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Freitag, 17. Juli 2015

Der dankbare Tod der Bienen

Man nehme ehrgeizige Jungpolitiker, gerissene Bauern, und sensationsgierige NGOs, mixe sie, würze anschließend mit einem deutlichen Schuß dankbarer und antikapitalistischer Schuldmythen, ignoriere ausreichend widersprechende Fakten und Tatsachen, verschweige dazu einige Auswirkungen des Ökologismuswahns, und schon hat man ... eine falsche These samt medialer weil gut verwertbarer Hysterie über das Bienensterben samt einem europaweiten Verbot von Neonicotinen, einem Beizmittel für Saatgut, die das eigene Versagen elegant ausblendet. Das so gut wie nichts beheben, aber alle zufrieden nicken lassen wird - ohne etwas zu ändern.

Auf diesen einfachen Nenner läßt sich die Geschichte bringen, die in den letzten Jahren den um die lieben Bienchen besorgten Europäer ins Bild setzte: Schuld sind wieder einmal die raffgierigen Chemiekonzerne! Freilich nicht in den USA, denn denen waren die Beweise für die in Europa so fest behaupteten Zusammenhänge einfach um eine Potenz zu dünn. Seither hat es der amerikanische Honig am hiesigen Markt noch leichter. 

Der ohnehin immer weniger Honig produziert. Aber nicht, weil die Bienen an Neonicotinen krepieren, sondern an der Varroa-Milbe, an den großartigen Bekämpfungsmitteln dieser Bienenvampire. Die dann natürlich auch die Resistenz gegen andere Faktoren deutlich senken.

Oder an schlichter Gemeinheit. 20 % der an Giften verstorbenen Bienen sind schlichtweg Anschlägen neiderfüllter Genossen, oder ganz simplen anderen Fehlern - etwa Imprägnierungsmitteln für das Holz der Bienenstöcke -  zu verdanken.

Und dann sollte man, bewertet man den Rückgang der deutschen Bienenvölker (von dereinst 1.100.000 auf mittlwerweile knapp 700.000), daß seit dem Fall der DDR (die die Imker großzügig unterstützte) die Bienenhaltung, die ja hierzulande kaum rentabel ist, drastisch zurückgegangen ist. Von einem "Hobby der Pensionisten" spricht man in Deutschland sogar. Wo die klimatischen Verhältnisse mit ihren kurzen Blüh- und Vegetationszeiten noch nie mit den üppigen, weit bienenfreundlicheren Bedingungen Amerikas mithalten konnten.

Dennoch wird steif und fest behauptet, schreibt EU.L.E in einem lesenswerten Artikel, daß es die Neonicotinoide* seien, die den nützlichen Tierlein den Garaus machen. Aber die Beweislage ist nicht nur denkbar dünn und alles andere als wissenschaftlich seriös, sondern es ist sogar zu befürchten, daß durch das Ausweichen auf andere, ältere Pflanzenschutzmittel (auch solche der "Bio"-Schiene, denn auch das sind natürlich Gifte) der Schaden weiter ansteigen wird. Zu dem Umstand dazu, daß viel naheliegendere, recht deftige und hausgemachte Gründe für den Bienentod nach wie vor ignoriert werden. Warum das behauptet werden kann, und vor allem: wie es zu dieser Hysterie kam, liest sich in diesem Artikel schlüssig, spannend wie ein Krimi, und glaubwürdig.



*Neonicotinoide sind eine Weiterentwicklung eines alten Hausmittels: Dem Einlegen von ein paar Zigaretten in ein Wasserbehältnis. Die so entstehende Brühe wurde dann aufgesprüht, und war gegen Pflanzenschädlinge höchst effektiv. Aber sie war auch für den Menschen gefährlich, denn Nikotin ist - konzentriert aufgenommen, etwas wenn ein Kind eine Zigarette lutscht - ein starkes Gift. Also ging man auf das Beizen über, bei dem der Same mit nikotinhaltigen Mitteln imprägniert wird. So nimmt die Pflanze das Gift in seine Säfte auf, trägt es nicht mehr außen, was Schädlingen,die sich von ihren Säften ja ernähren, so gar nicht behagt. Ist sie ausgewachsen, hat sich dieses Gift dann so verdünnt, daß es für niemanden - auch nicht für Bienen - noch schädlich ist. 

Es gab in Deutschland nur einen wirklich großen Unfall mit Neonicotinoiden, der auch für die dortigen Bienen katastrophal war. Und der passierte im Rheinland, wohin traditionell viele Bienen aus ganz Deutschland aufgrund des milden Klimas zu Zwecken der Vermehrung und Aufzucht temporär hinverfrachtet werden. Aber der passierte, weil das Beizmittel falsch angewendet und in großem Stil am Boden ausgesprüht worden war. So verbreitete es sich durch Bodenstaub und direkte Giftwolken, und trat nun in viel zu hoher Konzentration auch in Blüten und Feuchtigsquellen der Bienen auf. Es gibt ansonsten keine einzige wissenschaftlich seriöse Studie, behauptet die Verfasserin des o. a. Artikels, die einen Zusammenhang zwischen dem Bienensterben in Europa und Neonicotinoiden belegen könnte.  Abgesehen davon, daß bei der Saatausbringung (im Herbst) die Bienen sich in ihre Bienenstöcke bereits für den Winter zurückziehen.

Übrigens ist einer der Gründe für dessen verstärkten Einsatz in den Monokulturen der sogenannten "Bio-Ersatzstoffe" für Treibstoffe und "nachhaltige Energiegewinnung" zu suchen.


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Auch dieser Fernsehbericht des SWR bleibt ausgewogen. So einfach ist es  nicht. Das Bienensterben hat wohl vielfältigere Ursachen als Neonicotinoide.









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