Nunmehr ist einer der letzten direkten Zeugen der Zeit des Hitlerismus gestorben - mit 96 Jahren, nach längere Krankheit, starb Hitlers Leibwächter (bzw. einer davon), Rochus Misch. Die Presse berichtet davon.
Nunmehr erregen sich einige Leser des Mediums, daß Misch geäußert habe, daß Hitler ein "ganz normaler Mensch" gewesen sei. Mit Freundlichkeiten und Eigenschaften, wie sie jeder hätte. Wie könne man angesichts eines derartigen Monsters von "Normalität" reden?
Der übliche Mechanismus. Gegen Hitler zu sein heißt automatisch, ein guter Mensch zu sein. Und das Böse trägt Larve und Hörner und stinkt nach Schwefel, sofort zu erkennen.
Tja, Herrschaften, wäre eben alles so einfach, als würde ein Zeit ihre Dämonen kennen. Sie tut es nicht. Sie schafft sie aus ihrer Natur heraus. Immer. Immer! Die schlimmsten Dämonen sind immer jene der Üblichkeiten. Keine Zeit hat je ihre wirkliche Scheußlichkeit zu ihren "Lebzeiten" erkannt.
Jede Wette aber: In dreißig, mag sein in fünfzig Jahren, werden DIESELBEN Menschen vor dem historischen Tribunal stehen, die heute meinen, die Welt retten oder verbessern zu können oder zu müssen. So wie jene des Hitlerismus, des Kommunismus, der französischen Revolution usw. usf. Zahllose Poster, zahllose Mitläufer, die heute meinen, ihre Stiefel an fremden Zeiten und fremden Vergehen glänzend reiben zu können, werden dann als die Schweine und Verbrecher der Gegenwart vor Gericht stehen. Die Worte der Verteidigung werden DIESELBEN sein: Wir haben es nicht gewußt. Wir haben es nicht geahnt. Wir haben nicht anders können. Es war alles normal.
So manche "Normale" zu notieren macht also durchaus Sinn. Sie werden morgen vor Gericht stehen, mit absoluter Gewißheit, und buchstäblich oder im metaphorischen Sinn gehenkt werden. Wie 1945. Aber auch nicht jeder, der "gegen die Gegenwart" ist, wird dann ein Gerechter sein.
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