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Donnerstag, 16. Juli 2015

Nur noch Anwendung

In diesem Vortrag des Wiener Quantenphysikers Anton Zeilinger wird nun darauf eingegangen, daß auch das Licht - ein Quantum, also Materie, die zugleich die Eigenschaften einer Welle (Broglie!) hat - ein Verhalten zeigt, das eher davon ausgehen läßt, daß auch dem licht eine "idee" zugrundeliegt. Wenn durch zwei Spalte nebeneinander nur EIN Photon (Lichtteilchen) gesendet wird, so zeigt sich dennoch an BEIDEN die Inferenzerscheinung, als wären durch beide (physische) Lichtquanten - also: Wellenerzeuger, denn Interferenzen sind Wellenerscheinungen - gegangen. Genau das hatte übrigens Einstein bestritten.

Zeilinger beschreibt u. a. den Zufall im atomaren Geschehen. Wobei er nur meinen kann, daß es sich im physikalischen Bereich nicht erklären kann. Man nehme einen "Klumpen" Radium. Das mit einer "Halbwärtszeit" zerfällt, daß heißt: daß in einem gewisssen Zeitraum die Hälfte der Atome zerfallen ist. Nur ist es nicht so, daß wir nur (noch) nicht wissen, wann welches Atom zerfällt, sondern dieser Zerfall hat keine Ursache. Auch dagegen hatte sich Einstein mit seinem berühmten Satz "Gott würfelt nicht" gewehrt. Auch darin hatte er aber Unrecht. Es gibt einzelne Ereignisse, die man nicht mehr nach (physikalischem) Ursache-Wirkungs-Prinzip erklären kann.

Einstein ging davon aus, daß es eine vom Menschen unabhängige, "objektive" Wirklichkeit gebe, die von Kausalgesetzen zu beschreiben sein muß. Derselbe Einstein mußte aber 1935 feststellen, daß sich Quantenereignisse in Korrelation zur Beobachtung eines Ereignisses verhalten. Zeilinger beschreibt das mit dem "Zusammenstoß zweier Billardkugeln". Sie zerfallen, und ein Teil fliegt in eine Ecke. Das weiß aber die Billardkugel selber nicht, es gibt dafür keine Kausalität, es ist kein Gesetzt, gewisermaßen, das in der Kugel oder am Tisch liegt. In dem Moment aber, wo sich das ereignet, liegt der andere Teil der zerfallenen Kugel - am gegenüberliegenden Ende. "Spukhafte Fernwirkung," sagte Einstein.

Später entdeckte man aber, daß es eine "Verschränkung" der (Zerfalls-)Teile gibt. Sie reagieren also gewissermaßen als "Teile eines Ganzen" (Interpretation vom VdZ), und reagieren in einer dem sie zuerst (zu einem Etwas, einer Kugel) integrierenden Ganzen zuzuordnenden Eigenschaftlichkeit, die unabhängig ist von Raum und Zeit. Darauf baut die heute so dominierende Quantenphysik der Verschränkung und "Informationsübermittlung" (als neue Computertechnik) auf. Damit ist Information nämlich ohne physische Leitung übertragbar, solche Computer sind also "absolut sicher". 

Denn damit ist ein Übertragungsschlüssel dem Zufall überlassen, und damit niemandem bekannt - nicht einmal dem Quant (in seinem übertragenen/zusammengehörigen Zustand hier und am anderen Ort), das über seinen künftigen Zustand selber nichts "weiß" (er ist nicht absehbar, weil a-kausal). Wird der Schlüssel, der über ein "geteiltes" Photon (s. o.) übermittelt, abgelesen, so ist er deshalb völlig sicher, weil die Polarisation (aus der der Entschlüsselungseigenschaft abgelesen wird) erst im Moment des Ablesens - vom Abmessenden abhängig! - erkennbar wird. Würde jemand die Leitung "knacken", sich einschalten ("hacken"), würde sich sofort der Zustand der Quanten ändern. Gleichzeitig - und das ist die philosophisch interessanteste Feststellung - hat das "Original"Photon, der Sender gewissermaßen, seine Eigenschaft verloren, eben: teleportiert. Der Empfänger (das empfangene Photon) ist zum Original geworden.

Information ist wichtiger als der Körper, sagt Zeilinger deshalb. Sie bildet die Substanz des Materialen. Das ist ein Schlüsselsatz auch der Anthropologie, der Metaphysik. Denn es zeigt sich ja im Körper, das sagt Zeilinger schon richtig: Jede Zelle wird ständig modifziert, stirbt, wird ersetzt, und trotzdem bleiben wir "wir selbst".

Simpel formuliert: Ein Quantencomputer kann viele Informationen, die die heutige, elektronisch-elektrische, aber lineare Zustandstechnologie nur nacheinander abarbeiten kann, gleichzeitig verarbeiten. Sein Output ist lediglich davon abhängig, was man abfrägt. Entsprechend ändert sich sein Zustand der Information.

Der VdZ ist sehr offen: Er hält von Zeilinger wenig. Er hinkt der Philsophie um 500, um 1000 Jahre nach, und gerade im 20. Jhd. hat sich (v. a. in der Phänomenologie) ein ganz neues, noch klareres (weil im Kairos stehendes, also heute, historisch verstehbares) Verständnis des Menschen gerade in seiner Veränderung herausgebildet. Das alles scheint Zeilinger nicht zu kennen, zu wissen. Seine Fragestellung ist deshalb typisch: Die Quantencomputer würden die synchrone Vernetzung noch weiter steigern, was Zeilinger nie hinterfrägt. Insofern ist die von ihm mitentwickelte Technolgie tatsächlich ein "Quantensprung". Der aber die Verschränkung des menschlichen Denkens noch weiter - und zwar wirklich deutlich - vorantreiben würde. Damit sind wir bei Zeilinger bei einem Proponenten des Mythos des Internet, ja bei einem Produkt dieses Mythos aus "Allgeist", der sich in Information (als eigentliche menschliche Ressource, ja als eigentliches menschliches Sein) äußert. Ein dramatisches, nominalistisches Mißverständnis von Vernunft, von Vorsehung, von Idee überhaupt.

Derselbe Grund also, weshalb derselbe schon lange als Nobelpreiskandidat gehandelt wird. Zeilinger forscht nur an Anwendungen, die er nicht zu begreifen trachtet, dafür fehlt ihm das prinzipielle Denken, sondern nur - zu beherrschen, anzuwenden sucht. Zeilinger bleibt völlig innerhalb der Phänomene, die ihr Ziel aus sich selbst generieren - das ist eben Technizismus. Sobald er hierin weitere Durchbrüche hat (v. a. sobald dieser Technizismus gefährdet scheint; das Nobelpreiskomitee entscheidet ja schon seit vielen Jahren nach gesellschafts-politischer Notwendigkeit, nicht nach geistiger Größe) wird er deshalb mit den Nobelmillionen und -autoriatismen überschüttet werden. 

Derselbe Grund also, weshalb er schon heute als Zampano der österreichischen Forschungslandschaft - die die Politik (wo es nicht einen Kopf mit geistigem Profil mehr gibt, dser noch in großem, handfestem Denken verankert wäre) zu vielen vielen und gar hunderten Millionen bewegt - gehandelt wird. Aus Österreich kommen aber nur noch Mechanisten, Materialisten, Physizisten, darum sind sie zunehmend selbst in den USA erfolgreich.

Blinde, Anwendungsdressierte. Folge der Bildungspolitik seit Jahrzehnten. Heute wird hierzulande sogar Medizinstudenten "human skills" per schriftlichem Test nachzuweisen abverlangt - auch human skills sind ja Teil der Technik, in die sich Welt in der Moderne auflöst. Zeilinger versteht sich aus vielen seiner Äußerungen heraus genau so: Wir wissen viel, aber wir wissen nicht wovon, und wofür. Aber die Geschichte der Technik hat ja gezeigt, daß es schon welche geben wird, die es nützen.









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