Und anläßlich deren Präsentation - was für ein PR-Genie! psst, noch inoffiziell! - die Bekanntgabe der Aufnahme von Lionel Messi in den Rat der Päpstlichen Wissenschaften geplant ist, um die Weltoffenheit der Kirche einmal mehr zu beweisen.

Sie wird aber, zum Trost aller Katholiken gesagt, GANZ SICHER WIEDER VOR dem nächsten weisen Buch des Dalai Lama am Tisch liegen. Der Lektor bei Morsehead and Shunkler, dem Hausverlag des (oder "der"? der VdZ ist endgültig verwirrt) Lamas, ist ein alter Tangofreund des auch einmal jungen Bergoglio, wie man hört, da brennt nix an.

Es bleibt also spannend - bleiben Sie dran! 

Und genießen Sie derweilen ein paar Takte papsterprobten und weltfriedlichen Tango Argentina von und mit Juan D'Arienzo, in der überzeugenden (heimlichen) Überarbeitung von Arraldo Pulparrero in seiner legendären "Fassung für nicht ganz so große Salonorchester mit Gurkensalat, Gauchopannini und geschäumtem Mate". Und seien Sie gewiß: Darüber wird KEINE Enzyklika erscheinen. Der Dalai Lama ist, glaubt man gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, ein miserabler Tangotänzer. Aber freilich, was ist schon Glaube.











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Bewegungsstudie

Eine Frau geht eine Stiege hoch



Gesehen auf thisisnthappiness





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Dienstag, 28. Juli 2015

Fließt Donau oder Inn ins Schwarze Meer? (1)

Nun münden also die Flüsse zusammen, und es ist nicht einmal sicher, welcher in welchen, solche Streits soll es ja auch bei Donau und Inn bis heute geben. Wenn nämlich der Dalai Lama zu seinem 80sten Geburtstag eine Enzyklika - er nennt sie freilich "Appell" - herausgibt, in der er mehr Ethik und weniger Religion fordert, dann ist diese Koinzidenz mit Laudato Si nicht nur durch den Zeitpunkt auffällig.

Immerhin hat der Dalai Lama dabei aber gewußt, daß man solche Ergüsse wahrer Lebensklugheit in Buchform bringt. Denn erst so ist gewiß, daß auch Kampflesbe Cordula aus Bochum es liest, nachdem sie von der Gründemo zurückgekommen ist und eine Besprechung auf den Literaturseiten der taz gelesen hat. Na gut, er hat ja auch keine vatikanische Druckerei, die sind immerhin schneller. Jetzt wissen wir nämlich, warum die Veröffentlichung von Laudato Si unter diesem von vielen nicht verstandenen Zeitdruck erfolgte, sodaß das Schreiben ja nicht einmal ordentlich lektoriert scheint. Was man vom Lama-Buch sicher nicht sagen kann. Aber: der Papst wollte dem Dalai Lama zuvorkommen! Immerhin geht es da um protokollarische Fragen der Bevorrangtheit und so, Bescheidenheit hin oder her. Wenn zwei dasselbe sagen, ist der der früher ist doch irgendwie im Vorteil.

Denn gleich sind diese Ergüsse, ganz auffällig gleich sogar. Nicht nur der VdZ konnte sich beim Lesen des Papstschreibens des Eindrucks nicht erwehren, daß sich darin eine ganz eigentümliche Tendenz regt (sie ist nur nicht direkt ausgesprochen, also: jederzeit bestreitbar), die durch die frommen Nachträge (und die Einleitung) nicht vom Tisch zu wischen sind: Zumindest die Sichtweise zuzulassen, daß auch in Laudato Si der Katholizismus nur noch zur "nützlichen Einrichtung" für ethische Vorhaben abgesunken ist. 

Rein technisch-funktional auf jeden Fall, denn in Laudato Si hat sich die Kirche zum nützlichen Idioten für Anliegen gemacht, deren Fragwürdigkeit auch durch dutzenfache Behauptung von "Wissenschaft" nicht gemildert wird, eher im Gegenteil. Wer ständig von Wissenschaft spricht, ohne sie einfach darzulegen, zu sein, zu vollziehen, macht sich eben recht verdächtig.

Und auch der Ökumenismus des Papstes hat da so seinen eigenen Geruch. Der mit dem des Dalai Lama recht in eins zu gehen scheint. Denn was sagt der "hohe Funktionär dieser Strömung des Buddhismus"?

Der Punkt ist, dass Religion für den Dalai Lama zum Teil künstlich gemacht ist, Ethik verbindet uns alle. Das hat ja auch Laudato Si zur Intention, wie man hörte. Und ebenfalls nach der Enzyklika wurde dieses Papst-Statement öffentlich, in dem er von seinem Vorhaben sprach, alle Religionen zu einen. So irgendwie war das doch? Da käme ihm doch der Buddhist also schon gehörig weit entgegen? Was für ein Zeichen des Geistes, hört man da manchen sogar aufschreien: Der Geist wehte, und er wehte überall gleich, nur je von anderen Richtungen! 

Formal vom Katholischen Dogmenbestand her noch ein bißchen schwieriger, aber mit etwas gutem Willen und viel viel Barmherzigkeit ganz sicher auch zu lösen, ist dieser erstaunliche Ausflug des Tibeters: Kein Mensch wird religiös geboren, aber alle als ethische Wesen. Weil jeder eine Mutter hat, die ihn liebt. (Naja, ganz UN-gendergerecht ist das nicht, aber bitte, der Mann ist ja 80!) Daher (sic!) lieben alle Menschen. Wir brauchen eine säkulare Ethik jenseits der Religionen. In Schulen sei Ethik-Unterricht wichtiger als Religionsunterricht, weil zum Überleben der Menschheit das Hervorheben des Gemeinsamen wichtiger ist als des Trennenden. (Also das hätte jetzt endgültig auch vom Papst abgeschrieben worden sein können.)

Auf jeden Fall aber:  Wer seine ethische Basis für Kompromisse ernst nimmt, tötet nicht Andersgläubige. Er meint aber auch die mangelnde Kompromissfähigkeit in der Politik. Eine Lösung für Griechenland etwa kann nicht an Geld scheitern. Wenn diese Ethik in der Politik Schule machen würde, wären wir ein Stück weiter.

Oder, ein bisserl umformuliert:  Durch intensives Meditieren werden wir feststellen, dass Feinde unsere besten Freunde werden können. In einem gewissen Sinne sind sie unsere besten Lehrer. Bei so viel Spiritualität rieselt einem doch der mystische Schauer über den Buckel, nicht wahr?

Weiß jemand der Leser, ob der Dalai-Lama einen Twitter-Account hat? Denn direkt aus der päpstlichen Beratungsecke, die per Twitter täglich Massen ganz ähnlicher Botschaften ins sprituell aufjauchzende globale Herz in einem Dutzend Sprachen schießen, dürfte stammen: Durch Nachdenken können wir lernen, dass Geduld das wichtigste Gegenmittel gegen die Wut ist. Zorn über andere hilft wenig, stattdessen sollten wir zusehen, dass wir uns selbst ändern. Oder: Das Leben ist kurz. Wenn wir uns den negativen Emotionen überlassen, vergeuden wir es. 




Morgen Teil 2) Zum Schluß das beliebte Gewinnspiel
Wer hat's zuerst gesagt? + Ein Appell




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Es kann nicht genug Realismus geben

Der VdZ schätzt solche Stellungnahmen. Denn sie sind einerseits sachlich orientiert, und entsprechen damit anderseits dem natürlichen Hausverstand. Daß es bei der Diskussion um den TTIP-Beitritt Europas nicht um das berühmte Chlorhuhn geht, hat er hier ja längst geäußert. Udo Pollmer bestätigt es auf seine Weise. Das Problem des TTIP ist, daß es eine Wirtschaftsstruktur begünstigt, die das kleinräumige, persönlich verantwortete Wirtschaften weiter unterspülen wird. Damit wird die bloße "geldvermehrung" als Ziel des Wirtschaftens weiter begünstigt. Daß die Politik danach lechzt, zumal in Zeiten stockender BIP in Europa, isrt auch klar. Denn es ist die POLITIK, die immer MEHR Geld braucht, es sind nicht zuerst die Wirtschaftsunternehmen, denn die unterliegen - wenn nciht heute, so doch morgen - einem Realitätsprüfungsprozeß, der einer Katharsis der Wirklichkeit gleicht. Die Staaten aber haben diese Prozesse ausgehebelt.

Sich also im Argumentieren gegen das TTIP auf Einzeldinge wie "Chlorhuhn" zu konzentrieren, ist schlichtweg der berühmte Kampf des Raubtieres mit dem Schwanzspitzelchen der Eidechse, die derweilen längst über alle Berge ist. Und wer glaubt, daß sich das TTIP um solche Einzeldinge dreht, ist bereits erfolgreich getäuscht.

Es geht um die Staaten, um die Politik, um Steuerleistungen, um sonst nichts. Auf Kosten einer weiteren Funktionalisierung und Entpersönlichung des Wirtschaftens selbst. Einer Politik wegen, die viel viel Geld (und vor allem: konstante Geldflüsse; deshalb die Notwendigkeit zu nominellem Wachstum) Geld braucht, und immer noch mehr. Weil sonst alle Staaten mit derzeitiger Finanzgebahrung pleite gehen. Und dann können Politiker nicht mehr Politik machen, wie sie sie heute verstehen. Und wie mittlerweile die meisten Bürger glauben, daß Politik zu verstehen sei.







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Montag, 27. Juli 2015

Von der Krankheit des Horrors

Kein gesunder Mensch kann Horror lieben. Das macht die kaum faßbare Verbreitung der Vorliebe für Horrorfilme bei jungen Menschen so erschreckend. Darin drückt sich vielmehr eine mangelnde Durchdringung des leiblichen Selbst durch das höhere, geistige Ich aus - die hier viel zitierte Zweitwirklichkeit also, in der sich der Mensch befindet. Der Mensch ist nicht in sich geeint, er ist gespalten.²

Deshalb braucht er das Erleben, und das ist ihm nur in der Überraschung möglich, ind er er seine rationalen Kerker durchbricht - wie im Horror, eine Form der Sucht nach Neugierde und Sensation. In dem ihm das Rationalistische (und das hießt: NICHT rationale, vernünftige; der Rationalismus ist vielmehr eine Art, sich via Sprache, via "Selbst-Benedictio" im Sein, via stets nachzufüllendem, neu zu entfachenden Willensimpuls über dem Nichts zu halten) zur Bewegung tief ontologischer Angst wird, in der er sich in der "Welt" hält. Die ihm natürlich nur Gedanke bleibt. 

Kein Liebhaber des Horrors also, der nicht diese unüberwundene Kluft zwischen Leiblichkeit und psychischem Selbst hätte.* Der Horror als Genre ist nunmehr der Versuch, über (stets neu zu erfindendem, denn er braucht das Nicht-Gekannte, Überraschende; Horror, Horroreffekt ist nach dem erstmaligen Sehen kein zweites mal wirksam) Erlebenseffekt diese Kluft zu schließen. Eigentlich also ein Hilferuf, die innere Kluft zum sinnlichen Wirklichkeitserleben zu überbrücken. Und sei es für die Dauer eines Films. Der Leib, der ihnen nicht gehört, der nicht in die Vernunft integriert ist, wird so angeschlossen. Der Horrorliebhaber erfährt wenigstens für einige Momente sich selbst als Ganzes.

Der sich selbst besitzende Mensch hingegen kann nur das Sein lieben - und deshalb die Schönheit. Wenn er sich auch nicht vor dem Schrecken fürchten "muß", etwa weil er so stark in das Schöne eingebunden ist, daß er ihm völlig vertraut, so wird er ihn niemals suchen, und in jedem Fall trachten, sich vom Schrecklichen nicht überwältigen zu lassen. Denn das Schreckliche ist das Antlitz des Nichts. 

Wer das Nichts sucht, ist zuwenig, und zwar ist er zu wenig in den eigentlichen Merkmalen des Menschseins, der Vernunft. Denn das Sein ist das Welthafte, das Etwas, über dem Nichts.**





²Das eigentliche humane Problem ist damit das Fehlen einer einenden, lebendigen Weltidee, der lebendigen Wahrheit, die ja weit mehr, ja etwas anders, höheres ist als ein "gedachtes, erklärendes Weltbild", wenngleich in sich immer rational. Kant spricht hierbei sogar vom Apriori einer "transzendentalen Synthesis", die jeden Menschen im Geistigen grundlegt. Alles sonst dazu zu Sagende wäre damit bereits gesagt. Gerade der Rationalismus, der in Wahrheit eine verweigerte
Vexierbild - Man sieht immer aus einem Ganzen
Sittlichkeit ist, ist deshalb immer von unwiderstehlicher Neigung zu irrationalen, hermetischen, esoterischen Rändern gekennzeichnet, in denen dieses kategoriale, im realen Leben sich als transzendenzbedürftig äußernde (aber nur persönlich-ganzhaft erfüllbare) Wesen des Rationalen erkennbar wird (s. u. a. Gödel, der übrigens Spiritist war). Ohne diese Einheitlichkeit, diese synthetisch-transzendentale Apriorität, wäre gar kein Weltauffassen weil gar keine Gegenständlichkeit von Dingen möglich, das ist zumindest eine überprüfbare empirische Tatsache. (Man nehme nur ein Vexierbild, an dem man das jederzeit erfahren kann.) Weil also der Mensch (schon rein psychologisch feststellbar) IMMER in ein Ganzes hinein ergänzt, zeigt sich in der Struktur seines Tuns auch die Zugehörigkeit dieses ihm zugrundeliegenden Ganzen - beim Horror: zum Nichts, das ein Ich konstruiert, was ihm natürlich nur aus Weltdynamik möglich ist: der Horror "schleudert" ein Ich heraus, das aber rasch oder sofort - die Rolle der Spannung als Erfahrung eines Werdens! - wieder zu Boden fällt. (Beim Gesunden ist es umgekehrt.) 


*Deshalb spielt auch die Pornographie, die "sexuelle Phantasie", eine so große Rolle. Sie ist genau so zu begreifen, ist deshalb sogar das Gegenteil von "Sinnlichkeit", mit der sie oft gerechtfertigt werden soll. In dieser Form der (pseudologischen, rationalistischen) Sexualität spielen aber lediglich - archetypische, aber nie ins Vernunftganze des Selbstseins als Selbstbesitz integrierte - situativ "gespielte" (=eine Funktion der Erinnerung) Vorstellungsbilder die Funktion des "Rammbocks", der diese innere Spaltung überwinden soll. Deshalb ist sie auch nie in sich "fertig", nicht wirklich befriedigbar, sondern strebt immer nach mehr, nach Erweiterung der Grenzen, um zu einem wenigstens kurzfristigen Leib-Seelisch-Ganzen durchzudringen, denn das pseudologische Ich "bleibt" nicht, es wird nur durch den Atem getragen, der es ausspricht. Diese Form der Sexualität tendiert deshalb aus sich selbst zum Horror, mit dem sie sich in ihren extremsten Formen dann offen vereint (bis zum Tod, bis zu offen satanischen Ritualen, in denen die personale Natur der bzw. dieser Nichtungsbewegung offenbar, ja für sich real wird), denn sie stammen aus derselben Wurzel.

**Die in früheren Zeiten instinktiv gefühlte Nähe von Nichts, Hölle, Bösem, und der sogenannten "fallsucht", der Epilepsie, ist deshalb keinswegs Narrheit unwissender Vorfahren. Sondern eine sehr richtige Ahnung realer Zusammenhänge von Chaos, Vernunftverlust in Unordnung und kollabierendem System, und dem Nichts, der Hölle, dem Schrecken. Ordnungsverlust, der Seinsverlust ist und geistige Krankheit sind Synonyme. Denn Sein ist nur ALS bzw. IN Ordnung, also: Vernunft, denn sie hat personale Qualität, ist keineswegs ein schlichtes rationales Gerüst, vielmehr stammt ihre Kraft zum Sein aus einem anderen, weltlegenden Impuls der Liebe, der Gutheit, der Schönheit.




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Ein Held

Nachdem ein 23jähriger Mann zwei Mädchen, die beim Schwimmen in einem Seitenarm der Donau* bei Stockerau (Niederösterreich) durch einen Strudel in Lebensgefahr geraten und unter Wasser gezogen worden waren, mutig gerettet hatte, war der ehrenamtliche Sanitäter und Rettungsfahrer, der zufällig vor Ort war, selbst vom Wassersog erfaßt worden, und ertrunken. Stunden später fand man seine Leiche.

Niemand hat eine größere Liebe als der, der sein Leben für seinen Bruder gibt. 

Und niemand lebte mehr als dieser Held in jenem Moment.

R. i. p.




*Wassertechnisch gesehen, ist die Donau in Österreich als Gebirgsfluß zu werten. Dieser mit 2.500 km Gesamtlänge (nach der Wolga) zweitlängste, mythenbeladene (s. u. a. die Nibelungensage) Strom Europas fällt auf seiner Strecke von Passau nach Wien (300 km) um 200 Höhenmeter, auf ihrem weiteren, 2000 km langen Weg durch Mittel-Osteuropa ins Schwarze Meer hingegen nur noch um 130 Meter. Sie hat auf diesem Abschnitt deshalb - etwa mit dem Rhein verglichen - einen schifffahrtstechnisch betrachtet niedrigen Wasserstand, weil sie so schnell fließt, was heute durch zahlreiche Flußkraftwerke nutzbar gemacht und gemildert wird. Dazu kommt nämlich südseitig eine große Anzahl keineswegs kleiner Alpenzuflüsse (v. a. in Lech, Isar, Salzach bzw. Inn, Traun und Ybbs, neben Melk, Traisen, Pielach und Piesting - uralte Namen -, wozu die europäische Wasserscheide im Böhmerwald (nördliches Niederösterreich - Schwarzmeer/Nordsee) stößt, in den Flüssen Kamp, Thaya und March), die sie auf diesem Abschnitt ihres Weges speisen. Sie war bis zur Kaiserin Maria Theresia, die die gefährlichsten Stellen durch Sprengungen ganzer Inseln etc. sanieren ließ, berüchtigt, und wird noch heute in ihrer Kraft unterschätzt. Sie wäscht heute in und nach Wien, wo sie wieder Raum und Macht erhält, ihre Sohle so stark aus, daß der Grundwasserspiegel im fruchbarsten Ackerbaugebiet Österreichs, dem Marchland, bedenklich gesunken ist. Und sie nährt nach wie vor sogar den Neusiedlersee. Die Gefahr ihrer Kraft wird dann aber in Ungarn gespürt, seit nach Gabcikovo/Nagymaros ein Staudamm sie in einem stalinistischen Großprojekt zur Elektrizitätsgewinnung zu zwingen versucht. Wo ihre Kraft eine Betteintiefung bewirkt hat, derzufolge die südlich gelegenen ungarischen Gebiete (ein großartiges Naturschutzgebiet, mit Sumpfbüffeln und Kormoranen wie aus dem Bilderbuch) auszutrocknen drohen. 




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Sonntag, 26. Juli 2015

Von der Erde

Es sieht so naheliegend aus, es sieht so simpel und logisch aus. Aber ist es da? Ist logisch, daß die "Schätze der Erde begrenzt" seien? Nein, gleich vorweg: nein. Es ist eine aus vereinzelter Beobachtung hervorgehende, aber unzulässig generalisierte Aussage. Ja, im Bergwerk von Hohentauern ging der Goldgehalt zurück, also hörte man auf, es abzubauen. In den Gebirgstälern rund um die noch im Mittelalter von enormer Bedeutung stehende Stadt Friesach war das Eisen schließlich rar. Und nebenan war Kupfer nach soundsovielen Jahren "abgebaut", die Grube wurde aufgelassen.

Aber was sich geändert hat war nicht, daß das Vorkommen erschöpft war. Weshalb die Schätze der Erde als begrenzt - nachweislich! empirisch! - zu werten seien. Was sich geändert hat war, daß das simple Abbauverfahren eine weitere Ausbeutung nicht mehr möglich  machte. Nur mit Hämmern Stein aus dem Berg zu schlagen, und ihn mit Butten nach außen zu tragen, war an diesem Ort nicht mehr zielführend.

Aber betrachtet man die Erde als qualitatives Summarium der in den jeweiligen Planeten und Sternen noch vereinzelt und in einem Ausspielen der jeweiligen Zustände vielfältig vorkommenden Materialien, weil hier die Schöpfung zu ihrem Höhepunkt kam - es wäre lohnenswert, hier aber zu lang, die das nahelegende Naturphilosophie näher auszuführen - so ergeben sich auch nach herkömmmlichen materialistischen Befunden, daß in der Erdkruste derart gewaltige Mengen an den jeweiligen Elementen vorhanden sind, daß die Menschheit bei heutigem, gleichbleibendem Abbauerfolg noch Jahrzehntausen bis Jahrmillionen ausreichende Vorräte hätte. 

WENN nicht genauso davon ausgegangen werden muß und kann, daß sich diese Elemente in dem im Erdkern angezeigten kathartischen Prozeß aus dem amorphen "Ganzen" fortlaufend je die einzelnen Elemente ausgesondert - "produziert" - würden. 

Nein, die Erde ist kein "lebendiger Organismus", das wäre eine unzulässige Übertragung anthropomorpher Vorstellungen - man nennt es angeblich "Gaia-Vorstellung". die Erde ist kein personaler Gott, auch nicht, wenn er "weiblich" sein sollte, wie manche lüstern erzählen. Hier werden schlicht Absrakte, ontologische Tatsache, in Anschauungen simplifiziert. 

Aber die Erde ist ganz gewiß ein in sich weitgehend homöostatisches, physikalisch-realistisches Zu- und Ineinander, das als Ganzes darauf ausgerichtet ist, sich in relativ gleichen Bedingungen zu halten. Das müssen sogar die Klimawahnsinnigen anerkennen, ja davon gehen sie eigentlich sogar aus.

Der Mythos von der Begrenztheit der Dinge auf der Erde ist ... ein willkürlicher, im besten Fall: pseudoreligiös motivierter Mythos. Ein unter bestimmten Sichtweisen zu sehendes Modell der Welt. Das aber in seinen Grundlagen nicht einer gesunden Naturphilosophie, sondern einer Ideologie entspricht. Es gibt keinen Hinweis, und die Geschichte der Erde belegt es, selbst die Geschichte der Technologie der letzten fünf Jahrzehnte, die ja jeder Prognose der 1970er-Jahre, die mit dramatischen Worten vom Ende der Rohstoffe verkündet - nicht das geringste Anzeichen dafür ist heute vorhanden! man muß sich das einmal vorstellen! dennoch wird der Satz ständig fortgeführt! - Hohn spricht.

Es gibt keinen, WIRKLICH KEINEN empirischen Hinweis, daß die Rohstoffe der Erde "begrenzt" seien.* Das ist eine Annahme unter bestimmten Sichtweisen, die sogar unberücksichtigt läßt, daß die Sonne permanent transformierenden genauso wie real irdische Materie vermehrende (!) Wirkung hat. Sondern das Gegenteil ist der Fall. Es kann sich bestenfalls um technische Probleme des Abbaus handeln.

Wer das aber dennoch behauptet, beweist dafür ein höchst seltsames unempirisches, materialistisch-rationalistisches Weltbild. Von den religiösen Implikationen - Atheismus, das ist es nämlich - wollen wir da gar nicht mehr reden.



*Auch das Erdöl, dessen ist sich der VdZ nach umfangreicher Lektüre mittlerweile völlig sicher, ist kein begrenztes Gut, sondern entsteht anorganisch, durch physikalisch-chemische Prozesse im Erdmantel. Man ist bei der Betrachtung des Erdöls also von seinem eigenen evolutionistisch-materialistischen Weltbild geschlagen worden, indem man von (nie bewiesenen) Zerfallsprozessen organisch-pflanzlicher Materie ausging. So kann Erdöl nie entstanden sein.

Beim Erdöl könnte es nur passieren, daß wir rascher abbauen, als es - anorganisch - entsteht. Was bislang aber nicht gelungen ist. Der Club of Rome hat 1973 prognostiziert - hochwissenschaftlich bewiesen, natürlich - daß im Jahre 2000 die Erdölvorräte zu Ende gingen. Heute, 2015, weiß man um Erdöl- und -gasvorräte, die noch auf Jahrhunderte reichen, ein Ende ist nicht abzusehen.




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Italien nach dem Krieg


Gesehen auf everyday_i_show




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Samstag, 25. Juli 2015

Wort von Bedeutung (3)

Teil 3) Fußnoten zu den Nachbemerkungen - Schränke ohne Tassen


*Dann ist auch völlig ohne (ethisches) Interesse, ob der Nordpol schmilzt weil wir fossile Brennstoffe zu CO2 verbraten (oder nicht; weil es ohnehin ein Unsinn ist). Ja, wir haben nicht einmal "die Schöpfung zu bewahren" - wir haben sie durch Kultur zu ihrer Erfüllung zu bringen, in dem Sinn, den ordo Gottes zu stellen, wie immer dann sein Plan aussieht. Eine Aufgabe, die sich jedem Einzelnen stellt, und NUR VON DORT AUS zu lösen ist. Die Freiheit des Einzelnen - die auch heißen kann: Freiheit zum Nicht-Guten, denn genau darin erfüllt sich oft sogar der Wille Gottes erst recht, in der Sühne, im Leid, das jemand auslöst und erfährt, auch wenn "er nicht schuldig ist" (und: wann ist er das überhaupt jemals? Auch die Schuld des anderen, des Bruders, ist meine!) - im Interesse des Ganzen, das es angeblich zu retten gilt, auszuhebeln ist eine abscheuliche Sünde. 

Hat er aber gesündigt, so ist zum einen auch mein Schuldkonto erhöht, zum anderen ist ER entsprechend zu bestrafen oder auszugrenzen. Wie kann ein Katholik aber wünschen, und mit solchen Bestrebungen zusammenarbeiten, daß die Lebensführung jedes Menschen auf diesem Planeten bis ins Detail reguliert wird? Damit nehme ich doch der Menschheit ihr eigentliches schöpferisches Potential - den EINZELNEN in SEINER SITUATION. Deshalb kann eine Aufforderung zur Änderung der Lebensführung nur darein münden, daß der Staat diese Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen wieder herstellt oder gar erst schafft. Und nur im einzelnen Bemühen kann ich als Staat dann fördern oder verhindern, immer offen für das, was als Resultat im Ganzen dann herauskommt. Wir haben nicht "die Welt" zu retten, sondern JEDER EINZELNE muß sich und sein Seelenheil retten.
 
Laudato Si schrammt deshalb haarscharf an der Häresie vorbei, und daß sie nicht schon selber direkt häretisch ist, ist der längst bekannten Taktik Franziskus' zu verdanken, der so viel nach allen Seiten ausschlägt, daß er einfach nie festgemacht werden kann. Auch Laudato Si ist eine einzige Verwaschung von Festmachbarem. Und zahlreiche bereits erfolgte Reaktionen belegen das. Nur belegen sie auch, was oben gesagt wurde: Nicht-Festlegung, geistige Verwaschenheit und Ungenügendheit, ist nicht einfach "Offenhaltung", "Zielgruppenadäquatheit" oder schlichte Pastoral. Sie IST eine inhaltliche Aussage. Sprechen, Sprache ist nicht einfach auf einen "nominellen Inhalt" reduzibel. Sie ist IMMER eine Gesamtaussage von Form und Inhalt.  Dort liegt ihre eigentliche "Aussage".
 
Und die Reaktionen zeigen diese, im einfachen Lackmustest: CUI BONO? Wer und wem nutzt es? Wer hat Rückenwind? Welche Kräfte werden gestärkt? Die Antwort ist klar und eindeutig. Denn "Ökologie" im Rahmen der Vorsehung war für jeden, wirklich jeden Katholiken immer schon selbstverständlich. So selbstverständlich, daß sich DESHALB nie jemand explizit damit befaßt hat. Das ist ja einer der "genialen" Scherze der Ökologiebewegten der Gegenwart: Daß sie so tun, als wären allen anderen "Umwelt" und "Liebe zur Schöpfung" bisher gleichgültig gewesen. Das genaue Gegenteil ist doch der Fall, ausnahmslos. Wer die tief katholisch geprägte Industriegeschichte Österreichs etwas betrachtet, kann nur staunen und den Hut ziehen! Wie anders die im selben Zeitraum des 18. Jahrhunderts ablaufende Brutalität des - dem Protestantismus entsprungenen - englischen Kapitalismus, der seinen wirklichen Siegeszug dann über die (nördliche) USA antrat. Weil er von einem völlig anderen Verhältnis zur Welt - die dem Protestanten und Puritaner eben genau NICHT Aussage Gottes und Weg des Menschen ist - getragen war.

Und was sollen alle diese "Wissenschaftler" mit "Schöpfung" anfangen, die von einem rein immanenten, mechanistisch-gottlosen Weltenlauf überzeugt sind? Was verbindet diese Menschen mit der "Liebe zur Schöpfung" - außer brutales Zweckinteresse desselben Egoismus, der sie die Kirche als für ihre Ziele gut verwendbares Mittel hat erkennen lassen - angesichts eines Papstes, der vom Tuten und Blasen keine Ahnung hat? Und mit diesen Leuten soll nun der Katholik im "selben Boot" sitzen? Hat da jemand nicht mehr alle Tassen im Schrank?
 
Oder will man hier wirklich fortfahren, wie man es beim Islam ja längst macht, ständig zu erklären "Jaaaa, aber es war ja so und so und ganz anders gemeint!?" Während die Karawane ganz genau weiß, wohin sie will, und weiterzieht, aber die Hunde bellen läßt.
 
Aber der VdZ ist relativ sicher, daß der Tag kommt, an dem Bergoglio eine glatte, für alle sichtbare Häresie erzählt. Außer es gelingt em. P. Benedict XVI., ihn beim gemeinsamen Urlaub in Castel Gandolfo einen Schnellsiedekurs zur Vernunft offenwerden zu helfen, was alleine Bergoglio wahrhaftiger machte. Hoffnung hat er freilich wenig; Bergoglio ist ja kein junger Mann mehr, bitte, der ist achtundsiebzig. Derzeit aber lauten deshalb seine Prognosen anders: Daß mit dem "Lob", das Bergoglio durch Laudato Si von bestimmten Kreisen einfährt, er immer kecker werden wird.
 
²Na da kann ihn jeder solide Ethnologe des Besseren belehren. Speziell in den Regenwäldern haben wir es - die österreichische, hoch ehrenwerte Schule der Ethnologie (W. Schmidt, P. Schebesta etc. etc.) hat dafür Unmengen an Belegen geliefert - fast ausschließlich mit Degenerations- und Verfallserscheinungen früherer hochstehenderer Kulturen zu tun. Der Regenwald ist keine "Naturlandschaft des Paradieses", sondern eine Verwilderungsform früherer Kulturlandschaft. Es gibt zahlreiche Belege dafür, daß dort, wo heute der angeblich weltrettende Regenwald wächst, früher blühende Landwirtschaft, also Kulturlandschaft war, die ein Vielfaches der heutigen Bevölkerung ernährte. Alleine in Südamerika wurde durch die eingeschleppten Krankheiten ab dem 16. Jahrhundert die damalige Bevölkerungszahl von hundert auf zehn Millionen reduziert. Deshalb "mußten" ja so viele Sklaven eingeführt werden. Der Verfall der Kulturlandschaften war unaufhaltsame Folge.



*250715*

Zurechtgelogene Heilsneurose

Es ist amüsant, dieses (12min.) Video anzuschauen. In der hat das EU.L.E - Europäisches Institut für Lebensmittel und Ernährungswissenschaften e.V. einen wahren Verkaufsschlager der Veganenbewegung - "Die China-Study" - unter die Lupe genommen. Darin wird angeblich der definitive weil wissenschaftliche Beweis für die messianische Aufgabe des Veganismus geliefert.

Schon die offensichtlichste Behauptung des Religionsersatzes Veganismus entpuppt sich als reine Phantasie, ja: als Lüge, weil sich eine der Bibeln der Apostel einer Wende der menschlichen Eßgewohnheiten im Dienste ewigen, glückliche, ja paradiesischen Lebens (nichts, was nicht durch vegane Ernährung ins Optimum zu bringen wäre!) auf eine wahrlich umfassende China-Studie beruft - die aber das genaue Gegenteil ergeben hat. 

Nämlich: Es gibt zwischen Fleisch- und sogar Fettkonsum sowie Todesarten KEINEN NACHWEISBAREN ZUSAMMENHANG. (So, wie sich zwischen dem Cholesterin in der Nahrung und dem im Blut KEINERLEI ZUSAMMENHANG nachweisen läßt.) Nicht einmal zwischen Kalorienverbrauch und Sterblichkeitsrate besteht wissenschaftlich betrachtet eine Korelation. Wenigstens bei erhöhten Darmkrebsraten durch Fleischkonsum? Rien. Fehlanzeige.

Eine solche läßt sich allerdings bei erhöhtem Wassergemüseverzehr (wie Algen) nachweisen.

Das war's dann auch eigentlich schon. Der Bayer Udo Pollmer beschreibt das - vor allem für Veganer - verheerende Ergebnis drastisch-amüsant. Denn dort wird die gesamte westliche Ernährungswissenschaft so an die Wand gefahren, daß im Grunde nur noch ein Baaz (=Schleim) übrigbleibt, der an der Wand runterläuft. Was die Welt braucht ist nicht Veganismus, sondern mehr Biergärten mit Salzrettich und Brezen. Die sind nämlich veganer als vegan.








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Freitag, 24. Juli 2015

Wort von Bedeutung (2)

Teil 2) Nachtrag aus gegebenem Anlaß - 
Von Schlichtheit und von Primitivität



Der Versuch, den Unterschied zwischen em. P. Benedict XVI. und seinem Nachfolger am Stuhle Petri, P. Franziskus, nur mit Zielgruppenadäquanz zu erklären, ist infam und bösartig, weil es täuschen will. Der Unterschied zwischen McDonalds-Menüs und Haute Cousin liegt nicht im Preis, sondern in der anderen Küche, im anderen Inhalt. Denn die Kirche hat nicht hier Papphamburger, die zur Herzverfettung führen und deren im Industrietakt abgefertigte Konsumenten man mit propagandistischer Brechstange einredet daß das was sie da fressen "schmeckt" - und dort halt butterzarte Steaks Roumeau. Sondern ihr Wesen sind "NUR Steaks - aber dafür Steaks für alle". Allerdings muß jeder eben lernen, Messer und Gabel zu bedienen, denn darum geht es ja eigentlich in der Erlösungstat Christi - ums Ende des Fressens, an dem sich bestenfalls die Finanzmanager des Fastfood-Konzerns freuen. Das nennt man dann Pastoral. Wer zum Tisch des Herrn geladen, aber nicht dem Anlaß entsprechend adjustiert ist, wird nämlich wieder auf die Straße geworfen, wo er heulen und mit den Zähnen knirschen wird.

Spiritualität und Wahrheit sind keine Frage des "intellektuellen Niveaus", das jaja natürlich bei Ratzinger hoch ist, sondern des Herzens und der Sittlichkeit. Erst in dieser Kleidung erschließt sich die Gnade, ja nur sie sind der Weg zum Heil. Primitivität und Schlichtheit sind keineswegs dasselbe, sondern schließen sich aus. Es sind Kriterien verschiedenen Inhalts, keine arrogante Frage der Etikette. 

Nichts an obigen Aussagen Ratzingers ist "nur einem hochintellektuellen Publikum zugedacht" - sondern alles ist schlicht. Aber es ist tief im Geist gegründet, aus dem es nämlich fließt, Licht wird, in dem jedes einfache Ding der Welt zu leuchten beginnt. Nicht die kunstvoll gedrechselten Worte sind der Unterschied, worin der eine halt geschickter als der andere ist, sondern der Umstand, daß jemandes Worte an dieser dem Menschen nie erreichbaren, aber ihm offenstehenden Quelle des Einen, Ewigen hängen, sich von dorther nähren und beleuchtet werden, und deshalb nie widersprüchlich sein können, sondern immer im Einen zusammenlaufen. Wer den Tangenten der Lichtstrahlen im Kleinen folgt, kommt näher zum großen Licht, das die ganze Welt umwandelt.  

So wird die Welt in die Kirche hineingenommen, indem sie aus der VORSEHUNG Gottes heraus geordnet wird, und zu seinem ihm Höchstmöglichen - durch das menschliche Tun, in dem sich nämlich Erde und Himmel, Geist und Materia verbinden - gebracht wird.  

Unbegreiflicherweise kommt dieses Wort aber in Laudato Si, welches Schreiben sich angeblich mit Umwelt befaßt, nicht einmal vor. Dabei liegt ihr Thema genau, ja sogar NUR dort verankert! Denn wir haben weder das Klima zu retten noch die Welt vor Verschmutzung zu bewahren, und wir haben auch nicht die Armut zu beseitigen - wir haben zuerst in der Vorsehung Gottes zu leben. Dieser nachgerade "Aktualismus" als Lebenshaltung ist der Dreh- und Angelpunkt christlicher Umweltethik.*

Genau mit diesem verruchten Argument, daß nämlich Verzicht auf Inhalte, Simplifizierungen aller Art, der Weg zu einem volksnäheren Verständnis sei, hat man ja seit Jahrzehnten die Verkündigung auf einen dürren, unwirksamen Fetzen reduziert, dem die Inhalte längst fehlen. Auch Luther hat ja vorgeblich "nur vereinfacht", die Inhalte "volksnäher" gemacht. Das Ergebnis war eine andere Theologie, aus der alle nicht oberflächlich und mühelos durchschaubaren Inhalte hinausgeflogen waren. Und sieh da: plötzlich waren die Einzelaussagen NICHT mehr aus dem EINEN geordnet, und jeder hatte seine eigene Kirche und seine eigene Wahrheit.

Am oberflächlichen, wirren, oft genug in Einzelaussagen sogar definitiv unrichtigen und unwahren Gewäsch des Bergoglio-Papstes haben nur die Kirchenfeinde ihre Freude. So sehr sich der auch müht, irgendwelche nominalen Stehsätze der Wahrheit in sein Kartenspiel zu mischen, mit dem er so tut als bluffe er nur geschickt, als laufe auch bei ihm alles in Einem zusammen. Und dabei die ganze Welt für blöd verkauft, weil der Mensch immer die Tangenten sieht: Der Mensch sieht immer nur das Unsichtbare, sieht es aus und in der Wahrheit. Das Sichtbare bleibt ein unergründliches Geheimnis, dem man nur mit Ehrfurcht und scheuer Distanz begegnen kann. (Das ist auch die einzig ethisch zu nennende Grundhaltung der Umwelt gegenüber.)

Und ihre Häme wächst dabei zu sehen, wie sich mancher Katholik windet, um dieser Leere, in der der Kirche jedes Gewand heruntergerissen und sie zum Gespött der Welt wird, irgendetwas von Inhalt einzuflößen, um ihre selbstentfremdende Nacktheit phantasievoll wieder zu bedecken, um es in Selbst- und Welttäuschung als "dieselbe Weisheit" auszugeben. Sie merken gar nicht mehr, daß sie schon genauso lügen.

Und in genau diesem Geist der Gewalt - weil nicht sein kann, was nicht sein darf - behaupten manche, daß auch diese Ansprache Benedicts beweise (!), daß er und Franziskus "in einer Linie" stünden. Herrschaften - das Gegenteil ist der Fall, wenn auch durch die Blume der Schönheit und Diskretion (sie gehören zusammen) gesagt. Denn Benedict sagt klar und unmißverständlich und wörtlich (sic!), daß es nachdenklich stimmen sollte, daß EUROPA der Welt geistig-kulturell ... unendlich überlegen ist. Es ist eine christkatholische Kultur, die die Welt nicht einfach "relativ", sondern in ihrem Gesamtziel so maßgeblich zur Erfüllung gebracht hat, daß es höchste Zeit wäre, daß sich die Welt - DIE WELT - darauf besinnt, und - nach Europa blickt. Und dankbar annimmt, was HIER bereits erreicht wurde.

Und das ist die eigentliche, die stärkende, die in dieser Weltsituation des kulturellen Relativismus - wie sie auch Franziskus in LAUDATO SI nämlich verkündet, der da so tut, als sei ein Indianerstamm am Orinoco von demselben kulturellen Gewicht, ja als sei das immer auch "Kultur"² - sensationelle Botschaft des em. Papstes, der sich wieder einmal öffentlich zu Wort gemeldet hat. Das soll, ja das muß die Aufgabe der Pastoral in Europa sein und wieder werden. Denn HIER hat die Schöpfung eine Vollendung erreicht, die der ganzen Welt zum Vorbild und Maßstab dienen muß. 

Es gibt nur einen Weg des Menschen - und der ist der: die Umkehr zu Gott. Den gibt es nicht als wissenschaftliche Rationalität, oder in irgendeiner anderen Religion, vielleicht als geringeres Übel, das letztlich aber doch dem Gleichen und auf gleiche Weise dienen soll. Nein. Keine Religion erfüllt die Einkehr in die Vorsehung Gottes - außer dem Katholizismus, der deshalb auch "keine Religion" ist, weil er die existentielle Situation des Menschen und der Welt lückenlos umfaßt, also keine "Lehre" in dem Sinn ist. 

Denn im Grund aller Dinge - und damit sind wir bei der eigentlichen Aussage em. P. Benedict XVI. - wird alles von der Gnade und Kraft Gottes bewegt. Alles. Alles ist Wirkung der unendlichen Poesie. Weil alles aus dem Geist stammt. Und das ist die EINZIGE Haltung und Wahrheit, die den Menschen, die Welt mit Ehrfurcht behandeln weil begreifen läßt. Nur wer das begreift, denkt. Nur wer das begreift, spricht wahr. Wer nicht, vermag bestenfalls "Richtiges" aus dritter Hand zu erwähnen.


Dieser Gott ist realer, wirklicher, als der VdZ hier an der Tastatur sitzt, und Sie, geneigter Leser, der dem Text bis hierher gefolgt ist, und nun ausgiebigst in der Nase bohren. Denn er ist absolut real, er ist absolut wirklich. Kein Haar an unserem Kopf fällt, kein Blitz am Himmel zuckt, kein Wind weht und keine Polle befruchtet - ohne seinen Willen. Und wir öffnen diesem Wirken genau dann das Tor, wenn wir unsere eigene Machtlosigkeit begreifen.


Es braucht die Umkehr zu diesem persönlichen, dreifaltigen, sakramental im Mensch-Gott Jesus Christus Himmel und Erde verbindenden Gott. Seine Gestalt ist die Rettung. Sonst nichts. An diesem Ort des Atmens in Seinem Willen ist alles enthalten, ja nur von dort aus kann sich die Welt, die eine Welt des Menschen ist, in die Vorsehung Gottes wieder fügen. Dieser Ort ist ... die Taufe, die Firmung, die Eucharistie, die ... Kirche. Wer etwas anderes sagt, der lügt. Und wer diese Wahrheit der Welt vorenthält, verbricht sich an ihr und an Gott.

Was immer an realem Weltergebnis dabei herauskommt.


Morgen Teil 3) 
Fußnoten zu den Nachbemerkungen - Schränke ohne Tassen

 
 
*240715*

Unvermutete Wahrheit

Erstaunliche schauspielerische Leistungen. Anke Engelke und Olli Dittrich in Blind Date.








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Donnerstag, 23. Juli 2015

Wort von Bedeutung (1)

Erstmals seit seinem Rücktritt, hat sich der em. Papst Benedikt XVI. Kardinal Josef Ratzinger in einer öffentlichen Ansprache anläßlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Krakau wieder zu Wort gemeldet. Und es ist eine Freude, solch klaren, großartigen Worte endlich wieder einmal aus dem innersten Raum der Kirche zu vernehmen. Sie sollen hier in einem Auszug gebracht werden, in dem er in der an ihm so geschätzten, tief reflektierten Weise auf die Kunst und die Musik eingeht.

Dabei geht der em. Papst auf die Frage ein, wo die Musik herstamme.

[...]

  • Ein erster Ursprung ist die Erfahrung der Liebe. Wenn Menschen von der Liebe ergriffen wurden, ging eine andere Dimension des Seins auf, eine neue Größe und Weite der Wirklichkeit. Und die drängte auch zu einer neuen Weise sich auszudrücken. Poesie, Gesang und Musik überhaupt sind ganz von selbst durch dieses Getroffensein, durch dieses Eröffnetsein einer neuen Dimension des Lebens entstanden.
  • Ein zweiter Ursprungsort der Musik ist die Erfahrung der Trauer, die Berührung durch den Tod, durch Leid und die Abgründe des Daseins. Auch hier eröffnen sich, nach der anderen Seite hin, neue Dimensionen der Wirklichkeit, die mit dem Reden allein nicht mehr beantwortet werden können.
  • Endlich der dritte Ursprungsort der Musik ist die Begegnung mit dem Göttlichen, die von Anfang an zum Menschsein gehört. Hier erst recht ist das ganz Andere und Große da, das im Menschen neue Weisen hervorruft sich auszudrücken. Vielleicht kann man sagen, daß in Wirklichkeit auch in den beiden anderen Bereichen – Liebe und Tod – uns das göttliche Geheimnis berührt und in diesem Sinn insgesamt das Angerührtwerden von Gott Ursprung der Musik ist.
Ich finde es bewegend zu sehen, wie etwa in den Psalmen den Menschen auch das Singen nicht mehr ausreicht, sondern alle Instrumente aufgerufen werden – die verborgene Musik der Schöpfung, ihre geheimnisvolle Sprache geweckt wird. Mit dem Psalterium, in dem ja auch die beiden Motive Liebe und Tod immer wirksam sind, stehen wir direkt am Ursprung der Musik der Kirche Gottes. Man kann wohl sagen, daß die Qualität der Musik an der Reinheit und Größe der Begegnung mit dem Göttlichen, mit der Erfahrung der Liebe und des Schmerzes steht. Je reiner und je wahrer diese Erfahrung ist, desto reiner und größer wird auch die Musik sein, die daraus hervorwächst.

An dieser Stelle möchte ich einen Gedanken vorbringen, der mich in letzter Zeit immer mehr beschäftigt, je mehr die verschiedenen Kulturen und Religionen miteinander in Beziehung treten. Es gibt große Literatur, große Architektur, große Malerei, große Skulpturen in den verschiedensten kulturellen und religiösen Räumen. Überall gibt es auch Musik. Aber Musik von der Größenordnung, wie sie im Raum des christlichen Glaubens entstanden ist – von Palestrina, Bach, Händel zu Mozart, zu Beethoven und zu Bruckner – gibt es in keinem anderen Kulturraum. Die abendländische Musik ist etwas Einzigartiges, ohne Entsprechung in anderen Kulturen. Dies muß uns zu denken geben.

Natürlich reicht die abendländische Musik weit über den Bereich des Kirchlichen und Religiösen hinaus. Aber ihren inneren Quellort hat sie doch in der Liturgie. Bei Bach, für den die Herrlichkeit Gottes letztlich Ziel aller Musik war, ist dies ganz deutlich. In der Begegnung mit Gott, der uns in der Liturgie in Jesus Christus begegnet, ist die große und reine Antwort der abendländischen Musik gewachsen. Sie ist für mich ein Wahrheitsbeweis des Christentums.

Wo solche Antwort wächst, ist Begegnung mit der Wahrheit, mit dem wahren Schöpfer der Welt geschehen. Deswegen ist die große Kirchenmusik eine Realität von theologischem Rang und von immerwährender Bedeutung für den Glauben der ganzen Christenheit, auch wenn sie keineswegs überall und immer aufgeführt werden muß. Aber andererseits ist doch auch klar, daß sie nicht aus der Liturgie verschwinden darf und daß ihre Gegenwart eine ganz besondere Weise der Teilhabe an der heiligen Feier, am Geheimnis des Glaubens sein kann.
 

[...]

Morgen Teil 2) 
Nachtrag aus gegebenem Anlaß - Von Schlichtheit und von Primitivität



*230715*

Ohne Name kein Eintritt

Ausnahmsweise findet hier eine österreichische Werbung einen Platz: Billa wirbt für seinen Backshop. Mit einer Botschaft, die natürlich sofort einen Shitstorm der vereinten Dummheit auslöste. Aber die Botschaft - man braucht einen "Namen" - ist in Wahrheit sensationell, betrachtet man sie vor dem Hintergrund so mancher hier zu lesender Darstellungen. Dinge sind und werden aus ihrem Namen. Namenlose, damit identitätslose Bedeutung zu verlangen, wie die Basis des Shitstorms es tut, ist einfach nur dumm, und darin so vieles am heutigen Moralgeplätscher erhellend. Am deutlichsten in dem krönenden Satz: "Was soll das den Menschen, vor allem Kindern sagen? Dass sie nicht zu den anderen gehören, weil sie anders sind?"

Was ist aber anders sein anderes, als nicht zu den anderen zu gehören?








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Mittwoch, 22. Juli 2015

Umsturzphantasien

Eine interessante Studie der FU Berlin kam dem VdZ unlängst über SWR 2 zu Gehör: Eine Untersuchung in Deutschland ergab nämlich, daß nahezu ein Viertel der Bevölkerung dem Gedanken einer (linken) Revolution nahe steht, und meint, daß eine Änderung der Verhältnisse anders nicht möglich sei. 17 % der Deutschen entsprechen dabei dem Kriterium von "linksradikal", und sehen den Verursacher der "Herrschaft einer Minderheit über eine Mehrheit" im Kapitalismus.

Davon 4 % ganz sicher, weil in allen Schattierungen dessen, was man als linksextremistisch bezeichnen könnte - diese Gruppe sieht sich auch bewußt außerhalb des Verfassungsspektrums. 7 % der Deutschen befürworten (linke) Gewalt, auch gegen Einzelpersonen, um Änderungen zu bewirken. Tendenz: stark steigend. Sie lehnen die momentane Pluralität ab, neigen zu Verschwörungstheorien, und wollen sowohl das Wirtschafts- wie das  Politiksystem radikal ändern. Das ist ungefähr das Kriterium für Extremismus: Wenn Gruppen die herrschende gesellschaftlich-politische Ordnung prinzipiell beseitigen wollen.* Denen jedes Mittel** recht ist, das zum proklamierten Ziel führt. Die von einer anthropologischen Ungleichheit ausgehen, oder den Vorrang des Individuums zugunsten einer kollektiven Gleichheit ablehnt: Der Einzelne hat sich einem wichtigeren Ganzen rückhaltlos zu unterwerfen.*** Opposition ist um des entscheidenden Gesamtzieles willen auszuschließen oder zu eliminieren.

Das Verhältnis zum demokratischen Verfassungsstaat ist taktischer Natur, an sich lehnen sie die Lebensweise und Wertewelt des Westens ab. Sie glauben, so wie die 68er-Bewegung, sich in einer historischen Mission sehen zu müssen, die jedes Vorgehen rechtfertigt.**** Zwar ist eine Massenbewegung derzeit nicht zu befürchten, so die Studie, aber eine deutliche Erhöhung der Gewaltbereitschaft steht außer Frage. Sie richtet sich gegen Polizistgen genauso wie gegen Rechtsextremisten, Burschenschafter, aber auch Vertreter bürgerlicher Parteien, darunter selbst SPD und Grüne, wenn sie diesen Kreisen zu wenig radikal sind. Mit einem erstaunlichen Detail, das ein gewisses Licht auf die Szenerie wirft: 30-40 % der links motivierten Gewalttaten der letzten Jahre sind NICHT von zuvor als extremistisch eingeschätzten Tätern vollbracht worden.  

Alleine 2013 gab es aus diesem Posten in Deutschland 271 Körperverletzungen und 50 Brand- und Sprengstoffdelikte, was aber kaum öffentlich zur Kenntis gelangt ist. Stark zugenommen hat auch die Konfrontationsgewalt zwischen Links- und Rechtsextremisten, wobei nach Behördenstatistiken die Gewalt meist von Linken ausgeht. Gewalt gilt in diesen Kreisen als selbstverständlich. Nahezu alle linken Extremisten halten einen gewaltlosen Übergang des Regimes für unmöglich. Sie wähnen sich, so die Untersuchung, als Teil eines weltweiten Kampfes, in dem sie von zahllosen Feinden umzingelt sind.

Interessant dabei ist, daß die Studie auch ergab, daß sich links- wie rechtsradikal bedingen. Sie benötigen einander regelrecht als Legitimation ihrer Existenz, sehen ihre Aufgabe im Kampf gegeneinander. Ohne den jeweils anderen extremen Konterpart wäre ihre Daseinsberechtigung schwer unter Druck. Das hat ja auch der VdZ an dieser Stelle bereits umfassend darzulegen versucht. Die Studie ist deshalb interessant, weil sie eben auch treffend nicht um INHALTLICHE Unterschiede bemüht war, sondern lediglich die STRUKTURELLEN MERKMALE untersuchte.

Erstaunlich hoch ist in Deutschland aber die Zustimmungsgrad zu linksextremen Positionen. So sieht ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung Kapitalismus und Unterdrückung in einem Zusammenhang,. ebenso wie Armut, Hunger und Krieg als Kapitalismusfolge eingeschätzt wird.

(Na, da sind sie ja mit dem Papschd einer Meinung, der auch meint, Kapitalismus hätte nur mit Gier zu tun, ohne je in seinem Leben auch nur einen Schilling selbst generiert zu haben. Und sich - siehe Biographie - nicht vorstellen kann, daß es Geld und Vermögen und Kapital gibt, das NICHT durch Gaucho- und Abenteurer-Methoden eines bis heute deutlich unentwickelten Landes von Zuwanderern - Argentinien - erworben wurde. Braucht es noch die Erwähnung - für jene, die eine Ahnung von Charaktergenesen haben - daß Bergoglio aus einer ... relativ wohlhabenden Mittelschicht stammt? Die nur das Pech hatte, sich in der Weltwirtschaftskrise zu verspekulieren, worauf seine unmittelbare Familie in Bedrängnis kam. Die Bergoglios aber, die aus Italien ca. 1926 nach Argentinien einwanderten und dort die Hilfe bereits ausgewanderter Verwandter vorfanden, waren alles andere als arm. Wer zu lesen versteht, versteht.)

Überraschend für die Untersuchenden war insgesamt die hohe Zustimmung zu direkt antidemokratischen Aussagen. Eine absolute Mehrheit (!) in Deutschland vermutet, daß unsere Demokratie gar keine "echte Demokratie" sei, weil die Wirtschaft die wesentlichen Entscheidungen treffe bzw. bewirke. Gut die Hälfte der Deutschen ist der Meinung, daß Kritiker in der heutigen Demokratie schnell als Extremisten abgestempelt würden.

Fast ein Fünftel sieht die Gefahr eines neuen Faschismus in Deutschland. 40 % befürworten, daß es für Rechtsextremisten keine Meinungsfreiheit und kein Demonstrationsrecht geben sollte. 30 % glauben, daß Deutschland durch die zunehmende Überwachung immer mehr zu einer Diktatur werde.

Nur ein Drittel ist der Meinung, daß Deutschland alle aufnehmen solle, die hier Zuflucht suchten - im Westen deutlich mehr als im Osten. Ebenfalls ein Drittel ist der Meinung, daß Demokratie grundsätzlcih nur OHNE Kapitalismus möglich sei.

Über 40 % der Deutschen sind der Meinung, daß Kommunismus und Sozialismus eine gute Idee wären, die  nur bisher falsch ausgeführt worden wäre. Wenngleich nur eine ganz kleine Minderheit DDR-Verhältnisse wünscht. Soziale Gleichheit ist aber mit demselben Prozentsatz gleich hoch bewertet, und gilt als wichtiger, als die Freiheit des Einzelnen. Im Klartext und näher ausermittelt befürworten diese Kreise zumindest immanent eine Versklavung eines Teiles der Bevölkerung im Dienste des utopischen Gesamtzieles.

5 % der Deutschen bezeichnen sich als "sehr links", und noch weitere 17 % als "deutlich linker als die übrige Bevölkerung". 13 % können sich vorstellen, bei Bundestagswahlen links von der Partei "Die Linke" zu wählen. Bei den 16-29jährigen sind das sogar 18 %. Die Gewaltbereitschaft weil Kompromißlosigkeit ist sehr hoch. Sie wollen der breiten Masse der Bevölkerung diktierne, was zu denken und zu reden ist. Eines der Totschlagargumente dabei ist ... daß jeder ihrer Kritiker zwangsläufig den Rechtsextremismus fördere oder verharmlose. Sie sehen sich einer strukturellen Gewalt des Machtstaates gegenüber, die nur durch Gegengewalt zu bekämpfen sei.²

Fazit: Nach diesen Erhebungen würden sich selbst zwar nur wenige Deutsche als "linksextrem" bezeichnen, doch entsprechen erstaunlich viele Deutsche diesen Kriterien. Umso mehr, als viele Deutsche in traditionell - aber unbewußt gebliebenen - linksextremen Positionen ihre Unzufriedenheit ausgedrückt finden. Um dann Angela Merkel zu wählen (!), unter der das traditionell konservative Mittelpublikum so nach links gerückt ist, daß es der SPD (und längst auch den Grünen, Anm.) das Wasser abgräbt.

Auffällig ist, daß die Kriterien für links- und rechtsradikale - eindeutig demokratiefeindliche - Einstellung fast deckungsgleich sind. Was auch heißt, daß diese hohen Anteile in der Bevölkerung blitzschnell zwischen diesen beiden Polen ausschlagen können. Mit ein Grund dafür ist, daß das Maß der Bewußtheit über die REALE Lebenssituation zugunsten einer "abstrahierten" Diskussion zurückgewichen ist. Man diskutiert ABSTRAKT über DEN Kapitalismus, DEN Sozialismus, und ist sich erstaunlich wenig bewußt, wie dieser Kapitalismus real aussieht - mit enorm ausgebauten Sozialsystemen - und vergißt oder blendet aus, wie die realen Formen des Sozialismus ausgesehen haben und aussehen. Das wird auch im Osten Deutschlands erstaunlich weitgehend vergessen. (Weil noch dazu, genau befragt, so gar nicht mehr gewollt.)





²Das klingt phasenweise wie Zitationen aus Laudato Si.

*Wie lange wird es wohl noch dauern, bis man begreift, daß die Klimaerwärmer - unter die sich nun auch der Papst gereiht hat - ja genau das wollen!? Also - linksextrem sind! Sie "argumentieren" das lediglich als "vernünftig". Aber glaubt ein Linksextremer, daß er "unvernünftig" ist? Beruft sich nicht jeder auf Vernunft? IST die Kirche heute damit nicht schon per Verordnung linksextrem gemacht? Das verstärkt die bereits geäußerte Meinung des VdZ: Die Kirche wird verfolgt und als Feind gesehen werden, das ist ziemlich sicher wenn sie so weiter macht. Aber sie wird es NICHT aus Glaubensgründen! Das Blutgericht über die Kirche ist kein Martyrium! Man ist nicht automatisch Märtyrer, weil man getauft ist, und jemand einem die Kehle aufschlitzt. In dieser Menge wird aber der wirkliche Feind - der eigentliche Katholik, eine verschwindend kleine Minderheit - quasi "untergehen". Er wird mit unter das kommende Pogrom fallen, denn er ist ja der eigentliche Feind.

**Haben wir es in den Diskussionen über die "richtige Pastoral", hinter denen in Wahrheit tief inhaltliche Probleme stehen, mit genau demselben Problem zu tun? Ist nicht seit geraumer Zeit quasi Dogma - so wird vielfach ausgesprochen oder immanent, ja das 2. Vatikanische Konzil betrachtet - daß das Ziel jedes Mittel rechtfertige? Es ist eine Kernfrage der Gegenwart, wie auch Laudato Si beweist. Das die Würde des Menschen nicht mehr generell sieht, sondern bestimmten wandelbaren Bedingungen unterwirft.

***Wenn die Klimawarmbewegung also heute erklärt, daß Einzelbemühungen zwar nett, aber wirkungslos sind (siehe: G. Wagner, "But will the planet notice?"), weshalb nur groß angelegte, globale Maßregeln wirksam sein können, macht sie GENAU DAS.

****Naja, ab da wird es für jeden Katholiken natürlich happig ... denn Katholik-Sein ist natürlich auch das Sein eines Radikalen! Wer glaubt, es sich als Katholik unter dem Daunenbauch der Gesellschaftsglucke warm einrichten zu können, wie es etwa das Opus Dei tendentiell betreibt, indem es Moral mit Kleinbürgerlichkeit gleichsetzt, hat ein tiefes, prinzipielles Problem mit dem Kairos.




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Ein großer Mann

Der an einem Wissen um die Wahrheit festhielt, gegen allen Anschein, gegen alle Bedrängnis, und so seinem Volk eine neue Zukunft eröffnete. Der genau Bescheid wußte um die wirklichen Konstellationen, die geopolitischen Fragen, vor denen Europa damals stand, und denen England pragmatisch auswich. Immer wieder vor dem, im Nichts, von der bloßen Idee gehalten, wenn er sie nciht mehr halten konnte, wie sie sich aus dem Wahren ergab. Denn es gab niemanden, der ihn sichtbar rief, es gab aber viele, die ihn ablehnten. Aber er füllte einen Platz aus, den er notgedrungen einnehmen zu müssen meinte, weil es sonst keine Kraft gab, die sein Vaterland durch die Klippen der Zeit führen konnte. Und dabei immer wieder vom Verdruß der faktischen Kompromisse angewidert zurücktrat und zurücktrat und zurücktrat. Und ... wieder kam.

Der erkannte, daß die Parteien-Demokratie - an sich verstand er sich als Monarchist - nur in den Abgrund führen konnte. Er wußte, was ein Land bedeutete, was es ausmachte. Und der vor allem einen Weg suchte, der die Gefahr, die die Engländer, denen der Zweck alle Mittel geheiligt hatte, losgetreten hatten, zu umschiffen suchte: Daß Europa am Gängelband der Amerikaner hing. Das ging nur mit großen europäischen Nationen. So wurde er zum großen Europäer.

Ein Land lebt nicht von fetten Schmerbäuchen und cleveren Politmanagern und Propagandisten. Es lebt aus jenem Geist, der in seinem Mythos gefaßt, jene Quelle erschließt, aus der alle leben (und nicht fressen und ficken) - die Poesie.

Charles de Gaulle (1890-1970)







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Dienstag, 21. Juli 2015

Der Kampf wird immer im Kleinen geführt

Von einem interessanten Fall berichtet Birgit Kelle in der Jungen Freiheit. An der TU Berlin hat sich nämlich ein Student geweigert, seine Seminararbeit in "gendersensibler Sprache" abzufassen. Was auf Widerspruch durch die Prüfenden stieß.

Angeblich sei dies laut Richtlinie „BMFSFJ 2012“ eine Vorgabe seitens der Universität. Zidek widersprach. Selbst die latente Drohung, er bekomme eine schlechtere Note und „alles Diskutieren“ werde ihm nicht helfen, ließ er nicht auf sich sitzen und wandte sich an die Rechtsabteilung der TU. Und siehe da, die ominöse Richtlinie „BMFSFJ 2012“ mit der angeblichen Verpflichtung zu unsinniger gendersensibler Sprache existiert gar nicht. Wissenschaftliches Arbeiten ist das einzige Kriterium, das für die Benotung zählt.

Als der VdZ vor 20 Jahren bereits in der Diözese St. Pölten als Diözesansekretär (Referent) für die Kath. Männerbewegung* erlebte, daß - was die meisten vergessen haben, oder gerne heute mal vergessen: die Kirche war die ERSTE offizielle Institution, die Gendering einführte! und bis heute zu einer Kollektivneurose ausgebaut hat! auch und gerade in Diözesen, deren Bischöfe gerne mal GEGEN das Gendering auftreten ... - die Kirche überall begann, "gendersensibel" vorzugehen, wehrte er sich ebenfalls. DIE KIRCHE WAR VORREITER DES GENDERING in unseren Gesellschaften!

Es war aber nur ein Nebengeräusch der damaligen Tätigkeit des VdZ, in der schon nur seine (pflichtgemäß je erfüllte) Anwesenheit als "ständiger Anlaß für Querelen" galt, der schließlich zur Kündigung führte. Aber er sandte Konferenzprotokolle, die nun in Inklusivsprache abgefaßt wurden, mit dem Vermerk zurück: "Protokolle in Inklusivsprache werden prinzipiell nicht gelesen". Und bestellte Zeitschriften ab, gleichfalls im kirchlichen Raum, die auf Inklusivsprache umstellten, was zu aufgeregten Hintergrunddiskussionen führte, und zu öffentlichen Verhöhnungen. 

Was für ein Querulant, stimmte Bischof Krenn zu. Der Mann ist ungehorsam, meinte er. Er sei sowieso nicht mehr lange da, raunten andere hinter vorgehaltener Hand, um Redakteure linker Postillen zu beschwichtigen - wie könne man, das sei doch so christlich? Und Schönborn atmete auf, als man ihm dasselbe erzählte. Tatsächlich passiert. Nur ein winziges Detail unter vielen, das der VdZ nie auf die große Glocke gehängt hat, wozu auch. Es war ja selbstverständlich. Erwähnt soll freilich auch sein, daß Bischof Küng dieses unrecht noch elegant weiterführte. Was will man vom Opus Dei eben. Die Moral, Ethik mit Kleinbürgertum verwechseln. Das ist halt so absehbar und sicher, das weiß man immer, was gut ist ... Dieselbe pharisäische Drecksbande.

Was glauben aber auch all die Hosenpruntzer, die heute meinen, den großen Glaubenskampf zu führen ... und jede Generation fühlt sich wieder neu zum Kreuzzug der edelen Pfadfinder berufen, es ist verblüffend. Manchmal sind die großenb Kämpfer gar dieselben, die dann den VdZ damals gar noch verhöhnten - um DAS gehe es doch nicht!? Es gehe doch um die Rettung der Kirche und der Welt?! Mit Posaunenklang der apokalyptischen Orchester, und Engelszügen von morgends bis abends.

Aber die wirklichen Kämpfe, die im Kleinen, in zäher Nervenanspannung in den Winzigkeiten der Vernunft spielen, die sich eben im Alltag zeigt, führen sie eben alle nicht, und haben sie alle nie geführt. Damit warten sie, bis die Generalstimmung ihnen den Rücken stärkt, und der Engel herniedersteigt und die scharlachrote Scherpe des Sieges sich von den Himmeln herabneigt, und eine mächtige Stimme ruft: Jetzt ist sie da, die Zeit!

Die werden aber geführt, so wie ihn der Berliner Student führte. Konsequent im Kleinen. Weil es genau hier, im kleinen subjektiven Handlungshoritzont, um den Kampf ums Prinzip geht. Die großen Kämpfe der Schlachreihen gibt es nicht. Das glauben nur Leute, die noch nie Kontakt mit der Wirklichkeit hatten. Der VdZ weiß, was er da sagt.

Warum nicht auch einmal davon sprechen. Freilich, ein wenig Bitterkeit ist da auch dabei. Aber das ändert nichts daß der Leser dieses Blog damit wissen soll und kann, daß der VdZ weiß, wovon er spricht, er hatte enorm viel Einblick, wenn er die Kirche bzw. deren Funktionsträger oft so angiftet. Unter rein menschlichen, welterfahren-realitätsgeerdeten Gesichtspunkten sind 90 Prozent der Kirchenfunktionäre Dreckspack, das Religiosität nur vorheuchelt.

Umso mehr muß man die Kirche begreifen lernen - als Wirkwille Gottes mit der Welt, dem wir täglich neu dankbar und bedürftig begegnen müssen. Den nur Sühne trägt.




*Die damals (und österreichweit) ganz auf "Neuer Mann" umzuschwenken versuchte, was der VdZ (wiewohl der Irrsinn schon sehr weit fortgeschritten war) mit kleinkleiner, konsequenter Arbeit zu verhindern suchte, soweit es in seiner Kompetenz lag. Auch hier - Subversionsarbeit im Geiste des Gendering, die JEDER Bischof Österreichs, ausnahmslos, guthieß. Und heute treten diese Weichwutzler als große Kämpfer für die Polarität der Geschlechter auf? Jetzt ist's am VdZ, höhnisch zu lachen. Schert Euch doch zum ... Almdudler. Schaufel in die Hand gedrückt, und endlich Sinnvolles gemacht, ein anderes Rezept gibt es nicht. Witz dabei: Die Männerbewegung in Oberösterreich gab das Leitthema und daran anknüpfende Umerziehungsprogramm bald auf, obwohl sie es ursprünglich so forciert hatten. Aber "es interessierte die Männer in den Pfarren nicht genug".




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