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Freitag, 3. Juli 2015

Wer also Sünder ist

Es ist natürlich der nächste Unsinn, aber wen wundert das überhaupt noch: Da hat der Papst jüngst wieder "Frieda's Problemecke" in "Bunte Schoaßerln zum Tag - Boulevard für die Blöden" mit Wortspenden beschickt, und prompt verkündet, daß sich getrennte Eltern doch respektvoll zueinander verhalten sollten, immerhin seien die Kinder die ersten Leidtragenden, und - jetzt kommt's! - wie kämen die dazu, an der Sünde ihrer Eltern zu leiden. 
 
Abgesehen davon, daß sich da zumindest Vieles von dem sagen ließe, was in jedem halbwegs fundierten Theologiekurs 1. Grundstufe durchgearbeitet wird. Aber während der Argentinier gerne einmal verlauten läßt, daß er keineswegs einen Homosexuellen verurteilen würde, "wer sei er denn" (eben: nicht der Papst? oder doch nur irgendein Bergoglio-Fuzzi?), wagt er es hier glatt: Eltern, die sich trennten, seien Sünder.*

Aha. Aber respektvoll sollten sie nach der Trennung sein. Also vollbringen, was sie in der Ehe nicht mehr vollbringen konnten. Jetzt aber - der Kinder wegen.

Nicht daß es an einer Trennung sehr wohl gewichtete Schuld geben könnte, daß es durchaus so sein könne, daß einer, und nur einer, die Ehe zerstört habe, sodaß eine faktische Gemeinschaft nicht mehr lebbar ist. Davon hat Bergoglio, für den sich die Welt und Wirklichkeit ohnehin nur in Phantasiewelten abspielt, noch nie etwas gehört. Nicht also, daß eine Trennung der Eltern das sinnvollste weil einzig mögliche Vorgehen sein könne, was die Kirche übrigens mit der uralten kirchenrechtlichen Anerkennung von "Trennung von Tisch und Bett" immer schon sah. Nicht also, daß es sehr wohl notwendig sei, die Kinder darüber in Kenntnis zu setzen, daß Schuld nicht in der Trennung an sich liege, sondern in dem Verhalten, durchaus nur eines der Partner, das dazu geführt hatte.

Davon alles keine Rede. Wie denn auch. Und dann glaubt der Argentinier auch noch, er habe nun einen wichtigen Beitrag zur Rettung der Welt geliefert, und spirituell der Welt die Tiefen der Geistigkeit eröffnet.

Ja, Tiefen sind es.

Lauter Medienbesoffene, wo man hinblickt.


(Nachtrag vom 25. Juni: Mittlerweile hat der Papst natürlich auch das schon gesagt, und verlauten lassen, daß es oft nicht nur besser weil unvermeidlich sei, sich zu trennen, sondern sogar moralisch geboten sein könnte. Also doch nicht "Sünde"? Wie üblich: Nachdenken vor dem Reden, in jedem Fall aber: erst reden. Irgendwas, wie es gerade kommt. Und möglichst im Laufe der Zeit alles - quantitativ - sagen, und wieder endlos korrigieren, weil gerade wieder etwas anderes daherkommt. Ach ja, das auch ... Im Endeffekt ist dann nichts angreifbar, und jeder kann sich aussuchen, was nun Sache ist. Nur: Gesagt ist damit eben nie etwas. So kann man den Subjektivismus natürlich auch befördern. 

Der einen kleinen Haken hat: denn Wahrheit braucht eine Fundierung in realen Personen, sie muß in personaler Autorität verankert sein. Und Personsein heißt wiederum: Hingespanntheit auf eine Rolle, eine Maske, einen ordo. Das ist das Wesen des Christentums, in dem eine Person die Wahrheit IST - Jesus Christus, der neue Adam, in dem die Menschheit gründet. Der nicht aus Jux oder pragmatischen Überlegungen einen Menschen zum Stellvertreter eingesetzt hat, und in jedem Priester sakramental "in persona Christi" handelt. Nicht als bloße Idee, nicht als gnostische "Lehre", nicht als Moralkonstrukt, und nicht als diffuse irrationale Religiositätsgefühligkeit. Denn es geht um Erlösung, und die ist ziemlich real. Daß das seit dem liturgischen Umbruch seit dem Zweiten Vatikanum ff. entweder völlig vergessen, oder in Utopismus und Befreiungsteheologie hier, in Erlebensaffektationen dort degeneriert ist, wundert allerdings nicht. Man erlebt es ja am Papst, der keine Mitte findet.)


*So nebenbei: Beieinanderbleiben um jeden Preis ist keineswegs Merkmal einer christlichen oder gelungenen christlichen Ehe. Denn dort, genau dort, wie bei jedem Akt des Christen, geht es um Treue zum Wesen einer Sache, nicht um faktische Fruchtsimulation. Zusammenzubleiben schaffen auch unverheiratete Atheisten, die es sich bequem einrichten in der Welt der Geficktheiten, Hauptsache die Zweckvorteile stimmen, und zu faul sind, sich zu trennen. Oder ist ein Sack, den man in die Ecke stellt, nun auch schon treu, weil er sich nicht bewegt?


*030715*