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Donnerstag, 6. Dezember 2018

Realität schlägt Dampfplauderei

Da lobe man sich doch die Tiroler. Kein Wunder, daß sie erst in den 1970er Jahren (tatsächlich!) Österreich "beigetreten" sind, also die entsprechenden Beschlüsse durch den Landtag geschickt haben. Vorher also gar nie bei "Österreich" waren, könnte man sagen. 

Denn der Präsident des Österreichischen Schiverbandes beweist den berühmten Realitätssinn der verwurzelten Menschen. Und der ÖSV ist ja beileibe nicht ein erfolgloser Verein, wie wohl auch den bundesdeutschen Lesern einleuchten wird, denn die Erfolge der österreichischen Wintersportler sind keineswegs der Größe des Landes, das sie vertreten, proportional. Damit mußt da schon einige Wirklichkeit erkannt worden sein, denn zwar kann Erfolg nicht "gemacht" werden, aber er wird nur, wenn es möglich ist, also die Wirklichkeit zusammenstimmt. Oder wie heißt es so schön? Die Gnade braucht auch einen Andockplatz, damit sie zum Wunder werden kann. Oder, wie es der Pratersternsüffelant ausdrückt: "Von Nix kummt nix."

Dieser Herr Peter Schröcksnadel, nebenbei noch Unternehmer, hat nun in einer Bemerkung, die die Kronen Zeitung für mitteilenswert hielt, über den Klimawandel gesprochen. Und in seiner bekannten Launigkeit gemeint, daß er sich nicht davor fürchte. Denn die Forscher können sich sehr wohl verrechnet haben. Ihre Prognosen stimmen jedenfalls nicht. Und daß ein Sommer warm ist, wie der heurige, freue ihn doch, was wäre daran schlecht? ER lasse sich doch nicht vom Wetter, von Einzelereignissen irritieren? Daß Mitte Oktober in Kitzbühel der Schnee für den Beginn der Schi-Trainingssaison aus Speichern aufgebracht werden müsse, weil - unüblich für diese Zeit - kein "natürlicher" Schnee vorhanden sei? Ach, meint der Waschbär, was ist daran ein Problem? Ist doch alles mal so, mal so. Für den Tourismus wäre das freilich unvernünftig, jetzt Schnee händisch auszubringen. Für die Trainings ist es aber in Ordnung, man zahlt ja dafür. (Anmerkung: Der ÖSV gilt als einer der reichsten Sportverbände in Österreich. Denn er wird aus den Kassen der Hersteller von Wintersportgeräten finanziert, und diese Industrie ist in Österreich noch recht gut unterwegs. Der VdZ kann sich nur noch dunkel daran erinnern, aber als Hermann Meier in Japan seine legendäre Goldmedaille in der Abfahrt errang, trotz spektakulärem Trainingssturz und daraus erfolgter schwerer Oberschenkelprellung, verkaufte sein Ausrüster binnen zweier Wochen alleine in Japan und den USA zusätzlich zum sonstigen Absatz 20 Millionen Schibretter. Und das nur in diesen beiden Ländern!)

Wir haben vor geraumer Zeit übrigens an dieser Stelle über eine seriöse Langzeituntersuchung an den Schneefällen und Schiwintern in den Tiroler Alpen gesprochen. Vertrauenswürdig, weil es hier um handfeste Interessen geht! Welcher Trottel würde in Tirols Schisport investieren, wenn dessen Ende am Fensterbrett liegt? Diese Untersuchungen bringen das Ergebnis, daß sich nix, aber wirklich gar nix geändert hat. Außer daß ... die Sommer wärmer weil reicher an Sonnentagen, aber die Winter schneesicherer und kälter werden. Heute kann man in Tirols Spitzengebieten sogar um 50 Tage länger Schi fahren als noch vor 30 Jahren.

Und mit dieser Haltung ist der ÖSV-Präsident nicht alleine, allen verbalen Plaudereien zum Trotz. Denn wie drückt es Schröcksnadel in einem Interview mit dem Trend aus? "Ich habe schon oft gesagt, daß ich jedes Schigebiet kaufe, das mir einer anbietet, weil er sich vor dem Klimawandel fürchtet. Aber es will einfach keiner verkaufen."  Tja, so manche haben wohl erst dann Realitätssinn, wenn es um ihr Geld geht.

Ach, Tirol ... es wäre vieles so einfach.





*191018*