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Freitag, 24. Juli 2015

Wort von Bedeutung (2)

Teil 2) Nachtrag aus gegebenem Anlaß - 
Von Schlichtheit und von Primitivität



Der Versuch, den Unterschied zwischen em. P. Benedict XVI. und seinem Nachfolger am Stuhle Petri, P. Franziskus, nur mit Zielgruppenadäquanz zu erklären, ist infam und bösartig, weil es täuschen will. Der Unterschied zwischen McDonalds-Menüs und Haute Cousin liegt nicht im Preis, sondern in der anderen Küche, im anderen Inhalt. Denn die Kirche hat nicht hier Papphamburger, die zur Herzverfettung führen und deren im Industrietakt abgefertigte Konsumenten man mit propagandistischer Brechstange einredet daß das was sie da fressen "schmeckt" - und dort halt butterzarte Steaks Roumeau. Sondern ihr Wesen sind "NUR Steaks - aber dafür Steaks für alle". Allerdings muß jeder eben lernen, Messer und Gabel zu bedienen, denn darum geht es ja eigentlich in der Erlösungstat Christi - ums Ende des Fressens, an dem sich bestenfalls die Finanzmanager des Fastfood-Konzerns freuen. Das nennt man dann Pastoral. Wer zum Tisch des Herrn geladen, aber nicht dem Anlaß entsprechend adjustiert ist, wird nämlich wieder auf die Straße geworfen, wo er heulen und mit den Zähnen knirschen wird.

Spiritualität und Wahrheit sind keine Frage des "intellektuellen Niveaus", das jaja natürlich bei Ratzinger hoch ist, sondern des Herzens und der Sittlichkeit. Erst in dieser Kleidung erschließt sich die Gnade, ja nur sie sind der Weg zum Heil. Primitivität und Schlichtheit sind keineswegs dasselbe, sondern schließen sich aus. Es sind Kriterien verschiedenen Inhalts, keine arrogante Frage der Etikette. 

Nichts an obigen Aussagen Ratzingers ist "nur einem hochintellektuellen Publikum zugedacht" - sondern alles ist schlicht. Aber es ist tief im Geist gegründet, aus dem es nämlich fließt, Licht wird, in dem jedes einfache Ding der Welt zu leuchten beginnt. Nicht die kunstvoll gedrechselten Worte sind der Unterschied, worin der eine halt geschickter als der andere ist, sondern der Umstand, daß jemandes Worte an dieser dem Menschen nie erreichbaren, aber ihm offenstehenden Quelle des Einen, Ewigen hängen, sich von dorther nähren und beleuchtet werden, und deshalb nie widersprüchlich sein können, sondern immer im Einen zusammenlaufen. Wer den Tangenten der Lichtstrahlen im Kleinen folgt, kommt näher zum großen Licht, das die ganze Welt umwandelt.  

So wird die Welt in die Kirche hineingenommen, indem sie aus der VORSEHUNG Gottes heraus geordnet wird, und zu seinem ihm Höchstmöglichen - durch das menschliche Tun, in dem sich nämlich Erde und Himmel, Geist und Materia verbinden - gebracht wird.  

Unbegreiflicherweise kommt dieses Wort aber in Laudato Si, welches Schreiben sich angeblich mit Umwelt befaßt, nicht einmal vor. Dabei liegt ihr Thema genau, ja sogar NUR dort verankert! Denn wir haben weder das Klima zu retten noch die Welt vor Verschmutzung zu bewahren, und wir haben auch nicht die Armut zu beseitigen - wir haben zuerst in der Vorsehung Gottes zu leben. Dieser nachgerade "Aktualismus" als Lebenshaltung ist der Dreh- und Angelpunkt christlicher Umweltethik.*

Genau mit diesem verruchten Argument, daß nämlich Verzicht auf Inhalte, Simplifizierungen aller Art, der Weg zu einem volksnäheren Verständnis sei, hat man ja seit Jahrzehnten die Verkündigung auf einen dürren, unwirksamen Fetzen reduziert, dem die Inhalte längst fehlen. Auch Luther hat ja vorgeblich "nur vereinfacht", die Inhalte "volksnäher" gemacht. Das Ergebnis war eine andere Theologie, aus der alle nicht oberflächlich und mühelos durchschaubaren Inhalte hinausgeflogen waren. Und sieh da: plötzlich waren die Einzelaussagen NICHT mehr aus dem EINEN geordnet, und jeder hatte seine eigene Kirche und seine eigene Wahrheit.

Am oberflächlichen, wirren, oft genug in Einzelaussagen sogar definitiv unrichtigen und unwahren Gewäsch des Bergoglio-Papstes haben nur die Kirchenfeinde ihre Freude. So sehr sich der auch müht, irgendwelche nominalen Stehsätze der Wahrheit in sein Kartenspiel zu mischen, mit dem er so tut als bluffe er nur geschickt, als laufe auch bei ihm alles in Einem zusammen. Und dabei die ganze Welt für blöd verkauft, weil der Mensch immer die Tangenten sieht: Der Mensch sieht immer nur das Unsichtbare, sieht es aus und in der Wahrheit. Das Sichtbare bleibt ein unergründliches Geheimnis, dem man nur mit Ehrfurcht und scheuer Distanz begegnen kann. (Das ist auch die einzig ethisch zu nennende Grundhaltung der Umwelt gegenüber.)

Und ihre Häme wächst dabei zu sehen, wie sich mancher Katholik windet, um dieser Leere, in der der Kirche jedes Gewand heruntergerissen und sie zum Gespött der Welt wird, irgendetwas von Inhalt einzuflößen, um ihre selbstentfremdende Nacktheit phantasievoll wieder zu bedecken, um es in Selbst- und Welttäuschung als "dieselbe Weisheit" auszugeben. Sie merken gar nicht mehr, daß sie schon genauso lügen.

Und in genau diesem Geist der Gewalt - weil nicht sein kann, was nicht sein darf - behaupten manche, daß auch diese Ansprache Benedicts beweise (!), daß er und Franziskus "in einer Linie" stünden. Herrschaften - das Gegenteil ist der Fall, wenn auch durch die Blume der Schönheit und Diskretion (sie gehören zusammen) gesagt. Denn Benedict sagt klar und unmißverständlich und wörtlich (sic!), daß es nachdenklich stimmen sollte, daß EUROPA der Welt geistig-kulturell ... unendlich überlegen ist. Es ist eine christkatholische Kultur, die die Welt nicht einfach "relativ", sondern in ihrem Gesamtziel so maßgeblich zur Erfüllung gebracht hat, daß es höchste Zeit wäre, daß sich die Welt - DIE WELT - darauf besinnt, und - nach Europa blickt. Und dankbar annimmt, was HIER bereits erreicht wurde.

Und das ist die eigentliche, die stärkende, die in dieser Weltsituation des kulturellen Relativismus - wie sie auch Franziskus in LAUDATO SI nämlich verkündet, der da so tut, als sei ein Indianerstamm am Orinoco von demselben kulturellen Gewicht, ja als sei das immer auch "Kultur"² - sensationelle Botschaft des em. Papstes, der sich wieder einmal öffentlich zu Wort gemeldet hat. Das soll, ja das muß die Aufgabe der Pastoral in Europa sein und wieder werden. Denn HIER hat die Schöpfung eine Vollendung erreicht, die der ganzen Welt zum Vorbild und Maßstab dienen muß. 

Es gibt nur einen Weg des Menschen - und der ist der: die Umkehr zu Gott. Den gibt es nicht als wissenschaftliche Rationalität, oder in irgendeiner anderen Religion, vielleicht als geringeres Übel, das letztlich aber doch dem Gleichen und auf gleiche Weise dienen soll. Nein. Keine Religion erfüllt die Einkehr in die Vorsehung Gottes - außer dem Katholizismus, der deshalb auch "keine Religion" ist, weil er die existentielle Situation des Menschen und der Welt lückenlos umfaßt, also keine "Lehre" in dem Sinn ist. 

Denn im Grund aller Dinge - und damit sind wir bei der eigentlichen Aussage em. P. Benedict XVI. - wird alles von der Gnade und Kraft Gottes bewegt. Alles. Alles ist Wirkung der unendlichen Poesie. Weil alles aus dem Geist stammt. Und das ist die EINZIGE Haltung und Wahrheit, die den Menschen, die Welt mit Ehrfurcht behandeln weil begreifen läßt. Nur wer das begreift, denkt. Nur wer das begreift, spricht wahr. Wer nicht, vermag bestenfalls "Richtiges" aus dritter Hand zu erwähnen.


Dieser Gott ist realer, wirklicher, als der VdZ hier an der Tastatur sitzt, und Sie, geneigter Leser, der dem Text bis hierher gefolgt ist, und nun ausgiebigst in der Nase bohren. Denn er ist absolut real, er ist absolut wirklich. Kein Haar an unserem Kopf fällt, kein Blitz am Himmel zuckt, kein Wind weht und keine Polle befruchtet - ohne seinen Willen. Und wir öffnen diesem Wirken genau dann das Tor, wenn wir unsere eigene Machtlosigkeit begreifen.


Es braucht die Umkehr zu diesem persönlichen, dreifaltigen, sakramental im Mensch-Gott Jesus Christus Himmel und Erde verbindenden Gott. Seine Gestalt ist die Rettung. Sonst nichts. An diesem Ort des Atmens in Seinem Willen ist alles enthalten, ja nur von dort aus kann sich die Welt, die eine Welt des Menschen ist, in die Vorsehung Gottes wieder fügen. Dieser Ort ist ... die Taufe, die Firmung, die Eucharistie, die ... Kirche. Wer etwas anderes sagt, der lügt. Und wer diese Wahrheit der Welt vorenthält, verbricht sich an ihr und an Gott.

Was immer an realem Weltergebnis dabei herauskommt.


Morgen Teil 3) 
Fußnoten zu den Nachbemerkungen - Schränke ohne Tassen

 
 
*240715*