Ein interessanter Gedanke, der da in der Frankfurter Allgemeinen auftaucht. Der am Beispiel Tunesien dem Phänomen nachgeht, daß sich zunehmend Terroraktivitäten bemerkbar machen, die von Einzelpersonen ausgehen, die man gar nicht "der" IS als Organisation oder organisierte Bewegung zuschreiben kann, auch wenn das wechselseitig dann passiert. Der islamistiische Terrorismus scheint vielmehr in eine neue Phase zu treten - als psychosoziales Einzelphänomen. Denn die Zahl der Einzeltäter, die "Alahu akbar" rufend ein vorgeblich antiwestliches (=antiamerikanisches) Blutbad anrichten, aber keinerlei Organisation zugehören, mehrt sich auffällig.
Das ist deshalb interessant, weil der Islam von Anfang an von starkem sozialpsychologischem Impuls getragen war, wenn nicht überhaupt daraus entstanden ist. H. Belloc ist nicht der einzige, der das so sieht. Eine Bewegung der Unterprivilegierten, der Unterlegenen, der Arianischen Christen als schwache, unterlegene, unter Rechtfertigungsdruck stehende, weil minderheitlich* abweichlerische Brüder des orthodoxen katholischen Glaubens. Die sich aus ihrer geistigen Widersprüchlichkeit (die der Arianismus ist) durch willentliches, moralisch übersteigerndes Elitebewußtsein in ein Ich-Bewußtsein steigern, das allem sonst überlegen ist. Was zur Gründung einer eigenen, in seinem Rigorismus bislang ungesehenen Religion - dem Islam - führte.
Ein Impuls, der im späteren Protestantismus (v. a. in Calvinismus bzw. Puritanismus) erneut zu studieren ist. Sodaß sich in der Gegnerschaft USA und Islamismus auf eine Weise zwei überaus ähnliche Archetypen seelischer Grundmotive, mit ähnlich gelagertem Sendungsbewußtsein, zeigen.
*Entscheidend für das Selbstgefühl von "Minderheit" ist nicht eine wirkliche quantifizierbare Angelegenheit, sondern ontologisch abhängig von der Position dem Sein gegenüber. Deshalb werden sich viele abweichlerische, reformatorische oder rebellische Bewegungen IMMER als Minderheit fühlen und sich so verhalten, und seien sie mengenmäßig tausendfach überlegen.
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