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Sonntag, 14. April 2013

Unübersetzbarkeit

Der Verfasser dieser Zeilen entnimmt den Zugriffsdaten, die der Blogträger (google bzw. blogspot.com) automatisch liefert, daß Artikel immer wieder in andere Sprachen durch Inanspruchnahme von Übersetzungsprogammen "übersetzt" werden.

Er gesteht offen, daß er davon abrät. Denn diese Sprachprogramme gehen vom Wort aus, woher auch sonst. Aber das Wesentliche, das in einem Text dargeboten wird, ist nicht die Konstellation von Worten. Am ehesten kommt es noch in den Namen zu dieser unlösbaren Verbindung von Geist und Wort.

Sprache selbst aber ist nur hinweisend, ist und bleibt menschliches Konstrukt, das aus einem viel tiefer liegenden Grund - der Darstellung der Herkunft des Menschen, dem Logos, dem Sinn, dem "Wort" das Gott IST und aus dem der Mensch kommt - in die Welt gesetzt wird. Sein Träger ist der Geist. Insofern ist es aber auch eine Verkennung von Sprache, wenn man sie als bloß relativ betrachtet. In der Sprache bindet und findet sich nämlich damit auch die Erfahrung der Vorväter, auf der wir selbst beruhen. Demütiger, gehorsamer Zugang zur Sprache ist also immer geboten und notwendig, will man überhaupt erkennen.

Dieser Geist aber ist durch Übersetzungsprogramme niemals erfaßbar. Er ist und bleibt menschlichen Ursprungs. Dieselben Worte, nur in anderer Konstellation, ergeben deshalb einen völlig anderen Sinn. Geht man von Worten - in der "Übersetzung" - aus, wird der Sinn zufällig, oft kaum noch erfaßbar, erkennbar, und damit "einatembar".

Wirkliche Übersetzungen, die Beherrschung einer Fremdsprache, kann deshalb nur vom Geist des ursprünglichen Verfassers ausgehen. Diesen muß der Übersetzer finden und erfassen, und aus diesem Geist heraus in seine eigene bzw. die Zielsprache transformieren. Jeder, der eine Fremdsprache spricht, mehr oder weniger beherrscht, wird an sich selbst erfahren, daß sein Ausgangspunkt in der Übersetzung in eine dieser Sprachen ein Zu-Sagendes ist, ein Geist, der unabhängig von den Worten existiert, den er mit dieser anderen Sprache aber darzustellen versucht. Nur, wenn er von diesem lebendigen Geist ausgeht, wird er je diese Fremdsprache "sprechen". Niemals, indem er ihre Grammatik technisch rekonstruiert. Denn Grammatik führt sich selbst bereits auf den Geist eines Zu-Sagenden zurück, ist insofern keinesfalls unabänderlich, sondern summierte Beobachtung lebendigen Sprachgebrauchs.

Das Gesagte wird illustriert vom Beispiel der Ironie, die einem Übersetzungsprogramm völlig verborgen bleiben muß. Wo mit einer expliziten Aussage etwas ganz anderes gemeint ist. Literatur, Poesie, Kunst ist oft deshalb überhaupt nicht übersetzbar, und wenn mit mehr oder weniger beträchtlichen Verlusten, kann überhaupt nur als Nachdichtung funktionieren, wo von einem Geist ausgegangen wird. So gut wie immer wird sie zu einem neuen Werk. Während die Übertragung von technischen, rein sachbezogenen Texten meist gut funktioniert, reduziert man die Erwartungen auf gewisse technische Eckdaten.* Die aber dennoch nie die Fülle einer Information in eigener Sprache erreichen kann. Anderseits die Inhalte der eigenen Sprache bei weitem übertreffen kann: Es bestehen ganze Bibliotheken in der Auslegung bestimmter Worte der antiken Philosophie. Und wie erst zeigt das die Heilige Schrift.**

Die Transponibiltät in andere Sprache ist der sicherste Hinweis, daß sich die Menschen auf der ganzen Welt auf ein und dieselbe "ganze" Wirklichkeit beziehen. In ihren Sprachen zeigt sich lediglich der unterschiedliche Zugang, die Charakteristik ihrer regionalen Kultur. Zeigt sich auch, in welchem Maß ihre Kultur das "Ganze" überhaupt zu bergen vermochte.***

Das einzige, was ein Übersetzungsprogramm zu leisten vermag, ist deshalb simple "Information", simpler Datentransfer. Aber das ist nur ein kleiner, und in der Regel (je nach Textcharakter) sogar der unwesentlichste Teil eines gesprochenen und in Schrift transformierten Textes. Der Zugang zu Texten wie in diesem Blog vorfindbaren wird solchen technischen Diensten immer verwehrt bleiben. Wer deshalb hier mitlesen möchte, muß sich bequemen, die deutsche Sprache zu erlernen, um so am Geist eines Geschriebenen teilhaben zu können. Vor allem der durch Menschen anderer Kulturkreise, anderer Sprache erwartbare erweiternde, andere, überraschende Aspekt ihrer Sichtweise kann sich erst dann offenbaren.




*Eine Fülle von Faktoren wären dazu noch anzuführen. So die Entwickeltheit einer Sprache, die Inkulturation von Fremdworten und ihr Zusammenhang mit geistigen Inhalten, die Differenz von Kulturen, Ländern, Geist, und die Differenzen in der Entwicklung von Kulturen überhaupt, die z. B. Gefälle ergeben, wo eine höherstehende Kultur Texte einer tieferstehenden sehr wohl übersetzen kann, der umgekehrte Weg aber gar nicht möglich ist.

**Das ist ein wesentlicher Aspekt der Bewahrung Heiliger Worte in ihrer Originalsprache. Kein simpler Konservativisums oder die praktische Überlegung der Nützlichkeit einer "universalen" Sprache also (wie das Esperanto gedacht war, das es trotz gewaltiger Erwartungen udn Bemühungen nach dem 2. Weltkrieg defacto heute nicht mehr gibt) trägt die Forderung des II. Vatikanums, das Latein als liturgische Sprache zu bewahren.

 ***Vielfach ist deshalb ein romantisierendes Mißverständnis der Sprachen von primitiven Völkern zu erleben. Umgekehrt wird das antike Griechische bedauerlicherweise heute völlig unterschätzt. 






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