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Sonntag, 23. Oktober 2016

Unter der Drohung der Einsamkeit

"Je stärker die gesellschaftlichen Bedingungen (der Bevölkerungen in Demokratien, Anm.) sich einander angleichen, desto größer wird die Zahl der Individuen, die zwar nicht mehr reich und mächtig genug sind, um einen großen Einfluß auf das Schicksal ihrer Mitbürger ausüben zu können, die aber hinreichend Bildung und Güter erworben oder behalten haben, um sich selbst zu genügen. Sie sind niemandem etwas schuldig und erwarten sozusagen von niemandem etwas; sie gewöhnen sich daran, sich immer nur in ihrer Isolierung zu betrachten, und stellen sich gern vor, daß ihr Schicksal nur von ihnen abhänge.

So sorgt die Demokratei nicht nur dafür, daß ein jeder seine Ahnen vergißt, sondern sie verbirgt ihm auch die Nachfolger und entfremdet ihn auch seinen Zeitgenommen; ständig wirft sie ihn auf sich selbst zurück und droht, ihn gänzlich in die Einsamkeit seines eigenen Herzens einzusperren."

Alexis de Tocqueville, "Demokratie in Amerika" (ca. 1830)


Was Tocqueville hier für den Staat schreibt, gilt analog uneingeschränkt für jeden sozialen Organismus, dem seine hierarchische Struktur genommen wird. Nicht zuletzt, ja vor allem - von der Familie, die der sozialistische Sozialstaat als verfeinertes Instrument des Demokratismus als Tyrannei der Mehrheit direkt und nachhaltig zerstört hat.




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